Wie soll ich mich am besten verhalten?

  • Hallo!

    Ich habe mich gerade erst hier angmeldet weil ich auf der Suche nach "Tips" und Hilfe bin. Ich habe einen wunderbaren Freund, der meiner Meinung nach jedoch ein Alkoholproblem hat. Ich habe das schon seit ein paar Monaten vermutet, doch vor zwei Wochen sind wir zusammengezogen und als ich nach einer Woche dann gesehen habe, dass zwei leere Rumflaschen irgendwo in einem Schrank standen, gingen die Alarmglocken an. Das war nämlich der Teil, den ich nicht gesehen habe. Die paar Bierchen und Weine habe ich ja mitgekriegt, aber das auch noch???

    Ich habe dann direkt mit ihm gesprochen und gesagt, dass ich mir ernsthaft Sorgen darüber mache. Er sagte, er habe das jetzt gehört und verstanden. Okay, dann mal sehen, was daraus wird... Weihnachten habe ich dann festgestellt, dass direkt morgens schon Brandy getrunken wurde. Da habe ich mich erstmal geschockt zurückgezogen, um das zu verdauen. Später kam mein Freund dann auf mich zu und fragte, was los sei. Wir haben also darüber gesprochen und er sagte, er mache sich auch Sorgen. Alles laufe so gut im Moment, er sei so glücklich über unsere Beziehung (seit 8 Monaten sind wir zusammen) und unser neues Heim. Das möchte er auf keinen Fall verlieren. Aber das alles hat scheinbar auch nicht gefruchtet, denn heute habe ich zufällig Kassenbons gefunden, auf denen dann mal eben wieder hochprozentiges drauf war...

    Ich bin mir so unsicher, wie ich das alles am besten angehen soll und hoffe auf hilfreiche Hinweise, denn ich glaube, dass er die Kurve kriegen kann und es noch nicht so schlimm ist.

    Stefka

  • Hallo und ein gutes, gesundes Jahr 2007!

    Vielen lieben Dank für eure Ratschläge. Ich habe zwischenzeitlich nochmal mit meinem Freund gesprochen und es ist ihm auch klar, dass es da ein Problem gibt. Zuerst sagte er, dass er ja nur hin und wieder das Problem hätte, den Konsum nicht kontrollieren zu können. Setzte dann aber direkt hinzu, dass es ja sobald man hin und wieder ein Problem hätte, insgesamt ein Problem gibt. Soweit ich das sehe, versucht er, ehrlich damit umzugehen und nicht alles runterzuspielen.

    Ich habe jetzt sämtlichen Alkohol aus dem Haus gebannt (weggekippt) und auch klar gestellt, dass es hier keinen mehr gibt.

    Auch wenn es schwer ist, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das hinkriegen werden. Ich habe (abgesehen von dem Alkoholproblem) noch nie eine so wunderschöne Partnerschaft gehabt. Wir beide sind uns da einig, dass es genau das ist, was wir immer gesucht haben. Und keiner von uns beiden will das verlieren oder aufs Spiel setzen. Und da das Thema ja auch schon offen im Gespräch ist, denke ich , dass wir durchaus Aussichten auf Erfolg haben.

    Ich wünsche euch allen auch alles Gute weiterhin. Nie den Mut verlieren. Ich finde es toll, dass man hier eine Stelle hat, wo man Hilfe kriegen kann.

    Stefka

  • Hallo Stefka,

    es nicht die lösung, wenn du den alkohol wegkippst. wenn er nicht von dem teufelszeug wegkommt, wird er anfangen heimlich zu trinken. alkoholiker haben da die besten verstecke. klarer in wasserflaschen getarnt etc. dann geht das lügen los. ich hab nichts getrunken und man gerät in totale verzweiflung, weil man nicht mehr weiss, ob man dem alkoholkranken glauben soll oder sich selbst.

    also ich will jetzt nicht den teufel an die wand malen. hoffe natürlich auf das beste für euch und dass du konsequent bleibst.
    gruß apfel

  • Hallo Stefka...

    Dein Freund muss sich darüber im klaren sein, dass ser sich nur eine "gute alkoholfreie Basis" aufbaut, wenn er sein Problem nicht schönredet, es ernst nimmt. Der nächste Schritt wäre mit diesem Problem professionelle Hilfe aufzusuchen (Hausarzt, Entgiftung, Therapie...).

    Wie Karsten es in den Benutzertips für dieses Forum beschreibt ist jedes Alkoholproblem individuell und der größte Fehler ist es, den Ernst der Lage herunter zu spielen. Es gibt kein großes oder kleines Problem mit dem Teufel Alkohol... Das Problem an sich muss ersteinmal akzeptiert werden.

