Hilfe annehmen heißt für ihn Schwäche zeigen...

  • ... und das will und kann er nicht

    Hallo!

    Jetzt war ich schon ne ganze Weile nicht mehr hier. Ich habe eine neue Taktik im Umgang mit meinem Freud probiert: Akzeptiere, dass er trinkt und dass du nichts daran ändern kannst, wenn er es nicht will.

    Ich dachte, wenn ich den Druck rausnehme, könnte ja was passieren, schließlich haben wir die Problematik häufiger diskutiert. Und wenn ich es akzeptiere, dann würde es mich auch nicht mehr so aufregen.

    Das hat für einige Wochen auch wirklich gut funktioniert. Mir ging es prima, ich bin nicht wer weiß wie panisch geworden, wenn er sich mal wieder am Bier oder Wein gütlich getan hat. Bis in der letzten Woche dann immer häufiger Kneipenbesuche anstanden, der Konsum mehr und mehr wurde und ich dann nachts einen laut schnarchenden, nach Alk und Zigaretten stinkenden Mann neben mir im Bett liegen hatte, was mich schon richtig angeekelt hat.

    Und gestern morgen war es dann soweit, dass er mal wieder (nachdem er um 3 Uhr nachts aufgestanden ist) gegen halb sieben zurück ins Bett kam und nach Alk stank. Das hat meine ganze neue Taktik hinfällig werden lassen und mich den ganzen Tag total umgehauen. Abends haben wir dann gesprochen. Mal wieder. Habe klar gemacht, dass ich schon überlegt habe, ob ich überhaupt was sagen soll, weil die letzten Male sich nie was geändert hat und es alles so sinnlos erscheint. Das hat ihn erstmal aufgeschreckt. Hey, das sieht nicht gut für mich aus.

    Bin mal endlich meine Unzufriedenheit losgeworden, ohne Rücksicht auf seine Gefühle zu nehmen. Dass ich total unglücklich und unzufrieden bin, dass mir mit das wichtigste an der Beziehung (ihm nah zu sein, zu küssen, zu kuscheln und mehr...) keinen Spaß mehr macht, weil ich ständig Alkoholgeruch in der Nase habe und mich das anekelt.

    Meine Sorge war ja immer, dass ich mich wie bei meinem Ex-Mann selber aufgebe, um ihn zu unterstützen. Und ich habe mir damals geschworen, dass nicht nochmal zu machen. Ich will nicht nochmal kaputt gehen. Es war hart genug, wieder zu mir selber zurück zu finden. Aber ich bin mal wieder auf dem besten Wege dahin zu zerbrechen. Hab ich ihm alles gesagt.

    Er meinte, ich bräuchte nicht auf Rücksicht auf ihn, mich hinten an zu stellen (mein Ex hatte mit Selbstmord u.ä. gedroht, das würde er nie machen). Ich müsste für mich die Entscheidung treffen.

    Das habe ich und das habe ich ihm auch gesagt: Egal wie perfekt unsere Beziehung mit Ausnahme des Alkohols läuft, wie gut wir uns verstehen, wie sehr wir uns lieben, ich werde das so nicht lange mitmachen. Es gibt nur zwei Alternativen: entweder er holt sich professionelle Hilfe und ÄNDERT endlich was oder das UNS gibt es nicht mehr lange.

    Lange Rede, kurzer Sinn und weshalb ich hier eigentlich poste: Der Grundtenor seiner Reaktion war, dass er von klein auf nie Schwäche zeigen durfte und Hilfe annehmen total verpönt war. Deswegen fällt es ihm so wahnsinnig schwer, sich Hilfe zu holen. Es kann doch nicht nur daran scheitern??? Hat jemand ähnliche Probleme mit seinen Angehörigen gehabt?

    Und ehe es jetzt hier losgeht von wegen, das sei alles nur ne Ausrede: Erstens glaube ich ihm, dass er große Schwierigkeiten hat, Hilfe anzunehmen (das konnte ich auch schon in vielen anderen Situationen sehen); zweitens glaube ich nicht, dass es der einzige Grund ist, denn er ist auch nicht bereit zu sagen, dass er für immer auf Alk verzichten will, dafür genießt er das betüdelte Gefühl zu sehr. Außerdem möchte er mit Freunden einen drauf machen können. Er sieht und benennt es sogar selbst als "starken Mann spielen", das will er sich nicht nehmen lassen und das sei der Grund, dass er trinkt. Er war dann jedoch erst einmal sprachlos, als ich meinte, wenn er alleine im Wohnzimmer vorm Fernseher sitzt und sich seinen Wein trinkt, is nicht viel mit starkem Mann, da ist keiner der das sehen würde. Daran könne es also nicht liegen. Dem musste er dann wohl oder übel zustimmen...

    Sorry, ich bin mal wieder ziemlich mitten drin in aufwühlenden Gedanken und ich glaube, dass ich wirklich konfus geschrieben habe. Aber hat vielleicht einer ne Ahnung, wie man hier nen Anstoß geben kann, dass sich doch was tut??? Immerhin streitet er sein Problem nicht ab (oder tut er nur so?).

    Stefka

  • Hallo Stefka,


    das sieht mir doch sehr nach einer Defensivtaktik aus um die Sache nicht schlimmer zu machen. Offensichtlich hat er wohl Angst vor Deiner Reaktion und versucht noch die Gratwanderung zwischen "Beziehung geht grad noch " und "trotzdem ab und zu saufen". Klappt natürlich nicht,.... aber versuchen kann man es ja mal.

    Der "Starke Mann" ist für den Alkohol nur Kanonenfutter und kein ernstzunehmender Gegner.
    Solange er nicht bedingungslos kapituliert und dem Alkohol keine Stirn mehr bietet wird er nicht trocken. Ein Kampf gegen den Alkohol , das erlangen der Kontrolle , ist sinnlos. Das mussten wir alle erkennen. Er muss die Krankheit erkennen.

    Wenn er sagt ich will nicht mehr trinken und ich will mir helfen lassen , dann ist ein Anfang gemacht.

    Davon ist er wohl leider noch weit entfernt.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo Stefka,

    hmm, so wird das ja irgendwie nix.

    Ich las gerade in einer Broschüre über CO-Abhängigkeit, das der Weg der Nicht-Hilfe der einzig erfolgversprechende Weg ist, um Bewegung in die erstarrten Beziehungsmuster zu bringen.
    Das bedeutet, das Du nichts mehr für Deinen Freund tun darfst, keine Erledigungen, keine Entschuldigungen, Rechtfertigungen und kein Lügen für ihn mehr.
    Er muss mit den Konsequenzen seines Verhaltens ganz allein klar kommen. Und die wird es geben.

    Das er große Angst hat, Hilfe anzunehmen, kann ich gut nachvollziehen, weil es mir selber so ging. Ich hätt mich fast totgesoffen, weil ich mich zu sehr geschämt habe, mir Hilfe zu suchen. Er hat aber keine andere Wahl, um aus seiner Situation wieder raus zu kommen. Er wird automatisch, wenn er weiter säuft, seine ganze restliche Selbstachtung sowieso verlieren.
    Vom starken Mann iss doch jetzt schon nix mehr da, wenn er nachts aufstehen muß, um evtl. Entzugssymtome zu lindern durch erneutes Saufen.

