auf der suche nach mir selbst

  • Hallo wassolls,

    Herzich willkommen im Forum,

    du bist nicht dumm und auch nicht allein. wie alt bist du wenn ich fragen darf?

    LG Flocke

    Jeder ist es wert gesehen und gehöhrt zu werden

  • Hallo wassolls,

    als ich dich gerade gelesen habe, kam es mir so vor, als hätte ich das vor einiger Zeit geschrieben. Drum schreib ich mal was ich so denke. Es steckt eine große Unsicherheit und Angst dahinter, von der du wahrscheinlich nicht weißt wo sie eigentlich her kommt. Für die Menschen um dich herum muss immer alles in Ordnung mit dir selbst sein, so nach dem Motto 'Ich und Probleme? Nein, ich hab keine Probleme'. Der Haken ist nur, es ist kein echtes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen dahinter, weil du selbst nicht sicher weißt wer du bist. Es ist nur Fassade und niemand darf dahinter schauen. Du traust dich vielleicht selbst nicht hinter die Fassade zu schauen. Einzugestehen, das in dir Gefühle wie Unsicherheit, Angst, Verzweiflung und viele andere "unschöne" sind, gelingt nicht. Vielleicht hast du gelernt das man immer stark sein muss und willst das auch gerne sein, bist es aber nicht. Und ums mal zu sagen, dass kann keiner sein und, niemand ist immer stark. Dein Verhalten kommt dir unecht vor, aufgesetzt, vielleicht sogar wie eine Lüge manchmal. Das ist weil du dich anders verhälst, als du dich fühlst. Warum tust du das? Vielleicht hast du Angst davor, diese Gefühle wirklich da sein zu lassen? Hast du einen ehrlichen Bezug zu deinen eigenen Gefühlen? Oder kommst du dir da komisch vor? Niemand bringt einem bei, wie man mit seinen Gefühlen umgehen soll. Aber machen wir uns nichts vor, ich bin ein Mensch und habe damit 24 Stunden am Tag, ob ich wach bin oder schlafe, ob ich das will oder nicht, Gedanken und Gefühle. Und das ist bei allen Menschen so, wie sehr sie sich auch dagegen sträuben mögen. Sowas hat mir nie jemand gesagt, aber es ist Fakt und lässt sich nicht wegdiskutieren. Weil ich nun nicht wusste, wie ich diese Gedanken und Gefühle lenken kann, habe ich getrunken.

    Irgendwo und irgendwann scheinst du dich selbst verloren zu haben. Du weisst nicht wer du wirklich bist. Du machst dir darüber Gedanken wo deine Meinungen, Einstellungen, Gedanken herkommen. Was ist wirklich echt von dir und was ist erlernt und aufgeprägt. Du traust dir und deinen Gedanken sogar nicht mehr ganz, weil diese große Unsicherheit da ist. Genau so ging es mir, als ich anfing zu trinken und dadurch Jahre weggeschmissen habe. Ich bin jetzt seit nicht ganz drei Monaten trocken und finde nach und nach zu mir selbst, wofür ich sehr dankbar bin.

    Um zu sich selbst zu finden gibt es keinen allgemeingültigen Weg. Nachdem man sich selbst verloren hat, weiß man auch oft nicht - wo soll ich denn nur anfangen? Viele nutzen die Hilfe eines Therapeuten, was oft sehr sinnvoll ist. Andere (ich z.B.) schreiben regelmäßig über ihre Gedanken und Gefühle, wobei dafür Ehrlichkeit vor sich selbst da sein muss, wie ich denke. Mir hat es sehr geholfen mir meinen Lebenslauf, so wie er wirklich war - ohne Beschönigungen, ohne Verharmlosungen, sondern nüchtern und klar - aufzuschreiben und mich darin selbst zu sehen. Wie "das" dann alles so gekommen ist und warum, konnte ich dadurch ganz gut erkennen. Das ist allerdings 'nur' ein Anfang für mich gewesen.
    Ich glaube auch, dass dein momentaner Umgang mit dir selbst, also deinen Gedanken, Gefühlen, deinem Körper nicht zum Ziel hat, dass du zufrieden mit dir selbst wirst. So unwahrscheinlich dir dieses Ziel vielleicht im Moment auch erscheinen mag, es ist möglich! Was du dafür allerdings alles angehen musst, musst du selbst herausfinden. Ein Therapeut kann da eine große Hilfe sein.


