Mein Verhalten nach dem Knast

  • Hallo, ich bin neu hier und möchte gerne wissen wie ich mich am besten verhalte wenn mein Freund wieder aus dem Knast entlassen wird.
    Meine Geschichte: Ich lebte bis vor kurzem mit meinem Freund zusammen, jetzt mußte er ins Gefängnis weil er mir am Anfang unserer Beziehung verschwiegen hatte, dass er keinen Führerschein hat. Er hat mein Auto volltrunken kaputtgefahren und dafür eine Strafe von 4 Monaten bekommen und diverse Bewährungen wurden widerrufen, so dass er zwischen eins bis zwei Jahren absitzen muss.

    Ich kenne ihn knapp 2 Jahre, er ist Alkoholiker, hat bei mir gewohnt. Er hat mir bei den Arbeiten in meinem Haus wirklich sehr geholfen - dafür habe ich keine Miete von ihm verlangt und auch kein Geld für Lebensmittel. Ich wollte letztes Jahr schon mal, dass er sich hier in der Nähe eine eigene Wohnung nimmt und wir diesen ungesunden Deal beenden, ich war aber nie so stark wirklich ernst damit zu machen. Seit er sitzt geht es mir nicht wirklich schlecht. Klar hatte ich auch erst einen Schock weil ich allein bin - ich kann allerdings mein Alleinsein auch geniessen - da die letzten Wochen bevor er in den Knast ging sehr stressig waren. Er war sehr aggressiv und wir haben uns viel gestritten. Ich habe weniger Probleme damit das er im Knast ist - als damit das er trinkt. Im Knast kann er ja jetzt nicht trinken und ich hatte zuvor auch ein Gespräch mit ihm, indem ich angekündigt habe - dass er nach der Entlassung nicht mehr bei mir wohnen kann - wenn er weiter trinkt. Darauf wollte er von mir, dass ich die Beziehung beende - weil ich ihn ja nicht so nehme wie er ist und er wolle weniger trinken wenn er rauss kommt - aber dieses Gespräch wurde dann ein Streitgespräch und ich habe es auslaufen lassen - weil er nicht mehr klar war.

    Ich möchte nach seiner Entlassung nur noch seine Geliebte sein und die anderen Rollen (Vermieterin, Jobgeber u.s.w.) nicht mehr sein und ich möchte auch nur noch mit ihm zusammensein wenn er nüchtern ist. Ich gehe am Montag in die Al anon Gruppe. Jetzt wo mir durch mein Schreiben vieles bewußt wird - werde ich von mir selber darauf gestossen: dass ich Angst habe ihn zu verlieren wenn ich so hart bin.

  • Hi Niyati,
    was willst du denn überhaupt mit so einem Mann? Du hast keinerlei Verpflichtungen ihm gegenüber. Also! Punkt, aus Schluss! Wenn du ihn wieder einziehen lässt, dann bist du es echt selbst schuld! Was soll denn noch alles passieren... Bleib hart - wenn du ihn dadurch verlieren solltest, dann ist er es auch nicht wert... er möchte dich emotional unter Druck setzen. Lass es nicht zu und geh deinen Weg...

  • Hi Ayki,

    Du hast geschrieben: Was will ich eigentlich von solch einem Mann?

    Wir hatten neben den Dramen auch eine gute Zeit. Ich will diese gute Zeit mit ihm und ein Leben mit ihm ohne Alkohol.

    Ich weiß, vom Kopf her, dass ich ihm zu nichts verpflichtet bin, allerdings fühle ich auch, dass dies bei mir auf einer emotionalen Ebene noch nicht wirklich tief angekommen ist.

    Jetzt erst, seit ich allein bin, sehe ich die tiefen Verwicklungen in die ich hineingeraten bin und meine Tränen rühren nicht nur von dem Verlust her - das er nicht mehr da ist - sondern weil ich mich selbst verlassen habe. Bevor wir uns kennengelernt haben, war ich auf einem spirituellen Weg und ich habe dies in den letzten Monaten mit ihm nicht wirklich weiter gepflegt. Habe jetzt wieder damit angefangen.