    Nun ja, wie auch immer, Du kanst nur eins machen. DICH VON IHM ABGRENZEN. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.
    Und das bedeutet, selber wieder aktiver zu werden, ausgehen, neue Freunde kennenlernen, einen eigenen Bekanntenkreis aufzubauen, Hobbys nachgehen etc. Es ist so ähnlich wie bei Alkies, die müssen ja auch all das tun.
    Nur so kommst Du aus Deiner CO-Abhängigkeit heraus. Du wirst daber evtl. auch die schmerzliche Erfahrung machen, das Du Dich in Deiner CO-Rolle schön muggelich eingerichtet hast. Aber Erkenntnis ist ja bekanntlicherweise der erste Schritt zur Besserung.

    Du mußt also an Dir selber arbeiten, Dein Leben neu zu gestalten, notfalls auch ohne ihn. Es kann auch sein, das er dann leichte Panik bekommt, das Du wirklich dann einfach wech bist, kann durchaus aufrüttelnd wirken, muss aber nicht.

    Leider fällt mir nicht mehr dazu ein, aber so wird datt nüscht. Es geht ihm einfach noch viel zu gut, er wird so nix ändern, warum sollte er ?

    Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute

    LG
    Lilly

  • Hallo Ihr Lieben!

    @ Elki
    Die Idee ist ja grundsätzlich gar nicht so schlecht, da bleibt mir aber nicht viel anderes übrig, als sein Schnarchen aufzunehmen und ob er das nur auf das Saufen zurückführt ist sehr fraglich, denn er schnarcht auch, wenn er nichts getrunken hat. Und ihn betrunken zu fotografieren? Er trinkt ja (noch) nicht so, dass er in der Ecke liegt oder das man es ihm ansieht... Ganz im Gegenteil, ich kann daran merken, dass er mehr als üblich getrunken hat, wenn er kaum mehr aufhört, Komplimente zu machen und sich auf die gemeinsame Zukunft zu freuen (wir haben uns, bevor wir zusammenzogen und ich das Problem klar gesehen habe, verlobt). Für die Methode muss er wohl erst noch weiter runter kommen, aber das will ich mir nicht antun...

    lilly
    Auch hier kann ich wieder nur sagen, dass es - Gott sei Dank - (noch) nicht so dramatisch ist. Ich bin in noch kein Lügenmuster verstrickt, d.h. es gab noch keinerlei Anlässe, in denen es "nötig gewesen wäre" für ihn zu lügen, und auch das ist eine Sache, die ich wohl kaum anfangen werde (hoffe ich), denn ich kann Lügen absolut nicht ausstehen. Mir gehen sogar Notlügen kaum über die Lippen...
    Und was meine Freizeitbeschäftigung angeht, da habe ich - sogar auf sein Drängen hin (weil es geldmäßig nicht so einfach ist) - mir jetzt einen Tanzpartner gesucht und fange wieder an, in die Tanzschule zu gehen. Das ist mein absolutes Lieblingshobby. Auch habe ich mir schon Wanderbücher über die Gegend hier geholt, damit ich damit wieder loslege und ich gehe auch immer mal wieder bei schönem Wetter stundenlang spazieren.

    Soweit wie ich das für mich sehen, ist die Co-Abhängigkeit noch nicht allzu stark ausgeprägt, so dass ich noch relativ einfach was ändern kann. Ich nehme ihm keine Erledigungen etc. ab. Das einzige, was ich durchaus tue, ist ihn immer mal wieder an Dinge zu erinnern, die er erledigen muss. Vielleicht sollte ich das aufhören und ihm lieber sagen, er solle eigenverantwortlich damit umgehen, meinetwegen Liste führen, damit er nichts vergisst... Nur sind das meistens Gelddinge und die treffen mich dann mittelbar auch, denn wenn er es verpennt, was zu bezahlen und es dadurch teurer wird, dann fehlt das Geld UNS und nicht nur ihm...

    Der Kontrollzwang, die Suche nach "Belegen" dafür, dass er mal wieder was gekauft hat, die Suche nach versteckten leeren Flaschen, das Riechen, ob er getrunken hat... Ja, das ist alles recht stark, wie ein Zwang, das kann ich nicht ablegen. Dafür finde ich einfach zu oft auch was...

    Aber was ich dringend tun muss, ist mir neue Freunde zu suchen. Ich habe zwar Freunde durch die Uni, aber die sind etliche Jahre jünger. Da fehlen mir schon irgendwie welche in meinem Alter, die nicht gerade erst aus der Schule sind und mir vielleicht in der Situation auch mit ein bisschen mehr Lebenserfahrung beiseite stehen können. Meine alten Freunde wohnen inzwischen zu weit weg, für ständige Besuche (ich bin wegen dem Studium umgezogen).

    Whitewolf
    Hmm, ich muss dir da wohl oder übel schon zustimmen mit der Defensivtaktik. Mein Eindruck ist z.B. dass er, wenn er sich Hilfe holen würde, gesagt bekäme, er solle / müsse komplett aufhören zu trinken. Und das will er ja definitiv nicht!!!

    Ich habe zwischenzeitlich noch mit einer meiner "alten" Freundinnen gesprochen. Ihr Freund hatte auch regelmäßig gebechert, immer nach dem Feierabend und sie sagte, sie hätte damals gedacht, er sei abhängig. Nach Gesprächen hat sich das aber alles geändert und inzwischen ist es nur noch das normale, sich mal ein Bierchen gönnen oder auf Partys was trinken. Für sie sieht das Bild irgenwie so aus, dass wenn ich darauf bestehen würde, dass er ganz aufhört, das zu heftig sei. Ihrer Meinung nach sei es fast immer möglich, kontrolliert zu trinken. So kam das jedenfalls bei mir an. Und dem ist ja bei Abhängigkeit nun nicht so!

    Ich komme inzwischen immer mehr zu dem Schluss, dass so lange mein Freund sich nicht vorstellen kann, komplett auf Alkohol zu verzichten, weil das notwendig ist, es auch keine Besserung geben kann. Aber jetzt schon "aufzugeben" finde ich so früh... Ich will diese ansonsten so schöne Beziehung nicht schon nach drei Monaten Auseinandersetzung mit dem Problem wegwerfen. Dafür ist es eine zu schwere Situation finde ich, als dass ich erwarten könnte, dass er sich so schnell um 180 Grad dreht. Aber vielleicht sind das auch wieder nur Ausreden meinerseits, weil ich mir nicht die Umstände machen will, die damit zusammenhängen. Schließlich leben wir uns seit Dezember gerade mal in unserem neuen Heim ein. Und schon wieder ausziehen...???