    Mein Mann ist trockener Alkoholiker, meine Mutter ist schon so lange wie ich mich erinnern kann abhängige Alkoholikerin und mein Vater starb vor fast 10 Jahren an den Folgen seiner Sucht... Meinen Mann kenne ich allerdings "nur" als trockenen Alkoholiker, und ich bin ganz ehrlich das ich froh darüber bin, ihn nicht in seinen nassen Zeiten kennengelernt zu haben...

    Er hat es erst geschafft endgültig vom Alkohol los zu kommen, nach einem Selbstmordversuch, einer Langzeittherapie, einem schweren Rückfall (der sich über mehrere Jahre hinwegzog), einen damit verbundenen schweren Autounfall (bei dem er selbst zum Glück heil davon kam, allerdings seinen Lappen abgeben musste...), einen schweren Autounfall unter Alkoholeinfluss (bei dem er selbst zwar nicht beteiligt war, ABER), bei dem sein Bruder schwer Verletzt wurde, der seit dem Schwerstbehindert ist, einem jahrelangen Tagesablauf, bei dem es schon mehr darum ging dass er das wenige was er gegessen hat auch gleich trinken konnte, ...
    bis er am ende seiner körperlichen und seelischen Kräfte war, als er eines morgens sich nur noch die Seele aus dem Leib gekotzt hat und völlig am ende war. DA ERST hat er es endlich auch für SICH SELBST begriffen, dass er Hilfe braucht und hat sie sich dann auch selbst gesucht. Das war aber erst möglich, nachdem er es selbst auch wirklich gewollt hat.

    jetzt habe ich zwei Fragen an Dich.
    Die erste wäre: Möchtest DU MITERLEBEN, dass Dein Freund vielleicht auch erst eine solche Trinkerkarriere hinter sich bringen muss um zu begreifen, dass er Hilfe braucht? Oder schlimmer noch, dass er es selbst dann vielleicht immer noch nicht begreift??

    Die zweite wäre: KÖNNTEST DU IHN FALLEN LASSEN, wenn Du merkst dass Du ihm alleine nicht helfen kannst, weil er sich nicht helfen lässt?

    Meinen Vater konnte ich nicht fallen lassen und mache mir bis heute Vorwürfe deswegen, weil ich weiß, dass es eigentlich das einzige gewesen wäre, was ihn vielleicht wachgerüttelt hätte.

    Das alles mag hart und unfair klingen für Dich. Aber nur indem Du den Alk aus Eurem Heim verbannst ist es nicht getan. Er muss sich seines Problems wirklich bewusst werden. Und er muss die Hilfe für sich selber wollen. Nicht für Dich, oder für Eure Beziehung. Das mag auch bescheuert klingen, aber erst wenn er das Problem mit dem Alk wirklich für sich selbst akzeptiert kann er sich ändern und kann DANN in Folge dessen auch etwas für Eure Beziehung tun.

    Ich wünsche Dir die Kraft das zu erreichen, was Du Dir wünschst. Ich verstehe Dich :wink: ...
    Lieben Gruß KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hallo Hermann...

    Entschuldige, wenn ich mich in dieser Sache unklar ausgedrückt habe. Loslassen und Fallenlassen muss man natürlich unterscheiden. Danke für den Hinweis, denn Du hast da recht denke ich! ;)

    Lieben Gruß KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hallo pauletta :D

    ...klar gehört das Verbannen von Alkohol dazu (kenne ich ja selber auch alles!). Auch selber nicht zu trinken, als Freund bzw. Freundin eines Alkoholikers ist auch selbstverständlich (oder man distanziert sich so, dass der andere nicht darunter leiden muss).
    was ich stefka versucht habe zu erklären ist, dass das Verbannen des Alkohols ALLEINE NICHT AUSREICHT. Es gehört halt mehr dazu und ich weiß von meinem Ex-Partner am besten, dass es eben nicht reicht den Alkohol in den Ausguss zu kippen....
    Eine kleine Geschichte dazu...
    Als ich mit unserem Sohn schwanger war, war das Alkoholproblem meines Ex-Partners gerade auf seinem Höhepunkt. Es war eine Scheißzeit und ich will gar nicht weiter ausholen... Jedenfalls sagte ich ihm, dass ich die Trennung will. Daraufhin bekniete er mich fast es nicht zu tun und auch brav alles zu machen, damit ich ihn ja auch alleine lasse...
    Am ende war ich jedoch hart geblieben und in seiner Verzweiflung kippte er seine ganzen Bierbestände (etwa 6 Liter Bier) in die Spüle, wohl in der Hoffnung dass ich einlenken würde.
    Allerdings gab ich ihm erst wieder eine (...von wohl 150 Stück...) Chance, nachdem unser Sohn auf der Welt war. Seit dem (etwa 4 Jahre) ist mein Ex-Partner zwar trocken, doch jetzt kommt das große ABER, nach etwa einem halben Jahr suchte sich mein Ex einen anderen Ausgleich fürs Saufen. Und zwar kifft er seitdem fleißig und prahlt damit auch noch :evil: ...
    Was ich damit sagen will, man kann das Problem nicht einfach "wegschütten". Mein Ex hat sich nie wirklich damit konkret auseinander gesetzt und leidet praktisch noch immer unter seiner Sucht. Bei ihm ist es ein Fall von Suchtverlagerung und ich kann nur sagen, dass seine jetzige Partnerin auch nicht gerade davon begeistert ist :!: ... Das ist eigentlich sogar noch eine Bestätigung für mich. Mein Ex will sein Problem halt nicht wahr haben, und solange wird er ein Abhängiger sein.

