Beiträge von AufderSuche

    Zwischen Verhaltenstherapie und Psychoanalyse gibt’s ja auch noch mehr. Glaubst du, dass eine Änderung deines Verhaltens durch eine Verhaltenstherapie etwas bei dir zum „Positiven“ verändern könnte, dass sie dir Zugang zu deinen Emotionen vermitteln könnte?

    Ich bin vor Jahren an einen Neurologen geraten, der u.a. in tiefenpsychologisch-fundierter Psychotherapie ausgebildet war, und mir sehr weiterhelfen konnte. Durch ihn habe ich auch erst Zugang zu Gefühlen und unverarbeiteten Konflikten in Kindheit und Jugend gefunden. Das war wie ein erster Schlüssel für mich.

    Interessant und aufschlussreich waren mit ihm auch die Gespräche über diese und andere Richtungen, seine Kompetenz und Souveränität diesbezüglich gaben mir Sicherheit. Er hatte nur durch andere berufliche Verpflichtungen keine Zeit, mir eine „richtige“ Therapie anzubieten.

    Durch das Forum hier bin ich auf Trauma-Therapie gestoßen und hab mich daraufhin etwas näher darüber informiert. Ich hätte von mir nicht gedacht, ein sogenanntes „Trauma“ erlebt zu haben, aber Ansätze eines solchen sind bei mir bei näherem Hinschauen tatsächlich vorhanden.

    Deshalb lerne ich gerade eine Therapeutin kennen, die in diesem und weiteren Bereichen Erfahrungen hat.

    Und auch über meine Fähigkeit in Streits nicht dne Kopf zu verlieren. Viele Konflikte eskalieren ja gerade weil Emotionen im Spiel sind. Studien lege nahe, dass emotionale Entscheidungen in Streits nicht rational und tatsächlich "schlechter" sind. Selbst wenn der gegenüber Recht hat, ist man weil man so emotional aufgeladen ist nicht zugänglich für die Logik.


    Das ist zumindest mein Konstrukt gerade. Ich habe intellektuell noch nicht verstanden, warum emotionaler sein, besser sein soll. Ich merke aber dass diese Art und Weise zu reagieren im Zusammenleben offensichtlich nicht gut funktioniert.

    Emotionen lösen manche Konflikte erst aus. Wenn man aber gar nicht weiß, welche Emotionen da eine Rolle spielen, kann man noch so nüchtern und rational sein, man hat keinen Zugang zur Ursache des Konflikts und kann ihn gar nicht erst lösen.

    Ich finde für mein Verständnis von Kommunikation bzw. von Konflikten die Kommunikationstheorie von Friedemann Schulz Von Thun sehr hilfreich, das sogenannte Vier-Ohren-Modell. Kommunikation zwischen Sender und Empfänger funktioniert häufig nicht, wenn die sogenannte Beziehungsebene gestört ist. Da kann man noch so rational argumentieren, das, was man sagen möchte, kommt einfach nicht beim Empfänger an.

    Das ist zumindest mein Konstrukt gerade. Ich habe intellektuell noch nicht verstanden, warum emotionaler sein, besser sein soll. Ich merke aber dass diese Art und Weise zu reagieren im Zusammenleben offensichtlich nicht gut funktioniert.

    Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. In meinem Leben gab und gibt es Entscheidungen, bei denen ich besser gefahren bin, gefühlsmäßig und nicht verstandesmäßig entschieden zu haben. Rationale Entscheidungen können fürchterlich kalt sein.

    Oder, wenn z.B. jemand traurig ist, viel sogar einen Trauerfall erlebt hat, so helfen mir und ihm oder ihr rationale Gedanken und Äußerungen nicht weiter, sie passen dann irgendwie nicht. In dem Fall brauche ich zum Beispiel Zugang zu meinen Emotionen.

    Ihr sprecht von professioneller Hilfe. Wo bekomme ich die? Wie mache ich das? Psychotherapeuten durchtelefonieren? Beim Hausarzt vorstellen?

    Zunächst mit dem Hausarzt mal über das Thema zu sprechen, scheint mir ein sinnvoller Ansatz zu sein, wenn es denn ein Hausarzt ist, mit dem man über solche Themen reden kann und der zuhören kann und über entsprechend Weitblick verfügt. Ich habe im Laufe meines Lebens unterschiedliche Hausärzte erlebt, nicht alle wären für solch ein Gespräch geeignet gewesen.

