Was bin ich? Zu gut, naiv, bescheiden, sehr anpassungsfähig?

  • Hallo zusammen!

    Ich würde gern etwas mehr über die Stärken und Schwächen von uns Co's erfahren. Momentan, empfinde ich meine Stärken eher als Schwächen.

    Ich würde mich als eine freundliche Person mit wenig Feinden bezeichnen. Ich habe für jeden ein offenes Ohr und Verständnis. Ich bin eher bescheiden, stelle also keinen großen Ansprüche.

    Und ich glaube daran, dass alles gut wird.

    War es am Ende meine Bescheidenheit, meine Anpassungsfähigkeit, mein glaube an das Gute, die mich so lange an einer Beziehung mit Alki halten liessen? Was es einfach nur finanzielle Abhängigkeit? War es Angst vorm alleinsein? War es das Zugeständnis zu sagen, dass in meinem Leben etwas gescheitert ist, wo ich doch sonst immer alles gemeistert hab?

    Habe ja hier Beiträge gelesen, dass unsereins mehrmals auf einen Alkoholiker hereinfallen kann. Was finden wir so toll an solchen Typen?

    Dass Sie uns terroriesieren, belügen, uns unsere Freiräume nehmen wollen?
    Wir geben ihnen Vertrauen, Hoffnung, Freiheit und sie nehmen uns das alles? Wir geben, sie nehmen. Wir wollen doch auch etwas bekommen?


    Gruß Apfel

  • Hallo Apfel,
    mal from the other Side

    Zitat

    Ich würde mich als eine freundliche Person mit wenig Feinden bezeichnen. Ich habe für jeden ein offenes Ohr und Verständnis. Ich bin eher bescheiden, stelle also keinen großen Ansprüche.

    Damit hast Du die idealen Vorrausetzungen geschaffen, ne prima CO zu werden.
    Immer für jeden da sein zu wollen, helfen zu wollen, keine großen Ansprüche, das weist ja auf ein starkes Helfersyndrom hin.
    Warum eigentlich so bescheiden ? Warum keine großen Ansprüche stellen ? Gerade an den Partner sollte man meines Erachtens hohe Ansprüche stellen, falls man mit ihm alt werden möchte.

    Zitat

    War es am Ende meine Bescheidenheit, meine Anpassungsfähigkeit, mein glaube an das Gute, die mich so lange an einer Beziehung mit Alki halten liessen? Was es einfach nur finanzielle Abhängigkeit? War es Angst vorm alleinsein? War es das Zugeständnis zu sagen, dass in meinem Leben etwas gescheitert ist, wo ich doch sonst immer alles gemeistert hab?

    Ja, sicher war es das alles zusammen. In eine finanzielle Abhängigkeit gerät man ja als Frau besonders schnell, wenn Kinder da sind, man zur Hausfrau wird, passiert das ja oft automatisch. Und Angst vorm Alleinsein ist sicher ein wichtiger Punkt, sonst hätte man sich ja eher getrennt. Auch mit Kindern gibt es immer Möglichkeiten zu einer Trennung.

    Zitat

    Habe ja hier Beiträge gelesen, dass unsereins mehrmals auf einen Alkoholiker hereinfallen kann. Was finden wir so toll an solchen Typen?

    „Hereinfallen“ halte ich für ein unglücklich gewähltes Wort. Vielleicht sucht man sich unbewusst einen Partner, der Probleme hat und man seinem Helfersyndrom ausleben kann, ist doch ein tolles Gefühl, immer die Helfende zu sein, oder ? Ich weiß, klingt jetzt sehr provozierend, aber denk mal drüber nach. Manchmal versucht man so, sein eigenes Selbstbewusstsein aufzupolieren. Will damit nicht sagen, das es bewusst passiert. Der Grundstein für mangelndes Selbstbewusstsein wird schon in der Kindheit gelegt, als man es noch gar nicht selber beeinflussen konnte. Wenn man nie von den Eltern gelobt wird, nie „gut genug“ ist, sei es in der Schule oder sonst wo. Manche Eltern versuchen ihre eigene Mittelmäßigkeit durch besondere Leistungen ihrer Kinder zu übertünchen.


    Zitat

    Dass Sie uns terrorisieren, belügen, uns unsere Freiräume nehmen wollen?
    Wir geben ihnen Vertrauen, Hoffnung, Freiheit und sie nehmen uns das alles? Wir geben, sie nehmen. Wir wollen doch auch etwas bekommen ?

    Hier muss ich noch mal eindringlich darauf hinweisen, das Alkoholismus eine Suchterkrankung ist. Auch wenn das schwer zu akzeptieren ist, ist es doch so.
    Wir können nichts mehr geben, solange wir nasse Alkies sind, dazu sind wir nicht mehr fähig. Unsere Gedanken drehen sich am Ende nur noch darum, wo bekomm ich den nächsten Stoff her, wann kann ich endlich wieder saufen. Alles andere wird egal. Die Sucht hat uns fest im Griff, sie ist viel stärker als alles andere, auch als Liebe.
    Und frei sind wir selber nicht mehr, und wir würden für Alk alles tun, lügen, betrügen, im Notfall sicher auch stehlen. Vielleicht liest Du mal, wenn Du Zeit hast, Karstens Geschichte. Ich erkenne mich da in vielen wieder, vielleicht verstehst Du dann besser.
    Bekommen kannst Du gar nix mehr von einem nassen Alkie, es ist uns einfach durch unsere Erkrankung nicht möglich.
    Wir tun ja unseren Lieben nicht weh, weil wir Spaß dran haben, sicher nicht. Vertrauen kann man nassen Alkies auch nicht, sie lügen für die Sucht.

