Beiträge von Nadinsche

    Hallo,
    ich war hier vor Jahren schon mal unterwegs, damals war die Not akut, mittlerweile geht es eher darum, wie ich in Alltagssituationen umgehen soll.

    Kurz zur Erklärung: Meine Mutter verunglückte vor knapp 5 Jahren alkoholisiert bei einem Unfall tödlich. Mein Vater, ist/war auch Alkoholiker, aber darunter musste ich nie so sehr leiden wie bei meiner Mutter. Durch seine egozentrische, cholerische Art hatten wir nie ein gutes Verhältnis...auf eine gewisse subtile Weise wurde immer der Schein einer perfekten Welt aufrecht erhalten. "Ich hätte doch immer alles gehabt".

    Beim letzten Treffen fragte mich mein Vater um Geld, und ich sagte nein. Da hatte ich ihn schon 1 1/2 Jahre nicht gesehen. Er meinte, ich sei noch bóse auf ihn, und ich solle mir doch überlegen, wie ich mich behandeln lassen könnte, da ich wohl immer noch denke, man hätte mir was Böses angetan, nur weil "Mama" mal schlechte Momente hatte und sie ja so viel arbeiten mussten. Und der Unfall meiner Mutter war natürlich Schicksal. Wenigstens habe ich Geschwister, die mir bestätigen, dass nichts Einbildung war. So. Soweit denke ich, dass ich mit der Sache abgeschlossen habe, ABER leider stosse ich immer noch an meine Grenzen. Dass mich mein Vater auch so hat angeschrien, hat mich geschockt, aber ich kann eigentlich damit ganz gut umgehen. So fühle ich mich wenigstens bestätigt, dass es keinen Sinn macht, mit ihm Kontakt zu halten.

    In der Partnerschaft ist das etwas anders. Ich kann nicht differenzieren zwischen Alkoholikern und Nicht-Alkoholikern. Ich bin ein halbes Jahr mit meinem Freund zusammen, und es läuft super. Anfangs, als er sich ein Bier aufmachte zum Abendessen und ich nichts mehr sagte, erzählte ich später von meinem alten "Familienproblem". Zu meiner Überraschung konnte er viel dazu sagen und mich auch verstehen, weil sein Vater selbst Alkoholiker war, aber seit 15 Jahren trocken. Bei den Eltern zu Hause gibt es auch keinen Alkohol. Ich habe es ihm nicht verboten, aber er hat es weggetan, und seit dem standen dieselben 5 Bier im Kühlschrank. Und wenn jemand EKA ist, dann weiss er sicher auch, dass ich genau beobachtet habe, ob es wirklich dieselben 5 sind, die da noch stehen. Ich hatte ihn nur gefragt, ob er in meiner Gegenwart zu Hause kein Bier trinken könnte, aber er trank auch so keins mehr. Ich denke, so einmal die Woche trinkt er mit Kumpels draussen.

    Natürlich weiss ich, dass er genauso gut draussen trinken kann oder könnte, aber meine schlechten Erfahrungen kommen von zu Hause. Ich möchte nie, nie, wieder das erleben, was ich erleben musste. Jetzt wollen wir das Zusammenleben auch offiziell machen, ich will meine Wohnung aufgeben. Das Thema hat mich auch etwas beschäftigt, weil ich so im Falle des Falles ihn nicht gleich verlassen kann und dann vielleicht auch so ein "Heile Schein-Welt-Partner" werde. Einen Grund hatte er mir bisher nicht gegeben. Als wir heute angefangen haben zu renovieren, hat er dann eins der fünf genommen, und ich hatte das Gefühl einer Panikattacke. Ich zitterte und hatte das Gefühls eines schweren Steins in mir, konnte nicht durchatmen, brach in Tränen aus. Es war mir unangehm, ich hatte totale Angst. Mein Freund hat es gleich weggekippt, aber wusste nicht so genau, was abging. Ich bin eigentlich nicht nah am Wasser gebaut, aber da ist so einer wunder Punkt, der mich sofort ausser Kontrolle bringt. Nur was darf ich verlangen? Ich fühle mich gleichzeitig bescheuert, weil ich weiss, dass er sich nicht betrinken würde...aber es ist die Angst....

    Er selbst hat es nicht so schlimm erlebt, und bei seiner Familie ist es ja gut ausgegangen. Er sagt, dass er mich versteht, meinte aber auch, dass ich ja auch Alkohol trinke, warum also dann soviel Angst? Das stimmt. Ich mag Wein, aber ich kenne mich ja besser und weiss ja auch, dass ich nie zu Hause und nie alleine und nie regelmässig trinken würde. Vielleicht sollte ich auch gar kein Alkohol trinken, ich gebe zu, dass so ein Weinchen mit Freunden auch nett ist, aber es stimmt schon, irgendwie kann man das als Aussenstehender nicht vertehen, oder? Und ich kann einfach nicht bestimmen, wann und wo getrunken werden darf....nur wie erkenne ich die Gefahr, was darf ich, was nicht? Ich war so gut drauf, und jetzt fühle ich mich innerlich so verletzt, als hätte sich innen eine Wunde wieder geöffnet :( .
    Andererseits nervt mich das Thema, und ich will einfach nicht überreagieren.... :?

