Beiträge von Brigitte

    Hi Bernd,

    das mit der Gesundheit interessiert mich auch. Ich bin dabei mir erhebliche Gedanken speziell über meine Raucherei, meine Ernähung und Sport zu machen und möchte da auch so einiges ändern.

    Diese Woche in der SHG wurde mir mal wieder vor Augen geführt, wie gefährlich Alkohol ist. Als ich dort anfing, war da ein Mann, der mittlerweile 4 Jahre trocken war. Nach einer gewissen Zeit kam er nicht mehr, ohne mal Ton abzugeben. Er ist letzte Woche wieder aufgetaucht und hatte einen Rückfall. Glück für ihn, dass er die Kurve kriegt.

    Als ich das so mitgekriegt habe, lief es mir eiskalt den Rücken runter. Es gibt keine Sicherheit für das Trockensein. Ich wünsche mir das ich für den Rest meines Lebens zwar trocken bleibe, aber ich habe keine Gewähr dafür.

    LG Brigitte

    Hallo Bernd,

    ich würde nicht unbedingt deine Trennung/Umzug als Flucht bezeichnen. Ich kann mich noch erinnern, wie es damals war und wie sich bei dir die Änderung entwickelt hat. Du hast lange überlegt und den Schritt ja auch nicht ad hoc vollzogen. Ich fand es stimmig.

    Mir geht es auch so wie dir. Ich habe auch keine Lust in trinkender Gesellschaft mich aufzuhalten. Da fühle ich mich nicht wohl. Die Athmosphäre kippt dann ab einem gewissen Promille-Spiegel ja doch immer ins Nasse um und ich bin dann sowieso Außenseiter. Muss ich auch nicht haben. Da gibt es auch Alternativen.

    Bis dahin
    Gruß
    Brigitte

    Die Reaktion in deiner SHG gefällt mir persönlich nicht. So ein Verhalten, so nach der Art, siehe das so, mache es so, nimmt dir deine eigene Freiheit. Nur du kannst wissen, was für dich richtig ist. Nur du kennst deine eigene Situation und weißt, ob da eine Chance drin ist oder ob du keine mehr siehst oder ob jetzt erstmal dieser Weg, dich zu trennen, der richtige für dich ist.

    In meiner SHG kriege ich keine Anweisungen, wie ich zu handeln habe und wie ich die Dinge sehen sollte. Ich kriege wohl Anregungen und mit Sicherheit ist auch nichts gegen einen anderen Blickpunkt einzuwenden. Aber man lässt mir die Freiheit im Denken und Tun.

    Also lass dich nicht beirren, sondern höre einfach auf dich.

    Der Saufdruck trat bei mir auch nach 2 Jahren nochmal auf. Selten zwar aber er kam. Dann wenn die Probleme mir über den Kopf wuchsen und aufeinmal alles zuviel wurde. Dann kam der Gedanke, dass es doch mal schön wäre, sich wegzudröhnen. Mittlerweile verblasst das auch.

    Aber was solls. Sind halt Gefühle. Die kann ich nicht mit einem Knopf wegdrücken. Aber ich kann damit umgehen und es ist meine Entscheidung, wie ich darauf reagiere.

    Wenn dein Mann mal unter der Brücke landen wird, dann hat ER sich dahin gebracht nicht du. Er hat dafür alles getan und ich denke, du wirst genug getan haben um das zu vermeiden.

    Wenn dein Mann sich umbringt, dann tut ER es und nicht du hast ihn getötet. Auch da wirst du wieder alles dir menschenmögliche getan haben, damit dein Mann ein gutes und gesundes Leben führt.

    Usw.

    Und mehr kannst du nicht tun und irgendwann reibst du dich dabei selber somit auf, dass es für dich Schaden bringt. Auch dir gegenüber und den Kindern hast du eine Verantwortung.

    Das mit der emotionalen Erpressung wurde ja schon gesagt. Ich sehe es auch so. Wenn jemand sein Leben nicht ändern will, wird er alles dran setzen, damit es so bleibt und das können wir Alkoholiker besonders gut. Wir kennen alle Schliche und Wege, um den Status quo zu erhalten und um ja nichts zu verändern.

