Beiträge von Pumuckl

    Danke für das Feedback.

    Vielleicht habe ich jetzt einen fetten Stempel "unverbesserliche Co-Abhängige", aber ich habe um einen Termin für uns beide bei der Therapeutin gebeten, bei der wir schon einmal zur Paartherapie waren.
    Alles wegwerfen ist für mich die letzte Option, vorher möchte ich versuchen, gemeinsam aus den Scherben was Neues zu bauen.

    Cadda
    ich habe den ersten Beitrag in einem absoluten Tiefpunkt geschrieben, aber das widerspricht komplett meiner Natur. Immer wieder habe ich in meinem Leben Tiefschläge erhalten, habe sie überwunden und bin gestärkt daraus hervorgegangen. Schnelle Aufgabe war nie mein Ding, genauso wenig wie die Einstellung "ist mir egal, geht mich nichts an". Wenn ein Paar mit einer Straßenkarte ratlos an der Kreuzung steht, gehe ich hin und erkläre ihnen den Weg, wenn ich kann... so ein Typ bin ich.

    Vorgestern habe ich ihm einen Text gegeben, in dem ich in den weitestgehend schlaflosen Nächten davor meine Gedanken gesammelt und kanalisiert habe. Eigentlich wollte ihn ihm zu unserem Jahrestag geben, aber diese vier Wochen mit einer unsichtbaren Mauer zwischen uns hätten mich unfassbar belastet. Ich habe ihn auf einem Spaziergang um eine Viertelstunde seiner Zeit in einer ruhigen Ecke gebeten.
    Im Extrakt steht drin, dass ich weiß, dass er seit mehreren Jahren wieder trinkt und ich nur an seiner Seite bleiben kann, wenn er davon wieder komplett wegkommt. Gerade weil ich weiß, dass er auch ohne Alkohol klar kommt, sähe ich Hoffnung für uns als Team. Ich möchte ihn nicht verlieren, kann aber nicht mit einem aktiven Alkoholiker zusammenbleiben. Es ist seine Entscheidung.

    Geäußert hat er, dass er definitiv mich wählt. Meiner Bitte hin, sich bei Saufdruck bemerkbar zu machen, hat er zugestimmt.
    Er war erleichtert, dass es raus war, ich ihm keine Szene gemacht habe und hat dankbar die Perspektive angenommen, die ich ihm aufgezeigt habe. Wir hatten ein gutes Gespräch, das tiefer ging, als die allermeisten vorher.
    Seitdem habe ich das Gefühl, dass er sich freier fühlt, ist dementsprechend gut drauf. Unsere Beziehung hat eine andere, neue Qualität erreicht.

    Was die nächste Zeit bringt, weiß ich nicht, bin aber mittlerweile auf dem Level, dass ich nehme, was kommt - ein Leben mit einem trockenen Alkoholiker oder ein Leben als Single. Gesagt hat er, dass er mich dem Alk auf jeden Fall vorzieht. Die nächsten Wochen werden es zeigen. Die Therapiesitzung möchte ich auf jeden Fall machen und verspreche mir davon mehr Klarheit für uns alle.

    Hier werde ich mich vorerst zurückziehen. Jeder von Euch hat ein eigenes Bild von ihm im Kopf, das aber stets gefüttert und untermalt ist von eigenen Erfahrungen. Die waren offenbar durch die Bank weg ausgesprochen negativ...

    Liebe Saphira,

    das ist vollkommen in Ordnung. Danke!

    Hartmut
    Ich bin mir gerade nicht sicher, ob mich derart verquer ausdrücke oder nur falsch verstanden werde...
    Er ist immer wieder wochenlang trocken und ich maße mir an, dies zu erkennen, ob jemand verwaschen spricht und/oder nach Alkohol riecht (das kommt schließlich auch über die Haut, da hilft auch kein Bonbon). In meinem Leben existiert keinerlei Alkohol, meine Sinne sind nicht durch Nikotin betäubt und normalerweise habe ich feine Antennen, was diese Wahrnehmungen angeht.
    Mein Fehler war, dass ich zu lange glaubte, dass es allein die Depression sei, die seine Stimmung in den letzten Wochen derart beeinflusst hat. Hier hat mir meine Empathie einen Streich gespielt und ich habe viele Wahrnehmungen nicht korrekt eingeordnet, weil ich alles in die Schublade Psyche gestopft habe.