    ABER: Man kann seine Suchterkrankung stoppen, wenn auch nie mehr heilen. Dann muß aber der Betroffene alles dafür tun, aus seiner eigenen Entscheidung heraus. Dazu benötigt man Hilfe und einen festen Willen, es muß an erster Stelle stehen, auch der Partner darf in diesem Fall erst an zweiter stehen, sonst wird datt nix.
    Und es kann auch passieren, das beim Trockenwerden der CO auf der Strecke bleibt. Weil man als trockener Alkie wieder alles klarer sieht mit der Zeit und feststellt, Moment mal, das ist gar nicht der Partner, mit dem ich alt werden will. Kommt öfters vor und tut dann sicher sehr weh. Beiden Seiten allerdings.
    Werden wir trocken, können wir auch alles wieder selber. Verantwortung übernehmen, eigenständig und konsequent werden, unseren Pflichten nachkommen, wir verändern uns dann sehr. Damit kommt nicht jeder CO klar, er könne sich dann überflüssig und nutzlos vorkommen. Kann, aber muss nicht passieren.

    So, mehr fällt mir grad nicht ein. Ich weiß, es ist nicht schön, was ich Dir da schreibe, aber es ist leider die Wahrheit. Je eher Du sie kennst, desto besser.

    LG an Dich
    Lilly

  • Zitat von Apfel


    Habe ja hier Beiträge gelesen, dass unsereins mehrmals auf einen Alkoholiker hereinfallen kann. Was finden wir so toll an solchen Typen?

    Dass Sie uns terroriesieren, belügen, uns unsere Freiräume nehmen wollen?
    Wir geben ihnen Vertrauen, Hoffnung, Freiheit und sie nehmen uns das alles? Wir geben, sie nehmen. Wir wollen doch auch etwas bekommen?

    Hallo Apfel,

    die gleiche Frage stelle ich mir auch immer wieder. Ich habe Angst davor, daß sich alles wiederholen könnte, mit einem anderen Mann.

    Ich frage mich, was ich für mich ändern kann, daß es mir nicht noch einmal passiert.

    Co-Abhängighkeit wird ja auch als Abhängighkeit und Krankheit verstanden, andere Stimmen halten das Verhalten schlicht für menschlich und nicht für krank.

    Na ja, was so zum Persönlichkeitsmerkmal von Co-Abhängigen gesagt wird finde ich wenig schmeichelhaft:

    "Der co-abhängige Mensch hat in der Regel einige grundlegende Wesenszüge, die quasi schon den Weg in die Co-Abhängigkeit vorzeichnen. Hauptursache für diese Krankheitsentwicklung ist in den meisten Fällen ein mangelndes Selbstwertgefühl, und niemand ist da, der den co-abhängigen Menschen davon überzeugen kann, dass es für diese Lebenseinstellung überhaupt keinen Grund gibt.

    Der oder die Co-Abhängige ist in der Regel unangemessen stark an anderen Menschen, nach Außen. orientiert (Was sollen die anderen nur denken...)

    Ohne Beziehung empfindet sich diese Person als „Nichts“ und „wertlos“ (er/sie ist meine zweite Hälfte, nach der ich immer schon gesucht habe...)
    Deshalb wird an der Beziehung um jeden Preis festgehalten – „geklammert“ (ich will ihn/sie nicht um keinen Preis verlieren)

    Der oder die Co-Abhängige ist meist nicht in der Lage, sich als „eigenständig“ von anderen Menschen abzugrenzen (was sollte ich denn allein nur tun?)

    Diese Person reflektiert die Gefühle anderer und empfindet sie als „eigene“, obwohl sie nicht an diese Stelle „passen“ (Wir waren gestern so enttäuscht...)

    Eigenen Wahrnehmungen kann nicht vertraut werden, erst, wenn sie von anderen bestätigt werden (du findest das sicher lächerlich, aber ich habe gestern..) Da der Co-Abhängige den eigenen Empfindungen oder der eigenen Auffassung nicht vertraut, fühlt er/sie sich unsicher. Hat jemand anderes nicht viel mehr Erfahrung? Ist die fremde Auffassung nicht bestimmt richtiger? Haben die anderen nicht mehr verstanden als ich? Zwangsläufig muss man lügen, erfinden und schnell reagieren. Um zum Beispiel schnell auf diese Gefühle reagieren zu können, sind eine Vielzahl von blitzschnellen Täuschungsmanövern erforderlich. (Da hast du was falsch verstanden, das habe ich so nicht gesagt...) Die Reaktionen eines Co-Abhängigen sind dadurch oft unehrlich. Der Co-Abhängige beginnt selbst ebenso zu lügen, wie es der Abhängige auch tut – nur auf anderer Ebene. Im Prinzip aber belügt er/sie vor allem sich selbst.

    Eigene Gefühle haben Co-Abhängige unter Umständen gar nicht mehr. Sie fühlen sich innerlich wie tot. Un-Tote können nicht angemessen reagieren,. Sie funktionieren wie Roboter. Diese Menschen sollen hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein.
    Oder Co-Abhängige haben eine übermächtige, alles überschwemmende Menge an Gefühlen, die sie kaum bewältigen können. Ihr oberstes Gebot lautet:
    Alles und jeden kann ich verstehen, alles verzeihen, ich werde nicht aggressiv – Wut findet nicht mehr bewusst statt – aber Weinen ist an der Tagesordnung, denn Verletztwerden ist etwas „normales“, etwas Alltägliches, was man dem Verursacher nicht übel nehmen kann (denn er meint das ja nicht so.. du siehst das ganz falsch, er ist überhaupt nicht so ... er kann nur einfach nicht anders...)

    Die vermeintliche und meist eingebildete eigene Unzulänglichkeit soll damit verschleiert werden und ein „guter Eindruck“ erweckt werden. (Sogar sein eigener Vater hat gesagt: lass dich lieber scheiden, er wird dich sonst auch noch kaputt machen...)

    Gleichzeitig wird eine Art stummer Vertag geschlossen: „ich sorge für dich und nehme dir alle Probleme ab. Ich finde immer eine Begründung für dein schlimmes Verhalten und lasse wieder und wieder zu, dass du mich erniedrigst – dafür darf ich mich als deinen Retter betrachten und die Lorbeeren für so viel Tapferkeit ernten“

    Ein Co-Abhängige/r glaubt, ein anerkennenswerter Mensch ist nur der, der gebraucht wird; oder besser noch der, der eine so schwere Aufgabe bewältigt, die sonst kein anderer schaffen kann.

