Meinen herzlichen Glückwunsch!
Beiträge von Hobbes
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Der Wille "alleine " reicht nicht aus.
So sehe ich das auch. Wenn dem Willen keine Handlung folgt, welchen Wert hatte dieser Wille denn jemals.
Hier zeigt sich auch die Krux an der Frage nach dem "Willen", da er sich ja nur in der Retrospektive als Realität manifestiert.
Klingt verklausuliert aber ich wollte ständig aufhören zu saufen. Habe ich aber nicht also steht die Frage im Raum, gab es den Willen jemals? Oder war er nicht ausreichend?
Wo liegt der Schwellenwert ab dem der Wille eine Handlung zur Folge hat (meiner Meinung ist das die Kapitulation/Akzeptanz der Sucht bzw. es erhöht zumindest die Chance).
Ich gebe der Handlung viel mehr Anteil an meiner Abstinez als dem Willen, welchen ich mir ja erst nach Eintreten des gewünschten Ergebnisses herbeiinterpetieren kann. "Ich bin trocken weil ich nichts trinke und gnadenlos Risikominimierung betreibe, also wollte ich es vermutlich auch?"
Ich mag solche Gedankenspiele auch sehr gerne, vergesse dabei aber auch nie, dass die Abstinenz an sich schlicht und ergreifend eine Notwendigkeit ist. Sollte ich das Gefühl haben, dass mein Hirn an meiner Sucht herum philosophiert/intelektualisiert werde ich hellhörig. Da kann nämlich auch gerne mal das Suchtgedächtnis einen Zugang suchen und meine Abhängigkeit verharmlosen.
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Ich kategorisiere da auch nach Triggern beim Essig. Weinessige haben bei mir keinerlei Verbindung zu meiner nassen Zeit, weder Geruch noch Geschmack.
Aber Balsamico-Creme kaufe ich zum Beispiel nicht mehr. Basis ist oft Trauben-Most und als ich an einer Flasche aus meinem Kühlschrank gerochen habe, hatte ich direkt und ohne Verzögerung das Bild von Rotwein im Kopf. Seitdem für mich kategorisch ausgeschlossen.
Marzipan esse ich auch nicht mehr, weil es mich je nach Hersteller an Amaretto erinnert.
Abstinenz ist ja immer Risikominimierung.
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Die Euphorie und den anschließenden Abfall selbiger habe ich auch so wahrgenommen. Aber im Rückblick habe ich wohl immer zum richtigen Zeitpunkt mehr "Kohlen" in den Kessel gehauen sprich mit immer weiter neue Hobbys gesucht oder alte reaktiviert.
Der Kontrast zwischen meinem abstinente Leben jetzt und der nassen Zeit ist einfach zu drastisch als dass es sich für mich (zumindest aktuell noch nicht) wie Alltag anfühlt. 28 Kilo abgenommen, wieder viel mehr Sport, neue Hobbys, aufgehört zu rauchen, Freundeskreis gewechselt (wo notwendig), Ernährung komplett geändert, keine Depressionen mehr seit ich aufgehört habe zu saufen. An manchen Tagen fühlt es sich an, als wäre die nasse Zeit Bestandteil des Lebens einer anderen Person gewesen...
Ich genieße jeden Tag meiner Abstinenz und lasse mir das von meinem Suchtgedächtnis nicht mehr nehmen. Insofern hat sich für mich das Gefühl von Normalität noch nicht eingestellt, mein Leben wieder selbstbestimmt gestalten zu können ist für mich immer noch etwas Besonderes.
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Herzlichen Glückwunsch, großartige Leistung!
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Bist du aktuell in einem sicheren alkoholfreien Umfeld?
Geldbeutel, etc weg packen, nicht in die Nähe von Läden/Kiosk/Tanke.
Viel Wasser trinken, irgendwas süßes/saures, auf Pfefferkörnern rum beißen.
Zeitlichen, räumlichen Abstand zum Druck aufbauen und ablenken...
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Bist du aktuell in einem sicheren alkoholfreien Umfeld?
Geldbeutel, etc weg packen, nicht in die Nähe von Läden/Kiosk/Tanke.
Viel Wasser trinken, irgendwas süßes/saures, auf Pfefferkörnern rum beißen.
Zeitlichen, räumlichen Abstand zum Druck aufbauen und ablenken...
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Es sind nun mal wirklich zwei unterschiedliche Themen.
Ich habe mich jahrelang um die Selbstbezeichnung Alkoholiker gedrückt. Aber die Sucht ist ja ein Teil von mir und der Versuch diesen unliebsamen und schambehafteten Teil abzustoßen führt zu einem unfassbaren Spannungsfeld, unweigerlich zum Scheitern verurteilt und in seinem Ziel unmöglich zu erreichen.
