Beiträge von lillylolo

    Hallo Bluemli,

    ich verstehe gut deine innere Zerrissenheit. ich bin 28 Jahre alt und habe beide meiner Eltern an den Folgen ihres Alkoholkonsums verloren, zuletzt meine Mutter im Februar.

    Räumlicher Abstand ist in deinem Fall sicher sinnvoll - was Familienfeste angeht würde ich es testen und schauen, welches Gefühl ich dabei habe. Wenn du eigentlich das Gefühl hast zu platzen, die Situation nicht erträgst - dann musst du es nicht!

    Du schreibst du hast dich emotional distanziert, nachdem du gemerkt hast dass deine "Bemühungen nicht mehr fruchten" und leidest aber nun unter den Vorwürfen. Schuldgefühle und das Gefühl der Verantwortung für deine Eltern sind typisch für EKA. Du hast bereits verstanden, dass das Verhalten deiner Eltern Einfluss auf dich hatte. Aus meiner Erfahrung heraus sind Mastiff sitzende Muster die ich erst in einer Therapie erkannt habe (mittlerweile 3 Jahre). Deswegen mein Rat um dich aus der Spirale der Schuld und Verantwortung zu lösen - kümmere dich um dich selbst. Investiere etwas der Energie was du in deine Eltern gesteckt hast in dich selbst und befasse dich damit, was in dir vorgeht, warum du dich schuldig fühlst obwohl du keine Schuld trägst, und finde für dich heraus, wie du mit der Situation umgehen möchtest. Dieses Forum ist schon einmal ein guter Weg (wobei ich selbst immer wieder erstaunt bin, wie wenig Austausch hier im EKA Forum erfolgt). Es gibt außerdem Anlaufstellen wir Al-Anon oder Therapeuten, die von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden. Hast du mit guten Freunden oder Bekannten über deine Situation gesprochen?

    Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!

    Liebe Junebug90,

    ich bin 28 und meine Mutter ist im Februar an den Folgen Ihres Alkoholkonsums verstorben und ich meine zu verstehen, was du durch machst.

    Es ist wohl die größte Angst eines jeden EKAs gewesen, dass das Alkoholabhängige Elternteil irgendwann an den Folgen des Alkoholkonsums stirbt. Und dann tritt es irgendwann ein und es ist schrecklich, insbesondere die Eltern so schwach und krank zu sehen. Auch ich habe mich auf dem Totenbett mit meiner Mama versöhnt, auch wenn sie vorher schon 3 Jahre trocken war und sich unser Verhältnis gebessert hatte konnte ich mich erst durch ihren Tod mit ihr versöhnen.

    Ich war während dieser Zeit bereits in Therapie und es half mir diese Zeit durchzustehen. Schuldgefühle, Beziehungsprobleme, Angststörungen haben mein eigenes Leben beeinflusst und tun es auch weiterhin. Daher möchte ich dir in dieser schwierigen Zeit raten, dir auch eine Form der Unterstützung zu holen, um dich um dich selbst zu kümmern und die Zusammenhänge zu verstehen und die Schuldgefühle und die Verantwortlichkeit abzulegen.

    ich wünsche dir vom Herzen viel Kraft und alles Gute!

    Liebe Helen,

    ich habe mir deinen Thread durchgelesen - auch dir wünsche ich mein Beileid.

    Ich habe mich sehr in deinen Worten wiedergefunden. Es gab seit gestern einige Momente, in denen meine Gefühle "rausgeplatzt" sind. Es überwiegt derzeit das Kind in mir, dass wütend ist und traurig, dass die Mama es verlassen hat und welches daran zweifelt, ob es das alleine schaffen kann. Aber dann denke ich an meine Mutter, die zu mir wie bei vielen Sachen gesagt hat "natürlich schaffst du das" und denke daran, was ich in den letzten zwei Wochen geschafft habe (sie bei ihrem Tod begleitet, die Bestattung organisiert, etc.) und weiß irgendwie, dass ich es schaffen werde....

    Vielen Dank Karsten und Morgenrot für eure Anteilnahme.

    Hallo liebes Forum,

    vor zwei Wochen ist das eingetroffen, wovor ich mein Leben lang die größte Angst hatte: meine Mutter ist verstorben...

    Nachdem ich meine Mama den ganzen Tag nicht erreicht habe und wusste, dass es ihr nicht gut ging, habe ich meinen Freund in ihre Wohnung geschickt, der sie auf dem Boden liegend, aber bei Bewusstsein gefunden hat. Sie hat drei Tage im Krankenhaus verbracht, ihre Leber und ihre Nieren haben im Anschluss versagt und dann hat auch ihr Herz irgendwann aufgehört zu schlagen. Sie ist jedoch friedlich und ohne große Schmerzen eingeschlafen. Drei Tage hatte ich im Krankenhaus Zeit mich zu verabschieden, ich bin froh dass ich diese Zeit hatte...

