Hallo Melinak,
vielen Dank für deine lieben Worte.
Es stimmt. Ich wollte lange Zeit überhaupt nicht (ein)sehen, dass es keinen Sinn macht, mich in der Angelegenheit total aufzureiben, psychisch und physisch gleichermaßen. Insgeheim wusste ich, dass ich rein gar nichts bewegen würde, egal wie sehr ich mich anstrenge. Die einzige Lösung war die Trennung. Aber das war aus verschiedenen Gründen komplizierter als ich mir das gewünscht hätte.
Nun aber erst einmal die versprochene Fortsetzung (wobei es nicht gerade einfach ist, das Geschehene so unverfänglich auszudrücken, dass die Identität der Beteiligten gewahrt bleibt), denn es folgten noch viele, viele Tage in der "Gefangenschaft":
Nachdem ich feststellen musste, dass mir dieses Wesen, das da seinen Rausch ausschlief, nicht einmal mehr Mitleid entlocken konnte, hat sich natürlich auch mein Verhalten geändert.
Ich habe mehr gearbeitet, mich mit Freunden getroffen (ja, ich hatte und habe welche, die sich nicht abschrecken ließen), neue Kontakte geknüpft, habe nicht mehr zuhause gewartet, ob xy sich heute wohl sehen lässt - und überhaupt habe ich fast alles anders gemacht als die ganzen Jahre vorher. Jede Stunde, die ich nicht in seiner Nähe war, konnte ich richtig genießen. Das hätte ich echt nicht gedacht!
Anfangs war das schwierig, denn ich tendierte teilweise noch dazu, rechtzeitig das Essen auf den Tisch zu bringen oder zumindest zuhause zu sein, wenn "er" Feierabend hatte. Das war so eine Gewohnheit geworden, dass es mir nicht einmal bewusst wurde, wie automatisch ich doch handelte. Meine Freundin hat mir geraten, ich sollte mich mal selber beobachten: Wenn ich xy doch nicht mehr will, dann darf ich mich auch nicht an seinen Wünschen orientieren! Abgesehen davon, dass das sowieso nie gut sein kann. Ich sei schließlich mein eigener Mensch! Recht hat sie!
Durch diese Änderungen in meinem Verhalten offenbar misstrauisch geworden, fing xy jetzt an, mir nachzuspionieren. Kontrollanrufe und Vorwürfe, wo ich sei und warum ich ihn warten lasse - bis hin zu Drohungen, ich könne etwas erleben, wenn ich nicht sofort nach Hause komme, daheim dann die Verdächtigungen und Anschuldigungen, ich müsse einen Anderen haben...
Eifersuchtsszenen vom Feinsten, kombiniert mit nächtlichen Weckaktionen, bevorzugt dann, wenn ich am nächsten Tag besonders früh raus musste, Geschrei, Gezänk und haltlose Vorwürfe. Eben das Übliche, was in Co-Abhängigkeits-Geschichten so oft vorkommt, dass wohl die meisten jetzt wissend nicken werden.
Ich war nur noch genervt. Der Schlafmangel zeigte Folgen. Und ich bekam langsam Angst. Es wurde mir nach und nach klar, dass die finanzielle Seite noch die geringste Schwierigkeit sein dürfte.
Nahezu zeitgleich stellten sich bei mir auch gesundheitliche Probleme ein. Rückenschmerzen ohne Ende, teilweise konnte ich tagelang nicht aufrecht gehen (Quasimodo hatte eine vergleichsweise gute Haltung), meine sämtlichen Gelenke schmerzten, was mich nachts ebenfalls aufweckte, wobei ich mich allerdings langsam an die permanente Migräne gewöhnte...
Bei mir hat sich also der Körper erst gemeldet, als es mir bewusst geworden war, dass ich so und mit diesem xy nicht mehr leben wollte. Sicher hatte ich vorher auch zeitweise Beschwerden, aber nie so massiv!
(Fortsetzung folgt...)