    Was die Therapeuten-Suche betrifft: Es gibt da ganz unterschiedliche Ausrichtungen. Welche Ausrichtung, meinst du denn, könnte zu dir passen?

    Viele Grüße

    Hallo Kaffeetasse,

    auch ich bin EKA, habe die Alkoholkrankheit bei meinem Vater intensiv miterlebt, bis ich 15 Jahre alt war, und er bei einem Autounfall starb.

    Diese Zeit hat auch mich sehr geprägt. Wie sehr, habe ich erst vor einigen Jahren so richtig begriffen.

    Den Umgang mit und Zugang zu meinen Gefühlen musste ich auch erst lernen. Ich war immer stolz auf meinen analytischen Verstand und empfand Gefühle als „gefährlich“, kann aber von mir nicht behaupten, jemals wirklich „gefühlskalt“ gewesen zu sein.

    Was ich aber gut kenne, ist, nicht benennen zu können, was sich da für Gefühle in mir regen, ganz besonders, wenn es mehrere Gefühle waren. Mitunter fühlte ich mich von meinen Gefühlen mächtig überfordert und das machte mir natürlich Angst.

    Ich hab sogar regelmäßig gegoogelt, was es für Gefühle gibt und woran man die erkennt.

    Irgendwann im Laufe meiner Therapie habe ich gelernt, richtig Zugang zu meinen Gefühlen zu bekommen und sie ggf. auch regulieren zu können. Das war und ist für mich ein mehr oder minder langer Lernprozess. Teils war es für mich sehr schmerzhaft, weil mein Verstand in den Sitzungen chirurgisch scharf etwas herausarbeitete, die dazugehörigen Gefühle aber erst Tage später unvermittelt hoch kamen und mich überwältigten.

    Bei mir zum Beispiel spielte/spielt das Gefühl „Scham“ eine große Rolle. Ich schämte mich, aus einer Alkoholikerfamilie zu entstammen, schämte mich, Fehler zu machen oder trotz intensiven Nachdenkens und intensiver Vorbereitung etwas übersehen zu haben, schämte mich, wenn ich krank war, schämte mich, meiner gefühlten Verantwortung für meine Mutter nicht so nachkommen zu können, wie ich (bzw. mein innerer Kritiker) das eigentlich von mir erwartete. Und so weiter.

    Wenn Wut dazu kam, saß ich ziemlich in der Patsche, denn den Handlungsimpulsen von Wut und Scham kann man nicht gleichzeitig nachkommen. Bei Wut möchte man sich groß machen und laut werden, aggressiv sein. Bei Scham möchte man sich ganz klein machen, stumm sein von Aggressivität keine Spur und so weiter. Nun kann man nicht gleichzeitig groß und ganz klein, laut und stumm, aggressiv und nicht aggressiv sein.

    Auf meine Gefühle möchte ich inzwischen nicht mehr verzichten, auch wenn nicht alle schön und willkommen sind. Nicht wirklich zuverlässig erfasst mein Verstand das, was mir gerade gut tun könnte.

    Linde hat einen wirklich guten Beitrag geschrieben.

    Man kann wieder den Zugang erlernen, ich rate aber ebenfalls dazu, diesbezüglich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Darauf kommt es an: Dass du DEINE Lösung für dich findest.

    Dass du wütend bist, ist nur verständlich. Es ist ja auch wirklich schwer nachzuvollziehen, warum sich jemand vom Alkohol dermaßen kaputt machen lässt.

    Leider geschieht es immer wieder.

    Hier im Forum kannst du viele Erfahrungsberichte von anderen in ähnlicher Situation finden, vielleicht hilft dir das eine oder andere weiter.

    Aber zu dem Punkt " mit meiner Mutter irgendwo unterkommen - das sehe ich überhaupt nicht ein. Es ist mein Elternhaus, meine Mutter wohnt hier seit 50 Jahren - ich werde ganz bestimmt nicht gehen und das ihm überlassen ... und meine Mutter schon gar nicht. ER müsste raus - aber wie ??? Das Haus gehört meinem Mann und mir ... meine Mutter hat Wohnrecht

    Nun, niemand sagt, dass das eine Dauerlösung sein muss, aber im Moment, heute, an diesem Wochenende wird er wohl kaum gehen, nicht?

    Jetzt geht es erstmal um eine Lösung für dich, denn der Zustand, den du beschrieben hast, ist für dich unerträglich und so auch kaum zu stemmen.

