Beiträge von pgauguin

    Paul, wenn es so aussichtslos ist wie du es beschreibst, frage ich mich warum hast du aufgehört zu trinken , wenn es keinen Sinn macht?

    Das habe ich mit keinem Wort behauptet. Doch eine vielleicht kritische Betrachtung kann zu einer Optimierung beitragen. Das steht für dich scheinbar völlig außer Frage, so sehr ich dich schätze.

    Ist sicher

    Das ist nicht richtig. Je weniger Risiken ich eingehe, umso höher ist die Chance, nicht rückfällig zu werden.

    Das ist sicher logisch, jedoch nicht eindeutig bewiesen oder belegt. Es bleibt eine wahrscheinliche Annahme. Ist ja hier auch nicht Thema. Doch mich interessiert brennend: Ist oder war mal hier im Forum ein Winzer Bierbrauer oder Gastwirt? Risiko zu minimieren würde in der Konsequenz bedeuten, den Beruf zu schrotten, die Lebensgrundlage zu verlieren.

    Wenn ich mich hier mit jemandem anfreunde, weil wir in der selben Situation sind, oder die gleichen Bücher lesen oder was auch immer, so ist und bleibt das meine persönliche Sache. Das das gefährlich für die Abstinenz werden kann, bleibt unbestritten, ist aber nicht verhinderbar. Mag sein, dass jemand hier schreibt: "Weil die Moderatoren meiner neuen Freundin zu nahe traten, gehe ich jetzt auch." Keiner schreibt: "Jetzt gehen wir erstmal einen heben."

    Die Vermutung liegt vielleicht nahe, doch es bleibt eine Vermutung. Niemand kann es wissen.

    Die Rückfallzahlen waren hoch, sind hoch und werden sicherlich hoch bleiben, egal was unternommen wird.

    Wenn mir hier nahegelegt oder geraten würde, im Sinner der Risikominimierung auf die Freundschaft zu verzichten, wäre ich extrem angefressen.

    Viel Gutes

    Paul

    Ich denke, das war jetzt mal nach dem Motto "Das musste mal raus." oder wieder mal raus. Ich bin ja auch ein Neuling.

    Was du einzelnen hier geschrieben hast, da muss jeder selbst mit klarkommen

    Das Prinzip: Soviel Freiheit, wie nur möglich, soviel Einschränkungen wie nötig, sollte gewahrt werden.

    War bisher hier auch weitgehend so.

    Hier im Forum gilt das geschriebene Wort. Auge in Auge ist nicht möglich, das erschwert es. Das weißt du besser als ich.

    Aber in mir stieg das Gefühl auf, dass auch du jemanden brauchst, wo du mal dein angesammeltes Gepäck abladen kannst. Stichwort: Supervision

    Du hast eine weitaus größere Erfahrung als ich. Du hast sehr viele kommen und auch viele wieder gehen sehen.

    Gerade wir Frischlinge, wie du so schön schreibst, sind am Anfang sehr empfindlich. Alles ist neu. Dem Forum sind Grenzen gesteckt, die einfach nicht zu überwinden sind.

    Selbst ich, der ich manchmal hie Dinge lese, könnte einfach losschreien. Ich bremse mich dann, verbiete mir etwas zu schreiben. Man kann nicht alle retten. Das ist wahrlich nichts neues. Dir bleibt letztlich nur zu warnen und das reicht hier auch. Es fällt schwer, jemanden sehenden Auges ins Unglück rennen zu sehen. Das kannst du nicht verhindern, durch klare Ansagen auch nicht.

    Ich habe aber auch gemerkt, wie wertvoll deine Arbeit hier ist und dafür danke ich dir sehr.

    Die Teilnahme an der Hochzeit meines Sohnes ist doch eine besondere Form der Wertschätzung für ihn, seine Frau und deren Familie. Mit deren Familie käme dann im späten Herbst, die traditionelle Zeremonie in Asien, einem mir unbekannten Kulturkreis.

    Das Risiko des Rückfalls bin ich bereit, als Form der Wertschätzung einzugehen.

    Ginge es schief, dann ist es so. Ich muss dann mit der Schuld und dem Gefühl jämmerlich versagt zu haben leben.

    Selbst wenn man von mir erwarten würde, dass ich ein Glas Sekt erhebe und einen Trinkspruch auf das Brautpaar ausbringe, bleibt es meine Entscheidung, ob ich auch trinke oder das Glas nachher unauffällig beiseite stelle.

    Ich kenne die Gefahr sehr wohl und mache mir auch deshalb Sorgen. Doch ich will auch dieser Versuchung widerstehen und wenn es mir gelingt, werde ich gestärkt daraus hervorgehen.

