9Leben - Bin neu hier im Forum

  • Liebe Samora,

    ich habe nach sehr langem Überlegen nur zweien meiner Freundinnen, von denen ich wusste, dass ihnen Alkoholabhängigkeit ein Begriff ist, von der Alkoholkrankheit meines Mannes erzählt. Beide haben sich zum Glück wie erhofft als diskret und zurückhaltend erwiesen. Das heißt, sie haben mir zugehört und meine Fragen beantwortet.

    Interessanterweise habe ich die Erfahrung gemacht, beruflich und privat: sobald man von einem Bekannten/Freund/Kollegen erzählt, der ein Alkoholproblem hat und wie man mit dem Kollegen/Freund/Bekannten vorhat umzugehen, referiert der Angesprochene als erstes über seine eigenen Alkoholkonsumgewohnheiten. Tenor ist immer "bei mir stimmt alles".

    Deine Wahrnehmung, in einer Beziehung auch irgendwie abhängig vom anderen zu sein bzw. in der eigenen Stimmung und Energie beeinflusst zu werden, teile ich. Je länger meine Ehe dauerte, desto mehr fühlte ich mich mit meinem Mann emotional geradezu verwoben, trotz des immer größeren Suchtproblems.

    Viele Grüße

    9Leben

  • Ich frage mich gerade, ob Co-Verhalten in der Beziehung zu einem trocken gewordenen Alkoholabhängigen konstruktiv sein kann, wenn man in einer Beziehung füreinander sorgen möchte.

    Also der Typ Co, dem Alkoholverzicht eher nichts ausmacht, der dafür sorgt, dass der gemeinsame Haushalt frei von Alkohol bleibt, der Gästen wie selbstverständlich keinen Alkohol als Getränk anbietet und auch nicht nur für diese zu besonderem Anlass welchen besorgt.

    Oder ob das eher eine Gefahr für den trockenen Alkoholiker wäre, weil ihm damit ein Teil, wie sagt man: "Trockenheitsarbeit"? genommen wird oder er das Gefühl einer Teilentmündigung aus der Eigenverantwortung bekommt und eine Trotzreaktion getriggert werden kann?

    Oder hängt es davon ab, wie man sich in der Beziehung diesbezüglich nach Wunsch und Handlungsvermögen aufeinander abstimmt bzw. die Zumutbarkeitsgrenzen füreinander definiert?

  • Also der Typ Co, dem Alkoholverzicht eher nichts ausmacht, der dafür sorgt, dass der gemeinsame Haushalt frei von Alkohol bleibt, der Gästen wie selbstverständlich keinen Alkohol als Getränk anbietet und auch nicht nur für diese zu besonderem Anlass welchen besorgt.

    So eine Co war und ist meine Frau nicht. Sie selbst trinkt nur wehr wenig und selten Alkohol, viel weniger als früher als ich noch am Start war und ihr auch ein Glas einschenkte, um meine Sauferei mit einer Art Feigenblatt zu kaschieren.

    Meine Frau hat irgendwo noch 2-3 Flaschen Wein und etwas Sekt herum stehen, ein Zeug das ich nie mochte.

    Und bei Besuch kommt auch 'ne Flasche Wein auf den Tisch. Ich bin bald 8 Jahre abstinent, mir macht's nichts aus, wenn da mal jemand in meiner Nähe ganz moderat mal 1-2 Gläser Wein trinkt. Nur zu Veranstaltungen, bei denen eindeutig der heftige Konsum von Alk im Vordergrund steht, gehen wir nicht hin.

    Oder ob das eher eine Gefahr für den trockenen Alkoholiker wäre, weil ihm damit ein Teil, wie sagt man: "Trockenheitsarbeit"? genommen wird oder er das Gefühl einer Teilentmündigung aus der Eigenverantwortung bekommt und eine Trotzreaktion getriggert werden kann?

    Das kann ich für mich alles mit einem glatten "Nein" beantworten. Du machst Dir vielleicht Gedanken :wink: Darauf wäre ich nie gekommen. Könnte jedoch daran liegen, dass wir von 2 verschiedenen Seiten dasselbe Problem beleuchten.

  • Du machst Dir vielleicht Gedanken :wink:

    Hallo Carl Friedrich ,

    das kam mir gestern so durch den Sinn, als ich Beiträge zum Thema Trockenheit gelesen hatte, wie der Betreffende für sich sorgt. Da stachen mir zwei Erläuterungen ins Auge, in denen explizit beschrieben wird, dass der Partner seinen Teil dazu beiträgt.