    Diese Konstellation hatte ich mit meinem Ex.
    Nur dass ich die aus der Alkoholikerinfamilie war.
    Ich habe immer akzeptiert, dass mein Ex mit seiner Familie feiern wollte, am liebsten mit mir mit, hatten auch eine Fernbeziehung.
    Ich hatte nur die Wahl zwischen Mitkommen oder eben nicht.
    Ich empfand das jetzt nicht so als tragisch. Ich würde ihm vorschlagen wie schon jemand schrieb, dass er nicht die ganzen Tage bleiben muss.
    Er kann ja frúher gehen oder später kommen.
    Mir wäre am liebsten gewesen, wir wären irgendwo in Urlaub gefahren, aber ich habe da nie rumdiskutiert und bin dann mit zu ihm.
    Ich kam aber soweit ich mich erinnere genau zu Heilig Abend, er war schon vorher da. Ich fand es immer ziemlich anstrengend, das ist ganz anders als für "echte" Familienmitglieder.

    Mein letztes Weihnachten mit der Familie war vor einigen Jahren. Ich glaube, da war ich 22. Die letzten Jahre war ich z. B. mit ner Freundin im Museum (kaum Leute, kann ich nur empfehlen), in einer Kathetrale, in einem Club, mit anderen Freunden etc. Ist viel schöner und entspannter. Teilweise auch einzelne Tage alleine. Alles besser als familiäre Weihnachten. Die ersten 7 Jahre meines Lebens fand ich Weihnachten noch schön, aber danach, ne, lieber die Tage alleine...

    Dieses Jahr wird es besonders. Ich fahre mit meinem Schatz in einen Abenteuerurlaub. Er hat ein super Verhältnis zu seiner Familie, aber ich bin froh, dass er nicht darauf besteht, mit ihnen zu feiern! Habe mich noch nie so auf Weihnachten gefreut 8) .

    Interessant und zugleich erschreckend, dass sich solche Geschichten soviel wiederholen....

    Meine Mutter war auch funktionierende Alkoholikerin, mein Vater ein Choleriker, der sich auch gerne bedienen liess. Ob sich meine Eltern liebten, weiss ich nicht so genau. Er unterdrückte sie immer, und sie liess sich das gefallen. Als er lange im Krankenhaus war, stellten wir fest, wieviel Geld er eigentlich ausgab, meine Mutter leistete sich gar nichts, obwohl sie voll arbeitete. Was andereres als arbeiten und trinken kannte ich aber nicht. Ich habe als einzige der Familie versucht, meine Mutter vom Alkohol abzubringen. Ich kann aber jede Situation verstehen. Bei meinem Bruder war es ein z. B. ein Trauma, das ihn verdrängen liess, er erlebte als Grösserer noch mehr und mein Vater war selbst einer, der gerne trank, aber Kontrollierter. Meine Mutter hätte nicht bei ihm bleiben brauchen. Ich kann eigentlich gar nix Neues erzählen, denn ich wúnschte mir auch einen, den sie neu kennen lernte, der mich mochte. ;).
    Ich war sogar mal mit 9 Jahren früher von der Schule gekommen, meine Mutter hatte wohl was mit jemanden. Ich ärgerte mich überhaupt nicht darüber, ich war zwar etwas kindlich verwirrt, aber ich hatte gar nichts dagegen und hoffe, es würde sich evtl. was ändern. Aber die oft angekündigte Scheidung kam nicht.

    Das Einzige, was mich heute noch ärgert, dass mir so viele Jahre die Wahrnehmung abgesprochen wurde. Heute noch zweifle ich so oft an ihr. Ich sei ja sooo empflindlich und ich würde übertreiben...Evtl. hätten wir etwas zusammen bewirken können, keine Ahung, aber ich habe auch genug getan, um meine Mutter zu retten. Ich hatte eine absolute Gleichgültigkeit entwickelt, die natürlich Selbstschutz war.
    Als sie dann starb war es total fuchtbar für mich. Ich hätte nicht gedacht, dass es so weh tut. Sie war trotz allem die einzige Person, bei der ich wusste, sie liebt mich und wúrde mich nie hintergehen (wenn man mal das krankhafte Verhalten beim Alkohol weglässt).
    Und jetzt, es ist über drei Jahre her, habe ich wieder etwas eine Gleichgúltigkeit. Ja, lieber ein Schrecken mit Ende, als ein Ende ohne Schrecken, also immer die Angst, dass was passieren könnte.

    Der letzte Tag, bevor meine Mutter betrunken die Treppe runterfiel und starb war aber sehr schön. Ich hatte sie als Letzte und nicht betrunken gesehen. Wir hatten ausnahmsweise einen schönen Moment (mein Vater war lange im Krankenhaus, und ich lernte wieder ihre gute Seite kennen).
    Der Abschied herzlich. Von meinem Vater verabschiedete sie sich im Streit. Er hatte sie mal wieder mies sogar vom Krankenbett behandelt. Ehrlich gesagt denke ich, dass es ihm Recht geschieht. Ob er drüber nachgedacht hat weiss ich nicht. Jedenfalls die paar Male, die ich ihn dann noch gesehen habe, war er recht melancholisch und sortierte Fotos, was ich gar nicht von ihm kannte. Wenigstens muss mit ihm meiner Mutter zuliebe keinen Kontakt mehr halten.