    Viele liebe Grüße,

    Timster

  • Hallo wassolls,

    ich stelle mir meist Fragen, die nach Möglichkeit konstruktiv sein sollen, wenn ich mich mit mir selbst beschäftige. Indem ich mir selber ehrliche Antworten gebe, finde ich heraus in wie weit sich die beiden Personen "wer ich sein will" und "wer ich wirklich bin" unterscheiden. Anschließend kommt dann die Suche nach möglichen Lösungen, beide "Personen" unter einen Hut, nämlich mich, zu bringen. Bei dir gingen mir solche Fragen durch den Kopf:

    Zitat von wassolls


    Wann ich den Kontakt zu meinen wahren Selbst verloren habe, weiß ich nicht mehr. Das mit der Fassade stimmt auch. Warum ich sie trage, weiß ich nicht.

    Das gilt es herauszufinden. Was bringt sie dir wirklich? Wann hast du das evtl. gelernt, dich so zu verhalten und warum? Was kostet dich dieses Verstecken? Was musst du dafür tun, um sie aufrecht zu erhalten? Was sind Alternativen dazu?

    Zitat von wassolls


    Wenn Menschen Probleme haben, denke ich immer sie sollen sich nicht so anstellen.

    Das Problem dabei ist nur, dass ich das auch von mir selbst gedacht habe. Ich mich ernst nehmen? Oh, besser nicht, ist doch alles halb so wild. Stell ich mich doch mal nicht so an, andern gehts ja noch viel schlechter. Und da liegt ein Knackpunkt, weil das ein verweigern von mir selbst war und insbesondere vor meinen eigenen Emotionen. Nehme ich meine "kleinen" Gefühle nicht ernst, nehme ich mich damit nicht ernst. Und weil diese kleinen Gefühle aber verdammt hartnäckig sind und nicht einfach weggehen, bleiben mir eigentlich nur wenig Möglichkeiten mit ihnen umzugehen. Eine davon ist die Flucht. Saufen ist so eine Flucht, funktioniert aber nicht, weil ich nämlich wieder nüchtern werde und somit keinen millimeter weiter gekommen bin. Die bessere Möglichkeit ist sie anzunehmen, sie ernst zu nehmen, aber auch sie zu hinterfragen. Warum gehts mir so, wenn ich in dieser oder jenen Situation bin? Was denke ich da eigentlich? Wie empfinde ich das ganze? Wo habe ich bzw. meine Emotionen eventuell Unrecht, wo haben sie Recht ?

    Zitat von wassolls


    Nach außen hin wirke ich unnahbar und so, als hätte ich keine Probleme. Wenn ich gut drauf bin, dann komme ich bei meinen Mitmenschen gut an. Sie lachen über und mit mir, mögen mich.


    Ja, ich glaube aber du meinst sie mögen dich nur, wenn du gut drauf bist. Dies ist bei Freunden aber nicht so. Die mögen dich nämlich auch, wenns dir nicht gut geht und du Sorgen und Ängste hast. Ich glaube auch, dass du für deine Freunde "da" bist, wenn sie dich brauchen. Vielleicht glaubst du aber du brauchst niemanden, weil das ja Schwäche zeigen wäre?

    Zitat von wassolls


    Ich weiß manchmal nicht, wie ich mich fühle, ob das jetzt echt ist oder...


    ...oder? Wenn Gefühle da sind, sind sie echt. Fakt. Ob sie richtig sind, ist was anderes. Warum sie da sind und was das genau für Empfindungen sind, ist auch etwas anderes. Echt, sind sie aber auf jeden Fall.

    Zitat von wassolls


    Zu meinen Gefühlen habe ich keinen guten Bezug. Ich lerne es langsam, aber bin grad noch so verwirrt. Ein bisschen Kunst hat mir geholfen mich auszudrücken. Aber um mit jemanden darüber zu reden, ist die Barriere zu groß. Das mit der Therapie versuche ich gerade. Deshalb geht es auch so drunter und drüber in mir und ich bin hier gelandet...

