Beiträge von Stefan 1

    Hallo zusammen, wollte auch mal wieder etwas schreiben. Ich steuere langsam aber sicher auf die ersten 500 Tage Abstinenz zu. Kann eigentlich von mir gar nichts neues berichten, es nimmt irgendwie alles seinen Gang und mir geht es sehr gut damit. Das einzige, dass mich in letzter Zeit etwas aus der Bahn geworfen hat, war der Rückfall eines guten Freundes, der war über 6 Jahre trocken. Dann plötzlich, wie aus heiterem Himmel. Sehr Schade, anscheinend hat er sich aber wieder gefangen. Für mich war es aber ein Warnsignal. Nie und nimmer hätte ich gedacht, er nimmt je wieder ne Flasche in die Hand. So kann man sich täuschen und wird gleichzeitig daran erinnert, wie fragil so eine Abstinenz ist.

    Für mich gibt es keine vollständige Trockenheit, das würde für mich heißen, ich wäre geheilt.

    Das sehe ich (mittlerweile) auch so.

    Manche sind schnell trocken, andere nach 12 Jahren noch nicht.

    Ja und ich bin halt sehr vorsichtig. Ich denke auch eher, dass ich mich auch niemals als trocken ansehen werde.

    Glückwunsch Stefan 🍀☀️

    Danke, stellvertretend an alle Gratulanten :lol:

    Ich glaube das ist schwierig und vlt definiert das ja jeder anders. Ich würde mich weiterhin als abstinent sehen und denke zu "richtig" trocken fehlt mir einfach etwas Erfahrung und Sicherheit. Das in Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren zu definieren vermag ich nicht. Vlt kann das ein Statistiker, der dir sagt: xy Prozent sind nach yx Jahren soweit gefestigt, dass sie nur xy % Rückfallquote haben.

    Aber das ist halt meiner Meinung auch nur Geschwafel, denn was bringt mir eine Statistik, bei der ich dann halt leider die Ausnahme der Regel bin...

    Dann gehörst Du zu den Glücklichen, bei denen Trockenheit zur Normalität geworden ist. :thumbup:

    Tatsächlich würde ich zwar behaupten, dass der Zustand für mich die Normalität darstellt, aber trocken würde ich mich nicht bezeichnen. In der ersten Zeit meiner Abstinenz habe ich mich gedacht: ja, nach nem halben Jahr (oder so) bist du trocken! Nun glaube ich eher daran, dass es noch einige halbe Jahre dauert, bis ich das von mir behaupten werde.

    Nein da muss ich dir widersprechen.

    Ich gehe in diesem Stadium nicht, weil ich Heilungschancen sehe. Ich bin nicht süchtig.

    Bei was genau widersprechen? Das ein Alkoholiker nicht weiß, dass er Alkoholiker ist? Also ich wusste es schon lange. Das selbst eingestehen war eher das Problem. Manche Dinge will man ja gar nicht wissen.

    Das mit dem Heilungsprozess ist ja auch ein schwieriges Thema. Kann man Alkoholiker heilen? Das würde ja bedeuten, man kann dann irgendwann normal trinken.

    Das funktioniert nicht.

    Jedoch habe ich nur einen Plan, den B. selbst heute noch nach über 15 Jahren. Plan B. bedeutet ,sofort ohne Umschweife die Veranstaltung verlassen. Ich musste mich da auch nie erklären.

    Ja, darauf lief es ja letztendlich hinaus. Die Veranstaltung war ja nicht nur am Abend, sondern auch tagsüber und wir hatten viel Spaß und einiges produktiv geleistet (nur nicht, dass es so klingt, ich wollte nur auf ne Party).

    Wie Stern schon geschrieben hat: Die Welt um uns herum verändert sich nicht.

    Aber ich habe mich verändert und dazu gehört eben auch, dass ich Partys frühzeitig verlasse. Und das ich morgens fit aufwache ohne Scham, was ich die Nacht zuvor alles angestellt habe...

    Diese Variante gefällt mir deutlich besser.

    Guten Morgen,

    gestern waren es 222 Tage (wenn ich jetzt Schnapszahl schreibe, ist das nasses denken?)