    Böse bin ich auf niemanden. Nur eben dieses Absprechen der Wahrnehmung ärgert mich heute noch.

    Weihnachten war immer furchtbar bei uns. Meine Mutter meistens mittags betrunken und lallte immer so was wie. Oh, wie schön ist es eine Familie zu haben und gesund zu sein. Dann wollte sie es klassisch iyllisch, und weil sich nie jemand mit doofen Bemerkungen zurückhalten konnte, brach sie in Tränen aus und das Theater ging los....Ich feierte somal mit meinen Geschwistern alleine in einem unserer Zimmer, ich war da 10 oder so.

    Es hilft mir generell, dass ich alles Positive von meiner Mutter weiterleben lasse. Ich habe eine paar Dinge von ihr, die mir sehr wichtig sind (Tasche, Ohrringe), ich versuche Rezepte nachzukochen, als ich zumindest klein war, blieb sie bei Stress immer supercool, das bin ich eigentlich auch usw. Ab und zu schaue ich hier noch rein, ja, warum weiss ich nicht. Manchmal noch habe ich nachdenkliche Momente, will ihr nahe sein, zurück wúrde ich sie aber so krank nicht haben wollen.

    Ich denke, du brauchst noch so Momente, um dich damit abzufinden. Ich finde es normal, dass du noch nach Gründen suchst. Irgendwann wirst du es akzeptieren, und dann ist das Beste, sich um sich selbst zu kûmmern, dass es seinem gut geht. Ich verstehe dich aber auf jeden Fall!

    War jetzt etwas lang, aber ich habe bei dem Thema halt so viele Erfahrungen. :?

    Ich habe auch diese "Verhaltensstörung", wobei diese kein Thema für mich ist im Moment. Meine Geschwister haben sie auch, ist wohl also normal :wink: .

    Es geht bei mir soweit, dass ich generell kein Alkohol im Hause mag, zumindest keine offenen Flaschen. Ich hatte mal ne offene Schnapsflasche. Und einen Partner, der ab und zu bei mir war, auch wenn ich nicht da war. Ich habe diese Flasche immer beobachtet, und einmal fiel mir auf, dass was daraus genommen wurde :roll: : Ich war also so gut im Kontrollieren, dass mir das schon auffiel. Ich flippte aus, weil sich mein Ex wohl einen Absacker nach dem Essen gönnte. Er war generell ein sehr ruhiger und lieber Mensch, aber bei dieser Sache hatte er kein Verständnis. Er verstand auch nicht, dass ich zum Abend essen zu Hause keinen Wein aufmachen wollte. Nie. Das ging nicht. Er dachte, ich bevormunde ihn bzw. ich wäre sauer, weil er sich was genommen hätte, ohne zu fragen. Was für ein Quatsch. Mir war dann klar, dass er gar nicht wusste, was ich meinte. Selbst als meine Mutter verstorben war nicht!

    Mein jetziger Freund war da ganz anders. Anfangs als es ums Abend essen zu Hause ging, erzählte ich ihm in einen kurzen Satz, warum ich generell kein Alkohol zu Hause mag und seitdem ist es kein Thema mehr. Er hat auch noch nie viel getrunken oder so. Einmal war es wohl, als er mit Kumpels unterwegs war. Ehrlich gesagt bin ich heilfroh. Ich hätte keine Lust, mein Leben lang Schnapsflaschen zu kontrollieren. :oops:
    Das kann man einfach nicht abstellen. Ich habe so für mich erfahren können, ob das was da meine Mutter so von sich liess, glaubwürdig war. Also kurz kontrollieren und dann das Geschwafel über sich ergehen lassen. Auch kann ich mich erinnern, wie in einer Schnapsgaraffe Schimmel ansetzte. Werde das nie vergessen. Ich roch dran. Meine Mutter hatte den Inhalt doch tatsächlich gegen Apfelsaft ausgetauscht. Oder ich bekam mal eine Weinflasche geschenkt - mit 18 - der Wein hiess wie mein Spitzname. Irgendwann stand da ne ähnliche Flasche. Madame hatte das nicht gepeilt, hatte ihren schwachen Moment und meinte durch Ersetzen, dass es keiner merkt :roll: . Da muss man doch paranoid werden :wink: .

    Hier wurde sich auch gefragt, wie man das aushält. Ich hatte das auch, dass ich meine Mutter auf dem Boden liegen sah. Ich hatte schon fast Routine, den Atem zu checken, ob sie noch am Leben war. Da war ich teilweise noch in der Grundschule. Ich entwickelte eine unglaubliche Gleichgültigkeit und Routine, ein Überlebensmechanismus. Ihr Lieblingsthema war such gerne der Selbstmord. Auch da sagte ich schon mit 12: Ja, dann mach doch, dann habe ich endlich meine Ruh´.

