18 Monate trocken und noch immer besorgt

  • Hallo Gilbert,

    Herzlich Willkommen hier im Forum.

    Erstmal gleich vorweg, Du hast in einem anderen Thread jemanden zu einem Kalten Entzug ermuntert, Dein Beitrag wurde dort gelöscht, sowas dulden wir hier nicht, weil ein kalter Entzug lebensgefährlich ist. Mehr dazu in dem besagtem Thread. Ich möchte Dich bitten, auch Ferndiagnosen über psychsiche-körperliche Abhängigkeit zu unterlassen, so etwas kann nur ein Arzt nach einer gründlichen Untersuchung und einem ausführlichem Gespräch diagnostizieren.

    Zu Deinen Fragen:
    Eine 100 % Garantie gegen einen Rückfall gibt es nicht. Aber man kann sehr viel dafür tun, das er nicht passiert. Ich z.b. hatte keinen und ich werde alles daran setzen, das es so bleibt. Meine Trockenheit steht für mich an erster Stelle.

    Und es sind auch schon einige nach vielen Jahren Trockenheit rückfällig geworden, ganz gefeit ist man auch davor nicht.

    Die beste Vorbeugung gegen einen Rückfall kannst Du Dir selber schaffen.
    Darf ich mal fragen, inwiefern Du Dein Umfeld geändert hast ? Das ist nämlich sehr wichtig, es sollte alkoholfrei gestaltet sein, d.h. kein Alk im Haus, Freunde die keinen Alk trinken bzw. zumindest nicht in Deiner Gegenwart, meiden von Veranstaltungen, die nur dem Saufen dienen etc. Beim Stöbern in diesem Forum wirst Du darüber viel finden, ansonsten bitte noch gern spezielle Fragen dazu stellen.

    Du schreibst das Wort "geschafft" in Bezug auf Trockenbleiben. Dieses Wort gibt es gar nicht in meinem Trockenem Leben. Ich lebe trocken, als geschafft würde ich es nicht bezeichnen, das klingt mir zu sehr nach Verzicht. Ich bin glücklich und zufrieden mit meinem trockenem Leben und will es gar nicht anders haben. Alkohol vermisse ich nicht und ich empfinde keinen Verzicht, keinen zu trinken. Im Gegenteil, es ist für mich dir größte Bereicherung, keinen mehr trinken zu MÜSSEN. Denn so war es bei mir, und ich denke, auch bei Dir, bei Deinem genannten Konsum war es so, oder ?

    Ja, Rückfälle kündigen sich an, meist schon Wochen bis Tage, bevor er endgültig passiert. Davor kann man sich aber auch schützen. Nasse Gedanken bilden sich da meist schon im Vorfeld.

    Viele hier sind mit Hilfe dieses Forums trocken geworden, die sind meist im Geschlossenem Bereich, was aber natürlich keine Bedingung ist. Auch im offenen Bereich ist es möglich, eine Art Tagebuch zu schreiben und so mit Hilfe von anderen an seiner Trockenheit zu arbeiten. Dort kann es nur von jedem gelesen werden, das ist im Geschlossenem Bereich nicht möglich. Nicht jeder möchte seine gesamten persönlichen Dinge dem WWW zugänglich machen, und auch zu recht, wie ich finde.

    Eine Art Tagebuch kann anderen gut zeigen, wo derjenige, der es schreibt, steht auf seinem Weg in die Trockenheit und wir können da hilfreich zur Seite stehen und auch gut vor möglichen Gefahren warnen. Ich persönlich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, das sich Rückfälle ankündigen, sie passieren nicht "einfach so".

    So, nu mach ich mal Schluss, ist eh schon so viel geworden. :oops:

    LG
    Lilly

  • Hallo Gilbert

    Wenn ich das deinem Beitrag richtig entnehme, führst du doch seit deinem letzten Rückfall ein "rundum glückliches" Familienleben.

    Mit diesem Hintergrund kann ich deine Fragen bezüglich möglicher Rückfälle irgendwie nicht ganz nachvollziehen.

    Obwohl, wie Lilly bereits ja schon geschrieben hat, gefeit ist davor keiner. Es kommt immer darauf an, was du daraus machst, wie du mit deiner Abstinenz umgehst und dich vor möglichen Rückfällen präventiv schützt. Und das dein ganzes Leben lang.