    Meine Mama, so wie ich das einschätzen konnte, war die letzten 2-3 Jahre trocken. Sie hat sich rührend um unsere Tochter gekümmert und aufgepasst, hat uns im Haushalt geholfen und sich um die Hunde gekümmert. Ihr Verhalten war die letzten Jahre einwandfrei. Ich habe daher das Gefühl, dass ich mich mit ihr aussöhnen konnte.

    Unabhängig davon war sie allerdings Alkoholikerin, und ich habe dadurch und durch meinen Trinkenden Vater schwierige Zeiten durchgemacht und trage so einige Merkmale eines EKA mit mir gut. Ich habe stets unter Schuldgefühlen gelitten, dass ich ihr nicht helfen konnte (auch wenn ich im Kopf inzwischen weiß, dass ich dies nicht tun konnte) und hatte Schwierigkeiten mich zu distanzieren, habe mich für sie verantwortlich gefühlt. Diese Gefühle kommen manchmal jetzt noch hoch. Ich gehe seit zwei Jahren zur Therapie, und werde diese auch weiterführen, durch die es mir zumindest möglich ist, zu erkennen warum ich diese Gefühle habe.

    Dafür, dass ich mein Leben lang so eine große Angst vor Ihrem Tod hatte und dachte, ich komme dann nicht mehr zurecht, geht es mir derzeit ok. Ich wundere mich manchmal sogar, dass ich nicht im Bett liegen bleiben und mich verkrieche, sondern dass ich weiterhin mein Leben leben kann. Es zwar unglaublich traurig, sie im Krankenhaus zu sehen und Abschied von ihr zu nehmen. Gleichzeitig kam ein gewisses Gefühl der Erleichterung auf, dass ich mir keine Sorgen mehr machen muss. Letztendendes war es eine Achterbahn der Gefühle im Krankenhaus, und jetzt, nach der Trauerfeier, fällt es mir doch irgendwie schwer wieder viel zu fühlen....


    Daher meine Frage an diejenigen von euch, die den Tod ihres trinkenden / nicht-mehr trinkenden Elternteils erlebt haben: Wie seid ihr mit dieser Situation umgegangen? Welche Gefühle habt ihr wahrgenommen, bzw. kanntet ihr auch diese Phasen, wo ihr kaum bzw. wenig gefühlt habt? Was hat euch geholfen, im besonderen Hinblick auf euch als "EKA"?

    Danke für das Zuhören.

    Viele Grüße,
    Lillylolo

    Hallo Lythalia,

    ich verstehe, dass die Situation mit deinem Vater sehr akut ist.

    Bist du der/die einzige Verwandte bzw. nahestehende Person, die sich um seine Angelegenheiten kümmern "muss"? Kannst du Verantwortungen abgeben? Kann dir eventuell dein Lebensgefährte einige dieser Sachen abnehmen, z.B. mit der Krankenkasse kommunizieren hinsichtlich Pflegestufe, etc.?

    Ich gehe davon aus, dass du dich eigentlich hier im Forum angemeldet hast, weil DU endlich Hilfe bzw. Unterstützung brauchst. Dein Fragen richten sich jedoch zum großen Teil darauf aus, wie du deinem Vater helfen kannst. Das ist für viele EKA normal, wir haben unser Leben komplett auf die Krankheit ausgerichtet. Dabei vergessen wir aber leider manchmal unsere eigene psychische und körperliche Gesundheit. Es ist wichtig, dass du dich fragst, wie du dich selbst entlasten kannst, damit du nicht unter all dieser Last zerbrichst.

    Du wirst keinen Rückfall vermeiden können, und du bist für keinen Rückfall verantwortlich. Ich wollte immer, dass meine Mutter endlich aufhört zu trinken. Eines Tages hat sie aufgehört, ohne dass ich etwas davon mitbekommen habe, ohne dass ich es mir erklären konnte und ohne dass ich mir jemals zu 100% sicher sein konnte, dass sie nicht mehr trinkt. es liegt außerhalb deiner Macht, wie ein anderer Mensch sich um sich selbst kümmert und welche Entscheidungen er trifft.

    Du möchtest Erklärungen für seine klaren Tage? Ich denke, das liegt an der Höhe des Ammoniaks und wie "vernebelt" er grade ist, das schwankt stark. Das ändern allerdings nichts an der gesamten Situation, auch wenn ich verstehe, dass grade diese klaren Momente sicher Hoffnung geben, dass alles wieder gut wird.

    Du hast nach Ratschlägen für dich selbst gefragt. Kümmere dich um dich selbst und suche dir externe Hilfe, durch selbsthilfegruppen, durch dieses Forum, durch Psychologen, durch Therapeuten. Rede über dich, wie schwer es für dich ist, diese Situation zu ertragen. Schau, wie du dich Stück für Stück von dieser Verantwortung und von den Schuldgefühlen lösen kannst. Du bist nicht Schuld an dieser Situation, und du kannst nichts an dem Verhalten deines Vaters ändern. Aber du kannst und musst auf deine eigene Gesundheit achten, und darauf dass es dir gut tut.


    Alles Gute für dich und bis bald.

    Liebe Schrumpeldei,

    die Zweifel, die du hast, auch deinen eigenen Gefühlen gegenüber, kann ich sehr gut nachvollziehen.