    Er hat drauf, dass er sofort in die Abstinenz zurückkehren kann, wenn er denn möchte.


    Wie ich bereits erwähnte - wir wohnen zusammen, wir arbeiten zusammen im gleichen Raum. Die paar Zeiten, die er außerhalb der gemeinsamen Räume verbringt, sind plausibel und erscheinen mir echt. Natürlich könnte er ein paar Minuten oder auch mal eine halbe Stunde abzweigen, aber dieses Gefühl habe ich nicht. Im Normalfall erzählt er von seinen Terminen und ich habe keinerlei Grund, daran zu zweifeln.
    Dass wir die Freizeit größtenteils gemeinsam verbringen, ist SEIN Bestreben und ich nehme dieses Angebot sehr gern an.
    Parallel zu meinem Partner habe ich in der Ehe gelebt, das bräuchte ich nicht mehr.

    Er hat vor mittlerweile einem Jahrzehnt beschlossen, dass er ein Leben als TROCKENER Alkoholiker führen möchte - das ist eine bewusste Entscheidung, oder willst Du Süchtigen diese Fähigkeit absprechen? Dann könnt Ihr das Forum hier einstampfen, wäre ja eh alles egal.
    Auch jetzt hat er wieder eine Wahl: ein Leben mit mir und ohne Alkohol oder ein Leben mit Alkohol und ohne mich. Warum soll ich ihm die Option nicht aufzeigen? Dein Vorschlag wäre, sofern ich ihn richtig verstanden habe, ist, dass ich ihn von der Klippe schubse, weil ich ihm keinerlei bewusste Entscheidung zutraue - egal, was er sagt oder vorhat.
    Bei unseren Aussprachen letzte Woche hat er mehrfach betont, dass ein Leben ohne mich für ihn nicht lebenswert ist. Natürlich ist es seine Entscheidung, aber für manche Menschen ist es wichtig zu wissen, dass sie jemanden an ihrer Seite haben, wenn sie denn diesen Schritt gehen möchten.


    Ich will ihn nicht therapieren, dafür fehlt mir die Qualifikation. Ich möchte, dass er sich Hilfe bei den Fachleuten holt, die ihn seit Jahren auf dem Weg durch das abstinente Leben begleiten und wo er regelmäßig ist - dazu müsste er sich öffnen. Nicht bei mir - bei denen. Aber ich bin gern bereit, ihn auf seinem Weg zu begleiten und ihn zu unterstützen.

    Okay, Du hast wesentlich mehr Erfahrungen mit Alkoholismus als ich. Was ich in Deinen Texten lese, ist absolute Frustration und eine ziemliche Hoffnungslosigkeit, dass es auch Menschen gibt, die es schaffen.
    Lass es mich mit einem Bild sagen: Er steht neben mir auf dem Bürgersteig. Er hat eine verlockende, bunte Leuchtreklame gesehen, die da hängt, wo er schon mal war und ganz viel Vergessen und Rausch verspricht. Noch hat er nur einen Schritt in diese Richtung gemacht... und ich möchte ihm die Hand reichen, um den einen Schritt den Bordstein wieder hoch zu machen, bevor ihn der Bus erwischt und mit sich fortreißt.
    Dein Text klingt in meinen Augen, als sollte ich ihm noch einen Schubs geben, weil er ja die falsche Richtung eingeschlagen hat.

    Du bestimmst doch, wie lange du dich in deiner Opferrolle wohlfühlst. Geht ja erst seit 2015 ;)

    Das stimmt so nicht. Ich kenne ihn seit 2015, da war er bereits seit etwa 3 Jahren trocken. Wenn ich die maximal mögliche Zeitspanne sehe, die er schon trinken könnte, wäre das ab 2018 - tage-oder stundenweise mit längeren trockenen Zeiten (Wochen/Monate) ohne Nach- oder Nebenwirkungen.

    Fremdgehen ohne persönliche Treffen ist relativ schwer - je nachdem, wie eng man das Ganze fasst.
    Du hast recht, ich werde in Ursprungspost alles Wesentliche löschen, was Rückschluss auf ihn zulassen könnte und die anderen Posts überarbeiten. Sie verlieren an Aussagekraft, aber das ist dann halt so. Keinesfalls will ich seinem Ruf schaden - was glaubt Du, warum niemand aus meinem Umfeld von den derzeitigen Problemen weiß?

    edit: ich KANN diese Beiträge nicht ändern...