    Niemand kann dir voraussagen, was geschehen wird, wenn du für eine Weile gehst. Zumindest reagierst du anders als bisher, darin könnte eine Chance liegen.

    Ich will dir gewiss nicht Druck machen, auch wenn sich das jetzt so anhören mag.

    Mut machen möchte ich dir, dass du für dich sorgen darfst.

    Wo hast du mögliche Ressourcen, die du bislang aus Rücksichtnahme noch nicht genutzt hast?

    .... sie bekommt davon nichts mit und das wuerde ich auch nicht anders wollen ... eine Zumutung ...

    Das kann ich grundsätzlich nachvollziehen, aber wo bleibst DU dabei?

    Könnte deine Mutter nicht auch eine wichtige Ressource für dich sein?

    Stell dir mal so ein Szenario vor, wo er dir unten im Haus etwas antut. Was meinst du, wie DAS auf deine Mutter wirkt, wenn’s geschehen ist.

    Rücksichtnahme ist das eine, aber Selbstschutz ist das andere...

    Und nein, sicher würde er mir nichts tun, wenn er nüchtern ist, aber im Rausch kann er sehr bedrohlich auftreten - hassverzerrtes Gesicht , übelste Beleidigungen usw. Einmal stand er nachts ploetzlich besoffen vor meinem Bett und hat mich bedroht ... allerdings nur verbal. Jetzt schliesse ich mich nachts immer ein. in der jetzigen Akutphase hat er wieder nachts ein paar mal an der Tuer geruettelt, sich dann aber wieder getrollt. Ich bin dann aber fuer den Rest der Nacht wach. Und wenn ich das mit der Bedrohung der Polizei erzähle, wie soll ich das beweisen? Aussage gegen Aussage. Kennt man doch

    So Ähnliches hat meine Mutter von meinem Vater erzählt und, wenn er betrunken war, hat sie tatsächlich Todesängste ausgestanden. Einmal hat er sogar versucht durch die Decke in der Einliegerwohnung, die eigentlich meine Oma bewohnte und in die meine Mutter geflohen war, einzudringen.

    Im nüchternen Zustand war er ein wunderbarer Mensch, kein bisschen gewalttätig.

    Entscheidend ist wirklich, dass du dich schützt. Wenn du die Möglichkeit hast, woanders unterzukommen, nimm das wahr. Idealerweise etwas mit Zeugen drumherum. Linde hat vollkommen Recht, in seinem Zustand ist ALLES möglich.

    .. ein richterlicher Beschluss war nicht ergangen ... also sorry, nach der Erfahrung habe ich kein Vertrauen mehr, dass von Seiten der Justiz Hilfe kommt. Und er bedroht und beschimpft mich, wenn ich auch nur das Wort Arzt erwähne. Zwei Monate nach der Aktion mit der Waffe ist er mal besoffen die Treppe runtergefallen und lag dann wie ein Maikäfer auf dem Rücken. Ich hatte dann den RTW angerufen, weil ich Angst hatte, dass er sich was gebrochen hat. Dann lallte er "wenn der Krankenwagen kommt, bringe ich dich um, wenn ich wieder nach Hause komme. Hab ich ihn wieder abbestellt.

    Von Außen ist das schwer zu beurteilen. Ein richterlicher Beschluss wird erwirkt, wenn Arzt und Klinikpersonal den Eindruck haben, dass Gefahr von jemand für sich und/ oder andere ausgeht. In dem Fall, von dem du berichtet hast: Die Jagdwaffe war sichergestellt und es gab keine Munition. Und du weißt auch nicht, was dein Mann in der Klinik erzählt hat, oder?

    Unter Alkoholeinfluss werden häufig irgendwelche Drohungen ausgestoßen. Manchmal sind es nur leere Drohungen. - Ich frage mich aber, warum du bei ihm bleibst, wenn du dich dermaßen bedroht fühlst. Hast du wirklich Angst, dass er dir etwas antut, wenn er wieder handlungsfähig ist?

    Hallo Mondlicht,

    nein, du bist nicht gezwungen, Schnaps für ihn zu kaufen, und du musst dich auch nicht erpressen lassen.

    Entscheidend ist in dieser Situation, was das Ganze mit DIR macht, und was wir dir hier aufzeigen können, sind Wege, die DU gehen kannst.

    Einen Alkoholiker, der nicht trocken werden will, kann man nicht trocken legen, aber wenn Lebensgefahr für ihn selbst besteht oder Gefahr von ihm ausgeht, besteht Handlungsbedarf.

