Wie geht die Entgiftung vor sich?

  • Hallo,

    ich habe schon viel gelesen, bin mir aber noch unsicher, wie so eine Entgiftung, also der allererste Schritt, vor sich geht.

    Falls sich mein Mann als Alkoholiker outen würde und Hilfe annehmen würde, wie würde es weitergehen?

    Ich habe hier von Entgiftung in 8 Tagen, in 6 Wochen, zuhause, in der Klinkik ... gelesen.

    Muss man Urlaub nehmen? Wird man krank geschrieben? Kann man es "neben seinem normalen Leben" machen? Muss man seinem Chef sagen, dass man Alkoholiker ist, damit er einem 6 Wochen frei gibt? (Wird man dann nicht bei der nächsten Gelegenheit entlassen?)

    Mir ist noch nicht ganz klar, wie das alles von statten geht.

    Kann mir jemand helfen?

    Vielen Dank
    Charlotta

  • Noch etwas vergessen:

    Wer zahlt das alles? Die Krankenkasse? Gesetzliche oder Private? Muss man selbst etwas beisteuern? Viele Kassen zahlen zB Therapien nicht (meine Private zum Beispiel, aber mein Mann hat eine andere).

    Wie ging das bei euch?

    Vielen Dank für eure Hilfe
    Charlotta

  • Hallo Charlotta,
    Alkoholismus ist eine anerkannte Krankheit. Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt.
    Er kann eine Überweisung in ein KH veranlassen. Er schreibt auch krank.
    Auf der Krankmeldung für den Arbeitgeber steht keine Diagnose.
    Zur Entgiftungszeit gebe ich dir meine persönliche Erfahrung weiter: je länger die Entgiftung dauert, um so besser ist sie (sprich die Klinik).
    Ich hoffe, dir erst mal weiter geholfen zu haben
    Gruß Sweety

    Es ist keine Schande krank zu sein.
    Es ist aber eine Schande, nichts dagegen zu tun!

  • Ergänzung:
    die Krankenkasse zahlt das Krankenhaus.

    Eine Therapie kann man beim Rentenversicherungsträger beantragen. (Wenn man keinen hat, zahlt es die Kasse)

    Es ist keine Schande krank zu sein.
    Es ist aber eine Schande, nichts dagegen zu tun!

  • Hallo Sweety,

    vielen Dank.

    Wenn ich es richtig verstehe, gibt es keine allgemeingültige Verfahrensweise.

    Was kann ich denn unter "je länger desto besser" verstehen? Sind zB. 6 Wochen eher normal? Kann man danach wieder arbeiten gehen?

    Bitte versteht mich nicht falsch. Ich finde es sehr wichtig, vom Alkohol loszukommen. Aber ich finde es auch sehr wichtig, seine Arbeit zu behalten. Und ich kann auch eigener Erfahrung sprechen, dass Mitarbeiter, die 2 Monate oder länger krankgeschrieben waren, einen sehr schweren Stand in der Firma hatten und jahrelang nur noch Deppenarbeiten machen durften. Ich selbst bin selbstständig. Wenn ich länger als 5 Tage nicht arbeite, ist mein Geschäft und meine finanzielle Existenz kaputt. Ich kenne viele Menschen, die sich kranksein nicht mehr leisten können.

    Und was nutzt es einem, wenn man zwar trocken ist, aber finanziell am Ende?

    Darum würde ich mich einfach gerne schlau machen, mit was man rechnen kann.

    Viele Grüße
    Charlotta

  • Hallo Charlotta,
    Eine Entgiftung in einem "allgemeinen" Krankenhaus dauert in der Regel ca. 1 Woche. Meist ist dann die medizinische Entgiftung abgeschlossen.
    Ca.4 - 6 Wochen dauert eine sog. qualifizierte Entgiftung. Sie wird meist in psychiatrischen Kliniken durchgeführt.Ich halte diese für weit aus besser, weil man dort eine Menge über seine Krankheit lernt und anfängt, sich mit seinen Problemen auseinanderzusetzen. Dort arbeiten nicht nur Ärzte, sondern auch Sozialtherapeuten, Sporttherapeuten und Ergotherapeuten.
    Nach einer Entgiftung sollte der (körperliche)Gesundheitszustand wieder so stabil sein, dass man wieder arbeiten kann.
    Jetzt klinge ich schon fast wie eine Suchtberatungsstelle. Bin ich aber nicht. Ich gebe dir nur mein Wissen aus meiner langjährigen leidvollen Erfahrung wieder.
    Gruß Sweety

    Es ist keine Schande krank zu sein.
    Es ist aber eine Schande, nichts dagegen zu tun!

  • Hallo Charlotta,

    eine Entgiftung dauert in der Regel 6-10 Tage, in Einzelfällen auch länger. Ist auch stark vom jeweiligen Krankenhaus abhängig was ich in einer Selbsthilfegruppe erfahren habe. Bei uns im Bezirk sind die Betten ständig so ausgelastet, dass der Aufenthalt des Einzelnen so kurz als möglich und körperlich nötig gehalten wird. Lässt sich aber hoffentlich nicht verallgemeinern.

    Diese Entgiftung zahlt normalerweise die Krankenkasse. Dazu holt man sich die Überweisung vom Hausarzt, der ja immer der erste Ansprechpartner sein sollte. Mit der Überweisung gehst du dann zur Krankenkasse und lässt dir die Entgiftung bewilligen. Oder der Arzt überweist deinen Mann als Notfall (vom Hausarzt auf der Übeweisung entsprechend zu vermerken). Dann kanns sofort losgehen.

    Von der "Entgiftung" zu unterscheiden ist die "Entwöhnung". Letzteres kann im Rahmen einer stationären oder ambulanten Langzeittherapie erfolgen. Ob und welche Maßnahme nach der Entgiftung bei dem Einzelnen Sinn macht, klärt man am besten im gemeinsamen Gespräch, optimalerweise im fachlichen Rahmen (z.B. einer örtlichen Suchtberatungsstelle) ab.

    Für die Finanzierung dieser Langzeittherapien ist bei den meisten Menschen der Rentenversicherungsträger zuständig. Notwendig sind hierfür eine bestimmte Anzahl an Monaten an denen man Rentenversicherungsbeiträge bezahlt hat. Wenn man sich unsicher ist, einfach die Rentenversicherung anrufen und fragen ob sie für eine Therapie zuständig wäre.

    Wenn nicht, muss die Krankenkasse zahlen.

    Viele Grüße und viel Glück für dich und deinen Mann!

    Gruß,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

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