Typhoon1969 - Verzweifelt, enttäuscht und kraftlos

  • Hallo zusammen,

    ich stelle mich zuerst einmal vor:

    Ich bin 54 Jahre, habe 3 Kinder (2 davon aus Beziehungen vor mir mit 20 und 10 Jahren und einen 6 jährigen Sohn aus unserer Beziehung). Meine Frau trinkt nun seit über 3 Jahren und es wird immer schlimmer. Ich habe lange versucht mit ihr zu reden, wurde aber immer abgewiesen. Die Streitigkeiten wurden immer schlimmer und die Kinder leiden unter der Situation extrem. Da sie betrunken auch schon unseren Kleinsten übel beschimpft hat, war ich auch schon bei der Polizei und beim Jugendamt. Es gab dann zwar Gespräche (mit dem Jugendamt), aber viel getan hat sich nicht. Ende letzten Jahres wurde meine Frau dann mit dem Auto mit über 2 Promille erwischt. Danach hat sie sich für eine ambulante Therapie entschieden und sie war erst einmal 2 Monate trocken. Doch seit kurzem trinkt sie wieder heimlich, wenn ich sie darauf anspreche, wird alles abgestritten. Leider schafft sie es trotz der Trinkerei, die Kinder auf ihre Seite zu ziehen, da ich ja ein Psychopath wäre und sie unter anderem ja deshalb trinkt. Ich bin inzwischen so kraftlos und merke, dass ich mich familiär immer weiter zurückziehe. ;(

    Liebe Grüße,

    Typhoon

  • Lieber Typhoon,

    herzlich willkommen im Forum, schön, dass du hergefunden hast. Ich erkenne vieles in deinen Erzählungen wieder. Vor allem die Manipulation und Verdrehung der Tatsachen. Lass dir gesagt sein, du bist kein Psycho!

    Ich bin inzwischen so kraftlos und merke, dass ich mich familiär immer weiter zurückziehe

    Lass mich dir Mut machen: du kannst wieder zu Kräften kommen und es kann dir immer besser gehen. Mir hat es geholfen mich komplett auf mich zu konzentrieren und zu schauen, was ich brauche, damit es mir gut geht (eine Beziehung mit einem nassen Alkoholiker jedenfalls nicht). Wenn du auf dich schaust, dann wirst du stärker und stärker. Bis du irgendwann so stark bist, dass du für dich und deine Kinder kämpfst! Zieh dich nicht zurück! Aber versuche nicht deine Frau zu retten, sondern dich und die Kinder.

    Es gibt viel Hilfe für Angehörige. Mit hat die Suchtberatung für Angehörige sehr geholfen.

    Die erste Frage, die mir hier gestellt wurde war: was kannst du für dich tun, damit es dir besser geht? Ich lasse dir diese Frage mal da und wünsche dir alles Gute auf deinem Weg.

    LG,

    Kintsugi

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Hallo Kintsugi,

    vielen Dank für deine Antwort.

    leider habe ich (momentan) nicht die Kraft, auf mich selbst zu schauen. Ich muss ja irgendwie schauen, dass es wenigstens den beiden jüngeren Kindern gut geht. Leider werden die Streitereien der Eltern viel zu oft vor den Kindern ausgetragen. Und da sie extrem unter der Situation leiden, versuche ich mein Bestes, sie im "normalen" Familienleben glücklich zu machen. Doch ich habe das Gefühl, dass sie mir langsam entgleiten. Klar, sie verbringen ja auch die meiste Zeit mit ihrer Mutter, während ich arbeite.

    Ich habe bereits beim Jugendamt als auch bei der psychologischen Beratungsstelle nach Hilfe für die Kinder und für mich angefragt. Leider ohne Erfolg. Die Beratungsstelle hat mich wieder an das Jugendamt verwiesen wegen der Kosten. Und beim Jugendamt waren meine Frau und ich zweimal zu Gesprächen, aber meine Frau willigt für eine Familienberatung nicht ein und somit gab es hier dann auch keine Hilfe.

