Schwere psychische Probleme mit trockenem Leben

  • Hallo zusammen,

    seit 40 Tagen bin ich nun wieder nüchtern und verspüre auch keinerlei Saufdruck. Was mir aber Sorgen macht, sind die psychischen Probleme, die bei mir in den letzten Wochen immer stärker wurden.

    Ich fühle mich zur Zeit äußerst unwohl, und bin deshalb für heute auch erst mal krankgeschrieben. Wie gesagt, war da die letzten Wochen schon immer so ein schwer-definierbares Unwohlsein - dass sich aber in Grenzen hielt, gepaart mit ständigen Grübeleien über Sinn und Unsinn usw. Gestern hat es mich dann aber so richtig erwischt. Ich saß auf meinem Arbeitsplatz im Büro, alles lief wie immer (eigentlich sogar ziemlich gut) bis plötzlich eine richtige Angst in mir aufstieg. Es fällt mir schwer, diese Angst zu definieren, da sie in keinem Verhältnis zu irgendwelchen äußeren Umständen stehen würden, die sie erklären könnten. Die Angst kam völlig unvermutet und mit jedem Gedanken, den ich an sie verwendete wurde sie schlimmer. Abends wurde es dann nochmal kurzzeitig so schlimm, zwischendurch entspannte sich die Sache wieder.

    Mein Gefühl sagt mir, dass die Angelegenheit in Richtung depressive Verstimmung geht, aber ich ich weiß es nicht genau.

    Als ich darüber nachdachte, merkte ich, dass ich in den vergangenen Jahren solche Momente einfach mit ein paa Flaschen Bier vorübergehend hinwegspülte. Meine Freundin erklärte mir, dass ich deshalb nie gelernt habe, mit traurigen Momenten und Gefühlslagen umzugehen. Das klingt ja auch plausibel. Aber das was gestern passiert ist, war nicht einfach nur eine traurige Gefühlslage. Es war Angst, fast schon Panik. Und ich habe die Sorge, dass sich dies in Zukunft immer wieder wiederholen könnte.

    Hat jemand von euch Erfahrungen mit solchen Dingen?

    Gruß,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • hallo blizzard!
    deine vermutungen können in die richtige richtung laufen,aber mit diesem problem ist es wichtig das du erst einmal zum arzt gehst und ihn davon berichtest.kann sein das er dich zu einem facharzt uberweist. das gefühlsschwankungen auftreten wenn man aufhört zu trinken, kommt vor aber es muss festgestellt werden ob du depressionen hast. ich bin kein arzt um dir darüber eine diagnose zu geben.

    herzlichen gruss heinrich

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

  • hi,

    also ich leide selber seit über 10 jahren an ängsten und co. was du erzählst ist mir letztes jahr im august auch passiert. ich habe damals gemerkt, dass es einfach an der gesamtsituation lag. viel stress im büro, wenig zeit um zu entspannen, ergo stieg die angst in mir und ich stand plötzlich vor einer panik die mich echt das fürchten lehrte. ohne "offensichtlichen" grund.

    trotzdem würde auch ich dir empfehlen einen arzt aufzusuchen. was ich dir aber auch nur empfehlen kann ist, dass du schnell reagierst. nicht zu lange zuhause hockst und dich bemitleidest. das taugt nix und führt schneller als man denkt zu einem rückfall.

    gruß
    carnel

    7. Juni 2005

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für die Antworten, v.a. an Jeanny.

    Ich denke auch, dass die Angst vor der Angst das größte Problem für mich momentan darstellt.

    Ich war vorhin beim Allgemeinarzt und habe mir eine Überweisung zu einem psychologischem Psychotherapeuten geben lassen, bei dem ich mich morgen mal vorstellen werde. Ich denke das ist ein erster Schritt.

    Wenn ich ehrlich bin, hat sich diese ganze Sache irgendwie angebahnt. Nicht die konkrete Situation gestern, aber die Tatsache, dass das irgendwann mal passieren könnte. Wahrscheinlich hätte ich schon vor Jahren mir Hilfe holen sollen.

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,

    Dir professionelle Hilfe zu suchen, ist eine sehr gute Entscheidung. Ich habe das genauso gemacht und nun nach 18 Monaten leben ohne Alkohol haben sich meine Depressionen und die dazugehörigen Ängste verflüchtigt oder treten nur in sehr leichter Form auf.

    Während meiner stationären Langzeittherapie lernte ich, dass in den ersten zwei Jahren Depressionen zum Entzug von Alkohol gehören. Auch das war für mich ein Grund, nach der stationären Entwöhnungstherpie, noch eine ambulante tiefenpsychologisch orientierte Psychotherpie zu machen.

