Ich habe mich vor einiger Zeit hier im Forum vorgestellt und hatte seitdem nicht die Kraft, hier wieder 'reinzuschauen, weil ich immer wieder neue Hoffnung schöpfte, dass alles besser wird.
Mein Mann ist Alkoholiker, wir haben zwei sehr kleine Kinder miteinander. Es ist aber nichts besser geworden, im Gegenteil - es wird immer schlimmer.
Es gab "lichte" Wochen, d.h. mein Mann hat keinen Alkohol angerührt und es war wie der Himmel auf Erden für mich. Diese Tage sind mir so in Erinnerung - aber auch nur dort. Immer und immer wieder beteuert er, dass er sich ändern wird. Aber es hat sich nichts getan und ich weiss nicht mehr weiter.
Ich habe keine Kraft mehr, aber ich liebe ihn einfach auch so sehr. Viel zu schwach bin ich, um "auf den Tisch zu hauen" und ihm die Pistole auf die Brust zu halten. Ich kämpfe jeden Tag so sehr um uns, um unsere kleine Familie. Mir treibt es schon wieder die Tränen in die Augen und ich weiss nicht mehr, was ich machen soll.
Es ist ein furchtbarer Teufelskreis, aus dem ich nicht mehr herauskomme. Würde meine Freundin mir "meine Geschichte" erzählen, so, wie ich sie erlebe, dann würde ich ihr aber ganz, ganz dringend raten, diesen Kerl zu verlassen. Aber ich kann es nicht, ich liebe ihn doch.
Ich komme mir vor wie ein Kind, wenn ich meine Worte so lese. Aber sie sind so ehrlich. Mit niemandem kann ich darüber reden und ich habe mich bisher so sehr gescheut, darüber zu schreiben.
Ich bin doch so stark. In meinem Freundeskreis bin doch immer ich diejenige, die guten Rat hat. Immer ein offenens Ohr für alle - aber warum dann nicht für mich? Ich hatte Angst vor Vorwürfen, vor dem Druck, der kommen mag, dass ich ihn verlassen soll. Zum Wohle der Kinder - natürlich. Bin ich deshalb eine Rabenmutter, weil ich bei ihm bleibe. Bin ich zu egostisch. Sind meine Träume auf Sand gebaut, dass es irgendwann besser wird?
Denke ich zu sehr an mich, weil ich Angst vor dem Verlust habe? Ich denke, Ihr merkt, wie verzweifelt ich bin und mir tut jedes Wort weh, das ich hier schreibe. Vernünftig reden kann ich mit meinem Mann nämlich nicht. Wenn er nüchtern ist, dann stoße ich ihn in diese Richtung, dass "wir mal reden müssen" - dann kommt aber: "Es ist alles gut, ich trinke nichts."
Dann lass' ich ihn, weil ich neuen Mut schöpfe, es geht ein, zwei Tage gut und dann fängt das Drama von vorne an. An diesen Tagen kann ich gar nicht mit ihm darüber reden. Ich würde ja nur "quatschen", ihn immer und immer wieder unter Druck setzen (was ich wirklich nicht tue, aber vielleicht mal tun sollte).
Er fängt jetzt auch schon morgens an zu trinken, er hat nur einen Job zweimal die Woche, wo er auch teilweise trinkt. Es wird nicht gemerkt, weil er allein ist im Büro... Ich versteh' die Welt nicht mehr und vor allem mich selbst nicht. Ich müsste doch so stark sein, um einen Schlussstrich zu ziehen. Was kann ein Mensch aushalten? Ihc fühle mich so schlecht und krank, weine so oft und versuche, es nicht an die Kinder 'ranzulassen.
Dabei vermisse ich meinen Mann schon, wenn ich z.B. arbeiten bin. Sagt mal, bin ich krank? Ich hoffe, ich kann hier so offen und ehrlich schreiben und niemand erklärt mich für verrückt....
Ich hatte niemals etwas mit Alkoholsucht zu tun, "nur" mein onkel war Alkoholiker, von dem hab' ich aber so viel nicht mitbekommen. Ich weiss nicht, an wen ich mich wenden kann. Selbsthilfegruppen sind ausgeschlossen, da ich jede freie Minute mit meinen Kindern verbringe, weil ich Vollzeit arbeite. Ausserdem ist er furchtbar misstrauisch und würde es nicht verstehen, wenn ich dahin gehen würde.
Meine Güte, wenn ich das so lese, dann erkenne ich auch eine Sucht - ich bin abhängig von ihm. Aber was macht mich so abhängig? Ich weiss es nicht und hoffe, dass ich Euch nicht zu sehr verwirrt habe mit meinen durchgekreuzten Gedanken.
Ich danke Euch schon jetzt für Eure Ohren und hoffe, dass ich mich hier ein wenig austauschen kann. Vielleicht (ganz sicher, evtl. in anderer Form) kennt das ja alles jemand??
Viele liebe Grüße!!