    Nimm dir Zeit. Echt viel Zeit. Ich musste erst einmal lernen mit mir selbst geduldig zu sein. Mache ich jetzt schon immer alles richtig? Nein, noch lange nicht, aber ich bin auf dem Weg. Ich bin jetzt 28 und ich habe tausende (!) Tage gebraucht um so zu werden wie ich bin. Wenn ich das ändern möchte, dann sollte ich mir auch viel Zeit zugestehen. Wenn ich meine in einem Monat werde ich zu einem neuen Menschen, dann ist das Utopie und wird nicht in Erfüllung gehen. Das heißt nicht, dass in einem Monat nicht viele Änderungen eintreten können, aber für mich braucht es Zeit, damit sich diese Änderungen auch verfestigen können.

    Wie du wahrscheinlich merkst, ist das alles nicht mal eben so zu managen. Es ist auch sehr anstrengend, aber unwahrscheinlich lohnend. Es kann einem selbst manchmal vorkommen wie eine Qual, aber mir wurde hier mal geschrieben, das diese 'Arbeit' an sich selbst eben keine Qual ist, sondern Erlösung von den Ursachen. Dem kann ich mich nur anschließen und diese Sichtweise ist auch eine große Motivationsquelle für mich.

    Viele liebe Grüße,

    Timster

  • Hallo was solls :)

    Auch von mir ein herzliches Willkommen...
    Vieles von dem was Du schreibst kommt auch mir sehr bekannt vor.
    Auch ich habe lange (über zehn jahre) gebraucht um einzusehen, dass nicht ICH an meinem Gefühlschaos schuld bin, sondern die Art und Weise wie ich aufgewachsen bin. Auch ich bin ein mittlerweile erwachsenes Kind von Alkoholikern und bin praktisch von Geburt an mit Alkoholikern aufgewachsen.

    Ich glaube, dass war einer der schwersten Schritte für mich. Mir selbst einzugestehen, dass ich nicht Schuld an meiner "merkwürdigen"Art habe, sondern dass ich es einfach nicht anders kennengelernt habe. Viele der Fragen, die Du Dir zur Zeit stellst "Bin das wirklich ICH?" "Kommt das von MIR?" "Was ist aufgesetzt und was ist wirklich echt?" "Sind das wirklich meine Gedanken?" habe ich mir jahrelang immer und immerwieder gestellt...
    Seit drei Monaten ungefähr stehe ich bei Null, seit dem Tag als ich verstand, dass ich das nicht bin, was ich als Fassade an den Tag gelegt habe. Nur stellt sich seitdem die nächste Frage: Wer bin ich denn wirklich? Ich kann Dir, von dem was Du so über Dich und Deine Gefühlswelt schreibst (von wegen, dass Du andern Menschen gegenüber auch gut heile Welt spielen kannst etc. Das ist auch eine meiner leichtesten Übungen...), ist eine therapie wohl auch das beste. Ich bin ebenfalls z.Zt. auf der Suche nach einem geeigneten Therapeuten, allerdings sind diese Geschichten mit sehr langen Wartezeiten verbunden. Eigentlich traurig, dass wenn man gerade dringend Hilfe braucht so lange warten muss.
    "Das ist, als wenn man sich das Bein bricht und in sieben Wochen kommt dann der Arzt!" So ähnlich drückte sich eine nette Bekannte letztens zu meinem Problem aus :wink: ... Und GEDULD ist leider nicht einer meiner Stärken... Eigentlich ist Ungeduld eine Eigenschaft, die viele Kinder von Alkoholikern haben. Die Ungeduld kommt daher, weil die Ur-Angst in uns sitzt etwas doch nie zu bekommen. Das habe ich mittlerweile gelernt...

    Mir geht es imgrunde sehr ähnlich wie Dir. Meine Fassade hat sich dermaßen routiniert, dass ich mein wahres Selbst dabei irgendwo verloren habe. Nun suche ich nach meinem wahren ich und versuche so zu werden, wie ich eigentlich sein sollte. Du und ich befinden uns in etwa auf gleicher Ebene. Du bist mit Sicherheit auch so verunsichert wie ich die letzten paar Wochen. Ich habe immer das Gefühl einen Schritt voranzukommen und dann doch wieder zwei zurück zu machen *seufz*... Aber zu akzeptieren, dass es doch irgendwie vorrangeht muss ich auch lernen- Die kleinen Erfolge als so kostbar anzuerkennen, dass ich sie annehme- das ist echt schwer.