    Ich möchte trotz allem diese Beziehung noch nicht hinschmeissen, so weit bin ich noch nicht. Werde ihn nächste Wochen im Gefängnis besuchen.

  • hallo niyati,

    willkommen hier im forum.

    zu deinen konkreten fragen kann ich dir kaum einen rat geben, zumal du sie dir ja schon fast selbst beantwortest: du möchtest nicht mehr vermieterin und jobgeberin sein: dann lass es! zumal du ja selbst sagst, dass es dir alleine gar nicht so schlecht geht.

    du möchtest geliebte bleiben. er will, dass du weiterhin alles für ihn bist, wenn nicht, will er dass du die bezieuhung beendest. das finde ich alles ziemlich verquer. wenn er unter diesen umständen nicht will, sollte er die beziehung beenden, wieso will er dass du das tust? und du musst für dich entscheiden, womit du leben kannst und willst.

    mal ganz hart: er lebt quasi von dir, er hat dich angelogen, dein auto betrunken zu schrott gefahren, hat mehrfach gegen bewährungsauflagen verstossen, es interessiert ihn nicht die bohne, dass du nur mit einem trockenen mann zusammen sein willst, er will weitertrinken und im warmen nest sitzen.

    du musst für dich entscheiden, ob du das willst. ob das für dich eine ausgeglichenen partnerschaft ist. ob das ihn bei dir haben alles andere aufwiegt. die entscheidung kann dir keiner abnehmen. ich würds ganz sicher nicht wollen.

    gruß

    lavendel

  • Hallo Lavendel,

    es ging mir zwischenzeitlich erst mal ganz gut - heute Abend fühle ich mich voller Angst und hilflos. Das Haus überfordert mich und ein Ende der Arbeiten ist noch nicht in Sicht. Und ich steh jetzt ganz allein da - heute Abend macht mir das viel aus.

    Es stimmt er hat von mir gelebt - es war ein Tauschgeschäft, er hat alle Arbeiten die ich selber nicht kann gemacht. Ich brauchte dafür keine Handwerker zu bezahlen (die um ein vielfaches teuerer gewesen wären) und die Arbeiten die er gemacht hat - hat er auch sehr gut gemacht. Trotz seiner Sucht ist er super geschickt. Auch den Restwert des Autos hat er mir auf Raten zurückgezahlt. Ich kann hier nicht sehen dass er mich in dieser Sache mehr benutzt hat - als ich ihn.

    Emotional ist dies eine andere Sache: Ich habe viel zu viel für ihn geregelt (z. B. wöchentliche Geldeinteilung von seinem eigenen Geld, Schriftverkehr, Termine einhalten, Insolvenzverfahren) oder ihn angehalten es zu regeln. Ich finde mich wieder in der Beschreibung einer anderen Frau hier im Forum, die Ihren Mann als weiteres Kind bezeichnet hat.

    Habe heute auch mit einem Freund geredet und dieser hat sehr ähnlich wie Du geantwortet und mir auch Mut gemacht - da er selber schon einmal in so einer Situation war. Er hat es geschafft - er hat ihr klar gemacht, das er so nicht weiter mit ihr zusammenbleibt und da sie sich nicht geändert hat - sind beide nicht mehr zusammen.

    Ich kann meine Änderung nicht innerhalb von 5 Tagen vollziehen und ich habe Glück - das Leben gibt mir jetzt ganz viel Zeit für mich.

    Nein, dass ihn bei mir haben – wiegt alles andere nicht auf. Auf jeden Fall kann er nicht mehr bei mir wohnen – soweit bin ich schon. Allerdings muss ich dann bald auch seine Sachen aus meinem Haus tun. Ist ja auch so eine Frechheit das er einfach alles zurücklässt und sich überhaupt nicht dafür interessiert.