    Und dann noch das Thema Entziehung... Abgesehen davon, dass er noch nicht soweit ist, weiß ich auch nicht, wie wir das finanzieren sollten. Er ist selbständiger Lehrer, d.h. er kriegt nur die Stunden bezahlt, die er unterrichtet. Und wir haben es jetzt schon schwer genug. Wenn dann auch noch einige Wochen Einnahmen ausfallen würden, wegen ner stationären Behandlung... Das mag ich mir gar nicht ausmalen...

    Ich danke euch jedenfalls sehr für eure Unterstützung. Es hilft mir immer wieder.

    Liebe Grüße
    Stefka

  • Hallo Kurt!

    Diese andere Taktik... Das habe ich ja auch versucht, keine Vorhaltungen, keine Bemerkungen zum Alkoholkonsum. Naja, mit keine Kontrolle kann ich jetzt nicht mithalten, aber ich kontrolliere nicht so, dass ich ihm das dann auf die Nase binde, sondern eher damit ich weiß, ob was fruchtet und ob sich was tut...

    Aber dann klappe ich irgendwann zusammen, wie Anfang der Woche. Aber ich habe ihm ja in dem Gespräch gesagt, bzw. so hat es geendet, dass er nur die Möglichkeit hat, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn das mit uns weiter gehen soll. Nur habe ich kein Ultimatum gestellt. Jetzt denke ich mir, dass das nicht so klever war. Ich hätte sagen sollen, dass ich bis dann und dann Handlungen sehen will. Tja, is nicht passiert. Jetzt werde ich abwarten und sehen, was er daraus zieht.

    Das Gespräch war Montagabend, di und mi hat er nichts getrunken. Donnerstagabend ist er noch an die Tanke gefahren, weil ich das Auto am nächsten morgen brauchte und es leer war. In der Zeit bin ich ins Bett gegangen. Er kam gar nicht. Ist die ganze Nacht aufgewesen. Um drei musste ich aufs Klo, hab gesehen, dass er wieder ne Flasche Rotwein geleert hat und seitdem kreisten meine Gedanken nur noch um die meinerseits festzusetzenden Konsequenzen... Sprich, ich habe den Rest der Nacht auch nicht mehr geschlafen...

    Gleich wollen wir zum Mittag in die Gaststätte um die Ecke, es ist st. patrick´s day und da mein Freund Halbire ist, möchte er den Feiertag feiern... Jetzt hab ich mich im Internet mal schlau gemacht. Das wird normalerweise mit reichlich bier gefeiert. Da hab ich ja schon keinen Bock, heute abend mit in den Irish-Pub zu gehen.

    Das ist doch alles Sch.... WEnn ich ihn machen lasse und nicht drauf reagiere, bin ich früher oder später so deprimiert, dass er es mir auch anmerkt. Dann hätte ich auch gleich drauf reagieren können, dass er trinkt... Macht doch so alles keinen Sinn und vor allem keinen Spaß mehr...!!!

  • Hallo Stefka,

    Das tut mir leid, aber war so vorauszusehen. Dein Partner hat seinen Tiefpunkt nicht erreicht und es wird wohl noch sehr lange dauern. Ohne den zu erreichen, hat er keine Chance gegen den Alk. Er muss einfach vor ihm aufgeben, keine weiteren Kämpfe mehr ausfechten wollen, denn diese sind einfach nicht zu gewinnen. Ohne diese Einsicht geht leider gar nix.

    Dein Verhalten in der letzen Zeit führt nur dazu, sein Leiden zu verlängern und somit auch Deines. Es geht ihm noch viel zu gut, leider muss ich das so krass sagen. Du kannst ihm nur insoweit helfen, den Weg zu seinem Tiefpunkt zu verkürzen. Das bedeutet immer Hilfe durch Nicht-Hilfe, es geht einfach nicht anders, das solltest Du einfach mal so akzeptieren. Du MUSST Dich abgrenzen.

    Ich persönlich kann Dir nur raten, pack Deine Klamotten und wech. Du wirst sonst noch sehr lange leiden und auch tiefer in die CO-Abhängigkeit gelangen. Du schreibst, Du willst jetzt noch nicht aufgeben, kann ich gut verstehen, aber Du hast keine andere Wahl, tut mir leid. :( Denn Du hast jetzt schon verloren. Du wirst Dich immer schlechter fühlen, kommst Dir immer wertloser vor, wirst Entschuldigungen finden, lies doch selber bei den anderen CO`s, diesen Weg haben viele hinter sich.
    Am Ende wirst Du Deinen Partner beginnen, zu hassen. Er wird Dich anekeln. Und Du wirst Dich auch selber hassen. Ich weiß, wie traurig sich das anhört, aber es ist die Wahrheit. Du zerstörst Dich so systematisch selber, kannst es irgendwann selber auch nicht mehr erkennen, das können dann nur noch Außenstehende.

    Entscheide selber, was DU möchtest, niemand hat es verdient, unglücklich zu sein. Hier gilt auch der alte Spruch: Jeder ist seines Glückes Schmied....auch seines Unglückes Schmied :(

    Lieben Gruß an Dich
    Lilly

  • Hallo finchen,

    vielen Dank für deine lieben Worte. Wir teilen hier ja alle das gleiche Schicksal, wenn auch in anderen Ausprägungen. Ich habe immer gedacht, dass dies hier noch ne ganz seltene Sache ist, denn bei den meisten hörte ich immer viel stärkere Probleme raus (Beschimpfungen, Gewalt, Saufen bis zur Besinnungslosigkeit etc.), die ich ja hier noch nicht habe. Das hat mir immer noch ein bisschen Zweifel gelassen, ob es nicht so "ohne" Probleme weitergehen wird, dumm - ich weiß.

    Und gerade vor ein paar Minuten ist mir im Bad aufgegangen, dass es ja wirklich gar nicht so ohne Probleme ist. Abgesehen davon, dass ich ja auch jetzt schon höllisch unter der Situation leide, habe ich ja bislang immer gesagt, dass noch nicht die fiesen Veränderungen in der Persönlichkeit da sind. Und dann: BANG! HALLO!?! Was ist denn bitteschön mit der Tatsache, dass er wegen Alkohol Heimlichkeiten hat? Volle und leere Flaschen versteckt? Gerade gestern habe ich mal wieder ne Rotweinflasche in ner dunklen Küchenecke gefunden. Die ist ja wohl kaum aus Zufall dahingestellt worden, weil man da gerade war... Oder seine finanzielle Lüge (weiß nicht, ob es nicht noch mehr sind): Wir haben es, wie gesagt, finanziell nicht leicht. Und dann erzählt er mir, dass er bei Amazon elf Bücher gekauft hat. Ich schaue ihn nur fassungslos an, worauf er mir sagt, dass die aber alle super, super günstig waren und insgesamt, inklusive Porto nur zehn Euro kosteten!!! Okay, was soll ich gegen zehn Euro sagen? Tatsache ist, dass ich auf der Kreditkartenabrechnung gesehen habe, dass es um die 90(!) Euro waren, die von unserem gemeinsamen Konto runtergehen!!! Mit all dem anderen Kram, den er auf die Kreditkarte noch gekauft hat, obwohl wir gesagt haben, die ist nur für Notfälle und zum Urlaub buchen... Nachdem ich das Theater schon die zwei Monate zuvor mitgemacht habe (jedesmal waren fast 400 Euro durch die Kreditkarte von UNSEREM Konto weg) hab ich endgültig die Karte konfisziert.