    Sicher. Irgendwo weiß ich natürlich, dass ich nicht heute und auch nicht in zehn Wochen dort sein werde, wo ich eigentlich hin will. Aber jeder noch so lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Man darf sich nur nicht zurück drängen lassen. Vor allem nicht von sich selber und seinem Frust. Das musste ich auch erstmal lernen. Selbst wenn es einem seelisch so dreckig geht, dass man sich am liebsten nur unter der Decke verkriechen und den ganzen Tag den Kummer "verschlafen" will (wie ich es auch heute immer noch leider hin und wieder "gerne" tue).

    Ich habe das große Problem, dass ich in sogenannte "Stimmungslöcher" falle, aus denen ich nur schwer hinauskomme. Und das schlimmste für mich an der Sache ist dabei, dass ich meine Umgebung damit runterziehe (was ich am allerwenigsten will...). Das ist auch einer der Hauptgründe, warum ich mich für eine Therapie entschieden habe. Damit meine Umgebung nicht mit mir zusammen leiden muss. Denn wenn ich nicht mehr leide, geht es auch meiner Umwelt besser :o . Das ist eigentlich mein Hauptziel, wobei mein eigenes Wohlbefinden dabei natürlich an erster Stelle steht.

    Ich finde es toll, dass Du hierher gefunden hast und bereit dazu bist etwas für Deine Seele zu tun. Denn ich spreche aus Erfahrung; HIER wird einem wirklich geholfen. Alleine schon deswegen, weil man hier verstanden und so akzeptiert wird wie man ist. Punkt. Und dafür bin ich sehr sehr dankbar. Es ist wie das Gefühl, als wenn man endlich seinen Platz gefunden hat :) . Und es wird Dir mit Sicherheit auch helfen Kraft und neuen Mut für Dich zu finden. Glaub daran.

    Lieben Gruß, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hallo wassolls!!

    Wenn Du wüsstest wie sehr ich Dich verstehe! Ehrlich, jedes Deiner Worte die Du hier schreibst könnte aus meinem Kopf sein. Aber VERSTEHEN kann ich es auch nicht richtig.
    Ich habe aber letztens ein sehr sehr gutes Buch gelesen, und da Du selber viel und gerne zu lesen scheinst kann ich Dir es nur empfehlen. Ich habe es auch von einem anderen, sehr sehr netten Forumsteilnehmer empfohlen bekommen und für mich war es ein regelrechter "Augenöffner". Das Buch heißt: "Um die Kindheit betrogen- Hilfe für erwachsene Kinder von Alkoholikern".
    Hier im Forum ist von Karsten ein Bereich eingerichtet worden, in dem Bücher zum Thema Alkohol empfohlen und auch genau beschrieben sind. Dort ist es auch aufgeführt. Es war für mich der Moment der Erkenntnis. Es war das erste mal, dass ich mich irgendwo "zugehörig" fühlte, verstanden fühlte. Das Buch ist eine gute Anleitung und ich kann es wiegesagt nur empfehlen.
    Dort habe ich gelernt zu erkennen, das mein Bedürfnis nach "sofortiger Befriedigung" (z.B. wenn ich etwas sehe was ich toll finde muss ich es JETZT haben, und kann nicht eine Woche warten...), ein Symptom meiner Kindheitserfahrungen ist. Man hat von den Eltern immer irgendwas versprochen bekommen mit dem Argument: "Das bekommst Du dann später, oder das machen wir später..." Später hieß in dem Fall aber NIE. Verstehst Du? Wir empfinden "später" als so eine Art Falle. Denn indem wir uns sofortige Befriedigung verschaffen laufen wir nicht "Gefahr" es doch nie zu bekommen.
    Ausreden fürs eigene Verhalten aussprechen, obwohl wir ebensogut die Wahrheit sagen könnten ist ebenfalls so ein Symptom. Du sagst, das Du in Gesprächen (ich denke mal , gerade wenn es um unangenehme Themen geht) sofort in eine Kontrahaltung gehst. Das kenne ich zu gut. Ich könnte es glatt erfunden haben :roll: ... Weil Du Dich angegriffen fühlst und für Dich nichts "annehmen" kannst und das Gefühl hast Dich für irgendetwas rechtfertigen zu müssen. Das ist ein Schutzverhalten. Indem wir als Kinder gelernt haben Ausreden für unsere kranken Eltern zu finden, um das "heile Bild" zu erhalten haben wir gemerkt, dass es auch für unser eigenes Verhalten "gut" ist. Wie oft habe ich als Kind gegenüber meinen Eltern Ausreden erfunden um mir einen "Hinternvoll" oder eine "Standpauke" zu ersparen... Das ist ein Schutzverhalten das wir im Laufe der Jahre entwickelt haben, um unser "seelisches Überleben" zu sichern. Allerdings fehlt uns der Weitblick und die richtigen Antennen um dieses Verhalten in unnötigen Situationen zu vermeiden.
    Ich habe auch speziell das Problem, dass ich den Menschen nicht glauben kann, wenn sie positive Dinge über mich sagen. Ich suche immer nach dem schwarzen Fleck, selbst wenn mein Partner zu mir sagt, dass er mich liebt- ohne Kompromisse- kann ich es ihm nicht glauben. Ich versuche es, und ich versuche es auch jetzt zu lernen es "anzunehmen". Ich habe auch immer das Gefühl, er ist nachtragend wenn ich Fehler mache und ihn verletze. Dabei denkt er schon lange nicht mehr über diese Dinge nach, wenn ich mich innerlich deswegen noch zerfresse.
    Du siehst, es ist ein hartes Stück Arbeit. Aber das "sich selbst verstehen" ist der Anfang um unser Verhalten ändern zu können- zu lernen Dinge anzunehmen, ob gut oder schlecht-...
    So, ich muss jetzt zur Arbeit. wenn Du möchtest melde ich mich Abends nochmal.
    Lieben Gruß, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hallo wassolls :)

