Beiträge von Paul_dry

    Hartmut zur akzeptanz fallen mir zwei geschichten aus dem alten griechenland ein.

    die erste handelt von sysiphos. er musste ununterbrochen einen schweren stein einen berg hinaufrollen (in diesem falle suchtdruck) und kaum war er oben, rollte der stein wieder hinab und es ging von vorne los. aber sysiphos war nicht unglücklich dabei, sondern er hat sein schicksal akzeptiert und das hat ihn befriedet.

    die zweit geht so: diogenes lebte in einem leeren (!) weinfass. da kam alexander der große (=alkohol) und fragte ihn, was er brauche. er, alexander, könne ihm jeden wunsch erfüllen. diogenes sagte gelassen: "geh mir aus der sonne!" warum? weil ihm der mächtige alexander und seine schätze komplett wurscht waren. diogenes hatte sein scheinbar armes leben am strand in der sonne akzeptiert und war happy damit.

    und ich habe so das gefühl, zwischen diesen beiden extremen polen der akzeptanz pendle ich (und vielleicht auch einige andere auch) hin und her. sysiphos erinnert mich daran, achtsam zu bleiben und diogenes macht mich froh.

    ich würde mir für mich mich wünschen, dass der anteil des diogenes nach und nach größer wird und sysiphos höchstens als erinnerung und mahnung präsent bleibt.

    wunschtraum?

    Oh, da möchte ich gerne wissen, wie das rettende Ufer für Dich aussieht. Dein Ziel.

    Alex_aufdemweg dass die wunde alkohol sich schließt und zur narbe wird. dass alkohol mich nicht mehr dazu bringt, auf der hut sein zu müssen, dass es eine normalität gibt, ein alltagsleben, dem es egal ist, dass es weinabteilungen in supermärkten gibt .... . sprich, dass die abstinenz peu à peu der normalzustand wird und alkohol nur noch die erinnerung an einen bösen traum. so ungefähr.

    Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg als mein "Frontman"

    haha, frontmann .... . das gefällt mir, auch wenn ich das gefühl habe, die front ist noch sehr sehr weit vor mir, oder sagen, wir das rettende ufer. aber die richtung stimmt und die strömung treibt mich nicht mehr ins offene alkoholmeer hinaus. insofern - gerne!

    schönen guten abend. heute sind es 7 monate ohne alkohol.

    das macht mich ganz schön froh! wie sind die letzten wochen gelaufen? ganz gut, kann ich sagen. es gibt mittlerweile einen schönen gewöhnungseffekt oder eine umpolung. ich kann z.b. nachmittags im café sitzen und habe kein bedürfnis nach aperol sprizz wie früher. auch die speisewägen der db bedrohen mich nicht mehr. es gibt tage, da denke ich überhaupt nicht an alkohol. und der kritischen zeit so um 16/17 Uhr, meiner startzeit für den täglichen rausch, begegne ich mittlerweile meist gelassen. weinabteilungen im supermarkt mag ich immer noch nicht. und manchmal kriege ich sekundenpanik, so in etwa die angst vor der eigenen courage. geht aber immer schnell vorbei.

    eine zwiespältige situation gab's: ich war zu einer party eingeladen und habe an dem tag immer hin und her überlegt, ob ich hingehen soll oder nicht. das hat mich ganz wuschig gemacht. schließlich bin ich nicht hingegangen. weniger, weil ich angst vor dem abend hatte, aber ich wollte nicht die nachwirkungen der anstrengung der party haben. war erleichtert, dass ich das so gemacht hatte.

    mein leben konzentriert sich weitgehend auf meine arbeit und meine familie. was mir mittlerweile fehlt, sind soziale (neue) kontakte. darin bin ich nicht mehr wirklich gut, ich habe mir vorgenommen, dass in den nächsten monaten anzugehen.

    ich merke, ich bin scheuer geworden und ich bin oft auch ganz gerne alleine. früher war ich oft einsam unter menschen. aber ich bin auch gerne unter menschen und das unter den neuen prämissen zu tun, das muss ich lernen. auch deshalb, weil es früher gereicht hat einen versoffenen abend irgendwo zu verbringen. das reicht mir halt jetzt nicht mehr. kurzum ich bin grad dabei, herauszufinden, wo es noch hingehen könnte. spannend!

    schöne grüße an alle und es lohnt sich sieben monate nüchtern zu sein. morgen beginnt der achte ....... . es ist ein guter weg.

    also, heute sind es 200 tage ohne alkohol.

    fun facts: laut meiner app habe 2.200 € nicht für alkohol ausgegeben, habe mir 1.200 katerstunden und 200.000 (!) kalorien erspart. nicht schlecht, oder?

