Beiträge von 9Leben

    Liebe Sie,

    ich möchte Dir von Herzen auch mein aufrichtiges Mitgefühl für Dich und die Kinder ausdrücken!

    Was eine Alkoholabhängigkeit doch für eine grausame Krankheit ist, dass sich ihre Folgen auch auf die erstrecken, die den Stoff selbst nicht anrühren bzw. gesund damit umgehen können, solange sie in emotionaler Verbundenheit zum einem erkrankten Angehörigen stehen.

    Vielen Dank an Dich, dass Du Dich hier wieder gemeldet hast. Mir scheint, Du hast von Deinem Mann quasi zum Abschied eine wichtige Botschaft erhalten. Der einzige Weg, den er offenbar gesehen hat, um Euch alle von der Alkoholkrankheit zu befreien, war sein Suizid.

    Auch wenn es jetzt für Dich bizarr klingen mag, ich wünsche Dir und deinen Kindern sehr, dass der Brief Deines Mannes Euch baldmöglichst auch ein Stück Entlastung von Schuldgefühlen sein kann, so dass Ihr Euch Eurem Leben mit ganzer Kraft widmen und hoffentlich viele schöne Momente genießen könnt. Die Abschiedsbotschaft Deines Mannes interpretiere ich jedenfalls so, dass er sich das für Euch wünscht.

    Nachdem Ihr es durch die Trauerphase geschafft habt, wird es besser weitergehen. Es dauert, aber es wird....

    Herzliche Grüße

    9Leben

    Hat jemand von euch Erfahrung mit emotionaler Gewalt?

    Liebe Flower,

    ja habe ich. Beschimpfungen und Vorwürfe, auch in ständiger Wiederholung. ich habe so wie Du eine Art Schutzpanzer aufgebaut.

    Bei meinem Mann war es so, dass er unsere Kinder grundsätzlich herausgehalten hat, wenn er einen Streit mit mir losgetreten hatte; er hat sich dann fokussiert an mir "abgearbeitet".

    Wie Du wollte ich einfach nur Ruhe - vor allem vor blödem, alkoholbeeinflussten Benehmen. Darum hatte ich mich zuhause natürlich auch weitgehend von ihm zurückgezogen. Früh aus dem Haus, möglichst spät wieder zurück, zuhause möglichst sichtbar mit irgendwas beschäftigt oder am PC. Ich fand es immer sehr gut, wenn er mal unterwegs war.

    Fast immer war es so, dass, wenn er merkte, dass ich sein Lamento ignorieren wollte, er dann richtig aufgedreht hatte. Wie oft hatte ich mir vorgenommen, diesmal lässt Du ihn einfach abtropfen. Da hat er jedesmal den Punkt wieder gefunden, an dem ich doch geplatzt bin.

    Schneller hat er es erreicht, wenn er mitunter unsere Kinder kritisiert hat. Und sehr oft hatte er dann einen regelrecht zufriedenen Ausdruck, wenn er sah, wie ich dann tobte und auf seiner Ebene zurückkeulte. Komischerweise war der Streit dann wenig später weg, er fing über mein Schimpfen dann an zu lachen, ich fand die ganze Situation irrwitzig und habe dann auch gelacht - als ob nie etwas war.

    Das waren so Momente, in denen ich dachte, Du bist wie Dein Mann nicht mehr normal.

    Aber letztlich empfand ich das "nur" wie einen Wasserguß auf meine Schutzschicht. Einmal schütteln und weitermachen....

    Daher schließe ich mich für Dich dem Rat Auroras an, nämlich Kontakt zu professionellen Beratungsstellen aufzunehmen. Die helfen beim Sortieren der eigenen Wünsche und Möglichkeiten, und wie Du Dich entscheidest, bleibt Dir überlassen.

    Alles Gute für Euch!

    9Leben

    Ich vermute eine gespaltene Persönlichkeit, denn er verkörpert mehrere Personen in seiner.

    Und dazu auch noch ein Alkoholproblem.