    Leider kann ich jetzt mal wieder nur kurz...
    Aber zu Deinem Syndrom mit dem "es ist mir egal" bei vielem was Du tust, kann ich Dir sagen, dass ich das von meiner Schwester von meinem partner her gehört habe.
    Meine Schwester war ähnlich wie Du, was das wegbleiben und die Uhrzeit einhalten betrifft. Zumindest als sie noch zu Hause lebte. Ich weiß, dass sie sehr rebellisch war und oft bei Freunden übernachtet hat nur um nicht zu Hause sein zu müssen.
    Bei meinem Partner ist es in seiner Jugend und später im "jungen" Erwachsenendasein auch so gewesen. Er hat sich nie an die Zeiten gehalten die er mitbekommen hat und hatte damit auch echt Stress zu Hause...
    Bei mir war es da aber eher anders. Ich bin immer "Übermäßig Pflichtbewusst" gewesen. Bloß nicht auffallen, möglichst ein Dasein wie Luft führen, nicht bemerkt werden dürfen, immer schön alles erledigen, etc. etc. ... Gut, was mir einfällt ist, dass ich in der Schule mir auch gerne mal eine Auszeit genommen habe. Allerdings alles schön geordnet, mit Krank spielen und sowas :wink: . Allerdings konnte ich mir das von den Noten her auch ganz gut leisten (was jetzt aber keine Entschuldigung sein soll...).
    Aber fällt Dir auf, dass wir Alkikinder immer extrem handeln? Es gibt kein "normales" verhalten. Entweder ist uns alles extrem Egal oder extrem wichtig...
    In diesem Sinne wünsch ich Dir noch einen angenehmen Tag und schick Dir einen lieben Gruß... KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hallo wassolls...

    bei Dir glaube ich das Grundproblem zu erkennen, was ich auch an mir festgestellt habe. Das denken von "WAS WÄRE WENN..."
    Erst letzte Woche hatte ich mal wieder eine tränenreiche Diskusion mit meinem Freund über mein Problem, mir viel zu viele Gedanken über die HÄTTE WÄRE WENNS zu machen. Ist es nicht viel wichtiger das Leben auszukosten, dass wir JETZT gerade führen? Wie können wir ein Leben JETZT denn bitte genießen, wenn wir uns dauernd den Kopf über die Zukunft zerbrechen? Auch wenn die Zukunft mit Sicherheit wichtig ist. Aber ich vergesse dieses Problem leider auch viel zu gerne, doch ich lerne gerade es mir schneller bewusst zu machen.

