Anmeldungsdatum: 15.08.2015
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BeitragVerfasst am: 15.08.2015, 15:55 Titel: EKA sucht Austausch mit anderen Betroffenen Antworten mit Zitat Beitrag dem Moderator/Admin melden
Guten Tag,
ich besuche dieses Forum seit über 10 Jahre in unregelmäßigen Abständen. Zu Beginn habe ich hier Antworten gesucht, wie ich meine Mutter, die alkoholkrank ist, vom Alkohol abbringe - selbstverständlich ohne Erfolg.
In meiner Jugend habe ich begonnen, Depressionen zu entwickeln, die sich erst später durch verschiedene andere problematische Situationen (Finanzen, Autounfall) verstärkt haben, bis ich an einem Punkt war, dass ich mich nicht mehr um mich selbst gekümmert habe, wie gelähmt war. Wie durch ein Wunder bin ich durch gute Freunde und Arbeit ohne professionelle Unterstützung aus der Situation gekommen und habe mich zu einem Menschen mit normalem Alltag entwickelt. Was ich damals jedoch nicht verstanden hab, war der Bezug zu meiner alkoholkranken Mutter. Ich habe nur gelernt, mir gesündere Routinen und ein Ziel im Leben und Inhalt zu finden.
Seitdem ich meinen Freund kennengelernt habe und eine Tochter mit ihm bekommen habe, wurde ich bald wieder von dem Thema eingeholt - ich verfiel in Muster, die ich von meiner Mutter gelernt hatte (viele Hochs und Tiefs, ständige Suche nach Bestätigung, Klammern und Angst um meinen Partner) und unsere Beziehung wäre fast kaputt gegangen. An diesem Punkt habe ich meinen Tiefpunkt erreicht, habe erkannt dass ich ein Problem habe und habe mich in professionelle Hilfe begegnen. Inzwischen erkenne ich, wie ich durch meine alkoholkranke Mutter geprägt wurde, weiß aber, dass es nun bedeutet, selbst Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen. Ich würde behaupten, ich bin seit 1 Jahr auf einem guten Weg.
Es gibt noch einige Punkte, die für mich offen sind und wo ich mir wünsche, im Austausch mit anderen weitere Einsichten und Erkenntnisse zu gewinnen, der Weg ist lang. Zum einen ist mein Verhältnis zu meiner Mutter ambivalent und noch sehr regelmäßig - sie hat eine Leberzirrhose und seit zwei Jahren ihr Leben zum positiven verändert. Diese positive Entwicklung erschwert mir eine Distanzierung - da meine Mutter auch mit viel Fürsorge, Hilfe ihrerseits und durch andere Aspekte in meinen Augen positive Eigenschaften hat, erst recht in den vergangen zwei Jahren. Schuldgefühle sind natürlich Treiber, aber es gibt auch einen Teil von mir, der sie aufrichtig gern hat und als Menschen schätzt und auf eine gewisse Art Verständnis für ihre Entwicklung hat, ohne ihr Verhalten mir gegenüber zu rechtfertigen.
Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt ist, ob und in welcher Form EKAs mit Suchtmitteln und Alkohol umgehen sollten. Ich persönlich habe Alkohol nicht aus meinem Leben verbannt, überlege aber, ob es nicht am vernünftigsten wäre dies zu tun, um Risiken zu vermeiden. In meiner Jugend habe ich unkontrolliert gefeiert und auch getrunken, mich jedoch irgendwann von einem bestimmten Umfeld distanziert und inzwischen ein kontrolliertes Verhalten im Bezug auf Alkohol. Jedoch merke ich, dass meine Entscheidungen auch heute noch durch mein Umfeld beeinflusst werden, sodass ich derzeit daran arbeiten, häufiger Nein zu allen möglichen Dingen zu sagen, auf mich selbst zu hören und mich abzugrenzen. Ich habe meinem Freund und einer Freundin von der Alkoholsucht meiner Mutter erzählt, stehe inzwischen zu meiner Vergangenheit, nun geht es um mich.
So viel für den Beginn. Ich freue mich auf den Austausch mit euch.
Herzliche Grüße