    Ich war nie in einer Partnerschaft mit einem Alkoholiker, jedoch hatten meine Eltern ein Alkoholproblem. Seit ich dies erkannt habe, bin ich mit beobachtenden Augen durch die Welt gelaufen und habe versucht zu analysieren, wer in meinem Umfeld wie Alkohol konsumiert, was normal ist, was zu viel ist, wer süchtig sein könnte. Die Frage, wann jemand süchtig ist, hat mich länger beschäftigt und tut es ab und zu noch heute, à la "bin ich es, die paranoid ist, oder hat der andere echt ein Problem?".

    Die Wahrheit ist - so habe ich zumindest für mich versucht das ewige Gedankenspiel zu beenden - du kannst es nicht wissen! Es gibt mit Sicherheit Leute, die jeden Tag ein Glas Wein trinken können, ohne süchtig zu sein, und es gibt Menschen, die sich alle 3 Monate betrinken und süchtig sind, usw. Jeder muss für sich selbst wissen, was richtig ist und ob er süchtig ist, sich süchtig oder suchtfördernd verhält, usw...

    Und genauso du solltest für dich selbst wissen, ob du in der Beziehung so glücklich bist mit den gegebenen Voraussetzungen. Solltest du dich unwohl fühlen, musst du für dich überlegen, was du für dich selbst machst und welche Konsequenzen du ziehst. Und damit meine ich nicht, wie du deinen Freund vom Alkohol abbringen kannst - Kontrolle, lieb sein, böse sein, traurig sein, all das bringt nichts (das weißt du wahrscheinlich von deinem Vater). Fragen die ich mir stellen würde: Was sind meine Grenzen? Was toleriere ich an Verhalten, Alkoholkonsum, Gerüchen, in meiner Gegenwart, was nicht? Werden diese Grenzen eingehalten?

    Hast du das Gefühl, dass du deine Erfahrungen als Kind/Jugendliche mit einem alkoholkranken Vater gut verarbeitet hast? Ich persönlich dachte bis vor 1,5 Jahren, dass meine Kindheit eigentlich sehr schön war, nur meine Eltern haben sich ein bisschen viel gestritten, meine Mutter hat recht viel getrunken... Heute denke ich, dass meine Kindheit sehr schwer war, zwei alkoholkranke Eltern, ständig zwischen den Fronten, keine Stabilität, wenig Aufmerksamkeit. Dies weiß ich erst seit meiner Therapie. Solltest du dies noch nicht in Betracht gezogen haben, so kann ich mir vorstellen, dass dir eventuell ein Blick auf deine Vergangenheit helfen kann deine heutige Situation besser einzuschätzen. (--> schau einmal im Forum EKA = erwachsene Kinder von Alkoholikern nach, vielleicht erkennst du dich wieder).

    Alles Gute und bis bald :)

    lillylolo

    Hallo zusammen,

    ich möchte mal ein neues Thema eröffnen in der Hoffnung, mal fernab von Eltern bzw. Partnern über die eigenen Probleme zu diskutieren.

    Ich befinde mich seit 1,5 Jahren in Therapie (tiefenpsychologisch, 1-2 x die Woche), und merke durchaus einige Verbesserungen. Mein Alltag lässt sich leichter bewältigen, ich kann ehrlicher auf meine Vergangenheit blicken und mir mehr erklären.

    Jedoch bin ich derzeit an einem Punkt, an dem ich eigentlich nicht glücklicher sein könnte. Ich habe einen wundervollen Partner, eine süße Tochter mit ihm, 2 Hunde, bin finanziell abgesichert und lebe in einer schönen Wohnung. Aus meinem letzten Job bin ich geflüchtet, weil ich dort sehr unglücklich war, und stehe nun vor der Qual der Wahl.

    Mein Leben lang wollte ich Karriere machen, Arbeiten war mein Rettungsanker, mein Weg nach draussen - und ich merke aber, wie ich eigentlich nie das gemacht habe, was ich wollte, sondern nur die Sachen gemacht habe, die sich mir angeboten haben, die gut bezahlt haben, die vernünftig waren, die gut auf dem Lebenslauf aussehen.

    Und jetzt steh ich da - ich habe von meinem Partner, Familie und Freunden den Rückhalt alles zu machen was ich möchte, habe schon die Erkenntnis, dass ich eine andere Richtung einschlagen möchte - aber ich weiß nicht, was ich mag. Ich weiß nicht wirklich, was ich gut kann bzw. was ich damit machen könnte. Und obwohl ich den ganzen Tag Zeit hätte, etwas Neues zu probieren, meinen Hobbys nachzugehen, fehlt mir die Kraft, es zu tun und ich bleibe zu Hause. Plötzlich habe ich auch wieder solche "emotionalen Ausbrüche", bin sensibel, mache meinem Freund Vorwürfe, für NICHTS - ich denke, weil ich einfach so unzufrieden bin ohne eine Aufgabe.