    Ein Co-Abhängige/r ist absolut sicher, dass er/sie auf keinen Fall um seiner/ihrer selbst willen geliebt werden kann, sondern nur dann, wenn er/sie eine Leistung dafür erbringt. (was wollte ich machen, einer musste sich ja außer um den Haushalt auch noch um die Firma kümmern...)

    Deshalb opfern sich Co-Abhängige deutlich sichtbar für den Suchtkranken (und für alle anderen erst recht) und für ihre Sache auf und machen sich auf diese Weise unentbehrlich. (Mein Vater hat mich früher geschlagen, ja, das stimmt, aber es ist schließlich meine Pflicht, ihn jetzt zu pflegen.... ich will niemandem etwas schuldig sein...)

    Co-Abhängige sind meist insgeheim sehr stolz auf sich selbst – niemand um sie herum opfert sich so sehr auf, wie sie es tun. (Ich weiß auch nicht, wie ich das durchhalte, aber es muss ja sein... ich schaffe das schon...)

    Und die Anerkennung für so viel Selbstlosigkeit lässt auch nicht lange auf sich warten – das „Umfeld“ reagiert entsprechend. (Wie du das nur schaffst... ich könnte das nicht...) Ahh, ein wenig Salbe auf die Wunden...
    Co-Abhängige suchen bei allen unangenehmen Dingen sofort die Schuld bei sich selbst – sie „denken FÜR andere“ und nehmen bei jeder Empfindung ihnen gegenüber an, sie sei negativ gemeint. (Und du bist doch ärgerlich, auch wenn Du sagst, es stimmt nicht!“ oder „wenn ich nicht so reagieren würde, müsste er ja nicht lügen...)

    Co-Abhängige glauben immer für alles verantwortlich zu sein und für alles eine Lösung finden zu müssen – auch ungefragt übernehmen sie Arbeiten, von denen sie meinen, dass sie getan werden müssen (...es hätte ja sonst doch niemand gemacht ...wenn man nicht alles selbst tut....) und wittern schnell und grundlos hinter unbedachten Handlungen von anderen die Ablehnung ihrer Person (..und dann hat sie mich angesehen und mit Karl getuschelt ...die Frau kann mich nicht leiden)

    Ein/e Co-Abhängige/r denkt wirklich, ohne ihn, ohne sie, sei der Kranke verloren – sie sind seine letzte Rettung, danach kommt nur noch Siechtum und Tod. („Niemand versteht, wie sehr er sich selbst dafür hasst und wie sehr es ihm leid tut, wenn er mich schlägt...“ „was soll dann aus ihm werden... wenn ich nicht für ihn sorge, muss er eines Tages unter einer Brücke schlafen...)

    Der/Die Co-Abhängige muss unentbehrlich werden, damit nicht nur die Dankbarkeit des Kranken garantiert ist, sondern alle in dem Umfeld froh sind, dass es sie/ihn gibt. Dann ist das „nichts- wert- sein“ endlich kompensiert: mit äußerster Anstrengung und Verausgabung bis zum Umfallen ist endlich das erreicht, was man so sehr braucht - man wird anerkannt und hat doch immer das unangenehme Gefühl und die Angst, nicht wirklich geliebt zu werden. Obwohl der Kranke und die anderen Personen aus dem Umfeld praktisch auf die Hilfe und den vollen Einsatz des/der Co-Abhängigen angewiesen sind, bleibt die immer währende Ungewissheit: „habe ich denn immer noch nicht genug getan, dass man mich dafür lieben kann? Ich bin sogar bei äußerstem Einsatz nur ein Versager!“"

    Ich finde, das vieles davon nicht auf mich zutrifft, aber einiges schon, z.B. das ewig schlechte Gewissen, weil ich mich entschieden habe ihn fallen zu lassen um selbst nicht weiter zu leiden. Ich bin sicher auch jemand, der sich oft fragt, was andere denken. Und ich ertrage Situationen in denen es mir nicht gut geht immer sehr lange, zu lange, weil ich die Hoffnung nicht aufgeben kann, daß sich doch etwas zum positiven ändert.

    Das ich für mein Zu-ihm-Halten Anerkennung aus meinem Umfeld bekommen habe, trifft auch nicht zu. Die Menschen in meiner Nähe machten sich eher Sorgen um mich, haben nicht verstanden, warum ich bei ihm bleibe oder es immer wieder mit ihm versuche. Ein Bekannter sagte neulich zu mir, ich sollte mir mal überlegen, ob ich mich überhaupt selbst liebe, schließlich hätte ich nur ein Leben.

    Die Vorstellung, daß der Partner seinen persönlichen Tiefpunkt erreichen muß, vielleicht ganz abstürzen muß um zur Einsicht zu gelangen ist nicht leicht zu ertragen.

    Ich weiß nicht, warum ich mich so Co verhalte. Laut meiner Therapeutin ist es oft ein bereits in der Kindheit erlerntes Verhalten. Sie fragte, ob es andere Alkohol abhängige in der Familie gibt. Ich weiß aber von keinem, meine Eltern ebensowenig. Wir sind zusammen die ganze Verwandschaft "durchgegangen".

    Und das ich mein Selbstwertgefühl daraus ziehen soll vereinbart sich für mich auch nicht mit dem Leid, daß es verursacht.

    Ich habe einen anstrengen Job, in dem ich mich schon um die Angelegenheiten anderer Leute kümmern muß und sehne mich danach mich auch mal anlehnen zu können und schwach sein zu dürfen. Ich sehne mich nach jemandem, der sich auch mal um meine Bedürfnisse kümmert.

    Ups, das war jetzt ganz schon viel.

    Marjel

  • Moin Apfel,

    Lob an unsere Lilly, sie hat deinem nur einseitig beleuchtetem Studio
    Flutlicht von allen Seiten gegeben ! Zeit zum Nachdenken.

