Ich bin gerade mal 19 und jetzt schon abhängig?

  • Zitat von Slicks


    Ich möchte auf jedenfall kein Bier mehr unter der Woche anfassen, ich möchte lernen das ich auch ohne Alkohol meine vollen Qualitäten im Leben haben kann. Aber trotzallem, möchte ich schon mal in der Woche mal wieder ein Bier genießen können, mal gemütlich in der Bar mit ein paar Freunden. Meint ihr, das ist möglich? Werde ich das je wieder können und dürfen?

    Hallo Slicks,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Das Du Dir mit 19 schon Gedanken um Deinen Alkoholkonsum machst, Hut ab.
    Der 1. Satz ist super. Der 2., naja.....
    Das kommt drauf an wo Du stehst, das weißt nur Du selber. Wie groß ist Dein Verlangen, hast Du Entzugserscheinungen wenn Du nix drinkst?

    Mal mein Beispiel:( bin als Co- Abhängige hier) Ich hab über mehrere Jahre mit meinem Mann zwischen 1-3 mal die Woche Korn getrunken ( jeder ca. halbe Flasche ). Als ich dann eines Tages Appetit darauf hatte habe ich damit aufgehört, ohne Entzugserscheinungen.

    Trinke heute selten und wenn dann nur bis zu nem leichten Schwips.

    Nun, wie es bei Dir ist weißt nur Du.

    Katy

  • Hallo Stefan,

    herzlich Willkommen hier im Forum!

    Ob Du Alkoholiker bist oder nicht, wird Dir hier keiner beantworten können!

    Das kannst Du nur selber!

    Fakt ist, Du kommst mit Deinem Alkoholkonsum nicht mehr klar!

    Dann musst Du Dir aber auch im klaren sein, dass es für Dich kein "Kontrolliertes Trinken" mehr gibt und Du wirst hier auch keinen finden, der Dir dazu Ratschläge erteilt!

    Wenn Du ein alkoholfreies Leben führen möchtest, dann wirst Du von den schon trockenen Alkoholikern sicher Unterstützung erfahren!

    Lieben Gruß
    Speedy

  • Hallo Slicks,

    gut, dass du dir in deinem Alter schon Sorgen machst, um deinen Alkoholkonsum. Du hast ganz offensichtlich ein Problem mit dieser Volksdroge umzugehen und das weißt du auch. Ich (jetzt 27 Jahre alt) wusste das auch bereits mit 18. Aber ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber, trank weiter, hatte äußerlichen Erfolg im Leben (Schule, Studium, Beziehung usw.) und dachte daher, das die ganze Sache für mich kein Problem darstellt.

    Ich erkenne mich gut in deiner Situation wieder und möchte dich daher eindringlich warnen. Denn auch wenn wir dir hier keine Ferndiagnosen stellen können, ob du tatsächlich abhängig bist oder nicht, so steht nach Lesen deines Textes für mich fest, das "normales Trinken" für dich offenbar nicht möglich ist. Warum die einen Menschen "normal" trinken können, und die anderen nicht, weiß kein Mensch. Auch die Wissenschaft hat darauf noch keine befriedigende Antwort gefunden.

    Bei dir kommt aber noch etwas sehr entscheidendes dazu: Du setzt den Alkohol BEWUSST ein, um bestimmte Gefühlszustände zu erreichen: Schmerzen abzutöten, Freude zu erzeugen, Stress abzubauen usw. Das nennt man auch AlkoholMISSBRAUCH. Dieser führt fast zwangsläufig in die Abhängigkeit, wenn er laufend praktiziert wird.

    Dein Weg scheint mir vorgezeichnet, zumindest, wenn ich ihn mit meinem eigenen Werdegang vergleiche. Ich hatte auch schon mit 18 schwere Gewissensbisse, immer wieder mal richtig depressive Tage (meist nach totalen Abstürzen), wo ich mich fragte, wie es bloß so weitergehen soll. Allerdings hielten diese schlechten Gefühle nur, bis ich mich körperlich wieder erholt hatte - dann gings weiter. Selbst Trinkpausen von bis zu einem halben Jahr änderten daran nichts. Und so soff ich bis vor einem halben Jahr weiter, ohne einen wirklichen Schlussstrich überhaupt in Erwägung zu ziehen.