    Andererseits wäre ich entzückt, wenn er in ein Forum wie dieses fände - würde es doch bedeuten, dass er sein Problem als solches erkannt hätte.

    ...versuche offen und ehrlich mit ihm zu reden zB im Urlaub,

    Genau das habe ich vor. Ich habe einen Text zum Jahrestag vorbereitet, der sicher noch im Fluss ist, wo ich die Optionen in Abstinenz mit mir oder mit Sucht ohne mich darlegen und den ich ihm mit der Bitte, bis zu Ende zuzuhören, vorlesen werde. Er ist bewusst als Ich - Botschaft und mit einem positiven Ausblick formuliert, lässt aber auch keinen Zweifel daran offen, dass ich an einem Leben, in dem er für sich die Sucht wählt, nicht mehr an seine Seite sein werde. Das Dating sehe ich mittlerweile auch als Sucht - nach dem Kitzel, dem berauschenden Gefühl des Flirtens und der Sucht nach Anerkennung, was eh die Hauptbaustelle bei ihm ist.
    Ob das Thema vorher zur Sprache kommt, hängt von den Gegebenheiten und den Umständen ab - normalerweise würde ich es vorziehen, mit ihm nach garantiert mindestens zwei Wochen absoluter Abstinenz zu reden, weil er so direkt merkt, dass er es drauf hat.

    Unsere Männer haben jeden Tag die Möglichkeit etwas anderes als gestern zu wählen. Sie können STOPP sagen oder weitersaufen, Verantwortung übernehmen oder uns weiter verletzen. Sie wählen den Alk.

    Liebe Saphira,

    das ist das Problem gerade - er tut es momentan nicht. Die Flasche steht unbewegt an der gleichen Stelle im Schrank, er ist mega happy, dass wir uns zusammengerauft haben (dass ich vom Wodka weiß, weiß er ja gar nicht, er kann also keine Ersatzhandlungen vornehmen), ist fleißig und engagiert und bemüht sich wirklich um Haushalt, Arbeit und Partnerschaft, macht einen glücklichen Eindruck.
    Andere Verstecke gibt es nicht, ich kenne meine Wohnung verdammt gut.

    Irgendwo oben hatte ich schon mal gesagt, dass ich nicht weiß, wie lange die Flasche da schon stand, als ich sie gefunden habe. Wenn ich mir vorstellen würde, er hat sie vor mehreren Wochen da reingestellt (zu der Zeit, als er die Portale angelegt hat?) und ich kippe ihm jetzt in einer eigentlich positiven Grundstimmung unser gemeinsames Leben vor die Füße - das wäre in meinen Augen ungerecht und tendenziell kontraproduktiv, weil er sich berechtigterweise sagen könnte, dass er sich noch so sehr den Allerwertesten aufreißen könnte, es ist alles nichts wert. Dann kann er auch gleich saufen - wäre die logische Konsequenz.

    Als Urlaubsbegleitung käme tatsächlich nur meine Tochter in Frage, aber das Staatsexamen steht etwa 700 Stellen weiter vorne in unser beider Prioritätenlisten. Die restlichen Familienmitglieder sind echt alle total lieb, aber länger als ein paar Stunden bräuchte ich nur meine Schwester und die hat ein Baby und ist somit anderweitig verplant.
    Die Urlaube mit ihm waren auch immer ein absoluter Traum von Harmonie und Partnerschaft, komplett alkoholfrei und somit auch frei von negativen Stimmungen. Es kommt mir vor, als würde ich mir das selbst wegnehmen...
    Das Problem Alkoholismus ist nie Bestandteil unseres Urlaubs. Wandern, Schwimmen/Baden, Städte erkunden - alles positive Erlebnisse, die wir gleichermaßen und miteinander genießen.
    Vielleicht ist das ja auch genau die Zeit, die ihm genug Energie gibt, das Thema wieder aktiv anzugehen? Er weiß, wie es geht, hat mehr als einen Entzug hinter sich und die richtigen Leute zur Hand, die ihm helfen können. Jahrelang trocken war er auch schon. Von diesen Urlauben zehrt er meist monatelang. Wenn die Depression zurückgedrängt ist, ist der Rest vielleicht nicht mehr der Himalaja, sondern nur noch der Harz.

    Ich gebe mir/uns diese zwei Monate, sofern er nicht vorher in irgendeiner Form rück-/ausfällig wird. Ob emotional oder in Hinsicht Alkohol ist dann zweitrangig, dann hätte er die Probezeit vergeigt.
    Bitte habt Verständnis dafür!

