Beiträge von Eismann

    Zunächst sind da kein Groll und keine offenen Rechnungen. Wir lieben uns sogar noch. Ich kann es hier nur verkürzt wiedergeben. Wir haben uns sehr jung kennen gelernt und ohne große Erfahrungen eine Beziehung eingegangen. Meine Frau war in jüngerer Vergangenheit schwer krank und es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sie heute noch lebt. Seit ihrer Genesung ist sie auf Kurs Sinnsuche und Selbsterfahrung auch in sexueller Hinsicht. Da ist wohl einiges, was sie in unserer Beziehung vermisst, was ich ihr aber bei aller Liebe nur begrenzt geben kann. Mein alkoholischer Sidekick war sicher auch nicht hilfreich. Ich habe mich aber nicht gegen neues gesperrt, hab aktiv daran gearbeitet mich weiter zu entwickeln und ihr auch Raum gegeben, sich auszuprobieren (Tantramassagen etc.). Für mich gab es aber eine rote Linie. Die war zwischen uns klar kommuniziert. Nun wünscht sich meine Frau grenzenlose Freiheit. Das ist keine Augenblickslaune sondern hat sich über einen längeren Zeitraum aufgebaut. Ist vielleicht wie bei meiner Alkoholsucht- die Dosis von gestern reicht heute nicht mehr. Ich wünsche ihr von Herzen ein erfülltes Leben. Selbst bin ich innerlich aber nicht so frei, eine offene Beziehung führen zu können. Das würde mich richtig fertig machen und von einer ausgewogenen Lebenssituation wäre ich weit entfernt. Bleibt mir wohl nur, sie in Liebe gehen zu lassen.

    Hallo an alle,

    hier konnte ich oft lesen, dass Beziehungen nach einer Trockenlegung nicht mehr funktionieren. Nun ist das anscheinend auch bei mir der Fall. Meine Frau hat mir gestern Vorstellungen über unser weiteres Zusammenleben präsentiert, von denen ich weiß, dass sie mit meiner Abstinenz nicht vereinbar sind. Darauf konnte ich auf keinen Fall eingehen. Trennung steht im Raum und ich bin unheimlich traurig. Gleichzeitig bin ich froh den Schmerz nicht wegspülen zu müssen. Wir werden die nächsten Schritte intensiv besprechen und dann wohl in Angriff nehmen. Ich bin froh dass dabei keine Verletzungen im Spiel sind. Nur ganz große Traurigkeit bei beiden😥30 Jahre sind schon eine kleine Ewigkeit.

    Eismann

    Hallo in die Runde,

    therapiebedingt war ich seit Februar nie wirklich allein. Nun ist meine Frau einige Tage auf Lehrgang. Ich war neugierig/ besorgt ob sich verstärkt Suchtgedanken einstellen nach dem Motto 'Merkt ja eh keiner...' SHG- Notfallkontakt hatte ich vorsorglich informiert und das Thema in der Nachsorge besprochen. Kann sagen, dass ich die Tage sehr genossen habe. Völlig selbsorganisiert, viel für mich getan. Ich hab mich nicht eingeigelt, war aber aufmerksam. Kritische Momente gab es nicht. Mir ist nochmal richtig bewusst geworden, dass ich ganz allein für meine Abstinenz verantwortlich bin. Gedanklich habe ich meine Frau aus der Aufpasser- Rolle entlassen, die ich ihr da wohl ganz unbewusst untergeschoben habe.

    Montag geht's gemeinsam in den Urlaub🙂

    Ein schönes Wochenende wünscht

    Der Eismann

    Mit der Zeit und Erfahrung wird sich sicher einiges einspielen. Bis dahin gilt für mich im Gegensatz zum Willy Brandt Zitat 'Im Zweifel für die Sicherheit.' Zumindest was Alkohol angeht. Das Hotelzimmer wird ja für eine Weile irgendwie mein Zuhause. Und zu Hause möchte ich das Zeug nicht haben. Da bin ich einfach zu frisch.

    Ein anderer Funfact. Bei zurückliegenden Urlauben habe ich mir vorher immer die Gaststätten in der Umgebung im Internet angeschaut. Am wichtigsten war, welches Bier ausgeschenkt wird. War tatsächlich Teil meiner Urlaubsvorbereitungen 🙄

    Hallo in die Runde,

    mein Urlaub steht bevor und das kann ja in der Anfangszeit der Abstinenz zu kritischen Situationen führen. Nun war Urlaub mit meiner Frau zwar nie meine typische Saufzeit aber ich habe mir trotzdem über Risiken Gedanken gemacht. Neben den normalen und alltäglichen bin ich bei der Minibar im Hotelzimmer hängengeblieben. Der Gedanke an Alk in meinem Zimmer war mir nicht geheuer. Ich habe das Hotel gebeten, alkoholische Getränke raus zu räumen. Heute die Antwort, dass ihre Minibar ohnehin alkoholfrei ist👍

    Mit heutigem Tag ein halbes Jahr nüchtern

    Eismann

    Hallo und eine schöne Woche allen.