    Mein Wunsch danach, ein glückliches, normales Leben zu führen ist groß, vor allem möchte ich meinen Freund und meine Tochter nicht durch mein gestörtes Verhalten weiter in Mitleidenschaft ziehen und endlich mein Leben geniessen

    Kennt ihr solche Phasen? Kraftlose, ausgelaugte Phasen? Phasen, in denen ihr nicht wisst, wer oder was ihr seid? Weil ihr euch eigentlich nie darum gekümmert habt? Wie habt ihr weitergemacht? Brauche ich einfach noch Zeit, weil mich Therapie und Vergangenheit so viel Kraft kosten? Oder bin ich einfach "durch und durch depressiv" und werde nie zufrieden sein? Habt ihr Tips oder Ideen, wie ich wieder "in die Gänge" komme?

    Danke für eure Antworten.

    Lillylolo

    Liebe Wildflower,

    willkommen im Forum, bist tapfer dich anderen gegenüber zu öffnen und dich deinem Problem zu stellen. :)

    Zu deinen Erzählungen und Fragen: Du scheinst dich bereits länger mit der Thematik der EKAs / Co-Abhängigkeit auseinandergesetzt zu haben und hast vom Kopf her verstanden, welche Auswirkungen dies auf dich hat. Gefühlsmäßig scheinst du jedoch "hinterher" zu sein und nicht im Reinen mit dir selbst (Angst, schlechtes Gewissen, etc.).

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    Hilft Vergebung oder ist das nur eine billige Ausrede, um selber die Täter zu schonen und sich mit den Schmerzen nicht noch einmal auseinander setzen zu müssen?

    Ich denke, um jemanden aufrichtig und gefühlsmäßig vergeben zu können muss man seine Emotionen wie Wut, Trauer etc. durchlebt haben und sich der Verletzungen bewusst werden, um sich als erwachsener Mensch dann abzugrenzen und die Verantwortung für das Leben "ab jetzt" zu übernehmen, da man die Wahl hat, wie man weiter macht.

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    -oder hilft, die Wut auf die Bezugspersonen (in meinem Fall Mutter) richtig rauszulassen, ohne schlechtes Gewissen. Aber was ist, wenn man aus der Wut nicht mehr rausfindet?

    Du sprichst von schlimmen Sachen, die vorgefallen sind und sprichst selbst von einer "berechtigten Wut". Ich denke wenn jemandem etwas ungerechtes widerfährt, insbesondere einem Kind, ist Wut und Trauer das natürlichste der Welt. Wie lange die Wut bleibt weiß ich nicht, aber ich glaube es ist kürzer als wenn man die Wut und Trauer unbewusst jahrelang mit sich trägt aber unterdrückt. Das schlechte Gewissen hat man als Kind denke ich automatisch, insbesondere wenn die Eltern wegen ihrem Alkoholkonsum oder restlichem Leben leiden, krank sind oder sterben. Kinder geben sich automatisch die (Teil-)Schuld für das Leben der Eltern, zumindest wenn sie dem Elternteil "nicht helfen" konnten. Aber sieh es mal so - du kannst bei einer Therapie mit einer neutralen Person, die niemandem über dich erzählen wird, deine Gefühle rauslassen ohne dass jemand dir Vorwürfe macht.

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    -Helfen Langzeittherapien oder sollte man lieber die Kiste nicht aufmachen?

    Bei mir sind es jetzt 1,5 Jahre, ich merke eine große Entlastung und Erleichterung. Ich habe während der Therapie Wut, Trauer, Schuldgefühle, Selbsthass, Sehnsucht, und Liebe empfunden. Es kommen immer noch alte Muster hoch, ich bin noch längst nicht am "Ziel", es gibt Tage da sehe ich schwarz. Aber wenn man in meinem Fall 25 Jahre vor der Therapie hatte, so denke ich brauch es seine Zeit bis man heilt und die darf man sich ruhig zugestehen.


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    --Zieht man, wenn man mehr zu sich kommt, auch gesündere Menschen an?

    Ja und Nein. Die Wahrheit ist, du kannst wählen mit wem du befreundet bist, ausgehst, eine Beziehung führst oder eventuell nach einem kurzen Kennenlernen lieber meidest. Sicherlich wirkt ein positiver, emotional stabiler Mensch auch attraktiver auf andere emotional stabile Menschen als jemand, der viel Ballast mit sich schleppt. Punkt 1 ist jedoch denke ich der erste Schritt.

    Ich hpffe, meine ersten Gedanken konnten dir helfen und dich ermutigen. :)

    Alles Gute und bis bald,
    lillylolo

    Liebe Belezza,

    deine Geschichte erinnert mich stark an meine Kindheitsgeschichte.

    Zuallererst muss ich dir sagen, dass ich es toll finde, wie ehrlich du mit dem Thema umgehst und dich mit dir selbst auseinandersetzt - ich durch meinen Perfektionsdrang und durch meine Scham für meine Eltern habe selbst mir zu Beginn nicht eingestanden, dass ich eine schwierige Kindheit hatte und die Fehler nur bei mir gesucht.