    Liebe Grüße

    Niyati

  • Hallo,

    möchte mich mal melden und schreiben was bei mir gerade geschieht: Habe ihm besucht und er war nüchtern und sah sehr gut aus. Zu meiner Frage an ihn, ob er mit den Entzugserscheinungen klar kommt hat er nur lapidar geantwortet: Ich habe Dir schon früher gesagt, dass ich keine habe und dies kein Problem ist. Die Stunde Besuchszeit war so kurz und wir hatten viel zu besprechen, dass ich ihn nicht darauf angesprochen habe – wie ich mir die Wohnsituation nach der Entlassung vorstelle. Dann habe ich ihm einen Brief geschrieben und ihm ganz klar mitgeteilt, dass er nach der Entlassung nicht mehr bei mir wohnen kann. Davon werde ich nicht mehr abweichen. Auch wenn ich ihn dadurch verliere.

    Ich habe ihm auch nie versprochen, dass ich auf ihn warte obwohl er mir oft ein Versprechen abluchsen wollte. Ein, zwei Jahre sind eine lange Zeit – niemand weis was in so einer langen Zeit geschieht.

    Irgendwie scheint mein Problem im außen ja damit gelöst zu sein. Mein emotionales Grundmuster von Co-Abhängigkeit ist damit bestimmt noch nicht gelöst – da mache ich mir nichts vor und deshalb möchte ich hier auch weiter lesen und schreiben. Es fällt mir auch schwer darüber zu berichten wie es mir innen geht. Ich vermisse ihn sehr und in manchen Stunden habe ich einfach Angst. Wenn ich mir diese Angst genauer anschaue – steckt dahinter das Verlassen sein. Kann es sein, dass wir als Co-abhängige unsere Liebe auf den Partner projizieren und dann glauben der Partner könne uns das geben was wir glauben selber nicht zu haben? Was ist eigentlich reife Liebe?

    Liebe Grüße

    Niyati

  • hallo niyati,

    schön, dass du dich mal wieder gemeldet hast. der weg, den du jetzt gehst, scheint mir ein gesunder zu sein - auch wenn du natürlich auch mal angst hast und das heulende elend dich sicher auch mal packen wird - das ist normal.

    er will nichts ändern und hat kein problem, gut. du hast aber eins wenn er trinkt, und davon weichst du nicht ab und machst nägel mit köpfen. das ist auch gut. ich finde es auch sehr gut, dass du standhaft geblieben bist und ihm kein versprechen gegeben hast, dass du auf ihn warten wirst, denn das hätte dir vielleicht ein schlechtes gewissen gemacht.

    du schreibst:

    Zitat

    Irgendwie scheint mein Problem im außen ja damit gelöst zu sein. Mein emotionales Grundmuster von Co-Abhängigkeit ist damit bestimmt noch nicht gelöst – da mache ich mir nichts vor

    immerhin, die hälfte ist gelöst, ist doch schon mal was :wink:. ohne scherz: natürlich wirst du noch lange an der geschichte knabbern, und das thema co-abhängigkeit ist damit auch nicht gegessen. aber du wirst jetzt sehen, dass du auch alleine leben kannst. du kannst dich um andere kontakte und um hilfe für dein haus bemühen. du kannst dir selbst was gutes tun, dich verwöhnen, explizit versuchen, dich "nett" und "sympathisch" zu finden, um eine "selbstliebe" zu entwickeln. das ist schwer, ja, und wir cos haben das eben nicht einfach beim großwerden gelernt, warum auch immer, und sollten das jetzt schleunigst nachholen.

    ich hatte bei der trennung von meinem freund auch ziemlich viel angst vorm alleinsein, vorm sich-verlassen-fühlen. aber ehrlich gesagt: ich war doch auch vorher allein. ich konnte mich nicht auf ihn verlassen, wir haben kaum mehr zeit miteinander verbracht, und oft war er dann angetrunken - dann doch lieber allein sein. und bei mir haben sich oh wunder ganz neue (alte) sachen aufgetan: mit mancher freundin aus studientagen hat sich die alte freundschaft neu entwickelt - ganz einfach, weil ich für sie jetzt wieder zeit und kopf hatte. ich hab mir neue bekannte gesucht und mir am anfang meine zeit ganz voll gepackt, um nicht einsam zu sein, und mit vorsatz funktioniert das. davon bin ich überzugt.