    ernsthafter: die pegelausschläge der sucht nach oben sind geringer, als ich befürchtet habe. wenn es ein bedürfnis zu trinken gibt, dann ist es nicht so wirklich stark. also, die vertikale ist beherrschbar und macht mir keine angst.

    schwieriger ist es mit der horizontalen, dem zeitstrang. es gibt ein ständiges "grundgeräusch" der sucht, ein wenig wie tinnitus, ein pfeifen in der seele, mal lauter, mal leiser, aber nie ganz weg. ist das dann das leben mit der sucht? zu lernen, wie man mit dem suchtgeräusch lebt?

    was mir gefällt, ich kenne mittlerweile viele trigger und komme gut durch den alltag mit seinen fallstricken (unglaublich, wie wenig orte es gibt, wo es keinen alkohol gibt?) und auch mein notfallkoffer hilft.

    insgesamt liebe ich mein neues leben sehr. die hoffnung des trinkers, dass mit dem ende der sauferei alle probleme plötzlich verschwinden und das leben ein einziger ponyhof sein wird, haben sich natürlich nicht erfüllt. manchmal bin ich glücklich, manchmal unglücklich, manchmal traurig, manchmal froh, manchmal bin ich schwach, manchmal bin ich stark. das leben eben.

    aber es ist wieder meins und ich bin nicht mehr das gefäß für alkohol. und das ist schon sehr viel.

    es schadet meines erachtens nicht, muster in sich zu entdecken, die mit alkohol einhergehen oder zu ihm führen. und erkenntnis ist ja bekanntlich der erste wehg zum neuen.

    abgewöhnt habe ich mir selber allerdings (m)eine kindliche vergangenheit als traumatisch und lebensverhindernd anzukreiden. irgendwann war ich dann eben erwachsen und selber verantwortlich. der weg zur entschuldigung ("ich kann ja nix dafür, bin opfer der umstände und meiner schlimmen vergangenheit") ist mir zu einfach. nein, es mein leben jetzt und ich habe die verantwortung jetzt dafür.

    aber wie gesagt, muster zu durchschauen, das ist gut und nötig!

    Nun bevor ich irgendwo hingehe, dann mache ich mir ja als Alkoholiker Gedanken, ob ich daran teilnehmen kann oder die Risiken zu hoch sind.

    ja, das verstehe ich sehr gut. das erstaunliche oder erschreckende für mich ist halt, dass jetzt an ostern einige situationen, die ich als gefahrlos eingestuft habe, weil schon ein paar mal in gleicher konstellation erlebt, plötzlich dann doch bedrohlich wurden. ich bin dann ja auch gegangen, bzw habe mich zurückgezogen. im nachhinein habe ich gedacht, es war wohl die häufung (karfreitag bis ostermontag) der treffen, die mich gestresst haben.

    was ich sagen will: als "frischling" ist es manchmal schwer, die konkrete situation im vorfeld einzuschätzen, gerade, wenn sie in einem graubereich stattfinden. im zweifelsfall bin ich ja eher team vorsicht, in dem konkreten fall hat's mich halt kalt erwischt und es hat zwei tage gedauert, bis ich mich wieder in meiner mitte gefunden habe. wenn ich im vorfeld zweifel gehabt hätte, wäre ich nicht hingegangen.

    vielleicht habe die erfahrenen da ja noch einen tipp zu einschätzung im vorfeld?

    Und warum tust dir freiwillig Stress an, den du ganz leicht vermeiden könntest? 🤔

    das habe ich mich vorher auch gefragt. in der abwägung war es mir wichtig, menschen, die ich nur ein-zweimal im jahr sehe, wieder zu treffen. der mensch ist ein soziales wesen. im nachhinein: ich war nicht so besonders sozial, sondern eher gestresst. wieder was gelernt.

    Was genau verstehst du unter ‚schon gefestigter‘?

    die wochen davor waren recht einfach, ohne großen suchtdruck und im flow.

    boah, ostern hat mich gestresst! die ganzen (familien-)treffen sind ja eigentlich schön, aber sie sind halt auch immer mit alkohol verbunden. nachmittagskaffee endet dann immer in sektgelagen, zwar in maßen, aber anstrengend für mich. heute nachmittag bin ich zu hause geblieben und bin jetzt froh, dass das eier(likör)fest vorbei ist.

    hatte eigentlich gedacht, dass ich schon gefestigter bin, aber das suchgedächtnis hat prompt wieder eine chance gesehen ... .

    positiv war: meine sicherungsmaßnahmen haben geholfen und so war's nicht sooooo schlimm, aber frustriert hat's mich doch.

    sechs monate sind halt dann doch noch nicht sooo lang ... .

