Distanzieren vom Partner nach der Trennung trotz Kinder

  • Wie könnt ihr euch trotz Kinder nach eurer Trennung vom Ex-Partner distanzieren, obwohl immer wieder Dinge, die die Kinder betreffen, besprochen werden müssen. Oder Unklarheiten auftauchen oder sonst was passiert... Wenn er zwischendurch immer wieder den Kontakt sucht, ihr aber um einen guten Umgang bemüht seid?

    Wie blockt ihr den Kontakt zu eurem Ex-Partner ab, und lasst ihn nicht mehr zu nah an euch ran (emotional - nicht auf die Liebe bezogen, sondern eher auf die Wut etc.), ohne dass dabei das "gute Verhältnis" zerstört wird, sodass man hinterher überhaupt nicht mehr miteinander reden kann.

    Mich würde interessieren, wie ihr damit umgeht. Und wie ihr es schafft, trotz allem nicht wieder zu tief in die Co-Abhängigkeitsgeschichte oder die Wut-Falle reinzurutschen!

  • Oh Mann, Ayki, da hast Du jetzt ein Thema eröffnet was mich auch gerade schwer beschäftigt. Ich bin da genauso gespannt auf Reaktionen wie Du.
    Liebe Grüße und einen schöne 4. Advent,
    Kim

  • Ja, ich finde das wirklich nicht einfach. Denn es gibt immer wieder Situationen, in denen ich meinem einfach nur noch an die Gurgel gehen könnte. Wie z. B. Kinder-Klamotten sind nicht alle beisammen oder kaputt, er erzählt den Kindern Sachen, die nicht stimmen, weil er selbst mit der Situation nicht zuecht kommt (benutzt sie sozusagen als Ersatz-Partner oder als Therapeut) oder er lässt gar nichts von sich hören, wenn wichtige Dinge geklärt werden müssen. Das sind wirklich wenige von den Sachen, die mich echt nerven. Und ich frage mich einfach, ob ich niemals richtig Ruhe vor ihm und seiner Art haben werde. Das Schlimme ist ja auch diese Alkoholgeschichte, wegen der man immer mal gut und mal schlecht mit ihnen reden kann...

    Trotz allem lieben meine Kinder ihren Vater sehr, und ich möchte das Verhältnis auch unterstützen und ihnen die Möglichkeit geben, ihn zu sehen. Unterbinden käme bei mir nur dann in Frage, wenn ich wüßte, dass er nicht ordentlich mit den Kindern umgeht, aber das ist nicht der Fall.

  • Hallo,

    ich denke das ist etwas schwierig.

    Meiner hat ja nur Telefonkontakt aber auch da läßt er blöde Sprüche an die Kinder heran.

    Ich bin auch an einen guten Kontakt bemüht aber oft Zweifel ich daran ob wir das hinbekommen.

    Ich habe jetzt feste Regeln gesetzt wann er anrufen darf und ich werde auch den Lautsprecher anstellen. Kommen da wieder Sprüche die nicht für die Kinder sind. Wie z.B. ob ich einen Freund habe oder er unbedingt möchte das die Kinder wieder kommen, es ihm sooo schlecht geht oder er gar wieder von Selbstmord redet. Mach ich das Telefon aus.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Liebe Ayki,

    ich kann es dir anhand der Trennung vom Vater meiner Tochter schildern. Sie war zu dem Zeitpunkt 3 Jahre alt. Nach meinem Auszug, der in einer Nacht und Nebel Aktion stattfand, habe ich folgendes getan:

    - Ich habe ihn nur noch als den Vater meiner Tochter oder mit dem Vornamen bezeichnet, nie mehr als meinen Mann oder ex-Mann, auch habe ich mich nie mehr mit seinem Namen gemeldet z.b. am Telefon.

    - Bin sofort beim Jugendamt vorstellig geworden und habe die Sachbearbeiterin bis zur Scheidung an allem was mich bedrückte teilhaben lassen ( das war klasse, beim erstenmal hat sie mich reden lassen und nach einiger Zeit mit der Faust auf den Tisch gehauen und gebrüllt:'Jetzt reichts mir aber, sie sitzen hier die ganze Zeit und reden nur über ihren Mann, jetzt reden sie mal über sich'.), na ja, dann habe ich das alleinige Sorgerecht beantragt und auch erhalten. Auf diese Weise gab es auch nicht mehr viel gemeinsam zu regeln. Ausserdem habe ich schnellstmöglich meinen Geburtsnamen wieder angenommen, das war für meine Tochter und für andere nie ein Problem.