    Meine Männergeschichten sehen ähnlich "konfus" aus - ich habe mich häufig zu Männern angezogen gefühlt, die einen exzessiven Lebensstil pflegten und Drogen oder Alkohol konsumiert haben - irgendwas in meinem Inneren hat mich Gott sei Dank davon abgehalten, feste Beziehungen mit Ihnen anzufangen, sodass es meist nur Affären oder Freundschaften waren, die ich dann nach einigen Jahren beendet habe, meist wenn ich kurz vor knapp gemerkt hab, dass ich belogen oder benutzt wurde. Interessant finde ich auch, dass ich auch jemanden hab wie deine Nummer 3 ;) - jemand Gutes, für den ich augenscheinlich nicht genug war. Ich glaube, so dreht man es sich nur hin, wenn man von sich aus meint, nicht gut genug zu sein für "gute Männer". Auch bei meinem heutigen Freund sage ich immer, welch ein wahnsinniges Glück und positives Schicksal es für mich war, ihn kennenzulernen, als könnte ich nicht glauben, dass ich das verdient hab.

    Woher das kommt kann ich durch inzwischen 1,5 Jahre Therapie, zu der mich mein Freund überredet hat, erst erahnen und ich merke, dass ich noch einen längeren Weg vor mir hab. Vielleicht hilft dir ein kurzer Einblick in meine Geschichte (ich bin heute 27).

    Mein Vater war alkoholabhängig, ist als ich 14 war an den Folgen seines Trinkens gestorben - jedoch habe ich ihn bewusst nicht in Erinnerung als Trinker. Meine Mutter ist irgendwann in meiner Kindheit ebenfalls dem Alkohol verfallen, ich vermute es liegt daran, dass schon ihre Mutter Alkoholikerin war, meine Mutter demnach EKA und bei meinem Vater dann Co-Abhängig. Nach dem Tod meines Vaters und demnach in meiner Pubertät wurde es schlimmer mit ihrem Trinken, in meinen Augen war sie allerdings die Alkoholkranke.

    So, zu den Parallelen die ich in deiner Geschichte gesehen hab:
    Du schreibst zum einen, du bist nicht Co-abhängig, weil du deinem Vater keinen Alkohol gekauft hast, und so weiter, und so fort. Ich war lange Zeit der gleichen Überzeugung, da ich ja noch nicht mal bewusst wahrgenommen habe, dass mein Vater Alkoholiker war. Mein Drang jedoch, nach außen perfekt zu sein, durch Leistung von meinem chaotischen Elternhaus in dem nur gestritten wurde abzulenken, ist jedoch genau so ein Muster. Ich habe (ob unbewusst oder bewusst ist m.E. egal) versucht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, mein Leben lang. Genauso verhält es sich mit dem Muster, dass man versucht nichts "falsch zu machen" (wie z.B. den Fernseher auszuschalten, wenn er schläft) - auch ich habe Angst etwas falsch zu machen in meinen Beziehungen und dann als Konsequenz nicht mehr geliebt zu werden.

    Meine Mutter war wie deine Mutter Co-abhängig. Sie hat mich zwar durch meine Kindheit geboxt, hat gearbeitet und irgendwie alles auf die Reihe bekommen, dennoch war sie unglaublich labil und schnell überfordert. Wie du sagtest, musstest du hier häufig die Rolle der Erwachsenen mit deinem Bruder übernehmen. Bei mir hat es dazu geführt, dass ich mich ebenfalls verantwortlich fühle für mein Umfeld, insbesondere wenn ich irgendwo eine Sucht oder suchtähnliches Verhalten vermute. Ich glaube daher, EKA sind besonders anfällig dafür einen Partner zu suchen, um so ihr Hilfsmuster ausleben zu können und daher gefährdet, "richtige Cos" zu werden.

    In der Psychologie sagt man glaube ich zudem (als Laie gesprochen), dass Frauen sich unbewusst Männer aussuchen, die ihrem Vater ähneln, da sie das bereits Bekannte als attraktiv wahrnehmen.

    Diese ganzen Erkenntnisse habe ich für mich aus der Therapie und durch eigene Recherche gewonnen, ich habe hierfür 1,5 Jahre gebraucht, ich finde, du bist mir da um einiges Voraus, weil du ehrlich zu dir selbst bist. Ich für meinen Teil merke jedoch, dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe. Die Therapie hilft mir jedoch, mich wöchentlich ehrlich mit mir selbst auseinanderzusetzen, mein Verhalten zu hinterfragen, zu überdenken, mich in andere reinzuversetzen (eigenartigerweise haben wir EKAs glaube ich sehr gute Riecher dafür, ob was stimmt oder nicht, können uns aber in richtigen zwischenmenschlichen Beziehungen nicht gut in andere reinversetzen und emphatisch sein, vermutlich, weil wir Kommunikation und nahe Beziehungen einfach nicht kennen), andere mögliche Reaktionen und Denkmuster zu erlernen und vor allem Distanz zu meiner Mutter und meinen Eltern zu zu finden und Verantwortung für mich selbst zu lernen (für mich der schwierigste Punkt). Man musst sich bewusst werden, dass man keine Schuld für seine Kindheit und das Alkoholproblem seiner Eltern trägt, heute jedoch die Verantwortung für sein Leben in eigenen Händen liegt.

