Beiträge von Lia123

    Hallo Luna,

    entschuldige die späte Antwort. Momentan wieder viel los.

    Es tut mir Leid das du nach langer Zeit zu Hause bist und dein Vater liegt volltrunken da.

    "volltrunken daliegen" tut er nichtmal. Ich merke es eigentlich nur daran, dass er deutlich gesprächiger wird und dumme Witze macht. Aber sobald man auf bestimmte Themen kommt (Politik etc.) regt er sich einfach übertrieben auf. Zum Kontext, er ist nüchtern eine ziemlich stille Person, die wenig von sich aus redet.

    Aber ich denke es ist gut wenn du dazwischen keinen Kontakt zu ihm hast obwohl du sicher von deiner Mutter immer wieder Meldung bekommst was gerade abgeht? Oder? Also so war es bei mir.

    Ja vermutlich ist es besser so. Ich hab nur manchmal noch diese Wunschfantasien, einen Vater zu haben, der sich nach mir erkundigt. Zumindest wenn ich das bsp. bei Freund*innen mitbekomme, werde ich traurig. Genau, ansonsten läuft eigentlich alles über meine Mutter. Aber bezüglich dem Trinkverhaltens frage ich meistens schon nicht mehr, da ich es eigentlich nicht wissen will. Und sie weiß das inzwischen auch und erzählt auch von sich aus nicht darüber.

    Lg Lia

    Hallo Luna,

    vielen Dank für deine Antwort und Offenheit!

    Du fragst mich wie ich mit meinen Schuldgefühlen umgehe. Ich muss Dir sagen die habe ich tatsächlich nicht. Ich ärgere mich eher über mich selbst,das ich wenn er trinkt nach Lösungen suche um ihn möglich schnell wieder trocken zu bekommen.

    Das ist ein mega Quatsch und sollte ich nicht tun. Es kostet mich immer mega viel Kraft und belastet mich sehr. Gerade ist er ja trocken und ich sollte versuchen mein Verhalten zu überdenken. Das tue ich nicht statt dessen verdränge ich...

    Du sprichst mir da richtig aus der Seele. Genau so fühle ich mich. Es tut mir leid zu lesen, dass es dich auch sehr belastet.

    Ich kann mir nicht vorstellen daß er trinkt um mit Dir einen besseren Umgang zu haben. Mein Vater hat sich immer geschämt wenn er getrunken hat.

    Er schämt sich auch dafür. Letztens war zum Beispiel die Situation, dass mein Auto nicht anfahren wollte. Er hätte mich gerne abgeholt, aber konnte nicht, da er schon betrunken war (an einem Freitag um 13 Uhr...). Das habe ich aber erst durch meine Mutter erfahren. Bis ich dann endlich mit dem Zug daheim angekommen war, hat er sich schon in seinen üblichen euphorischen Rausch getrunken, in dem ihm alles egal scheint. Ich glaube an dem Tag hat er dann wirklich getrunken, um die Schamgefühle vor mir nicht so fühlen zu müssen. (Vielleicht ist es aber auch ganz anders, ich versuche nur verzweifelt Erklärungen/Entschuldigungen für sein Verhalten zu finden..).

    Bist Du im Kontakt mit deinen Eltern wenn du nicht nach Hause gehst? Ich meine telefoniert ihr?

    Mit meiner Mutter inzwischen mehr. Früher kam da auch nicht so viel, bis ich ihr das mal rückgemeldet habe, dass ich dadurch das Gefühl bekomme, es interessiert sie nicht, wie es mir geht. Mit meinem Papa bin ich so nicht in Kontakt. Also wir haben quasi keinen Kontakt, wenn ich nicht zuhause bin.

    LG, Lia

    Ein Alkoholkranker findet immer Gründe um zu trinken und er hätte diesen auch auf Nachfrage immer parat.

    Da hast du wohl recht. Ich denke er trinkt halt grundsätzlich, um jedes noch so kleine unangenehme Gefühl zu ertrinken.

    Daher ist es gut das Du hier bist und Dich hier informieren kannst worum es bei dieser Erkrankung eigentlich geht, und Du hier an den EKA`s und Co`s siehst das der Alkohol keine Grenzen kennt und zur Familienerkrankung werden kann. Evtl. solltest Du Deiner Mutter auch mal raten sich Hilfe zu holen ( falls nicht schon geschehen...).