    Wie wichtig ist dir der Alkohol?könntest du, sagen wir, einfach mal so (ohne mit der Wimper zu zucken) 2 Monate nichts trinken, ohne dass es dir irgendetwas ausmacht, ohne dass du irgendwas vermissen würdest, ohne dass dein Leben dadurch negativ beeinflusst wäre? Ich glaube nicht. Von daher hast du definitiv ein Alkoholproblem, auch wenn (noch) keine körperliche Abhängigkeit vorliegt.

    Wenn du jetzt nicht grundlegend was änderst und dem Alkohol vollständig und von ganzem Herzen entsagst, hast du noch viele bittere Momente vor dir, viele regnerische Tage an denen du dich fragen wirst, warum du gestern wieder so voll warst. Du wirst dich schämen und im Bett hin- und herrrollen und das wird immer und immer wieder passieren. So war es jedenfalls bei mir.

    Solange du mit deinen Freunden in die Kneipe gehst, ist das nächste Glas nicht weit entfernt. Vielleicht schaffst du es heute und nächste Woche, dich mit Mineralwasser daneben zu setzen, aber irgendwann reißen die Dämme. Verlass dich darauf.

    Gruß,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Slicks,

    du fragst nach der Belohnung. Das zeigt mir eindeutig (und das ist ja aufgrund deiner noch sehr jungen Saufkarriere normal), dass du noch lange nicht tief genug gesunken bist, um ernsthaft dem Alkohol zu entsagen zu können und zu wollen.

    Ich habe (bzw. ich bin gerade dabei) ja "schon" mit 27 die Konsequenzen aus meinem Verhalten gezogen. Andere tun dies erst viel später. Ich tat bzw. tue das, weil ich merkte, in welche Richtung mich der Alkohol trieb. Ich bekam Depressionen durch den Alkohol, ich bekam eine Fettleber. Das ist übrigens nicht ungewöhnlich! Auch die Leber von jungen Leuten verträgt nicht mehr als von anderen!!! Lies dazu doch einfach folgende Geschichte:

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…ftopic2565.html

    Obwohl ich die Fettleber (= erste Stufe auf dem Weg zur Leberzirrose) schon mit 24 diagnostiziert bekam, habe ich versucht, weiterhin - mit der Einlage von Trinkpausen (wie gesagt, die längste dauerte über 5 Monate), weiterzutrinken.

    Erst jetzt, wo ich mit meinem Berufsleben Probleme bekam, mich Depressionen quälten und ich noch dazu demnächst heiraten werde und irgendwann auch Kinder in die Welt setzen will, wurde mir klar, dass es SO nicht funktioniert. Alles was ich mir in meinem Leben wünsche (z.B. beruflicher Erfolg, Familiengründung, Hausbau, Ostseeurlaube, körperliche und psychische Gesundheit, sportlicher Erfolg) kann ich defintiv nur erreichen, wenn ich dem Alkohol ade sage. Kontrolliertes Trinken gibt es für mich nicht. Das gibt es für keinen Alkoholiker. Viele hier haben das versucht, alle sind daran gescheitert.

    Wenn ich weitertrinken würde, wäre ich eventuell mit 35 oder 40 TOT! Wenn ich jetzt aber aufhöre, habe ich eine Chance, dass sich meine Leber vollständig erholt und ich werde vielleicht 100 Jahre alt und habe die Möglichkeit, alle Ziele zu erreichen. IST DAS NICHT GENUG BELOHNUNG?

    Ein kleiner Tipp noch zu der Sache mit dem "nie wieder trinken". Dieser Gedanke kann einem wirklich erschlagen. Deshalb solltest du bewusst, so wie es von vielen Selbsthilfegruppen und Suchttherapeuten (z.B. steht das auch im Grundsatzprogramm der Anonymen Alkoholiker) empfohlen wird, dein Leben in Einheiten von Tagen gliedern.

