Wie sag ich es meinen Kindern???

  • hallo oskarchen,

    ich verschieb dich mal in die rubrik "alkoholsucht". dort lesen mehr alkoholkranke, darunter auch viele mütter, die dir bestimmt tipps geben können. hier geht dein beitrag vielleicht unter, oder du bekommst nicht so viele antworten, wie du dir wünschst.

    gruß

    lavendel

  • Hallo Oscarchen,

    ich bin alleinerziehende Mutter eines 11-jährigen Sohnes. Ich bin Alkoholikerin und mein Ex, der Vater meines Sohnes, ist auch Alkoholiker.

    Mein Sohn hat alles mitbekommen. Ich habe noch funktioniert, mein Mann ist irgendwann völlig ausgetickt...hat seine Arbeit verloren, schon morgens getrunken, er hat sich um gar nichts mehr gekümmert. Wir haben uns nur noch gestritten und mein Sohn war mittendrin.

    Als ich mich dann getrennt habe, ging es uns besser, aber ich habe weiterhin getrunken. Ich habe funktioniert, aber so richtig da sein konnte ich nicht für meinen Sohn. Habe nicht viel unternommen, habe vermieden, dass seine Freunde vorbeikommen, da ich ja dann nicht hätte trinken können, die Fahne ist auch meinem Sohn nicht entgangen etc. etc.

    Ich habe mit Hilfe dieses Forums meine Alkoholkrankheit akzeptiert. Mir und meinem Sohn geht es seitdem viel besser. Wir reden auch wieder mehr miteinander.

    Tja was kann ich dir raten? Sei ehrlich mit deinen Kindern, aber beschütze sie so gut du kannst. Es kann nicht gesund sein für die kleinen Kinderseelen, wenn sie ihren Vater betrunken sehen und richtig kümmern kann er sich doch dann auch nicht. Will sich dein Mann Hilfe suchen?

    Zitat

    Sie merken seine schlechte Laune,seine Fahne,seinen Zusammenbruch.

    Falls er nichts ändern will, dann bleibt dir über kurz oder lang nur der Weg der Trennung.

    Passt auf euch auf!

    Tanja

  • Servus Oscarchen,

    unser Sohn ist jetzt 12 Jahre - und er hat meine ganze Trinkerkarriere miterleben müssen. Ich habe in der Anfangsphase meiner Trockenheit noch gehofft, er hätte nicht viel mitbekommen, da ich weder "sichtlich betrunken", noch aggressiv etc. zu Hause war. Pustekuchen. Und er hat noch heute -obwohl wir offen darüber reden- "dran zu knabbern".
    Wir (meine Frau und ich) haben versucht, ihn (altersgerecht) immer dann mit Informationen zu versorgen, wenn er von sich aus darüber reden wollte. Und mir ist heute noch wichtig, ihm jedesmal wieder einzuschärfen, dass er und meine Frau nicht "Schuld" an meiner Trinkerei waren, und dass weder er noch meine Frau irgendetwas "falsch gemacht" haben in meiner nassen Zeit. Und dass es mir leid tut, dass er bis zu seinem 8. Lebensjahr keinen Vater, sondern einen Säufer hatte.

    Meine Frau und ich sind so verblieben: sollte ich jemals einen Rückfall haben, werde ich umgehend das gemeinsame Haus verlassen und nicht mehr zurückkehren (wir haben das für uns so geregelt, auch wenn es keine Anzeichen für einen Rückfall gibt). Mir ist es einfach wichtig, dass meine Frau und unser Sohn nicht nochmal "das ganze Programm" mitmachen müssen und da auch eine gewisse Sicherheit in den "Rahmenbedingungen" haben.

    Wenn Deine Kinder direkt nach Erklärungen fragen, was denn los sei, dann bleibt nur die Wahrheit - sonst versuchen sie noch, sich etwas "zusammen zu basteln", und das ist nicht gut. Sehr oft geben Kinder sich dann eine "Schuld" am Dilemma, was ja nun gar nicht sein kann!

    Also, so schwer es auch fällt, kindgerecht bei der Wahrheit bleiben, aber umgehend auch dafür sorgen, dass die Kinder in einem unbelasteten Haushalt aufwachsen können. Kinderseelen sind so verdammt schnell kaputt gemacht, und Du kannst sie nicht mehr "flicken"!

    Ich kann Dir nur noch nahelegen, auch Deinen Kindern professionelle Hilfe zukommen zu lassen, wenn Du es für geboten hältst. Scham wäre hier der falsche Berater!

    LG und viel Kraft für Euch,

    Spedi

  • Also, ohne Spedi nun näher zu kennen, aber wir haben genau das Gleiche vereinbart. Bei Rückfall zieht er umgehend aus!