    Liebe Morgenrot,

    ich meine nicht den Alkoholkonsum, ich meine tatsächlich Selbstmord.

    Bei seiner Therapeutin waren wir auch schon gemeinsam im Rahmen einer Paartherapie. Ich möchte auch keine Informationen haben, aber ich will, dass sie weiß, was gerade akut bearbeitet werden muss - sie müssen nicht das innere Kind aufrichten, wenn das Erwachsenen-Ich handlungsunfähig auf dem Boden liegt.
    Die l.m.a.a. Haltung fand ich schon immer furchtbar, ich konnte noch nie sagen, dass mich etwas nichts angeht, wenn ich gleichzeitig die Möglichkeit hätte, etwas zum Besseren zu bewegen - völlig unabhängig davon, ob ich einen Vorteil davon habe oder nicht. Nicht umsonst habe ich schon ehrenamtlich als Sterbebegleiter für einen Hospizverein gearbeitet. Da bekommt man ein Lächeln, einen dankbaren Händedruck und hat das Gefühl, dass das Karmakonto tausend Punkte schwerer ist. Mir reicht das!

    Mag sein, dass ich ihn verteidige. Leider ist er nicht der Kotzbrocken, als der er hier rüberkommt... das macht es so unendlich schwer für mich.
    Wir haben fantastische Zeiten miteinander und ich brauche einfach die Zeit, die ich uns gegeben habe - Zuverlässigkeit gehört zu meinen Haupteigenschaften. Klar, wenn in den nächsten sieben Wochen eine Katastrophe passiert, wird die Uhr zurückgesetzt.

    Bevor seine Depressionen und Ängste behandelt werden können, muß das Thema Alkohol angegangen werden, er müßte trocken werden.

    Das alles ist aber nicht deine Aufgabe, du kannst nichts tun. Er hat ja eine Therapeutin.

    Was kannst du für dich tun, damit es dir besser geht?.

    schwere Frage...
    er ist regelmäßig in einer Suchtambulanz und ich überlege gerade, die Ärzte dort über meine Erkenntnisse zu informieren, damit er sich nicht weiter durchlügen kann. Was haltet Ihr davon?

    In der letzten Nacht habe ich verhältnismäßig wenig geschlafen und hin und her überlegt, was ich wie am besten mache.

    Am 31.08. wollen wir für zwei Wochen nach Spanien fliegen, diesen Urlaub habe ich mir sauer verdient, habe aber auch keinen Bock, ihn jetzt alleine zu machen, für eine Alternativplanung ist es zu kurzfristig. In dieser Zeit hat er wie in jedem Urlaub nicht den Hauch einer Chance, an Alc zu kommen, schlimmer werden kann es also nicht. Im Urlaub gegen Ende ist unser 7. Jahrestag :(
    Momentan bin ich auf dem Level, dass ich ihm sagen werde, dass es seine Entscheidung war, wieder mit dem Trinken anzufangen und meine Entscheidung ist es, dass ich zwar einen trockenen Alkoholiker in meinem Leben akzeptiere, aber keinen Säufer - der mich ja zwangsweise auf vielfältige Art hintergeht und sich selbst auch einen erheblichen Teil vorlügt.
    Ich möchte ihm vorschlagen, den Job bei mir weiter auszuüben, auch mit reduzierter Stundenzahl, oder sich alternativ von mir kündigen zu lassen, wenn er erst einmal seine Sucht ausleben oder auch in Vollzeit in den Griff bekommen möchte. Arbeiten könnte er auch von seiner Wohnung aus, den Schreibtisch könnte er mitnehmen...
    Auf jeden Fall möchte ich ihm anbieten, den Kontakt auf einer freundschaftlichen Ebene beizubehalten, aber ich bestehe darauf, dass er erst einmal auszieht (bei der Wohnungssuche helfe ich ihm), bis er sein Leben definitiv wieder auf der Kette hat, trocken ist und die feste Absicht, dies auch bis zum Schluss zu bleiben. Dies könnte eventuell eine Vision sein, auf die er hinarbeiten kann - seine Entscheidung.