    Etwas nachdenklich machen mich deine Fragen aber trotzdem.
    Ich möchte dir hier nicht zu nahe treten, aber könnte es sein, dass du dich vielmehr evtl. doch wieder mit Rückfallgedanken rumplagst ?

    Im Einklang mit dem Inhalt deines ersten Beitrages der hier aber zum Glück gelöscht wurde, hab ich da irgendwie meine Zweifel !

    Ich hoffe und wünsche sehr, dass ich mich hier irre !

    Alles Gute Gruß Heiko

  • hallo Gilbert,

    auch von mir noch ein herzliches Willkommen.

    Die Gefahr eines Rückfalles besteht leider weiter, egal wie lange Du trocken bist.

    Wenn Du diese Dir persönlichen Anzeichen verspürst darfst du das auch nicht ignorieren sondern musst das für Dich in den Vordergrund stellen.
    Tu alles was nötig ist bis Du wieder das Gefühl hast stabil zu sein.
    Es gibt viel zu verlieren.

    Wenn Du probehalber jetzt mal eine Flasche trinkst, ach was, einen kräftigen Schluck, dann ist das als wenn Du auf einem alten verstaubten Rechner die Entertaste drückst.
    Das alte Programm , im Suchtgedächnis fest verankert; fährt augenblicklich wieder hoch.
    Innerhalb kürzester Zeit bist Du wieder auf dem alten Stand, Trinkmenge, Saufdruck...das ganze Programm.
    Und dieses alte Programm ist aktiv solange Du lebst, das ist unsere Krankheit.
    Da gibt es keine Ausnahme, einmal Alkoholkrank, immer Alkoholkrank.

    Tu was nötig ist für Dich, verstärke Deine Trockenarbeit, meide Gefahrenpunkte.

    Damit Du diese verdammte Taste nicht drücken musst....

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • hallo gilbert,

    ich persönlich kann dich sehr gut verstehen, du führst ein zufriedenes leben und hast angst davor es wieder zu verlieren. angst ist auch nur ein gefühl, es läßt sich nicht unterdrücken und ich denke es ist besser sich selbst zu fragen, mache ich alles um trocken zu bleiben?
    ich persönlich denke das ich garnicht genug tun kann um trocken zu bleiben.

    ich sehe oft zwei fehler die gemacht werden, der eine zu viel auseinandersetzung mit dem thema alkohol und der andere gar keine gedanken mehr an alkohol.

    ich bin jetzt einige 24 stunden trocken und bei mir steht der alkohol immer noch an erster stelle, aber er ist nicht mein hauptlebensinhalt, er ist da, spielt für mich aber keine rolle mehr.
    trotsdem schreibe ich in foren und besuche meetings, aber es ist nur ein kleiner teil meines lebens.
    am anfang meines weges bin ich jeden tag mindestens in ein meeting gegangen, dass war meine grundlage und dadurch habe ich nie vergessen wo ich her komme.

    begegne den alkohol mit respekt aber habe keine angst vor ihm, gefahr erkannt, gefahr gebannt.

    und die grundlage für ein zufriedenes leben, ist nun mal lebensfreude und wenn du die in deiner familie hast ist die gefahr eines rückfalls sehr gering.

    lass den alkohol nie aus den augen, aber fürchte dich nicht vor ihm.

    liebe grüße schorni

  • Hallo Gilbert,

    schau doch mal in diesen Thread rein. Evtl. findest Du da eine Antwort. Das sind immerhin 13 Jahre.
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…opic4986-0.html
    Aber jeder Mensch ist eben anders strukturiert, was für den einen gut ist kann für den anderen schädlich sein.

    Wenn jetzt z.B, jemand schreibt , er denkt nach 5 Jahren nicht mehr daran und kommt super klar, bedeutet das ja nicht das es bei Dir genauso ist.

    Erkennst Du die Falle die sich mit dieser Frage auftut ?

    Garantien gibt es nie und der Heilungsprozess ist nie abgeschlossen.

    Allerdings haben wir die Möglichkeit schmerzfrei und ohne Symptome mit einer tödlich verlaufenden Krankheit zu leben...wenn wir sie nicht aktivieren.
    Aber die Krankheit ist immer passiv aktiv und darf nicht in Vergessenheit geraten.