    Irgendwann viel später in meiner eignenen Wohnung, ich wohnte schon im Ausland, kam sie mich besuchen. Ich hatte ja schon eine grosse Distanz, sowohl räumlich als auch emotional. Ich schwórche, ich hatte einen Nervenzusammenbruch am 1. Tag. Ich hatte das Gefühl, ein kleines trotziges Kind bei mir zu haben. Ich traute mich nicht aus dem Haus, weil ich Angst hatte, sie springe vom Balkon. Sie war auch vollkommen überfordert, sich alleine zurecht zu finden. Ich heulte und heulte, weil ich damit nicht zurecht kam. Ich hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Es war grauenhaft, und ich fragte mich, wie ich das als Kind jahrelang aushielt! Klar, man musste als Kind irgendwie überleben und so legte man sich gewisse Strategien. Nur hinterlässt das eben Spuren. Was ich sagen wollte, man sollte das nicht unterschätzen und nicht zuviel anzweifeln. Ich denke, dass einen das Gefühl meistens nicht täuscht.

    Auch finde ich es völlig unwichtig, "schlimmere" Fälle zu sehen. Das nützt dir nix, wenn es dir nicht gut geht. Wie konsequent du da mit deinem Partner sein musst. Ich weiss es selbst nicht, aber lass dich nicht so von Verharmlosungen einlullen.....

    Ui, jetzt habe ich aber viel geschrieben. Sorry, wollte eigentlich nur kurz antworten :wink: .

    Hatte das auch, allerdings habe ich nie vorher davon gehoert.
    Ich ass eigentlich immer ne Tafel oder mehr am Tag.
    Meine Mutter "bestach" mich immer mit Schokolade, damit ich mein Mund hielt und nicht wegen dem Alkohol meckerte. Sie redete mir als 9-jaehrige ein: Siehst du, du magst Schokolade, und ich mag Bier. :roll:
    Ein paar Monate nach ihrem Tod habe ich aufgehoert Schokolade zu essen, von heute auf morgen. Ich kann nicht sagen, wie ich das gemacht habe oder warum. Frueher konnte ich den Gedanken nicht ertragen, keine im Haus zu haben. Das ist jetzt absurd fuer mich :wink: .

    Zitat von Liz

    Hallo marinajako, Nadinsche und Liza,

    Nadinsche :

    Ich versuche, die Therapie über die Krankenkasse und Beihilfe zu bekommen. Das Problem dabei ist, dass ich hierfür schwerwiegende Symptome aufweisen muss. Wie schon beschrieben, trifft das auf mich nicht zu. Ich funktioniere ja. Ich habe meinem Therapeuten die "inneren Konflikte" geschildert, die mir in den letzten Tagen das Leben schwer gemacht haben: "Therapie ist purer Luxus", "Du bist ein Hypochonder", "Was willst du hier eigentlich?", "Ich habe es nicht verdient", daraufhin hat er eine lange, emotionsgeladene "Gegenrede" vom Stapel gelassen.

    Ist das in Deutschland? Ich lebe nicht in Deutschland, bei uns ist sowas Privatsache, nur psychische Erkrankungen werden übernommen. Psychotherapie grundsätzlich nicht. Habe zwei Freunde, die zahlen 50 Euro die Stunde, und das Gehaltsniveau ist hier im allgemeinen niedriger.
    Man sollte es wohl nicht am Geld festmachen, erhöht aber meine Abwehr doch immens :wink: .
    Mein Bruder in D. hat aber ohne Probleme eine Therapie über die Krankenkassen bekommen. Er sagt aber, es hat ihm nichts gebracht. Ihm ginge es wohl zu gut?! Was sind denn schwerwiegende Syntome?

    LG
    Nadinsche

    Zitat

    Mich interessiert sehr, wie andere Betroffene gemerkt haben, dass ihre Kindheit und ihre Eltern nicht das waren, was ihnen jahrelang eingeredet wurde.

    [/quote]

    Ach so, halt: Ich habe es auch recht früh gemerkt, ich denke mit ca. 10, wobei ich danoch überzeugt war, dass es in jeder Familie diese Probleme gibt. Das erste Mal redete ich aber erst mit 16 darüber, die Freundin reagierte hilflos, und ich redete wieder Jahre nicht darüber. Mittlerweile erwähne ich es mal so im Nebensatz. Ich konnte auch nicht so sehr darüber nachdenken, weil mir niemand Recht gab. Ich würde vollkommen übertreiben und sei so empfindlich. Jaja.

    Ich wusste es aber klarer, als ich von zu Hause auszog und leider an einen Jungen gerat, der selbst schwach war und ich die Rolle der Besorgten übernahm. Er wurde neben tabletten -in der Beziehung auch drogensüchtig und als er mich beinahe ruinierte, konnte ich noch die Noteine ziehen und informierte mich das erste Mal in meinem Leben auf professioneller Seite. Seitdem sehe ich die Dinge klarer, wollte zwar niemanden mehr überzeugen, konnte aber ruhiger mein eigenes Leben leben. Die anderen hatten einfach verdrängt, wobei jeder seinen eigenen Grund hatte. Mein Bruder z. B. hatte nach einem schrecklichen Erlebnis ab da alles komplett verdrängt. Auch ich hatte schlimme Erlebnisse (mit Mutter alleine, die mit dem Messer betrunken drohte, sich umzubringen, total hysterisch und am nächsten Tag Prüfung in der Schule), aber verdrängt habe ich nie etwas. Es durte nur halt nie darüber geredet werden.

    Interessant, habe meine Mutter auch mit Mitte 50 verloren.
    Waren keine Folgeerscheinungen, sondern Unfall im Suff....

    Mein Vater, der ein Jahr im Krankenhaus und auch in Koma war, fährt wieder munter Auto - auch gerne alkoholisiert :roll: .
    Das weiß ich aber nur vom Hören-Sagen.

