Nach 32 Jahren doch alles zu Ende??

  • Liebe Sonnenanberterin,

    herzlich Willkommen hier in Forum. Es hört sich jetzt wirklich blöd an, aber es ist beruhigend, dass man auf Menschen trifft, die das Gleiche durchmachen. So schlimm es auch ist, aber es tröstet doch irgendwie. Ihc bin auch neu im Forum und weiss auch nicht, wie unser/mein Leben weitergehen soll.

    Alles, was Du schreibst, könnte ich so unterschreiben. Ich weiss nie, was der neue Tag bringt. Freue mich, wenn er sagt: "Morgen trinke ich nicht!" - um dann wieder bitter enttäuscht zu werden, wenn er mit glasigen Augen da sitzt, blöd grinst oder noch schlimmer: demütigt und schimpft. Um sich danach wieder zu entschuldigen.

    Wie stehst Du denn zu Deinem Mann? Ich denke mal, Du liebst ihn von ganzem Herzen, sonst würdest Du das alles nicht so mitmachen? Oder ist es die Angstm alleine da zu stehen? Ihc stelle mir seit langem auch diese Fragen und ich habe bislang keine Antwort gefunden. Wir haben so viele Parallelen, bis auf, dass meine Kinder noch sehr, sehr klein sind.

    Ich habe Angst, dass der Alkohol schon alles zerstört hat, ohne, dass ich es erkannt habe.

    Wie denken denn Eure Kinder darüber? Sprecht Ihr darüber? Was raten sie denn? Ich würde so gern einen Rat geben, aber ich weiss selbst nicht, was ich tun soll....... Ausser, Dich einmal unbekannterweise ganz fest zu drücken.

  • Moin Sonnenanbeterin!
    Also, Dein Mann will ja scheinbar nichts ändern. Er hat wohl seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht. So schlimm das auch klingen mag, aber er muß ersteinmal seinen persönlichen Tiefpunkt haben. Sonst greift er immer wieder zu dem "Freund und Tröster" Alkohol. ER muß es wollen, mit dem Saufen aufhören.
    Ich bin ich selber trockene Alkoholikerin und kann die Seite des Partners/Partnerin nur theoretisch verstehen. Aber eines weiß ich: Ganz wichtig ist es, dass der Partner, der nicht suchtkrank ist, für sein Leben verantwortlich ist, sich um sich selber kümmert. Denn das Kümmern um den Alkoholkranken bringt nichts. Das unterstützt eher noch die Sucht, weil er ja weiß, er wird immer wieder aufgefangen.
    Alkoholismus ist eine tödlich endende Krankheit, die nur durch den Kranken selber gestoppt und zum Stillstand gebracht werden kann. Nicht durch den Partner / Familienangehörigen / Freund etc..
    Ich wünsche Dir viel Kraft dabei, für DICH das zu tun, was DIR gut tut.
    Lieben Gruß
    drybabe

    never give up

  • Hallo Sonnenanbeterin

    Deine Geschichte ist auch meine Geschichte. Ich wäre nächstes Jahr 30 Jahre mit meinem Mann zusammen, davon 25 verheiratet.
    Ich dachte, ich kann nicht ohne ihn, ich dachte, wenn er nur aufhören wurde zu trinken, ich dachte, wenn ich dass alles verstehe dann kann ich das ändern.......PUSTEKUCHEN!!!

    Solange Du Deine Gedanken von ER auf ICH nicht umstellst, ändert sich nichts, ausser dass Du noch unglücklicher wirst.
    Auch Du hast Deinen Tiefpunkt noch nicht erreicht, ein Punkt wo man ganz unten ankommt, und im Kopf nur noch ein Gedanke ist: ES GEHT NICHTS MEHR, ES IST AUS.

    Wir sind Abhängig, wir sind süchtig, wollen wir das ändern, oder sind dazu noch nicht bereit?