    hallo kintsugi,

    ich muss das jetzt mal sagen: ich freue mich immer und muss lächeln, wenn ich deinen namen lese: kintsugi. ich finde, das ist der beste name überhaupt für menschen in dieser gruppe: etwas ist in die brüche gegangen, die welt ist in scherben gegangen und dann klebt man sie halt wieder zusammen. aber nicht so, dass man die bruchstellen nicht sieht, sondern im gegenteil, man zeigt die bruchstellen und das ganze ist dann wieder neu, es ist das alte aber ganz schön neu und die bruchstellen und kanten sehen schön aus. (naja, meistens zumindest. letztens habe ich eine alte kaffeschale repariert und festgestellt, auch kintsugi braucht viel übung!)

    ein wirklich gutes motto und lebensprinzip für menschen in diesem forum!

    Heute bin ich seit genau 6 monaten nüchtern.

    das macht mich schon ein wenig stolz und auf alle fälle stolz und zufrieden. es ist ein gutes leben ohne alkohol! möge es so bleiben. im vergleich zu meiner trinkerzeit ist das zwar "nur" ein vierzigstel, aber ich glaube, das nüchterne jahre wie hundejahre zählen, also siebenfach!

    der suchtdruck hält sich in grenzen. klar, partys meide ich, um weinregale mache ich einen großen bogen und an sonnigen, warmen tagen so gegen 16.00 (meine übliche aperetiv-zeit) werde ich noch manchmal unruhig.

    aber ich habe meine instrumente, um dagegen vorzugehen: der blick auf meine kinder und meine frau, sport, meditieren, diese gruppe hier, diverse podcasts (wenn nicht gerade darin ständig gekichert wird und alles supi ist) und die einsicht, dass ein leben ohne besser ist als mit. die erinnerung an abstürze und die schrecklichen kater. hilfreich auch selbstgespräche und diskussionen mit mir selbst über mich und die welt ohne alkohol.

    körperlich ist alles gut, ich habe abgenommen, mache jeden tag sport, nur meine haut ist nicht besser geworden.

    seelisch ist immer noch viel in bewegung. seit ein, zwei wochen fallen mir sehr viele episoden, geschichten, vorgänge aus meiner saufzeit wieder ein. und das ist nicht schön. scheint, als ob es gerade eine phase der aufarbeitung ist. ich erinnere die grauenhaften abstürze und die unendlich dummen dinge, die ich anderen und mir angetan habe. das lässt mich manchmal zurück mit einer mischung aus abscheu, staunen und ratlosigkeit.

    und ich habe KEINE einzige erinnerung an einen wirklich schönen suffabend, den ich in mein emotionales erinnerungsalbum kleben möcht. was umso erstaunlicher ist, als ich und meine kumpanenschaft uns ja immer versichert haben, wie schön der abend war und das den schweren kopf wert war.

    ich habe so das gefühl, dass ich in den sechs monaten empathischer, klarer, bewusster und besser lebe. dass ich weniger panisch, weniger depressiv, weniger verletzend, nicht mehr schuldbeladen und ohne schlechtes gewissen und reue und weniger schroff anderen gegenüber bin. das ist sehr beglückend!

    aber ich fühl mich auch ein wenig wie robinson crusoe, der auf einer insel gelandet ist, die ihm noch fremd ist. in sozialkontakten bin ich nicht so gut. ich bin ein familienmensch und ein arbeitswesen, aber so richtige sozialkontakte habe ich nicht so viel. da weiß ich auch nicht so recht, wo ich hin will. ich suche was, weiß aber nicht was. andererseits versetzt mich das nicht in existentielle uruhe, es ist eher so ein permanentes störgeräusch. ein leiser seelischer tinitus. mein plan für die nächsten sechs monate ist, dies rasuzufinden, eas das leben noch so sinnerfüllendes zu bieten hat. irgendeine neue aufgabe, die welt retten zum beispiel (haha). ob da sechs monate reichen, wage ich zu bezweifeln.

    ich habe festgestellt, alkohol hat mein leben nicht schöner gemacht, nicht besser, er hat bei keinem einzigen problem geholfen und mir nicht einen einzigen guten und hilfreichen gedanken geschenkt. nicht einmal nach dem aufhören hat er mir geholfen, er ist einfach weg, dadurch ist mein leben nicht einfacher oder leichter. nicht mehr zu trinken heißt nicht automatisch, dass jetzt alles gut ist. das gute muss man sich selber tun. alkohol ist im wörtlichen sinne überflüssig. das zu erkennen ist sehr lehrreich und auch ein wenig desillusionierend, weil natürlcih wünscht man sich, dass ohne alkohol jetzt alles easy ist.

    insgesamt waren es aber die besten sechs monate seit vielen vielen, vielen jahren. ich bin wieder bei mir, die emotionalen pegelausschläge nach oben und unten sind wieder da und das ist mein leben. ich kann allen nur wünschen und raten, haltet durch! Es lohnt sich!!

    alles gute!