    Familienerkrankung trifft es gut. Die Sucht zerstört ja meine Mutter und mich auch. Und ja meine Mutter ist zum Glück seit ein paar Wochen in therapeutischer Behandlung.

    Danke für deine Unterstützung!

    LG, Lia

    Hallo Luna,

    danke für deine Offenheit! Ja du beschreibst genau meine Situation. Tut mir leid zu lesen, dass du da auch durch musstest/musst.

    Einen Kontaktabbruch bekomme ich Stand jetzt auch nicht hin. Höchstens Abstand. Darf ich dich fragen, wie du es geschafft hast die Schuldgefühle loszubekommen? Die belasten mich ja momentan mit am meisten..

    Ich persönlich habe den Kontaktabbruch nicht geschafft und wollte das auch nicht das hätte sich für mich nicht richtig angefühlt.Ich hatte und habe auch bis jetzt, wenn er trinkt keinen guten Umgang mit der Situation.Ich finde das muss jeder mit sich selber abmachen .

    Nur Du hast keine Schuld das ist sicher...

    LG, Lia

    Hallo Linde,

    Du klingst wie nach einer Gehirnwäsche.

    Über diesen Satz musste ich jetzt lange nachdenken. Ich habe lange nach einem Wort gesucht, dass meine Verwirrtheit und Zerissenheit beschreibt. Mit "Gehirnwäsche" hast du es auf den Punkt gebracht. Ich habe ja jahrelang nicht verstanden, dass das Verhalten meiner Eltern nicht "okay" ist. Ich habe es als absolut normal gesehen, dass ich meine Gefühle verstecken muss, weil ich sonst entweder dafür verurteilt oder allein gelassen werde. Erst seit der Therapie verstehe ich, dass das nicht normal ist.

    Erwachsene Kinder von Alkoholikern leiden furchtbar unter dem Ohnmachtsgefühl, daß sie das Elternteil nicht retten können. Ist zwar nicht ihr Job, aber trotzdem.. Und weil sich Ohnmacht schrecklich anfühlt, switchen sie um zu "ich bin verantwortlich bzw. ich bin schuldig" - denn das verschafft die Illusion von einem Hauch einer Ahnung von Kontrolle über die entgleiste Situation.

    Auch hier triffst du es auf den Punkt: ich komme absolut nicht klar mit dem Gefühl von Kontrollverlust und Ohnmacht. Das fühlt sich für mich an als würde ich verrückt werden. Wenn ich mich aufgebe, um meine Eltern zu unterstützen, habe ich immerhin das Gefühl ich kann was machen. Auch wenn sich seit Jahren ja nichts ändert.

    Ich habe Jaaaahre Abstand gehalten, mich stabilisiert, meine Schuldgefühle auf den Misthaufen geworfen und bin ich selber geworden.

    Das ist total schön zu lesen. Gibt mir Mut, dass ich auch "ich selber" werden kann. Danke nochmal für die lieben Worte.

    LG,

    Lia

    Du bist sehr jung und ich möchte Dich ermutigen, wirklich einmal konsequent Abstand zu nehmen. So gewinnst Du Zeit und Raum für Deine eigene Entwicklung. Das ist so wichtig. Jeder Mensch trägt ein großes Potenzial in sich, das es zu erkunden und entwickeln gilt. Gib das nicht auf für Deine Eltern! Es wäre sicher nicht in ihrem Sinne, wenn es ihnen klar würde, und es wäre auch vergebens. Sie müssen ihre Probleme selbst lösen, es steht nicht in Deiner Macht das für sie zu tun. Menschen, die in gesunden Familienstrukturen aufgewachsen sind, können das einfach so, ihren Weg gehen, ohne dies als im Stich lassen der Eltern zu empfinden. Für viele EKAs ist das eine riesen Sache und nicht leicht zu lernen. Aber es geht und es ist gut, dass Du Dir therapeutische Unterstützung geholt hast.