    - Ich habe keine feste Besuchszeiten gewollt, er konnte nach Absprache sein Kind sehen und umgekehrt wann immer sie wollten. Ab dem 10. Lebensjahr etwa konnten sie sich alleine verabreden. Einschulung konnte er nicht, zur Kommunion habe ich ihn und seine Eltern eingeladen.

    - Gemeinsame Aktivitäten hat es ansonsten keine einzige mehr gegeben, nicht einmal auf einen Spaziergang hätte ich mich eingelassen. An privatem Kontakt hatte ich keinerlei Interesse mehr, das war wohl spürbar. Einen Konflikt gab es noch, als er unter Medikamenteneinfluss mit dem Kind Auto gefahren ist, gab es Besuchsrecht erst wieder nach einem gemeinsamen Besuch bei der Erziehungsberatungsstelle, bei dem ich trotz aller geballten Wut, sein und mein Interesse am Wohlergehen unserer Tochter hervorhob und dass es meine Überzeugung sei, dass er niemals wollen würde dass ihr etwas passiere.
    Das war eine spontane göttliche Eingebung, dass ich erst mal alles aufgezählt habe was er richtig macht. Danach hatten wir einen entspannteren Umgang und so ein moderiertes Gespräch bei Problemen wirkt manchmal Wunder (besonders wenn der andere merkt man will ihn nicht runterputzen).
    Bei Aussagen von Vater zu Kind, die dem Kind eindeutig emotional geschadet hätten, hätte ich den Kontakt allerdings rigoros unterbunden.


    - Bis ich keine negativen Gefühle mehr gegen ihn hatte, dauerte ungefähr so viele Jahre wie der schlechte Teil unserer Beziehung gedauert hatte, also ca. 5 Jahre. Ich bemühte mich ihm innerlich alles Gute für sein Leben zu wünschen; ein gutes Mittel um von rational nicht begründbaren Restschuldgefühlen und Wut wegzukommen.

    - Ein neuer Lebenspartner kann dabei sehr hilfreich sein, wenn es auch nicht nachahmenswert ist, sich wie in meinem Falle, wieder einen Partner mit dem gleichen Problem zu wählen, wenn auch diesmal einen lieben, gut erzogenen und auch wenn diese Partnerschaft eine (jetzt hoffentlich dauerhafte) gute Wendung genommen hat.


    Liebe Ayki, Kontakt wegen der Kinder ja, wegen dir nein. Das kann man ganz gut trennen (üben). Keine Gespräche über privates, sich für nichts interessieren was über das Wohlergehen der Kinder hinausgeht. Fehler können passieren, sind mir am ehesten dann passiert wenn das Kind gehört oder gespürt hat das ich negativ dem Vater gegenüber eingestellt war. Da haben sie ganz feine Antennen und sie lieben ja beide gleich und hören lange nicht auf sich zu wünschen die Eltern kämen wieder zusammen.

    Als du schriebst, das du zusammen spazierengehen willst mit Hund und dann noch Weihnachten zusammen............., da sträubten sich mir schon die Nackenhaare. Natürlich bist du begeistert von dem Hund, du wirst ihn bestimmt mal an der Haustür sehen und mit ihm spielen und schmusen.

    Das du in diese Hundefalle getappt bist ist nur zu verständlich. Ob sie für dich aufgestellt wurde oder warum der Hund sonst angeschafft wird, ist doch völlig unerheblich dabei. Es ist SEIN Hund und SEIN Problem. Auch dafür würde ich ihm alles Gute wünschen. Sollte mal offensichtlich werden das er ihn nicht behalten kann oder für ein paar Wochen eine Pflegestelle braucht, kannst du ja einspringen wenn DU es möchtest, ansonsten würde ich klarmachen, dass der Hund keinerlei Kommunikationsplattform für euch ist.

    Ayki, ich les dich schon seit ich hier bin, dabei ist mir am Anfang aufgefallen, dass du vor Monaten noch viel Gefühl in den Vater deiner Kinder investiert hattest (Wut), das war in der letzten Zeit viel weniger geworden.
    Diese Hundegeschichte hat deine schöne emotinale Distanz aufgehoben. Wenn du gedanklich woanders bist, kannst du nicht bei dir sein. Das hast du gemerkt, das hat dich verwirrt, weil dein Bauch dir ganz klar gesagt hat, das du dich von dir entfernst.
    Wenn man so an einer emotionalen Stelle erwischt wird ist es keine Schande mal nen kleinen Co-Rückfall zu haben, gerade und auch weil du ansonsten weil du so eine klarsichtige Persönlichkeit bist.