    Weißt Du, es ist nicht so, dass wir über jeden unserer Schritte konkret nachdenken müssen, nur um spätere Katastrophen "vermeiden zu wollen". Denn gerade dieses Denken behindert uns oft dabei die Dinge zu sehen wie sie wirklich sind. Ich hoffe Du kannst mir jetzt gedanklich folgen, falls ich mich zu unklar ausdrücke...

    Aber ich bin ein Paradebeispiel was das Problem mit dem "Gedanken um etwas machen" angeht. Dazu gehört auch das Problem, negative Ereignisse, die im direkten Umfeld (Freunde, Partner, Arbeitskollegen etc.) mit einem selbst zu tun haben, immer auf sich zu beziehen. So nach dem Motto: Hätte ich das und das nicht gesagt, hätte sich der mit dem nicht gestritten. Das ist völliger quatsch! Genauso wie: Wenn ich in dem Moment für denjenigen da gewesen wäre, wäre ihm dieses oder jenes Unglück nicht zugestoßen... Soforn Du diese Schritte nicht bewusst geplant hast (was man als Hinterhältig bezeichnen würde), ist es "normal" wenn solche Konflikte entsstehen, auch wenn Du vielleicht der Auslöser warst. Aber genausogut hätten die anderen auch anders reagieren können. Reaktionen sind nicht voraussehbar. Verstehst Du?

    Soetwas nennt man Schicksal und sich HINTERHER darüber Gedanken zu machen ist völliger Unsinn! Genauso zu versuchen das Leben bis ins kleinste Detail zu planen. Denn die Realität ist das was uns passiert, während wir versuchen unser Leben zu planen ;) Wir können durch überlegtes :!: Handeln und Denken zwar versuchen unser Leben in ein geordnetes Muster zu bringen, aber wer kann Dir garantieren, dass ein geordnetes Leben morgen weiter so geht wie bisher? NIEMAND...

    Ein gutes Beispiel ist der 11. September 2001.
    Stell Dir mal die ganzen Angehörigen der Menschen vor die an diesem Tag ums Leben gekommen sind, die sich bis zu diesem Tag eingebildet haben ein geordnetes, geregeltes Leben zu führen... Wie muss es in ihnen ausgesehen haben, nachdem die Zwillingstürme eingestürzt sind? Meinst Du, dass sie daran gedacht haben, wenn sie ihr Leben anders geplant hätten, wären sie darin nicht verwickelt gewesen? Leben ist nicht planbar, aber lenkbar. Und selbst Menschen die heute denken ihr Leben 100 prozentig im Griff zu haben, können morgen durch einen unvorhersehbaren Zufall ins genaue Gegenteil gestürzt werden...

    Das was Dir wirklich passiert musst DU hinnehmen und kannst für die Zukunft draus lernen. In dieser Sache scheint Dein Freund echt weise zu sein :wink: ... DAS ist das WAHRE Leben. DU hast es Dir nicht ausgesucht, aber es liegt in Deiner Hand. Du hast die Macht etwas daraus zu machen und etwas daran zu ändern (wie ich auch immer für mich selbst wieder neu begreifen muss :wink: ). Die obderste Frage an dieser Sache ist dabei eigentlich nur: Warum machen wir es uns dabei eigentlich so schwer, wenn die Lösung doch so einfach ist? Weil wir oft unser eigenes Ziel, unsere eigenen Bedürfnisse schnell aus den Augen verlieren.

    Auch ich musste lernen meine Fehler einzusehen, was mir auch immernoch verdammt schwer fällt. Es ist eine Art schlechte Angewohnheit. Wir wollen perfekt sein, und unsere eigenen schwachen, schwarzen Flecken zu akzeptieren fällt uns schwer. Dabei würde es uns noch stärker machen sie anzunehmen, denn dann könnten wir lernen mit ihnen umzugehen.