    Die meisten Rückfälle kommen im 1.-2. Jahr. Der Wunsch, die Risiken weitgehend zu minimieren, ist doch nur ein frommer Wunsch. Es bleiben noch mehr als genug Risiken übrig. Und es waren doch mal alle "Newbies". Ich trinke doch wieder, weil ich trinken will. Gibt mir die Risikominimierung nicht eine Art Scheinsicherheit? Die Summe der Erfahrungen hier sind sicherlich hilfreich, doch keine Garantie.

    Ich denke schon, dass auch ein Neuer seine Risiken kennt, sie liegen offenbar im persönlich individuellen Bereich.

    So sehe ich mit Sorge der Hochzeit meines Sohnes im August in den USA entgegen. Das lässt sich die Konfrontation mit dem amerikanischen Craf-Bier, einem IPA, das mir wirklich schmeckt, schwerlich vermeiden.

    Ich frage mal naiv: Werden bekennende Alkoholiker diskriminiert? bei der Arbeitssuche? beim beantragen eines Kredites? im Freundeskreis? bei Behördengängen? oder wo auch immer?

    Würde sich daran etwas ändern, wenn ich es anders nennen würde? Sicher nicht.

    In diesem Zusammenhang fällt mir en dummer Spruch ein:

    Man kann einer Ziege einen Frack anziehen aber Ziege bleibt Ziege,

    Ja Hartmut, du segelst ganz schön hart am Wind.

    Ich finde gut, dass 9Leben sich so "reinhängt. Sie meint es gut und gibt keine falschen Ratschläge, wenn überhaupt. Sie mag keine Erfahrung als Alkoholikerin haben, doch als Co sicher mit zumindest einem Alkoholiker. Was ist falsch an dem, was sie tut.

    Außerdem lese ich hier oft, dies oder jenes könnte den Neuling triggern, dies oder jenes sei nicht gut für ihn oder sie. Ich würde sie nicht unterschätzen. Sie haben ihren Verstand nicht einfach hier abgegeben und haben zumindest überwiegend ein eigenes Urteilsvermögen. Ihnen ist durchaus etwas zuzutrauen.

    Zudem sprechen die Rückfallquoten eine eigene Sprache.

    Lest ihr das vielleicht nicht richtig?

    Doch, ich denke schon und habe auch die Einsicht.

    Wir behandeln hier den Alkoholiker und eben nicht den kritischen Konsumenten von Alkohol.

    Das hingegen stimmt mich sehr nachdenklich.

    Ich fragte es bereits, ohne eine hinreichende Antwort zu bekommen. Hat nicht der kritische Konsument die Tür zum Alkoholiker bereits weit aufgestoßen und steht auf der Schwelle? Wenn ein solcher abstinent werden und bleiben möchte, wird ihm hier Rat und Hilfe versagt? Ich entschuldige mich jetzt schon für meine Ironie. Werden durch diese Vorgehensweis nicht frische Alkoholiker generiert und der Nachwuchs fürs Forum gezüchtet? Diese Leute gehören nach meinem Verständnis ebenso dazu, wie die Co, die sind ja auch keine Alkoholiker.

    Um ehrlich zu sen. Eine erklärende Antwort erwarte ich mittlerweile auch nicht mehr, offensichtlich gibt es einfach keine.

    Sich an Begrifflichkeiten aufzureiben, halte ich nicht für besonders klug.

    Alkoholiker ist und bleibt für mich bestenfalls ein Oberbegriff und beschreibt auch nicht exakt. Er beschreibt nicht, ob ich ein Spiegeltrinker, Quartalssäufer oder was auch immer bin.

    Wenn ich Krebs habe und es erzähle, kommt das keinem Bekenntnis gleich und wird auch nicht erwartet.

    Der bekennende Alkoholiker gesteht, legt, wenn man so will, das Eingestehen einer Schuld ab. Das macht es so schwer. Das kann ich aber auch auf andere Art und Weise tun. Welche Art ich dazu wähle, sollte mir überlassen sein. Und dann lapidar zu antworten: "Du bist noch nicht soweit" ,wäre eine Unterstellung.

    Es gibt nicht nur schwarz und weiß.

    Es gibt unterschiedliche Wege ,nüchtern zu werden.

    Das kann ich uneingeschränkt unterschreiben.

    Doch der hier beschriebene und empfohlene Weg ist ja grundsätzlich gut. Er kann und darf aber nicht Bedingung oder Gesetz sein. Wir sind hier ja nicht in einer Sekte oder im Kloster. Es sollte der gegenseitige Austausch im Vordergrund stehen. Es darf nie der Eindruck entstehen, dass ich nicht den Hauch einer Chance hätte, wenn ich den Weg nicht genauso beschreite. Ich sehe das hier als Empfehlung für diejenigen, die absolut nicht wissen, wie es weitergehen könnte. Es gibt aber auch andere, für die hier offensichtlich kein Platz ist. Ich werde darüber ernsthaft nachdenken, nicht mehr heute aber morgen.

    Viel Gutes