    Unter Alkohol sind Probleme nicht lösbar. Man deckelt sie nur zu und geht den bequemsten Weg, denn dann hat man nur ein Problem, wie komme ich an den Stoff und habe ich genug davon im Blut und wenn dem so ist, geht es mir doch "gut". Ich bin dann sowieso zu alkoholisiert und kann keine Probleme angehen und dann verschieben wir es mal wieder auf morgen.

    Nur trocken kann man sich den Problemen stellen. Natürlich ist es nicht leicht, den ganzen Gefühlswusel auszuhalten, doch mit der Zeit spürt man dann, dass man Schrittchen für Schrittchen weiterkommt.

    Selbstbewusstsein ist so ein allgemeines Wort für mich. Ich würde da Differenzieren. z. B. Angst vor dem Chef. Was steckt dahinter, wie fühlt sich diese Angst an. Einfach nur mal wahrnehmen und die Angst angucken, sie aushalten. So kann bestimmt jeder etliche Situationen finden, die nicht stimmig sind, wo er/sie in einer Weise gefühlsmäßig reagiert und es doch gerne anders hätte. Das könnte ein immenses Stück an Arbeit an der eigenen Person sein und ist gleichzeitig Trockenheitarbeit.

    Das hört sich alles relativ leicht an, aber ist nicht einfach und heißt, stets wachsam zu sein und doch mal eben diese negativen Gefühle aushalten, die wir ja so gerne weggesoffen haben.

    Ob eine Trennung angesagt ist, wirst du schon in dir spüren und wenn du das Gefühl hast, dass das für dein weiteres Leben wichtig ist, sollte man diesen Schritt auch gehen.

    Dass du Angst hast vor diesem neuen Leben, vor dieser Veränderung ist doch nur zu gut verständlich. Ist immer in der Vorstellung seh und auch nur zu menschlich. Das ist die Sache mit dem Berg, den man vor sich sieht. Man meint, dass man schnurstracks auf der Spitze sein muss. Aber gehe es einfach an und tue den ersten Schritt.

    Wenn man zum Gipfel (Ziel) kommen will, dann unten am Berg anfangen und ihn langsam besteigen. Und du wirst sehen, dass du Schritt für Schritt die Aufgaben, die dir dann begegnen, lösen und bewältigen kannst.

    Mache dich jetzt nicht verrückt, was ist.

    Ja, super, dass bei dir auch 1/2 Jahr rum ist. Sieht deine Beziehung zum Alkohol jetzt nicht doch etwas anders aus als noch vor einem halben Jahr. Ging mir zumindest und es wird sich weiter verändern. Es wird immer leichter werden und der Alkohol immer weiter weg rücken und aus deinem Kopf verschwinden.
    Eh jetzt alle mit dem Zeigefinger drohen, ich meine damit nicht, dass der Alkohol bzw. dass ich Alkoholiker bin damit gleichgültiger wird. Ich meine und so erlebe ich es, der Alkohol geistert nicht mehr so viel bei allem was man tut im Kopf mit und ist nicht mehr so präsent. Einfach schönes Gefühl.

    Wenn man so voll und aktuell im Problem, sieht man keinen Ausweg. Lass es so stehen. Lass es sich erstmal setzen und auch in deinem Sohn. Es bewegt sich dann und es kommt wieder Land in sicht. So ist der Verlauf. Es gibt keinen Status quo.

    Das kann alles nur passieren solche Prozesse, wenn du nüchtern bist. Wenn du trinkst, schiebst du alles in einen dunklen Kellerraum, der immer voller wird und wo es anfängt zu faulen.

    Saufdruck ist am Anfang die härteste Prüfung. Beiß dich da durch. Das ist Kampf, aber der Kampf ist zu gewinnen. Wie lange es dauert, ist bei jedem unterschiedlich. Aber es hört mit der Zeit auf. Es hört wirklich auf. Du wirst feststellen, der Saufdruck ist nicht mehr so stark und die Abstände werden größer. Da kommst du auch hin.

    Einfach Geduld. Anders geht es nicht am Anfang.