    Sage dir also stets in der Früh beim Aufstehen: "Heute ist ein schöner Tag, ich werde HEUTE mal nichts trinken". Und das machst du dann jeden Morgen. Das sind dann jeweils nur 24 Stunden. :wink:

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Slicks,

    du befindest dich gerade in einem Entscheidungsfindungsprozess. Du überlegst, ob du weitermachen sollst, wie bisher, ob du eventuell deinen Konsum auf ein "gesundes Maß" runterschrauben kannst, oder ob du dem Alkohol voll und ganz entsagst und fortan versuchst dir ein erfülltes und glückliches Leben ohne Alkohol aufzubauen.

    Das sind 3 Möglichkeiten, wobei die 2. (Stichwort: "kontrolliertes Trinken") bei Alkoholikern nicht funktioniert. Bleibt also noch a) weitertrinken oder b) aufhören.

    Diese Entscheidung kann dir keiner abnehmen.

    Setz dich in aller Ruhe hin, und mach dir eine Liste über die Vor- und die Nachteile des Alkohol-Trinkens. Wenn die Vorteile bei dir noch überwiegen, wirst du den Absprung nicht schaffen, denn dann wird bei dir permanent der Gedanken im Vordergrund stehen, auf etwas "Verzichten" zu müssen. Dann ist der Rückfall vorprogrammiert.

    Wenn jedoch die Liste der Nachteile von dir auch emotional als viel länger empfunden wird, solltest du für dich die Entscheidung treffen, etwas zu ändern, die dann auch eine reelle Chance hat, sich zu behaupten. Dazu braucht es einen großen entschiedenen Willen, keine "ich kanns ja mal versuchen-Einstellung".

    Ansonsten kann ich dir nur empfehlen, dich zu informieren. Lies hier im Forum, lies im Internet, lass dir Infomaterial zum Thema schicken, z.B. von bekannten Alkoholselbsthilfegruppen. Es gibt viele Bücher zum Thema, auch viele Biographien von Leuten die es geschafft haben.

    Jeder muss seinen eigenen Weg finden, keiner hat ein Patentrezept. Wichtig ist aber erstmal sich von ganzen Herzen zu entscheiden, den Weg in ein trockenes Leben zu beschreiten und den 1. Schritt zu machen: Keinen Alkohol mehr zu trinken.

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hi Slicks,

    erstmal ein hallo von mir. Wenn ich Dich so lese, kann ich mich durchaus an einigen Stellen wiedererkennen. Ich fuerchte nur, dass Du noch lange nicht so weit bist, wirklich aufhoeren zu wollen. Das bestaetigst Du ja schon mit Aussagen wie

    "Alleine der Gedanke darüber, nie wieder ein Tropfen anrühern zu dürfen, macht mich platt."

    Es ist so eine Erkenntnis, dass Alkoholiker (oder solche, die es werden wollen), erstmal einen Tiefpunkt brauchen, also den Karren so richtig schoen tief in den Dreck fahren muessen, bevor sie einsehen, dass der Alkoholismus ihr Leben zerstoert. Erst dann sind viele erst wirklich bereit, mit dem ganzen Selbstbetrug Schluss zu machen und endlich die Kosequenzen zu ziehen. Einige mussten dabei erst alles verlieren, viele ihr Leben.

    Jetzt bist Du 19... noch sehr jung. Alles ist Bestens, Dein Leben ist wie Du es sagt vollkommen in Ordnung. Es gibt noch 100, eher 1000 "Gruende" und Ausreden, warum man saufen koennte. Tja... aber irgendwann dann mit steigendem Konsum kommen die ersten Fragen, ob es vllt. doch nicht so toll ist, was man da tut. An der Stelle bist Du ja anscheinend jetzt. Das ist natuerlich schonmal ein Anfang.