    Verschwörung klingt ja auch bizarr - wenn Weltanschauungen so gar nicht mehr zusammenpassen, wird es allein deshalb auf Dauer ja schon schwierig. Was sollen ein Fleischliebhaber und ein überzeugter Veganer auf Dauer miteinander anfangen?!

    Womit kann er so ein Verhalten Dir (und dem Kind?) gegenüber denn noch kompensieren, dass Du ihn noch nicht verlassen hast? Oder bleibst Du noch vor allem aus Angst, gegen die Dein derzeitiges Leid (noch) kleiner erscheint?

    Wie zugänglich ist er denn, wenn Du ihm sagst, wie es Dir geht und welche Veränderung Du Dir wünschst?

    Liebe Grüße und viel Kraft!

    9Leben

    Lieber Typhoon,

    dann hat das bei Deiner Frau wohl tief gesessen, dass Du ihr Deinen Trennungswunsch schon mal zu verstehen gegeben hast.

    Also ist es nun egal, was Du weiter für Dich (und die Kinder) machst, es wird ihrerseits vermutlich alles als böse bewertet. Wer sich gekränkt fühlt, haut gegen die empfundene Verletzung oft einfach um sich.

    Du hast aber einen Vorteil: Du kannst rational abwägen, vorausschauend planen, entscheiden und dann dabei bleiben, Deiner suchtbelasteten Frau dürfte das deutlich schwerer fallen.

    Also kannst Du Dich auf Dich und die bestmöglichen Chancen für die Kinder konzentrieren und Dich auf anstehende Fachberatungstermine freuen.

    Viele Grüße

    9Leben

    Liebe Flower,

    ich hoffe, Dir geht es einigermaßen und Du kannst für Dich die Dinge sortieren und für Dich passende Entscheidungen treffen.

    Darf ich Dich fragen, was Du mit "toxischer" Beziehung meinst? Welchen Verhaltensweisen würdest Du diese Bewertung zuschreiben? Kommt das Alkoholproblem dazu oder ist es eine Ausdrucksform Deiner erlebten Beziehungsqualität insgesamt?

    Alles Gute für Euch!

    9Leben

    Lieber Typhoon,

    bei Eurem gemeinsamen Sohn sind für Dich bzgl. Schule die Karten noch offen für Dich, wenn er, wie Du schreibst, erst eingeschult wird. Das würde ich nutzen und wenn möglich eigenständig Kontakt zum Lehrpersonal pflegen.

    Weitere Angehörige, die es angehen sollte, und die auch Deiner Frau ggf. helfen könnten, hast Du informiert - mehr ist da für Dich nicht möglich.

    Die Reaktion Deiner Schwiegerfamilie erinnert mich an die meiner. Was mir einfällt, meinen eigenen Mann schlecht zu reden, am Wochenende mal (!) Alkohol zu trinken, sei doch etwas völlig Normales, bei ihnen sei er noch nie auffällig gewesen, ich sehe Gespenster und sei offenbar keine gute Frau, wenn ich nicht meinem Mann beistehen und zu rundum-Erfolgen bzgl. einer positiven Außenwirkung verhelfen will. Da wusste ich, ok, keine Bündnismöglichkeiten gegen die Suchterkrankung gegeben.

    Jahre später hieß es dann, als das Problem unverkennbar war, das sei alles meine Schuld, ich würde ihm das Zeug aufnötigen und quasi selbst einflößen, um ihn schwach und abhängig von mir zu halten.

    Kurz, die familiär Fremde/Eingeheiratete ist im Zweifel immer die Blöde/Böse. Das Gute an dieser Erkenntnis ist, dass man dann befreiter nur für sich selbst handeln kann und auf Schwiegerangehörige keine Rücksicht zu nehmen braucht.

    Da die älteren Kinder nicht Deine leiblichen Kinder sind, würde ich auch davon ausgehen, dass sie versuchen werden, im Konfliktfall ihrer Mutter beizustehen. Wenn Deine Frau eine Eheberatung/Paartherapie verweigert, vermute ich, dass sie ahnt, worauf es hinauslaufen würde und sich daher einer offenen Positionierung nicht stellen mag.

    Aber die Ablehnung einer solchen Beratung ist ja auch eine Notiz wert....

