Angst vor dem Arzt... Hürde geschafft :-)

  • Hallo,

    ich möchte von meinem heutigen Erlebnis bei meinem Arzt berichten, was vielleicht dazu beitragen kann, dem einen oder anderen die starke Angst davor zu nehmen, sich mit seiner Alkoholproblematik dem Arzt zu offenbaren.

    Vorab muss ich gestehen, dass ich selbst diese wahnsinnige Angst bis zum heutigen Tag hatte.

    Aber nun zu heute: es war die Besprechung der Ergebnisse meiner Blutuntersuchung. Mein Arzt führte erst mal ein längeres, sehr nettes und einfühlsames Gespräch mit mir. Irgendwie konnte ich mich ihm Schritt für Schritt öffnen, vermied aber das Thema Alkohol. Irgendwann fragte er dann, "Haben Sie denn zu dem Zeitpunkt schon getrunken?" Tja, da saß ich nun, wusste erst mal nicht, was ich antworten sollte. Irgendwie hatte ich ja die leise Hoffnung, dass nach 7 Wochen Abstinanz meine Werte vielleicht ganz OK wären. Waren sie auch, bis auf einen einzigen, verräterischen Wert. Ich fing dann an zu erzählen, wie alles anfing usw. usw. Ja, ich habe ihm alles erzählt. Und es tat richtig gut. Ich hatte überhaupt nicht mehr das Gefühl, mich für meine Sucht schämen zu müssen. Wir haben dann noch vieles besprochen, bezüglich Therapie ect. und Blutuntersuchungen im Abstand von 4 Wochen vereinbart.
    Die Hürde Arzt war endlich genommen, erfolgreich.

    Sicherlich hängt es auch vom Arzt ab, ob man sich ihm anvertrauen kann oder nicht. Aber häufig sind es doch auch unbegründete Ängste, die einen davon abhalten.
    Hätte ich schon eher den Mut gehabt, mit meinem Arzt zu reden, hätte ich mir sicher Vieles ersparen können, wie z.B. den kalten Entzug.

    Liebe Grüße
    Gitta

  • hallo gitta

    schön das du das mal geschrieben hast.
    ja die angst und die scham verhindert es leider sehr oft und lange den richtigen weg zu gehen, aber es ist eben auch sehr befreiend wenn man es dann endlich getan hat.
    du bist auf dem richtigen weg bleib dran.

    gruß doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Gitta !

    Toll , Du hast meiner Meinung nach den wichtigsten Schritt geschaft.
    Dorothea schreibt von Angst und Scham. Ich finde es ist völlig normal Angst zu haben und sich zu schämen. Angst hatte ich auch jedoch habe ich mich nie geschämt, Alkoholiker zu sein. Vieleicht habe ich deshalb auch immer Schwierigkeiten diese Scham nachzuvollziehen.
    Wenn Alkoholismus eine Krankheit ist,dann muss ich mich doch nicht schämen. wenn ich diese Krankheit habe. Ich schäme mich ja auch nicht, weil ich mir einen Arm gebrochen habe.
    Warum ist das so ???

    Trocken seit dem 06.12.1993 und das bleibt auch so !!!

  • Hallo Gitta,

    herzlichen Glückwunsch auch von mir und danke für diesen positiven Bericht, der eventuell manchen Menschen Mut gibt.

    Gruß, Freund.

  • Hallo,

    eure positive Resonanz auf meinen Beitrag hat mich sehr gefreut. Danke!

    Der Schritt, mich mit meiner Krankheit meinem Arzt anzuvertrauen, war sicherlich ein ganz wichtiger Schritt, auch nach außen hin zu meiner Krankheit zu stehen. Davor habe ich mich nämlich bisher ein wenig gedrückt.

    Wichtig war dieser Schritt aber auch noch in anderer Hinsicht. Ich weiß jetzt, wie es um meine Gesundheit bestellt ist. Der Blutwert, der nicht so OK war, machte mich sehr nachdenklich, zeigte mir, welchen Raubbau ich mit meiner Gesundheit betrieben habe. Dank der Ernährungsratschläge meines Arztes hoffe ich aber, das wieder in den Griff zu kriegen. Hab heute direkt Spinat gegessen, obwohl ich den nicht so gerne mag.

    @ Stö
    Die Vereinbarung mit meinem Arzt, jetzt jeden Monat eine Blutuntersuchung zu machen, gibt mir auch zusätzlichen Auftrieb. Das Gespräch gestern mit ihm hat mir mehr gebracht als die Therapiegespräche mit meiner Psychologin. Aber das ist ein Thema für sich.

    @ Bernd
    Du fragst, warum es häufig mit Scham verbunden ist, sich als Alkoholiker zu outen. Nun, Alkoholismus ist in vielen Köpfen mit Sicherheit als Krankheit noch nicht so anerkannt wie beispielsweise Diabetis. Viele Menschen verbinden mit Alkoholismus eine labile Persönlichkeit. Und als solche angesehen zu werden, ist nicht gerade toll.
    Meine eigene Scham schwindet aber zunehmend durch die Stärke, die ich durch meine Abstinenz gewinne.

    Liebe Grüße
    Gitta

  • Hallo Gitta !

    So sehe ich das auch ich meine mit der Scham. Mich hat nur gewundert, das ich dieses Gefühl damals nicht hatte.Habe vor 13 Jahren aufgehört zu trinken und mir war es ,solange wie ich getrunken habe völlig egal, was andere über mich dachten. Als ich dann aufhörte zu trinken, da war es eigentlich genauso, ich kann eh nicht beeinflussen was andere über mich denken.
    Je länger du zufrieden Troken bist, desto höher ist auch dein Selbstwertgefühl. Heute kann ich jedem Menschen sagen , ich bin Alkoholkrank,na und es geht mir prima damit. Das tolle ist , in all den Jahren habe ich nie ein negatives Wort gehört, nur Anerkennung und Bewunderung. Das lohnt sich also und das Leben macht wieder Spass wie nie zuvor. Nur darf ich nie Leichtsinnig werden und meine Krankheit vergessen.

    Viele liebe Grüsse von Bernd

    Trocken seit dem 06.12.1993 und das bleibt auch so !!!

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