Ist das wirklich möglich???

  • Hallo,
    bin anna und eigentlich schreibe ich bei den Kindern.
    Habe nur eine dringende Frage an die trockenen Alkoholiker. Hoffe dass ich hier richtig bin und nicht "störe"!?
    Mein Vater trinkt seit geraumer Zeit, ausschließlich Schnaps, und das zu spitzen Zeiten ca. 1Fl./ Tag. Mal mehr, mal weniger...
    Im Frühjahr hat er sich in eine stationäre Therapie(8 Wochen)begeben, ist jetzt seit ca. August aber rückfällig.
    Entgegen aller Erwartungen weigert er sich vehement nochmals Hilfe von außen anzunehmen. Er ist der festen Überzeugung dass er es allein schafft. Klappt auch mal ein paar Tage oder ´ne Woche oder so, aber nicht wirklich dauerhaft. (Die Gefahr eines kalten Entzugs ist mir bekannt, ihm denke ich auch, aber in der Hinsicht kann ich ja auch nix machen.)
    Ist es realistisch dass er es schafft? Muß dazu sagen er hat nen unglaublichen Willen, aber ich persönlich denke ein Alkoholiker wird nicht wirklich trocken, nur weil er die Flasche stehenläßt... Er müßte doch eigentlich an sich, seinen Problemen und z.B. seiner nassen Denkweise was ändern bzw. arbeiten, oder???
    Meine Sorge, Gedankengang, ist (leider) mal rein egoistischer Natur: Kann man dass schaffen? Könnte mir vorstellen dass er dann sagt:
    " So, seht ihr, und ich habs doch geschafft! Ihr habt mich mal wieder unterschätzt, mir wie immer nichts zugetraut und mich zudem auch noch im Stich gelassen!"
    Das möchte ich mir aber nicht vorwerfen lassen! Ich würd ihm ja gern helfen, aber er läßt es ja nicht zu, und solange er das nicht will, weiß ich, kann ich nichts machen. Bin halt momentan dabei mich von ihm räumlich wie auch emotional zu trennen, weil ich das ganze nicht mehr aushalte. Laufe ich Gefahr mir irgendwann, bald, so was vorwerfen lassen zu müssen, oder ist meine Sorge eher überflüssig da es sehr unwahrscheinlich ist, dass er es dauerhaft allein schafft???
    Würde mich so sehr über Anworten freuen!
    Anna

  • Hallo Anna,

    Zitat

    Laufe ich Gefahr mir irgendwann, bald, so was vorwerfen lassen zu müssen, oder ist meine Sorge eher überflüssig da es sehr unwahrscheinlich ist, dass er es dauerhaft allein schafft???

    Nachdem,waß Du hier so von deinem Vater berichtest,ist deine Sorge wohl völlig überflüssig!

    Ich kenne niemanden,der es ohne Fremdhilfe dauerhaft geschafft hat,trocken zu bleiben!

    Diese hohe Selbstüberschätzung,die dein Vater in sich trägt,habe auch ich 25 Jahre getragen,und es wurden immer und immer wieder nur Trinkpausen daraus,die eine mal länger,die eine mal kürzer!

    Auch ich habe immer gedacht,siehste geht doch,aber ich habe mich nie wirklich loslösen können,waß ja auch ein langer Prozess ist!

    Wichtig ist,daß Du dein Leben lebst,und dich loslöst!
    Ihm kannst Du nicht helfen,aber das weisst Du ja!

    Du solltest dich wirklich auf dein Leben konzentrieren,auch wenn es in manchen Momenten schwer ist,loszulassen!

    Ich habe jede Hilfe in Anspruch genommen,die mir geboten wurde,und nur so habe ich es geschafft,mich auch auf den Weg,der geistigen Loslösung zu begeben!

    Lebe dein Leben Anna,Du hast nur dieses eine!

    Lieben Gruß an dich,Andi

  • Lieber Andi,
    vielen, vielen Dank für deine ehrliche Anwort.
    Mein Mann hat gerade mitgelesen und sein Kommentar:
    " Klarer kann man`s nicht ausdrücken"!
    Bin so froh, dass ich ihn an meiner Seite habe.

    " Lebe dein Leben, du hast nur dieses Eine"
    Du hast so Recht, dass es schon fast wehtut. Ich werde es versuchen, hoffe das ich die Kraft habe es durchzustehen.
    Danke dir,
    Anna

  • Hallo Anna,

    Zitat

    Er müßte doch eigentlich an sich, seinen Problemen und z.B. seiner nassen Denkweise was ändern bzw. arbeiten, oder???