    Fällt er also ins Dilirium fällt oder beginnt zu krampfen und so weiter, kannst du und solltest du den Notarzt rufen.

    Wenn er dich bedroht, kannst du die Polizei rufen und du kannst und darfst das Haus verlassen.

    Entscheidend ist, wie du dich schützen kannst. Geholfen ist Dir gewiss nicht, wenn du ihm seinen Schnaps kaufen gehst.....

    Die Sache mit dem Jagdgewehr ist noch eine andere Geschichte. Wie hätte das aus der Entfernung eingeschätzt werden können?

    Viele Grüße

    AufderSuche

    Hallo Al_hl,

    herzlich Willkommen in diesem Forum. Du kannst hier sehr, sehr viele Informationen finden, die dir vielleicht helfen werden, deine Situation besser einschätzen zu können. Vielleicht findest du dich selbst auch in dem einen oder anderen Erfahrungsbericht wieder.

    Mir jedenfalls ging das und geht das so.

    Ich verstehe dich so, dass derzeit sozusagen zwei Seelen in deiner Brust schlagen. Die eine fühlt sich verantwortlich und sagt, dass du helfen musst und „zwar mehr deiner Mutter als ihm“ und dass du hinfahren musst. Die andere Seele sagt deutlich, „ich kann mich nicht überwinden hinzufahren und ihn sterben zu sehen“.

    Du steckst in einem Dilemma, weil du nicht beiden Seelen gerecht werden kannst.

    Es stellt sich die Frage, was dir jetzt helfen könnte/ was dich stärken könnte/ ob sich das Dilemma auflösen lässt.


    Ich möchte dir ein paar Fragen stellen, vielleicht hilft dir das weiter. Wenn nicht, lass sie einfach liegen.

    Du bist mit 16 Jahren von zuhause weggegangen, das wird seine guten Gründe gehabt haben, und du besuchst deine Eltern eher selten, was vermutlich auch gute Gründe hat.

    Was hat dich dazu bewogen, diese Schritte zu gehen? Welche Gefühle hattest du dabei? Aus welchen Gründen besuchst du deine Eltern selten? (Du musst dich hier nicht rechtfertigen und ich will dir gewiss keinen Druck machen, sondern die Fragen sollen dir helfen, dich selbst und deine Bedürfnisse klarer wahrnehmen zu können. Und etwas klarer bezüglich deiner Schuldgefühle werden zu können.)

    - Ich selbst bin nach dem Tod meines Vaters im Alter von 15 Jahren von zuhause weg und ich hab das aus purem Überlebensinstinkt gemacht. Das Verhältnis mit meiner Mutter war später wieder viel besser, aber die Telefonate und Besuche haben mir mitunter nicht gut getan und mein Therapeut fragte mich mal, warum ich etwas tue, was mir selbst nicht gut tut.

    Ich gehe kaputt an den Schuldgefühlen. Warum habe ich nicht früher was getan? Warum habe ich das so hingenommen? Wie verantwortlich bin ich für alles?

    Schuldgefühle sind mir selbst auch gut vertraut, auch Scham. Es scheint so, dass das typisch für EKAs ist.

    Dreh das Ganze aber mal um und versuch mal es aus der Distanz zu betrachten: (Stell die Fragen deinem Inneren und höre dabei auf deine eigenen Antworten.)

    Hättest du denn früher überhaupt etwas tun können, als 8-, als 10-, als 16-Jährige usw.?

    Glaubst du, das DU deinen Vater hättest heilen können?

    Deine Eltern sind beide erwachsene Menschen, die ihre eigenen Entscheidungen treffen. Hätten Sie sich von ihrem Kind in ihr Tun dreinreden lassen?

    Hätte dein Vater sich nicht auch selbst Hilfe holen können und müssen? Und ebenso deine Mutter? Hätte er nicht auch Verantwortung für sein Leben und seine Taten übernehmen müssen, so wie du es tust?


    Wie gut kennst du dich inzwischen mit der Krankheit „Alkoholismus“ und mit „Co-Abhängigkeit“ aus?

    Dein Vater scheint gewählt zu haben und deine Mutter auch ...

    Wo bleibst DU dabei?

    Du hast einen (?) Arzt angerufen, aber die haben aufgrund der „Diagnose Alkohol“ abgewimmelt. Welche Gedanken und Gefühle hast du deswegen? Würde es dir helfen, noch andere Ärzte zu kontaktieren?

    Kann deine Mutter sich nicht Hilfe von Außen holen?