    Also solange der Alkoholiker weiter trinkt, ist das Co-Verhalten des Bemühens um Null Alkoholmenge beim Partner sinnlos bis schädlich und bei Abstinenzerfolg kann das gleiche Verhalten unterstützend sein.

    ich habe manchmal darüber nachgedacht, was ich bei mir verändert hätte, wenn mein Mann erfolgreich abstinent geworden wäre. Das Leben in einem alkoholfreien Haushalt habe ich beständig realisieren wollen. Da hätte es keinen Änderungsbedarf für mich gegeben. Es hätte sich hauptsächlich auf der emotionalen Ebene abgespielt, und ich hätte es wieder auf meinen Mann abgestimmt. Weil es einer meiner Hauptbedürfnisse war, die Ehe, die Partnerschaft mit ihm zu halten, ihn für mich zu halten. Weil ich u.a. unter dieser gruseligen Abhängigkeitsschicht immer einen Menschen gesehen habe, der mir trotz allem glaubhaft machen konnte, dass er mich liebt.

    ich glaube, deshalb habe ich auch mit so wenigen Außenstehenden darüber gesprochen und habe Beratungen letztlich nur halbherzig in Anspruch genommen.

    Weil ich mir meinen Glauben an die Liebe meines Mannes nicht so lange ankratzen lassen wollte, bis aus den Rissen Sprünge und dann Scherben hätten werden können.

  • habe ich hier mit meinen Beiträgen gegen eine Forumsregel verstoßen?

    Hast du nicht, aber ich komme mal zu dir. Darf ich? :mrgreen:

    Ich hab nun nicht deinen ganzen Thread gelesen, war leider eine Zeit lang krank, aber was mir auffällt, dass du sehr präsent bist. Keine Wertung, sondern nur ein auffallen. Aus dem anderen Alkoholikern Thread habe ich das Gefühl, du willst irgendwie, mal überspitzt formuliert, jeden retten. Der nur ansatzweise eine Suchterkrankung hat. Täusche ich mich?

    Mir ist aus meiner Ecke bekannt, dass jede Alkoholiker, der gerade erst auf dem Weg in die Trockenheit ist und erst den Absprung geschafft hat, manchmal ein temporäres, ausgeprägtes Helfersyndrom entwickelt. Praktisch seine Entscheidung nicht mehr zu saufen zu müssen, jeden überstülpen möchte.

    Seine Entscheidung mit anderen nicht nur teilen, sondern bestätigt haben möchte.

    Das verliert sich mit der Zeit, wenn der Fokus wieder auf sich gelegt wird.

    Hast du da ähnliche Erfahrungen aus deine Co „Abhängigkeit“? Willst du irgendwie was gut machen? Wenn ich dir zu direkt bin, dann sage es. Meine Sensibilität in der Sucht lässt manchmal zu wünschen übrig.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    in erster Linie habe ich mich hier angemeldet, weil ich in meiner Freizeit beim Internetsurfen auf dieses Forum gestoßen bin und mich beim Lesen der Beiträge wiedergefunden und dann reflektiert habe, wie und ob ich die Beziehung zu meinem Mann eigentlich verarbeitet habe, nachdem er nun seit über einem Jahr gestorben ist.

    Da ich für mich festgestellt habe, ich habe noch so gut wie nichts reflektiert, wollte es aber angehen und habe ich mich hier angemeldet.

    Sagen wir mal so - noch ist es eine Mischung aus Reiz des Neuen, Anknüpfen an meinem früheren Gefallen, in einem Diskussionsforum Beiträge zu verfassen und mich online auszutauschen und der Versuch, meine Erlebnisse für mich aufzuarbeiten, weil ich so etwas (alkoholbelastete Beziehung) nicht im Ansatz ein zweites Mal erleben will.

    Wenn ich Dir also (noch) sehr präsent vorkommen, dann habe ich für mich noch nicht alles "besprochen". Wenn ich diesen Status erreicht habe, werde ich vermutlich weniger umtriebig werden.

    Aus Deiner Warte bist Du über die Jahre sicher schon längst auf einem anderen Level als ich.

    Danke für Deine Frage, ob ich irgendwie etwas gut machen will. Aktuell habe ich darauf für mich noch gar keine eindeutige Antwort.
    Wieder gut machen, würde für mich jetzt in der ersten Überlegung voraussetzen, dass ich irgendeine Art Schuld empfinde und den Bedarf zur Kompensation hätte.

