Angst vor dem "Outing" (lang)

  • Hallo mandy-candy,

    du solltest trotz deiner Vorbehalte Klartext reden, insbesondere dann, wenn du mit deinen Eltern regelmäßigen Umgang hast (wovon ich jetzt mal ausgehe). Sicherlich wird dir nach deinem Outing die eine oder andere Auseinandersetzung mit deiner Mutter nicht erspart bleiben, wenn sie in dem von dir beschriebenen Stil reagiert. Teile ihr dann deine Gedanken und Wünsche genauso mit wie uns jetzt hier.

    Um möglichst viele Konfrontationen zu ersparen, teile deiner Mutter am besten gleich beim Outing mit, dass du allergisch auf z.B. Kontrollen deiner Wohnung reagierst und das das euer Verhältnis stark belasten würde.

    Gruß,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo mandy-candy,
    ich kann mich nur Blizzard anschließen: du hast keine Wahl.
    Wenn du trocken bleiben willst, musst du (wenigstens im engsten Kreis) offen damit umgehen.
    Vielleicht denkst du ja zu negativ. Die Reaktion deiner Eltern könnte auch ganz anders sein. Oft machen wir es uns mit unserem "Kopfkino" viel schwerer, als es in Wirklichkeit ist.
    Du hast zwar ein Alkoholproblem, aber du tust etwas dagegen!
    Das solltest du deinen Eltern klar machen.
    Ich wünsche dir viel Mut!
    Gruß Sweety

    Es ist keine Schande krank zu sein.
    Es ist aber eine Schande, nichts dagegen zu tun!

  • Hallo Mandy-Candy

    ich möchte mich auch den Worten meiner Vorschreiber anschliessen.
    Wenn Du Alkoholikerin bist, leidest Du an einer anerkannten KRANKHEIT, das solltest Du auch genauso sagen. Und zwar an einer unheilbaren Erkrankung, die Du nur stoppen kannst. Wenn Du das geschafft hast, brauchst Du Dir keine Vorwürfe anzuhören, sondern darfst stolz dauf sein, denn leider schaffen das nicht alle.

    Ich hab diese ganze "Nummer" auch mit meiner Mutter durch, ich denke, sie hat bis heute nicht begriffen, das ich nun für immer Alkoholikerin bin, wenn auch trocken.
    Ich habe es mit Erklärungen versucht, aber ich denke, sie hat bis heute nicht richtig begriffen.
    Nun gut, das kann ich nicht ändern, ich habe mich von ihr distanzieren müssen.
    Das ist Dir aber ja nicht so ganz möglich, darum würde ich den Kontakt so einschränken, wie es geht. Aber vorher würde ich es nochmal in enem Gespräch versuchen, die Sache darzulegen.
    Durch lesen hier im Forum kannst Du viel über unsere Krankheit lernen und so auch sachlich argumentieren.

    Und denke bitte daran, es geht hier um DEIN LEBEN, ungestoppt verläuft unsere Krankheit tödlich. Da kann Deine Mutter lamentieren, wie sie will....
    Leider wirst Du auch nichts dagegen tun können, das sie es evtl. weitererzählst. Du kannst da nur dann selber mit denjenigen Gespräche suchen und versuchen, zu erklären.
    Viele werden verstehen, einige aber auch nicht. Da mußt Du dann halt mit leben.
    Das einzig wichtige ist nur, das DU trocken bist, der Rest ist im Grunde egal. Und Du hast auch ein Kind, für das sich all die Mühe lohnt, das ist das einzige, was noch zusätzlich zählt. Trocken kannst Du eine gute Mutter sein, nass auf keinen Fall dauerhaft.

    Ich wünsche Dir alles gute und viel Kraft für das Gespräch, sauge Dir hier erstmal Infos und etwas Kraft ab, soweit Dir das möglich ist.

    Wir stehen Dir gerne auf Deinem Weg in die Trockenheit bei und ich wünsche Dir alles Gute auf diesem.

    LG an Dich
    Lilly

  • Hi Mandy,

    herzlichen Glückwunsch zu Deinem 11. Tag ohne Alkohol. Das ist doch erst mal das wichtigste! Für mich (auch gerade erst in der 6ten Woche) war es der größte Schritt.

    Da sich für mich kürzlich auch erst die Frage danach stellte, aber nicht ganz so brisant wie bei Dir, schreib ich Dir was dazu

    Hier im Forum hatte ich vor ~ 3 Wochen einen Thread eröffnet mit der Frage : "Wie und wem erzähle ich es". Dabei kam im Endeffekt heraus, dass wenn, dann meistens frisch trockene Probleme mit dem Outing haben damit, insbesondere mit der Bezeichnung "Alkoholiker" . (ich auch!).
    Ich habe meiner Mutter erzählt, dass ich nie wieder Alkohol trinken werde, weil ich gemerkt hätte , dass ich ein Problem damit habe" so in etwa.
    Das Wort "Alkoholismus und Alkoholiker" habe ich dabei gemieden (bis heute, aber vielleicht ändere ich das noch, wer weiß), auf jeden Fall hat sie es verstanden und findet es gut.