Erst mit der Kapitulation (wie es bei den AA glaube ich heißt) oder der Akzeptanz löse ich dieses Spannungsfeld auf und gebe mir die Handlungsfähigkeit zurück. Und Worte besitzen eine Macht, der Satz "ich bin Alkoholiker" fiel mir so schwer weil er eine Wahrheit enthielt, welche ich nicht wahrhaben wollte.
Ein Garant für Abstinenz ist es natürlich keineswegs aber es ist der erste Schritt. Selbstverständlich habe ich Verständnis und Mitgefühl für die User, welche sich im Vorstellungsbereich damit noch schwer tun. Aber gleichzeitig ist mir als Alkoholiker die Bedeutung dieses Satzes und die Abfrage dieser Selbstwahrnehmung vollkommen klar.
Außerhalb des Forums kann natürlich jeder im Rahmen seiner Risikominimierung selbst entscheiden wie er mit seiner Erkrankung umgeht. Ich werde einen Teufel tun und das meinem Arbeitgeber auf die Nase binden. Aber sehr gute Freunde, Familie und natürlich alle Ärzte wissen davon. Da wo ich meine Abstinenz nicht gefährde, ist das meine persönliche Sache. Ich bin allerdings auch noch nicht in eine Situation geraten in welcher schonungslose Offenheit eine notwendige Maßnahme zur Risikominimierung gewesen wäre. Insofern kann ich da nicht mitreden...
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Das sind ja wundervolle Neuigkeiten, freut mich wahnsinnig!
Dann weiterhin gute Besserung und eine erholsame Zeit.
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Auch von mir vielen Dank für deinen Einsatz und deine Zeit hier im Forum. Freut mich, dass du uns hier dennoch erhalten bleibst.
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Hi Alex,
Also, meine Träume fühlen sich pauschal realistisch an, während ich sie träume.
bei mir ist das tatsächlich nie so, ich glaube auch deshalb hat der Traum einen gewissen Eindruck hinterlassen. War für mich im wahrsten Sinne des Wortes für meinen Thread "bemerkenswert". Da ich einmal in der Woche in eine reale Gruppe gehe, landet sehr wenig von meinen Gedanken hier im Forum.
Auf alle Fälle war es nur ein Traum und Du liest Dich nicht, als hätte er jetzt Druck ausgelöst. Somit, alles gut.

Nein gar nicht. Klar, selbst jetzt nach fast 3,5 Jahren gibt es noch kurze Blitzlichter meines Suchthirns aber da ich meine Abstinenz als indiskutabel verstehe, sehe ich diese Momente eher als Wasserstandsanzeige für meine aktuelle Verfassung. Müde?, hungrig?, gestresst? Etc....
Danach wurde ich total verwirrt wach und überlegte tatsächlich ein paar Minuten, ob da wirklich etwas dran ist.
Genau das! Du hast es besser formuliert als ich, schon perfide vom eigenen Hirn ge-gaslighted zu werden.
Frech!
Ich denke mal über einen neuen Titel nach und melde mich bei euch, vielen lieben Dank.
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Hallo zusammen, auch mal wieder ein Lebenszeichen in meinem eigenen Thread (wobei ich den Titel mal aktualisieren muss... fühlt sich nicht mehr richtig an).
Ich hatte gestern einen gruselig realistischen Traum in dem ich wieder getrunken habe und dementsprechend rückfällig wurde. Von der Szenerie und der Situation exakt realistisch wie ich früher getrunken habe, zu Hause während Videospiele spielen oder Filme schauen.
Gleiches Getränk wie früher, sogar gleiche Flasche beziehungsweise annähernd gleiches Etikett. Geschmack sogar eingebildet.
Im Halbschlaf mit Heuschnupfen und leicht erkältet sogar ein ähnliches Gefühl wie der Kater von früher. Absurd wie auch direkt die Gedanken durchgedreht sind bevor mein Hirn sich wieder in die Realität verortet hat: "ich muss bei der Suchtberatung anrufen und meiner Therapeutin Bescheid geben, traue ich mich das ins Forum zu schreiben. Wo war der Trigger?"
Bis ich mich dann langsam gefragt habe, wann zur Hölle ich denn den Wein gekauft haben sollte und wie der in meine Wohnung kam...
So lebhaft und detailreich habe ich das auch noch nicht erlebt, vielleicht verarbeitet mein Hirn gerade einen theoretisch anstehenden Betriebsausflug mit Weinprobe/-wanderung (bin natürlich nicht dabei, wurde aber vermehrt von Kollegen diesbezüglich angesprochen).
Kennt noch jemand so hyperrealistische Alkoholträume?
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Tolle Leistung und herzlichen Glückwunsch zu deinen neun Monaten Abstinenz!
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Frohe Ostern euch allen und genießt die Feiertage!
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Den Satz
Mir vergibt, dass ich ihm sein Zuhause, seine Kinder und seine Ehe genommen habe.
finde ich interessant. Ich bin trockener Alkoholiker, habe meine letzte Beziehung nach über 12 Jahren durch meine Sucht in den Sand gesetzt. Selbst wenn ich weiß, dass ich eine Suchterkrankung habe, hatte ICH sehr lange Schuldgefühle, weil ich natürlich auch für meine Sucht gelogen, getäuscht und manipuliert habe.
