Gibt es eine Suchtverlagerung ?

  • Hallo Hobbit,
    kann darauf nur so gut wie möglich als Alkoholikerin antworten..

    Wird das Suchtverhalten über Generationen weitergegeben?

    Meinst Du jetzt damit, ob Suchtverhalten vererbbar ist oder ob Suchtverhalten durch Beobachten und Nachahmen weitergegeben wird ?
    Vererbung ist bisher nicht nachgewiesen, es gibt wohl aber Studien, die in gewsser Weise darauf hinweisen könnten, ich las neulich von einer Zwillingsstudie, die wollt ich eh nochmal nachlesen.

    Zitat

    Erkennt ihr eine Verlagerung der Süchte in eurem Verhalten?(Zwangsverhalten)

    Das ist eine schwierige Frage, zumal ich mich frage, sind wir überhaupt alle frei von Süchten? Ich für meinen Teil neige zur Suchtverlagerung, ich weiß aber nicht, ob es anderen Alkies auch so geht ? Ich betreibe Dinge leider oft exzessiv, eine zeitlang spiele ich immer ein PC-Spiel oder ich stricke 3 Paar Socken hintereinander oder ich aß mal ne Zeitlang jeden Tag ne Packung Reiswaffeln :oops: , alles so merkwürdige Dinge, weiß auch nicht, woher das kommt ? Vielleicht ist mein Sport auch eine Suchtverlagerung ? Aber diese ganzen Dinge kann ich stoppen, ich vermisse es dann ein paar Tage vielleicht und dann habe ich es wieder vergesen. Meine Alkoholsucht konnte ich allerdings nicht mehr allein stoppen, weil ich körperlich einfach zu abhängig war.

    Es gibt ja auch tausenderlei Süchte, Magersucht, Kontrollsucht, Waschzwang, Borderline, Fressucht, Spielsucht, S.e.xsucht und wer weiß was alles ? Und vielleicht übt man auch manche Süchte unbewußt aus ? Wahrscheinlich , weil einem irgendwas fehlt ?

    Zitat

    Wie lange muß man in einem Haushalt gelebt haben oder Kontakt zu Alkoholikern gehabt haben als Kind um selbst ein Suchtverhalten zu entwickeln?
    Schon von Geburt an oder Grundschulalter?

    Nun ja, die Prägungsphase von Kindern ist ja schon sehr früh, ich weiß nicht genau, wann, mit 3-5 Jahren ? Es liegt auch sicher in der Persönlichkeit der Kinder, ob sie suchtkrank werden. Meine Eltern tranken z.B nicht, bzw. sehr wenig Alkohol, vielleicht mal n Glas Sekt auf ner Feier oder mein Vater mal ein Bier zur Sportschau, das wars dann aber auch schon.

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    15-17 Jahren was denkt ihr ?

    ich denke, in dem Alter ist bereits alles gelaufen. Ich persönlich glaube, das das Suchtverhalten von dem Umfeld geprägt wird, in dem ein Kind aufwächst. Obwohl es bei mir nicht so zutraf... aber in anderen Fällen, die ich kenne, würde ich das darauf zurückführen. In dem Alter von 15-17 gingen meine Freunde und ich relativ unvorsichtig mit Alk um, tranken in der Disco was etc. Wir fanden einfach nix dabei, "normal" eben..tztztz, haben da gar nicht weiter drüber nachgedacht.

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    Ist es Relevant wie aktiv Du dich am Familiendrama beteiligt hast?

    Das kann ich nicht beantworten.

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    Wie gehst Du heute mit deinen eigenen Kindern um ?
    Regelverhalten? Suchtaufklärung?

    Mh, meine Tochter hat ja alles mitbekommen, was passiert, wenn man alkoholkrank ist, obwohl sie da schon erwachsen war. Wir haben oft über Drogen gesprochen, allerdings wohl eher weniger über Alkohol, denn darüber wollte ich ja am allerwenigsten sprechen.
    Meine Tochter kam auch mal angesoffen als Teenie nach Hause, trinkt aber heut (sie ist 28 ) nur sehr wenig Alkohol, wenn sie mit Freundinnen in die Disse fährt, ist sie immer die Fahrerin. Ansonsten trinkt sie vielleicht mal ein Glas Sekt oder einen Coctail, mehr nicht. Ich denke, sie hat durch meinen eigenen Alkoholismus alles über diese Krankheit gelernt und sich auch umfassend darüber informiert. Das beantwortet aber leider Deine Frage nicht.

    Auweia Hobbit, ich konnte Dir gar nix gut beantworten :oops: , im Gegenteil, Dein Beitrag wirft bei mir eher wieder viele andere Fragen auf... Ich werde mich über viele Dinge noch genauer informieren müssen, weil mich die Antworten auf Deine Fragen auch interessieren.
    Aber ich kenn hier jemanden im Forum, der weiß datt wahrscheinlich, dem schrieb ich mal ne PN, ob er dazu mehr sagen kann.

    Lieben Gruß an Dich
    Lilly

  • Hallo Hobbit, Hallo Baggerschen,

    jetzt muß ich aber auch ein bischen lachen, ich hatte schon Angst, ich betreibe hier allein exzessives Verhalten :oops: . Aber das tun anscheindend doch viele Menschen...

