Beiträge von pgauguin

    Die Teilnahme an der Hochzeit meines Sohnes ist doch eine besondere Form der Wertschätzung für ihn, seine Frau und deren Familie. Mit deren Familie käme dann im späten Herbst, die traditionelle Zeremonie in Asien, einem mir unbekannten Kulturkreis.

    Das Risiko des Rückfalls bin ich bereit, als Form der Wertschätzung einzugehen.

    Ginge es schief, dann ist es so. Ich muss dann mit der Schuld und dem Gefühl jämmerlich versagt zu haben leben.

    Selbst wenn man von mir erwarten würde, dass ich ein Glas Sekt erhebe und einen Trinkspruch auf das Brautpaar ausbringe, bleibt es meine Entscheidung, ob ich auch trinke oder das Glas nachher unauffällig beiseite stelle.

    Ich kenne die Gefahr sehr wohl und mache mir auch deshalb Sorgen. Doch ich will auch dieser Versuchung widerstehen und wenn es mir gelingt, werde ich gestärkt daraus hervorgehen.

    Sicher werde ich an der Hochzeit teilnehmen und ich bin mir der Risiken bewusst. Zudem habe ich in Amerika ein anderes Verhältnis zu Nicht-Trinkern kennen gelernt. Sie akzeptieren eher ohne große Nachfrage, wenn man erklärt, nicht trinken zu wollen. Sie erwarten keine weitere Erklärung, hat was mit der hohen Achtung vor der Privatsphäre zu tun. Ich war schon häufiger in den USA in verschiedenen Gegenden. Sie sind in Bezug auf Alkohol anders als wir, mag auch an den hohen Preisen liegen.

    Die meisten Rückfälle kommen im 1.-2. Jahr. Der Wunsch, die Risiken weitgehend zu minimieren, ist doch nur ein frommer Wunsch. Es bleiben noch mehr als genug Risiken übrig. Und es waren doch mal alle "Newbies". Ich trinke doch wieder, weil ich trinken will. Gibt mir die Risikominimierung nicht eine Art Scheinsicherheit? Die Summe der Erfahrungen hier sind sicherlich hilfreich, doch keine Garantie.

    Ich denke schon, dass auch ein Neuer seine Risiken kennt, sie liegen offenbar im persönlich individuellen Bereich.

    So sehe ich mit Sorge der Hochzeit meines Sohnes im August in den USA entgegen. Das lässt sich die Konfrontation mit dem amerikanischen Craf-Bier, einem IPA, das mir wirklich schmeckt, schwerlich vermeiden.

    Da ich dich des Googelns für fähig halte, habe ich damit gerechnet. Gut gemacht.


    Ich habe in den letzten Tagen hier im Forum viel gelesen und einige Äußerungen haben mich wirklich aufgeregt bzw. geärgert. Ich hatte spontan vor, mich in meinem Thread ausführlich zu äußern. Doch ich habe mir zur Regel gemacht, erst mal eine Nacht drüber zu schlafen. Das relativiert einiges. Klar, manchmal lasse ich mich gerne hinreißen und antworte sofort. Ist nicht immer gut.


    Bei mir ist soweit alles ok. Danke der Nachfrage. Heute ist mein 58. Tag. Und die Sektflasche hatte ich fast vergessen. Dachte nicht mehr daran. Und ich begegne fast jeden Tag irgendwelchen Flaschen. Doch ich versuche das auszublenden. gelingt mir.


    Extremen Suchtdruck hatte ich bisher nicht. Nicht, dass ich drauf warte, doch ich denke, auch mich wird er noch ereilen. Ich bin darauf vorbereitet.


    Trotzdem war es unhöflich von mir, dir nicht zu antworten, dafür entschuldige ich mich. Meine Antwort hätte dir sicherlich nicht gefallen, doch die Nacht hat auch hier geholfen.


    Viel Gutes

    Paul

    Ich frage mal naiv: Werden bekennende Alkoholiker diskriminiert? bei der Arbeitssuche? beim beantragen eines Kredites? im Freundeskreis? bei Behördengängen? oder wo auch immer?

    Würde sich daran etwas ändern, wenn ich es anders nennen würde? Sicher nicht.

    In diesem Zusammenhang fällt mir en dummer Spruch ein:

    Man kann einer Ziege einen Frack anziehen aber Ziege bleibt Ziege,

    Ja Hartmut, du segelst ganz schön hart am Wind.

    Ich finde gut, dass 9Leben sich so "reinhängt. Sie meint es gut und gibt keine falschen Ratschläge, wenn überhaupt. Sie mag keine Erfahrung als Alkoholikerin haben, doch als Co sicher mit zumindest einem Alkoholiker. Was ist falsch an dem, was sie tut.