    Hab am Sonntag mit meiner Frau Verwandte besucht und musste daran denken, wie es mir früher bei solchen Fahrten ging. Auf der Hintour übernächtigt und verkatert und im Hinterkopf die Frage: Na, wirklich ohne Restalkohol? Auf der Rückfahrt dann unruhig und gereizt. Die Flasche wartete ja schließlich und ich musste noch was aufholen.

    In einer Kurve kam uns gestern ein LKW entgegen und plötzlich ein Überholer auf unserer Fahrspur. Vollbremsung, Ausweichen nach rechts, zurück auf die Fahrbahn und Fahrzeug stabilisieren bevor es in den Gegenverkehr gerät. Mit viel Glück konnte ein Zusammenstoß verhindert werden.

    Sicher ist es ein wenig Glaskugellesen und hätte, hätte Fahrrad... Ich denke aber, vor einem halben Jahr wäre ich zu so einer Reaktion im Grenzbereich der Fahrphysik nicht in der Lage gewesen. Meine Frau meinte später, dieses Jahr hätte ich mir selbst schon zweimal das Leben gerettet.

    Eismann

    Ich bin noch ziemlich frisch hier. An meinem Wendepunkt wäre es für mich noch viel tiefer gegangen. Gesundheitliche Probleme noch beherrschbar, in Job und Straßenverkehr noch nicht aufgefallen. Gut, die Beziehung hat gekriselt. Das hab ich aber durch meine blaue Brille nicht so mitbekommen.

    Aber mit meinen heimlichen Trinkeskapaden wäre es vorbei gewesen nachdem meine Beziehung mit der Flasche aufgeflogen ist. Ich stand mit dem Rücken zur Wand und konnte mich nicht mehr rausmogeln. Und auch wenn meine Frau vorher versucht hat, mir da goldene Brücken zu bauen, war es mir erst da möglich, zu sagen: 'Ich bin Alkoholiker. Ich brauche Hilfe.'

    Ein schönes Wochenende allen

    Eismann

    Ja der inoffizielle Vereinszweck, der sich in keiner Satzung findet. Für Nichtalkoholiker ja eigentlich auch in Ordnung. Schlecht nur, wenn Kinder/ Jugendliche da hinein wachsen.

    Btt. Koffein soll ja auch eine beliebte Ersatzdroge sein, ob nun Kaffee oder Energydrink.

    Eismann

    Hallo Thomas,

    Tarnung war zwar nicht das Ziel hat aber als Nebeneffekt funktioniert. Mein Motto war und ist um mit Heinz Strunk zu sprechen: 'Ich möchte mit freiem Oberkörper Holz hacken können ohne daß es Sch...e aussieht.' ;) Das Schöne ist, ohne Suff muss ich viel weniger Zeit und Energie investieren um fit zu bleiben.

    Nichtsdestotrotz war Sport für mich selber immer ein auch ein Rechtfertigungsgrund zum Saufen. Ich mach ja was für den Körper, kann ich es ja an anderer Stelle etwas schleifen lassen. Ging lange gut aber am Ende war ich halt doch ein Wrack, das nach ein paar Liegestützen Nasenbluten kriegt.

    Sport frei

    Eismann

    Hallo Forum,

    parallel zum Alkoholismus habe ich viele Jahre Sport in einer süchtigen Ausprägung betrieben. Sechs Trainingstage die Woche und wehe, es kam was dazwischen. Sport und Alk haben sich lange ausbalanciert. Wurde eines weniger, stieg die Dosis beim anderen. Irgendwann wurde dann Alk immer mehr und Sport immer weniger.

    Jetzt trainiere ich wieder dreimal die Woche. Mehr Zeit will ich gar nicht investieren. Wäre auch nicht sinnvoll. Wenn ich darauf verzichten soll, werde ich aber erstmal unleidlich. Ist schließlich wertvolle ICH- Zeit und gehört zu meinem Anti- Alk- Programm.

    Schon während der Entgiftung hab ich Schokolade für mich entdeckt. War seit der Kindheit kein Thema. Nach etwa zwei Monaten war der Schokojieper dann von einem auf den anderen Tag weg.

    Eismann

    Hallo Eismann,

    das kenne ich. Wenn ich jetzt "satt" bin, brauche ich keine weiteren Getränke...

    Ging ja bei mir noch weiter. Da ich heimlich getrunken hab musste ich immer auf die Gläser der anderen schielen, ob ich mir schon ein neues Getränk holen kann oder ob ich aus der Rolle falle. Zwischendurch immer mal wieder in den Keller sprinten zur Druckbetankung. Und dann nicht mehr an Gesprächen beteiligen, damit das Genuschel nicht auffällt. Die pure Lebensfreude...