    Genau das muß ER tun, aber ER will ja wohl nicht.
    DU kannst da gar NICHTS tun. Lebe DEIN Leben.

    LG kommal

    unterwegs...

  • ...hm, noch ´ne Frage...
    Kommal sagt auch "lebe dein leben"; meint ihr das eigentlich ohne Einschränkung, ohne Rücksicht auf Verluste???
    Habe momentan große Schwierigkeiten mit meinem Vater umzugehen, er zieht aber auch so ziemlich alle Register, setzt MICH unter Druck, beschuldigt MICH, ist scheinbar desinteressiert, macht einen auf Selbstmitleid, er mache ja eh`immer alles falsch, alle seien gegen ihn, seine Vergangenheit... Seid mir nicht böse, aber ich glaube ihr kennt diese Litanei, deswegen möchte und kann ich einfach nicht alles aufführen.
    Das alles im an-/ betrunkenen Zustand- nüchtern ist ist er nach wie vor der Beste Papa der Welt!
    Wie soll/ muß ich mich ihm gegenüber verhalten, ihn meiden, mich distanzieren wenn er getrunken hat; auf ihn zugehen wenn er nüchtern ist, ihm signalisieren "... so wie du jetzt bist brauche ich dich..."???
    Es ist alles so schwierig und ich kann seine Gedankengänge zum verrecken nicht nachvollziehen und stoße so immer wieder an meine Grenzen, da er es natürlich auch drauf hat einen immer wieder zu überraschen...
    Dazu kommt dass mir meine Mutter unheimlich wichtig ist und ich nicht einsehe warum sie darunter mitleiden soll, wenn ich mich von ihm distanziere. Wir wohnen halt alle (noch) im gleichen Haus und es fällt mir schwer die Balance zu finden...
    Tipps...???

    Danke, eure Anna

    @alle Kinder
    Liebe anderen Kinder die ihr das lest, manchmal hilft es mir unheimlich die "profis" um Rat zu fragen. Es ist nicht so dass mir das Kinderforum nicht hilft, ganz im Gegenteil! Aber manchmal ist eine Sichtweise aus einer anderen Perspektive sehr hilfreich um voran zu kommen! Sorry!

    Eure Anna

  • Servus anna08,

    momentan wird Dein Leben und das Leben Deiner Familie durch den saufenden Vater negativ beeinträchtigt.

    Nimmt er dabei Rücksicht auf irgendwelche Verluste? Nein. Nur Du entschuldigst diese Verluste und suchst die "Schuld" bei Dir...leicht pervers, wie ich finde...aber so ist leider die Familienkrankheit Alkoholismus: die nicht-trinkenden halten sich verantwortlich für das Saufen des Trinkers.

    Anna, wenn Du kannst: suche Dir und Deiner Familie den notwendigen Freiraum (auch die Distanz), um genesen zu können. Du bist doch gedanklich mehr bei ihm als bei dir...

    Von daher: ja, kompromisslos ja zum Thema "lebe Dein Leben"...

    LG
    Spedi

  • hi anna,

    na was verlierst du denn schlussendlich? jemanden der es wieder und wieder schafft dir ein schlechtes gewissen zu machen, dich zu beschuldigen, zu belügen usw...
    ist das ein verlust?

    ein vernünftiger kontakt wird, wenn überhaupt, erst wieder funktionieren wenn dein paps trocken ist.

    meiner meinung nach ist abstand, anfangs zu 100%, unbedingt notwendig um ein lebenswertes leben als kind eines alkoholikers leben zu können.


    gruß
    carnel
    alkoholiker und kind eines mittlerweile verstobenen
    papas der auch gesoffen hat

    7. Juni 2005

  • Oje............ Danke für eure, mal wieder, sehr ehrlichen Antworten. Es tut weh, aber ich weiß halt auch dass ihr Recht habt. Bin eben auch nicht der Typ, der sich lieber alles schön redet statt zu handeln. Augen zu und durch ist da eher meine Devise. Braucht nur manchmal etwas Zeit! Aber ich werde dran bleiben, weiter an mir arbeiten, damit es MIR wenigestens bald wieder gut geht! Erscheint doch am Naheliegensten.
    Mein Leben hat gerade erst begonnen, sozusagen ;-),- was er aus seinem Verbleibenden macht liegt nicht in meiner Hand!
    Danke noch mal an alle
    Eure Anna
    P.S. Hoffe ich darf euch weiter um Rat fragen, wenn ich unsicher bin, bzw. zu kippen drohe...?!