    tja, und wenn du heir schreibst, wie es dir ium tiefsten innern geht, bist du auch nicht allein :wink:.

    lieben gruß

    lavendel

  • Letzten Mittwoch kam seine Antwort auf meinen Brief. Er meint ... Trocken zu sein wäre ja gut für ihn aber nach der Entlassung allein wohnen - das will er nicht.... Dann wäre es besser die Beziehung zu beenden ... um uns voreinander zu schützen...
    Irgentwie war es ein zweideutiger Abschiedsbrief.... wegen anderen Formulierungen.

    Ich bin dann einen Tag total in meinen Schmerz gegangen, habe nur geheult - und mich leider bei seiner Mutter ausgeheult und habe auch mit der Freundin seines Bruders telefoniert. Habe dann leider auch über die Familie von ihm versucht herauszubekommen, ob das wirklich sein Ernst ist. Dann war ich am Wochenende im Schweigeretreat, was mir sehr gut getan hat.

    Heute hat er angerufen und mich gefragt, ob es mein Ernst ist mit dem nicht mehr zusammen wohnen und ich bin nicht umgekippt. Leider war das Gespräch sehr kurz und er ist wohl beleidigt.

    Es wühlt mich unheimlich auf, aber durch das Retreat am Wochenende habe ich auch viel Kraft. Und ich finde er manipuliert mich mit seinem scheinbaren Abschiedsbrief. Im Moment bin ich stark und habe das Gefühl - ich lasse mich da nicht manipulieren. Ein Stück habe ich ihn losgelassen - ich nehme in Kauf dass er jetzt Schluss macht - wenn ich meine Meinung nicht ändere.

    Mir geht es die ganze Zeit im Kopf herum, ob es nicht von mir besser wäre, wenn ich Schluss mache. Ich weiss nicht ob ich auf ihn warte, ich will danach nicht mehr mit ihm zusammen leben. Ist das von mir überhaupt noch fair? Was meint ihr?

    Obwohl ich besuche ihn gern und schreibe auch gern.

  • Servus Niyati,

    was meinst Du mit

    Zitat von Niyati


    Mir geht es die ganze Zeit im Kopf herum, ob es nicht von mir besser wäre, wenn ich Schluss mache. Ich weiss nicht ob ich auf ihn warte, ich will danach nicht mehr mit ihm zusammen leben. Ist das von mir überhaupt noch fair? Was meint ihr?

    Willst du damit ausdrücken, dass Du Dir die Entscheidung darüber lieber abnehmen lässt (von ihm), damit Dich "keine Schuld" trifft?

    Wenn Du das meinst, würde ich mal sagen: Dich trifft sowieso keine Schuld. Es ist Dein gutes Recht, so zu leben.

    Ich persönlich würde zwar die Beziehung von mir aus beenden, aber das ist ja wohl jedem seine persönliche entscheidung...

    LG
    spedi

  • Hallo Spedi,

    die Frage stellt sich für mich nicht mehr mit dem Schluss machen und ob es fair ist - war wohl gestern. Ich spüre es steht für mich jetzt nicht an die Beziehung zu beenden.

    Ja, ja es ist mein gutes Recht so zu leben und ich will auch keine Diskussion mehr mit ihm darüber. Leider habe ich mich auf eine eingelassen. Er hat mir über seine Familie (indirekt) und er selber ziemliche Vorwürfe gemacht – weil er ja jetzt in Haft ist und ich mit solch Hämmern komme... er hat richtig gekämpft darum dass ich meine Meinung ändere und wir danach wieder zusammenziehen. Aber ich bin ganz cool geblieben. Er hat jetzt wohl im Knast eine Therapie beantragt hat (weis nicht so genau ob die dann danach stattfindet, oder ob er dann bei 2/3 Strafe rauskommt wg Therapie statt Strafe). Er meint wenn er trocken ist – sind alle Probleme gelöst. Es ist für mich total klar – dass jetzt von ihm Taten folgen müssen – keine Worte und genauso sage ich ihm dies auch.