    Dummerweise hast Du ja auch schon gut damit angefangen Dir das aufzubauen, was wir hier ein "nasses Umfeld" nennen. D.h. Du gibst Dich gerne mit Menschen ab, die selber stark dem Alk froehnen und unternimmst wochenlange Sauftouren mit ihnen. Und wahrscheinlich nennst Du solche Leute auch noch Deine Freunde. Das mit dem "kein Getraenk stillt meinen Durst", was Dein Kollege da geaeussert hat, sind erste (wenn auch noch nicht sehr starke) Entzugserscheinungen. Der Koerper gibt erst Ruhe, wenn er seinen Stoff bekommt.

    Jetzt koenntest Du noch alles schlimmere vermeiden, den Alkohol als eine kurze Phase in Deinem Leben zu Grabe tragen. Aber ich befuerchte, Du bist noch nicht weit genug.
    Du schreibst:

    "Klar, kann ich mich noch beherrschen und kann mein Leben genauso leben wie zuvor."

    Tja in dieser Illusion sind schon viele aufgegangen. Bis sie irgendwann halb tot auf ner Intensivstation aufgewacht sind unter Entzug.

    Noch eine kleine Bemerkung zum kontrollierten Trinken (die Versuche, weniger oder in groesseren Abstaenden zu trinken -- kontrolliert eben): Mit der Einstellung wirst Du genau soviel erreichen: garnichts. Aber Du brauchst mir das natuerlich nicht zu glauben. Du wirst es selber noch merken.

    In diesem Sinne: Mach's gut,

    Michael

  • Zitat von Slicks

    Alleine der Gedanke darüber, nie wieder ein Tropfen anrühern zu dürfen, macht mich platt.

    Hallo Stefan,

    ganz genau so ist es mir auch gegangen, als ich mir das erste Mal die Konsequenzen einer lebenslangen Abstinenz vor Augen geführt hatte.
    Nie wieder Spaß. Nie wieder Freude. Langweiliges Leben.

    Inzwischen sind (erst) ein paar Monate vergangen. Ich stehe (fast :wink: ) jeden Morgen gutgelaunt auf und freue mich auf den Tag. Ich empfinde Freude und vor allem Zufriedenheit wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Ohne Alk! (Unvorstellbar...)

    Soviel zum Thema

    Zitat von Slicks

    Aber was war die Belohnung von alle dem, dass du den Alkohol verlassen hast?

    Viele Grüße

    pauly

    Es ist nicht leicht, das Glück in sich selbst zu finden,
    doch es ist unmöglich, es anderswo zu finden.

    Agnes Repplier

    Abstinent seit Oktober 2006

  • Hallo Stefan,

    ich nochmal kurz. Ich bin auch erst etwas mehr als 5 Monate trocken und habe davor Jahre lang zugebracht, mich Tag fuer Tag zu besaufen, weil ich schon stark abhaengig war von dem Dreck.

    Was meinst Du, wie schoen es ist, frueh's aufstehen zu koennen... fit, ohne Kater, ohne Matschbirne und geschwollenen Augen und Uebelkeit? Wenn man das jahrelang nicht mehr konnte (und dahin fuehrt Dich ziemlich sicher Dein Weg, wenn Du jetzt nicht aufhoerst), ist das wirklich das groesste Geschenk neben der Freiheit, die man wieder gewonnen hat. Endlich wieder frei... der Alkohol legt Dich in fesseln und kontrolliert Dich. Irgendwann steuerst Du nur noch nach deinem letzten Schluck, der ganze Tagesablauf ist darauf ausgerichtet -- tolles Leben. Und die Belohung kommt dann immer am naechsten Morgen, von den Beschwerden, die man bekommt und die sich den ganzen Tag bemerkbar machen (gegen Nachmittag dann Entzug), mal ganz zu schweigen...

    Es ist also keine Frage, was man durch Trockenheit gewinnt. Freiheit, Gesundheit, Glueck, Kontrolle ueber sich selbst und sein Leben, ... es hat nur Vorteile. Aber es kann gut sein dass man erst tief genug sinken muss um sowas wirklich wertschaetzen zu koennen.

    gruesse,
    Michael

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