Vorteil, aus der Nummer komme ich nur noch nüchtern raus.
Wenn ich das Glas bei einem drohenden Rückfall zum Mund führe, wird mich mein Bekenntnis Alkoholiker zu sein, möglicherweise vom ersten Schluck abhalten? Ist es eine Art zusätzliche Sicherung, das geschlossene Hintertürchen? Die drohende Scham, vor allen denen ich mich offenbarte als jämmerlicher Versager zu stehen? Ich würde mich jedenfalls so fühlen.
´Der Satz „ich bin Alkoholiker“ steckt voller Missverständnisse.
Für mich, für die anderen oder sowohl als auch?
Hartmut du schriebst an anderer Stelle sinngemäß, der Alkoholiker trinke, um zu trinken, weil er letztlich trinken muss. Derjenige, der Alkohol missbräuchlich benutzt, will einen bestimmten Zustand erreichen. Obwohl meine Trinkmengen jedem starken Trinker zu Ehre gereicht hätte, wollte ich immer nur einen bestimmten Zustand (vergessen, entspannen, einschlafen usw.) Obwohl es sein könnte, dass ich den Alkohol missbräuchlich nutzte oder sogar schweren Missbrauch betrieb, sehe ich mich als (so sehr mir das Wort missfällt) Alkoholiker. Das werde ich wohl für den Rest meiner Tage bleiben, nass oder trocken.
Ich bin in schwerem Zweifel.
Warum werden diese Unterschiede hier gemacht??
Jemand hier erklärt, sein Alkoholkonsum bereite ihm große Sorge und er habe den Wunsch und den Vorsatz in Zukunft abstinent zu sein, dann reicht das nicht. Er muss bekennen, Alkoholiker zu sein oder zumindest sich als Alkoholiker sehen, sonst ist es nichts mit dem Austausch.
Ist es nicht so, dass jemand der Alkohol missbräuchlich nutzt, bereits auf der Rasierklinge tanzt? Und sollte man ihm hier nicht die Gelegenheit geben, sein Verhalten zu reflektieren und sich auszutauschen, um dann nach etwas Zeit vielleicht zu dem Ergebnis zu kommen, doch Alkoholiker zu sein und sich helfen zu lassen?
Ich für meinen Teil kann das nicht verstehen und finde das traurig.
Ich wünsche wie immer
Viel Gutes
Paul