    Hast du dich schon mal mit einer Suchtberatungsstelle in Verbindung gesetzt und dich dort beraten lassen?

    Ich habe mir nicht ausgesucht auf diese Welt zu kommen mit diesem Vater. Aber er hat sich auch nicht dieses Leben ausgesucht?

    Du hast es dir nicht ausgesucht, aber nun bist du da. Verantwortlich bist du nur für dich selbst. Das ist nicht nur so daher gesagt, ich selbst musst das auch erst lernen.

    Dein Vater hat sich auch nicht ausgesucht, in welcher Familie er geboren wird und aufwächst, aber sein Leben hat er letztlich selbst so gestaltet. Er hat im Laufe seines Lebens Entscheidungen getroffen, die ihn in die oder die Richtung gebracht haben.

    Das gilt im Übrigen auch für deine Mutter. Beide können sich Hilfe holen oder hätten es tun können.

    Ich MUSS helfen aber ich kann mich nicht überwinden hinzufahren und ihn sterben zu sehen.

    Da ist etwas in dir, dass sich dagegen wehrt, hinzufahren. Nimmst du es als Freund oder als Feind wahr?

    Welche Motive könnte es haben, sich zu wehren?

    Das sind kreuz und quer ein paar meiner Gedanken zu dem, was ich bei dir gelesen habe. Vielleicht ist etwas dabei, dass dir weiterhilft.

    Die Eltern so zugrunde gehen zu sehen, tut unheimlich weh. Und seinen eigenen Weg zu finden, habe auch ich als sehr schwer empfunden.

    Noch heute bin ich auf der Suche nach MEINEM Weg, deshalb habe ich mir auch diesen Nickname ausgesucht. Inzwischen habe ich Vieles finden dürfen, was MIR weiterhelfen könnte und -hilft.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Hallo,

    eine Übung mit Erbsen habe ich auch bei einer Fortbildung kennengelernt: Und zwar sollten wir uns morgens 5 Erbsen in die eine Hosentasche stecken und jedes Mal, wenn uns am Tag etwas als schön, gut oder erfreulich auffiel, sollten wir jeweils eine Erbse in die andere Hosentasche stecken. Am Abend sollten wir uns unsere Erbsen in der anderen Hosentasche nochmals vornehmen und erinnern, wofür die stand.

    Hatte diese Übung ganz vergessen....

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Liebe Kttnlos,

    ich möchte dir noch ein paar Gedanken da lassen. Wenn du etwas damit anfangen kannst, gut, wenn nicht, lass sie einfach liegen.

    Du sprachst von dem Gefühl, dass deine Kraftreserven aufgebraucht sind. Das Gefühl kenne ich, wie gesagt, selbst ziemlich gut und auch ich suche da meinem eigenen Weg.

    Meine Erfahrung ist, dass die Beschäftigung mit meiner Vergangenheit zwar irgendwie notwendig für mich ist, um weiterzukommen, um verstehen zu können, was mit mir geschehen ist und um Heilung zu finden, dass sie mich aber auch enorm Kraft kostet. Wenn ich mich den Dingen allein widme - und ich neige dazu, das zu tun -, dann finde ich dort keine besseren Lösungen. Mein Arzt hingegen, der mich bislang therapeutisch ein wenig begleitet, der vermag meinem Blick auf etwas Positives zu lenken, er vermag mich zu stärken, in dem er hier und dort darauf verweist, dass ich gut/ sinnvoll/ ... gehandelt habe.

    Mein Inneres System ist bisweilen auch ziemlich in Aufruhr und das überfordert mich dann auch. In solchen Momenten ziehe ich mich meist zurück und kuschle mich irgendwo (Bett oder Sofa) ein.

    Manchmal aber suche ich meine beiden besten Freunde auf, die beide ebenfalls an Depressionen leiden, die Krankheit also von Innen kennen, aber gut und emphatisch zuhören können und mir auf ihre Weise Hilfestellung geben können. Bislang war es immer so, dass die Unruhe vorüber war, wenn ich von ihnen wegfuhr.

    Ansonsten bin ich auf der Suche, was MICH denn überhaupt stärken könnte.

    In der Regel ist das etwas, was im JETZT liegt.

    Ich übe mich in dem Gedanken, einfach so sein zu dürfen und dass das genug ist. - DAS fällt mir teilweise noch ziemlich schwer.

    Meditationen, die sich besonders mit auf den Atem beziehen, empfinde ich da als hilfreich.