    Außerdem lese ich hier oft, dies oder jenes könnte den Neuling triggern, dies oder jenes sei nicht gut für ihn oder sie. Ich würde sie nicht unterschätzen. Sie haben ihren Verstand nicht einfach hier abgegeben und haben zumindest überwiegend ein eigenes Urteilsvermögen. Ihnen ist durchaus etwas zuzutrauen.

    Zudem sprechen die Rückfallquoten eine eigene Sprache.

    Lest ihr das vielleicht nicht richtig?

    Doch, ich denke schon und habe auch die Einsicht.

    Wir behandeln hier den Alkoholiker und eben nicht den kritischen Konsumenten von Alkohol.

    Das hingegen stimmt mich sehr nachdenklich.

    Ich fragte es bereits, ohne eine hinreichende Antwort zu bekommen. Hat nicht der kritische Konsument die Tür zum Alkoholiker bereits weit aufgestoßen und steht auf der Schwelle? Wenn ein solcher abstinent werden und bleiben möchte, wird ihm hier Rat und Hilfe versagt? Ich entschuldige mich jetzt schon für meine Ironie. Werden durch diese Vorgehensweis nicht frische Alkoholiker generiert und der Nachwuchs fürs Forum gezüchtet? Diese Leute gehören nach meinem Verständnis ebenso dazu, wie die Co, die sind ja auch keine Alkoholiker.

    Um ehrlich zu sen. Eine erklärende Antwort erwarte ich mittlerweile auch nicht mehr, offensichtlich gibt es einfach keine.

    Sich an Begrifflichkeiten aufzureiben, halte ich nicht für besonders klug.

    Alkoholiker ist und bleibt für mich bestenfalls ein Oberbegriff und beschreibt auch nicht exakt. Er beschreibt nicht, ob ich ein Spiegeltrinker, Quartalssäufer oder was auch immer bin.

    Wenn ich Krebs habe und es erzähle, kommt das keinem Bekenntnis gleich und wird auch nicht erwartet.

    Der bekennende Alkoholiker gesteht, legt, wenn man so will, das Eingestehen einer Schuld ab. Das macht es so schwer. Das kann ich aber auch auf andere Art und Weise tun. Welche Art ich dazu wähle, sollte mir überlassen sein. Und dann lapidar zu antworten: "Du bist noch nicht soweit" ,wäre eine Unterstellung.

    Es gibt nicht nur schwarz und weiß.

    Es gibt unterschiedliche Wege ,nüchtern zu werden.

    Das kann ich uneingeschränkt unterschreiben.


    Doch der hier beschriebene und empfohlene Weg ist ja grundsätzlich gut. Er kann und darf aber nicht Bedingung oder Gesetz sein. Wir sind hier ja nicht in einer Sekte oder im Kloster. Es sollte der gegenseitige Austausch im Vordergrund stehen. Es darf nie der Eindruck entstehen, dass ich nicht den Hauch einer Chance hätte, wenn ich den Weg nicht genauso beschreite. Ich sehe das hier als Empfehlung für diejenigen, die absolut nicht wissen, wie es weitergehen könnte. Es gibt aber auch andere, für die hier offensichtlich kein Platz ist. Ich werde darüber ernsthaft nachdenken, nicht mehr heute aber morgen.


    Viel Gutes

    Ganz Einfach. Weil das ein Alkoholiker Forum ist. Wenn jemand hin und wieder säuft, aber noch kein Alkoholiker ist, ist hier verkehrt

    So einfach ist es eben nicht. Von Menschen die hin und wieder saufen, schrieb ich nicht. Ich schrieb von Menschen in großer Sorge, die den ehrlichen Wusch haben abstinent zu leben und einfach unsicher sind, ob sie vielleicht die Grenze zur Sucht (wer kennt die schon) schon überschritten haben. Für die bleibt die Tür zu.

    Ist es so, wie Pellebär es treffend beschrieb, ein Mensch erst völlig fertig sein muss, um hier zu landen?

    Das kann ich nicht glauben. Ich frage mich ernsthaft: Würden sich die User hier in ihrer sicher wertvollen Trockenarbeit massiv gestört fühlen, wenn einem ratlosen fragenden Menschen dabei geholfen würde zu erkennen was mit ihm los ist.

    Und keine Sorge. Wenn jemand hier für sich zu den Ergebnis kommt, kein Alkoholiker zu sein, wird er, wie hier schon geschehen, gerne wieder gehen.

    Wo ist denn bitte das Problem?

    Vorteil, aus der Nummer komme ich nur noch nüchtern raus.