    Gruß, Freund.

  • Hm, ich finde es gut, wenn wir uns endlich mal mit uns selbst und unseren Gefühlen beschäftigen. Die meisten Threads hier handeln ja davon, wie man dem Partner helfen kann, sollte oder müßte.

  • Aber die Fragestellung finde ich falsch: Zu gut, naiv.... Das klingt schon wieder nach Verantwortung für die ganze eskalierte Situation übernehmen, den Fehler bzw. die Schuld bei sich selber suchen.

    Ich glaube mit uns ist nichts falsch. Wir müssen einfach lernen, uns so lieb zu haben, wie wir sind und lernen den Schmerz zu beenden

  • Ich lese gerade "Die Sucht gebraucht zu werden" von Melody Beatti, erschienen im Heine Verlag. Die Autorin ist trockene Alkoholikerin und selbst Co-abhängig gewesen.

    Da steht viel aufschlußreiches über die Gründe des Handelns von Co-Abhängigen, ohne Vorwurfsvoll zu sein. Ich finde es sehr gut!

  • Hallo Marjel, Halle Apfel,
    ich bin trockene Alkoholikerin (gut 2 Jahre) und kämpfe mich jetzt aus einer co-abhängigen Beziehung. Das ist überlebensnotwendig für mich. Und ist doch verdammt schwer (nach 10 Jahren!). Dabei, auch beim Weg aus der Sucht, helfen mir, unter anderem, die Tagesmeditationen von Melody Beattie sehr. Am Anfang "Jeder Tag ein neuer Anfang", jetzt "Kraft zum Loslassen" ... Hat mir eine Freundin empfohlen die selbst keine Sucht- aber Beziehungsprobleme hatte.
    Alles gute und viel Kraft
    melody (daher auch der nick!)

  • Hallo Elki,

    entmutigt bin ich zur Zeit nicht, sonst hätte ich mich nicht getrennt. ermutigt bin ich etwas über mich als co herauszufinden. ich will einfach nicht nochmal das gleiche erleben.

    Gruß Apfel

  • Hallo lilly, Hallo Freund,

    Zitat


    Hier muss ich noch mal eindringlich darauf hinweisen, das Alkoholismus eine Suchterkrankung ist.

    Bekommen kannst Du gar nix mehr von einem nassen Alkie, es ist uns einfach durch unsere Erkrankung nicht möglich.
    Wir tun ja unseren Lieben nicht weh, weil wir Spaß dran haben, sicher nicht.

    Mein Ex sagte, auch immer, dass er nicht absichtlich trinkt. Jedoch steckt die Krankheit in Ihm. Ich kann es nicht beeinflussen. Es hat gedauert bis ich zu dieser Einsicht kam.

    Zitat

    Warum keine großen Ansprüche stellen ?

    Das bin ich nicht.

    Zitat


    Vielleicht sucht man sich unbewusst einen Partner, der Probleme hat und man seinem Helfersyndrom ausleben kann, ist doch ein tolles Gefühl, immer die Helfende zu sein, oder ? Ich weiß, klingt jetzt sehr provozierend, aber denk mal drüber nach. Manchmal versucht man so, sein eigenes Selbstbewusstsein aufzupolieren. Will damit nicht sagen, das es bewusst passiert. Der Grundstein für mangelndes Selbstbewusstsein wird schon in der Kindheit gelegt, als man es noch gar nicht selber beeinflussen konnte. Wenn man nie von den Eltern gelobt wird, nie „gut genug“ ist, sei es in der Schule oder sonst wo. Manche Eltern versuchen ihre eigene Mittelmäßigkeit durch besondere Leistungen ihrer Kinder zu übertünchen.

    Ich helfe gern. Bestätigung tut meinem ego auch gut :) Ich lasse mir aber auch gerne unter die Arme greifen, muß nicht alles allein machen.

    Ja, das mit dem Selbstbewußtsein ist so eine Sache. Wenn ich in meine Kindheit zurückblicke: Ich war eine gute Schülerin. Manchmal fühlte ich mich ungerecht behandelt, hatte das Gefühl immer so wie mein Bruder sein zu müssen. Doch ich war anders.


    gruß apfel

  • Hallo Marjel, Hallo melody,

    danke für die Buchtips.

    Auch danke für die Auflistung der Persönlichkeitsmerkmale.


    Ja,ich mache mir gedanken, was andere über mich denken, ja sogar, den Punkt, dass ich mich gerne rechtfertige habe ich in der Liste erkannt.

    Zitat

    Aber die Fragestellung finde ich falsch: Zu gut, naiv.... Das klingt schon wieder nach Verantwortung für die ganze eskalierte Situation übernehmen, den Fehler bzw. die Schuld bei sich selber suchen.

    Ja, ich suche bei mir...nicht aber nach schuld. einen alkoholiker kann man auch nicht die schuld für seine krankheit geben.

    Zitat

    Ich glaube mit uns ist nichts falsch. Wir müssen einfach lernen, uns so lieb zu haben, wie wir sind...

    Ich hoffe, dass an uns nichts falsch ist. Aber irgendwie haben wir es ja doch geschafft uns in einen Alkoholiker verliebt. Meinst du, die Erfahrung wird uns klug machen? Müssen wir an uns arbeiten? Sind wir einfach bloß an den falschen geraten?


    Gruß Apfel

  • Hallo zusammen,

    ich als Co möchte nun auch provozierende Fragen stellen.