  • @ spedi

    Zitat

    Nur Du entschuldigst diese Verluste und suchst die "Schuld" bei Dir...leicht pervers, wie ich finde...aber so ist leider die Familienkrankheit Alkoholismus


    darüber hab ich lange nachgegrübelt und versucht erstmal selbst ne antwort zu finden...

    du schreibst, du findest das leicht pervers.

    ich selber definiere pervers mit etwas, was ich für mich net nachvollziehn is.
    vielleicht ham wir ja unterschiedliche auffassungen von dem wort oder kannst du wirklich net verstehn, warum wir kinder uns oft die schuld an der sucht der eltern geben? ich selber kann das nämlich scho nachvollziehn, auch wenn ich wie du weiß, dass es quatsch is.

    damit möchte ich etz keinen streit oder diskussion anfangen, ich bin einfach nur neugierig :wink:

    liebe grüße

  • Hallo Ihr Lieben,
    bin mal wieder da... Weniger weil ich konkrete Fragen habe, eher fühle ich mich momentan... ja wie fühle ich mich eigentlich?- merkwürdig, unsicher, traurig

    Es war nicht ganz einfach mein Leben zu leben, aber ich hab es versucht- und es ging irgendwie. Mal mehr, mal weniger gut- wie das halt so ist bis sich alles gefestigt hat.
    Wir waren auf Wohnungssuche, haben aber bisher noch nichts für uns passendes gefunden- suchen halt was annähernd perfektes für den Krümel der Ende Januar geboren wird. Na gut, ist in Ordnung, wollten ja auch nicht flüchten, wenn ihr wißt wie ich das meine, und mittlerweile geht es erst mal nicht mehr- möchte nicht dass mein Mann alles allein machen muß. Also hatten wir unsere Auszugspläne verschoben aber nicht aufgehoben. Das ging auch, da ich es irgendwie geschafft habe mich von meinem Vater zu distanzieren, mir eine "mach was du willst" oder "scheißegal stimmung" zu zulegen. Kann ihm ja eh nicht helfen.

    Jetzt ist es leider so, dass ich unser Auto zu Schrott gefahren habe, Totalschaden :( !
    Und unser Geld erst mal für ein neues herhalten muß,- also ade Auszugspläne! Zumindest für längere Zeit.
    Ich weiß nicht wie ich das alles finden soll, einerseits fühle ich mich hier überwiegend wohl, und sicher ist es auch nicht verkehrt anfangs Hilfe mit dem Krümel zu haben durch meine Mutter, wir sparen ordentlich Geld durch Miete die wir nicht zahlen müssen und müssen auch unsere so schön gewordene Wohnung nicht schon wieder verlassen, zudem muß ich nicht auf meine Mutter verzichten. Müßte ich ja auch dann nicht, aber so ist es schon was anderes.
    Mein Problem besteht darin, dass ich das Gefühl habe dass mein Vater mal wieder "gewonnen" hat. Sich vielleicht in Sicherheit wiegt. Die Drohung auszuziehen wenn er nichts ändert, bzw. sich keine Hilfe sucht ist leider durch die momentanen Umstände zu einer leeren Drohung geworden. Und ich hatte mir so fest vorgenommen das mir das niemals passiert.
    Es tut mir nach wie vor sehr weh meinen Vater in trunkenem Zustand aus dem Weg zu gehen, zu mißachten, mich zu distanzieren- aber wie schon gesagt es geht irgendwie. Verstehe nur immer noch nicht warum es ihm scheinbar so schwer ist, seine Krankheit als Krankheit anzuerkennen und nicht als Charakterschwäche und sich Hilfe zu holen. Das will mir einfach nicht in den Kopf!!!!
    Müssen wir uns jetzt in die "Schuldenfalle" stürzen, ausziehen, nur damit meine Drohung keine leere Drohung wird?
    Muß/ Soll ich meinen Vater "informieren" warum wir nun erst mal doch nicht ausziehen obwohl sich nichts geändert hat?
    ( Mal so nebenbei: er entwickelt sich scheinbar zu nem "Phasentrinker". Mal trinkt er, mal länger nicht. Nur merke ich es ihm kaum noch an, bzw. bin mir total unsicher, ob er was intus hat oder nicht, da er sich nicht volllaufen läßt und bisher noch nicht wieder abgestürzt ist. Wahrscheinlich hält er seinen Spiegel, nur sehr gering..!?
    Das verkompliziert mein Nähe/ Distanz Verhalten etwas, da ich es eben nie sicher weiß. Vorsichtshalber bleibe ich dann doch auf Distanz.

    Jetzt habe ich so vielgeschrieben...
    Aber es tat ganz gut ;)
    Hoffe wieder auf hilfreiche Antworten, Ratschläge von euch länger Trockenen!
    Ganz liebe Grüße Anna

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