    Ich war gestern beim Arzt und es war sehr voll, also Warten war angesagt. Im Wartezimmer habe ich dann mal Gelegenheit, in einigen Zeitschriften zu blättern. Ich habe da was gelesen, was hierin passt, also zum Thema Suchtgedächtnis.

    Irgendwelche schlauen Leute haben herausgefunden, dass der Mensch sehr oft Negatives für sich Positiv verwandelt. Ist egal ob Alkohol oder was anderes. Es läge in der menschlichen Natur.

    Man erlebt was Negatives. Beispiel dort war u. a. eine Frau mit einer schlechten Beziehung, die sich nicht trennen konnte. In ihrer Erinnerung nahme sich hauptsächlich wahr, was für sie an der Beziehung positiv ist. z. B. nicht alleine sein oder mehr Geld zusammen zu haben usw. Solange sie nicht in der Lage war die Realität herzustellen, also dass der negative Anteil wesentlich höher war als das Positive konnte sie an ihrer Situation nichts ändern.

    Als ich das las, viel mir die Sache mit dem Suchtgedächtnis ein. Dieser Mechanismus im Gehirn, immer die Gewichtung auf die positiven Seiten zu legen.

    Wenn ich an Alkohol denke und das tue ich schon mal, macht mein Gehirn das auch mit mir. Die schönen Seiten sind wunderbar im Gedächtnis eingeprägt und werden vom Gehirn hochgeschaukelt. Aber ich bin auch in der Lage was dagegen zu halten, das kommt nicht automatisch, aber ich kann es tun und das tue ich in diesen Momenten und holte mir die ganze miese Palette ins Gehirn. Damit denke ich, kann man einen ganz guten Ausgleich schaffen.

    Ich möchte dir auch ganz nah ans Herz legen zusätzlich zum Forum noch in eine reale SHG zu gehen.

    Ich bin auch so eine Bangebüchs. Als ich mich entschlossen habe, zum erstenmal dahin zu gehen - ich war noch zur Entgiftung im Kh und dort fand auch die Gruppe statt, war mir sowas von Übel und an Abendessen war überhaupt nicht zu denken. Ich habe mich dahingeschlichen und mich an die äußerste Ecke gesetzt und hatte so meine Befürchtung, ob ich das überlebe. Das ist jetzt einige Jahre her.

    Ich weiß nicht, ob ich trocken geblieben wäre ohne SHG. Ich weiß auch nicht, welche Wirkung das Forum darauf hat, denn hier ist es leichter hinzugehen, aber auch leichter wegzubleiben.

    Die erste Zeit in meiner SHG war auch noch sehr stressig für mich. Ich hatte, wenn ich mich zu Wort meldete, immer heftig Herzklopfen, aber das hat sich mit der Zeit verloren. Auch die Gruppe stärkt das Selbstwertgefühl und hier habe ich auch ein Stück gelernt.

    Heute, wenn neue, frische kommen, die sitzen dann auch stumm da und jeder von uns kennt die Anfangsängste, die sie durchmachen und hat verständnis dafür. Du brauchst dort nicht sofort loszulegen und zu reden. Lass es erstmal auf dich zukommen und mache die mit den Leuten vertraut.

    Setze dich nicht unter Druck und sei du selbst mit deinen Ängsten und akzeptiere es, dass es nunmal so ist.

    Ich kenne das auch mit dem Saufdruck. In der Anfangszeit kam er öfter und ich habe mich da richtig durchgekämpft und wollte ganz fest innerlich dem nicht nachgeben. Aber das ist ja nicht das Problem für dich. Die Anfangszeit hast du ja schon lange hinter dir.

    Auch nach ein oder zwei Jahren trat ab und zu nochmal Saudruck auf. Ich habe dann genau hingesehen, welche Gefühle liegen da vor. Wie geht es mir. Witzigerweise hatte ich kaum Gefühle. ich konnte nicht sagen, es geht mir gut oder schlecht. Ich habe so im nachhinein festgestellt, dass ich tatsächlich meine Gefühle (miese) verdrängt hatte und es ist wohl nur ein schwammiges Unwohlsein über geblieben. Da habe ich dann den Saufdruck bekommen.

    Seitdem ich mehr meine Gefühle zulasse und es sind ganz schlimme, harte Sachen, an denen ich da so rumknabbere, ist der Saufdruck weg.