    Lieber Typhoon,

    was Du schreibst, liest sich sehr problemlösungsorientiert. ich denke, Du wirst den passenden Weg für Dich finden. Wie weit Du die Kinder dabei im ggf. wahrsten Sinn des Wortes mitnehmen kannst, wird sich dann zeigen.

    Bleib, wie Kintsugi schon empfahl, bei weiteren Schritten vor allem bei Dir.

    Dadurch kannst Du Deine Kraft zusammenhalten und am besten ein Angebot entwickeln, was zu Deinen Möglichkeiten passt und das Du den Kindern verlässlich und dauerhaft anbieten kannst.

    ich denke, als Mann bist Du dabei auch im Vorteil, einen anderen Weg als den bisherigen zum frühestmöglichen Zeitpunkt anzugehen. Irgendwie fackelt Ihr (meist) nicht so lange, könnt besser emotional auf Distanz gehen, wenn es erforderlich ist und Euch sachlich fokussieren. Frauen sind da nach meiner Wahrnehmung tendenziell irgendwie zögerlicher und dem emotionalen Wunschtraum verhafteter.

    Der Anregung von Petra kann ich mich anschließen, auch bei der Schule Eurer Kinder aufzuschlagen. Wenn z.B. die Klassenlehrer schon mal etwas vermeldet haben von wegen Auffälligkeiten (zu verträumt, Leistungseinbruch o.ä.), dann wäre der Boden für ehrliche Information schon mal bereitet.

    Oder tauscht sich bisher nur Deine Frau mit der Schule aus (Elternabend, Lernstandsgespräche)? Dann wäre es vermutlich kein strategischer Vorteil, wenn Du plötzlich an die Schule herantrittst.

    Beim Jugendamt würde ich beharrlich bleiben, damit die Kinder von einer anderen Seite noch Hilfe erfahren (können, zumindest) als "nur" Dich in als Vater und zusätzlich Mutter-Ersatzdienstleister in Personalunion zu erleben.

    Beim Jugendamt ist es wohl wie bei vielen behördlichen Stellen. Personalkapazitäten setzen dort Grenzen. da werden dann zwangsläufig Prioritäten vermutlich nach Schwere der Fälle gesetzt.

    Daher ist es meiner Meinung nach sehr gut, wenn Du bereits dokumentierst und das fortführst. Es wird ja weitergehen; ich habe dazu die Phantasie, wenn Deine Frau während Deiner Außendienstarbeit die Versorgung der Kinder schon hinter ihre Versorgung mit Alkohol gestellt hat, dann wird sie es vermutlich nicht besser machen, wenn Du durch mehr Anwesenheit früher auffangen kannst.

    ich wünsche einen schönen, vor allem unbelasteten Sonntag und demnächst eine gewinnbringende fachanwaltliche Beratung!

    9Leben

    Du machst Dir vielleicht Gedanken :wink:

    Hallo Carl Friedrich ,

    das kam mir gestern so durch den Sinn, als ich Beiträge zum Thema Trockenheit gelesen hatte, wie der Betreffende für sich sorgt. Da stachen mir zwei Erläuterungen ins Auge, in denen explizit beschrieben wird, dass der Partner seinen Teil dazu beiträgt.

    Also solange der Alkoholiker weiter trinkt, ist das Co-Verhalten des Bemühens um Null Alkoholmenge beim Partner sinnlos bis schädlich und bei Abstinenzerfolg kann das gleiche Verhalten unterstützend sein.

    ich habe manchmal darüber nachgedacht, was ich bei mir verändert hätte, wenn mein Mann erfolgreich abstinent geworden wäre. Das Leben in einem alkoholfreien Haushalt habe ich beständig realisieren wollen. Da hätte es keinen Änderungsbedarf für mich gegeben. Es hätte sich hauptsächlich auf der emotionalen Ebene abgespielt, und ich hätte es wieder auf meinen Mann abgestimmt. Weil es einer meiner Hauptbedürfnisse war, die Ehe, die Partnerschaft mit ihm zu halten, ihn für mich zu halten. Weil ich u.a. unter dieser gruseligen Abhängigkeitsschicht immer einen Menschen gesehen habe, der mir trotz allem glaubhaft machen konnte, dass er mich liebt.

    ich glaube, deshalb habe ich auch mit so wenigen Außenstehenden darüber gesprochen und habe Beratungen letztlich nur halbherzig in Anspruch genommen.