    Liebe Grüsse und ein schönes Weihnachtsfest wünsche ich dir

    Smilla

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  • Hi Smilla,

    Zitat

    Kontakt wegen der Kinder ja, wegen dir nein. Das kann man ganz gut trennen (üben). Keine Gespräche über privates, sich für nichts interessieren was über das Wohlergehen der Kinder hinausgeht.


    Du hast Recht, und ich werde die Sache auch wieder so in Angriff nehmen. Mich auf nichts einlassen und einfach nicht drauf reagieren, wenn er mir Dinge erzählt, die nicht die Kinder betreffen. Ich hab da halt einen Fehler gemacht und bin auch selbst schuld, dass ich mich drauf eingelassen hab mit dem Hund. Hab ja Gott sei Dank noch rechtzeitig die Notbremse gezogen und mich nicht auf ein Treffen eingelassen. Ich sehe es ja ein! Und das ist die Hauptsache.

    Auch hier heißt es: Immer wieder an sich selbst arbeiten. Nur so erreicht man sein Ziel! Und mein Ziel ist: Ruhe vor ihm und seiner Krankheit und innere Zufriedenheit!

  • Genau das bewegt hier sehr sehr viele Leute..
    Ich habe zur zeit ja enorme Distanz durch den begleiteten Umgang.. Ich denke, ich brauche den Abstand auch noch längere zeit...meine Emotionen sind noch sehr wankelmütig.. leider, deshalb ist es so umso besser, so wie es jetzt ist..
    Ich denke, ich werde hier noch öfters lesen, denn auch ich habe demnächst ja über eine Regelung nachzudenken..
    LG Tihaso

    co-abhängig...Sich auf den Weg machen - egal wie schwer er ist!!!

  • Ich hab gerade wieder einmal bemerkt, dass man sich nur distanzieren kann, indem man hart bleibt. Klar Stellung nimmt und sonst nichts! Fakten bespricht. Seinen Standpunkt vertritt und auch nicht davon abrückt. Und sich nicht auf schwachsinnige Diskussionen einzulassen ist auch noch so eine Sache ;)

  • Hallo Ayki,

    Zitat

    Und wie ihr es schafft, trotz allem nicht wieder zu tief in die Co-Abhängigkeitsgeschichte oder die Wut-Falle reinzurutschen!

    ich denke, die Zeit bringt es mit sich und die eigene innere Einstellung.

    Ich glaube auch, dass es einfach menschlich ist, einmal wütend zu sein. Es gibt bei mir Tage, da bin ich auch auf 180. Ich bin Mensch und darf das sein. Obwohl ich weiß, egal wie ich innerlich drauf bin, ich ändere damit nichts an der Situation. Es wird immer solche Menschen geben, von denen ich mich distanziere oder mit denen ich notgedrungen umgehen muss. Bei jeden Fehlverhalten ihrerseits gibt es mir mittlerweile die Bestätigung, dass die einen an der Waffel haben, dass diese Menschen so sind und so bleiben.

    Das war jetzt nicht einmal auf meinem Ex bezogen. Er ist momentan gut drauf. Aber auch da sage ich mir, wer weiß, wie lange es andauert.
    Vielleicht empfinde ich ihn auch mittlerweile ganz anders, weil ich mich nicht an seinen Verhalten störe. Er ist nun einmal so wie er ist, eigentlich nicht boshaft. Und wir wohnen nicht mehr unter einem Dach *g*.

    Nun gut, nach der Trennung habe ich mich auch von meinem Ex distanziert und bin hart geblieben, um nicht wieder in dieses Co-Schema hineinzurutschen und um mich unabhängig zu machen. Jetzt, wo ich mich wieder mehr öffne, lebe ich sicher wieder mehr in der Gefahr meiner Co-Abhängigkeit freien Lauf zu lassen. Ich hoffe, ich erkenne jetzt mögliche Gefahrensituationen früher. Wer weiß. Es wird einen sicher niemand davon abhalten können, in die nächste Sch:.. zu laufen. Aber auch das ist das Leben. Shit happens.

    Liebe Grüße Apfel

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