    Ich bin mir nach dem Lesen so vieler Beiträge ziemlich sicher, dass ich etliche Fehler in der Ehe mit meinem alkoholkranken Mann gemacht habe. allerdings würde ich diese Fehler zu meinen und zu Lasten unserer Kinder ansehen. Zu seinen nicht. In diesem Punkt habe ich null Schuldgefühle.

    Also wieder gut machen (an anderer Stelle) eher nein.

    Aber vielleicht komme ich in diesem Punkt noch zu anderen Erkenntnissen im Lauf der Zeit.

    Ansonsten habe ich dieses Forum so verstanden, dass man Erfahrungen austauscht. Was der andere daraus macht, unterliegt nicht meinem Einfluss. Wenn jemand nach Anregungen/Lösungsideen fragt, und ich habe das Gefühl, ich kann eine geben, gebe ich sie.

    ist das schon "retten wollen"? Übergriffig? Will ich gar nicht - kommt das so rüber?

    Und keine Sorge, Du darfst mich alles fragen. Meine Grenzen setze ich dann schon :)

  • ist das schon "retten wollen"? Übergriffig? Will ich gar nicht - kommt das so rüber?

    Das Problem ist, dass eigene Interpretationen meist nicht zielführend sind. Deswegen frage ich dich mal. Kommst du dir übergriffig vor? .

    Mir nicht. ;) Etwas diskussionsfreudig, damit auch der Punkt über dem i nicht vergessen wird. Leider geht die Sucht andere Wege als das Hirn in Wort und Schrift erklären lässt. :whistling:

    Gruß Hartmut

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  • Ich sehe mich nicht als übergriffig - aber eine psychologische Erkenntnis besagt, dass Fremd- und Eigenbild selten übereinstimmen.

    Deswegen mag ich Rückmeldungen zu dem, was ich schreibe.

    Diskussionsfreudig bin ich bei Themen, die mich interessieren, solange Fragen für mich ungeklärt bleiben oder mir etwas unlogisch oder widersprüchlich vorkommt. Und wenn ich eine Meinung zu bestimmten Themen habe, dann muss man schon sehr gute Argumente haben, um mich zu einer anderen Sicht auf die Dinge bewegen zu können.

    ich kann es auch sehr gut aushalten, dass es bei verschiedenen Ansichten auf ein Thema bleibt. Frei nach Voltaire: "ich verurteile, was Sie sagen, aber ich werde mich dafür einsetzen, dass Sie es weiter sagen dürfen!"

  • Ansonsten habe ich dieses Forum so verstanden, dass man Erfahrungen austauscht. Was der andere daraus macht, unterliegt nicht meinem Einfluss. Wenn jemand nach Anregungen/Lösungsideen fragt, und ich habe das Gefühl, ich kann eine geben, gebe ich sie.

    Stimmt, da frage, ich mich mal welche Erfahrungen du als Alkoholiker hast, wenn du dich im anderen Thread so reingehängt hast.?

    Die längeren Trockenen haben mit dem Begriff Alkoholiker aus der „ICH“ Sicht kein Problem, die erst anfangen schon. Dient nur als Beispiel, was Erfahrungen sind.

    Das andere ist Wunschdenken und werden mit Meinungen oder Ansichten verbreitet. Nur davon wird keiner trocken oder löst sich von der Co Abhängigkeit.

    Als ich hier aufschlug, bin ich auch den Ansichten nachgerannt, weil sie eben einfach umzusetzen waren. Ich bin damals rückfällig geworden und das endete sehr übel. Ich halte es sogar für leicht fahrlässig, auch wenn jeder es für sich selbst entscheiden darf (können nicht)

    Es ist ja kein Strickforum, es hängen Menschenleben und Schicksale daran.

    Gruß Hartmut

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  • Ja Hartmut, du segelst ganz schön hart am Wind.

    Ich finde gut, dass 9Leben sich so "reinhängt. Sie meint es gut und gibt keine falschen Ratschläge, wenn überhaupt. Sie mag keine Erfahrung als Alkoholikerin haben, doch als Co sicher mit zumindest einem Alkoholiker. Was ist falsch an dem, was sie tut.

    Außerdem lese ich hier oft, dies oder jenes könnte den Neuling triggern, dies oder jenes sei nicht gut für ihn oder sie. Ich würde sie nicht unterschätzen. Sie haben ihren Verstand nicht einfach hier abgegeben und haben zumindest überwiegend ein eigenes Urteilsvermögen. Ihnen ist durchaus etwas zuzutrauen.

    Zudem sprechen die Rückfallquoten eine eigene Sprache.