    Zu der Frage, was ich tun könnte, damit es mir besser geht: Grundsätzlich ist da natürlich der Gedanke der Scheidung. Würde ich ohne Kinder auch sofort durchziehen. Nur mit den Kindern ist das nicht so einfach. Würde ich das Sorgerecht bekommen? Oder würden sie bei meiner alkoholkranken Frau bleiben?

    Liebe Grüße,

    Typhoon

  • Hallo Typhoon,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Möchtest Du Dich im offenen Bereich mit den anderen Angehörigen austauschen?

    Dort kannst Du bestimmt noch mehr Informationen bekommen.

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema in den entsprechenden

    Bereich verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Elly 3. März 2023 um 21:40

    Hat den Titel des Themas von „Verzweifelt, enttäuscht und kraftlos“ zu „Typhoon1969 - Verzweifelt, enttäuscht und kraftlos“ geändert.
  • Hallo Typhoon,

    Du wurdest freigeschaltet und Dein Thema in den entsprechenden Bereich im

    offenen Forum verschoben.

    Hier geht es für Dich weiter.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Typhon,

    so wie Du Deine Situation beschreibst, liest sich das in der Tat kraftraubend.

    Mein Mann war alkoholkrank, wir haben zwei (mittlerweile erwachsene) Söhne, und ich habe eine Trennung von meinem Mann nicht geschafft, weil mir Angst vor dem Ungewissen nach der Trennung und meine irrationale Hoffnung, das irgendwann für uns als Familie wieder bessere Tage kommen, im Weg standen. Mit seiner Krankheit hat er dann den Schlussstrich gesetzt. Seit über einem Jahr bin ich daher Witwe.

    Was hält Dich davon ab, allein nochmal das Gespräch beim Jugendamt zu suchen und ergänzend bei einem Fachanwalt für Familienrecht? Du weißt ja offenbar genau, welche Fragen Du für Dich klären willst.

    Hast Du mit den Kindern mal das Thema Alkoholabhängigkeit/Suchterkrankung angesprochen oder bist mit den Kindern mal gemeinsam bei einer Beratungsstelle gewesen? Manche größere Städte bieten kindgerechte Angebote an, auch für jüngere.

    ich wünsche Dir Mut und Kraft für einen hilfreichen Weg für Euch alle!

    9Leben

  • Ich stimme 9Leben zu, im Grunde hast du sehr konkrete Vorstellungen.

    Würde ich ohne Kinder auch sofort durchziehen

    Mit Kindern ist es noch viel wichtiger, hast du mal im Forum bei den EKAs gelesen, den erwachsenen Kindern von Alkoholikern?

    Nur mit den Kindern ist das nicht so einfach. Würde ich das Sorgerecht bekommen? Oder würden sie bei meiner alkoholkranken Frau bleiben?

    Da stimme ich dir zu, es ist nicht einfach. Aber nicht unmöglich und aus Erfahrung kann ich dir sagen: es lohnt sich! Die Kraft kommt nämlich nicht wieder, solange du dir wie im Hamsterrad die Hacken wund läufst in der Hoffnung den Kindern eine heile Welt vorzuspielen.

    Es gibt spezielle Beratungen für Angehörige von Suchtkranken, hier im Forum gibt es eine Liste. Oder google mal, ob es ein Angebot in deiner Nähe gibt. Die sind meistens kostenlos, oder zB bei mir sozial gestaffelt.

    Und wie 9Leben schreibt: hol dir fachliche Beratung bei Fachanwälten. Ich hab alles an Hilfe genommen, was ich kriegen konnte. Deine Frau muss da auch nicht mit ins Boot, das ist deine Segelreise.

    Mich hat der Berg der vor mir lag auch sehr viel Angst gemacht und dann bin ich Schritt für Schritt losgelaufen.

