Irgendein weißer Mann hat mal gesagt, es ist unsinnig zu erwarten, jedesmal mit der selben Herangehensweise unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten. Oder so ähnlich.
Lieber Fred,
genau das wollte ich dir jetzt auch schreiben, als ich etwas oberhalb gelesen habe, dass du hartnäckig weitermachen willst. Du kannst mit dem Kopf gegen die Wand springen, deine Frau wird das nicht beeindrucken, wenn sie nicht von sich aus aufhören will. Du kannst für sie nichts, wirklich gar nichts, machen! Mit deinen Rettungsversuchen verlängerst du leider nur euer Leid. Das einzige, das du machen kannst, ist sie fallen zu lassen. Das bedeutet aber nicht, sie rauszuwerfen (by the way: die Aktion war nicht super, echt nicht, aber ich möchte bei der Gelegenheit in die Runde fragen, wie die Reaktionen ausgefallen wären, wenn eine Frau ihren trinkenden Mann aus der Wohnung geworfen hätte?).
Fallen lassen bedeutet ihr nicht mehr zu helfen und ihr die Verantwortung für alles, was sie macht, zu überlassen und stattdessen dir selbst zu helfen. Keine Hilfe (an sie) ist die beste Hilfe! Aber auch da gibt es keine Garantie, dass es funktioniert. Bei manchen hilft leider gar nichts. Du kannst aber dir selbst helfen...als Erstes, indem du bewusst deine Hoffnung aufgibst, dass sie irgendwas aufwecken könnte. Deine Hoffnung hält euch im Hamsterrad gefangen. Das Hamsterrad sieht zwar von innen betrachtet aus wie eine Leiter nach oben, ist es aber nicht. Du drehst dich genau wie deine Frau im Kreis. Ihr verausgabt euch beide völlig sinnlos. Wenn du wirklich möchtest, dass sie aussteigt, dann lebe ihr vor, wie Aussteigen geht. Aussteigen ist hart...für sie und für dich. Verlange von ihr nichts, was du nicht selbst zu geben bereit bist! Dein Leben mit ihr wird nicht gut, nur weil sie zu trinken aufhört. Es geht da um mehr.
Alkoholismus ist eine Familienkrankheit. Ihr seid da keine Ausnahme! Es reicht nicht, wenn nur deine Frau erkennt, dass sie krank ist. Ihr seid es beide! Ihr seid beide süchtig - sie nach Allohol und du danach sie zum Aufwachen zu bewegen, zu schützen, das Schlimmste zu verhindern etc. Ihre Gedanken drehen sich um den Alk und deine drehen sich um sie und wie du sie zur Veränderung bewegen könntest.
Sowas wird zu einem Selbstläufer und es kann ohne weiteres Jahre so gehen - in deinem Fall bereits 13! Wenn du diesmal ein anderes Ergebnis erzielen möchtest, musst du anders vorgehen als bisher.
Du kannst nur für dich losgehen und sie in Liebe loslassen. Du musst gesund werden und aus dem Teufelskreis herauskommen! Vielleicht weckt das in ihr den Wunsch es dir gleichzutun.
Vielleicht wäre es eine Option dir eine kleine Wohnung zu mieten und eure Eigentumswohnung erst mal so zu belassen, wie sie ist. Wenn deine Frau in einem Jahr trotz räumlicher Trennung noch immer zu keiner Einsicht gekommen ist, kannst du weitere Schritte überdenken. In dem Jahr kannst du aber für dich vieles unternehmen, um deine Rolle mit dieser Familienkrankheit zu durchleuchten.
Vielleicht wehrt sich bei meinen Worten alles in dir. Vielleicht denkst du, dass du das alles nicht brauchst, sondern nur sie. Falls dem so ist, kannst du am eigenen Leib spüren, wie sie ihr Trinken empfindet.
Im Grunde hast du nur 2 Optionen: entweder machst du weiter wie bisher, was zu 99% dieselben Ergebnisse wie bisher erzielen wird oder - Plan B - du trennst dich zunächst einmal räumlich und kümmerst dich intensivst um dich und deine Rolle in der Geschichte. Einen Plan C gibt es nicht!
LG, Saphira