    Ich spreche Selbststärkungssätze, wie ich sie innerlich gerade vor mir vertreten kann.

    Ich versuche mich darauf zu besinnen, was ich selbst an mir liebenswert finde.

    Ich übe mich in Achtsamkeit. Achtsames Gehen, achtsames Wahrnehmen, achtsames Essen usw., denn das lässt mich ganz bei mir sein.


    Als ich in der Klinik war, erinnerte ich mich daran, dass ich so gerne mal Motorrad fahren wollte. Und so war mein erstes großes Projekt, als ich aus der Klinik kam, den Motorradführerschein zu machen.

    Dass ich Motorradfahren als so schön empfinden würde, wie ich das jetzt tue, hätte ich damals nie erwartet. Ich hab inzwischen eine Maschine, auf der ich mich so richtig wohl fühle. Das Motorradfahren macht irgendwie auch den Kopf frei, weil ich einerseits konzentriert aufs Fahren bin und andererseits meinen Gedanken und Eindrücken freien Lauf lassen kann und im Moment, im JETZT bin. Es ist ganz anders als Fahrradfahren oder Autofahren oder Spazierengehen, auf eine andere Art sind das Sehen, Riechen, Fühlen, Hören sehr intensiv.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Liebe Kttnlos,

    nun schaue ich auch bei dir vorbei und lasse dir ein paar Gedanken da.

    Ich weiß, dass meine Mutter es nicht eingestehen kann, aus ebendiesem Grund. Aber ich empfinde es als nicht richtig, dass ich deswegen Nachsicht haben muss. Ich dachte jahrelang, ich habe meinen Frieden damit gefunden. In der Therapie hat mich eingeholt, dass das gar nicht stimmt. Ich weiß nicht, ob ihr "Schuld"eingeständnis mir Erleichterung verschaffen könnte. Die Verletzungen sind in der Kindheit entstanden und was ich damals gebraucht habe, kann man mir jetzt schlichtweg nicht mehr geben. Ich sehe es auch nicht als Schuldeingeständnis, wie du es nanntest AufderSuche. Ich sehe es "als Verantwortung für die eigenen Taten übernehmen". Damit meine ich nicht nur ihre Sucht, sondern auch, dass sie ihren Lebenspartner immer über mich gestellt hat; immerhin lag ich 6 Jahren lang jede Nacht vor Angst zitternd im Bett und sie wusste das.

    Ich weiß nicht, ob ich das Nachsicht nennen würde.🤔

    Ich selbst sehe das eher als Einsicht in etwas, was ich nicht ändern kann.

    Wenn ich dich richtig verstehe, wünschst du dir, dass deine Mutter „Verantwortung für die eigenen Taten“ übernimmt, weil du in der Therapie gelernt bzw. wahrgenommen hast, dass du eben nicht deinen Frieden mit der Vergangenheit gefunden hast und weil du an eurer Beziehung arbeiten möchtest.

    Das Problem ist nur, dass sie eben nicht mitzieht.

    Ich kann gut nachvollziehen, dass dich das belastet.

    Darf ich fragen, ob du eine gewisse Wut auf deine Mutter verspürst?

    Ich hab in der Klinik das Buch „Das Drama des begabten Kindes“ von Alice Miller gelesen, das mir ein Mitpatient empfohlen hatte, und bin bei der Lektüre auf die Wut gestoßen. Ich bin meiner eigene Wut auf meine Eltern bei einem meiner vielen Spaziergänge, die ich während meiner Klinikzeit täglich absolviert habe, nachgegangen.

    Mir hat das damals tatsächlich geholfen.

    Für mich habe ich erkannt, dass ich nur für mich selbst „Verantwortung für die eigenen Taten“ übernehmen kann. Was andere tun, darauf habe ich keinen Einfluss.

    Natürlich tut mir das ein oder andere weh und mitunter leide ich nicht wenig darunter, was andere tun oder eben nicht tun. Da ich daran aber nichts ändern kann, suche ich mir meinen eigenen Weg. Nicht ohne Grund habe ich mir den Nickname „AufderSuche“ gewählt. ...