    Depressionen zeigen sich in sehr unterschiedlicher Form. Ganz leicht zum Beispiel durch über mehrere Tage anhaltende Antriebslosigkeit, Müdigkeit auch wenn man genug geschlafen hat, leichten Selbstzweifeln, ständigen Grübeln bis hin zur ganz schweren Form, dem depressiven Stupur. Der Patient liegt dann nur noch bewegungsunfähig und handlungsunfähig im Bett oder auf dem Boden und hält sich für völlig lebensunfähig. Also die Bandbreite ist sehr groß. Depressionen gehören unbedingt in ärztliche Behandlung.

    Wichtig für die dauerhafte Behandlung ist unbedingt die Abstinenz von Suchtmitteln aller Art! Sonst greifen weder die notwendigen Psychotherapien noch Medikamente. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Meine Verhaltenstherapie, die ich vor ca. 10 Jahren machte, brachte nur sehr, sehr kurzzeitigen Erfolg, weil ich während dieser zwar sehr wenig, trotzdem immer noch Alkohol trank. Medikamente bewirken dann auch nichts, im Gegenteil, können die Symptome sogar noch verschlechtern.

    Ich habe in den letzten Monaten auch mal Medikamente eingenommen (ich war trocken!), weil ich überhaupt keinen Sinn darin sehe, irgendetwas aushalten zu müssen, was mir jede Freude am Leben raubt.

    Ich habe eine verantwortungsbewußte Ärztin gehabt, die mir nichts aufschrieb, was nur das geringste Suchtpotential enthielt.

    Übrigens halte ich von NLP überhaupt nichts und so lange man trinkt, ist das sowieso für die Katz. Erstmal trocken werden und selbst Erfahrungen sammeln.

    Ich wünsche Dir alles gute Blizzard. Finde Deinen Weg, probiere alles aus, von dem Du das Gefühl hast, es tut Dir wirklich gut und bringt Dich weiter und achte sorfältig darauf, von wem Du einen Rat annimmst oder nicht.

    Mir haben die Ratschläge trockener Alkoholiker immer weiter geholfen. Nass denken konnte ich selber, aber mein Ziel war und ist es, dauerhaft trocken zu werden und ein zufriedenes Leben zu führen, ohne psychische Probleme aller Art.

    LG
    Simone

  • Hallo zusammen!

    Vielen Dank auch für deine Meinung, Teufelchen.

    Gestern war ich dann doch nicht beim psychologischen Psychotherapeuten, weil ich - naiv wie eh und je - gedacht habe, da kann man jederzeit vorbeikommen. Tja, war dann aber nicht so - man musste einen Termin telefonisch vorher ausmachen.

    Habe ich dann heute mittag gemacht, und saß bereits eine Stunde später im Büro von einer Psychotherapeutin. Ich schilderte ihr die Symptomatik meines "Anfalls" und die Gefühle die damit verbunden waren, und die mich schon die letzten Wochen immer wieder beschäftigten und besorgt machten.

    Sie beruhigte mich, und erklärte mir, dass es bei mir noch nicht wirklich "schlimm" sei, weil ich z.B. auch keine körperlichen Symptomatiken mit der Angstsituation verbinde - und ich glaube ihr das auch, wenn ich die anderen Leute in ihrem Wartezimmer ansah, die teilweise sehr zerfahren und gequält wirkten.

    Ich bekam schließlich einen Überweisungsschein zu einer Psychologin, die mir Entspannungstechniken beibringen soll. Ich halte das für mich für den richtigen Ansatz, da ich - zumal ohne Alkohol - derzeit nicht in der Lage zu sein scheine, mich völlig losgelöst und gelassen zu entspannen. Das muss ich erst wohl wieder lernen.

    Ich habe mir in einer Reihe von Selbstversuchen probiert Yoga-Techniken, Autogenes Training usw. autodidaktisch beizubringen, was aber irgendwie immer scheiterte. Unter Anleitung werde ich da wohl mehr Erfolg haben.

    Mal sehen. Ich hoffe, dass es besser wird und betrachte die ganze Sache irgendwie auch als eine Prüfung für das trockene Leben. Das positive an der ganzen, an und für sich traurigen Angelegenheit, war, dass ich keine Sekunde daran dachte, mir wieder Alkohol zu besorgen - was ich früher in solchen Situationen definitiv getan hätte.

    Grüße an euch alle.

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

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