    Hmm, wo stehe ich also hier mit den Grundfesten einer Beziehung: Liebe, Treue, Ehrlichkeit, Vertrauen? Die letzten beiden sind für mich z.Z. im Eimer und allein das macht das Zusammenleben schon fast unerträglich.

    Ich habe beschlossen, dass ich es mit mir nicht ausmachen kann, jetzt die Sachen zu packen und direkt auszuziehen. Ich werde ihn bei nächster Gelegenheit ein definitives Ultimatum bis Ende April geben, danach bin ich weg...

    Und bis dahin suche ich mir neue Freunde für Unternehmungen. Habe gestern erst ne online Anzeige aufgegeben, dass ich jemanden zum spazierengehen und wandern suche. Das scheint das Richtige gewesen zu sein, denn promt hatte ich gestern abend schon eine Antwort und nachher wollen wir zwei Frauen uns mal treffen, um zu sehen ob die Chemie stimmt... Ich wünsche es mir wirklich sehr.

    Nachdem ich die Mail gestern abend bekommen habe, habe ich meinem Schatz freudestrahlend davon erzählt, schließlich steht er ja nicht so auf spazieren gehen, aber er sah gar nicht glücklich darüber aus. Hat aber auch keinen Ton gesagt. Das war schon eine sehr seltsame Reaktion seinerseits. Normalerweise freut er sich immer für mich mit, denn gerade jetzt bin ich viel am Pauken für die Uni und er sagt immer, ich solle auch mal rausgehen...

    Ich merke bei mir, dass ich innerlich schon dabei bin, mich von dieser Beziehung zu verabschieden. Ist das nicht traurig? Warum will ich dann noch bis Ende April warten? Ist das nicht ein einziges scheinheiliges Getue? Irgendwie fühle ich mich dadurch richtig mies, auf der anderen Seite würde ich mich noch mieser fühlen, wenn ich jetzt ohne definitive letzte Warnung verschwinden würde... Ist das eine Sch...situation. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass etwas, das so wunderschön angefangen hat, so schnell so unschön zu Ende geht...

    Eure traurige Stefka

  • Ja, das kommt mir bekannt vor. Ich habe sogar schon angefangen, nach Wohnungsannoncen zu schauen und fühle mich gleichzeitig total schuldig dabei... Aber ich finde auch, dass ich mich schonmal auf die Eventualitäten vorbereiten sollte, die ja so wie es bisher aussieht auch nicht gerade unwahrscheinlich sein werden.

    Und ich wollte anfangen, mit meiner Familie zu reden. Beim letzten Mal, als ich meinen Mann verlassen habe, weil ich es auch nicht mehr aushielt, wusste davon nämlich niemand was. Mit dem Erfolg, dass sie alle total geschockt waren, vor allem als sie so nach und nach von mir zu hören kriegten, was denn in der Beziehung so alles abgelaufen ist. Ich finde, ich sollte mir diesmal schon vorher "Unterstützung" und seelischen Beistand von meiner Familie besorgen und es nicht schon wieder so in mich hineinfressen und meine Liebsten so absolut in Unkenntnis lassen, wie es mir eigentlich geht...

    Ich wünsche dir und mir viel Kraft
    Stefka

  • So, nun ist es soweit. Ich habe gerade nochmal mit meinem Freund gesprochen und ihn gefragt, ob er über unser Gespräch letzten Montag nachgedacht hätte.

    Ja, habe ich.

    Und wozu hast du dich entschieden?

    Langes Schweigen, dann:
    Ich muss mich ändern, soviel steht fest, wenn ich dich nicht verlieren will. :idea: (gut erkannt)

    Ja, und du bist soooo kurz davor.

    Das ist nicht schön zu hören (Ach, wer hätte das gedacht???) Ich werde mir keine Hilfe holen aber ich werde aufhören. :?::?::?: (War ich etwa nicht deutlich genug im letzten Gespräch???)

    NEIN! Das mache ich nicht mit. Ich habe dir letzte Woche gesagt, es gibt nur die eine Möglichkeit, dass du dir Hilfe holst.

    Schweigen im Walde. Noch mehr Schweigen. Dann ein leises "okay". Keine Reaktion meinerseits. Dann von ihm ein etwas grantiges "Du lässt mir ja keine andere Wahl!"

    Doch, es ist deine Wahl ob du es tust oder nicht. Aber wenn du mich nicht verlieren willst, dann musst du dir welche suchen. Und zwar nicht erst in ein paar Monaten. Ich mache das nicht mehr lange mit. Wenn sich in einem Monat nichts getan hat, dann muss ich wohl oder übel gehen...

    Ich glaube, das hat ihn doch ziemlich geschockt. Aber auch gut so. Und mein Entschluss steht jetzt wirklich fest. Wenn der Monat vorbei ist, und ich nichts handfestes sehe und merke, dann bin ich weg.

    Den Entschluss gefasst zu haben, lässt mich besser fühlen. Komisch, aber jetzt ist das Ultimatum gestellt, die Fronten sind klar und mir geht es besser.

  • Servus Stefka,

    bei mir läuten sämtliche Alarmglocken wenn ich lese

    Zitat

    Dann von ihm ein etwas grantiges "Du lässt mir ja keine andere Wahl!"


    Das heisst im Klartext nichts anderes, als sich auf eine Trinkpause vorzubereiten - er steht nicht hinter einer Abstinenz, also wird er sie brechen, früher oder später. Und ich kenne noch kein Beispiel, wo eine erzwungene Trinkpause zur Einsicht führte und dann eine freiwillige Abstinenz folgte - ich kenne nur die Rückfälle und Abstürze.

    Was passiert dann häufig in solchen Situationen? Nun, der Alkoholiker wird "auf den letzten Drücker" in operative Hektik ausbrechen, um so den Eindruck zu erwecken, er täte ja nun etwas. Nur, leider, leider, sind dann Termine ausgebucht, Wartelisten sehr lang, tauchen plötzlich irgendwelche Statements auf, die "beweisen", dass es um den Alkoholiker "doch gar nicht so schlimm steht" etc pp.

    In diesem Sinne: sei gewarnt, was Dich in der letzten Aprilwoche so alles erwarten könnte...

    Mal eine saublöde Frage am Rande: bist Du Dir selbst so wenig Wert, dass Du diesen Zustand noch 6 Wochen ertragen willst?!? Oder bist Du so naiv, dass Du noch an eine Besserung glaubst? (Ich als Alkoholiker frage Dich das bewusst).