    Vielleicht ein paar ganz praktische Hinweise, die mir damals geholfen haben, mir einen Arzt bzw. Psychologen zu suchen:
    - Es gibt verschiedene Formen der Therapie, ich habe mich für eine tiefenpsychologische Gesprächstherapie entschieden. Was dich da erwartet? Eigentlich bestimmst du das - du wirst hier am meisten reden, du entscheidest worüber, welches Thema dich beschäftigt und dein Gesprächspartner wird dir zuhören und eventuell Fragen stellen. Am befreiendsten war es für mich jedoch, dass niemand meine Situation bewertet. Es gibt jedoch auch andere Therapien wie Verhaltenstherapien... jedoch sind dafür Spezialisten da, um dies zu beurteilen und vor allem du - denn du musst dich auf die Therapie einlassen, ein gutes Gefühl bei deinem Therapeuten haben um über alles sprechen zu können. Im Internet findest du sicher viel mehr weitere Informationen zu den jeweiligen Gebieten. Achte aber darauf, dass der Arzt "seriös" ist (gibt da verschiedene Kammern und Zertifizierungen, das habe ich leider alles nicht im Kopf).
    - Es gibt online ebenfalls Seiten, wo du dir Arzttermine bei einem Psychologen oder Psychiater (Psychologe der ebenfalls Arzt ist) buchen kannst. Je nachdem wo du wohnst ist es hier manchmal einfacher, einen Termin zu bekommen als gesetzlich versicherter.

    Ansonsten hoffe ich, du findest durch das Lesen von Büchern oder durch den Austausch hier in dem Forum erst einmal weitere Erkenntnisse und vor allem das Gefühl, dich endlich einmal offen mit anderen über dieses Thema austauschen zu können und Leute mit ähnlichen Erfahrungen zu finden. :)

    Alles Gute und bis bald!

    Gerne, der Artikel würde mich interessieren.

    Seit ich mich damit auseinander setze, wie Alkohol und andere Suchtmittel bei mir wirken könnten und wie ich damit umgehen sollte, überkommt mich manchmal so eine Wut auf mich selbst, dass ich überhaupt jemals einen Schluck Alkohol getrunken habe, dass ich mich nicht komplett von dem Thema distanziert habe und dass ich meiner Mutter in manchen Sachen so ähnlich bin, sei es nur weil wir beide eine Mutter hatten die alkoholkrank war. Ich bin es manchmal einfach so leid, kein unbeschwertes Leben leben zu können, weil meine Mutter mich in diesen Mist reingezogen hat. Allerdings bleibt der Gedanke (grade deswegen) in meinem Kopf positiv, dass ich den Alkohol ganz aus meinem Leben streiche.

    Das Thema scheint mich derzeit einfach wieder so aufzuwühlen und die Auseinandersetzung fordert viel Kraft, neben Uni und Mama-Dasein scheint es manchmal schier unmöglich Kraft für weitere Dinge aufzubringen, oder der Alltag überfordert mich schon. Mein Freund muss nur ein falsches Wort sagen oder Kritik äußern und ich bin sofort so empfindlich, reagiere patzig oder denke unsere Beziehung funktioniert nicht mehr.

    Danke für das Teilen deiner Erfahrungen, Syrinx. Ich bin auch überzeugt davon, dass man sich selbst dafür entscheiden muss, ein anderes Leben zu leben als die Eltern und dass man es selbst in der Hand hat.

    Der Gedanke nie wieder Alkohol zu trinken klingt für mich bei längerem Nachdenken wie eine Befreiung, eine endgültige Entscheidung mein Leben so zu leben, wie ich es für richtig halte. Ich habe mich schon die letzten Jahre viel mit dem Themen Gesundheit, gesunde Ernährung, mentale Gesundheit beschäftigt - mein Essverhalten hat genau wie bei dir immer zu extremen geneigt (maßloses Essen, gefolgt von Diätzeiten), monatelang kein Sport bis hin zu Phasen, wo ich täglich Sport trieb, zudem habe ich geraucht und war viel feiern und habe dementsprechend getrunken. Grade wegen dieser Extreme war mein größter Wunsch Balance und Ausgeglichenheit in meinem Leben - wie ich diese Wörter liebe ist unglaublich. :D

    Es hat sich in dem vergangene Jahr viel dahin entwickelt, ich habe aufgehört zu rauchen, außer wenn ich abends in Gesellschaft bin und etwas trinke, ich mache derzeit nur noch Yoga, dafür regelmäßig ein mal in der Woche, meine Ernährung ist nicht strikt, dennoch versuche ich mich hauptsächlich gesund zu ernähren, aber verbiete mir nichts. So mit dem Alkohol - ich betrinke mich nicht, aber ich trinke an Abenden mit Freunden zusammen eine Flasche Wein.