Du nimmst ihm meiner Meinung nach nicht sein Zuhause, seine Kinder, seine Ehe sondern er/seine Sucht.
Er hat es, genau wie ich, jederzeit in seiner Hand die Sucht anzuerkennen und mit Abstinenz zu kontern.
Ich hoffe du kannst dich von dem Gedanken "ich bin Schuld" zukünftig lösen, du reagierst nur vollkommen richtig eine belastende Situation.
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Ja das wegdriften von alten "Freunden" habe ich auch so erlebt und auch meine Teilnahme an gemeinsamen Treffen und Veranstaltungen hat sich verändert.
Ich hatte einen Arbeitskollegen mit dem ich jedes Wochenende in Bars getrunken habe. "Mit dir kann Pferde stehlen, Leichen vergraben. Auf dich ist Verlass beste Freunde...etc".
Nach meinem Entschluss zur Abstinenz bin ich natürlich nicht mehr in Bars, maximal noch mit ins Restaurant essen, während er sich ein Bier nach dem anderen genehmigt hat. Da ich ebenfalls wieder mit Sport angefangen hatte und explizit auf Schlafhygiene achte, war ich natürlich auch immer der erste der gegangen ist.
Es verlief sich selbstverständlich mit der Zeit, irgendwann beim einkaufen wieder getroffen "Und? Bist du immer noch auf deinem Gesundheitstrip?" Die Frage hat im Grunde alles beantwortet, was diese "Freundschaft" ausgemacht hatte (auch von meiner Seite). Eine weitere Person mit Alkoholproblem, um sich weiterhin die eigene Illusion der Normalität bewahren zu können...
Ein bisschen Bedauern empfinde ich manchmal schon noch aber das gilt wenn ich ehrlich bin nicht den Menschen mit denen ich getrunken habe, sondern dem Gefühl der Zugehörigkeit. Alkohol hat das für mich erleichtert, die Abkürzung quasi. Jetzt knüpfe ich Verbindungen nüchtern, ist manchmal unsäglich anstrengend für mich aber es lohnt sich immer.
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Kleb dir mit Post it ein fettes "NEIN" auf den Buzzer für die Türe oder je nach Wohnungskonstellation (Eigentum, Mehrfamilienhaus etc.) eine andere kreative Lösung.
Türe von innen abschließen und Tesa drüber, was auch immer.
Klingt total bescheuert aber das Problem ist ja:
Jetzt bereitest du dich rational auf das mögliche Szenario vor, weißt was du willst und tun möchtest. Und wie von dir selbst angesprochen, wirst du dann vielleicht doch schwach wenn er vor der Türe steht. Vielleicht reißt dich die Vorbereitung wieder aus dem Moment raus und du erinnerst dich daran, was du eigentlich wirklich wolltest: nicht aufmachen.
Das hilft mir häufig, wenn ich weiß (egal ob privat oder beruflich), dass eine Situation auf mich zukommt die potentiell emotional aufwühlend sein könnte.
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Das Problem an einer Kommunikation über Text ist ja oft die Gefahr der subjektiven Interpretation aber du liest sich gerade komplett anders als zu Beginn deines Threads!
Sehr fokussiert und bestimmt, klar in deiner Idee der Umsetzung und gleichzeitig resistent in Bezug auf die Aussagen deines Mitbewohners. So fühlt es sich für mich an, das wollte ich dir nur kurz da lassen.
Und herzlichen Glückwunsch zur Wohnung!
Ich kann nicht in die Zukunft schauen aber ich bin sehr zuversichtlich, dass deine Kinder die Veränderungen gut annehmen können. Ein sicheres und beständiges Zuhause kann Großes bewirken
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Ich habe über ein Jahr gebraucht, bis sich meine Gedanken und Emotionen wieder von der Sauferei erholt und eingependelt hatten. Nach vier Tagen von "Wille", "Stärke" und wie ein gesunder Mensch weitertrinken sprechen halte ich für die Anfangseuphorie, allerdings ohne jegliche Krankheitseinsicht. Sollte er Alkoholiker sein kann er nie wieder trinken. Punkt.
Bin mittlerweile der Meinung ein gesunder Mensch trinkt gar nix...aber das ist nur meine Sicht als trockener Alkoholiker.
Da DU dich ja hier angemeldet hast lautet ja eher die Frage: würdest du ihn jetzt zurücknehmen?
Wärst du tatsächlich bereit nochmal eine Runde bis zum nächsten Rückfall mitzumachen? Und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, siehe "wie ein gesunder Mensch trinken"....
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Ui, das freut mich wirklich. Ich lese deine reflektierte und analytische Art sehr gerne Nayouk24
Einen guten Start in diese Aufgabe!