    Scheinbar ist es so, wenn man sich mehr wahr nimmt und stimmiger wird, dass man (ich) keinen Saufdruck bekommt, da können noch die Gefühle so häßlich sein, wie man sie nicht gerne hätte.

    Gehören nicht Prüfungen zu unserem Leben. Für mich ist es das Schmiergelpapier was meinen Diamanten blank und glitzernd schleift. Wäre das nicht, so bleiben wir stumpf bis zum Lebensende. Das ist zumindest nicht mein Lebenssinn.

    Doch ich gebe zu, so ein Ponyhof mit Wunschkonzert fände ich auch manchmal ganz nett.

    Leider kann ich als nasser Alkoholiker auch nicht daran rumschleifen. Ich lege nur eine dicke Decke über den stumpfen Diamant und mit der Zeit sammelt sich immer mehr Mist an.

    Ich denke, so als trockener hat man eine Menge Mist wegzuschaufeln, aber schließlich sind wir ja verantwortlich für den Misthaufen und letztendlich soll er wieder weg.

    Ich höre immer wieder in meiner realen SHG von den Langzeittrockenen, dass das Leben immer besser wird und das sich eine gewisse Zufriedenheit in den Leuten ausbreitet. Ich nehme war, dass sie sich von Problemen nicht mehr unterkriegen lassen. Sie spucken in die Hände, holen die Schaufel und beseitigen den Mist.

    Lass dich von dieser netten Damen nicht beirren. Wahrscheinlich ist sie nur neidisch und das meine ich nicht böse, weil sie sich selber so rumquält und irgendwie den Dreh nicht kriegt.

    Geh du weiter deinen Weg und der liest sich stimmig und ist gut für dich.

    Außerdem was meint sie, darf es jetzt den Trockenen nur schlecht gehen, damit sie keinen Rückfall bauen. Kokelores. Es gibt die unterschiedlichsten Gründe für Rückfälle.

    Freu dich weiter deines Lebens und genieße es. Das ist auch ganz wichtig.

    Lass dir die Schokolade schmecken. Ich kenne keinen Trockenen, der Anfangs nicht einen Japper darauf hatte, einschließlich ich. Also genieße es.

    Und wenn du jetzt noch nicht so aktiv bist, wie du es gerne möchtest, ist es doch auch o.k. Alles kommt mit der Zeit und braucht Zeit.

    Anfangs hat man noch sehr viele Gedanken an Alkohol im Kopf. Ist doch so wie bei einer Beziehung. Wenn Schluss ist, ist es in den Gedanken noch lange nicht Schluss. Auch das legt sich mit der Zeit.

    Die Gedanken werden an Alkohol immer blasser und er drängt sich nicht mehr so penetrant in den Vordergrund. Alkohol wird einfach gleichgültiger und es wird mit der Zeit immer leichter damit umzugehen. Leider auch hier wieder der mahnende Zeigefinger, aufpassen muss man immer.

    Es ist doch klar, dass du dir anfangs noch viele Gedanken machst, wie gehe ich an Feiertagen damit um oder in der und der Situation, wo genau der Alkohol dazu gehörte. Da kann man nur sich selber immer wieder ans Schlawittchen fassen und in den Hintern treten, dass man da durch will. Auch das verblasst mit der Zeit und auch diese Probleme verschwinden.

    Mein Eindruck beim Lesen war schon, dass du einen guten Weg gehst und ich hatte dabei das Gefühl, der Junge kann es schaffen. Wünsche ich dir auf jeden Fall. Geh weiter deinen Weg, er ist richtig.

    Komisch, dass manchmal das eigene Wohlgefühl von anderen abhängig ist. Irgendwie braucht man wohl doch immer die Gemeinsamkeit. Natürlich ist es schön, wenn man mit jemanden was durchzieht, was nicht so einfach ist.

    Aber lass ihn doch rauchen. Mache davon nicht deine Gefühle abhängig. Du tust es für dich und nur du, weil es wichtig für dich ist. Was ändert sich für dich ob er raucht oder nicht.

    Hast du einen schönen Geburtstag gehabt?
    Noch nachträglich meinen Glückwunsch.