Beiträge von Surrender

    "Missbräuchlich" ist wie aus dem Fenster lehnen. Weiter und weiter. Irgendwann fällt man vorn über. Keine Kontrolle mehr und es geht nach unten. Immer.

    Aber wenn es doch schmeckt! Und ein Genussmittel wohl auch ist!? 8o

    Alkohol schmeckt eigentlich scheußlich. Der Grund warum man meint es würde schmecken, ist die berauschende Wirkung, die umgehend, meist schon beim allersten Konsum mit Wohlgefühl neuronal verknüpft wird. GABA und Belohnungssytem ist hier das komplexe Thema.

    Alkohol ist eine harte Droge - kein Genussmittel!

    Auf der Suche nach dem Punkt, ab dem ich süchtig war, suche ich im Zeitstrahl meiner Biografie, vor und zurück. Es gab vor allem anfangs, während des sog. "studentischen Trinkens" Abstürze aber auch Phasen in denen ich den Alkohol völlig vergessen hatte. Bei der Wiederentdeckung des alten Kumpels, fängt man dann auch nicht wieder bei Null an. Mir waren bis fast zuletzt die gesundheitsschädlichen Wirkungen und komplexen Mechanismen der Suchtentstehung unbekannt. Ab einen gewissen Punkt der Abhängigkeit werden diesem einem persönlich sowieso egal.

    Meine persönliche Schlussfolgerung aus diesen Selbstbeobachtungen ist, dass die Sucht meist vor dem Missbrauch schon existiert. Alkoholmissbrauch u.a. ein Symptom der Sucht schon ist.

    Und was ist dann Sucht? Sobald ich mein persönliches Wohlbefinden vom Konsum einer Substanz abhängig mache, ist es im psychologischen Sinne Sucht. (lässt sich natürlich auch auf andere Substanzbezogene Süchte anwenden, wie Koffein, Nikotin, etc.)

    Hab leider nicht viel Zeit im Moment, zum ausführlichen Schreiben. Aber im Grunde ist auch schon längst alles gesagt, wenn es überhaupt etwas zu sagen gibt. ;)

    Viele Grüße

    Dank eurer Antworten ist mir nun klar geworden, das die Frage "Was ist Alkoholmissbrauch?" keine medizinische, biologische oder technische ist, sondern eine ethisch/moralische. :idea:

    Schadet der Konsum mir, meinen nächsten, oder der Gemeinschaft? Die sich daraus ergebenden Unterschiedlichen Standpunkte lassen sich mit dieser Erkenntnis hier allesamt vereinbaren.

    Zu meiner Motivation des Themas erkläre ich mich hier in Kürze noch...

    LG

    Trinkt jemand zum Essen ein Glas Wein oder Bier, weil es ihm einfach schmeckt, sehe ich da auch keinen Missbrauch.

    Nach dieser Logik (und nur auf Grundlage der von mir vorgeschlagenen Definition von missbräuchlichem Konsum), wäre es dann auch kein Mißbrauch, wenn der Zweck des Trinkens der Rausch wäre und man die Nebenwirkungen in Kauf nimmt.

    Ich wollte diesen Rausch, dieses mich abschießen, dieses nichts fühlen. Mit Alkohol ging das super.

    Als Zutat im Essen hat er seine Funktion sicher auch zur Zufriedenheit erfüllt, welchen funktionalen Zweck hat Alkohol da genau bei der Zubereitung?

    Auch als bewusst eingenommenes Rauschmittel erfüllt er zuverlässig seinen Zweck, Mißbrauch wäre es - in dem Fall - Du hättest ihn der Giftwirkung wegen konsumiert und den Rausch billigend in Kauf genommen. Verstehst Du worauf ich hinaus möchte?

    Den Punkt, wo aus dem Missbrauch Sucht wurde, habe ich nicht mitbekommen.

    Das ist ein allgemeines Problem und Ausgangspunkt meiner Erkenntnissuche hier. Deswegen versuche ich "Mißbrauch" zu verstehen, weil das ja nun offiziell die Vorstufe zur Sucht ist, oder nicht? :/

    Natürlich ist Alkohol ein Gift, für uns Alkoholiker ja sogar tödlich.

    Gibt es Alkoholtote die keine Alkoholiker sind? :/

    Das bedeutet ja aber nicht, dass jeder, der mit Alkohol trinkt oder ins Essen pantscht, den Alkohol auch missbraucht.

    Das steht ja hier zur Debatte. Ich glaube, ich sehe das anders. Ich benutze Ethanol für den Campingkocher, da erfüllt er auch seinen beabsichtigten Zweck auf Grund seiner physikalischen Eigenschaften. Das ist damit auch kein Missbrauch. Wenn man das so bewusst pragmatisch sieht, dann ist definitionsgemäß kein Mißbrauch möglich. Dann ist aber auch die Kategorisierung "missbräuchlicher Alkoholkonsum" unsinnig. Genauso nach meiner Definition, dass jede(!) Verwendung von Alkohol im menschlichen Körper missbräuchlicher Natur (weil schädlich) ist. ;)

    LG Surri

    Möchte für mich, zum weiteren Erkenntnisgewinn, hier mal was klarstellen. Vielleicht könnt ihr mir helfen.