    Wenn Alkoholiker nass sind, verstecken sie sich hinter "ich bin krank und KANN das gar nicht beeinflussen. Mach DU mal!"
    Ist der Alkoholiker dann trocken, heißt es " Ich bin ja krank, ich MUSS mich mit mir selbst beschäftigen um zu gesunden, DU willst doch auch, dass ich nichts mehr trinke! Mach DU mal!"
    Also, bei aller Liebe, aber könnte es nicht sein, dass sich da vor der Realität versteckt wird, weil der Alkoholiker Angst hat? Wie soll eine Ehe gesunden, wenn einer ständig alle Lasten trägt und der andere sich unter dem Deckmantel der " ich muss gesund werden, ihr kommt erst mal hintendran!" versteckt?
    Ist eine Partnerschaft nicht gegenseitiges nehmen und geben?
    Ich finde es provoziert Trennungen geradezu, wenn man als nicht süchtiger Partner ständig in die Ecke gestellt wird. Ich will mich irgendwann auch mal wieder anlehnen und mit Problemen nicht alleine sein. Dann hätte ich mich auch trennen können, anstatt den beschwerlicheren Weg zu gehen.
    Ich habe in einem anderen Threat schon einmal festgestellt, dass Cos unbewusst Angst gemacht wird, dass sich der Partner trennen könnte. Das ist Quatsch!
    Wie viele leben noch immer in ihrer Partnerschaft? Wie viele sind mit dem Moment, als die aktive Sucht beendet war, unglaublich glücklich geworden?
    Und noch was: Alkoholiker und Cos sind nicht zwei Lager die sich gegenseitig bekämpfen müssen.
    Vielleicht ist noch nicht aufgefallen, dass wir keine Feinde sind. Wir sind auch nicht schuld, an eurer Misere. Allerdings gbt es einige, die immer wieder unterschwellig durchblicken lassen, dass der Co nachdenken solle und den Alkoholiker einfach mal machen lassen soll.
    WO bleiben wir und wo bleiben die Kinder in dieser ganzen Sache? Irgendwann ist auch mal gut mit der Rücksichtnahme!
    Und kommt mir nun bloß nicht mit " tjaaaaaa, in dem Fall hast du die Krankheit nicht verstanden!"..das habe ich sehr wohl, aber es wird doch erlaubt sein, Ansprüche zu stellen OHNE gleich die Trockenheit zu gefährden.

    Grüßle
    Heike

  • Ich galube nicht, das allein die Erfahrung und klug macht, wenn wir nicht lernen mit unseren Persönlichkeitsmerkmalen, die wir ja nun mal haben und die uns in diese Lage gebracht haben anders umzugehen.

    Ich habe bei mir festgestellt, daß meine Wut, meine Angst und mein Kontrollzwang keinesfalls nachgelassen haben, als mein Partner bereit war abstinent zu leben und eine Entgiftung begonnen hat.

    Ich war in meinem Kontrollzwang so gefangen, daß es mir trotzdem weiter schlecht ging und ich weiter zweifelte.

    Ich habe nicht gemeint, das wir Cos schuld sind an der Misere des Alkoholokers. Der Abhängige trinkt ja von ganz allein. In meinem Fall hat er das auch schon getan, bevor wir uns kannten, wie könnte ich also schuld daran sein?

    Schuld bin ich nur daran, daß ich zulasse, daß mich das so beeinflußt, daß es mir damit so schlecht geht, daß ich kaum mehr in der Lage bin meinen Alltag und meine wirklichen Verpflichtungen zu erfüllen. Wer sagt denn, daß ich dazu auserkoren bin ihn zu retten?

    Es verlangt kein Mensch von mir (außer vielleicht ich selbst) Rücksichtnahme bis zur Selbstaufgabe! Der Alkoholiker hat nicht darum gebeten, daß ich ihm sein Alkoholproblem löse und wenn ich es ungebeten doch versuche, ernte ich nur Abwehr und Agression. Er selbst muß es wollen und ich kann ihn dazu nicht bringen, nur weil ich glaube besser als er zu wissen, daß es für ihn, unsere Beziehung und Familie nicht gut ist das er trinkt.

    ICH werde ihn davon nicht überzeugen, solange ihn die Sucht im Griff hat.

    Meine Versuche mich zu kümmern, ihn retten zu wollen führen allenfalls dazu, daß ich bei ihm bleibe, ein Nest schaffe, daß er sonst nicht hätte, selbst leide und so unser aller Leiden verlängere.

    Ich bin schuld im Sinne von verantwortlich dafür, wenn ich zulasse das ich durch ein Verhalten, das niemandem nützt leide.

    Trotzdem habe ich immer wieder Wut auf ihn, suche bei ihm die Schuld, weil er es ja ist der säuft. Es fällt mir schwer das was ich mit dem Kopf ja weiß (er ist nicht schuld, sondern alkoholkrank und das führt dazu, daß er sich so mir gegenüber verhält), auch zu akzeptieren. Denn die *** Sucht führt dazu daß ich "durch seine Hände" (Zitat Melody Beatty) leide.

    Aber es verlangt wirklich niemand von mir daß ich das tue. Es verlangt niemand außer mir selbst, den beschwerlichen Weg zu gehen, anstatt mich zu trennen. Ich kann nicht erwarten, daß ich dafür auch noch bewundert oder gelobt werde. Nur ich könnte das also ändern, er nicht, denn er ist krank.

    Ganz am Anfang unserer Beziehung, da hatte ich einen kurzen Augenblick mal den Gedanken, was ich eigentlich will. Ich habe mich gefragt, ob ich wirklich in den Menschen verliebt bin, oderin die Idee ihn zu retten. Wahrscheilnlich war es letzteres, denn ich habe in dieser Beziehung nicht sehr viel bekommen. Alle schönen und intensiven Momente waren immer von der Angst, von seinem Alkoholproblem, das ich zu meinem gemacht habe überlagert. Ich habe einfach vor mir selbst geleugnet, daß es mir damit schlecht geht und habe das für eine Weile sehr erfolgreich verdrängt.

    Erst habe ich versucht ihn zum Umkehern zu bewegen und Kontrolle auszuüben und er hat getrunken, dann habe ich verdrängt und Vertrauen demonstriert aber hat er wieder getrunken. Also war ich noch frustrierter, weil mein Vertrauen "mißbraucht" worden ist.

    Wer schuld ist, ist meines Erachtens einfach die falsche Frage. Sie zu beantworten löst das Problem nicht. Damit geht es weder dem Angehörigen noch dem Betroffenen besser.