    Weil ich mir meinen Glauben an die Liebe meines Mannes nicht so lange ankratzen lassen wollte, bis aus den Rissen Sprünge und dann Scherben hätten werden können.

    Und noch eine blöde Frage: Was genau erwartet mich bei einer Beratung beim Fachanwalt? In meiner Vorstellung läuft das relativ einfach ab, ich erzähle in der Beratung, was in unserer Familie bisher alles vorgefallen ist und der rät mir dann zur Trennung.

    Kleine Ergänzung:

    ich hatte, als unsere Kinder noch im Grundschulalter waren, schon eine Fachanwältin konsultiert, und sie hatte damals auch ein erstes Schreiben für mich aufgesetzt, das mein Mann bekam. Aber anhand meines Verhaltens und meiner Reaktion während des Beratungsgesprächs stellte sie dann selber fest: "Oh, Sie sind mit ihrem Mann ja noch gar nicht durch. Aber kommen Sie gern jederzeit, wenn Sie sich klar geworden sind". So blieb es dann bei diesem einen Schreiben.

    Also Du stellst Deine Rechtsfragen an den Anwalt, z.B. zu Deinen Sorgerechtsoptionen, Kosten bzgl. Unterhaltsverpflichtungen, Trennungsjahr udn -durchführung etc.), und anhand anwaltlicher Beratung kannst Du dann für Dich justieren, was Du umsetzt und was nicht. Über die örtlich zuständige Rechtsanwaltskammer kann man sich Adressen und bzgl. fachlicher und menschlicher Vorlieben (lieber Mann oder Frau als Anwalt z.B.) Kontakte geben lassen.

    Lieber Typhoon (ich bleibe mal bei Deinem Nick :wink: ),

    was ist mit Eurem ältesten Kind? Hast Du zu diesem einen guten Zugang? Für alle Kinder ist es m.E. wichtig zu wissen, dass sie schuldlos und ohnmächtig gegenüber der Abhängigkeit der Mutter sind.

    Das Jugendamt hat die Aufgabe, Kinder vor Schäden ihres Wohls zu bewahren. Aber in nur zwei Gesprächen alles überschauen zu können, halte ich für nciht möglich.

    Wie gut bekam Deine Frau denn die Versorgung Eurer Kinder noch hin, bis sie mit 2,0 Promille am Steuer erwischt wurde? Und wie schafft sie es derzeit nach ihrem Rückfall?

    Habe ich das in Deinem Eingangspost richtig verstanden, das jüngste ist Eurer gemeinsames, und die älteren hat sie in die Ehe gebracht?

    Du kannst bei einem Anwalt auch nur für eine Erstberatung aufschlagen, das muss noch nicht gleich ein festes Scheidungsmandat sein.

    Dass eine Scheidung mit großen Verlusten verbunden ist, fand ich auch abschreckend. Dabei hätten sie sich für mich finanziell betrachtet im Vergleich zu vielen anderen noch in engen Grenzen gehalten. Aber nö, trotzdem wollte ich nicht, und daher kann ich auch jeden gut verstehen, dem dieser Gedanke nicht wohl ist, wenn er sich dazu noch auf Bindungsverlust zu den Kindern einstellen muss. Das wäre bei mir noch nicht einmal der Fall gewesen.

    Wie steht es denn um Deine persönlichen Schmerzgrenzen Im Zusammenhang mit den Kindern? Wie zeigt sich für Dich, dass sie sich von Dir entfernen und wie drücken sie aus, welche Annäherungsmöglichkeit es für Dich gibt?

    Wäre mit Deiner Frau Paar-/Eheberatung eine Option?

    Was ist mit Erziehungsberatung in eurer Nähe? Dort kannst Du als Vater auch ohne Deine Frau einen Termin ausmachen.