    Es ist bei der Beurteilung des Alkoholkonsums oft von "missbräuchlichem" Konsum die Rede. Um eine Substanz zu missbrauchen, muss sie eine nutzbringende physiologische Funktion haben, die mehr oder weniger absichtlich zweckentfremdet wird. Nun hat Alkohol keinerlei zuträgliche oder nutzbringende Wirkung im menschlichen Organismus. Ganz im Gegenteil, ist es u.a. ein breitbandiges Nervengivt, usf.

    Daraus folgt, dass -absolut jeder- Konsum von Alkohol, auch in der geringsten Menge eines Tropfens, missbräuchlicher Alkoholkonsum ist.

    Bin ich da auf dem Holzweg? Wie seht ihr das?

    Beste Grüße

    Es zählen nicht nur die einzelnen Jahre, sondern auch die innere Einstellung zur Abstinenz. Wer von Suchtdruck zu Suchtdruck schwankt, regelmäßig zu alkohollastigen Veranstaltungen rennt, mag zwar nach heftigem, inneren Kampf eine Weile ohne Alkohol auskommen, ist jedoch nicht wirklich zufrieden und nicht dauerhaft abstinent.

    So sehe ich es auch. Die Zeit prüft das dann im Alltag. Die tatsächliche Dauer meiner zarten Abstinenz musste ich für die Vorstellung hier nachschlagen, mit dem Zählen hatte ich früh aufgehört. Glückwünsche zurück!

    Gegen wen hast Du als Trinker gekämpft?

    Bei mir sind es jetzt zwei Jahre.

    Ab wann definierst Du langzeittrocken? Damit ich weiß, wann ich mich wieder melden kann. 😎

    Das habe ich vielleicht etwas unglücklich formuliert, ich möchte keinesfalls irgendjemanden ausschließen. Gerne aber kritisiert werden von denen die mehr Erfahrung haben als ich. Deine Frage ist gut. :/

    Vor 2 Jahren hätte ich 2 Monate als lange Trockenzeit empfunden. Nach 6 Monaten hatte ich Sorge, dass wenn ein Jahr rum ist mein Suchthirn irgendwelche Mätzchen vorschlägt, ist zum Glück nicht akut geworden, es ist ja immerzu jetzt. ;) Du und viele andere hier haben - ohne es zu wissen - einen guten Anteil daran, dass ich es bis hierhin geschafft habe. Das war für mich natürlich auch kein Spaziergang und bin froh die biochemischen und neuronalen Wirrungen der Anfangszeit mit einem komplett demolierten Belohnungssystem überstanden zu haben. Außerdem hat die Entwicklung einer Abhängigkeit eine stark soziale Komponente, die wohl auch nur durch ein gesundes Sozialverhalten wieder "überschrieben" werden kann. Hab zu Beginn meiner Nüchternheit das gesamte Umfeld und den Lebensmittelpunkt ins Unbekannte gewechselt. Ja und die neue Umgebung ist auch nicht trockener, dafür bin ich es aber, sogar sehr zufrieden. Regelrecht glücklich bisweilen. :saint:

    Leider kenne ich im realen Leben niemanden der wie ich komplett auf Alkohol verzichtet. Meine liebe Frau trinkt "nur" zu besonderen Anlässen vielleicht 3x im Jahr ein Glas in ihrem eigenen Haushalt (der ansonsten auch komplett alkoholfrei ist).

    Kannst Dich ab immer und sofort wieder melden, Alex. ;) Was ist für Dich langzeittrocken? Vielleicht so schwierig zu beantworten wie die Frage ab wann man süchtig ist.

    LG

    Guten Abend Elly,

    es ist jetzt schon etwas aufregend diese Fragen von Dir gestellt zu bekommen, wie geschrieben lese ich schon eine Weile mit und freue mich auf den Austausch. Der ist gerade nicht so leicht wie erwartet, da hier im Eingabefeld die Buchstaben ein Eigenleben führen und ich den Aufbau des Forums noch nicht durchdrungen habe.

    Besonders im letzten Jahr vor meinem Entschluß keinen Alkohol mehr zu trinken, trank ich nahezu täglich eben diesen in Form von Bier und Wein. Das Thema Alkoholabhängigkeit war mir in meinem bisherigen Leben kaum wirklich bewusst, eher eine exotische Randerscheinung, die andere betrifft. Das änderte sich schlagartig am Abend vor meinem Entschluß trocken zu werden. Das geschah "zufällig" durch ein Internet-Video auf das ich gestoßen war. Ich habe dann von einem Tag auf den anderen kalt entzogen, aus Unwissenheit ohne ärztliche Begleitung, aber zum Glück und nachträglich auch überraschend ohne größere Begleiterscheinungen. Die Erkenntnis Alkoholiker zu sein dämmerte erst in den ersten Wochen und Monaten meiner Trockenheit. Und auch durch das Lesen hier. Es ist nicht leicht das alles in Kürze zusammen zu fassen, die Vorgeschichte ist wie so häufig eine lebenslange. Ich möchte das gerne im geschlossenen Bereich weiter tun wenn es nötig wird. Vieles ist mir nur nebelig in Erinnerung, aber die Schleier lüften sich hin und wieder nach meinem ersten Jahr Trockenheit. Das ist oft auch unangenehm, bald aber auch befreiend und geradezu erlösend. Diese Trockenarbeit macht mir großen Spaß - ist und wird wohl immer mein Lebensinhalt bleiben und findet auf so vielen Ebenen statt.

    Frohe Grüße