    Ja, er versucht mich für seine Gefühle die er hat verantwortlich zu machen und hier muss ich ganz wachsam sein.

    Grüße

    Niyati

  • Hallo,

    bin heute wieder abgestürzt – in Tränen. Habe den Thread von Freund gelesen im Alkoholikerforum mit dem Thema: Leitfaden zur Trockenheit.

    Meine Traurigkeit kam daher, dass ich mir es nur sehr schwer vorstellen kann, dass mein Freund wirklich seine gesamte Lebensumstände ändert und eine Position bei der Außenwelt bezieht. Bei mir kommt da einfach kein Bild hoch und das tut mir weh.

    Heute habe ich dann den Thread von Freund (Leitfaden zur Trockenheit) kopiert und ihn mit einem Brief von mir an meinen Freund geschickt. Dort habe ich mitgeteilt habe dass ich denke, dass er noch sehr weit weg ist von der Lebenseinstellung die im Thread geschildert wird und mich dies traurig macht.

    Mir wird klar wie viele Situation ich mitgetragen habe die ich im Grunde genommen blöd finde: Kneipenbesuche mit zuviel Alkohol und weil ich selber nichts oder wenig trinke sind Gespräche mit Besoffenen einfach öde oder hohl. Andere Unternehmungen die im Grunde genommen schön waren, wenn das Trinken nicht gewesen wäre. Etliche peinliche Situationen auf Feten und Festen. Das hab ich gar nicht nötig und ist nicht mehr in meinem Leben seit er in Haft ist, weil mein Freundeskreis anders ist.

    Jetzt kommt bei mir die Frage hoch: Was will ich von diesem Forum? Das Forum hilft mir meine Klarheit zu stärken und das wirkt sich auf die Beziehung zu meinem Freund aus. Ich kippe nicht mehr um: Mein Freund hat verstanden dass ich es Ernst meine das er bei mir nicht mehr einziehen kann, nach der Haft. Er macht Pläne in die Richtung von Trockenheit und eigene Wohnung in 20 km Nähe. Das ist schon mal ein guter Erfolg. Alles ist aber jetzt bis zur Entlassung eine reine Fiktion. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass er einfach nur jetzt mal so die Wogen glättet und er dann gar nicht so kooperativ ist wie er das jetzt ist. Bei mir kommt immer wieder der Wunsch hoch mehr zum Forum dazuzugehören. Was kann ich dafür tun? Vielleicht schreibe ich nicht regelmäßig genug und lese zuviel? Vielleicht ist meine Geschichte auch zu langweilig, weil es nicht viel zu erzählen gibt?

    Liebe Grüße

    Niyati

  • also für mich hört sich das so an, als würde er dich erpressen wollen. daher sein brief und der anruf danach. genauso wie er von dir versprechungen will. du brauchst ihm keine versprechungen machen und er hat kein anrecht dabei. er sitzt im knast, da er sch... gebaut hat, wenn jemand versprechungen macht, dann hat das er zu sein. ob er sie natürlich einhält, wirst du erst feststellen, wenn er wieder draußen ist.

    das er dir mit dem haus geholfen hat ist schön, aber dafür war er seelisch nicht für dich da, du hast leiden müssen unter seinem alkoholmißbrauch.
    dazu fällt mir etwas ein als vergleich, was vielleicht nicht passt, aber naja irgendwie ist mir das jetzt durch den kopf geschossen:

    stell dir ne familie mit kind vor. eltern nur unterwegs, also keine zeit für das kind, was passiert oft als ausgleich? kind hat neue kleider, fernseh, dvd's, massig taschengeld, alles was man mit geld kaufen kann. aber keine liebe und die ist wichtiger wie alles materielle

    is vielleicht jetzt total falsch der vergleich, aber wie gesagt, irgendwie erinnert er mich ein bißchen an eure situation...

    liebe grüße & das du den für dich besten weg findest

  • Hallo niyati

    Ich habe in dem Thread von Freund: "Leitfaden zur Trockenheit" ja mit geschrieben, und nachdem ich deinen Thread hier gelesen habe, fühle ich mich bewogen, dir zumindest ein paar Zeilen dazu zu schreiben.

