Dieses Jahr war er bis vor ein paar Tagen wieder trocken. Und ich glaube tatsächlich, dass er wieder angefangen hat, weil ich nach Hause kam. Ich glaub er weiß nicht wie er nüchtern mit mir umgehen soll. Betrunken wird er sehr gesprächig und deutlich sicherer im Umgang mit Menschen. Es fühlt sich aber komisch an, dass er vor mir „Angst“ haben könnte. Verantwortlich fühl ich mich daher eigentlich nicht, aber der Gedanke, dass er wegen mir trinken muss ist schrecklich.
Zieh dir doch den Schuh nicht an! Du klingst wie nach einer Gehirnwäsche. Wobei es ja genau so ist, wenn man mit nassen Eltern aufwächst. Die Verantwortlichkeiten verdrehen sich: Die Kinder meinen, für das Wohl und Wehe ihrer Eltern verantwortlich zu sein - wo es doch genau umgekehrt sein sollte!
Gefühlt 99 Prozent aller Väter wissen, wie sie mit ihren Töchtern umgehen sollten: nüchtern, verantwortungsvoll, väterlich, erwachsen... Seine Sauferei hat absolut nichts mit dir zu tun.
Erwachsene Kinder von Alkoholikern leiden furchtbar unter dem Ohnmachtsgefühl, daß sie das Elternteil nicht retten können. Ist zwar nicht ihr Job, aber trotzdem.. Und weil sich Ohnmacht schrecklich anfühlt, switchen sie um zu "ich bin verantwortlich bzw. ich bin schuldig" - denn das verschafft die Illusion von einem Hauch einer Ahnung von Kontrolle über die entgleiste Situation.
Aber es liegt nicht in der Hand von uns EKA die Eltern retten zu können. Das können sie nur selber, wenn sie endlich ihr Leben in die Hand nehmen. EKAs können nix für die Eltern tun, nur für sich selber. Und da ist das Zauberwort 'Abstand'. Ich habe Jaaaahre Abstand gehalten, mich stabilisiert, meine Schuldgefühle auf den Misthaufen geworfen und bin ich selber geworden. Jetzt habe ich wieder Kontakt zu den alten Eltern, das funktioniert soweit ganz gut. Aber ich muß immer darauf achten bei mir zu bleiben.
LG, Linde (EKA)