    Gibt es im Alltag einen Rückzugsort für dich? Was macht dir Spaß? Kleinigkeiten die du für dich tust, machen einen großen Unterschied.

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Was hält Dich davon ab, allein nochmal das Gespräch beim Jugendamt zu suchen und ergänzend bei einem Fachanwalt für Familienrecht? Du weißt ja offenbar genau, welche Fragen Du für Dich klären willst.

    Hast Du mit den Kindern mal das Thema Alkoholabhängigkeit/Suchterkrankung angesprochen oder bist mit den Kindern mal gemeinsam bei einer Beratungsstelle gewesen? Manche größere Städte bieten kindgerechte Angebote an, auch für jüngere.

    Hallo 9 Leben,

    leider will das Jugendamt immer beide Eltern an einem Tisch zum Gespräch haben (wahrscheinlich um sich ein genaues Bild zu machen. Ich habe genau wie du damals Angst vor dem Leben nach der Trennung (und die Kinder dann eventuell gar nicht mehr zu sehen) und die Hoffnung, dass irgendwann alles wieder ins Lot kommt und wir wieder ein normales Familienleben führen können. Dass das wahrscheinlich nicht klappen wird, ist mir aber auch bewusst. Selbst wenn meine Frau es schaffen würde, müsste ich den Vertrauensverlust, die Enttäuschung und die Wut für mich selbst erst einmal verarbeiten können. Deshalb habe ich auch noch keinen Fachanwalt hinzu gezogen, den Schritt habe ich noch nicht gewagt, das sieht für mich dann so endgültig aus.....

    Mit den Kindern habe ich schon oft über die Krankheit ihrer Mama gesprochen, die Zehnjährige hat mich da Anfangs auch unterstützt, meiner Frau klar machen zu versuchen, dass es so nicht weitergeht. Im Moment geht es aber eher in die andere Richtung, sie entgleitet mir. Mit unserem sechsjährigen spreche ich auch oft, er ist da aber sehr in sich gekehrt. Ich habe ein Fachbuch gekauft, damit er die Krankheit seiner Mutter besser versteht. Und wie schon geschrieben, die psychologische Beratungsstelle hier hat uns wieder an das Jugendamt verwiesen, mehr als ein Tipp für das Fachbuch und eine vage Andeutung, dass es irgendwann im Laufe des Jahres eine Selbsthilfegruppe für Kinder geben wird, gab es da leider nicht.

    LG, Olaf

    2 Mal editiert, zuletzt von Typhoon1969 (4. März 2023 um 08:44)

  • Es gibt spezielle Beratungen für Angehörige von Suchtkranken, hier im Forum gibt es eine Liste. Oder google mal, ob es ein Angebot in deiner Nähe gibt. Die sind meistens kostenlos, oder zB bei mir sozial gestaffelt.

    Und wie 9Leben schreibt: hol dir fachliche Beratung bei Fachanwälten. Ich hab alles an Hilfe genommen, was ich kriegen konnte. Deine Frau muss da auch nicht mit ins Boot, das ist deine Segelreise.

    Hallo Kintsugi,

    da mir das Amt für Soziale und Psychologische Dienste nicht weiterhelfen konnte (oder aus Kostengründen wollte), werde ich mal nach Alternativen hier in der Nähe googeln. Danke für den Tipp!

    Und noch eine blöde Frage: Was genau erwartet mich bei einer Beratung beim Fachanwalt? In meiner Vorstellung läuft das relativ einfach ab, ich erzähle in der Beratung, was in unserer Familie bisher alles vorgefallen ist und der rät mir dann zur Trennung.

    Gibt es im Alltag einen Rückzugsort für dich? Was macht dir Spaß? Kleinigkeiten die du für dich tust, machen einen großen Unterschied.