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Hallo
    Da erkenne ich mich wieder, auch ich hatte am Ende an nichts mehr Freude, Feierabend? Wochenende? Urlaub? war immer das gleiche, zisch...war die erste Flasche auf, dann zweite, dann dritte usw.
    ich habe ausgehalten, so viele Jahre, (heute bereue ich es ) bis meine Kräfte am Ende waren.
    Bornout, schwere deprssionen, Angstzustände, Panikattacken. Ewige Kopfschmerzen, Magenschmerzen bis der Notarzt kommen musste, Rückenprobleme, Schwindel, Esssucht, Schlaflosigkeit...
    In mir war so viel Wut, soviel Hass, ich wäre, glaube ich, in der Lage ihn mit blossen Händen umzubringen, und trotzdem wartete ich bis ER was ändert, weil ich zu feige war selbst was zu tun.

    Eines Tages kam mir plötzlich der gedanke, ES IST ALLES AUS! ich hatte keine Kraft mehr um zu Leben.
    Zu dem Zeitpunkt, konnte ich auch geräusche nicht mehr ertragen, ich habe nur noch geschafft zu meinem hausarzt zu gehen und bin dann zusammengebrochen.

    Dann folgte Psychiatrische Behandlung, Psychotherapie, habe Bücher zum Thema gelesen, war hier im Forum...

    Es ist fast 4 Jahre hier.
    Ich bin glücklich, ich lache viel, ich habe meine Lebensfreude wieder. ich habe einen neuen mann im Leben, und erst jetzt erlebe ich, wie schön es sein kann.

    Kannst Du Dir vorstellen, jemand mit dem Du immer reden kannst, wenn Du was planen kannst, ohne Angst zu haben das es wieder in Disaster endet. Wenn Du Dich anlehnen kannst, vertrauen kannst, wenn im Schlafzimmer nach Lavendel riecht und nicht nach Bier, wenn Du nach einer Party mit dem Auto nachhause gefahren wirst, ohne selbst mit einem bessofenen auf dem beifahrersitz, wenn Du gemeinsam einkaufen gehst, ohne dass als erstes kasten Bier im wagen steht. Das leben kann so herrlich sein, ohne Angst, ohne Wut, ohne Ekel.
    Wir sind es wert es alles zu haben.

    Es war, Gottweiß, nicht einfach, ich habe zwie Söhne, wobei der große Pflegebedürftig ist, aber es war das beste was mir in meinem Leben passieren konnte.

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Hallo Sonnenanbeterin,

    in deinem ersten Beitrag schreibst du

    Zitat

    Wie soll ich nur weiterleben

    Das ist eine Frage, die kannst nur du dir beantworten. Wie willst du denn weiterleben?

    An der Seite eines nassen Alkoholikers ist es sehr schwer, ein eigenes Leben zu leben. Ein Abhängiger tickt einfach nicht so wie ein nicht Abhängiger, das ist einfach so. Da kannst du noch so viel probieren es zu verstehen, das geht nicht. Er wird sich selbst auch nicht verstehen. Die Sucht bestimmt sein Leben, nichts anderes. Um aus diesem Kreislauf auszubrechen, braucht er viel Mut und Kraft und vor allem den Willen dazu, es zu tun. So wie ich es heraus lese, hat er das nicht. Er will trinken und fühlt sich damit wohl, so wohl es eben geht.

    Das heißt, er lebt sein Leben so, wie er es für sich gut befindet.

    Was machst du? Du hast das Gefühl, alles richtet sich nach ihm, in dir drinnen. Und ich sage dir, es wird wohl auch so sein. Das ist einfach meine eigene Erfahrung. Auch bei mir hat sich alles nur noch nach meinem Ex gerichtet und darum, ob und wann und wo und wieviel er wieder getrunken haben wird... Es war nichts mehr planbar für mich. Ich hatte kein eigenes Leben mehr.

    Wo bleibt ein klein bisschen Familie...? Für ihn ist das Nebensache, für ihn ist seine Sucht die Lebensbestimmerin. Nicht die Familie. Da versuchst du, was aufrecht zu erhalten, was wohl schon längst nicht mehr funktioniert.

    Wie willst du denn nun weiter leben. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Du kannst dich zurücklehnen und passiv zusehen, was da passiert. Du kannst so weitermachen wie bisher.

