Hallo Mirimaus,
willkommen im Forum.
Deine Geschichte berührt mich sehr, denn in vielem konnte ich mich wiederfinden.
Meine Ehe war lange Zeit total schön, bis so nach und nach alles immer schlimmer und schrecklich wurde. Ich habe wie du lange Zeit funktioniert, weil ich meinen Exmann nicht im Stich lassen wollte, weil ich wollte, dass es wieder so schön wird wie in den ersten Jahren, weil ich für unsere Kinder die Familie erhalten wollte...ich hatte so viel Verständnis für seine Probleme und konnte ihm deshalb so vieles verzeihen. Mich selbst habe ich dabei völlig vergessen. Mir war ab einen gewissen Zeitpunkt klar, dass er nicht nur trinkt, sondern mir gegenüber psychisch gewalttätig ist. Du beschreibst Dinge, die auch ich erlebt habe. Nicht alle Alkoholiker schreien ihre Partnerinnen an und beleidigen sie oder schlagen die Wohnung kaputt. Da geht es um mehr als nur den Alkohol. Ich wusste es und habe es trotzdem übergangen. Mir selbst ist es lange Zeit richtig schlecht gegangen. Ich habe Schlafstörungen entwickelt, war dauerangespannt, habe mich leer und kraftlos gefühlt, Lebensfreude null und ich habe nur noch funktioniert. Ich konnte keinen Ausweg sehen und meine Gedanken haben sich 24h täglich nur um ihn gedreht und wie ich ihn erreichen könnte. "In guten wie in schlechten Zeiten" war auch mein Credo...aber eben nur meines, denn sowas sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Hat es aber nicht.
Was ich sehr beruhigend finde, ist deine Notfallwohnung! Ich weiß, dass es sich sehr leicht redet, wenn man gerade nicht in der Situation steckt. Ganz ehrlich - mir geht es beim Lesen deiner Geschichte heute so, dass ich mich frage, wie ich das so lange mitmachen konnte. Mit Abstand sehe ich so dermaßen viele übertretene Grenzen, dass es mich nur so gruselt. Ich weiß, dass es verdammt schwer ist sich zu lösen, noch dazu wenn so mieses Verhalten, nämlich Beleidigungen, Beschimpfungen und so viel Angst, eine Rolle spielen.
Du kannst deinem Freund nicht helfen. Die einzige Hilfe, die helfen könnte, ist keine Hilfe!
Aber du kannst dir selbst helfen!
Ich habe noch während der Beziehung auch immer gedacht, ich könnte wenigstens noch irgendwas steuern, wenn ich bleibe und weiterkämpfe. Was für eine Selbstüberschätzung! Gar nichts konnte ich!
Was müsste denn dein Freund noch tun, damit du bereit wärst in die Notfallwohnung zu gehen?
Weißt du, ich glaube, es gibt irgendwann in einer Beziehung, wenn ganz schlimme Dinge vorgefallen sind, einen Point of no return. Ist der erst mal erreicht, dann kann er Entzüge und Therapien machen so viele, wie er will. Wenn aber in dir bereits etwas so schlimm zerbrochen ist, dann hilft das alles nichts mehr. Darum wäre jetzt der Weg in die Notfallwohnung vielleicht der klügere. Wenn du nämlich bereit bist, wirklich bereit, zu gehen, dann ist wahrscheinlich zu viel vorgefallen und der Point of no return erreicht.
LG, Saphira
P.S. Ich bin inzwischen geschieden und mehr als froh darüber...und ich schwöre dir - heute vor einem Jahr hätte ich mir unmöglich vorstellen können, dass ich das einmal sagen kann.