    Ich weiß selbst auch nicht so genau, ob mir ne Therapie helfen würde. Ich habe alles recht gut weggesteckt, evtl. sogar zu gut. Mir kommt vieles jetzt so pipifax vor... Nur eine Therapie, die hier soviel kostet, ist mir s dann doch nicht wert. Keine Ahnung, evtl. wenn ich mein Erbe eingeklagt habe.
    :wink:

    Was mir eher zu schaffen macht, ist das jahrelang als schwarzes Schaf gelebte plötzlich alles doch wahr ist. Ich habe das Gefühl, dass ich das noch nicht ganz realisiert habe. Es ist auch irgendwie so unverkraftbar, dass der Tod einer nahen Person so furchtbar weh tut und doch so befreiend sein kann.

    Was ich evtl. gerne "therapieren" würde, ist dass ich Probleme habe, mich zu binden und nicht weiß, ob das mit meiner Kindheit zu tun hat. Ich war teilweise Tage mit 8 Jahren alleine zu Hause. Essen stand zwar auf dem Herd, aber um mich herum gab es trotzdem niemanden (meine Mutter arbeitete Schicht oder saß in einer dunklen Ecke und mein Vater im Ausland). Ich fühle mich alleine am wohlsten, finde Menschen oft anstrengend, aber ich bin schon sozialfähig, so isses nicht, nur eben gar nicht beziehungsfähig und zu gerne alleine.

    Bin müde und muss ins Bett. Eine innere Mama, die mir sagt, dass ich bald ins Bett muss, musste ich mir damals auch erfinden...

    Habe meine Mutter vor knapp einem Jahr verloren, auch zu Hause.
    Sie stürzte als sie betrunken war, stützte sich nicht ab....
    Ich war an den letzten Tagen da, weil mein Vater in Koma lag. Sie sagte mir: Es tut so gut, dass du da bist. Ich war ja früher immer da und regelete alles, aber später ging ich auf Abstand. Ihr Besuch zu mir vorher war einfach furchtbar. Sie hatte sich Proviant mitgebracht und es war unmöglich, was mit ihr zu unternehmen. Ich heulte mit ihr und ohne sie die Tage durch, die sie da war. Ich wusste gar nicht, wie lange ich das als Kind ausgehalten habe. Ich kannte meine Mutter gar nicht gesund. Aber früher als sie noch öfter nüchtern war, war sie sehr lieb.

    Es war sehr, sehr schlimm, denn ich hatte sonst niemanden, der mich wirklich liebte, auch wenn sie krasse Sachen brachte. Es tut so weh, und es wird denke ich immer ein Stück in meinem Herzen fehlen, ABER die Befreiung ist auch was wunderbares, aber das kommt erst mit den Monaten. Ich erzähle immer öfter offen darüber, und ich muss endlich keine Angst mehr haben. Ich hatte als Kind schon große Angst. Damit ist es nicht getan. Viele Angewohnheiten haften noch an mir...
    Ich schrieb bereits mit 13 in mein Tagebuch, das ich alles versucht habe, ich soweit es geht aufpasse, aber wenn ihr doch was passiert, ich nicht Schuld bin.

    Mein Beileid. Ich weiß also genau, was in dir vorgeht. Ich selbst habe leider noch keine Familie. Mein Vater ist auch Alkoholiker, aber da ich kein richtiges Verhältnis zu ihm habe, geht das mir vorbei, und der Kontakt ist auch gar nicht mehr vorhanden, seit es ihm wieder besser geht...

    Jade, ob es seit ihrem Tod besser ist?
    Hm, kann ich noch nicht sagen. Ist erst 6 Wochen her, und ich bin sehr traurig. Trotz allem habe ich sie geliebt und habe das Gefühl, als sei ein Teil von mir gestorben. Es ist aber außer Trauer auch Verarbeitung. Ich lese gerade meine Tagebücher, die ich seit meinem 12. Lebensjahr schreibe. Es hilft mir, sie nicht zu idealisieren. Mir wird erst jetzt bewusst, dass wir uns geliebt haben, ich aber durch sie auch sehr gelitten habe und sie uns schon ziemlich früh gegeneinander ausgespielt hat. Übrigens habe ich mich immer im Tagebuch für meine Worte geschämt und mich gefragt, ob ich übertreibe. Mal gucken, ob ich auf Anhiebt was finde...

    Mit 14: Gestern kam Mum und meinte, sie müsse mit uns reden. Sie erklärte uns, dass ihr alles zuviel wäre und sie sich scheiden lassen wollte.
    Und deshalb auch trinken würde.
    Heute ist das kein Thema, das Thema Scheidung gegessen, und Papa schreit mal wieder und meint, Mama würde leiden, weil wir ihr so Sorgen machen würden.