    Einen Rückzugsort für mich selbst habe ich eher nicht. Hatte ich viele, aber durch die Probleme sind die hinten angestellt worden. Sollte ich aber wohl wieder in Angriff nehmen. Danke!

    LG, Typhoon

    Einmal editiert, zuletzt von Typhoon1969 (4. März 2023 um 09:16)

  • Lieber Typhoon (ich bleibe mal bei Deinem Nick :wink: ),

    was ist mit Eurem ältesten Kind? Hast Du zu diesem einen guten Zugang? Für alle Kinder ist es m.E. wichtig zu wissen, dass sie schuldlos und ohnmächtig gegenüber der Abhängigkeit der Mutter sind.

    Das Jugendamt hat die Aufgabe, Kinder vor Schäden ihres Wohls zu bewahren. Aber in nur zwei Gesprächen alles überschauen zu können, halte ich für nciht möglich.

    Wie gut bekam Deine Frau denn die Versorgung Eurer Kinder noch hin, bis sie mit 2,0 Promille am Steuer erwischt wurde? Und wie schafft sie es derzeit nach ihrem Rückfall?

    Habe ich das in Deinem Eingangspost richtig verstanden, das jüngste ist Eurer gemeinsames, und die älteren hat sie in die Ehe gebracht?

    Du kannst bei einem Anwalt auch nur für eine Erstberatung aufschlagen, das muss noch nicht gleich ein festes Scheidungsmandat sein.

    Dass eine Scheidung mit großen Verlusten verbunden ist, fand ich auch abschreckend. Dabei hätten sie sich für mich finanziell betrachtet im Vergleich zu vielen anderen noch in engen Grenzen gehalten. Aber nö, trotzdem wollte ich nicht, und daher kann ich auch jeden gut verstehen, dem dieser Gedanke nicht wohl ist, wenn er sich dazu noch auf Bindungsverlust zu den Kindern einstellen muss. Das wäre bei mir noch nicht einmal der Fall gewesen.

    Wie steht es denn um Deine persönlichen Schmerzgrenzen Im Zusammenhang mit den Kindern? Wie zeigt sich für Dich, dass sie sich von Dir entfernen und wie drücken sie aus, welche Annäherungsmöglichkeit es für Dich gibt?

    Wäre mit Deiner Frau Paar-/Eheberatung eine Option?

    Was ist mit Erziehungsberatung in eurer Nähe? Dort kannst Du als Vater auch ohne Deine Frau einen Termin ausmachen.

    Dokumentierst Du für Dich alkoholbelastete Erlebnisse Deiner Frau in Zusammenhang mit Euren Kindern- (um zum Thema Schmerzgrenzen für Dich und die Kinder zurückzukommen)?

    Weiterhin viel Kraft für Dich!

    9Leben

  • Und noch eine blöde Frage: Was genau erwartet mich bei einer Beratung beim Fachanwalt? In meiner Vorstellung läuft das relativ einfach ab, ich erzähle in der Beratung, was in unserer Familie bisher alles vorgefallen ist und der rät mir dann zur Trennung.

    Kleine Ergänzung:

    ich hatte, als unsere Kinder noch im Grundschulalter waren, schon eine Fachanwältin konsultiert, und sie hatte damals auch ein erstes Schreiben für mich aufgesetzt, das mein Mann bekam. Aber anhand meines Verhaltens und meiner Reaktion während des Beratungsgesprächs stellte sie dann selber fest: "Oh, Sie sind mit ihrem Mann ja noch gar nicht durch. Aber kommen Sie gern jederzeit, wenn Sie sich klar geworden sind". So blieb es dann bei diesem einen Schreiben.

    Also Du stellst Deine Rechtsfragen an den Anwalt, z.B. zu Deinen Sorgerechtsoptionen, Kosten bzgl. Unterhaltsverpflichtungen, Trennungsjahr udn -durchführung etc.), und anhand anwaltlicher Beratung kannst Du dann für Dich justieren, was Du umsetzt und was nicht. Über die örtlich zuständige Rechtsanwaltskammer kann man sich Adressen und bzgl. fachlicher und menschlicher Vorlieben (lieber Mann oder Frau als Anwalt z.B.) Kontakte geben lassen.