    Und diese Worte, liebe AufderSuche, passen perfekt zu dem Thema, das mich momentan beschäftigt. Ich bemerke, dass ich überhaupt nicht weiß, was mir Freude bereitet. Ich habe ein extrem anspruchsvolles Studium gewählt und früher in 3 Jobs gearbeitet, um mich finanzieren zu können. Dann noch eine Partnerschaft mit einem Süchtigen - Leben in Extremen. Da war gar kein Raum sich mit sich selbst zu beschäftigen. Und langsam wird mir klar, dass das wohl auch unterbewusst der Sinn des Ganzen war. Jetzt stehe ich da und merke: Mir gehts richtig beschissen. Ich weiß, ich muss jetzt besonders gut zu mir sein, mir Freuden bereiten etc. und ich weiß einfach nicht mit was. Spazieren gehen, ein Bad nehmen, gut für mich kochen, ein gutes Buch lesen. Ich probiere alles aus, aber nach diesen ganzen Extremen fühlt sich alles so abgestumpft für mich an.

    Als ich in der Klinik war, wusste ich auch nicht, was MIR wirklich gut tut. Ich kannte zwar das, was man im Allgemeinen so hört - du hast ein paar Beispiele genannt - , aber irgendwie berührte mich das nicht. Und so versuchte ich, während eines meiner längeren Spaziergänge, herauszufinden, was MIR eigentlich wirklich gut tut. Erst kam da gar nichts. Mir ist noch nicht mal aufgefallen, dass zum Beispiel meine täglichen Spaziergänge, zu denen es mich innerlich von Anfang an drängte, weil das Gebäude, in dem ich untergebracht war, direkt an einem Wäldchen liegt, dazu gehören. Das erste, was aus meinem Inneren kam, war: Ein warmes Körnerkissen, so eins mit Dinkel gefühlt.

    Nach und nach kam anderes aus mir hoch.

    Gut tut mir inzwischen definitiv das Kuscheln mit meinen Hunden.

    Gut tun mir ab und zu Meditationen.

    Usw.

    Negative Gefühle versuche ich auch so wie du zu deuten. Sie zeigen mir Bedürfnisse an.

    Letztens habe ich gelesen, dass Krisen als Chance zu betrachten, eine wichtige Ressource der Resilienz ist.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

    Spannendes Thema! Bin gespannt, was von anderen dazu kommt.

    Ich muss gestehen, dass ich als relativer Anfänger von dieser Warnung gelegentlich überfordert bin.

    Da ist so Vieles, auf das ich plötzlich aufpassen muss, da tun sich sooo viele Baustellen auf.

    Angst führt, so heißt es, in die Nähe eines Rückfalls. Sollte ich nicht also besser Angst möglichst vermeiden und daher zunächst unbesorgt alles Mögliche tun dürfen, um nicht mehr saufen zu müssen?

    Wann wird denn das Aufräumen oder der Sport oder die Beschäftigung in einer SHG oder was sonst auch immer zur Sucht? Wenn ich mich selbst „wegmache“, wie Nicole schreibt? Wenn ich mich nicht genug meinen Gefühlen stelle?

    Viele Grüße

    AufderSuche

    Hallo IchWillLeben,

    ich möchte dir mal meine Gedanken zu deinen Fragen da lassen, vielleicht kannst etwas damit anfangen, vielleicht auch nicht.

    Alkohol enthemmt, heißt es. Beobachten kann man das tatsächlich auch bei allen, die Alkohol konsumieren.

    Doch es geht auch noch weiter. Hilfreich fand ich in diesem Zusammenhang, was Simon Borowiak in seinem Buch „Alk: Fast ein medizinisches Sachbuch“ auf amüsant geschriebene Weise im ersten Kapitel geschrieben hat.

    Alkohol greift auf vielfältige Weise sehr tief in die Biochemie des Gehirns ein und er verändert das Wesen des Menschen, der Alkohol missbräuchlich konsumiert. Was du über deinen Ex erzählst, habe ich in ähnlicher Form bei meinem Vater erlebt.

    Vom Prinzip gerät da im Gehirn einiges durcheinander.

    Du fragst dich, warum auch du dich so verändert hast.

    Nun, solche Stimmungsschwankungen und Konflikte zu erleben, fällt wohl niemandem leicht. So etwas kostet unheimlich viel Energie.

    Jeder von uns hat im Laufe seiner Entwicklung Bewältigungsstrategien erworben, auch Strategien im Umgang mit Konflikten.

    Sich irgendwie anzupassen und so Konflikte zu vermeiden, könnte eine solche Bewältigungsstrategie sein. Und wenn man, selbst kurzfristig, mit dieser Strategie Erfolg hat, ist man geneigt, sie wieder anzuwenden.

    Auch andere Strategien, die sonst hilfreich sind, hier aber weniger hilfreich waren, sind denkbar.