    Wir gehen auch sehr offen mit der Krankheit um. Als mein Mann zur Entgiftung war, habe ich den Klassenlehrern meiner beiden Kleinen (7 und9) Bescheid gesagt, um Rücksichtnahme gebeten und auf eventuelle Verhaltensauffälligkeiten aufmerksam gemacht, die aber nicht eingetreten sind. Es lief prima.
    Die Lehrerin meiner Tochter hat ihr erklärt, dass sie ganz genau weiß, wie die Kleine sich fühlt, weil sie (die Lehrerin) sich als Kind auch gewünscht hat, dass ihr Papa aufhört zu trinken.
    Ich finde das großartig!
    Die Kinder bekommen auch alle Fragen beantwortet und werden in der Schule (dein Papa säuft ja) von den Lehrern beschützt. Man muss allerdings offen sein und auch Hilfe zulassen.
    Eine Therapie finde ich auch ratsam, wenn denn Bedarf besteht. Meine Kinder scheinen es bis jetzt gut zu verkraften, was allerdings nicht ausschließt, dass sie irgendwann vielleicht doch Hilfe benötigen.
    Wie alt sind denn deine Kinder, Oscarchen?

    Alles Liebe
    Heike

  • Guten Morgen,

    das haste richtig erkannt, dass du dich ändern musst/kannst.

    Ich finde es sehr wichtig, dass die Lehrer Bescheid wissen. Dank Pisa werden verhaltensauffällige (jeder, der den Durchschnitt nicht erfüllt) Kinder bei uns sehr schnell in die Sonderschule abgeschoben und man macht sich nicht mehr die Mühe, sich mit langsameren Kindern zu beschäftigen.
    Meine Tochter war auf dem linken Ohr taub und wurde vor 3 Jahren operiert. Sie ist dadurch ca um 1 Jahr in der Entwicklung zurückgeworfen und das Hörvermögen scheint nun wieder etwas schlechter zu werden. Uns wurde wieder die Sonderschule nahe gelegt und das nur, weil sie im rechnen ein wenig langsamer ist als andere Kinder. Lesen und schreiben dagegen ist top. Unnötig zu erwähnen, dass ich abgelehnt und die Flucht nach vorne angetreten habe. Ich habe von meinem Mann erzählt und plötzlich sah ich sowas wie einen AHA Effekt.
    Solange man nicht mit den Lehrern redet, kann nicht entgegen gewirkt werden. Es geht um die Kinder, nicht darum, die Fassade der Familie aufrecht zu erhalten - in den meisten Fällen weiß das Umfeld eh schon Bescheid......
    Du kannst ja schon mal langsam vortasten, wenn der Papa wieder Ausfallerscheinungen hat. Man liest so unglaublich viel in der Mimik der Kinder.....und bei Fragen, frag nur

    Schönen Tag
    Heike

  • Hallo Oscarchen,

    die anderen haben es ja bereits erwähnt....Wahrheit ist angebracht !

    Ich kann Dir aus meinen Erfahrungen berichten, dass es nur schadet, wenn das Thema tot geschwiegen wird. Niemand hat drüber geredet, obwohl es jeder wusste. Meine Mutter war stets bemüht, uns eine schöne Kindheit zu bieten. Doch das Verhalten meines Vaters war teils unerträglich. Kam er spät abends von der Arbeit, zog er sich um und ging in die Kneipe..und das jeden Tag. Wir mussten unseren Vater entbehren, weil er so lange arbeitete täglich und dann ging er auch noch in die Kneipe. Ich habe meinen Vater damals auch noch geliebt, hatte mir aber damals (als die Situation eskalierte) gewünscht, dass meine Mutter den Schritt der Trennung gegangen wäre.
    Freunde hatte ich in der Grundschulzeit auch jede Menge, aber ab der 5. Klasse (Schulwechsel) wurde ich generell gemieden.
    Es mag jetzt hart klingen, aber heute widert mich mein Vater nur an. Liebe für ihn? PASSÉ !

    Was ich damit sagen möchte....es tat uns Kindern verdammt weh, wenn wir unseren Vater besoffen sahen und uns ruhig verhalten sollten, auch wenn es nach außen den Anschein hatte, es wäre nichts. Wir konnten uns gut verstellen... .

    Der Vater meiner Tochter ist ebenso uneinsichtiger Alkoholiker. Damit meine Kleine (heute 3) nicht unter den gleichen Bedingungen leiden muss, habe ich rechtzeitig die Notbremse gezogen. Seitdem lebe ich mit meiner Tochter recht zufrieden, bin seit ihrer Geburt alleinerziehend.
    Allerdings musste ich erstmal lernen, mit dem Thema "Mein Vater ist krank" umzugehen. Und das habe ich erst durch dieses Forum hier gelernt. Denn ich dachte mir "Einerseits hast Du Dich von Deinem Partner wegen der Krankheit von ihm getrennt, andererseits servierst Du Deiner Tochter das `Spiel´ beim Opa." Und er hat ihr schon seelisc weh getan. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls habe ich gemerkt, dass es so nicht weitergehen kann.

    Und es lebt sich wesentlich besser !!!

    Nimm Deine Kinder in ruhiger Stunde zu Dir und rede offen mit ihnen. Du wirst sehen, sie verstehen es besser als Du glaubst. Denn lässt man es unter den Tisch fallen (wie bei uns geschehen), dann geben sich die Kinder selbst die schuld und sie zweifeln früher oder später auch an dem nicht-trinkenden Elternteil. So ist jedenfalls meine Erfahrung.

    Ich halte Dir die Daumen !

    Kerstin

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