  • Hallo Typhoon,

    ich war damals auch zuerst mal bei einem Anwalt für Familienrecht zur Erstberatung. Um überhaupt erstmal zu erfahren, welche Rechte ich habe, welche Pflichten, wie es finanziell aussieht etc. Von Scheidung war da nicht die Rede, die war erst ca 5 Jahre später. Für mich ging es erstmal nur darum, für den Fall der Trennung zu wissen, was dann da geht.

    Allerdings waren meine Kinder da schon erwachsen, es ging nur um mich.

    Mit dem Jugendamt habe ich auch keine guten Erfahrungen gemacht, leider. Da ging es aber um was anderes und um meine Enkelin.

    Die Anonymen Alkoholiker bieten auch Selbsthlfegruppen für Kinder an, zumindest das Mädchen hätte da eventuell eine Anlaufstelle, wenn es in eurer Umgebung solche Gruppe gibt.

    Du hast nun schon einige Anlaufstellen gehabt und ich finde es sehr schlimm, dass dir da nicht wirklich weitergeholfen werden konnte. Ich weiß gerade nicht, ob du schon bei einer Suchtberatungsstelle warst oder bei ProFamilia. Die fallen mir noch ein.

    Hab bitte weiter Mut, deinen Weg zu gehen, der Austausch hier kann dir auch viel bringen.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Guten Abend 9Leben,

    leider habe ich zu unserem Ältesten (20 Jahre) kein gutes Verhältnis mehr. Ich muss da kurz etwas ausschweifen: Er ist ein Scheidungskind aus erster Ehe und wurde seit seiner Kindheit gemobbt (er ist sehr stark gebaut). Da er bei seinem leiblichen Vater wohnte, dieser aber aus beruflichen Gründen keine Zeit für ihn hatte, haben wir ihn mit 14 Jahren zu uns genommen. Er ist dann das erste Jahr ziemlich abgestürzt, hat dann aber die Kurve bekommen und sein Weg hat einen positiven Verlauf genommen. Wir haben uns bis dahin gut verstanden. Leider hat er mich aber überhaupt nicht unterstützt, meiner Frau klar zu machen, das sie ein Problem hat. Er hat das total verdrängt und wollte nie mit mir über das Thema reden. Dies kreide ich ihm sehr an, vor allem, weil seine 9 jährige Schwester mich hier eine zeitlang total unterstützt hat, so dass wir meine Frau wenigstens dazu gebracht haben, ihre Sucht vor uns einzugestehen.

    Zu der Frage, wie meine Frau die Versorgung der Kinder vor der Alkoholfahrt hinbekommen hat, kann ich nur sagen: gar nicht!

    Es wurde immer weniger im Haushalt gemacht, die Kinder haben teilweise nichts zu Essen bekommen. Ich habe das erst gar nicht mitbekommen, da ich zu dem Zeitpunkt noch im Aussendienst unterwegs und teilweise nur am Wochenende zu Hause war. Die Berge an Wäsche, Körperpflege der Kinder usw. habe ich dann am Wochenende übernommen. Im Laufe der Zeit haben die Kinder mir dann noch erzählt, dass sie teilweise mehrere Tage unter der Woche bis zu 3 Stunden alleine zu Hause waren (mit 6 und 9 Jahren!! Meine Frau hat dann irgendwo außerhalb ihren Alkohol getrunken). Das war dann für mich der Zeitpunkt, das Jungendamt einzuschalten. Als nächstes durften die Kinder dann mit anschauen, wie die Polizei ihre Mutter mit 2 Promille nach Hause brachten. Dann war Gott sei Dank erst einmal 2 Monate Ruhe. Vor 14 Tagen dann die ersten Rückfälle....ich habe inzwischen meinen Arbeitsplatz gewechselt und habe somit die Möglichkeit, die Kinder mit Essen und dem Nötigsten zu versorgen, falls nötig.