    Wenn Du mal auf eine heisse Herdplatte gefasst hast machst Du das nie wieder. Du entwickelst eine "gesunde" Angst vor der Herdplatte, die aber Deine Lebensqualität nicht einschränkt. Du hast das Erlebnis aber keineswegs vergessen sondern einfach nur verinnerlicht.
    Überall gibt es heisse Herdplatten o.ä. und überall gibt es mit Alkohol randvolle Supermärkte.
    Du gehst zur Herdplatte hin, und hälst evtl. mal die Hand darüber und spürst die Hitze, aber dann kommt die Erinnerung und das draufpacken sparst Du Dir dann...

    So eine gesunde Angst und Respekt vor dem Akohol wäre wohl der Idealfall damit umzugehen. Aber er darf nie in Vergessenheit geraten.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Servus Gilbert,

    auch nach mehr als dreieinhalb Jahren hat mich das Thema Alkohol nicht "verlassen", wie auch - ich bleibe mein Leben lang Alkoholiker, wenn auch trocken.
    Mir ist es wichtig, dass ich mich regelmässig mit meiner Krankheit auseinandersetze, in der SHG, hier im Forum, bei Infoveranstaltungen in den Entzugsabteilungen der Bezirkskliniken etc.
    Ich habe keine Angst vor dem Rückfall, aber einen gesunden Respekt vor dem Alkohol und vor allem vor der eigenen Sorglosigkeit / Nachlässigkeit, die sich bei jedem im Laufe der Zeit ("Routine") einschleichen kann.
    Um diese Routine gar nicht erst aufkommen zu lassen, möchte ich auch das Feedback der anderen haben, wie sie mich sehen - ob meine Selbstwahrnehmung noch mit deren Wahrnehmung übereinstimmt, oder ob ich mich von der Realität entferne.
    Dies alles läßt eine Angst vor dem Rückfall gar nicht erst zu, ich bin stabil und zufrieden in meiner Trockenheit, ohne dass die Wachsamkeit fehlt.

    Was machst Du denn zur Zeit für Deine Trockenheit ? Beschäftigst Du Dich mit Dir? Hinterfragst Du Dein Tun und Denken? Bekommst Du Rückmeldung? Irgend etwas, was Dir hilft, Dich bestärkt?

    LG
    Spedi

  • Hallo Gilbert,

    in deinem ersten Beitrag schreibst du:

    Zitat

    aber kann ich jemals sicher sein dass es nicht wieder passiert ?


    im zweiten Beitrag schreibst du:

    Zitat

    Grundsätzlich fühle ich mich vor einem weiteren Rückfall völlig sicher

    was denn nu?

    Ich denke so 100%ig sicher sollte man sich vor den Gefahren eines Rückfalls nie sein.
    Ganz egal, ob jemand 10 / 20 / oder auch 30 Jahre trocken ist, der Feind Alkohol bleibt immer in deiner unmittelbaren Nähe!

    Das ist mir auch gerade erst gestern wieder bewusst geworden, als ich im Linienbus saß und mir gegenüber eine ziemlich stark alkoholisierte Gruppe junger Frauen, die ihre Stimmung zu Weiberfastnacht freien Lauf ließ, was ja hier sicherlich auch in den nächsten Tagen an vielen Stellen und Plätzen so sein wird, ich weiß nicht wie das bei euch in Österreich ist.

    Solche Situationen bringen mich zwar nicht auf den Gedanken gleich zum nächsten Supermarkt zu laufen, und mir Sprit zu kaufen.
    Aber sie verdeutlichen mir, dass der Alkohol immer neben mir ist.

    Nach meinem Rückfall im vergangenen Jahr, habe ich für mich zunächst beschlossen keine Lokale mehr zu besuchen, wo Leute neben mir Alkohol trinken, kein Schützenfest mehr im Bierzelt mit Nachbarn zu feiern, es nicht mehr zu dulden, wenn sich z.B. mein Stiefbruder bei Besuch ne Dose Bier aus der Tasche zieht, die er sich reinziehen will usw.
    Warum soll ich's mir auch schwerer machen wie nötig ist, wenn ich mir durch diese Konsequenz gewisse Gefahren oder auch nur schon die Fahne von jemandem, vom Hals halten kann.

    Ich war von 1988 - 1996 fast 8 Jahre trocken.
    Wenn ich das heute nachempfinde, vorallem auch vieles rausziehe was ich hier in diesem Forum schon zum Thema Rückfall und Gefahren gelesen habe, bin ich eindeutig während dieser 8 Jahre viel zu leichtfertig mit mir umgegangen.
    Besonders in Zeiträumen, wo es mir nach einigen Schicksalsschlägen in unserer Familie eh schon nicht gut ging.