    LG
    Spedi

  • Hallo Stefka,

    Du denkst jetzt sicher: Die schon wieder :roll:

    Aber auch so wird datt noch nix...

    Zitat

    Langes Schweigen, dann:
    Ich muss mich ändern, soviel steht fest, wenn ich dich nicht verlieren will. :idea: (gut erkannt)

    Schweigen im Walde. Noch mehr Schweigen. Dann ein leises "okay". Keine Reaktion meinerseits. Dann von ihm ein etwas grantiges "Du lässt mir ja keine andere Wahl!"

    Doch, es ist deine Wahl ob du es tust oder nicht. Aber wenn du mich nicht verlieren willst, dann musst du dir welche suchen.

    Hieraus geht es doch eindeutig hervor, das er für Dich trocken werden will. Das klappt nicht, leider... :(

    Er hat nur Angst, Dich zu verlieren, aber sein Problem scheint ihm noch nicht bewußt, oder ? Ohne diese Erkenntnis geht es aber nicht. Die muß schon da sein und auch er feste Wille, für sich selber trocken werden zu wollen. DAS muß an erster Stelle stehen, nicht die Angst, das Du gehen könntest.

    Und dann braucht er professionelle Hilfe. Ich hätte beispielsweise ohne die NIEMALS trocken werden können.
    Ich kann mir schon vorstellen, warum er das nicht möchte, er schämt sich.
    Dazu besteht aber gar kein Grund. So viele sind von unserer Krankheit betroffen und alle Ärzte kennen unsere Krankheit.

    Ich habe mich auch furchtbar geschämt und mich so fast totgesoffen. Wie überaus dumm, dafür schäme ich mich heut am meisten.

    Wie will er das nun schaffen ? Er wird doch auf Entzug kommen, Du weißt doch, wie gefährlich ein kalter Entzug ist. Hast Du ihm das mal gesagt ? Der kann im schlimmsten Fall tödlich ausgehen. Das Risiko ist einfach zu hoch.
    Er braucht ne vernünftige Entgiftung, das ist der Grundbaustein für einen trockenen Weg. Und vor allem, die ist ja gar nicht schlimm.

    Kennt er denn dieses Forum hier ? Vielleicht mag er mal hier her kommen, lesen und sich sehr wahrscheinlich in vielen Geschichten wieder erkennen ? Ist doch anonym. Und er könnte sich über mögliche weitere Schritte informieren.

    Die wären, erst einmal zu einer Suchtberatung zu gehen. Oder gleich zu einem Arzt, dann eine Entgiftung anstreben, datt Gift muß einfach raus aus dem Körper. Und dann beginnt sein eigentlicher Weg in die Trockenheit, die Arbeit an sich selber.
    Nur nicht mehr trinken wird nicht funktionieren, es gehören Lebensveränderungen dazu.

    Ich will Dich wirklich nicht mutlos machen, vielleicht zeigen ja auch die nächsten Tage, das er selber zur Einsicht kommt, das er eine tödlich verlaufende Krankheit hat und dagegen etwas tun möchte.

    Wir sagen hier ja oft: Für unsere Krankheit brauchen wir uns nicht zu schämen, aber dafür, wenn wir nichts dagegen tun.

    Weißt Du, was für mich ein "starker Mann" wäre ? Jemand, der mutig genug ist, sich Hilfe zu holen und alles daran setzen würde, seine Krankheit zu stoppen. Das ist mutig, alles andere...naja..... :roll:

    Liebe Stefka, DU hast alles richtig gemacht, hast ihm nochmal auf die Konsequenzen hingewiesen, mehr konntest Du nicht tun. Nun liegt es an ihm, erstmal seine Krankheit erkennen und für sich auch anzunehmen, das ist das schwerste überhaupt. Auch dieses Wissen, ich habe die nun lebenslang, ist anfangs ganz schwer zu akzeptieren. Eine unheilbare Krankheit in sich zu tragen. Aber ohne diese Erkenntnis wird es nur ne Trinkpause.
    Ich bin gespannt, wie es bei Dir / Euch weiter geht, aber ich hoffe sehr, das er zu dieser Erkenntnis gelangt und ihr noch eine gemeinsame Zukunft vor Euch habt. Der Weg wird aber nicht einfach, aber wenn man was ganz fest will und zwar beide Seiten, dann ist es auch zu schaffen, ist zumindest meine persönliche Meinung.

    Lieben Gruß an Dich

    Lilly

  • hallo stefka!
    du kannst von deinem freund nicht fordern,was er selbst nicht geben will.
    er will seine niederlage gegenüber den alk nicht zugestehen,wird aber von dir zu diesem gezwungen.
    du wirst merken das dieser schuss nach hinten losgeht und dein freund dich einlullt und für einige zeit aufhört zu saufen.
    hat er dich wieder ruhig gestellt wird das spielchen von vorne beginnen.
    wenn man sich grenzen setzt so sollte man sie auch einhalten.
    was nützen die ganzen drohungen,wenn doch nichts passiert.
    du solltest deinen freund unmissverständlich klar machen,das er was für sich tun sollte und nicht für dich.
    du versuchst ihn doch was wegzunehmen,zu dem er noch nicht bereit ist.
    wenn er aufhören will so muss das von ihm kommen.
    mach du was dir guttut und lass deine diskussionen über alk mit ihm.
    du wirst sehen je mehr du nicht auf ihn eingehst und dinge tust die dir spass machen je unzufriedener wird er.
    er muss erst bereit sein zu kapitulieren um hilfe annehmen zu können.
    vergeude deine energien nicht unnötig daran, wo du sowieso nichts ändern kannst und setze sie da ein wo sie angebracht sind und das ist an dir.

    Was man liebt muss man frei lassen.
    Kehrt es zu dir zurück, gehört es dir
    Wenn nicht, hat es Dir nie gehört.

    herzlichen gruss heinrich

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

  • Hallo ihr Lieben!

    Danke für eure Worte, auch wenn sie nicht gerade aufbauend sind... :? Ich bin aber nicht so naiv, dass ich glaube, dass funktioniert, wenn er es nur für mich tut (Was ihr genau erkannt habt, ich aber auch). Ich habe ihm lediglich meine Sicht geagt, dass ich dieses Leben nicht mehr mitmache. Ich zwinge ihn zu nichts, es ist und bleibt seine Entscheidung, damit aufzuhören oder weiter zu machen. Mein Entschluss steht fest: Entweder er sieht ein, dass er Hilfe braucht, dann wird er jetzt auch handeln und wir haben die Hoffnung, dass es noch was werden kann. Oder er sieht es nicht ein, dann hält er mich hin und ich werde sehen, dass sich in dem nächsten Monat nichts getan hat. Dann folgt meine Konsequenz.