    Zu deiner Frage bezüglich der Kinder: Der Älteste ist aus erster Ehe, die Mittlere aus einer anderen Beziehung und unser Jüngster ist unser gemeinsamer Sohn.

    Eine Paar-/Eheberatung lehnt meine Frau ab mit der Begründung, dass sie dies zeitlich nicht hinbekäme wegen der ambulanten Therapie (die aber nur einmal die Woche ist :roll: )

    Und ja, seit Oktober letzten Jahren dokumentiere ich die alkoholbelastenden Erlebnisse ganz genau. Das war der Zeitpunkt, wo sie unseren Kleinen am Abend übel beleidigt hat und ich aus Verzweiflung mit ihm zur Polizei gefahren bin. Ab da wusste ich, dass es so nicht weitergehen kann und ich alles aufschreiben sollte.

    Und vielen, vielen Dank für die Aufklärung bezüglich eines Gesprächs mit einem Fachanwalt. Das war mir so nicht bewusst. Ich werde mir hier schnellst möglich einen Termin zur Beratung geben lassen.

    Liebe Grüße, Typhoon (jetzt wieder mit Pseudonym :lol:)

  • Guten Abend Aurora,

    vielen Dank für die Aufklärung. Ihr habt mir hier innerhalb eines Tages schon ein gutes Stück weiter geholfen. Ich werde nun auf jeden Fall einen Termin bei einem Anwalt für Familienrecht vereinbaren.

    Ich werde es auch weiterhin beim Jugendamt versuchen, in der Hoffnung, das sich hier etwas tut......

    Unser Mädchen wurde zwischenzeitlich leider so arg von ihrer Mama beeinflusst, dass ich hier noch wenig Hoffnung habe, dass sie zu einer Selbsthilfegruppe gehen wird. Hier werde ich als der Schuldige für alle Probleme angeprangert. Aber ich werde weiterkämpfen. Die Kinder haben es verdient, glücklich zu sein! Bei unserem Jüngsten habe ich hier wahrscheinlich/hoffentlich das meiste Mitspracherecht, da er mein leibliches Kind ist. Ich versuche auch, viel mit ihm zu reden, damit er kapiert, dass seine Mama krank ist. Ein erster Schritt war da auch das Fachbuch "Flaschenpost nach irgendwo", das ich im vorgelesen habe. Es ist nur sehr schwierig, da meine Frau ja der Meinung ist, dass ich die Kinder gegen sie ausspiele.....

    Liebe Grüße,

    Typhoon

  • Noch einmal danke an Alle, die hier bisher geschrieben haben! Man fühlt sich mit seinen Problemen so alleine und denkt, dass man der Einzige ist, der Schlimmes erlebt. Ich habe hier zwischenzeitlich schon viele Beiträge gelesen und merke nun, dass ich nicht der Einzige bin und das viele noch Schlimmeres erleben oder erlebt haben.

    Ich wünsche allen viel Mut und viel Kraft!

    Liebe Grüße,

    Typhoon

  • Hallo Typhoon,

    herzlich Willkommen.

    Ich werde es auch weiterhin beim Jugendamt versuchen, in der Hoffnung, das sich hier etwas tut......

    Bleib dran und melde dich nochmal im Amt. Wie sieht es mit der Schule aus. Dort gibt es auch Vertrauenslehrer die du mit ins Boot holen könntest. Gut das du alles dokumentierst und es auch schon Aktenkundig beim Jugendamt wie auch bei der Polizei ist.