    Hallo Hartmut

    Alles gut. Hatten Wochenendbesuch und das Telefon ist in der Ecke verstaubt. Gestern hatte ich mein erstes Grillen mit Limonade. Komisch, dass man plötzlich mit drei Getränken über den Abend kommt. Ich hatte viel mehr von der Zeit mit Family & Friends.

    Allen eine schöne Woche

    Eismann

    Hallo Hartmut,

    hab gelernt, das eine unausgewogene Lebenssituation am Anfang der Rückfallkette steht. Also u. U. auch negative Gefühle. Ich hätte meinen Einkauf im Sinne einer Risikominimierung durchaus verschieben können. Darüber habe ich aber gar nicht nachgedacht. Kommt dir vielleicht übertrieben vor aber es sind halt meine ersten Schritte.

    Viele Grüße

    Eismann

    Hallo,

    hatte für einen geplanten Reifenwechsel mein Auto in der Werkstatt. Erhebliche Mehrkosten sind ungeplant dazu gekommen. Als ich danach die ersten Kilometer gefahren bin, leuchtete die Motorkontrolllampe. Ich habe mich sehr geärgert und hatte natürlich Angst, das mir die Kosten aus dem Ruder laufen.

    Das wäre vor einem halben Jahr ein guter Grund für eine Stressbewältigungsflasche gewesen. Meine negativen Gefühle wären für den Moment betäubt gewesen. OK. Ich hätte aber an dem Tag nix mehr auf die Reihe gekriegt, wäre verkatert aufgewacht und meine Probleme hätten gesagt 'Da sind wir wieder. Und wir haben noch jemanden mitgebracht!'

    Also habe ich mir lieber bewusst meinen Ärger und meine Angst eingestanden und auch meiner Frau davon erzählt. Sie sagte, sie hätte sich in der Vergangenheit oft gewundert, dass ich mit schlechten Nachrichten scheinbar so gelassen umgehe.

    Suchtgedanken hatte ich nicht. Ich war an dem Tag noch einkaufen. Erst im Nachgang ist mir bewusst geworden, dass ich mich damit unnötig in Gefahr begeben habe. Da muss ich noch ganzschön meine Aufmerksamkeit trainieren.

    Mein Autoproblem konnte am nächsten Tag in fünf Minuten gelöst werden.

    Viele Grüße

    Eismann

    Hallo und vielen Dank,

    die ersten Tage im echten Leben haben ein straffes Programm mit sich gebracht. Es ist ja in der letzten Zeit einiges liegen geblieben. Ich bin es ruhig und entschlossen angegangen und konnte einiges abarbeiten ohne mich zu verausgaben. Der erste SHG Termin und ein Wiedereingliederungsgespräch beim Arbeitgeber liegen hinter mir. Vor letzterem hatte ich etwas Muffengang. War aber ganz entspannt und mit den Möglichkeiten die sich für mich ergeben bin ich zufrieden.

    Für die Zeit, die ich noch zu Hause bin, habe ich mir einen Plan gemacht, der natürlich genügend Luft für Entspannung, Sport und schöne Unternehmungen mit meiner Frau lässt <3

    Für mich selbst habe ich kleine Belohnungsrituale entwickelt. Dazu gehören das Eis oder ein Stück Kuchen zum Kaffee (da ich nicht saufe, kommt es nicht mehr so auf die Kalorien an), mein abendlicher Tee oder die kleine, gut gekühlte Limonade im Kühlschrank. Das alles bewusst nicht als Alkersatz sondern als etwas schönes und besonderes nur für mich.

    Die nächste Nagelprobe ist dann mein Wiedereinstieg im Job nächste Woche.

    Viele Grüße

    Eismann

    So, das Leben hat mich wieder. Meine Therapie ist beendet und ich bin seit zwei Tagen wieder zu Hause. Nach dem Schongang in der Klinik mit Seeblick war ich nach dem ersten Tag ganzschön geplättet, stand zeitweise etwas neben mir. Langsam komme ich wieder in der Realität an. Bei den vielen vertrauten Eindrücken um mich herum bekommt natürlich auch das Suchtgedächtnis mehr Futter und klopft hin und wieder an. Es sind keine drängenden Gedanken. Ich nehme sie zur Kenntnis und sage mir 'Das bin nicht ich. Das ist ein Gedanke.' Sie verschwinden nach kurzer Zeit wieder.

    Passend dazu war ein Computertraining Teil meiner Therapie. Dadurch soll die Empfänglichkeit für visuelle Reize durch alkoholische Getränke herabgesetzt werden. Durch Studien belegt ist wohl eine Minderung des Rückfallrisikos um etwa sieben Prozent bei den Teilnehmern. Klingt erstmal nicht viel, könnte aber das I- Tüpfelchen sein, das mir am Ende den Arsch rettet. Nehme im Anschluss noch an einer Studie Teil die untersucht, ob ein fortgesetztes Training nach der Therapie messbare Effekte hat.