    So weit, so gut... ich habe allerdings eine Beobachtung gemacht, als ich zwei Wochen alleine mit Freunden im Urlaub war - ich habe um einiges gesünder gelebt, als ich in meiner normalen Umgebung tue - hatte einen richtigen Drang nach aktiven Beschäftigungen, habe gesundes Essen genossen, ein Yoga Studio im Urlaub besucht, und war mit meinen Freundinnen auch feiern - aber habe, wenn ich müde war oder keine Lust mehr hatte den Abend für mich beendet und bin heim. Als ich heim kam aus dem Urlaub zu meinem Freund, zum Alltag, zum Stress habe ich gemerkt, dass ich Schwierigkeiten habe, nein zu sagen und aufgrund meines Alltags und anderer Einflüsse nicht nur die Dinge mache, die ich gerne mag. Es ist schwierig zu erklären und ich bin mir nicht sicher ob es daran liegt, dass mich das Thema gesunde Ernährung, Sport, so leben wie ich es für richtig halte zu viel Kraft kostet, weil ich mich kontrolliere und versuche einzuschränken, oder ob im Gegenteil es das ist, was in mir ist aber ich zu schwach bin mich gegen äußere Einflüsse, Meinungen, Alltag zu währen und mich selbst zu sehen. Beides ließe sich mit meiner EKA-Geschichte erklären.

    Jetzt habe ich meinen Gedankengang ziemlich genau erläutert, aber mich würde mal interessieren ob du oder anderes jemand ein ähnliches Phänomen beobachtet hat? Zu starke Kontrolle gegen zu beeinflussbar sein?

    Die Mitte zu finden scheint schwierig, eigene Stärke zu entwickelt und weiter Achtsamkeit zu üben sind wohl der Weg Klarheit zu dem Thema zu bekommen.

    Ich habe sie vor ein paar Tagen mit allen Fragen konfrontiert, die ich im Kopf hatte - was für mich ein wichtiger Schritt war.

    Gefragt habe ich sie, wie es dazu kam, dass sie ein Alkoholproblem entwickelt hat, obwohl oder etwa weil ihre Mutter auch eins hatte? Oder wieso hat sie sich ausgerechnet einen Mann wie meinen Vater ausgesucht, der eine Spielsucht und scheinbar auch ein Alkoholproblem hatte? Ich habe sie gefragt, was sie mir raten würde, wie ich mit Alkohol umgehen sollte, was vernünftig wäre, was sie anders machen würde, wenn sie könnte.

    Im ersten Moment dachte ich, ihre Antworten bringen mir nichts. Sie war in dem Gespräch nicht sehr selbstreflektiert, obwohl sie auch mal anders kann und auch schon offener mit mir geredet hat. Sie hat gesagt, sie kann es sich nicht erklären, wie so etwas entsteht, aber dass sie an einem sehr schlimmen Punkt im Leben war, eine Beziehung geführt hat in der sie emotional und finanziell abhängig war (von meinem Vater, er hat ihr gedroht ihr Kind wegzunehmen wenn sie sich trennt, sie hat von seinem Geld gelebt --> eine Vermutung wäre aber auch, dass sie ihr Co-Dasein mit meinem Vater weitergelebt hat).

    Ihrer Aussage nach würde ich nie ein Alkoholproblem bekommen, weil ich ganz anders bin als sie, viel stabiler, viel unabhängiger, in einer glücklichen Beziehung. Ich glaube, dass sagt sie sich und mir, weil es schöner und einfacher klingt und sie generell Schwierigkeiten hat, sich mit der Realität zu konfrontieren. Sie hat jedoch auch gesagt, dass ich selbst die Verantwortung für mein Leben trage, unabhängig davon was sie, mein Vater oder sonst wer gemacht haben, genauso wie sie nicht mehr die Schuld auf ihre Mutter schieben kann. In der Theorie weiß meine Mutter zumindest, wie das Prinzip funktioniert (sie war vor einigen Jahren in Therapie).

    Das Gespräch war insofern aufschlussreich, weil ich gemerkt habe, dass meine Mutter ihre Mutter in den Schutz nimmt und ihre Alkoholkrankheit verharmlost, und sich weiterhin auch der Realität entziehen möchte wegen ihrer Schuldgefühle mir und sich selbst gegenüber.

    Wenn ich ehrlich zu mir bin, habe ich daraus folgende Erkenntnisse gewonnen: Auch ich habe insbesondere als Jungendliche immer versucht, dass meine Mutter besser da steht, nicht als alkoholkrank wahrgenommen wird. Das Eingeständnis, dass meine Mutter süchtig nach Alkohol ist, kam erst in der Therapie. Mein Freund war der erste, der über die Alkoholsucht meiner Mutter Bescheid wusste, einer weiteren Freundin habe ich erst vergangene Woche die ganze Wahrheit erzählt. Auch ich habe mich bei meinem Freund emotional abhängig gemacht, jedoch einen sehr liebevollen Freund an der Seite, der sich dessen nicht bedient hat sondern mich zu einer Therapie "geschubst" hat, auch diese Erkenntnis habe ich erst in der Therapie gehabt.