    Danke Siri für deine lieben Worte und deine Offenheit. Ja du hast recht. Ich habe mir lange eingeredet, dass ich es schaffe für meine Eltern Therapeutin zu spielen und dass mich das Thema nicht belastet. Da habe ich mich aber selber angelogen. Gerade bin ich daher an dem Punkt, dass ich nicht mal mehr so recht weiß, was ich eigentlich will. Ich habe mich schon als Kind so verbogen und scheinbar alles gemocht, was mein Vater mag, damit ich immerhin etwas Aufmerksamkeit bekomme. Und heute weiß ich nicht mal mehr, was ich eigentlich wirklich mag. Das ist total verwirrend. Aber ihr gebt mir hier wirklich Mut, dass es okay ist, meine Eltern auf Distanz zu halten. Für mich fühlt es sich immer noch so an, sie im Stich zu lassen und ihnen willentlich schlechte Gefühle zu geben. Fühlt sich aber gut an, nicht alleine mit solchen Gefühlen und Gedanken zu sein!

    LG, Lia

    Hallo whitewolf,

    Hast Du irgendwie das Gefühl das es mit Dir zusammenhängen könnte das er seine 12jährige Trockenheit aufgegeben hat?

    Fühlst Du Dich da irgendwie ( mit ) verantwortlich?

    Du warst ja in Etwa 15 als er wieder angefangen hat, da warst Du ja noch zu Hause denke ich.

    Ich glaube er hat damals wieder mit dem Trinken angefangen, als sich seine Eltern geschieden haben. Das war ein Riesen Rosenkrieg, und er und seine Brüder wurden da viel mit reingezogen. Seine Kindheit war meines Wissens auch nicht toll.

    Die ersten ein zwei Jahre habe ich auch nicht mal mitbekommen, dass er wieder trinkt, da meine Eltern es vor mir verstecken wollten. Dann war irgendwann mein Alkohol, den ich zum feiern mit meinen Freunden hatte weg und naja..

    Dieses Jahr war er bis vor ein paar Tagen wieder trocken. Und ich glaube tatsächlich, dass er wieder angefangen hat, weil ich nach Hause kam. Ich glaub er weiß nicht wie er nüchtern mit mir umgehen soll. Betrunken wird er sehr gesprächig und deutlich sicherer im Umgang mit Menschen. Es fühlt sich aber komisch an, dass er vor mir „Angst“ haben könnte. Verantwortlich fühl ich mich daher eigentlich nicht, aber der Gedanke, dass er wegen mir trinken muss ist schrecklich.

    Was sagt er dazu?

    Damals war sein Argument, dass er auf seiner neuen Arbeit noch in Probezeit ist und nicht die Arbeit verlieren will. Habe ich auch verstanden. Aber seit Ende Februar ist diese Probezeit vorbei und jetzt bildet er sich wohl wieder ein es alleine schaffen zu können, weil er ja wieder ein paar Monate trocken war. Es ist eigentlich seit 8 Jahren dasselbe Spiel. Er war auch schon bei etlichen Therapeut*innen, aber scheinbar verstehen die ihm alle nicht (das glaube ich ihm schon lange nicht mehr)..

    Danke auch für deine Hilfe!

    LG, Lia

    Hallo Morgenrot,

    Danke für deine Hilfe und deine Offenheit. Ja du hast recht, sicher meint niemand etwas böse. Ich kann ehrlich gesagt auch meine wahren Gefühle gut verstecken und so tun als wäre bei mir alles super. Der Gedanke jemanden aus der Familie zu fragen, ist für mich noch sehr unangenehm. Es wird bei uns nicht viel über Emotionen geredet und manchmal glaube ich, niemand kann wirklich damit umgehen. Ich habe aber zum Glück ein paar freund*innen eingeweiht, die auch gut darauf reagieren können, sobald ich es schaff sie anzuschreiben oder anzurufen.

    LG,

    Lia

    Hallo Iphigenie,

    hast Du Geschwister? Oder nahe Verwandte, die Teil Deiner Familiensituation sind?

    Ich habe einen Bruder. Allerdings hat der sich noch nie sonderlich für mich interessiert und ist von der Situation auch nicht so mitgenommen, da es nicht sein leiblicher Vater ist und er seit Jahren ausgezogen ist (ist auch einige Jahre älter als ich).

    Ansonsten weiß die Familie eigentlich Bescheid. Es kam nur noch nie jemand auf mich zu. Ich denke es wird primär meine Mutter als Opfer vom Konsum gesehen. Mit jemanden darüber reden kann ich daher eher nicht. (Bzw habe es mal mit einem Onkel probiert, der hat allerdings selbst Probleme mit Substanzen).

    Wann bist Du ausgezogen? Was hat Dich dazu bewogen, auszuziehen?