    Warum er getrunken hat, kann nur der Alkoholiker für sich selbst herausfinden, wenn er soweit ist, das überhaupt wissen zu wollen und etwas ändern zu wollen.

    Warum die Alkoholkrankheit meines Partners mein Leben so durcheinandergebracht hat, daß ich glaube langsam wahnsinnig zu werden muß ich herausfinden. Wer daran schuld hat oder wann es angefangen hat ist egal. Wichtig ist nur, das das aufhört, um meines selbst und meiner Gesundheit willen.

  • Hallo Pott

    Zitat

    Wenn Alkoholiker nass sind, verstecken sie sich hinter "ich bin krank und KANN das gar nicht beeinflussen. Mach DU mal!"
    Ist der Alkoholiker dann trocken, heißt es " Ich bin ja krank, ich MUSS mich mit mir selbst beschäftigen um zu gesunden, DU willst doch auch, dass ich nichts mehr trinke! Mach DU mal!"

    Muss ich gleich wieder provozierend zurückfragen. :D

    Warum machst Du / man denn ? Gerade dieses ewige Tun macht einen doch zum CO. Das wir krank sind als Alkies ist richtig und wir können unser Verhalten nicht gut steuern, solange wir nass sind. Aber wir dürfen von niemanden Verständnis oder Hilfe erwarten, solange wir saufen. Bekommen wir es, nehmen wir es sicher an, dann können wir nämlich noch besser in Ruhe weiter saufen. Sorry, ich weiß, das sich das hart anhört, aber das ist typisches Alkoholiker-Verhalten. Solange wir noch Untersützung und Hilfe bekommen und dabei trotzdem weiter saufen können, werden wir das tun. Gerade hier im CO-Bereich ist es auch immer wieder nachzulesen. "Ich mach schon alles" und der / die säuft in Ruhe weiter. Solange man in nassen Zeiten imemr wieder jemand hat, der "macht und tut", saufen wir einfach weiter. Iss nun mal so :(

    Zitat

    Also, bei aller Liebe, aber könnte es nicht sein, dass sich da vor der Realität versteckt wird, weil der Alkoholiker Angst hat? Wie soll eine Ehe gesunden, wenn einer ständig alle Lasten trägt und der andere sich unter dem Deckmantel der " ich muss gesund werden, ihr kommt erst mal hintendran!" versteckt?

    Sorry, das ist aber notwendig, das wir unsere Trockenheit in unseren Mittelpunkt stellen, alles andere darf nur zweitrangig sein, sonst kann man nämlich NICHT TROCKEN WERDEN und es auch bleiben. Auch die Familie MUSS an zweiter Stelle stehen, das ist ganz wichtig !
    ABER : Das bleibt ja nicht immer so ! Wenn man eine gewisse Stabilität erreicht hat, nach ein paar Monaten, wird sich das wieder ändern.
    Wir trockenen Alkie haben alle wieder die Verantwortung für unser Leben und unsere Verpflichtungen übernommen. Wenn nicht, lief was falsch.
    Wir können uns dann wieder um unsere Familien und Partner so kümmern, wie es sein sollte. Vorher war uns das aber einfach nicht möglich. Auch wenn du das vollkommen anders siehst, was ich durchaus verstehen kann, wird es so sein.


    Zitat

    Ich habe in einem anderen Threat schon einmal festgestellt, dass Cos unbewusst Angst gemacht wird, dass sich der Partner trennen könnte. Das ist Quatsch!
    Wie viele leben noch immer in ihrer Partnerschaft? Wie viele sind mit dem Moment, als die aktive Sucht beendet war, unglaublich glücklich geworden?

    Hier muss ich leider widersprechen. Ich finde es selber erschreckend, wie viele Partnerschaften zerbrechen, wenn der Alkie trocken wird. Dazu bitte auch mal im Offenen Alkie-Bereich ab und zu lesen. Da kann man es oft lesen, das es leider doch so ist.
    Dafür gibt es mehrere Gründe, ich kenn natürlich auch nicht alle. Der Trockene Alkie beginnt wieder, sich weiter zu entwickeln, das war während des Saufens nicht möglich. Und oft ist es einfach so, das der Partner nicht mehr Schritt halten kann. Manchmal aber auch nicht bereit ist, mitzuziehen. Dann hat man ein Problem. Denn wir müssen ja auch ganz viele Dinge ändern, die auch immer den Partner mitbetreffen. Das ist für den ja auch nicht so ganz einfach. Es ist keinesfalls so, das alles beim Alten bleibt, denn für uns reicht auf keinen Fall "nur nicht mehr trinken" aus. Wir müssen unser gesamtes Verhalten ändern, das ist sehr schwer und kostet auch sehr viel Kraft.

    Manchmal schämt sich auch der Partner, das er einen Alkie zum Partner hat. Denn das bleiben wir ja nun lebenslang, wir werden ja nicht wieder einfach gesund, geht nicht einfach wieder weg wie ne Grippe. Das ist aber für viele Angehörige schwer, zu akzeptieren und so anzunehmen. Und wir werden auch vor anderen sagen, das wir Alkies sind, das müssen wir sogar. Manche Partner möchten das aber nicht, weil sie sich dann für den anderen schämen.

    Zitat

    Und noch was: Alkoholiker und Cos sind nicht zwei Lager die sich gegenseitig bekämpfen müssen.

    Nein, ganz sicher nicht, das wäre ja doof und würde niemanden was bringen.

    Zitat

    Vielleicht ist noch nicht aufgefallen, dass wir keine Feinde sind. Wir sind auch nicht schuld, an eurer Misere. Allerdings gbt es einige, die immer wieder unterschwellig durchblicken lassen, dass der Co nachdenken solle und den Alkoholiker einfach mal machen lassen soll.
    WO bleiben wir und wo bleiben die Kinder in dieser ganzen Sache? Irgendwann ist auch mal gut mit der Rücksichtnahme!
    Und kommt mir nun bloß nicht mit " tjaaaaaa, in dem Fall hast du die Krankheit nicht verstanden!"..das habe ich sehr wohl, aber es wird doch erlaubt sein, Ansprüche zu stellen OHNE gleich die Trockenheit zu gefährden.