    Wann ich ihm das sage, weiß ich noch nicht. Vorher muss ich definitiv mit der Therapeutin sprechen, ich will sein Leben nicht auf dem Gewissen haben.
    Am 08. August habe ich uns zwei Monate gegeben, um wieder halbwegs Vertrauen zu fassen (das war ja vor den Fund der Flasche) - da läuft meine Deadline ab. Sollte sich vorher eine wichtige oder passende Situation ergeben, bringe es schon vorher zur Sprache.

    Mir hilft, dass ich hier drüber schreiben kann und feedback von Euch bekomme und mir schon jetzt vieles klarer geworden ist (auch wenn mir eine optimistische Aussicht natürlich lieber wäre, aber das scheint illusorisch zu sein.) Damit hört dieser unsägliche Schwebezustand auf, der für mich immer das Schlimmste überhaupt ist.


    Was mir gerade hilft:
    Die Aussicht auf ein Leben ohne die ganze negative Energie hier im Büro, wenn er mal wieder an schlechten Tagen die ganze Zeit stöhnt und mault, weil er unkonzentriert ist. Sollte er woanders wohnen und zum Arbeiten herkommen wollen, wird er sich mit Sicherheit mit der Sonntagslaune zeigen, die er gerade an den Tag legt - das ist dann okay für mich.
    Die Aussicht darauf, dass ich mir ein Leben einrichten kann, wo Lügen und Ausflüchte ebenso wenig Platz haben wie haltlose Vorwürfe, wo nirgends ein Damoklesschwert über mir hängt und ich ständig fürchten muss, wieder unfreiwillig über eine Katastrophe zu stolpern.

    Jetzt versuche ich gerade, im Moment zu leben, meine Aufgaben gut zu erledigen (damit nicht auch noch ein schlechtes Gewissen den Kunden gegenüber dazu kommt), zu lesen und zu stricken. Ich gehe in letzter Zeit immer mal eine Runde zu Fuß, halte meine Nase in den Wind und genieße die Natur. Ich habe vor etwa elf Wochen angefangen, meine überzähligen Coronakilos abzuwerfen (mit denen davor sind es 15-20, die gehen dürfen). Allein der Stress letzte Woche hat mich zwei Kilos verlieren lassen, so dass ich jetzt schon sieben abgenommen habe - tut mir gut.

    Nach der Trennung wird meine Tochter an meiner Seite stehen, zusammen mit jedem anderen Familienmitglied, das es erfährt. Auch wegen meiner Tochter möchte ich die Sache noch etwas rauszögern - sie hat demnächst irre wichtige mündliche Prüfungen, auf die sie sich intensiv vorbereitet. Da will ich sie auf keinen Fall rausreißen! Die dürften auch im September sein, so dass sich alles zeitlich fügen dürfte.

    Im Rückblick würde ich vermuten, dass er seit mindestens 2018 zumindest zeitweise trinkt - dann hat es jetzt auch noch ein paar Wochen Zeit.

    1000 Dank Euch allen!

    was ich noch ergänzen möchte: da ich diesbezüglich ein wirklich sensibles Näschen habe, wage ich zu behaupten, dass er tatsächlich Wochenlang stocknüchtern ist. Auch deswegen will ich jetzt gern einfach abwarten, bis es sozusagen von allein aufkommt.

    Dass ihn der Schluck definitiv mehrfach durch den Kopf gehen wird, ist in diesem Moment jetzt für mich eine Genugtuung - das wäre eine Situation, wo ich ihm ohnehin die Pest an den Hals wünschen würde. Da er sehr empfindlich ist (er würgt regelmäßig, wenn er Katzenko*ze wegmachen oder einen stinkenden Müllbeutel zuknoten muss), bin ich mir sehr sicher, dass ich deutlich sehen werde, wann er die Buddel angesetzt hat.

    So böse bin ich sonst nie, aber irgendwie geht es mit besser damit, dass er die Angelegenheit selbst in der Hand hat - und ich wette, wenn er es probiert, wird er nie wieder unvoreingenommen eine Wodkaflasche an die Lippen setzen.

    Das derzeitige Problem ist das Auf und Ab seiner Depressionen inkl. diffuser Ängste etc.
    Ich weiß nicht, wie lange die Flasche da schon steht und will ihm nichts vorwerfen, was eigentlich vor unserer Versöhnung liegt, weil wir ja gerade einen Neuanfang gestartet haben - das fände ich auch ungerecht.
    Heute wuselt er schon seit seiner Rückkehr durch die Wohnung, bringt Altpapier und Müll runter und ist gut drauf - besser als die ganzen letzten Wochen.

