Offener neuer Mensch

  • Hallo ihr,

    ich habe schon viel hier in den verschiedenen Unterforen gelesen.

    Ich möchte etwas Bemerkenswertes aus meiner SHG hier hineinbringen:

    Auf meine Frage hin, wieso ein Mitglied nach 15 Jahren Abstinenz immer noch aktiv teilnimmt kamen gleich 2 Antworten:

    1) Sie sieht sich nicht geheilt, d.h. nicht akut, jedoch dauerhaft gefährdet, wenn sie nicht auf sich achtgibt

    2) Sie ist froh Alkoholikerin zu sein weil sie ein offener, neuer Mensch dadurch geworden ist, d.h. durch die Tatsache und die Umstände.

    Vielleicht beschreiben diese beiden Aussagen positive Einstellungen zur Krankheit.
    Mich hat es jedenfalls sehr beeindruckt.
    Für mich besteht nicht so sehr der Reiz, Jahren nachzueifern.
    Letzteres finde ich, ist eine tolle Chance. Da will ich hin.
    Ich habe den Eindruck, dass es ohne Berücksichtigung von Punkt 1 nicht funktionieren wird.

    Nebenbei seien auch die ganzen Kontakte, Freundschaften und Unternehmungen erwähnt, die sich bei ihr durch die SHG ergeben haben.

    Was meint ihr dazu ?

    Grüsse
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    ich kann Karsten in allem nur zustimmen und den letzten Satz (für mich) noch ergänzen:
    Ich sehe nicht nur ganz anders, ich :D FÜHLE :D
    -nicht ganz anders-
    :D WIEDER! :D

    LG kommal

    unterwegs...

  • Hallo Karsten,
    Hallo kommal,

    danke für eure Antworten.

    Ja, die Gefahr rückfällig zu werden, ist immer gegeben und auch die des tragisches Ausgangs.
    Bei mangelndem Selbstschutz, Ungeduld, bei Leichtsinn, bei Absicht ...
    Vermutlich gibt es genausoviele Gründe hierfür wie für das Trinken an sich.

    Stimmt, dieses sich-selbst-fühlen erlebe ich wieder.
    Das spiegelt sich schon in guten Gesprächen mit Tiefgang.
    Tut mir richtig gut, wo ich´s wieder lerne.

    Ich habe für mich einen wichtigen Satz der lautet:

    "Keine halbherzigen Sachen mehr". Wenn, dann richtig.

    Und wenn dies nicht funktioniert überdenken, rechtzeitig nach aussen signalisieren, und Hilfe holen.

    Grüsse und einen guten angenehmen Tag
    Wolfgang

  • Hallo Karsten,

    dieses "es geht mir gut" sagt ja auch nicht viel aus.
    Ich beziehe das jetzt trotzdem mal auf mich.
    Da könnte ich auch in einer SHG sitzen und sagen:

    "Ich heisse Dieter, bin 49 und Alkoholiker. Das wars für den Moment"

    oder im Krankenhaus bei der Arzt-Visite:

    "Ich fühle mich ruhig und ausgeglichen"

    Warum geht es mir gut ? Warum geht es mir schlecht ? Das sind für mich die wesentlichen Dinge.

    Wenn ich jedoch auch sagen kann "Es geht mir gut" im Sinne von
    "Momentan bin ich sehr zufrieden und vieles ist so wie ich mir das vorgestellt habe. Bei Bedürfnis teile ich mich mit."
    dann ist das für mich, bzw. für mich selbst,in Ordnung.

    Ich bin mit meiner, dieser Woche sehr zufrieden.

    Viele Grüsse
    Wolfgang

  • Hallo und guten Abend,

    derzeit habe ich nicht viel zu berichten ausser dass ich mich in der festen SHG sehr wohl fühle und oft zu anderen SHG´s miteingeladen werde.
    Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, weil die Menschen jedesmal andere sind und die Themen einfach nie zu neige gehen.
    Für mich ist es gut und angenehm von den Angeboten Gebrauch zu machen. Ich grübele weniger und komme abends einfach besser zur Ruhe.
    Mit der Zeit werde ich gelassener. Ich lebe auch mehr in der Gegenwart. Viel mehr, als ich es je tat.

    Grüsse
    Wolfgang

  • Ich gehe, seitdem ich trocken bin, regelmäßig zu 2 realen SHG's. Das Forum habe ich erst später gefunden.

    In einer Gruppe sind Leute, die mehr als 20 Jahre trocken sind und die auch nicht vorhaben, aufzuhören. Sie werden nicht gruppenmüde.