    Er hat das total verdrängt und wollte nie mit mir über das Thema reden. Dies kreide ich ihm sehr an

    Bitte mach deinem (mhhhhh wie soll ich ihn jetzt nennen) Ziehsohn/Sohn keine Vorwürfe. Es ist nicht seine Aufgabe dich dabei zu unterstützen, auch nicht die Aufgabe deiner neunjährige Tochter. Es ist für die Kinder eh schon alles schwer genug. Sie ist seine/ihre Mutter. Sie können und müssen nicht gegen ihre Mutter ankämpfen. Das du ihnen alles erklärst und sie nicht belügst ist der richtige Weg. Aber sag ihnen, es ist nicht ihre Schuld das ihre Mutter trinkt. Schenke ihnen liebe und vertrauen. Versuche sie soweit wie möglich aus diesem Prozess Unterstützung rauszuhalten. Dafür sind die kleinen viel zu klein und der große hat wirklich auch schon eine Menge erlebt. Er kann diese Last nicht auch noch tragen.

    Ich weiß, es ist schwer und mit Sicherheit fühlst du dich oft hilflos und alleingelassen. Hast du jemand Erwachsenen mit dem du dich über deine Sorgen und Probleme austauschen kannst?

    Liebe Grüße Petra

  • Lieber Typhoon,

    was Du schreibst, liest sich sehr problemlösungsorientiert. ich denke, Du wirst den passenden Weg für Dich finden. Wie weit Du die Kinder dabei im ggf. wahrsten Sinn des Wortes mitnehmen kannst, wird sich dann zeigen.

    Bleib, wie Kintsugi schon empfahl, bei weiteren Schritten vor allem bei Dir.

    Dadurch kannst Du Deine Kraft zusammenhalten und am besten ein Angebot entwickeln, was zu Deinen Möglichkeiten passt und das Du den Kindern verlässlich und dauerhaft anbieten kannst.

    ich denke, als Mann bist Du dabei auch im Vorteil, einen anderen Weg als den bisherigen zum frühestmöglichen Zeitpunkt anzugehen. Irgendwie fackelt Ihr (meist) nicht so lange, könnt besser emotional auf Distanz gehen, wenn es erforderlich ist und Euch sachlich fokussieren. Frauen sind da nach meiner Wahrnehmung tendenziell irgendwie zögerlicher und dem emotionalen Wunschtraum verhafteter.

    Der Anregung von Petra kann ich mich anschließen, auch bei der Schule Eurer Kinder aufzuschlagen. Wenn z.B. die Klassenlehrer schon mal etwas vermeldet haben von wegen Auffälligkeiten (zu verträumt, Leistungseinbruch o.ä.), dann wäre der Boden für ehrliche Information schon mal bereitet.

    Oder tauscht sich bisher nur Deine Frau mit der Schule aus (Elternabend, Lernstandsgespräche)? Dann wäre es vermutlich kein strategischer Vorteil, wenn Du plötzlich an die Schule herantrittst.

    Beim Jugendamt würde ich beharrlich bleiben, damit die Kinder von einer anderen Seite noch Hilfe erfahren (können, zumindest) als "nur" Dich in als Vater und zusätzlich Mutter-Ersatzdienstleister in Personalunion zu erleben.

    Beim Jugendamt ist es wohl wie bei vielen behördlichen Stellen. Personalkapazitäten setzen dort Grenzen. da werden dann zwangsläufig Prioritäten vermutlich nach Schwere der Fälle gesetzt.

    Daher ist es meiner Meinung nach sehr gut, wenn Du bereits dokumentierst und das fortführst. Es wird ja weitergehen; ich habe dazu die Phantasie, wenn Deine Frau während Deiner Außendienstarbeit die Versorgung der Kinder schon hinter ihre Versorgung mit Alkohol gestellt hat, dann wird sie es vermutlich nicht besser machen, wenn Du durch mehr Anwesenheit früher auffangen kannst.

    ich wünsche einen schönen, vor allem unbelasteten Sonntag und demnächst eine gewinnbringende fachanwaltliche Beratung!