    Wenn er wieder seinen Wodka trinken möchte, kann ich es immer noch zum Thema machen, wenn er sich fertig übergeben hat. Solange ihm das Gefühl reicht, das was da wäre, wenn, soll es für mich okay sein.

    Danke für Euer aller Feedback - das hilft mir schon sehr!

    Liebe Elly,

    danke für Dein Feedback!
    Eigentlich bin ich ein Mensch, der nicht so schnell aufgibt, habe auch jahrelang an einer Ehe gearbeitet, bevor ich die Segel strich.

    Bei unserer Versöhnung dieser Tage habe ich uns zwei Monate gegeben - nicht nur ihm, sondern auch mir. Bis dahin darf nicht der kleinste Fitzel mehr aufkommen... am 31.8. wollen wir in den Urlaub und ich würde mir diese sauer verdiente Zeit nur ungern von einer Trennung mit allem Drama, das er garantiert veranstalten wird, versauen lassen.
    Auch hoffe ich auf den Anruf seiner Therapeutin, mit der ich und wir schon gute Gespräche geführt haben und die ihn schon seit seiner letzten Entgiftung begleitet - sie kennt ihn viel länger als ich. Sie wird mir meine Optionen aufzeigen, die auf genau diesen Menschen zugeschnitten sind. Ich hoffe darauf, dass ich im Falle meiner Trennung nicht seinen Untergang auf meine Seele lade - so sehr kann ich keinen Menschen hassen.

    Klingt komisch, aber Befriedigung finde ich derzeit in der Arbeit. Meine andere Mitarbeiterin ist großartig, meine Kunden zufrieden und wenn ich wieder einen Fall abgeschlossen habe und die zugehörige Rechnung schreibe, stabilisiert das mein Selbstwertgefühl.
    Halte ich es daheim nicht mehr aus, drehe ich eine Runde zu Fuß, setze mich an das Ufer des nahegelegenen Flusses und versuche, meine Gedanken zu sortieren. Ist zwar immer noch mitten in der Stadt, aber trotzdem irgendwie "raus" aus der Situation, ich komme da meist wieder zur Ruhe.

    Wenn es tatsächlich auf eine Trennung hinausläuft, werde ich wohl meine Tochter (23) einweihen, da bekomme ich die volle Unterstützung, weil sie sich vor ein paar Jahren aus einer toxischen Beziehung gelöst hat. Überstürzen möchte ich es allerdings ungern, weil er dann bei ihr bis zum Sankt-Nimmerleinstag verk*ckt hätte.

    Ihr Lieben, seit September 2015 bin ich mit einem Mann zusammen, der damals rund 1,5 Jahre trocken war, nach etwa 13 Jahren Bieralkoholikerkarriere und verschiedenen Entzügen. Wir sind beide 50+.
    Da mir Alkohol noch nie geschmeckt hat, gibt es in unserem Haushalt auch keinen, mit meiner Familie haben wir offen geklärt, was los ist. Wenn wir weggehen, trinkt er Fanta und ich Cola, niemand fragt blöd (die Partylöwen sind wir eh nicht)
    Seit 2018 arbeitet er in Vollzeit in meinem Buchführungsservice und macht sich eigentlich ganz gut, solange es ihm halbwegs gut geht. Die schlechten Zeiten hielt ich bisher für Depressionsprobleme, bin mir aber gerade nicht mehr sicher.

    Nun arbeite ich im Interimsmanagement und bin immer mal tage- oder auch ganze Wochen lang weg, insbesondere bis zum Lockdown war ich quasi fast täglich unterwegs... da habe ich teilweise ausgesprochen unerfreuliche WhatsApptexte mit Vorwürfen von ihm bekommen - an solchen Tagen lag er dann bei meiner Heimkehr (gegen 18 Uhr!) schlafend im Bett, es roch etwas streng im Schlafzimmer nach Bier. Auf meine Frage, ob er getrunken hätte, bekam ich eine 1A-Vorstellung, wie ich auf so etwas käme, das wäre ja die absolute Unterstellung. Das habe ich mir zwei, drei Mal angehört und dann habe ich mir ein Atemalkoholgerät bestellt. Die nächste haltlose Unterstellung zeigte schlanke 1,3 Promille und natürlich war ich schuld, weil ich alles kaputt mache.
    Ich möchte mir nicht ausmalen, was abging, als ich anderthalb Jahre lang absehbar von Montag bis Donnerstag in Leipzig war und nicht mal eben heim kommen konnte... seine verwaschene Stimme kann von seinen Psychopharmaka/Schlafmedikamenten kommen (sagt er), aber ob ich das glauben kann/soll?
    Er kommt aus einer Alkoholikerfamilie, ist seit vielen Jahren durchgehend in Behandlung wegen Depressionen und Suchprävention, es gibt also ein paar verschiedene Baustellen.