    Hierzu möchte ich nichts sagen, denn ich lese da nur sehr viel Wut und Vorwürfe raus. Das bringt niemanden weiter, weder den Alkoholiker noch die Angehörigen. Solange noch so viel Wut da ist, ist es schwer, sachlich zu argumentieren, ist meine persönliche Meinung.

    LG
    Lilly

    und sorry, Apfel, das ich grad hier gründlich DEINEN Thread missbraucht habe, war ja eigentlich an Pott gerichtet :oops:

  • Herrrjee,

    genau solche Verbalattacken wie die von Elke meine ich!
    Ist dir mal aufgefallen, liebe Elke, das wir (auch wenn ihr noch im Familienverbund seid) sowieso alleinerziehend sind?! Ob wir das wollen oder nicht sei mal dahin gestellt. Vielleicht ist dir noch nicht aufgefallen, dass Diandra oder auch ich Einzelfälle sind. In vielen Fällen leiden die Partner sehr, werden physisch und psychisch mißhandelt. Ich gehe nicht davon aus, dass es in deinem oder auch Lillys Fall so war.
    Du könntest ma versuchen zu verstehen, dass wir Fragen stellen und auch unsere Bedürfnisse erfüllen wollen, dazu sind Kompromisse nötig. Eine Beziehung besteht aus nichs anderem als immer wieder Kompromisse einzugehen. Das darf ich von einem Partner erwarten, auch in der ersten Phase der Nüchternheit. Ich erwarte Verständnisfür meine Situation, genauso wie mein Partner Verständnis für seine Situation einfordert. Vergleiche des Gesundungsprozesses mit Krankheiten, die man durch Vireninfektionen übertragen bekommt, sind für mich indiskutabel.
    So und nun nochmal. Ich hab allergrößten Respekt vor dir, Elke, deine Denkanstöße sind wichtig, wenngleich ich manche nicht teile. Aber das ist ja egal, denn zum diskutieren sind wir hier *lächel*

    Hallo Lilly,

    Tolle Antwort - damit lässt sich diskutieren! Ich gehe chronologisch vor:

    Ich habe dieses "Mach du mal!" getan weil es Dinge gibt, die erledigt werden müssen. Punkt! Es muss Geld verdient werden, es muss der Haushalt gemacht werden und die Kinder müssen erzogen werden. Das macht sich nicht von allein! Ich habe lediglich die Aufgaben überommen, die mein Mann wegen seiner Krankheit nicht geschafft hat und dei uns alle betrafen. Nichs was für ihn alleine war, seine Vervindlichkeiten hat er immer noch. Nichts, was IHM den Alltag erleichterte, sondern Dinge, die überlebenswichtig waren! Das ist legitim oder ?!
    Ich betone nochmal. Ich bin kein Co. Ich bin Angehörige. Ich habe unwahrscheinliches Glück gehabt, denn mein Mann ist trocken sehr liebenswert und wir reden viel. Die beschriebenen Schwierigkeiten der Cos und der trockenen Partner, wo sich eine weiter entwicklet und einer auf seinem Level stehen bleibt - die haben wir nicht! Mein Mann übernimmt seine Aufgaben wieder voll und ganz - ich rede ihm da auch nicht rein, denn das ist sein Ding. Wir tauschen uns aus, wir fragen um Rat. Wir sind Partner und beste Freunde und ich bin mir durchaus bewusst dass das die Ausnahme ist.

    Zitat

    Auch die Familie MUSS an zweiter Stelle stehen, das ist ganz wichtig !


    Dann macht mein Mann was falsch! Für ihn ist seine Familie sowie die Trockenheit wichtig. Er findet s genauso wichtig mit seinen Kindern Probleme zu wälzen wie das erste Glas stehen zu lassen. Wie gesagt, es gibt nicht nur schwarz - weiß...

    Zu den zerbrechenden Beziehungen: Ich lese sehr oft im offenen Alkohoikerbereich. Ich schreibe dort auch schonmal, gerade um trockenen Alkoholikern die Angst vor dem trockenen Partner zu nehmen. ich ermutige zum reden, denn das hilft immer! Spekulationen bringen niemanden weiter.
    Mein Mann ändert auch sein Verhalten und ich finde das toll. Er ist konsequent, verlässlich, vertrauenswürdig und unbequem geworden - super!
    Ich habe meiner Tochter gestern gesagt, dass mein Mann nicht aggressiv ist, sondern lediglich seine Interessen ihr gegenüber durchsetzt und das das gut so ist! Früher hätte er zur Flacshe gegriffen, heute setzt er sch hin und diskutiert das aus . Und wenn die Kids dann immer noch meinen, ihm auf der Nase rumtanzen zu müssen (weil das früher ja ging), dann wird er halt ein wenig stinkig. Völlig normal!
    wir schämen und nicht, im Gegenteil. Wir sind stolz, dass mein Mann seine Sucht bekämpft und wir wissen ganz genau (auch die Kinder) das er nie wieder trinken sollte (nicht darf, das ist seine Entscheidung), wenn er die Krankheit stoppen will.

    Zu dem letzten Absatz: Nein, ich bin nicht wütend. Und wem sollte ich Vorwürfe machen? Das ist der Schuh, den du dir anziehst, Lilly. Ich bin erstaunt, dass immer noch nicht versucht wird an einem Strang zu ziehen. Einfache " Ich empfinde dies so und so und in der Weise!" Sätze werden direkt als Vorwurf ufgefasst und wenn man keinen dirketen Vorwurf ausmachen kann, liest man eben Wut heraus. Nöööö, so ist das nicht.
    Ich habe aufmerksam hier gelesen und ich habe festgestellt, dass sich die Antworten gleichen.....und Angehöriige, die vorsichtig wagen einen Anspruch wie "ich fühle mich einsam und allein gelassen!" zu äußern, bekommen oftmals gesagt, dass sie die Krankheit nicht richtg verstanden haben...... das entmutigt, versteht ihr?!
    Nu muss ich zum Elternabend..... ich wünsche mir, dass wir noch weiter diskutiere und viel mehr Verständnis füreinander aufbringen - das wäre das Allerbeste, was jedem Betroffenen passieren kann!

