Doppeltes Krankheitsbild ?

  • hallo!

    ich kaue nun schon einige zeit an dem thema rum. vieleicht weiß jemand von den alten hasen was dazu.

    wie dicht liegt sucht und co-abhängigkeit zusammen?

    ist es euch schon passiert,das ihr als trockene alkoholiker auf einen nassen freund, kollegen etc " hereingefallen" seid.?
    ich meine das ihr trotz eures wissens und auch das durchschauen des krankheitsbildes ihr alles mögliche versucht habt ,den süchtigen dabei zu helfen trocken zu werden und ihr dabei auf den bauch gefallen seid?

    hört sich vieleicht ein bischen komisch an.
    ist das denn nun auch co- abhängiges verhalten?
    viele verhaltensmuster sind ja bei süchtigen und co-süchtigen auch vor ausbruch der krankheit gleich. ist es dann nur ein "zufall" wie die sucht ausbricht also alk,med,drogen oder co?
    ich weiß nicht ob ihr versteht was ich fragen will?

    liebe grüße frau
    ______________

    Nicht weil es schwer ist, tun wir es nicht
    sondern es ist schwer, weil wir es nicht tun

  • Servus Frau,

    ich habe schon oft bei "frisch" trockenen Alkoholikern ein übertriebenes "Sendungsbewusstsein" erlebt. Ich behaupte mal, dass dies "normal" ist und der ersten Euphorie geschuldet wird.

    Bei länger trockenen (+1 Jahr) stellt sich mir dann immer die Frage: ist es ehrliche Hilfsbereitschaft oder will der/die Helfende von eigenen Defiziten in der Trockenheitsarbeit ablenken (durchaus auch unbewusst)?

    Den Rest Deiner Frage (ob dann nur die stoffliche Schiene quasi als logische Folge später dazu käme) sehe ich als sehr theoretisch an - selbst wenn es darauf eine Antwort gibt/gäbe, was würde sich an der Situation für den Betroffenen ändern? Eine Art "Rechtfertigung" für die Sucht?? Das wäre mir persönlich zu nah am nassen Denken gebaut...

    Warum bewegt Dich dieses Thema? Hast Du im Rahmen von Hilfeleistung einen Rückfall "gebaut"? Ich hoffe nicht! Erzähl doch mal...

    LG
    Spedi

  • hey spedi!

    die geschichte ist etwas kompliziert. ich weiß nicht ob ich sie stark gerafft aufschreiben kann. ich versuche es mal.

    mein mann ( meiner meinung nach ziemlich stabiler trockener alkoholiker) arbeitete seit sept. in einen 2 mann betrieb berufsfremd. sein chef trockener alki, wußten wir vorher. erster? ( ha,ha,ha,) rückfall vom c.
    2 wochen nachdem mein m. angefangen hatte zu arbeiten.

    muß eben unterbrechen

    liebe grüße frau
    ______________

    Nicht weil es schwer ist, tun wir es nicht
    sondern es ist schwer, weil wir es nicht tun

  • Hallo Frau,

    ich habe vor kurzem einen Mitpatienten aus der LZT- Klinik getroffen. Der sagte mir, er trinke nichts, außer hin und wieder ein alkfreies Bier. Meinen Einwand, das gebe es nicht, tat er ab mit der Bemerkung, es stünde auf der Flasche.
    Ich habe mich freundlich und schnell verabschiedet.
    Keine Einsicht, keine Gesprächsbasis.

    LG kommal

    unterwegs...