    Warum? Weil ich mich zu sicher fühlte!!

    Ich bildete mir damals nach der Therapie und einigen Monaten Trockenzeit ein, der Alkohol kann dir nicht's mehr.

    Das was Spedi geschrieben hat, über Soglosigkeit/Nachlässigkeit und Routine die sich einschleichen kann, trifft auf mich haargenau zu !

    Gilbert, ich möchte dir mit dem geschriebenen nur gerne auch noch mal ein paar Denkanstösse geben, zu dem " sich sicher fühlen "!

    Ich wünsch dir und Family ein schönes Wochenende LG Heiko

  • Hallo Gilbert,

    „ich habs geschafft" ist in Bezug auf unsere Alkoholkrankheit insofern nie treffend, wenn man damit die automatisierte Trockenheit meint.
    Ich gehe mehr mit den Worten/Gedanken "Ich habs hinter mir" durchs Leben, bin aber immer wachsam, dass es auch so bleibt. "Hinter mir" meine ich den Lebensabschnitt, den Zustand des suchtabhängigen Saufens, „ich habe also genug gesoffen für mein Leben" und "arbeite" daran, dass es auch so bleibt.

    Zwischen meiner realen Gruppenarbeit und dem Einstieg hier ins Forum lagen auch gut 1 ½ Jahre, in denen ich zwar meine erlernten Verhaltensstrukturen täglich auf mein Leben angewandt habe, aber irgendwie keinen Erfahrungsaustausch bzw. aktive Reflektion mit dem Thema an sich mehr hatte.

    Beim Einstieg in dieses Forum war ich erst der Meinung, eigentlich größtenteils GEBEN zu können, wozu ich auch gern bereit war. Allerdings habe ich nunmehr festgestellt und kann heute sagen, dass durch aktiven Erfahrungsaustausch, in diesem Sinne aktiver Arbeit an der Trockenheit, diese dir immer allgegenwärtiger ist und damit auch immer im Vordergrund bestehen bleibt. Und das ist bei unserer Krankheit enorm wichtig.

    Ich kenne auch persönlich Menschen, die nach über 10-jähriger Abstinenz, ich nehme bewusst nicht das Wort 10-jährige Trockenheit, rückfällig geworden sind. Sie haben ihre Krankheit verdrängt, Verzichtsgedanken kamen auf, sie haben nicht mehr an sich gearbeitet. Die Cola- und Bier-Dose rückten im Regal immer näher zusammen.

    Gruß, Freund.

  • hallo gilbert!
    du schreibst ob man gegen einen rückfall gefeit ist:
    warum beschäftigst du dich mit dem gedanken rückfall? was macht du für dich um überhaupt den gedanken an einen rückfall nicht aufkommen zu lassen.
    ich gehe regelmässig in eine SHG,nehme an anderen veranstaltungen teil die sich mich den thema sucht beschäftigen denn da sind meine freunde die mich stärken so das der gedanke erst garnicht aufkommt.
    ich muss mit mir zufrieden sein und das werde ich nur wenn ich mich in einem nüchternen umfeld aufhalte.
    warum soll ich mich unnötig unter druck setzen,wenn ich mich in einem trinkenden umfeld aufhalte.
    ich habe keine schwierigkeiten damit,wenn auf einer feier an der ich verpflichtet bin teilzunemmen alkohol getrunken wird aber wie lange ich dort bleibe bestimme ich und kein anderer.
    um eine zufriedene abstinenz zu haben, muss ich an mir arbeiten und kann nicht sagen es regelt sich alles von selbst.
    ich werde auch nicht sagen,das ich in meinem leben nie mehr alkohol trinke aber ich habe es mir vorgenommen

    wenn ich mich dauernd mit einem rückfall auseinandersetzte so muss man bei sich schauen warum es mich so beschäftigt.
    du hast nicht geschrieben ob du in eine SHG gehst und falls das nicht der fall ist so kommt der alk wieder näher an mich heran,weil ich meine abstinenz vernachlässige und die gedanken kommen es wird schon nichts passieren. gehst du doch in eine SHG so spreche das thema rückfall mal an.
    ich habe die erfahrung gemacht,das die rückfallgefahr sehr gross ist wenn die gruppenbesuche seltener werden weil dadurch die abstinenz nicht mehr ernst genug genommen wird.
    wenn du mal richtig in dich hinein horchst,so sind das schon nasse gedanken die du hast.

    herzlichen gruss heinrich

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

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