    Die Tatsache, dass ich so ähnliche Muster zeige, wie sie meine Mutter hatte, und dass sie sich zu einer Trinkerin entwickelt hat, als es ihr schlecht ging zwingen mich dazu zu hinterfragen, wie ich mit Alkohol umgehen sollte. Mein Leben ist sehr schön, aber was ist, wenn etwas meine heile Welt erschüttert? Wie würde ich beispielsweise auf den Tod meiner Mutter reagieren? Würde ich- warum auch immer?! - zur Flasche greifen? Heute habe ich mich den ganzen Tag gefragt, wie es wohl wäre, einfach keinen Alkohol mehr zu trinken, ob es eine Umstellung wäre oder ob es natürlich wäre, wie die Leute in meinem Umfeld reagieren würden, mein Freund, Freunde, wie ich das erklären würde... Eigenartigerweise habe ich mich noch nie damit beschäftigt, dass dies eine Option wäre, aber irgendwie gefällt mir der Gedanke.

    Anmeldungsdatum: 15.08.2015
    Beiträge: 1

    BeitragVerfasst am: 15.08.2015, 15:55 Titel: EKA sucht Austausch mit anderen Betroffenen Antworten mit Zitat Beitrag dem Moderator/Admin melden
    Guten Tag,

    ich besuche dieses Forum seit über 10 Jahre in unregelmäßigen Abständen. Zu Beginn habe ich hier Antworten gesucht, wie ich meine Mutter, die alkoholkrank ist, vom Alkohol abbringe - selbstverständlich ohne Erfolg.

    In meiner Jugend habe ich begonnen, Depressionen zu entwickeln, die sich erst später durch verschiedene andere problematische Situationen (Finanzen, Autounfall) verstärkt haben, bis ich an einem Punkt war, dass ich mich nicht mehr um mich selbst gekümmert habe, wie gelähmt war. Wie durch ein Wunder bin ich durch gute Freunde und Arbeit ohne professionelle Unterstützung aus der Situation gekommen und habe mich zu einem Menschen mit normalem Alltag entwickelt. Was ich damals jedoch nicht verstanden hab, war der Bezug zu meiner alkoholkranken Mutter. Ich habe nur gelernt, mir gesündere Routinen und ein Ziel im Leben und Inhalt zu finden.

    Seitdem ich meinen Freund kennengelernt habe und eine Tochter mit ihm bekommen habe, wurde ich bald wieder von dem Thema eingeholt - ich verfiel in Muster, die ich von meiner Mutter gelernt hatte (viele Hochs und Tiefs, ständige Suche nach Bestätigung, Klammern und Angst um meinen Partner) und unsere Beziehung wäre fast kaputt gegangen. An diesem Punkt habe ich meinen Tiefpunkt erreicht, habe erkannt dass ich ein Problem habe und habe mich in professionelle Hilfe begegnen. Inzwischen erkenne ich, wie ich durch meine alkoholkranke Mutter geprägt wurde, weiß aber, dass es nun bedeutet, selbst Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen. Ich würde behaupten, ich bin seit 1 Jahr auf einem guten Weg.

    Es gibt noch einige Punkte, die für mich offen sind und wo ich mir wünsche, im Austausch mit anderen weitere Einsichten und Erkenntnisse zu gewinnen, der Weg ist lang. Zum einen ist mein Verhältnis zu meiner Mutter ambivalent und noch sehr regelmäßig - sie hat eine Leberzirrhose und seit zwei Jahren ihr Leben zum positiven verändert. Diese positive Entwicklung erschwert mir eine Distanzierung - da meine Mutter auch mit viel Fürsorge, Hilfe ihrerseits und durch andere Aspekte in meinen Augen positive Eigenschaften hat, erst recht in den vergangen zwei Jahren. Schuldgefühle sind natürlich Treiber, aber es gibt auch einen Teil von mir, der sie aufrichtig gern hat und als Menschen schätzt und auf eine gewisse Art Verständnis für ihre Entwicklung hat, ohne ihr Verhalten mir gegenüber zu rechtfertigen.

    Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt ist, ob und in welcher Form EKAs mit Suchtmitteln und Alkohol umgehen sollten. Ich persönlich habe Alkohol nicht aus meinem Leben verbannt, überlege aber, ob es nicht am vernünftigsten wäre dies zu tun, um Risiken zu vermeiden. In meiner Jugend habe ich unkontrolliert gefeiert und auch getrunken, mich jedoch irgendwann von einem bestimmten Umfeld distanziert und inzwischen ein kontrolliertes Verhalten im Bezug auf Alkohol. Jedoch merke ich, dass meine Entscheidungen auch heute noch durch mein Umfeld beeinflusst werden, sodass ich derzeit daran arbeiten, häufiger Nein zu allen möglichen Dingen zu sagen, auf mich selbst zu hören und mich abzugrenzen. Ich habe meinem Freund und einer Freundin von der Alkoholsucht meiner Mutter erzählt, stehe inzwischen zu meiner Vergangenheit, nun geht es um mich.

    So viel für den Beginn. Ich freue mich auf den Austausch mit euch.

    Herzliche Grüße