    Dokumentierst Du für Dich alkoholbelastete Erlebnisse Deiner Frau in Zusammenhang mit Euren Kindern- (um zum Thema Schmerzgrenzen für Dich und die Kinder zurückzukommen)?

    Weiterhin viel Kraft für Dich!

    9Leben

    Hallo Typhon,

    so wie Du Deine Situation beschreibst, liest sich das in der Tat kraftraubend.

    Mein Mann war alkoholkrank, wir haben zwei (mittlerweile erwachsene) Söhne, und ich habe eine Trennung von meinem Mann nicht geschafft, weil mir Angst vor dem Ungewissen nach der Trennung und meine irrationale Hoffnung, das irgendwann für uns als Familie wieder bessere Tage kommen, im Weg standen. Mit seiner Krankheit hat er dann den Schlussstrich gesetzt. Seit über einem Jahr bin ich daher Witwe.

    Was hält Dich davon ab, allein nochmal das Gespräch beim Jugendamt zu suchen und ergänzend bei einem Fachanwalt für Familienrecht? Du weißt ja offenbar genau, welche Fragen Du für Dich klären willst.

    Hast Du mit den Kindern mal das Thema Alkoholabhängigkeit/Suchterkrankung angesprochen oder bist mit den Kindern mal gemeinsam bei einer Beratungsstelle gewesen? Manche größere Städte bieten kindgerechte Angebote an, auch für jüngere.

    ich wünsche Dir Mut und Kraft für einen hilfreichen Weg für Euch alle!

    9Leben

    Ich frage mich gerade, ob Co-Verhalten in der Beziehung zu einem trocken gewordenen Alkoholabhängigen konstruktiv sein kann, wenn man in einer Beziehung füreinander sorgen möchte.

    Also der Typ Co, dem Alkoholverzicht eher nichts ausmacht, der dafür sorgt, dass der gemeinsame Haushalt frei von Alkohol bleibt, der Gästen wie selbstverständlich keinen Alkohol als Getränk anbietet und auch nicht nur für diese zu besonderem Anlass welchen besorgt.

    Oder ob das eher eine Gefahr für den trockenen Alkoholiker wäre, weil ihm damit ein Teil, wie sagt man: "Trockenheitsarbeit"? genommen wird oder er das Gefühl einer Teilentmündigung aus der Eigenverantwortung bekommt und eine Trotzreaktion getriggert werden kann?

    Oder hängt es davon ab, wie man sich in der Beziehung diesbezüglich nach Wunsch und Handlungsvermögen aufeinander abstimmt bzw. die Zumutbarkeitsgrenzen füreinander definiert?

    Liebe Samora,

    ich habe nach sehr langem Überlegen nur zweien meiner Freundinnen, von denen ich wusste, dass ihnen Alkoholabhängigkeit ein Begriff ist, von der Alkoholkrankheit meines Mannes erzählt. Beide haben sich zum Glück wie erhofft als diskret und zurückhaltend erwiesen. Das heißt, sie haben mir zugehört und meine Fragen beantwortet.

    Interessanterweise habe ich die Erfahrung gemacht, beruflich und privat: sobald man von einem Bekannten/Freund/Kollegen erzählt, der ein Alkoholproblem hat und wie man mit dem Kollegen/Freund/Bekannten vorhat umzugehen, referiert der Angesprochene als erstes über seine eigenen Alkoholkonsumgewohnheiten. Tenor ist immer "bei mir stimmt alles".

    Deine Wahrnehmung, in einer Beziehung auch irgendwie abhängig vom anderen zu sein bzw. in der eigenen Stimmung und Energie beeinflusst zu werden, teile ich. Je länger meine Ehe dauerte, desto mehr fühlte ich mich mit meinem Mann emotional geradezu verwoben, trotz des immer größeren Suchtproblems.

    Viele Grüße

    9Leben

    @CarlFriedrich,

    was ein Personaler alles fragt, wenn er einem Bewerber allein gegenüber sitzt, weiß ich nicht 8) .