    Als ich gerade nach Hause kam, hat er zum ersten Mal von sich aus angefangen, über das Thema zu reden. Er will sich Hilfe suchen, möchte das allerdings selber. HALT! Bevor ihr jetzt alle schreit: JA ICH BIN SEHR SKEPTISCH!!! Das Problem hatte ich schonmal angesprochen: er ist Engländer, kann noch nicht fließend Deutsch und muss sich daher eine Suchtberatung suchen, die das auch auf Englisch machen kann (Deswegen wäre dieses Forum auch leider nicht das Richtige für ihn. Angeblich hat er mal in ein englischsprachiges geschaut, weil ich ihn darum gebeten hatte eben aus den von Lily genannten Gründen, was ihm aber nicht zugesagt hat...). Nunja, die Suche will er selber machen ohne meine Hilfe. Ob das nun heißt, dass er es selbständig machen will (und somit nicht auch noch dazu Hilfe braucht) oder ob das eine Verschleierungstaktik ist, wird sich bald herausstellen. Wenn er erst kurz vor Fristende damit loslegt, weiß ich jedenfalls, wie ich es zu bewerten habe.

    @Spedi
    Ich bin mir selber sehr viel Wert. Die letzten Tage habe ich viel daran gesetzt, mehr für mich zu tun, ich knöpfe neue Kontakte, baue mir neue Freundschaften auf, gehe verstärkt weg, um mal meinen Spaß (z.B. beim Tanzen) zu haben. Ich hatte mich in meiner Beziehung zu meinem Ex-Mann total aufgegeben und für nichts wert gehalten und glaube mir, die Erfahrung war sehr hilfreich für diese Situation jetzt. Bislang habe ich allerdings immer nur so vage gesagt, dass das so nicht weiter geht und ich bin der Meinung, dass ich ein terminliches Ultimatum setzen sollte, bevor ich wirklich weggehen. Und es sind nicht sechs Wochen, sondern ein Monat...

    Und mal eben von heute auf morgen ausziehen, ist nun auch nicht so einfach, dazu gehört auch ein bisschen Planerei. Und mit der habe ich schon angefangen. Wenn denn dann der Tag kommt und sich nichts tut, dann bin ich weg und habe dafür alles vorbereitet, denn so ganz kann ich an die gute Wendung noch nicht glauben, denn er tut es im Moment wirklich nur für mich. Eine kleine Hoffnung habe ich, dass wenn er tatsächlich die ganze Sache mal anleiert, dass er dabei merkt, dass er es für sich tun muss. Vielleicht bin ich wirklich naiv, aber darauf lasse ich es jetzt noch ankommen.

    Meine Freundinnen wissen Bescheid und ich habe ihm heute 1 Monat gegeben. Bewusst so gewählt, denn dann ist noch nicht Monatsende und ich kann meinen Teil des Mietvertrages kündigen. Schließlich muss ich ja trotzdem noch drei Monate bezahlen, auch wenn ich hier weg bin. All das muss ich mit berücksichtigen, denn als Studentin fehlen mir die Geldmittel für teure Aktionen. Aber ich habe gute Freundinnen, bei denen ich auch ne Weile auf der Couch unterkomme und somit entsprechend zumindest einen Teil der Zeit überbrücken kann...

    Ich bin euch allen für eure Warnungen wirklich dankbar, habe ja auch in vielen anderen Threats gelesen, wie es anderen in den Situationen ergangen ist. Im Moment sehe ich es ziemlich nüchtern, zwar mit Hoffnung aber ohne große Erwartungen, dafür habe ich zuviel hier gelesen. :(

    @Heinrich
    Jetzt werde ich beobachten, nicht viel rumdiskutieren und in den verbleibenden Wochen viel für mich tun... :lol: Und deine Worte finde ich sehr schön, danke dass du sie nochmal aufgeschrieben hast. Ich kann den Spruch schon, sollte mir ihn aber häufiger mal wieder ins Gedächtnis rufen. Nur mit der Einstellung kann man "gewinnen"

    Drückt mir trotzdem die Daumen, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt...

  • Hallo Stefka,

    schön, Dich hier online zu sehen.

    Wie geht es Dir? Magst Du erzählen, wie es Dir so ergangen ist?


    Liebe Grüsse


    S.Käferchen

  • Hallo S.Käferchen!

    Ja, da bin ich wieder. Ich habe mir gerade den ganzen Threat nochmal durchgelesen und kann gar nicht glauben, dass ich noch immer hier drin stecke und sogar noch tiefer als bisher...

    Was ist passiert? Der April kam und ich bin nicht gegangen... Ich kann mich schon gar nicht mehr so richtig daran erinnern, wie sich das alles abgespielt hat. Ich weiß nur, dass ich doch geblieben bin. Er hat "versucht" trocken zu sein. Hat jeden Tag stolz eine Markierung in den Kalender eingetragen und sich sichtlich drüber gefreut. Doch irgendwann ging auch das wieder vorbei und die alte Tour ging wieder los...

    Finanzielle Sorgen sind mehr und mehr geworden. Bei ihm hat sich etliches angesammelt. Gerichtsvollzieher kam, wurde bequatscht von ihm, kriegte noch ne Chance. Dann sind wir zur Bank und die wollten uns keinen Kredit geben. (Das war Anfang dieses Jahres.) Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich soweit mit der Situation arrangiert, dass ich nicht weg wollte. Ich war mal wieder in meiner ach-ist-doch-eigentlich-nicht-so-schlimm-Denke drin und hab mir selbst was vorgemacht. Fazit ist folgendes: Ich habe doch tatsächlich auf meinen Namen einen Kredit aufgenommen (privat), damit wir die Schulden auf einmal loswerden und dann nur noch geregelte Abtragungen haben.

    Inzwischen wünsche ich mir, dass ich das nicht getan hätte. Denn ich fühle mich dadurch an ihn gebunden. Wenn ich gehen würde, hätte ich keine Kontrolle mehr über das Geld und dann könnte ich auch nicht sicher sein, dass er die monatlichen Raten zusammenkriegt. Im Moment bin ich die einzige mit Zugang zum gemeinsamen Konto, auf das alles Geld geht, so dass ich hier wenigstens halbwegs für Ordnung sorgen kann...

    Ach ja, wir besitzen inzwischen einen gemeinsamen Hund, was das Ausziehen auch nicht gerade leichter machen würde.

    Und inzwischen kann man das auch nicht mehr als wirkliche Beziehung sehen. Nach einem total Absturz mit riesigem Blackout und erneuter Mega-Versteckaktion von mehreren Flaschen Wein und ner Flasche Wodka bin ich aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausgezogen, habe Heirats- und Kinderpläne bis auf weiteres gecancelt und gesagt, dass in der Richtung nichts passieren wird, bevor er sich nicht Hilfe sucht...

    Nun, auch das ist inzwischen schon ungefähr zwei Monate her. Ich schlafe besser als ich es die letzten eineinhalb Jahre getan habe, vermisse aber unheimlich Zärlichkeiten und die Nähe. Wo ist das denn noch eine Beziehung?

    Was mich im Moment davon abhält, ihn zu verlassen ist die Tatsache, dass ich mir mit Hund (läuft auf meinem Namen) ne neue Wohnung suchen muss und diese hier dann noch zwischenfinanzieren müsste... Denn mit Hund ist das nicht so einfach, irgendwo bei ner Freundin unterzukommen. Aber vor allem die Sache mit dem Kredit (der noch gut zwei Jahre läuft.)