    In solchen Gruppen läuft ein Gruppenprozess ab und ich persönlich finde es aus mehreren Gründen sehr positiv. Manchmal denke ich, solche Gruppen täten jedem Menschen gut. Sei er Alkoholiker oder nicht.

    Ich möchte nie vergessen, wo ich herkomme. Wenn ich mir nicht mehr bewusst bin, dass ich Alkoholikerin bin, wird es verdammt gefährlich. Und wo bleibt es mir besser bewusst als in Gruppen und hier im Forum, in dem ich mich ständig damit auseinandersetze.

    In meiner Krankenhausgruppe (SHG, die im Krankenhaus stattfindet und speziell die Leute ansprechen will, die dort zur Entgiftung hinkommen) sehe ich ein kommen und gehen. Die grade zur Entgiftung sind kommen zur Gruppe und haben die besten Absichten. Sie kommen dann so 4 bis 5 mal und plötzlich sind sie weg. Sie gehen auch nicht zu anderen Gruppen. So nach einem halben Jahr tauchen sie wieder auf, weil sie einen Rückfall hatten und erneut eine Entgiftung machen.

    Ich denke, wenn sie am Ball geblieben wären, hätten sie bessere Chancen gehabt.

  • Hallo Brigitte,

    ich sehe das genauso wie Du. Gruppenbesuche sind nicht da zur Lösung eines kurzfristigen Problemes. Regelmässigkeit und lange Dauer (Jahre) sind von Wichtigkeit.

    Zitat

    Manchmal denke ich, solche Gruppen täten jedem Menschen gut. Sei er Alkoholiker oder nicht.

    In der Natur der Dinge liegt es, dass das Thema Alkohol immer relevant ist. Themen wie Familie, Partnerschaft, Freundschaft und Beruf finde ich auch äusserst wichtig. Die vielseitigsten Gefühle und Themen wie z.B. Selbstdisziplin, Kommunikation, Kritikfähigkeit.

    Zitat

    In meiner Krankenhausgruppe (SHG, die im Krankenhaus stattfindet und speziell die Leute ansprechen will, die dort zur Entgiftung hinkommen) sehe ich ein kommen und gehen

    (Gedankliche Vorstellung) : "Jetzt bin ich sauber entgiftet. Jetzt darf ich wieder. GottseiDank ist nichts Schlimmeres passiert. Zum Glück ist jetzt alles vorbei und ich muss jetzt nichts mehr tun. Wenn wieder "was" ist, entgifte ich halt wieder".
    Die Krankenhausgruppe wäre für mich persönlich nichts. Da bliebe ich auf Anfangserfahrungen stehen. Wie der Weg der 4 bis 5-maligen Besucher ausser mit einem verständlichen Rückfall ausgeht, erfahren wir nicht.

    Bei mir sind es 2 reguläre Gruppen, 6, 8 bis 15 Jahre Trockenheit sind da keine Seltenheit. In einer 3. Gruppe, zu der ich eingeladen war gab es eine Angehörige, die bereits ihren Lösungsansatz für sich gefunden hatte.
    Ihr wurde trotzdem empfohlen weiterhin in der Gruppe zu bleiben.
    Zum einen eben wegen den zahlreichen persönlichen Erfahrungen generell im Leben, zum anderen präventiv, bevor sie ähnliche, für sie negative Erfahrungen nochmals machen sollte.

    Austausch tut mir immer gut. Fast egal wie, wann und mit wem.
    Denn erstens hilft mir meine eigene Aussprache, zweitens komme ich durch Erfahrungen und Ansichten anderen immer ein Stückchen weiter mit mir selbst, drittens können auch andere von mir profitieren.

    Grüsse
    Wolfgang

  • Hallo zusammen,

    mir tut es richtig gut, mein Leben ohne Alkohol zu gestalten.
    Ich fühle mich befreiter, glücklicher, zufriedener.

    Einige der alten Ängste konnte ich schon bearbeiten, darunter Gefühle der Ablehnung, Einsamkeit, mit mir nicht eins zu sein.
    Wenn mir etwas nicht gut bekommt, dann denke ich jetzt meistens im Vorfeld drüber nach. Oft habe ich mich für andere fast aufgeopfert, dabei viel Energie gelassen und mich selbst vergessen. Mein Bauchgefühl, was ich wieder bekommen habe, hält mich mittlerweile von Dingen ab, die ich als vermeidbaren Frust erlebe.
    Ich ärgere mich weniger häufig als früher/vorher und kann damit besser umgehen. Ich fühle mich mehr ernstgenommen und geschätzt.

    Liebe Grüsse
    Wolfgang

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