    Meistens sitzt man ja nicht allein vor den Bewerbern, sondern mit mehreren Betriebsangehörigen in unterschiedlichen Rollen (Betriebsrat, Vertrauensperson für Schwerbehinderte, Gleichstellungsbeauftragte etc.) und lädt, wenn mehrere Bewerber in Frage kommen, diese nacheinander ein; dann wird der Vergleichbarkeit wegen ein bestimmtes Frageschema abgearbeitet, mit dem hinsichtlich der zu besetzenden Stelle der Bewerber mit dem dazu am besten passendsten Eignungsprofil ermittelt wird.

    So war jedenfalls die Praxis in den Betrieben, in denen ich war. Ergänzend sind individuell gestellte Fragen, ohne gleich einen Rechtsverstoß damit zu begehen, natürlich auch möglich, je nachdem, was sich aus der Abarbeitung des Fragenkatalogs im Einzelnen ergibt.:wink:

    Auch als Nichttrinker finde ich die Aussage, dass der trockene Alkoholiker, es schon hinter sich und ein Problembewusstsein hat, nachvollziehbar.

    Du kennst Dich nun so genau, dass Du für Dich quasi Garantien abgeben kannst.

    Ein Personaler kann die Tragfähigkeit solcher Zusicherungen individuell nicht sicher genug beurteilen. Dann hängt ihm aus Suchtseminaren womöglich noch aus professionellem Munde (Suchtmediziner & Therapeuten) im Ohr, dass zur Abhängigkeitserkrankung Rückfälle dazugehören und dass die, die es dauerhaft schaffen, leider nicht die Mehrheit aller Betroffenen darstellen. Das minimiert die Einstellungsbereitschaft nach Erklärung des Bewerbers, er sei trockener Alkoholiker, bei den meisten gen Null.

    dorothea ,

    ich hatte dabei nicht auf Dich Bezug genommen, sondern auf ein Suchtseminar, das ich vor x Jahren mal beruflich bedingt besucht hatte. Das schloss ab mit der Behauptung, dass sich ein Arbeitgeber eher für einen trockenen Alkoholiker entscheiden würde als für einen "Nochtnicht-Alkoholiker"; eben weil der trockene den Weg in den Abgrund schon wieder erfolgreich verlassen hat und man bei dem "Nochtnicht-Alkoholiker" gar nicht weiß, wie es ausgehen wird.

    Und diese Behauptung hatte ich zur Diskussion gestellt und aus meiner Warte und meiner beruflichen Erfahrung bzw. in meiner beruflichen Rolle begründet, weshalb ich das bestreite.

    Deinen Ansatz finde ich ebenso nachvollziehbar und sehr löblich und wünsche uns allen, dass ein Umdenken einsetzt. Gutes braucht Zeit, heißt es ja so schön. Es würde ja schon viel bewegen, wenn sich ein Unternehmen vorwagt und dann mit einer Erfolgsbilanz aufwarten kann.

    dorothea

    ich erzähle aus der Welt der Mehrheit der Personaler. Es ist bei den allermeisten Unternehmen kein Geschäftsziel, therapeutische Fortsetzungsstelle zum Erhalt der Trockenheit zu sein. Also richtet sich auch die Personalauswahl nicht so aus.

    Die meisten Betriebe tun sich schon mit der Erfüllung der gesetzlich vorgegebenen Einstellungsquote für anerkannt schwerbehinderte Menschen schwer. Und dann sollen trockene Alkoholiker bei Einstellung einem Nichtalkoholiker bevorzugt werden, weil der eine schon wieder raus ist, aber der andere nicht drin ist und evtl. auch gar nicht erst hineinrutschen wird? Nach meiner Einschätzung wird das bzgl. der gängigen Personalauswahlentscheidung ein Wunschtraum bleiben.

    Ursprünglich ging es beim Thema, wie sich das Umfeld bezüglich des Arbeitsplatzes verhält, um die Frage, ob es sinnvoll ist, als trockener Alkoholiker bei seiner Bewerbung um eine neue Stelle mit offenen Karten zu spielen.

    Wenn man einen neuen Job haben will, würde ich da einfach zu einem Nein raten.