    Und wenn du auf dich und deine Situation schaust, so warst du ja nicht nur für dich alleine verantwortlich, sondern da waren auch noch Kinder, die irgendwie beschützt werden mussten, denen du Geborgenheit geben wolltest. Das hat deine Situation gewiss nicht leichter gemacht.

    Ich sehe das so, wie Morgenrot:

    Ich bin mir sicher, das du immer das Beste für deine Kinder wolltest. Sei ehrlich zu ihnen, das ist das allerwichtigste und versuche dir keine Vorwürfe zu machen. Du hast gehandelt, wie du es in diesem Moment konntest.

    Genieße jetzt die schönen Seiten, die dir wieder begegnen.

    Was deine Selbstvorwürfe betrifft, auch ich kenne Selbstvorwürfe ziemlich gut und ich spüre, wie wenig sie mir gut tun.

    Gestern erst bin ich wieder auf das Thema „Resilienz“ gestoßen. Seit gestern spreche ich mir ab und zu Sätze vor, die der Selbststärkung dienen sollen und aus zwei Teilen bestehen.

    Erster Teil: Persönliches Stress-/ Angst-Thema benennen.

    Zweiter Teil: Selbststärkungssatz

    Vielleicht ist das auch für dich interessant?

    Herzliche Grüße

    AufderSuche

    Hallo Kttnlos,

    Danke dir für deine ausführlichere Vorstellung, so kann ich mir ein besseres Bild von dir machen und was dich bedrückt.

    In Manchem, was du von dir erzählst, entdecke ich etwas von mir wieder, beispielsweise die Angst oder Erwartung eines nächsten Rückfalls deine Mutter. Das ging mir bei meinem Vater ähnlich, nur dass seine Trockenzeiten kürzer waren als die deiner Mutter und ich auch noch deutlich jünger war.

    Dass deine Mutter nicht wahrnehmen kann oder will, was ihr Alkoholismus und der ihres Partners mit dir gemacht hat, ist mir auch nicht gänzlich unbekannt.

    Meine Mutter hat zwar wahrgenommen, was die Alkoholkrankheit meines Vaters und ihr Verhalten mit mir und meiner Schwester gemacht hat, aber das ganze Ausmaß konnte sie nicht verstehen. Irgendwann begriff ich oder spürte ich auch, dass sie völlig daran zerbrochen wäre, wenn sie es ganz an sich herangelassen hätte. Ab dem Zeitpunkt habe ich das Thema ihr gegenüber nicht mehr angesprochen. Es hat sie so schon schwer getroffen, dass auch ich an Depressionen erkrankt bin, ebenso wie sie.

    Deinen Worten entnehme ich, dass du dir wünschst, dass sie dich sieht, und dass du enttäuscht bist, dass sie es nicht tut, sondern nur sich und ihre Krankheit wahrnimmt.

    Darf ich dich fragen, was du dir davon erhoffst, dass sie dich sieht? Glaubst du, dass ihr Schuldeingeständnis dir Erleichterung verschaffen würde?

    Ich selbst habe mir das nämlich eine Weile gewünscht. Ich sehnte mich so sehr danach. Es hätte mir nachträglich so etwas wie Geborgenheit gegeben.

    Das Gefühl, dass die Kraftreserven aufgebraucht sind, ist mir ebenfalls vertraut. So ging es mir auch eine ganze Weile, denn ich hatte das Gefühl, immer kämpfen zu müssen.

    Inzwischen habe ich neue Kraftreserven bekommen. Nicht immer fühle ich mich stark und ich habe ab und zu auch schlechte Phasen, aber die Tendenz sieht ganz gut aus.

    Entscheidend für mich war, mich selbst und meine Stärken kennengelernt zu haben. Gelernt zu haben, mir Pausen für mich zu nehmen und mich auf die Suche nach dem zu begeben, was MiR wirklich gut tut.

    Dazu gehört, immer wieder auf das Positive zu achten und es gebührend wahrzunehmen.

    Dazu gehört auch - und ich gestehe, dass mir das wirklich schwer fällt - mich eine Weile gerade nicht mit meiner Vergangenheit zu beschäftigen, sondern mit der Gegenwart, mit dem Hier und Jetzt.

    Und was das Drinnen betrifft, das habe ich hier in diesem Forum gelernt, so habe ich begonnen, mich auf die Suche nach meinen Inneren Helfern zu begeben.

    Gerne lese ich mehr von dir.

    Herzliche Grüße

    AufderSuche