    Da bleibt mir doch alles in allem nur zu sagen, dass ihr so Recht hattet letztes Jahr und ich mich in meiner (damals nicht gesehenen) Naivität noch viel Tiefer in die ganze Sache festgesetzt habe...

    Liebe Grüße
    Stefka

  • Hallo Stefka,


    das ist schön, dass Du den Mut aufgebracht hast, Dich hier wieder zu melden. Das ist doch schon mal wieder ein Anfang, Dir Hilfe zu holen.

    Zitat

    Da bleibt mir doch alles in allem nur zu sagen, dass ihr so Recht hattet letztes Jahr und ich mich in meiner (damals nicht gesehenen) Naivität noch viel Tiefer in die ganze Sache festgesetzt habe...

    Mache Dir keine Sorgen, dass hier irgend jemand mit dem Finger auf dich zeigt. Es ist gut, dass Du Dich erinnert hast, dass Du hier Hilfe bekommen kannst.

    Ich werde Dir jetzt mal erzählen, dass es mir bis vor zwei Jahren genauso ging wie Dir. Habe mir auch immer wieder eingeredet, dass es noch eine Zeit geht, in der ich darauf warte, dass er etwas tut, um alles zu retten.
    Ich bin sogar in der schlimmsten Zeit noch 1000km weit weg gezogen, um mit meinem Nochmann ein *neues Leben* zu beginnen. Habe Familie und Freunde verlassen, habe Kedite für meinen Mann aufgenommen, alleinige Vollmacht über die Konten, damit alle gut läuft und und und.. Das, was Du schreibst, kenne ich nur zu gut.
    Auch Deine Ängste und Besorgnis, dass Du wegen all dieser Dinge (z.B.der Hund und der Kredit) nicht gehen kannst. Aber Stefka, sei mal bitte ganz ehrlich zu Dir! Wie lange willst Du noch die Verantwortung für ihn übernehmen und dich dabei kaputtmachen?

    Bitte sei mir nicht böse, wenn ich Dir das so sage, aber Du wirst vor die Hunde gehen, wenn Du nicht gehst. Ich habe dieses Spiel 6 Jahre mitgemacht, ohne dabei zu erkennen, wie sehr ich dabei meinen Selbstwert und Achtung vor mir verloren habe. Es ging so weit, dass nicht er alles verloren hat, sondern ich habe alles verloren.
    Wir C0´s gehen soweit bis unsere Gesundheit auch zerstört wird. Das soziale Umfeld, die finanziellen Verhältnisse gehen irgendwann so oder so den Bach runter...spätestens, wie bei mir, weil ich keine Kraft mehr hatte, meine Arbeit zu behalten...und somit auch keine Möglichkeit, Kredite zu bedienen und und und...

    Stefka, wach auf! Auch, wenn es heißt, Dir eine neue Wohnung zu suchen(mit Hund), Mittel und Wege zu finden, um Deine finazielle Situation zu lösen.
    Wenn Du hier liest, mußten wir hier alle in irgendeiner Form, ob Alkoholiker oder C0-Abhängiger, ein bisheriges Leben aufgeben, neu anfangen.

    Du sagst es ja selber:

    Zitat

    Und inzwischen kann man das auch nicht mehr als wirkliche Beziehung sehen

    Was hält Dich wirklich?

    Glaube mir, es ist kein leichter Weg, die Entscheidung zu treffen, einen Menschen mit Alkoholproblem zu verlassen. Aber Du solltest ernsthaft darüber nachdenken, ob Du Dir das weiterhin antun willst.
    Ich bin mit meinem Mann durch eine, am Ende genauso distanzierte Beziehung gegangen(getrennte Zimmer, Ultimaten etc), aber das kann ich heute mit Sicherheit sagen:
    Nichts ist schlimmer, als in so einer Beziehung zu bleiben. Er wird scheinbar noch nicht an seinem Tiefpunkt sein, etwas gegen seine Sucht zu tun. Willst Du mit untergehen? Du bist ja schon dabei.

    Es ist wirklich schön, dass Du wieder hier bist. Lies ganz viel, schreibe Dir alles vom Herzen. Du bist hier nicht allein, Stefka. Du stehst nicht allein vor diesem Schritt.


    So, nun soll es erstmal gut sein.

    Ich freue mich, wieder von Dir zu lesen. Du wirst sehen, was für wunderbare Hilfsangebote Dir hier begegnen werden. Nimm sie an!


    Liebe Grüsse
    Susi Käferchen

  • Ihr Lieben, eure Antworten treiben mir die Tränen in die Augen. Ich sitze hier und weine und weine und weine...

    Ich weiß ganz genau, dass ich so nicht weiter leben möchte. Dass dies keine Beziehung ist (so wie sie sich jetzt gestaltet), die ich aufrechterhalten möchte.

    Zitat

    Was hält Dich wirklich?

    Ich komme immer mehr zu der Einsicht, dass es eher sowas wie ein Helfersyndrom ist. Ich fühle mich gebraucht. Ich kriege zu hören, dass er noch nie mit jemandem eine so gute Beziehung führen konnte (ich meine jetzt vor allem die Anfangszeit und auch das, was nicht mit Alk oder Sex zu tun hat). Und mich hält die Angst zu sagen, dass ich nicht mehr will...

    Zitat

    Stefka, wach auf! Auch, wenn es heißt, Dir eine neue Wohnung zu suchen(mit Hund), Mittel und Wege zu finden, um Deine finazielle Situation zu lösen.

    Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich durchaus gute Chancen ohne riesige Probleme auszuziehen und mich wieder alleine auf mein Leben zu konzentrieren. Ich bin heute morgen aufgewacht und hatte den Gedanken, dass ich bei ... durchaus vorübergehend eine Wohnung bekommen könnte. Sie ist eine hilfsbereite Frau und vermietet zeitweise eine möblierte Wohnung. Wenn die frei wird, stünde dem wahrscheinlich nichts im Wege...

    Und noch ehrlicher gesagt, ist das alleine sein genau das, was ich mir wünsche. Ich bin bislang immer von einer Beziehung in die nächste gerutscht und gesprungen und sehne mich eigentlich danach, endlich mal für mich leben zu können. Nur das zu machen, wonach mir ist. Ich würde so unendlich gerne ein Auslandssemester einschieben, lerne auch schon die entsprechende Sprache und würde das höchstwahrscheinlich umsetzen, wenn ich denn alleine wäre. Mir kommen da soviele Ideen, was ich tun könnte. Die Angst vor dem Alleinesein ist es jedenfalls nicht.

    Nein, es ist die Angst, wieder eine Beziehung zu beenden. Ständig bin ich es, die good-bye sagt. Das gibt mir ein Gefühl, dass ich gar nicht beschreiben kann. Kann ich denn keine schöne und dauerhafte Beziehung leben? Ich fühle mich richtig wie eine Versagerin in dieser Richtung.