    Mein akutes Problem, warum ich hierher gefunden habe, war eigentlich ein ganz anderes, aber ich muss etwas weiter ausholen.
    Im Mai 2020 stolperte ich durch Zufall darüber, dass er in mehreren Datingportalen Suchanzeigen geschaltet hatte und mit diversen Frauen gechattet hat. Gefühlt hatte der Sprengsatz für meine heile Welt etwa 5 Tonnen... ich fiel aus allen Wolken. Natürlich habe ich ihn zur Rede gestellt. Als er sich endlich vom Leugnen zum Reden vorgearbeitet hatte, hieß es, dass er ja nur schreibt und höchstens telefoniert, aber zu den verabredeten Treffen wäre er nie hingegangen.
    Als jemand, der ihn über eine Datingplattform kennengelernt hat und im Vorfeld schon reichlich Kontakt zu dieser :cursing: Spezies hatte, habe ich ihm versucht zu erklären, was das für die Frau bedeutet - denn abgesagt hat er auch nie. Er behauptete, sich darüber nie ernsthaft Gedanken gemacht zu haben, aber das würde er nie wieder tun. Hat mich angewinselt, ihm zu vergeben, gezittert am ganzen Leib, er war ein absolutes Wrack. Wir haben auf meinen Wunsch hin jedes einzelne dieser Profile und alle Anzeigen gelöscht und ich hatte tatsächlich die Hoffnung, dass ihm nur die Empathie gefehlt hat. Aus den Kontakten wollte er Selbstbestätigung gewinnen, hat er gesagt.

    Letztes Jahr starb unsere Katze, wir begruben sie auf dem Grundstück meiner Eltern. Auf dem Heimweg meinte er nur, dass er jetzt darum bittet, dass ich nicht diskutiere, er würde sich jetzt Bier kaufen, das bräuchte er jetzt einfach. Die vier oder fünf Flaschen hat er in einem Tempo hintergekippt, das hätte ich nicht mal mit Leitungswasser geschafft. Danach war aber erstmal gut, wir flogen kurz danach in den Urlaub und er hat definitiv nicht getrunken.

    Mitte letzter Woche ging ich zu ihm auf den Balkon, wo er raucht. Wie ein Bekloppter tippte er auf seinem Telefon, um aus WhatsApp auf den Startbildschirm zu kommen, Gesichtsausdruck, als hätte ihn seine Mutter beim Onanieren erwischt. Natürlich ging die Alarmlampe samt Sirene an... siehe da, fünf Chats mit fremden Frauen in seiner Desktopversion von WhatsApp, eindeutig flirty, inklusive Verabredungen (es war nicht erkennbar, ob die Treffen stattfanden). Auf meine Frage, ob es jetzt wieder losgehe, hat er wieder seine Show abgezogen - wie ich auf sowas komme, wie ich ihm sowas unterstellen würde... hab ihm blöderweise gesagt, wie ich darauf komme. Er meinte nur, da wäre doch nichts, nur schreiben... siehe oben.
    Dieses mal hat er sich mir nicht geöffnet, sondern die vermeintlich vorhandenen Datenquellen für mich gelöscht (WhatsApp auf dem PC). Natürlich hat es mir keine Ruhe gelassen... Ich habe u.a. ein mittlerweile gelöschtes Premiumprofil gefunden, eingerichtet am 22.07.22...gelöscht hat er es gestern, NACH unserer Versöhnung in meiner Abwesenheit.
    in der Aussprache vor drei Tagen sagte er, er könne sich nicht mehr an den Namen der Webseite erinnern... stadt irgendwas (meinStadt.de, war jetzt nicht sooo schwer), Profil nicht gelöscht, aber die Zugangsdaten habe er verbrannt (war sein Standardpasswort, bestehend aus unseren beiden Vornamen und dem Tag des ersten Treffens - allein das war schon wie ein Schlag in die Magengrube)
    Egal, Abkürzung - wir haben uns nach ein paar echt harten Tagen zusammengerauft, nachdem er wieder den sterbenden Schwan gab, am ganzen Leib zitterte, durch die Gegend schlurfte, mit Selbstmord drohte, mir versicherte, dass er nur mich liebe und wolle... und ich hab es irgendwann geglaubt.
    Und dann habe ich vorhin im Schlafzimmer unter dem Bett aufgeräumt (hab eine Stauballergie und bin es leid, dauernd beim Schlafen keine Luft mehr zu kriegen) - dabei fiel was im Nachtschrank um. Es war eine Wodka-Flasche, Füllstand bei etwa 20%. Ich wusste nicht einmal, dass er jemals Schnaps konsumiert hätte - er meinte immer, es hätte ihm nicht geschmeckt. Dieses Gefühl jedes mal, wenn das Blut in den Ohren rauscht, einfach furchtbar.
    Er ist gerade unterwegs...
    In einer ersten Reaktion habe ich den Schnaps wegekippt und mit Wasser aufgefüllt, etwas später mit reichlich Salz nachgewürzt, damit ich mitbekomme, wenn er das nächste Mal einen tiefen Schluck trinkt - er lügt mir ja eh die Hucke voll, fragen brauche ich ihn also nicht.
    Bis dahin gebe ich mich ahnungslos und warte ab - vielleicht steht die Flasche ja schon länger? Dann kann sie gern stehen bleiben. Wenn es ihn beruhigt, dass was da ist - gut. Wenn er trinken sollte, wird es ihm wahrscheinlich den Magen umkrempeln. Da ich derzeit eher selten auswärts arbeite, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich in diesem Moment daheim bin.