    Habe die Idee, dass Deine Eltern vielleicht überhaupt nicht mit der Schublade "Alkoholiker umgehen können. Das was Du oben schreibst, was Du Dir nach Deinem ersten Outing hast anhören müssen, geht genau in diese Richtung. Daher vielleicht eine alternative
    Anderseits müssen sie Dich doch auch ganz schön lieb haben, da sie Dich ja anscheinend nach Ihren Mittel unterstützen, dass machen nicht alle Eltern.
    Leider bringt das immer "eine ein bisschen fortgeführte Kind - Eltern Beziehung" mit sich und ist natürlich eine Abhängigkeit, die auch von Eltern in entsprechender Weise "betont" und meist unbewusst auch missbraucht wird.

    Hier vielleicht eine Möglichkeit, ohne Deine Outing in Frage zu stellen, so wie ich es vielleicht an Deiner Stelle machen würde:

    Ich weiß nicht zu wem Du ein besseres Verhältnis hast, ob zu Deiner Ma oder Deinem Pa.

    Bitte um-, bzw. suche ein Gespräch mit demjenigen deiner Eltern unter 4 Augen zu dem Du bei einem Problem, das Du hast, die elterliche "Hilfs-Eitelkeit" packen kannst.

    Damit meine ich das allzu menschliche Gefühl, jemandem aus einer "besseren Position", bzw. einer "übergeordneten Stellung" heraus gerne Hilfe zukommen zu lassen, wenn sich ein Hilfesuchender unterordnend bittend, bzw. fragend an Ihn wendet.
    In der Regel ist das immer eine gute Position, da es in der Regel eine Hilfe ist die vom Gebenden leicht zu geben ist, bzw. die gerne gegeben wird, weil es ja die eigene "Wichtigkeit" und "Stellung" positiv betont.
    Wichtig wäre dabei, dass Du wirklich dann sogar das "4 Augen Gespräch" auch betonst, denn es steigert nochmals eine übergeordnete Vertrauensposition desjenigen Elternteils , den Du bittest. (Auch Eltern konkurrieren immer ein bisschen, um das Vertrauen Ihrer Kinder und sind ein wenig stolz in diesem Moment).
    Wenn Du dann noch sagst, „erzähle es bitte erstmal nicht dem,der Pa/Ma, dann geht Dein „Eltern-Gesprächspartner“ eine „Art Vertrauensvertrag“ mit Dir ein. Der Dich wahrscheinlich egal wie das Gespräch ausgeht, zunächst vor weitergehenden Folgen schützt, und andererseits bei negativem Gesprächsverlauf, auch dem „Eltern-Gesprächspartner“, dem Du Dich anvertraust, danach die Zeit gibt nochmals darüber nachzudenken und „Dampf“ abzubauen.

    Was und wie Du es dann angehst weist Du selber bestimmt am besten. Aber ob Du das Kind bei seinem Namen nennst oder es inhaltlich beschreibst in der Art wie ich es bei meiner Ma gemacht habe ist nach meiner Meinung dann nur noch zweitrangig und ist vorerst beides eine Lösung.

    Nur dass Du es Ihnen beibringen musst, dass Du keinen Alkohol mehr trinken willst und darfst, das ist glaube ich schon wichtig. Und schließlich ist es ja generell keine schlechte Eigenschaft „keinen Alkohol zu trinken!“

    Das ist wie gesagt nur eine ziemlich weit ausformulierte Idee von mir. Ist keine Eins zu Eins Gebrauchsanleitung oder Ratschlag, aber vielleicht eröffnet es Dir ja eine Möglichkeit für eine Lösung Deiner Frage.

    Lieben Gruß vom Falk

    Nichts im Leben ist so schlimm, als dass man nicht darüber reden könnte!

  • Hallo mandy candy,

    leider reagiert die Umwelt nicht immer gut, wenn wir sagen, daß wir Alkoholiker und Alkoholikerinnen sind.

    Deshalb rede ich lieber von der Alkoholkrankheit, die genetisch bedingt ist und damit schicksalsmäßig.

    Jeder hat sein Kreuz zu tragen, bei uns ist es die Alkoholkrankheit, bei anderen ist es Krebs oder Multiple Skleroris oder sonst was.

    Zum Glück können wir die Krankheit zum Stillstand bringen, wenn die Familie und Freunde dabei behilflich sind und das Problem verstehen, ist es um so besser.

    Wenn sie es nicht verstehen, sollte uns das nicht davon abhalten, trotzdem wieder gesund zu werden und nüchtern zu leben, finde ich.

    Ich habe auch ein Kind, das mich hassen wird, wenn ich nichts unternehme. Zwar trinke ich noch, aber ich habe alles eingeleitet, um damit aufzuhören.

    Ich wünsche Dir, daß Du Dich nicht mehr so sehr um die Leute sorgst, die diese Krankheit nicht haben und Dich nur ausbremsen, sondern daß Du Dich nur noch auf die Genesung konzentrierst. Das ist das Einzige, was zählt.

    Beste Grüße,
    Meinolf, Alkoholkranker

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