    Aber mal im Ernst: tatsächlich fühle ich mich gar nicht "trocken". Gerade über Ostern kam ich in die Situation, auf einer Veranstaltung zu sein, auf der auch schonmal was getrunken wird. Nicht exzessiv, aber für mich als Alkoholiker eben sehr gefährlich um in alte Muster zu fallen. Ich habe mich dennoch entschieden hin zu gehen, natürlich wohlwissentlich, mich in eine Gefahrensituation zu begeben und aber auch darauf vorbereitet zu sein.

    Und es lief auch sehr gut. Eigentlich hat niemand von mir "verlangt" Alkohol zu trinken. Mir wurde zwar welcher angeboten, aber als ich ablehnte, hat niemand nachgefragt oder einen dummen Spruch gedrückt. Trotzdem ging ich wieder früh ins Bett, denn je länger der Abend wurde, desto mehr bekam ich Lust etwas zu trinken. Zum Glück siegte die Vernunft.

    Es reicht schon zu denken, mir macht es nichts aus, wenn neben mir jemand ein Glas Wein trinkt. Ich verharmlose somit die Situation. Unabhängig ob diese nun Folgen hat oder nicht. Denke, ich jedoch, es könnte mir etwas ausmachen, weil ich ja suchtkrank bin, ist dagegen trockenes Denken.

    Ehrlicherweise versteh ich es nicht so ganz. Vielleicht bin ich einfach noch nicht lange genug im Thema:

    Bsp.: Ich gehe ins Restaurant, setzte mich vlt sogar extra weit weg vom Kegelklub Extrabreit (sorry, ist nur ein Arbeitsname), weil ich weiß, dass mich die triggern könnten oder sogar aktiv auffordern etwas zu trinken. Waren ja noch bis vor kurzem meine Kumpanen - das wäre trockenes denken?

    Wenn ich dann aber feststelle, es macht mir gar nichts aus, wenn andere trinken, das ist ok, das wäre nasses denken?


    Ich tue mich mit den Begriffen bzw. derer Definition noch eher schwer. Liegt wohl an der fehlenden Erfahrung.

    Ich mag auch einige Vornamen nicht, aber die Menschen, die dahinter stecken.

    Bei mir ist es ja oft genau anders herum.


    Aber hier meine Beitrag:

    mir wurde immer nachgesagt: "Du verträgst ja einiges" "Trinkfest" und "3,4 Bier merkt man dir gar nicht an"

    Was vielleicht erstmal nett klingt, umschreibt schon eine gefährliche Konditionierung.

    Warum denkst du, dass deine Mitmenschen überhaupt darauf eingehen sollten?

    ich sehe das ähnlich. Ich gehe ja nicht mit meiner Alkoholsucht hausieren. Wenn ich glaube ein Benefit daraus zu ziehen, spreche ich es an, ansonsten geht es niemanden etwas an.

    Wenn mich nun auf Partys jemand komisch findet, ist das ja sein Problem. Ich finde ja Partys mittlerweile auch komisch (zumindest solche, bei denen es augenscheinlich nur um Alkohol geht.)

    Ich hab auch etwas "interessantes" festgestellt:

    Am Anfang meiner Abstinenz habe ich die Situation nach dem Training noch mit in das Sportheim zu gehen vermieden. Ich hab einfach kein Duschzeug mitgenommen und bin direkt heimgefahren. War ne super Ausrede. nach ein paar Wochen hab ich mir gedacht, ich Pack das und kann auch ohne Alkohol dort an den Tisch sitzen.

    Mittlerweile gehe auch nicht mehr hin. Irgendwie hab ich mich wohl mit solchen Situationen "auseinandergelebt".

    Das ist z.B. auch etwas, was mir zu der Bezeichnung "Alkoholiker" einfällt. Dass man sie sehr gut verniedlichen kann. Mit welcher Intention ist dann wohl wieder ein Thema für sich.

    Ich denke da spielt auch oft persönliche Wahrnehmung mit rein. Ich finde (Achtung, subjektive Wahrnehmung) das Wort "Alki" schlimmer. Denn es verniedlicht in meinen Augen nicht, sondern würdigt herab und versucht die Krankheit etwas ins lächerliche zu ziehen.

    Wichtiger ist es aber nicht das Wording, sondern ob ich das Gefühl habe, von meinem Gegenüber im Gespräch mit meiner Krankheit ernst genommen zu werden.