    (da hat meine Mutter wohl einfach die Story umgedreht)

    Mit 16: Schule ist zum Kotzen. Frage mich, wie soll ich das noch drei Jahre aushalten? Hab´ kein Bock mehr.
    Gestern abend ist mal wieder was Bescheuertes passiert. Bin heimgekommen und Mum saß in der Küche, man sah ihr sofort an, dass sie wieder betrunken war.
    Um 2 Uhr 30 fing sie einen fürchterlichen Krach an und ging wie schon mal mit dem Messer auf Papa zu und wollte ihn umbringen. Ein Glück ist sie dann vom Besoffen sein umgefallen. Das ist schon eine Sache, die mich belastet, denn irgendwie bin ich doch das Kind. Und ein Kind will Geborgenheit, ein zu Hause, zu dem sie immer flüchten kann.
    Ich weiß nicht, ob ich das Ganze zu sehr dramatisiere, ich schäme mich sogar, daß ich das hier schreibe. Manchmal sitze ich in der Schule und frage mich, ob andere auch nicht schlafen durften, aber alle Menschen haben Probleme. Ich bin 16 und habe wahrscheinlich Wünsche und Ängste wie jeder anderer auch in meinem Alter.

    Mit 25: Mama hatte wahrscheinlich einen Schlaganfall und ist im Krankenhaus. Bei ihrer Lebensweise wundert mich gar nix. Sie isst kaum, trinkt nur Alkohol und Kaffee und raucht. Der Herr zu Hause will wirklich gar nix mehr wahrhaben. "Die Mama trinkt doch nicht". Der wollte Mama gleich wieder mitnehmen, aber ein Glück hörte sie auf mich. Hoffentlich lernen die beiden draus, ER ist ja auch nicht besser und kapiert wirklich gar nix. Ich habe Angst, dass Mama früh stirbt und dann weiterhin alles verschwiegen und verdrängt wird.

    Sorry, dass ich dir meine alten Tagebucheinträge aufdränge, aber sie machen mir nur wieder klar, dass es genug um dieses Thema ging und ich für mein Wohl sorgen sollte.

    Und natürlich du. Bin übrigens kurz nach meinem obigen Eintrag ins Ausland. Meine letzten Jahre waren die Schönsten, weil ich mich wichtiger nahm. Hatte auch nix mit Flucht zu tun, mir wurde nur klar, dass ich nix mehr tun konnte (nachdem meine Mutter aus dem Krankenhaus kam und wie immer weiter machte)...

    Hallo,
    im Gegensatz zu heute musst du da nicht zuhören und kannst selbst entscheiden, was dir gut tut.

    Diese Drohungen musste ich mir als Kind auch ständig antun. Ich nahm sie Jahre für selbstverständlich hin.

    Jetzt ist sie tatsächlich tot, und ich habe keine Schuldgefühle, weil ich alles versucht hatte und es zu erwarten war, dass es nicht immer so weiter gehen konnte.

    Aber bei mir versuchten alle, den Schein zu wahren. Auch ich damals, ich wäre nie zum Jugendamt. Bis vor kurzem sagte meine Familie, ich würde übertreiben. Jetzt sagt das nur noch mein Vater.

    Bei mir sind es heute 4 Wochen her, seit meine Mutter tot ist. Ich kann wahrhaftig sagen, ich verstehe dich.

    Ich weiss auch nicht, warum ich so zähle. Vielleicht denke ich, je grösser die Zahl, umso kleiner der Schmerz?

    Im Gegensatz zu dir fand ich Weihnachten immer schrecklich, aber dafür fühle ich mich nicht unbedingt besser.

    Sei umarmt.

    Das mit Anna kenne ich auch, habe ich auch schon mal einen Beitrag dazu gehabt.
    Mein Freund trinkt nie alleine. Ich glaube, wenn ueberhaupt mal einen Verdauungsschnaps nach dem Essen, selbst das stört mich. Oder wenn er am Abend am Wochenende einen Wein fuer uns holen will.

    Manchmal dann ist es wieder okay fúr mich.
    Ich gebe zu, ich will das kontrollieren.
    Hätte auch nix gegen Alkoholverbot in Europa oder so, ganz im Gegenteil.
    Wenn wir in Gesellschaft trinken, ist es in Ordnung.
    So oder so trinken wir/ich vielleicht alle paar Wochen mal, betrunken, schwer zu sagen, alle paar Monate auf ner Party oder so.
    Ich komme langsam aus dem jugendlichen Alter, da vertrage ich eh nichts mehr.

    Grundsaetzlich trinke ich nicht:
    -alleine
    -zu Hause (und wenn nur zu besonderen Anlässen und dann in ner Gruppe)
    -wenn ich traurig bin

    Selbst mit dem Partner nicht mal ein nettes Weinchen trinken mag ich, weil meine Eltern beide Alkoholiker waren und gerade zuletzt gemeinsam getrunken haben.

    Ich habe auch grosse Angst vor der Sucht, die Wahscheinlichkeit bei mir ist doch sehr gering, aber ich habe auch grosse Angst in meinem Umfeld. Ich beobachte sehr viel...was mich selbst manchmal nervt, denn machen kann ich ja eh nichts.

    Ich glaube, das Phänomen tritt besonders oft auf, wenn es mehrere trinkende Familienmitglieder gibt, die sich dann gegenseitig bestätigen können. War bei mir so.
    Warum auch andere wegschauten oder verdrängten verstehe ich nicht.
    Als mein Mutter starb so um die Beerdigungszeit besuchte niemand meinen schwerkranken Vater im Krankenhaus. Die dachten sich wohl alle ihre Teil...

    Bei mir ging das genauso mit dem Bier besorgen. Kilometer weit im Dunkeln, sonst gab's Ärger. Im Nachhinein finde ich das sowas von assig.