    Auch ich fühle mich schuldig, wenn sich Leute wegen Dingen in die Haare kriegen "die ich in die Welt gesetzt habe", dabei ist es doch ihre eigene Entscheidung sich darüber zu fetzen. Ich habe es ja nicht getan, damit sie sich streiten. Punkt.

    Ich fühle mich oft Tagelang schuldig, wenn ich meinem Partner in irgendeiner Weise wehgetan habe, oder wenn wir irgendeine Meinungsverschiedenheit hatten. Selbst wenn wir eigentlich schon darüber gesprochen und es "aus der Welt geschafft" haben. Dabei denkt er daran schon gar nicht mehr. Hat die Sache längst abgehakt... Ich "verschleppe" solche Miesepetergefühle immer eine Ewigkeit. Wie eine große Bleikugel am Fuß schleife ich sie mit mir herum.

    Ich mache mir Gedanken wie: "Jetzt denkt er schlecht über mich" oder "Er liebt mich nicht mehr so wie früher" oder "Das trägt er mir ewig nach" Dabei stimmt das gar nicht. Das muss er mir aber jedesmal wieder aufs neue erklären. Ganz einfach weil ich es nicht glauben kann. Ich WILL es ihm glauben, kann es aber nicht. Und ich weiß, dass es ihm immer mehr Kraft kostet. Ich habe das Gefühl, ich sauge ihn aus wie einen Vampir... Alles was ich im Grunde vermeiden will passiert gerade deswegen, weil ich es vermeiden will. Echt seltsam und zum verrückt werden. :roll:

    Auf Deine Frage, warum Du es nicht schaffst die einfachsten Dinge zu kapieren und einfach nur zu leben kann ich Dir sagen, weil Du Dir selbst das Leben schwer machst. Aber Du kannst nichts dafür. Genauso wenig wie ich, denn wir haben es nicht anders gelernt. Dennoch können wir lernen unser Leben zu ändern. Das WIE spielt dabei eine ganz wichtige Rolle. Ich versuche gerade zu lernen Dinge hinzunehmen wie sie sind und mich besonders nicht von negativen Ereignissen in meine berühmten "Depri-Löcher" hinunterziehen zu lassen.
    Denn wenn ich erstmal "unten" bin, dann bin ich auch zu sehr gelähmt dazu um etwas daran zu ändern. Ich bin sonst immer gerne die "Mecker-Motz-Pöbel-Tante" gewesen, und wenn es ganz schlimm war hab ich mich in mein Schneckenhaus verkrochen, aber einzusehen dass ich mit dieser Methode nichts an der Situation ändere, musste ich erst lernen.

    Wir verschwenden zu viel Energie darauf uns "aufzuregen" anstatt einmal tief durchzuatmen und zu sagen: "Hey, das war jetzt echt mies, aber ich kann es nicht ändern." Impulsives Verhalten gehört auch zu meinen "Stärken". Anstatt kühl und analytisch zu reagieren schlage ich mit der Faust auf den Tisch oder schieße über mein ziel hinaus. Oft verliere ich mich dann in grenzenloser Wut und Selbsthass, bishin zu Verzweiflung und grenzenloser Hilflosigkeit... Sicher auch "vertraute" Begleiter von Dir...

    ...Ich denke, dass war erstmal genug harter Stoff mit dem Du Dich erstmal auseinandersetzen möchtest. Ich hatte auch einen echt merkwürdigen Tag heute. Erst total gut und perfekt, und zum ende hin dann wieder .... Katastrophe... Also ein ganz normaler Tag halt :?

    Ich wünsch Dir was und lass Dich mal virtuell knuddeln.
    Alles Liebe, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hallo wassolls!


    ...Ich denke mal dass Du mit "rauchen" eigentlich "kiffen" meinst...
    Mein allererster richtiger fester Freund (ich war damals 18 Jahre alt) hat damals gekifft. Anfangs nicht regelmäßig, aber später entwickelte er ein Suchtmuster. Zuerst habe ich auch hin und wieder mitgekifft, aber einmal habe ich dabei dermaßen über die Stränge geschlagen (hatte heftige Halluzis), dass ich ein paar Jahre die Finger davon ließ.