  • Außerdem lese ich hier oft, dies oder jenes könnte den Neuling triggern, dies oder jenes sei nicht gut für ihn oder sie. Ich würde sie nicht unterschätzen. Sie haben ihren Verstand nicht einfach hier abgegeben und haben zumindest überwiegend ein eigenes Urteilsvermögen

    Es wird niemand unterschätzt. Es überschätzen sich aber einige dabei. Das aus folgenden Grund.

    Wenn jemand 20 oder 30 Jahre gesoffen hat und das Glas wegstellt, hier aufschlägt, dann ist das Hirn noch auf Saufen programmiert. Das verschwindet ja nicht gleich. Sucht orientiertes nasses Denken.

    Ähnlich wie bei CO die „Helfende Hand“ über den Alkoholiker nicht an der Garderobe abgibt. Da ist das Helikopter-Verhalten noch tief drinnen.

    Der User kommt doch hier rein, weil er gerade mit seinem Latein am Ende ist. Weil die Ansichten fehl gelaufen sind und der eigenen Meinung ernicht mehr Glauben schenken kann. Warum kommt sonst hier an? Wenn die Vergangenheit gezeigt hätte, wie es geht, wäre er doch nicht hier (zumindest die wenigsten) Und nun will er mit denselben Ansichten gemachte Erfahrungen wegdiskutieren? Infrage stellen? Wie soll das gehen?

    Gruß Hartmut

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  • Ich stelle deine Erfahrung und Kompetenz in keiner Weise in Frage.

    Ich stelle nur gerne dumme Fragen

    Nun bin ich „demütig“ genug, um das alles, was ich erfahren durfte, nicht als „Non plus Ultra“ für das Trocknen werden oder bleiben als Maßstab für alle nehme. Auch wenn ich es hin und wieder, sagen wir mal „ausdrucksstark“ miteile.

    Zudem ich es sehr gut finde, wenn jemand, der gerade am Anfang des Weges steht, sich damit beschäftigt und kritisch hinterfragt.

    Gruß Hartmut

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  • Stimmt, da frage, ich mich mal welche Erfahrungen du als Alkoholiker hast, wenn du dich im anderen Thread so reingehängt hast.?

    Die längeren Trockenen haben mit dem Begriff Alkoholiker aus der „ICH“ Sicht kein Problem, die erst anfangen schon. Dient nur als Beispiel, was Erfahrungen sind.

    Das andere ist Wunschdenken und werden mit Meinungen oder Ansichten verbreitet. Nur davon wird keiner trocken oder löst sich von der Co Abhängigkeit.

    Als ich hier aufschlug, bin ich auch den Ansichten nachgerannt, weil sie eben einfach umzusetzen waren. Ich bin damals rückfällig geworden und das endete sehr übel. Ich halte es sogar für leicht fahrlässig, auch wenn jeder es für sich selbst entscheiden darf (können nicht)

    Es ist ja kein Strickforum, es hängen Menschenleben und Schicksale daran.

    Lieber Hartmut,

    ich respektiere Deine Erfahrung und Deinen Weg und alle, die es auf genau Deine Weise zum Trockensein geschafft haben.

    Auch wenn ich keine Erfahrung als Alkoholiker habe, bin ich dennoch der Meinung, dass ich zu einem Thema, das mich anspricht, meine Gedanken einwerfen kann.

    Die Krankheit Alkoholabhängigkeit möchte ich insgesamt besser verstehen, und ich finde es sehr interessant, was Betroffene dazu schreiben.

    Und trotz der Gemeinsamkeit der Forenteilnehmer, alkoholabhängig zu sein, gibt es auch darin ganz offenbar Individualität bis hin zur Formulierungsvorliebe für seine Erkrankung.

    Ich kann das insofern nachvollziehen, als dass mir für mich die Bezeichnung "Co-Alkoholiker" überhaupt nicht zusagt. Das hatte ich ja schon angerissen, was aus meiner Betroffenheit mein Hauptthema wäre.

    Was ich nicht verstehe ist, anderen schon wegen anderer Begriffsvorlieben die Möglichkeit zum Erfolg gänzlich abzusprechen. Was ist denn ein belegter, repräsentativer Maßstab dafür, nur über Deine kategorische Haltung zum Trockenheitserfolg kommen zu können?

  • Hallo Linde,

    außer Ex-Co nichts. Ich wäre vermutlich noch weiter Co, wenn mein Mann noch leben würde.

    Aufgrund dieser Erkenntnis habe ich hier meine Reflektion gestartet.

    Wie kommst Du auf die Frage, ob ich selbst eine Suchterkrankung habe?

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