    Auch brauche ich eine gewisse Ordnung, sonst werd ich ganz wirr im Kopf. Zwar nicht übertrieben, aber ich mag es gar nicht, wenn die Tische mit allem möglichen Kram volliegen, dann muss ich das wegräumen, weil es mich nervös macht. Ist auch so ne kleine Macke von mir. Oder die Fernsehzeitung muss rechtwinklig auf der Tischecke liegen und schön ausgerichtet dazu die Fernbedienungen, au weia, hoffentlich liest das niemand, ich seh schon, ich bin nicht umsonst in der "Geschlossenen" hier. :lol:

    Aber Hobbit, das mit der Verhaltenssucht kann ich gut nachvollziehen. Ich baue damit sicher Frustrationen und Stress ab, Angst hab ich relativ selten. Und ja, ich denke, es ist eine persönliche Überlebensstrategie.

    Naja, von den Reiswaffeln bin ich glücklicherweise wieder runter, war voll der fiese Entzug :shock: . Neee, nur Spaß, eines Tages hingen sie mir einfach zum Halse raus und datt wars dann mit der unheilvollen Freundschaft zwischen ihnen und mir.
    Neulich fand ich noch ne Packung in meinem geheimen Lager, aber sie schmeckten auf einmal nach Pappe und ich hab sie weggeschmissen.
    Seitdem hab ich manchmal "Reiswaffeldruck" :shock: , nee auch nur Spaß, ich glaub, mit denen bin ich fertich :lol:

    So, nun werd ich auch wieder ein bisschen nachdenken, wenn ihr das beide tut, kanns mir sicher auch nicht schaden :wink:

    Lieben Gruß an Euch beide
    Lilly

  • Neurobiologisch ist Sucht eine hormonelle Erkrankung, die auf eine Dysfunktion des Belohnungs- & Dämpfungszentrum im Gehirn beruht. Welcher Stoff als Träger der Sucht fungiert ist letztlich unerheblich. Von daher ist auch eine Verlagerung von Süchten möglich & gar nicht so selten. Meine Schwester z.B. hing an der Nadel & ist jetzt Alkoholikerin; in meiner Tagesklinik gab es Mehrfachabhängige (Polytoxikomane). Sucht kann erlernt oder vererbt werden; diese Aussage basiert allerdings nur auf Beobachtungen, wissenschaftlich belegt ist das meiner Kts. nach noch nicht.
    Neurosen, wie z.B. Wasch- oder Zählzwang sind psychische Abnormalitäten, die nicht zwingend als Ersatz für eine unterdrückte stoffliche Sucht in Erscheinung treten. Viel eher ist zu vermuten, dass solche Verhaltensmuster eine Folgeerkrankung der Sucht sein können (auch nicht wissenschaftlich belegt). Überhaupt erfährt der Begriff "Sucht" in den letzten Jahren eine ziemliche Beliebtheit & wird in Zusammenhang mit nahezu allen leidenschaftlich ausgeübten Tätigkeiten gebracht. Ein Philatelist z.B. ist jedoch nicht briefmarkensüchtig.
    Vier Theorien sind für die Entwicklung einer Sucht in der Diskussion: neurobiologische Grundlagen, familiäre Einflüsse, Stress als Dispositionsfaktor & sozio-psychodynamische Aspekte. Alle beinhalten eine Vielzahl von Facetten, die in jedem Einzelfall einander auf unterschiedlichste Weise beeinflussen, so dass eine allgemeingültige Aussage über die Vermeidung einer Suchtentwicklung (noch) nicht gemacht werden kann.
    Es gibt also keinen idealen Sozialisationsansatz, um eine Suchterkrankung zu verhindern. Das Kind von Alkoholikern wird nicht zwangsläufig auch Alkoholiker (siehe Lavendel). Mir & meiner Schwester wurde unbescheidener Konsum von Alkohol durch unsere Eltern nicht vorgelebt; besoffen hatte ich sie nie in Erinnerung.
    Die Wissenschaft hat im Bereich der Suchtproblematik also noch sehr viel vor sich, & sie ist wie alle jungen Wissenschaften hoch fehlerbehaftet. Wohl aber haben wir mittlerweile gute Kenntnisse in der Therapierbarkeit von Suchterkrankungen. Ich persönlich glaube zudem, dass eine mehr auf Abstinenz orientierte Kultur geeignet ist, Suchterkrankungen in ihren Ausmaßen kleinzuhalten.
    Das ist es, was mir zum Thema einfällt. All das ist unkoordiniert & basiert auf Kenntnisse, die ich mir selbst angeeignet & so verstanden habe. Sie müssen deshalb nicht stimmen, zumal ich ein Laie in dieser Fakultät bin. Ich glaube jedoch nicht, dass ich mit meinen Einschätzungen so weit von fundierten Erkenntnissen entfernt bin.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • hallo steffi,

    hab dich grad erst hier entdeckt :oops: und heiße dich herzlich willkommen. das kommt davon, wenn man einfach seine geschichte in andere threats schreibt, dann geht man schon mal unter :wink:.

    nur mal so als idee: magst du nicht die dinge, die du geschrieben hast, mal rauskopieren und damit in dieser rubrik einen eigenen threat aufmachen? dann würdest du sicher auch ne ganze mange antworten von anderen erwachsenen kindern von alkoholikern bekommen, und einen regeren austausch haben können. nur, wenn du magst, und mit uns an DEINER vergangenheit weitermachen willst, ich will dich nicht drängeln....

    das mit der verzerrten wahrnehmung ist so ne sache. meine mutter hat auch immer versucht mir einzureden, ich habe mir das alles nur eingebildet, was während meiner kindheit und ihrer trinkzeit passiert ist. da hab ich mich früher auch oft gefragt "spinne ich denn jetzt?", aber ich WEISS, dass ich mir all das nicht eingebildet hab. und ich habs auch erst mit psychotherapie und seelsorgegesprächen geschafft, (emotionalen) abstand von meinen trinkenden eltern zu bekommen. wünsche dir einen guten weg.

    lieben gruß

    lavendel

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