    Du kannst ausbrechen aus diesem Kreis, indem du aktiv beginnst, etwas für dich zu tun. Ohne ihn. Schöne Dinge, die dir gut tun. Indem du dir überlegst, was du noch vom Leben erwartest und was du meinst, was dir zusteht.

    Du kannst hier weiter aufschreiben, was dich bewegt. Das ist schon ein großer Schritt, dieses mit-teilen. Und das kann dir ganz schön weiter helfen, beim Sortieren.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Zitat von Sonnenanbeterin

    .... ich könnte kotzen.


    Liebe Sonnenanbeterin,

    Zitat von Sonnenanbeterin

    Da gehts mir ja immer noch gut (zumindest bilde ich mir das ein).

    manche Menschen fühlen sich im Erbrochenen gut. Sie wissen gar nicht, dass es auch anderes gibt auf der Welt. Bis sie irgendwann ausgebrannt mit drin liegen.

    Alles liegt in unserer Hand, auch ob wir den Putzeimer schwingen oder übers Tanzparkett swingen.

    Viele gute Gedanken Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Liebe Sonnenanbeterin,

    du hast Recht, es ist sehr, sehr schwer, vor allem nach solch langer Zeit der Beziehung, da auf einmal Entscheidungen zu treffen. Treffen zu wollen, zu müssen.

    Du hast ja eine lange Ehezeit hinter dir. Ich habe mich damals von meinem Exmann getrennt, nach mehr als 25 Jahren Ehe... Ich weiß sehr gut, wie es sich anfühlt. Übrigens war dann die Scheidung nach über 28 Ehejahren...

    Einen anderen Mann konnte ich mir damals nicht vorstellen. Bei der Trennung war ich 49 Jahre alt, erstmal dachte ich, ach, wer will mich da noch :roll: . Aber für mich war das auch zuerst mal garnicht mal so wichtig, ehrlich gesagt. Ich war froh, nach so langer Zeit von Ängsten, Zwängen, all dem Drumherum endlich Zeit für mich zu finden. Ich lernte mich erstmals in meinem Leben wirklich kennen. Lernte auf einmal meine Bedürfnisse zu erkennen und auch zu leben. Das war richtig spannend. Und es ging mir immer besser dabei.

    Aus heiterem Himmel kam tatsächlich doch noch mal die Liebe zu mir :D , nächsten Monat wird geheiratet. Und es geht mir gut, so gut wie nie zuvor. Denn ich bin in meinem Leben jetzt die Chefin!

    Du hast jetzt die ersten Schritte gemacht, und das ist doch toll! Du wirst ja aktiv, für dich selbst. Und so kannst du eins auf dem anderen aufbauen. Es stimmt schon, was du sagst,

    Zitat

    gemeinsam wäre es halt einfach schöner

    , aber mit einem nassen Alkoholiker an der Seite gibt es nichts gemeinsames. Er hat seinen Alkohol, was anderes ist nicht wichtig für ihn. Das siehst du ja auch selbst.

    Ich wünsche dir einen schönen Abend
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Sonnenanbeterin,

    ich kann DIch so gut verstehen - es ist nicht leicht, den Menschen zu verlassen, den man über alles liebt. Auch, wenn wir nur einen Bruchteil dessen zusammen sind, den Ihr miteinander verbracht habt - ich denke, wenn man wirklich liebt, dann hält es auch einiges aus.

    Unsere Kinder - ja, das ist der Grund, weshalb ich mir so einen Kopf mache. Was ist denn jetzt für sie besser? Klar, mit einem alkoholkranken Vater aufzuwachsen ist natürlich schlimmer, als "nur" mit der Mutter. eS ist alles so schlimm und ich weiss auch nicht weiter.

    Hm, wenn er sagt: "Morgen trinke ich nichts", dann ist es zu 90 % so, dass er wieder zur Flasche greift. Spreche ich ihn darauf an, dann sagt er, dass er mich anlügen muss, um seine Ruhe zu haben. Er lässt mir dann diesen Hoffnungsschimmer bewusst. Dafür habe ich keine Worte. Ja, was hält mich?? Ich liebe ihn einfach und es ist ein Teufelskreis.

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