    Ich habe seine Therapeutin die ganze Zeit per email auf dem Laufenden gehalten, erst, weil ich ihren Rat brauche, wie ich mich trenne, ohne dass er seine Selbstmorddrohung wahr macht (gemeinsame Wohnung auf meinen Namen, sein Job bei mir - es hängt seine gesamte Existenz an meiner Person), heute habe ich ihr ein Foto der Buddel geschickt und ihr geschrieben, dass sie wissen sollte, dass sie einen Schauspieler da sitzen hat. So hat sie die Möglichkeit, seine Aussagen ganz anders zu bewerten und entsprechend zu reagieren. Bedauerlicherweise ist sie derzeit im Urlaub, sonst hätte ich schon einen gemeinsamen Krisentermin ausgemacht. Sein nächster Termin ist in etwa zwei Wochen, ich denke, sie wird sich vorher bei mir melden.

    Als positiver Mensch mit einem eigentlich unerschütterlichen Urvertrauen stehe ich gerade vor den Scherben von so vielem - meine Menschenkenntnis, die gesamte Vertrauensbasis unserer Beziehung (die wirklich toll ist, wenn nicht gerade solche Probleme auftauchen), absolute Ratlosigkeit beherrscht gerade meine Seele.
    Ich habe jemanden gefunden, mit dem ich meine Gedanken bezüglich der Datingportale austauschen kann, ohne dass da irgendwelche Ansprüche entstehen, aber die Geschichte mit dem Alkohol mag ich da nicht auch noch ins Spiel bringen - für jemand Außenstehenden wäre der Drops definitiv gelutscht, die Entscheidung herrlich einfach - Schlussstrich, gut isses.
    Meine Kinder, meine Familie möchte ich nicht involvieren - das ist die einzige Familie, die er noch hat - seine ist nahezu komplett auf dem Alkohol über den Jordan geschwommen, die einzige überlebende Schwester hat vor Ewigkeiten den Kontakt abgebrochen.
    Momentan fühle ich mich wie ein frisch ausgebranntes Tongefäß... rabenschwarz und leer. Vorhin hatte ich noch ein Teelicht drin vermutet, weil es gerade wieder gut anlief, jetzt weiß ich nicht, ob ich mich nicht nur verguckt habe.

    All das kann ich nicht so richtig einordnen. Hängen die beiden Handlungsstränge zusammen? Als Grund für das Flirten dieses Mal gab er "Erfolgserlebnisse" an, weil er ja an der Arbeit dauernd Fehler machen würde (nicht mehr als jeder andere Buchhalter, aber er nimmt jeden Zahlendreher persönlich). Ist das der Gegenpol zum Alkohol oder ist es ein Erfolgserlebnis, wenn er mich mal wieder erfolgreich hintergangen hat?

    Danke für Eure unendliche Geduld, den Roman zu lesen!