    Liebe Grüße, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hallo Pauletta!

    ...Ja, auch wenn ich finde, das hier Leute schreiben, die noch viel mehr mit sich rumzuschleppen haben ;) ...
    Aber das ist halt das tollte am Forum; Man kann seine Sorgen teilen und Erfahrungen austauschen.
    Seit ich hierher gefunden habe, fühle ich mich sehr erleichtert und bin stolz darauf meine Erfahrungen weiterzureichen und auch Tipps geben zu können, wie man etwas anders anpacken kann.
    Ich bin auf dem Weg der Mensch zu werden, der sich eigentlich die ganzen Jahre über unter einer gut angelegten Fassade verborgen hat. Und dabei ist mir das Forum hier eine große Hilfe...
    Auch dank Dir :P !!

    Lieben Gruß, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hallo Krümelmonster, Pauletta und ihr anderen!

    Ja, ich sehe ein, dass es nicht damit getan ist, den Alk aus dem Haus zu verbannen. Und noch nicht einmal das habe ich bis jetzt geschafft. :oops:

    Nach den Unmengen an Hochprozentigem zur Weihnachtszeit habe ich mir einreden wollen, dass ja so ein bisschen Bier nicht schlimm sein kann. Immerhin lässt er das andere Zeug jetzt weg. Und ein oder zwei Bierchen am Tag... Ist doch immerhin ein Weg der Besserung.

    Was man sich nicht alles einreden kann obwohl man es doch besser weiß...

    Und nun stehe ich wieder da wie vorher. Ich habe immer so dass Gefühl, dass ich überreagieren würde. Woher weiß ich denn, dass es nicht doch "nur" Alkoholmissbrauch anstatt -abhängigkeit ist? Ich will es nicht so ganz wahr haben und doch weiß ich es. Jetzt sitze ich hier schon seit Stunden und lese Beiträge über Beiträge und weiß nur eines:
    Ich will nicht diese Horrorgeschichten mitmachen, über Jahre oder sogar Jahrzehnte den Niedergang mitansehen.

    Ich habe immer wieder gelesen, dass man Verständnis in dem Sinne aufbringen muss, dass es eine Krankheit ist und Vorhaltungen nichts bringen. Wie aber bitte schön geht es, verständnisvoll und trotzdem konsequent zu sein. Und vor allem: wie konsequent?

    Okay, ich muss damit anfangen, dass das Haus wirklich eine Alkfreie Zone wird. Aber ich kann ihn nicht zur Einsicht zwingen und bin auch nicht ständig dabei, um ihn vom Trinken abhalten zu können.

    Und dann nochwas, was ich vorhin gelesen habe: dieser Kontrollzwang. Das kenne ich absolut. Mein erster Gang ist erstmal morgens ins Wohnzimmer zu gehen (er kann schlecht schlafen und steht daher nachts immer wieder auf, um sich vor die Glotze zu setzen, bis er auf dem Sofa wieder einschläft oder auch nicht...) und zu sehen, ob da ne leere Flasche Bier steht, oder an dem leeren Glas zu riechen, ob da Alk mit drin war....

    Soll man das wirklich aufhören und es seinem Lauf überlassen? Woher weiß ich denn dann, ob er mich nicht anlügt?

    Wenn ich das hier so mit den vielen anderen Beiträgen vergleiche, geht es mir ja noch echt gut. Und trotzdem macht es mich schon so fertig, dass ich schlecht schlafen kann (normalerweise habe ich mit dem Schlafen überhaupt keine Probleme...). Ich mag gar nicht daran denken, wie es noch werden wird, wenn die Einsicht nicht kommt... Wie kann man die Einsichtsfindung unterstützen? Geht das überhaupt?

    Ich wünsche euch allen viel Kraft auf euren Wegen und möchte nochmal ganz lieben Dank für eure Unterstützung sagen

    Stefka

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