    Und warum fühlt es sich auf der einen Seite gut an, drüber nachzudenken und mir schon mal Gedanken darüber zu machen, wie es ohne ihn aussehen wird? Und auf der anderen Seite habe ich tierische Schuldgefühle, als ob ich grundlos Schluss machen würde.

    Das klingt alles wahnsinnig chaotisch, fürchte ich. Aber genauso sieht es in mir drinnen aus.

  • Hallo stefka,


    also dieses Chaos in sich kennen wohl die meisten hier :wink: .

    Ich kann dich nur, an Deinem Wunsch, mal alleine zu sein, bestärken. Ich habe auch gerade das Erstemal dieses tolle Gefühl, mit mir selbst alleine sein zu können und zu wollen.
    Zu Deinem Grund des Helfersyndroms kann ich nur sagen, das wir Co´s ja leider meistens daran leiden, anderen helfen zu wollen, das Gefühl der Anerkennung von Außen so sehr geniessen. Aber wo ist denn das Helferleinsyndrom uns gegenüber???? Warum nicht Dir selbst mal helfen. Du hast die Möglichkeit, dann nutze sie.
    Wenn Du tatsächlich ausziehst, tust Du es für Dich!

    Den Gedanken, nicht beziehungsfähig zu sein, kenne ich auch nur zu gut. Aber mal ehrlich! Würdest Du grundlos Schlussmachen? Erinnere Dich an all die Sorgen, Ängste, Deine Bedürfnisse in dieser Beziehung. Werden sie befriedigt? Oder saugt er Dich aus? Du hast geschrieben, dass es für Dich keine Beziehung mehr ist. Ist das nicht Grund genug, es zu beenden?

    stefka, mein Therapeut fragte mich kürzlich, ob ich wirklich weniger wert bin, nur weil ich etwas beende, was mir nicht gut tut?
    Die beiden Seiten, die Du beschreibst, sind normal, denn da ziehn Dich die alten Verhaltensweisen wie an einem Gummiband zurück. Sie wollen Dich aufhalten, einen neuen Weg zu gehen, nämlich alleine glücklich sein zu wollen und zu können. Es ist nicht immer leicht, neue Verhaltensweisen zu leben, aber versuche es Dir vor Augen zu halten, wenn Du zweifelst, dass Dich da gerade wieder dieses Gummi der Angst zurückziehen will. Dann fällt es ein bisschen leichter.

    Ich wünsche Dir einen schönen Sonnatg

    Liebe Grüsse
    Susi Käferchen [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/tiere/k025.gif]

  • Hi Stefka,
    habe mir gerade mal Deinen ganzen Thread reingezogen :wink: und möchte gerne folgendes dazu sagen:

    Zitat

    Ich weiß ganz genau, dass ich so nicht weiter leben möchte. Dass dies keine Beziehung ist (so wie sie sich jetzt gestaltet), die ich aufrechterhalten möchte.

    Das ist doch ein guter Anfang etwas zu verändern. Und wenn die Grundmotivation stimmt, dann gelingt Dir das auch!

    Zitat

    Und warum fühlt es sich auf der einen Seite gut an, drüber nachzudenken und mir schon mal Gedanken darüber zu machen, wie es ohne ihn aussehen wird? Und auf der anderen Seite habe ich tierische Schuldgefühle, als ob ich grundlos Schluss machen würde.

    Ganz kurz? Weil Du Liebe und Abhängigkeit verwechselt. Solange Du Dein Empfinden vom Verhalten anderer abhängig machst, solange wirst Du unfähig sein, eine

    Zitat

    schöne und dauerhafte Beziehung

    zu leben.

    Deshalb finde ich es eine fantastische Idee erst einmal ne Weile allein zu leben, zu Dir zu finden, Dich in allen möglichen Facetten zu spüren, Dich zu lieben. Erst wenn Du Dir selbst das geben kannst, was Du brauchst wirst Du es auch anderen geben können und auch bereit sein, dann deren Liebe anzunehmen. Solange Du noch Co-Denke hast, suchst Du Dir wieder einen kranken Partner um über Deine Rettungsphantasien die Bestätigung zu bekommen, die Du anscheinend so brauchst.

    Ist ein liebevoller Tritt vors Schienbein, gell? Zumindest meine ich ihn so...
    Und der Hund wird Dir immer wieder zeigen, was es heisst zu lieben ohne etwas zu erwarten und Dich zu lieben - einfach nur für Dein Dasein...lerne an ihm...er ist der beste Spiegel (nach uns hier im Forum natürlich! :wink: ), den Du haben kannst.

    Viel Kraft für Deine Entscheidung!
    Skybird

    Lebendige Grüsse
    skybird

  • Ich danke euch wirklich für diesen Austausch. Es ist einfach schön, dass man hier nen ehrlichen und liebevollen

    Zitat

    Tritt vors Schienbein

    bekommt, wenn man ihn braucht. :lol:

    Mir ist da gerade mal so ein Lichtlein aufgegangen: :idea: Ich rutsche ständig in Beziehungen rein, in denen mein "Verständnis für den Partner" unheimlich wichtig ist. Nach meiner Ehe habe ich mir geschworen, mich nie wieder so aufzugeben, wie ich es in der Beziehung getan habe. Danach wusste ich gar nicht mehr, wer ich war. Nun, danach kannte ich mich zwar besser, konnte mich auch immer besser durchsetzen, aber ständig musste ich Verständnis haben:

    - für den anstrengenden Job --> ich hab jetzt wirklich keine Lust drauf, was zu machen. (er lag meist total müde und erschlagen vom neuen Job auf dem Sofa) :?
    - für die Ehefrau --> ich kann jetzt nur kurz bleiben, aber am liebsten würde ich dich heiraten (haha!) :roll:
    - für die Freiheit --> ich brauche wirklich meine Unabhängigkeit. Ich kann nicht jeden Termin einhalten und alles erzählen, was ich so mache, kann ich auch nicht :(
    - und jetzt ist es der Alkohol... :evil:

    Und nie habe ich es geschafft, dass auch meine Bedürfnisse ernsthaft und längerfristig wahrgenommen und erfüllt wurden. Ich habe ja nichts gegen das Geben in einer Beziehung, doch sollte auch genug zurückkommen. Und im Moment sieht mir das gar nicht danach aus. Statt dessen falle ich dann immer auf so schöne Formulierungen rein wie: "Ich will dich und unseren Hund auf keinen Fall verlieren. Noch nie hatte ich eine so tolle Beziehung. Ich würde alles für dich tun." Was ich darauf antworte? Gar nichts. Was sollte ich auch. Mir liegt dann immer auf der Zunge: "Ja, alles bis aufs Trinken aufgeben." Aber ich sage es nicht, denn er muss es ja für sich aufgeben und nicht für mich. Das klappt ja nicht...

    So, jetzt werde ich mir noch einen schönen Restsonntag gönnen. Bin alleine zu hause und freue mich über die Ruhe.

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