  • also weiter.

    danach ellenlanges palaver zwischen c. und m.m. seiner frau und mich ( ich ab und zu nur telefonisch wegen entfernung), wobei meine vorschläge von m.m. auch bewundernd mit bohh bist du aber hart kommentiert wurden

    frau von c. obercoabhängig. nach einer woche saufen ging c. zur entgiftung. nach drei tagen wieder nach hause und nach zwei wochen wieder rückfall, palaver, palaver, entgiftung. da hat mein mann die schlüssel abgegeben und nun ist er wieder arbeitslos.
    die ersten sechs wochen arbeit wurden vom aa finanziert.einen vertrag hat er nicht bekommen, wurde immer vertröstet, laut frau von c. ist mein mann nun schuld das c. getrunken hat :shock:und ich bin ein zänkisches weib.
    alles klar soweit. passiert sowas auch "normalen " leuten?
    es ist ja nicht so, das wir diese geschichten nicht kennen und es eigentlich hätten besser wissen müssen.
    die geschichte zog auch kreise in unserer jeweiligen shg. mit zwei völlig verschiedenen sichtweisen und das ist das was mich auch verunsichert.
    da kommen mir viele fragen z.b.
    schützen trockene alkoholiker immer noch die nassen (oder die sucht allgemein)? haben sie ein wohlwollendes suchtverständniss?
    sind viele trockene alkoholiker auch co-abhängig. wie kommt es das aus zwei gruppen die eigentlich das gleiche wollen,so kontroverse sichtweisen kommen und wie kommt es das angehörigengruppen als zu hart und zu krass gesehen werden wo doch jeder trockene alkoholiker eigentlich weiß, das es nur so geht?
    war das verhalten von m.m. nun co-abhängig oder normal für einen trocken alkoholiker?

    liebe grüße frau
    ______________

    Nicht weil es schwer ist, tun wir es nicht
    sondern es ist schwer, weil wir es nicht tun

  • Servus Frau,

    mal eine bescheidene Frage zu dieser Angelegenheit: was geht Dich die Sauferei von C an? Lebst Du mit C in häuslicher Gemeinschaft? Ist C ein naher Verwandter von Dir? Alle drei Fragen mit "nein" beantwortet?

    Ähm, und die Frau von C ist Coabhängig, ja?

    Sag mal, kann es unter Umständen möglich sein, dass Du ein klitzekleines Helfersyndrom hast? Nur so ganz klein, weil Dein Tun ja durch den (drohenden) Arbeitsplatz(-verlust) Deines Mannes ja gedeckt ist, gell? :wink:

    Ob nun "der Alkoholiker" per se dem noch trinkenden oder rückfälligen Alkoholiker wohlwollend gegenüberstehen wird sich wohl im Einzelfall zeigen. Ich persönlich sehe es so, dass jemand der aktuell trinkt einfach krank ist und ich seine Reaktionen/sein Verhalten nicht mit normalen Massstäben messen kann. Mit Wohlwollen hat das wenig zu tun, es ist einfach so.
    Frag "m.m" doch mal, wie er das im geschilderten Fall selber sieht.

    Und ob Angehörigengruppen als zu hart und zu krass gesehen werden, kann ich Dir auch nicht beantworten. Ich kenne nur zwei, und die sind mir persönlich weder zu hart noch zu krass. Sie sind nur beide recht realitätsnah und ehrlich, das mag halt auch nicht jede(r). 8)

    Hilft Dir das weiter?

    LG
    Spedi

  • hey spedi!

    ich muß dir mal energisch wiedersprechen.
    ich habe kein klitzekleines helfersyndrom sondern ein riesengroßes wuschiges rosarotes helfersyndrom.
    wohl auch immer schon gehabt. nicht umsonst gehe ich in eine angehörigen gruppe.
    kann ich auch prima in meinem beruf ( sozialer bereich) ausleben. :wink:
    es gibt also überhaupt keinen grund dieses rosa ding mit nach hause zu schleppen. hab ich aber getan.
    klar haben wir viel hoffnung in diesen job gehabt. geregelte arbeitszeiten,
    geregelten tagesablauf, keinen schicht und wochenddienst und geregeltes gehalt.
    jedoch,schon beim ersten rückfall hätten wir die geschichte in die tonne drücken müssen, weil wir es ja eigentlich wußten.

    liebe grüße frau
    ______________

    Nicht weil es schwer ist, tun wir es nicht
    sondern es ist schwer, weil wir es nicht tun

  • Hallo frau,

    ich bin stabil-trockenwerdender Alkoholiker (1,5 Jahre).