    Leider erwähnst du in deinem letzten Beitrag von gestern nicht, ob dein Freund nun eine Therapie macht, oder nicht, von der du am 07.02 noch
    geschrieben hattest.

    Ich denke, dass viele Inhalte aus diesem "Leitfaden zur Trockenheit" während der Therapie (wenn er denn eine Therapie macht) in z.B. Gruppen- und Einzelgesprächen ohnehin dort behandelt und angesprochen werden.

    Zumindest habe ich daraus vieles wieder gefunden, was ich in Therapien nun bereits schon mehrmals als Gedankenstützen zum Verhalten sowie zur Umsetzung für die Zeit nach der Therapie mitgenommen habe, aber leider in etlichen Bereichen in den vergangenen Jahren nicht konsequent und rigoros genug umgesetzt habe.

    Für dein Freund beginnt das (wenn denn) mit der Therapie!
    Wenn er diese durchzieht, hat er im Anschluss für seine Trockenarbeit alles in der Hand, um sein/euer Leben neu zu gestalten bis hin zu seiner zufriedenen und stabilen Abstinenz.

    Wenn du dich hier im Forum umsiehst und liest, hast du sicherlich auch schon bei vielen gelesen, die auf ähnlichem Wege schon sehr, sehr lange trocken sind.
    Warum sollte das deinem Freund nicht gelingen?

    Ich wünsche dir/euch viel Glück bei allem! LG Heiko

  • hallo niyati,

    du fragst

    Zitat

    Bei mir kommt immer wieder der Wunsch hoch mehr zum Forum dazuzugehören. Was kann ich dafür tun? Vielleicht schreibe ich nicht regelmäßig genug und lese zuviel? Vielleicht ist meine Geschichte auch zu langweilig, weil es nicht viel zu erzählen gibt?

    das dazugehören liegt an dir, ganz einfach :wink: . das hat auch nichts mit deiner geschichte zu tun, die ist nicht "langweilig", im gegenteil die ist ziemlich konsequent und damit bewundernswert. he, selbstmitleid abschalten, datt is hier nicht gefragt :wink:.

    letztlich ging es auch mir so: am anfang hab ich viel gelesen und meine geschichte geschrieben. da gabs dann reaktionen oder auch nicht, je nachdem wie offen und wie persönlich ich geschrieben und auch um rat gefragt habe. irgendwann habe ich dann auch andere kommentiert, und irgendwann kam es dann schleichend, dass ich mich hier "zuhause" und zugehörig fühlte. aber das kommt natürlich erst, wenn man mehr und persönlicher von sich schreibt und sich eben auch bei anderen einbringt. so wie jetzt bist du mir zum beispiel noch nicht viel mehr als ein name, den ich das eine oder andere mal gesehen habe, aber mehr eben auch (noch) nicht. dabei denke ich, dass du viel zu erzähen und manches zu raten hast.

    gruß

    lavendel

  • Hallo Heiko,

    Du fragtest nach der Therapie von meinem Freund: Mein Freund kann, so hat er mir es zumindestens gesagt, im Knast keine Therapie machen. Es gibt dort zwar eine Gruppe (ich glaube so was wie AA Meeting) aber da kann er nicht hin gehen weil: „dort kann man nichts privates erzählen, weil die wenigen die im Knast in diese Gruppe gehen - dies dann nachher weitererzählen und es dann der ganze Flur weiß und es dann gegen einen verwenden werden kann“ „ Und da man dort lebt – geht dass nicht“.