    Meine Mutter hat allerdings manchmal täglich damit gedroht, sich umzubringen.

    Ich finde 2-3 Mal im Monat Alkohol trinken nicht so tragisch, es ist natuerlich was anderes, wenn es dann allerdings ausartet.

    Dass du dachtest, du hättest eine schöne Kindheit gehabt, kenn ich von meinem Bruder. Der hatte das sowas von verdrängt. Ich dachte schon, bei mir wäre was nicht in Ordnung. Meine Vermutung ist, die Erlebnisse nicht verdrängt zu haben, weil ich seit meiner Kindheit Tagebuch schreibe!

    Du bist aber längt einen Schritt weiter. Du bist bereits bei der Suchtberatung. Bitte, bitte mach dir klar, dass du deinen Kindern nicht dasselbe antun kannst/willst/darfst. Ich finde das ganz furchtbar. Ich habe auch Angst, dass ich so werde, wenn ich Kinder kriege, aber ich glaube, dazu habe ich zuviel erkannt.

    *virtuelle Umarmung*

    Ja, genau.
    Na ja, und darüber reden tut auch gut :)
    Als meine Mutter noch lebte und hm mitten im Leben stand, dachte ich immer: Wenn sie es schafft, sich von meinem Vater zu trennen, kann ich mit ihm endlich den Kontakt abbrechen. Telefoniert oder uns direkt getroffen haben wir nie, wenn dann war er dabei.
    Die Situation ist jetzt aber eine andere. Ich habe sonst niemanden mehr, und dem Vater geht’s schlecht, liegt so im Krankenhaus, dass er nicht aufstehen kann. Kümmert man sich dann um ihn?

    Na ja, wir versuchen es jetzt so zu erklären, dass wir nie Liebe vom Vater bekommen haben und ihr jetzt hinterherrennen. Aber uns ist klar, er wird sich nicht ändern.
    Am liebsten wäre mir, er wäre gesund und würde sein Leben leben. Aber so fühle ich mich schlecht. Ich habe auch nicht die Liebe, ihm beizustehen. Es ist eher das Verantwortungsgefühl und wohl die Sehnsucht nach Familie in der schweren Zeit, obwohl ich mich früher schon damit abgefunden habe, dass es keine Familie (mehr) gibt.

    Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass er selbst eher egoistisch redet. Er würde sowieso nicht in unserer Nähe bleiben wollen, sondern ins Ausland gehen (hat er schon gemacht, als wir klein waren). Er würde das grosse Haus mit Haushälterin und Gärtner behalten. Na ja, so redet er daher...Als wir meinten, wir hätten jetzt wenigstens gerne einen Opa für die zukünftigen Kinder, sagte er, er wird kein typischer Opa. Wie er uns auszahlen könnte, daran denkt er wohl auch keinen Moment.

    Wenn das Verhältnis nie so gut war und der andere Elternteil stirbt, wie geht man dann in Zukunft mit diesem Elternteil um? Gerade wenn dieser krank ist. Hoffe, das ist jetzt klarer.

    Abzuwarten wäre noch das Verhältnis zum Trinken, wenn er raus kommt. Dann wäre für mich klar: Kein Kontakt.

    Hallo,
    ich habe beschlossen, ein neues Thema aufzumachen, weil es irgendwie ein neues Kapitel ist.

    Wie ich schon in einem Thread erwähnte ist meine Mutter gestorben. Sie ist im Suff gestürzt. Ich wusste, dass sich nie was ändern würde, und obwohl ich traurig bin, ist es eine gewisse Befreiung. Ca. 20 Jahre hatte ich Angst um sie!

    Im Sommer änderte sich alles. Mein Vater hatte einen schweren Unfall und schwebte in Lebensgefahr. Da merkte man schon, dass meine Mutter der Situation nicht annähernd gewachsen war. Riefen sie Verwandte an, legte sie auf. Sie konnte kaum etwas erledigen. Sie war total überfordert. Ging auch nicht mehr arbeiten. Da ich von weitem meinen Vater besucht habe - unser Verhältnis war nie gut - habe ich dann auch endlich wieder meine Geschwister alleine getroffen. Wir hatten das erste Mal seit -zig Jahren ein offenes Gespräch. Sie wussten einfach nicht weiter, die Mutter würde nichts mehr hinkriegen. Selbst als unser Vater aus dem Koma aufwachte, erzählte sie jedem dass es ihm schlechter ginge. Jedenfalls schoss ich los, was sie sich denn denken würden: Unsere Mutter ist schwere Alkoholikerin, die zwar immer noch den Schein wahren kann, aber das kann man doch nicht übersehen! Erst dann klickte es, und sie meinten, stimmt, du hast Recht! War für mich so klar, das versuchte ich doch immer zu sagen, aber warum glaubte mir keiner?
    Jedenfalls ging es unserem Vater wieder besser. Er konnte wieder sprechen und meine Mutter zusammen scheissen und klein halten wie er es immer tat. Am letzten Tag passierte es auch. Ich war zufällig da, weil ich mir in dieser Situation mehr als sonst Sorgen machte (nicht aktiv, ich hatte nur grundsätzlich Angst, Verantwortung übernahm ich längst nicht mehr). EIgentlich wohne ich ja im Ausland. Jedenfalls verabschiedete ich mich von meiner Mutter herzlich!
    Dafür bin ich total dankbar!!
    Nachts bekam ich einen Anruf von meinem Bruder.
    Unsere Mutter ist gestürzt, und es besteht keine Hoffnung mehr.
    Ich war noch in Deutschland und raste natürlich hin.
    Über diese schreckliche Nacht will ich aber jetzt nicht reden.
    Jedenfalls haben wir also jetzt einen schwerkranken Vater und eine tote Mutter.
    Unser Vater war sehr traurig und lieb zu uns. Für uns eine ganz neue Erfahrung, da er uns in der Kindheit tyrannisiert hat. 1. nur geschrien und 2. nur das Nötigste gekauft und für sich in Saus und Braus gelebt. Unsere Mutter klein gehalten.