    9Leben

  • Bitte mach deinem (mhhhhh wie soll ich ihn jetzt nennen) Ziehsohn/Sohn keine Vorwürfe. Es ist nicht seine Aufgabe dich dabei zu unterstützen, auch nicht die Aufgabe deiner neunjährige Tochter. Es ist für die Kinder eh schon alles schwer genug. Sie ist seine/ihre Mutter. Sie können und müssen nicht gegen ihre Mutter ankämpfen. Das du ihnen alles erklärst und sie nicht belügst ist der richtige Weg. Aber sag ihnen, es ist nicht ihre Schuld das ihre Mutter trinkt. Schenke ihnen liebe und vertrauen. Versuche sie soweit wie möglich aus diesem Prozess Unterstützung rauszuhalten. Dafür sind die kleinen viel zu klein und der große hat wirklich auch schon eine Menge erlebt. Er kann diese Last nicht auch noch tragen.

    Ich weiß, es ist schwer und mit Sicherheit fühlst du dich oft hilflos und alleingelassen. Hast du jemand Erwachsenen mit dem du dich über deine Sorgen und Probleme austauschen kannst?

    Hallo PetraPetra,

    danke für die Gedankenanstöße. Du hast wohl recht, unserem "Großen" hier eine Mitschuld geben zu wollen, ist nicht fair. Muss mich hier etwas überdenken und ja, ich fühle mich oft hilflos und allein. Im Freundeskreis spreche ich unser familiäres Problem nicht an, beim engen familiären Umfeld (Eltern/Bruder) aber schon. Hier ist aber dann oft das Problem, dass sie automatisch auf meiner Seite sind, was ja natürlich auch gut ist. Als ich vor einem Jahr meinen Eltern und meinem Bruder von den Alkoholproblemen meiner Frau erzählt habe, hat meine Frau sofort den Kontakt zu ihnen abgebrochen. Sie geht seitdem nicht mehr auf Familienfeste mit und sagt, sie möchte nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Obwohl sie ihr (wenn möglich), gerne helfen würden. Bei den Eltern meiner Frau bin ich der "Staatsfeind Nummer 1", da ich es gewagt habe, die Krankheit vor ihnen auszusprechen. Sie möchten seitdem nichts mehr mit mir zu tun haben. Auch das ist für die Kinder nicht einfach, da sie hier ja auch alles mitbekommen :cry: .

    Liebe Grüße,

    Typhoon

  • Der Anregung von Petra kann ich mich anschließen, auch bei der Schule Eurer Kinder aufzuschlagen. Wenn z.B. die Klassenlehrer schon mal etwas vermeldet haben von wegen Auffälligkeiten (zu verträumt, Leistungseinbruch o.ä.), dann wäre der Boden für ehrliche Information schon mal bereitet.

    Oder tauscht sich bisher nur Deine Frau mit der Schule aus (Elternabend, Lernstandsgespräche)? Dann wäre es vermutlich kein strategischer Vorteil, wenn Du plötzlich an die Schule herantrittst.

    Hallo 9Leben,

    unser 6jähriger kommt erst dieses Jahr in die Schule. Ich bin mir sicher, das die Erzieherinnen das Alkoholproblem meiner Frau dort auch schon mitbekommen haben, aber da meine Frau den Kleinen zu 90 Prozent in den Kindergarten bringt und ihn auch wieder holt, macht es wie du schon schreibst, keinen Sinn, dass ich da was sage. Gleiches auch in der Schule der 10jährigen, ich bin da zwar bei Elternabenden dabei, aber das meiste läuft hier auch über meine Frau. Und ich denke, wenn meine Ziehtochter das mitbekommen würde, das ich in der Schule meine Frau "anschwärze", würde sie mir das nicht verzeihen.

    Einen schönen Sonntag und liebe Grüße,

    Typhoon

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