    Liebe Grüße
    Heike

  • Hallo Heike,

    ich hab auch grad so drüber nachgedacht, das Dein Mann ja erst kurze Zeit trocken ist. Die Entwicklung, von der ich spreche, bezieht sich aber auf viele Monate bis Jahre.
    UND: Ich schrieb, das viele Partner manchmal nicht mitziehen. NICHT ALLE ! Das hab ich nie gesagt. Wenn beide Partner zu Veränderungen bereit sind, dann wird es doch auch gut gehen.
    In ca. 3 Wochen Trockenheit ist dieser Trend aber noch nicht abzusehen, sorry. Du weißt doch noch gar nicht, wohin sich Dein Partner entwickeln wird, also mal abwarten...
    Es KÖNNEN immer Kompromisse gefunden werden, die für beide Seiten akzeptabel sind, das glaube ich ganz sicher. Ist aber leider manchmal nicht der Fall.
    Muss auch mal dazu sagen, das viele der Beziehungs-Geschichten, die schwierig sind, im Geschlossenem Bereich stehen, da wird einfach offener gesprochen. Das musst Du mir aber nicht glauben, weil Du mir ja eh nix glaubst. :D (hey, nur Spaß )

    So, nochmal kurz zu 2 angesprochenen Sachen von Dir. Ich war auch über 8 Jahre alleinerziehende Mutter und kenne auch diese Situation.
    Desweiteren habe ich selber meinen Mann zum CO gemacht. CO auch in diesem Fall CO-Angehörigen. Ich kenne also auch diese Situation. Und glaube bitte nicht, ich wüßte nicht, was ich ihm damit angetan habe. Aber er sagte mir neulich, als wir mal über gewisse "Schuldfragen" sprachen, das meine Schuld, so sie überhaupt bestanden habe, beglichen sei ab dem Tag meiner Trockenheit.
    Es gibt also ein Verzeihen, ein vergessen aber sicher nie.

    LG an Dich
    Lilly

  • Zitat von Lilly12


    Aber er sagte mir neulich, als wir mal über gewisse "Schuldfragen" sprachen, das meine Schuld, so sie überhaupt bestanden habe, beglichen sei ab dem Tag meiner Trockenheit.
    Es gibt also ein Verzeihen, ein vergessen aber sicher nie.

    Das ist ja ein wunderschöner Satz.

  • Ich wünschte ich könnte eines Tages auch so etwas sagen, aber ich glaube davon bin ich im Moment soooooooooooooooooo weit entfernt!

  • Hallo Elki,

    mal kurz zur Erklärung, wie es zu diesem Satz kam. Mein Mann und ich sprachen allgemein über eine "Schuldfrage", weil sich viele Trockene Alkies damit rumtragen. Ich persönlich tat das nicht. Er sagte auch dazu, das er wisse, das es sich um eine Krankheit handelt und daher Diskussionen über "Schuld" unangebracht sind.
    Er ist der Meinung, es bestehe keine "Schuld".
    Daher auch "so es denn überhaupt eine gäbe".

    Als klassischen CO kann ich ihn wohl eher nicht bezeichnen, er ist ein sehr eigenständiger Mensch. Aber er hat für mich gelogen, weil er sich für mich schämte. Und am Ende hat er mir Schnaps gekauft, weil er hilflos war und nicht mehr weiter wußte.
    Und es war auch er, der den Notrufwagen rief und der Sache ein Ende bereite. Das war die richtige Entscheidung und darüber bin ich im Nachhinein sehr froh, das er einfach gehandelt hat, ohne weitere Diskussionen. Ich wollte zwar nicht mit, hab noch Theater gemacht :oops: , aber ich bin dann doch mitgefahren. Seitdem hab ich nie wieder getrunken.

    LG
    Lilly

  • Guten Morgen die Damen *in die Runde strahl*

    Lilly, erstmal so wie dein mann sehe ich das auch mit der Schuldfrage. Ist doch kontraproduktiv, wenn man in der Vergangenheit rumstochert und " Vor 5 Jahren hast DU aber das und das getan..." *grins*....finde ich völlig Ok. Ich habe meinem Mann weder Zigaretten noch Bier mitgebracht, wenn er schon getrunken hatte und das Bier war alle, musste er eben in das nächste Geschäft laufen, denn den Autoschlüssel habe ich auch ein kassiert....

    Ist mir schon klar, das 3 Wochen eine kurze Zeit sind. ABER nochmal das Thema der Entmutigung-was für viele zutrifft, muss nicht alle treffen.
    Vorsicht ist angebracht, darf aber nicht das ganze Leben bestimmen. Es muss doch trotzdem irgendwie weitergehen oder stoppt ihr mit eurem Leben, verkriecht euch und beschäftigt euch nur damit, wie ihr es schaffen könnt, nie wieder einen Tropfen anzurühren? Nee, oder?!
    Jedenfalls war hier eine junge Dame, deren beitrag sich mit meinem überschnitten hat und die ANgst bekam..... nicht jeder gibt zu, dass ihm das Geschreibsel hier Angst macht. Ist aber so.... also, meine Bitte: auch wenn das hier als SHG verstanden wird.... nicht immer direkt die volle Breitseite - es verunsichert und kann auch vieles zerstören!

    Hier ist heute Schnee gemeldet und ich muss mich gleich auf die Socken machen..... mein Mann meinte übrigens gestern, dass Elternabende nüchtern genauso öde sind wie angetrunken....nur, das er sich beser über die anwesenden Supermütter amüsieren kann, weil er mehr Details mitbekommt...

    8)

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