    Wir also wie immer gehofft, dass sich was ändern würde und haben uns lieb um ihn gekümmert. Ich habe einen sehr lieben Arbeitgeber, der mich erstmal freistellte. Tja, die Ernüchterung kam ziemlich schnell. Ersteinmal schlich sich seine Art so schnell bei uns ein, dass wir erstmal gar nicht merkten, wie er uns einlullte. War etwas nicht erledigt, fing er an zu motzen. Wir haben die Beerdigung alleine geregelt, viel organisieren müssen, aber er hat uns nie gefragt, wie es uns erging, wer da war. Wir dachten auch an Schock oder sonstwas, aber so war er immer. Vor allem, als er die Krankenschwester so schikanierte, dass sie Tränen in den Augen hatte! Er hatte uns fast so weit wie unsere Mutter, die sich alles gefallen liess. Es klingt böse, aber warum stirbt sie?
    Sie war zwar Alkoholikerin, und sie hätte ihn verlassen können, aber sie war ein herzensguter Mensch und nie egoistisch? (Ausser beim Alkohol, aber das schiebe ich auf die Krankheit).
    So, wir dachten also an einen Neuanfang mit unserem Vater, aber nach dem Rumkommandieren an einem Tag wachten wir wieder auf. Jeden Tag Besuch auf keinen Fall. Aber wie weiter gehen?
    Wir sprachen sogar mit der Psychologin, da wir zwischen Zorn- , Mitleid, und Vater-Kind-Gefühl hin- und hergerissen waren. Uns half das sehr, und so sind nur noch Besuche einmal die Woche angesagt. Komischerweise habe ich beim letzten Mal geheult, weil ich sagte, ich kann erst in ner Woche wieder kommen.

    Mein Vater ist auch Alkoholiker, allerdings viel stärker als meine Mutter es war. Er ist eher der gesellige Trinker. Na ja, seit 3 Monaten nicht mehr - seit dem Unfall. Da er noch angeschlagen ist, wollen wir noch warten, aber wir wollen ihm auf jeden Fall ins Gesicht nochmal resumieren wie beschissen unsere Kindheit war und dass er nicht viel Gegenliebe erwarten kann, weil einfach nie Liebe von seiner Seite kam.
    Andererseits tut es mir so leid, es ist bestimmt furchtbar, so lange im Krankenhaus zu sein und nicht mal auf die Beerdigung seiner Frau sein zu können.

    Unser Vater ignoriert nämlich jetzt noch alles. Er stritt die Akoholprobleme immer ab und sagt heute noch, seine Frau muss einen Schlaganfall gehabt haben. Und er sagt immer so zwischendrin schoene Familien-Erlebnisse von früher, die nie statt gefunden haben.
    Ja, und das Komischste überhaupt. Ich war die Einzige, die nie verdrängt hat. Als wir die Grabrede schrieben, kamen wir auf negative Erlebnisse.
    Es war eine Art Aufarbeitung. Meine Geschwister hatten die Erlebnisse so verdrängt, dass sie im Alltag nicht daran dachten. Mein Bruder hat nie jemanden davon erzählt, weil er nichts mehr wusste!! Ich allerdings schon, aber wenn ich was sagte, dann wurde es einfach nicht geglaubt oder verharmlost. Tja, keine Ahnung.

    Eine gute Sache hat das Ganze, wir sind wieder zusammen gewachsen, und wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, denn diese hatten sie ganze Zeit trotzdem.

    Wir erwarten nichts von unserem Vater, die Kindheitserinnerungen klar zu machen, aber ich weiss nicht, wie es weiter gehen wird.
    Ach so, unser Vater meinte ja noch in seiner lieben Phase, dass das ja mit dem Erbe klar ist, dass er alles bekommt. Wir brav genickt und voller Trauer. Als einer von uns auf der Bank war, kamen sie ins Gespraech, der uns erstaunt anguckte, da das gar nicht stimmt. Unser Vater war die ersten Tage schon so egoistisch, dass er sowas sagen und nicht mal in Frage stellen konnte! Ich finde das so unglaublich. Da geht s mir nur ums Prinzip, und seine tollen Status-Symbole will ich ihm gar nicht wegnehmen. Von denen hat er sowieso immer mehr Fotos gemacht als von uns.

    Ich habe soviel geschrieben, aber vielleicht erkennt sich ja jemand wieder und kann mir sagen, was er in dem Fall gemacht hat.
    Danke fuers Lesen..

    Nadinsche :cry: