Nasses,trockenes Denken, Säufer

  • Nun sind auch die nassen Gedanken, die einen immer wieder mal überkommen, ein Beweis, Alkoholkrank auch im trockenen Zustand zu sein.

    Sind ‚einen‘ wir alle oder du?

    Ich brauche keine nassen Gedanken, um auch im trockenen Zustand zu wissen, dass ich alkoholkrank bin.

    Ich weiß aber sehr oft noch viel mehr, dass ich Alkoholiker bin, wenn ich mir bewusst mache, wie gut es mir ohne Alkohol geht… wenn ich traurig bin, wieviele Jahre ich an die Sucht verloren habe…wenn ich mich noch heute in Grund und Boden schäme, weil ich ständig und immer wieder gelogen habe, alle um mich herum getäuscht habe…..wenn ich vor Dankbarkeit heule und manchmal gar nicht glauben kann, dass ich dieses schöne Leben leben kann, einfach, weil ich keinen Alkohol mehr saufen muss. Und wenn ich mir nichts sehnlicher wünsche als dass ich mein nüchternes Leben nie wieder verlieren werde.


    Den Thread habe ich auch eröffnet, mal diese ganzen Begriffe zu sammeln, um sie als das zu erklären, was sie sind. Einfach nur Begrifflichkeiten und Kurzfassungen des Zustandes des Alkoholikers.

    Ich verwende und ich brauche für mich den Begriff:

    Alkoholiker - heißt: Ich bin alkoholkrank, süchtig nach Alkohol.

    Den Zusatz ‚trockener‘ vor Alkoholiker brauche ich für mich nicht. Ich werde immer Alkoholiker bleiben, das geht ja nie wieder weg. Ob da nun ‚trocken‘ steht, ändert ja erstmal nix an gar nix, klingt vielleicht schöner, macht ja aber nix wirklich besser.

    Dann bevorzuge ich das Wort ‚saufen‘. Klingt nicht schön, soll es aber auch nicht. Denn saufen ist schlimm, richtig schlimm ….trinken tue ich jetzt ….Wasser, Tee, Saft, Kaffee, Kakao ….Alkoholiker trinken (für mich) keinen Alkohol, sie saufen ihn.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Sind ‚einen‘ wir alle oder du?

    Für mich hat jeder Alkoholiker nasse und trocken Gedanken. Hätte er sie nicht, wäre er kein Alkoholiker. Diese Begriffe sind ja unmittelbar damit verbunden.

    Außerhalb der Krankheit werden sie ja nicht angewandt.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Als Angehörige, verfolge ich die Diskussion sehr interessiert. Nicht immer kann ich mit den Begriffen nass oder trocken, im jeweiligen Kontext etwas anfangen. Aber es erinnert mich daran, wie ich als Kind und als junge Erwachsene das Verhalten meiner Eltern eingeordnet habe. Vor allem in die Kategorie: „aus dir spricht doch die Sucht“. Später, als ich angefangen hatte mich wirklich komplett raus zu halten, konnte ich von außen nicht mehr zuverlässig einordnen ob es sich um eine trockene oder eine nasse Phase handelte. Was ich immer erkennen konnte, war entsprechendes Verhalten. Für mich war es dann völlig unerheblich, ob konsumiert und gesoffen wurde oder halt nicht.

    Verharmlostendes, beschönigendes, Erlaubnis erteilendes Verhalten, all das hat sich für mich genauso verletzend angefühlt, wie das offene ausleben der Sucht.

    Die Suchtstoff freie Phase war dann eben nicht mehr wert als jede andere Phase, ganz offensichtlich nicht von Dauer. Was sich im Falle meiner Eltern auch meistens bestätigt hat - ich schreibe nur nicht immer, weil ich aufgehört habe es zu überprüfen.

    Ich hätte es früher nie nasses Denken genannt, aber der Begriff trifft eben sehr genau, was sich natürlich anderes umschreiben lässt, aber nichts an dem Kern ändert.

    Es ist übrigens auch gut daran zu erkennen, dass die Abwehrhaltung gegenüber dem Angehörigen oder jemandem der einen darauf hinweist besonders hoch ist. So jedenfalls meine Erfahrung damit.

    Gute Nacht, Lea

  • Es reicht schon zu denken, mir macht es nichts aus, wenn neben mir jemand ein Glas Wein trinkt. Ich verharmlose somit die Situation. Unabhängig ob diese nun Folgen hat oder nicht. Denke, ich jedoch, es könnte mir etwas ausmachen, weil ich ja suchtkrank bin, ist dagegen trockenes Denken.

    Ehrlicherweise versteh ich es nicht so ganz. Vielleicht bin ich einfach noch nicht lange genug im Thema:

    Bsp.: Ich gehe ins Restaurant, setzte mich vlt sogar extra weit weg vom Kegelklub Extrabreit (sorry, ist nur ein Arbeitsname), weil ich weiß, dass mich die triggern könnten oder sogar aktiv auffordern etwas zu trinken. Waren ja noch bis vor kurzem meine Kumpanen - das wäre trockenes denken?

    Wenn ich dann aber feststelle, es macht mir gar nichts aus, wenn andere trinken, das ist ok, das wäre nasses denken?


    Ich tue mich mit den Begriffen bzw. derer Definition noch eher schwer. Liegt wohl an der fehlenden Erfahrung.

  • Lea ich unterschreibe deinen Text als Angehörige eines Ex mit Trinkpausen. Warum war die "trockene" Phase nie "mehr wert" als die Nasse? Ich habe hier gelernt, dass es nasses Denken gibt und dann hatte ich ein Wort für das Gefühl...welches sich dann auch immer und immer wieder bestätigt hat.

    Es ist übrigens auch gut daran zu erkennen, dass die Abwehrhaltung gegenüber dem Angehörigen oder jemandem der einen darauf hinweist besonders hoch ist. So jedenfalls meine Erfahrung damit.

    Absolut.

    Ich kann mit nassem und trockenen Denken mittlerweile viel anfangen. Und es auch als Warnhinweise sinnvoll anwenden. Bei mir und anderen.

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Ich mache nicht mehr draus, was die Wörter, speziell in der Alkoholsucht, bedeuten.

    Ich vergleiche sie nicht mit irgendwelche Erinnerungen an etwas anderes. Sie sind für mich einfach nur Bestandteile der Alkoholkrankheit. Ich unterteile die Begriffe nicht in gut oder schlecht, sondern ordne sie als Symptom meiner Krankheit ein. Sie helfen mir zu erkennen, inwieweit ich mich Richtung aktiver oder inaktiver Sucht bewege.

    Diese ganze Diskussion, dass ich mich deswegen angegriffen in einem Forum fühle, was speziell für Alkoholiker ist, die Ihre Sucht gestoppt halten wollen verstehe ich überhaupt nicht.

    Verharmlostendes, beschönigendes, Erlaubnis erteilendes Verhalten, all das hat sich für mich genauso verletzend angefühlt, wie das offene ausleben der Sucht

    Wer diese „spezielle“ Hinweise, in einem Alkoholiker Forum als verletzend ansieht, hat nicht verstanden, um was es hier geht. Es geht eben nicht um zu verletzen. Es geht darum, mit einem Wort den Zustand zu beschreiben, um eventuell eine Gefahr für sich zu erkennen. Es ist fürsorglich gemeint. Es geht dabei um sucht frei oder eben Rückfall. In manchen Fällen eben dann mal tödlich.

    arum war die "trockene" Phase nie "mehr wert" als die Nasse?

    Wenn ich es als Krankheit ansehe, gibt es eben kein „mehr oder weniger“ wert. Es gibt eben nur nass oder trocken. Dieses normale Bewertungssystem greift bei nass und trocken nicht.

    : Ich gehe ins Restaurant, setzte mich vlt sogar extra weit weg vom Kegelklub Extrabreit (sorry, ist nur ein Arbeitsname), weil ich weiß, dass mich die triggern könnten oder sogar aktiv auffordern etwas zu trinken. Waren ja noch bis vor kurzem meine Kumpanen - das wäre trockenes denken?

    Für mich schon. Es geht darum, nasse Gefahren zu erkennen und sie nicht gedanklich, als keine Gefahr einzustufen.

    Gruß Hartmut

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  • Es geht darum, nasse Gefahren zu erkennen und sie nicht gedanklich, als keine Gefahr einzustufen.

    das bedeutet aber, du siehst jeglichen Alkohol in deinem Umfeld als potentielle Gefahr?

    Die Gefahr zu erkennen und als gering einzustufen, wäre dann noch "nass"?

  • Noch etwas dazu, wenn ich jeden einzelnen Begriff, der irgendwann mal durch das Forum gelaufen ist, auf die Goldwaage gelegt und in die Bestandteile zerlegt hätte, hätte ich mich zwar an die Empörungswelle anschließen können und mit den Wölfen geheult, wäre aber kein Stück weiter in meiner eigenen Alkoholgeschichte gekommen.

    Ich persönlich finde es schon erschreckend, wie sich manchmal echauffiert wird und wie explizit auf die Etikette geachtet wird ,die man selbst in den nassen Jahren vermissen ließ.

    Hat aber jetzt nichts mit dem nassen oder trockenen Denken zu tun. Eher was das der eine oder andere sich reinwaschen will? Sich abgrenzen? Ich weiß es nicht.

    Gruß Hartmut

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