    Ich versuche gelassener zu werden

    viel glück dabei!

    das doofe an gelassenheit ist bei mir, dass ich es nicht erzwingen kann. gelassenheit ist, glaube ich, das ergebnis und der nebeneffekt eines selbstbestimmten lebens. wenn das da ist, tritt gelassenheit automatisch ein. wäre froh, wenn das bei mir immer so wäre ;)

    und es ist ja auch kein wunder, dass wir (fast) alle das nicht sind. in einer welt, deren prämisse stetes wachstum ist (im großen) und selbstoptimierung (im kleinen) zählt der moment oder das eben erreichte nicht. es ist eine permante pflicht zum wachsen, zum besserwerden, zur entwicklung. überall ist es besser, als da, wo wir sind. nur wer wächst, gewinnt.

    und manche kommen mit diesem permanten druck nicht klar und beginnen z.b. mit dem saufen. und damit beginnt dann der teufelskreis.

    aus dem hamsterrad auszusteigen ist echt schwer.

    seit ich nüchtern bin, haben sich viele meiner probleme oder konflikte überhaupt nicht in luft aufgelöst, aber ich bin ihnen nicht mehr hilflos ausgeliefert und meine sucht tut sich immer schwerer, mich damit zu manipulieren (komm zu mir, deinem wein, ich bin deine täglicher trost. also, verändere bloß nichts!). das macht mich weniger ohnmächtige, ein stück weit stärker und ja, ein kleines bisschen gelassener. hoffen wir, dass es so bleibt!

    mach dir keine zu großen gedanken wegen deiner leere und müdigkeit. was hat dein armer körper alles aushalten müssen, das ganze gift musste er ja rausarbeiten., das war stress.

    dann der anfang der trockenen zeit. schon wieder stress für körper und geist und seele.

    und dann noch all das neue - der wille zum afhören, die ständigen verführungen ..... . stress.

    kein wunder, dass das schlaucht. ich habe die ersten monate quasi verschlafen, war ständig müde und völlig ko. aber das gibt sich mit der zeit.

    viel glück!

    ich glaube, es sind zwei verschiedene stränge: das eine ist der gesellschaftliche teil. ich als alkoholiker, der nicht mitrinken will (und sei es "nur" ein glas sekt bei einer party) bin immer ein spaßverderber, oft eine bedrohung und meist charakterschwach. sprich, ich bin nicht "normal". so der allgemeine tenor.

    das andere aber bist du selbst. ich z.b. habe überhaupt kein problem damit, zu sagen dass ich extrem süchtiger raucher war und wenn ich eine zigarette rauchen würde, dann wäre ich innerhalb eines tages wieder kettenrauchender suchtraucher.

    beim alkohol traue ich mich das noch nicht, bzw. bin da vorsichtiger. wenn ich jemandem vertraue , dann öffne ich mich, wenn nicht, dann sage ich: ich trinke keinen alkohol. oder: ich trinke keinen alkohol, weil er mir nicht gut tut. oder -seltener- ich trinke keinen alkohol mehr, weil ich zu viel in meinem leben getrunken habe. aber vor der öffentliche proklamation: ich bin alkoholiker-punkt, scheue ich mich auch noch, und das ärgert mich ganz gewaltig. und zeigt mir auf der einen seite, wie tief dieses gesellschaftliche klischee in mir drin steckt und wie wie ich mich andererseits damit schwer tue, meine krankheit öffentlich zu machen. ich arbeite aber daran und schritt für schritt geht es leichter.

    das ist immer ganz schön in der apotheke zu beobachten, wenn ich tropfen kaufe und ich bekomme ganz selbstverständlich das fläschchen mit alkohol. ich sage dann, bitte die version ohne alkohol und wenn die antwort dann ist: "verstehe", habe ich anfangs immer gesagt, nein, nein, es sei für meine kinder. mittlerweile aber sage ich: "na, dann willkommen im club!" und zwinkere freundlich der apothekerin zu. irgendwie sind das so die kleinen schritte. irgendwann werde ich sicherlich auch sagen: "keine medizin mit alkohol für mich als alkoholiker."

    und ich finde, essenseinladungen sind der gute test, wo man gerade steht. lässt du die rotweinsauce einfach weg oder sagst du's vorher, dass du die nicht willst. ich sag's mittlerweile, aber ich begründe es nicht. warum auch? ich hasse z.b. koriander, muss ich auch nicht begründen, warum.