    Dies hört sich für mich ziemlich komisch an und er hat versucht es mir zu erklären warum diese Gruppe im Knast was ganz anderes ist als eine Gruppe außerhalb vom Knast und das Gefühle zeigen eh nicht angesagt ist im Knast und das er gar nicht in eine Gruppe gehen braucht wenn er keine Gefühle zeigen kann. (falls jemand mit Knast Erfahrung hierzu was sagen kann – wäre gut)

    Was ich verstehe ist: er hat keine Lust auf eine Gruppe und setzt sich mit der Sache so auseinander wie er es will. Das fühlt sich nicht so gut an.
    Allerdings möchte er einen Antrag stellen, dass er nach 2/3 der Strafe „Therapie-statt-Strafe machen kann. Ob diesem Antrag stattgegeben wird – werden wir sehen. Das ist der Stand der Dinge.

    Er war schon mehrmals im Knast bevor ich ihn kennen gelernt habe und er hat mindestens schon 3 bis 5 Therapien gemacht, früher wegen härteren Drogen – alles bevor ich ihn kennen gelernt habe. Er war auch schon mal in einer Selbsthilfeeinrichtung ähnlich Synanon.
    Ich hätte ihm den Leitfaden zur Trockenheit gar nicht schicken brauchen, er weiss dies tatsächlich alles selber. Und es hört sich in den Gesprächen jetzt am Telefon (ca 30 Minute 1 x die Woche) und Besuche (ca 1 Stunde 2 x im Monat) auch alles so an als wolle er nach dem Knast wirklich sein Leben umkrempeln und die alten Fehler nicht mehr machen.

    Heiko, Du hast ja geschrieben „.. warum sollte es ihm nicht gelingen.“

    Ja, es hat sich nun auch ein Wandel in seinen Gedanken vollzogen (obwohl ich mir nicht ganz sicher bin ob er mir dies alles nur vorspielt – weil er ja auch genau weiss wie man was vorspielt) Er meint im Knast keinen Alkohol zu trinken. Was ich nicht verstehe ist: das er gar keine Entzugserscheinungen hatte – obwohl er schon über Jahre 20 - 30 Litter Bier in der Woche getrunken hat. Er tut so als sei das Aufhören mit dem Trinken gar kein Problem. Ich kann dies nicht glauben.

    Lese das Buch: das Zen der Gesundung und dies tut total gut.

    Hallo Lavendel,

    einfach nur danke für Deine Antwort bzg. meiner Geschichte mit dem „Dazugehörigkeitsgefühl im Forum“ – Fühlt sich auch schon ganz anders an.

    Und ich habe noch was ganz schönes zu berichten: Der polnische Arbeiter hat superschnell hier zwei Wände aus dem Haus herausgenommen und alles so gemacht wie der Schreiner – der nächste Woche die Schiebtüren liefert - es haben wollte. Somit ist nun bald ein Teil vom Wohnzimmer offiziell abgetrennt und kann Wintergarten genannt werden und ich habe dem Bauamt erst mal genüge getan. Für die anderen Sachen habe ich wieder 2 Jahre Zeit. Es ist mir unverständlich warum ich so viel Angst davor hatte die Sache mit dem Haus hier selber in die Hand zu nehmen. Kann es sein, dass frau es in Co-Abhängigkeit genießt, hilflos zu sein?

    Grüße

    Niyati

  • Hallo Niiyati

    Ich meine das Auftreten von Entzugserscheinungen ob ja oder nein, bei von dir angegebener Alkoholmenge verläuft bei jedem unterschiedlich.
    Hängt ganz sicherlich auch von körperlichen Eigenschaften ab.
    Vorsicht ist aber hierbei immer und alle Male geboten, das kann sich auch plötzlich umdrehen und sogar kurzfristig zu sehr heftigen Entzugserscheinungen führen. Selbst schon erlebt.
    Ich würde mir in jedem Fall ärztlichen Rat einholen, den dein Freund mit Sicherheit auch im Knast bekommt.

    Im Vorfeld seiner Entlassung könntet ihr doch gemeinsam schon therapeutische Maßnahmen Gespräche einleiten, ggf. dann auch mit seinem Bewährungshelfer, damit er sich nach seiner Entlassung gar nicht erst wieder in alte Gleise begibt.

    Alles Gute . . . LG Heiko

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