    Ich bin direkt nach dem Abitur ausgezogen zum studieren. Damals hatte ich aber noch kein Verständnis von der Situation und habe mich daheim noch wohlgefühlt. Ich verstehe eigentlich erst seit 1-2 Jahren, wie schlimm die Situation ist.

    Wie würdest Du Deine Sorgen beschreiben?

    Ich habe Angst, dass er sich umbringen würde. Es ist zwar noch nichts in der Art in der Vergangenheit passier, aber er schwankt ständig zwischen leicht bis schwer depressiv. Ich habe Angst, dass er keinen Ausweg mehr sieht, wenn er erkennt was sein Trinken anrichtet.

    LG, Lia

    Hallo whitewolf,

    Wenn persönlich nichts geht ( Angst, Respekt, Peinlich... wie auch immer ) denke ich immer, das evtl. ein ehrlicher strukturierter Brif helfen könnte. Den kannst Du so lange schreiben und wieder korrigieren bis Du das zum Ausdruck gebracht hast was Dir wichtig ist. Entweder nur an Deinen Vater oder auch an Beide zusammen.

    Hab tatsächlich an beide schon Briefe geschrieben. Die wurden auch gut aufgenommen. Ich schaffe es nur noch nicht „härtere Worte“ an meinen Vater zu richten. Bislang habe ich immer versucht ihn Verständnis entgegen zu bringen. Eben da ich Angst habe, dass es sonst noch schlimmer wird. Vermutlich sollte ich mal direkter werden. Habe ihn aber auch schon gefragt, warum er nicht nochmal einen Klinikaufenthalt probiert. Hat ja schonmal geklappt.
    Ansonsten ist das einzige was mir wirklich hilft eigentlich der räumliche Abstand. Bin auch nur höchstens alle drei Monate mal für ein, zwei Tage da. Einige Freund*innen wissen inzwischen auch Bescheid und sind im Notfall erreichbar, wenn ich es hier nicht aushalte.

    LG, Lia

    Danke Elly!

    Und danke Siri, du bringst meine Gefühle und Zerrissenheit total gut auf den Punkt.

    Die Abgrenzung fällt mir momentan total schwer. Ich habe Angst meinem Vater noch mehr schlechte Gefühle zu geben und ich habe Angst, dass er sich in den Tod trinken könnte. Ich habe Angst, dass er sich was antun könnte, da er viele Schuldgefühle hat. Genauso tut mir meine Mutter wahnsinnig leid, die selbst unter dem Konsum leidet und sich ständig bei mir dafür entschuldigt. Ich liebe meine Eltern und sie lieben mich. Das weiß ich „rational“. Leider kann/konnte es mir mein Vater nie zeigen und oft fühle ich mich daher wertlos und ungeliebt. Selbstwert und Selbstbewusstsein sind auch nicht sonderlich gut bzw. stabil. Wenn ich mal zuhause bin, habe ich ständig Angstattacken und muss mich zurückziehen. In meiner eigenen Wohnung geht es mir viel besser. Aber ich wünschte ich könnte mich auch daheim gut fühlen und die Zeit mit meiner Familie dennoch irgendwie genießen.

    Danke echt für jede Rückmeldung. Es tut so gut mal alles rauszulassen.

    Liebe Grüße,

    Lia

    Hi, ich bin 23 Jahre alt und mein Vater ist Alkoholiker. Er hat bis ich ca 3 war regelmäßig getrunken. Dann war er 12 Jahre trocken. Seit 8 Jahren trinkt er wieder on/off. Ich arbeite das Thema in meiner Therapie auf und komme relativ okay in meinem Lebem zurecht. Doch jedes Mal wenn ich meine Eltern besuche, geht es mir miserabel. Ich sehe das Leid und weiß nicht, was ich tun kann. Ich war jetzt für mehrere Jahre quasi-Therapeutin meiner Mutter, und das hat mich kaputt gemacht. Leider habe ich in meiner Familie niemanden, der meine Gefühle aushalten kann oder dem ich meine wahren Gefühle zeigen kann. Ich fühle mich daheim sehr einsam. Ich denke ich erhoffe mir hier etwas Verständnis und Unterstützung zu finden. Meinen Freunden gegenüber traue ich mich nicht immer ehrlich zu sein, da ich mich auch für meinen Vater schäme (hierfür aber auch Schuldgefühle habe).

    Liebe Grüße und danke für jede Rückmeldung!