    Zwei Jahre später etwa habe ich auf einer Urlaubsreise in Dänemark in Verbindung mit Alkohol Gras geraucht und mich dermaßen dabei übergeben müssen, dass ich echt sterben wollte. Ich brauchte zwei Tage um mich davon zu erholen :roll: . Das war echt verschwendeter Urlaub! Und als ich mit 21 Jahren dass letzte mal kiffte, wobei es mir auch echt dreckig ging habe ich dann beschlossen die Finger ganz davon zu lassen.

    Genauso vorsichtig bin ich heute mit Alkohol, obwohl ich sagen kann, dass ich mittlerweile ganz darauf verzichte, wegen meinem Mann. Und das, ohne das Gefühl was zu verpassen. Ehrlich gesagt graut es mir schon vor Samstag, denn da sind wir zu meiner Freundin zum Geburtstag eingeladen und ich habe keine Lust da mit Besoffenen abzuhängen...

    Aber das gehört ja jetzt nicht zum Thema (sorry! :oops: )...
    Das Deine Gefühle morgens negativ sind ist eigentlich ein gutes Zeichen. Denn im Grunde weißt Du, dass es Dir nur schadet. Allerdings weigert sich irgendein Teil noch von Dir das einzusehen. Lass es am besten ganz sein mitz dem Rauchen, dann brauchst Du auch keine schlechten Gefühle zu haben. Hört sich jetzt einfacher an als es vermutlich ist, aber ich sprech da aus Erfahrung. Ich vermisse ehrlich nichts. Übrigens habe ich bis vor anderthalb Jahren auch noch Zigaretten geraucht. Ich habe 2005 im September von heute auf Morgen aufgehört und seit dem nicht eine Zigarette mehr geraucht. Und es war gar nicht so schwer. Die Sucht beginnt halt doch irgendwo im Kopf... Die körperlichen Entzugserscheinungen bei rauchen dauern höchstens drei Tage an.

    Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig Mut zusprechen und drück Dich auch mal virtuell zurück ;)
    Lieben Gruß, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hallo Wassols...

    Ich muss mich erstmal für meinen Lesefehler entschuldigen. Ich hab tatsächlich "Rauchen" statt "rauschen" gelesen :roll: ... Vermutlich lags an der allabendlichen Erschöpfungserscheinung 8) ...
    Zu Deinen Fragen: Nicht ICH bin der Alkoholiker, sondern mein Mann. Allerdings kenne ich ihn nur im "trockenen" Zustand. Wir sind seit anderthalb Jahren zusammen und wollen auch in spätestens zwei Jahren heiraten.
    Ich bin "nur" Tochter von Alkoholikern. Mein Vater starb vor zehn Jahren an den Folgen seiner Sucht und meine Mutter ist bis heute Spiegeltrinkerin...
    Die Finger ganz vom Alkohol zu lassen tue ich nur desshalb, weil mein Mann trockener Alkoholiker ist. Allerdings trinke ich auch schon mal was, wenn wir uns längere Zeit nicht sehen (z.B. auf Seminaren, wenn ich ein paar Tage weg bin). Ich möchte nur nicht (und er natürlich auch nicht) dass er mich alkoholisiert erlebt. Aber ansonsten leben wir in einem alkoholfreien Haushalt und das sehr gut...
    Die Party auf die wir wollen ist übrigens erst jetzt am Sonnabend. Und wir haben den Tag auch schon entschärft, denn wir kommen nur zum Kaffee trinken hin und fahren wieder, wenn die anderen Gäste kommen. Da hat meine Freundin auch Verständnis für, da wir noch kleinere Kinder haben...

    Lieben Gruß, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hi wassolls! :)

    Spiegelalkoholiker sind Alkoholiker, die täglich ihre Dosis Alkohol benötigen um zu funktionieren und um ihre Entzugserscheinungen unter Kontrolle zu halten. Über den Tag können sie nur "normal" sein, wenn sie ihre "Dosis" erhalten... Aber über längere Zeit steigt dieser Spiegel natürlich immer weiter an. Ich kann nicht sagen, wie lange das noch ihr Körper mitmacht.
    Mein Vater wurde 53.

    Das mit dem vollen Kopf kenne ich :wink: , aber nach einiger Zeit wird sich auch das geben!

    Schönes Wochenende Dir... Lieben Gruß, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!