    Wenn ich das Glas bei einem drohenden Rückfall zum Mund führe, wird mich mein Bekenntnis Alkoholiker zu sein, möglicherweise vom ersten Schluck abhalten? Ist es eine Art zusätzliche Sicherung, das geschlossene Hintertürchen? Die drohende Scham, vor allen denen ich mich offenbarte als jämmerlicher Versager zu stehen? Ich würde mich jedenfalls so fühlen.

    ´Der Satz „ich bin Alkoholiker“ steckt voller Missverständnisse.

    Für mich, für die anderen oder sowohl als auch?


    Hartmut du schriebst an anderer Stelle sinngemäß, der Alkoholiker trinke, um zu trinken, weil er letztlich trinken muss. Derjenige, der Alkohol missbräuchlich benutzt, will einen bestimmten Zustand erreichen. Obwohl meine Trinkmengen jedem starken Trinker zu Ehre gereicht hätte, wollte ich immer nur einen bestimmten Zustand (vergessen, entspannen, einschlafen usw.) Obwohl es sein könnte, dass ich den Alkohol missbräuchlich nutzte oder sogar schweren Missbrauch betrieb, sehe ich mich als (so sehr mir das Wort missfällt) Alkoholiker. Das werde ich wohl für den Rest meiner Tage bleiben, nass oder trocken.

    Ich bin in schwerem Zweifel.

    Warum werden diese Unterschiede hier gemacht??

    Jemand hier erklärt, sein Alkoholkonsum bereite ihm große Sorge und er habe den Wunsch und den Vorsatz in Zukunft abstinent zu sein, dann reicht das nicht. Er muss bekennen, Alkoholiker zu sein oder zumindest sich als Alkoholiker sehen, sonst ist es nichts mit dem Austausch.

    Ist es nicht so, dass jemand der Alkohol missbräuchlich nutzt, bereits auf der Rasierklinge tanzt? Und sollte man ihm hier nicht die Gelegenheit geben, sein Verhalten zu reflektieren und sich auszutauschen, um dann nach etwas Zeit vielleicht zu dem Ergebnis zu kommen, doch Alkoholiker zu sein und sich helfen zu lassen?

    Ich für meinen Teil kann das nicht verstehen und finde das traurig.


    Ich wünsche wie immer

    Viel Gutes

    Paul

    Alkoholismus ist eine Krankheit. Warum? Weil die WHO sie mal zur Krankheit erhoben hat? Oder vielleicht, weil sie weitgehend der Definition von Krankheit entspricht? Ich weiß es nicht. Nachzulesen ist jedenfalls, dass letztlich die Krankenkassen durch die Anerkennung in die Pflicht genommen wurden. Daum ging oder geht es doch. Ums Bezahlen, mehr nicht aus meiner Sicht. Ob die "Alkoholkrankheit" selbstverschuldet ist, im meiner Verantwortung liegt, ist in meinen Augen nebensächlich. Es gibt wohl unzählige Krankheiten für die zumindest ähnliches gilt.

    Der überwiegend negativ besetzte Begriff "Alkoholiker" mag das eine gewichtige Rolle spielen. Jeder der mag, kann mich Säufer, Alkoholiker oder Trinker nennen. Das kann ich locker von mir abperlen lassen. Ich werde aber nicht das Schild "Alkoholiker" wie eine Auszeichnung vor mir hertragen.

    Guten Abend,

    vor drei Tagen war ich auf dem 86. Geburtstag meines Vaters. Nach dem Kaffee meinte jemand, dass man eigentlich mit einem Glas Sekt anstoßen müsse. Ich sagte, dass ich keinen Alkohol trinken wolle. Trotzdem drückte man mir die Sektflasche in die Hand und bat mich, sie zu öffnen. Ich öffnete sie und mir stieg unwillkürlich der Geruch in die Nase. Ich nahm ihn wahr und empfand ihn eher als unangenehm. Nichts weiter geschah.

    Ich konnte es, ohne Gefahr für mich. Jetzt weiß ich, dass ich das kann, in dieser Situation. Ich werde nicht in diese Richtung weiter experimentieren, mich nicht unbedingt dem Alkohol nähern, um der Gefahr zu widerstehen. Doch ich denke, dem Zeug immer und überall aus dem Weg zu gehen, wird nicht gelingen. Und dann? Ich muss mir doch selbst bis zu einem gewissen Punkt vertrauen.

    Vielleicht hat es mit meinem Alter zu tun. Nie zuvor, trotz langer Trinkpausen, hatte ich beschlossen, nie mehr zu trinken. Auch heute weiß ich nicht, ob ich nie mehr trinken werde, keiner kann das wissen. Ich halte es aber für machbar, weil ich auch weiß, dass normales Trinken nie mehr für mich möglich sein wird. Das bestärkt mich in meinem Vorsatz.


    Schönen Abend

    Paul