    Zitat

    schützen trockene alkoholiker immer noch die nassen (oder die sucht allgemein)? haben sie ein wohlwollendes suchtverständniss?


    Ich habe eher den gegenteiligen Eindruck.
    Ich selbst jedenfalls bin ein ganz lausiger Co. Ich meine damit: ich bin gar keiner. Gerade weil ich weiß, dass es keinen äußeren Grund gibt zu trinken und weil ich weiß, dass mitleidmotiviertes Handeln oft nur gutgemeint, aber nicht zielführend gutgemacht ist.

    Das von Spedi angesprochene verstärkte Sendungsbewusstsein hatte ich hauptsächlich bei meinen früheren Trinkpausen. Ich glaube, dass das auch immer mit ein Grund war, warum ich nicht wirklich trocken wurde. Ich kümmerte mich zuviel um andere, doktorte lieber auf Fremdbaustellen.

    Heute bleibe ich im Kern lieber bei mir und meiner Krankheit und fahre sehr gut damit.


    Gruß .Micha

    Das Schönste kommt noch

  • hallo micha!

    das mit dem sendungsbewusstsein hatte mein mann zwischen entgiftung und l.z.t. nach der langzeit war es eigentlich weg. es ist aber schon so, das wir beide auf einer fremden baustelle unterwegs waren.

    hallo spedi nochmal!
    das mit den gruppen ist vieleicht etwas wirr rübergekommen.
    es war so, das ich von m.m. einige male angerufen wurde mit rumreichen des höres zur frau von c. wie sie sich nun verhalten sollen.
    ich habe natürlich der situation entsprechend geantwortet z.b. c. will unbedingt mit dem auto fahren. meine antwort: er darf mit alkohol nicht fahren also ruft ihr sofort die polizei an. klare sache
    es gab einige solcher beispiele wo sie sich so verhalten haben wie es mir in der angehörigen gruppe auch vermittelt wurde.

    m.m. sprach die situation auch in seiner shg an und es kamen äußerungen
    wie z.b. das wäre viel zu hart, er müsse c. doch eine chance geben und er solle doch c. nicht im stich lassen.
    diese aussagen sind dem der angehörigengruppe völlig wiedersprüchlich und haben m.m. total verunsichert. er hatte das gefühl sie würden c. in schutz nehmen. ob das vieleicht normal wäre das alkoholiker sich gegenseitig in der sucht schützen?
    er war den äußerungen der angehörigen gruppe gefühlsmäßig viel näher.

    manchmal grübelt mein hirnkasten einfach viel rum und dann kaue ich an solchen fragen, wie oben beschrieben, herum.
    vieleicht habt ihr recht und ich sollte mich noch besser mit meinem riesengroßen wuschigen ding beschäftigen.

    liebe grüße frau
    ______________

    Nicht weil es schwer ist, tun wir es nicht
    sondern es ist schwer, weil wir es nicht tun

  • Servus frau,

    ich will und kann ja auch nicht ausschließen, dass in der DHG Deines Mannes eventuell eine komplett andere Haltung herrscht, als ich sie vertrete?

    Ich bin (nicht nur hier im Board) als ziemlich kompromisslos bekannt, wenn es um's Thema Saufen geht.

    Eventuell ist Dein Mann ja auch an eine weichgespülte Gruppe geraten?

    Egal, was hilft's bei Deiner Loslösung von der Co-Abhängigkeit bzw bei der Trockenheitsarbeit Deines Mannes? Richtig, nix. Also: Schwamm darüber und gut ist's...

    Oder anders gesagt: ...und gib mir die Weisheit, das Eine vom Anderen zu unterscheiden...

    LG
    Spedi

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