Hallo Linde,
Du klingst wie nach einer Gehirnwäsche.
Über diesen Satz musste ich jetzt lange nachdenken. Ich habe lange nach einem Wort gesucht, dass meine Verwirrtheit und Zerissenheit beschreibt. Mit "Gehirnwäsche" hast du es auf den Punkt gebracht. Ich habe ja jahrelang nicht verstanden, dass das Verhalten meiner Eltern nicht "okay" ist. Ich habe es als absolut normal gesehen, dass ich meine Gefühle verstecken muss, weil ich sonst entweder dafür verurteilt oder allein gelassen werde. Erst seit der Therapie verstehe ich, dass das nicht normal ist.
Erwachsene Kinder von Alkoholikern leiden furchtbar unter dem Ohnmachtsgefühl, daß sie das Elternteil nicht retten können. Ist zwar nicht ihr Job, aber trotzdem.. Und weil sich Ohnmacht schrecklich anfühlt, switchen sie um zu "ich bin verantwortlich bzw. ich bin schuldig" - denn das verschafft die Illusion von einem Hauch einer Ahnung von Kontrolle über die entgleiste Situation.
Auch hier triffst du es auf den Punkt: ich komme absolut nicht klar mit dem Gefühl von Kontrollverlust und Ohnmacht. Das fühlt sich für mich an als würde ich verrückt werden. Wenn ich mich aufgebe, um meine Eltern zu unterstützen, habe ich immerhin das Gefühl ich kann was machen. Auch wenn sich seit Jahren ja nichts ändert.
Ich habe Jaaaahre Abstand gehalten, mich stabilisiert, meine Schuldgefühle auf den Misthaufen geworfen und bin ich selber geworden.
Das ist total schön zu lesen. Gibt mir Mut, dass ich auch "ich selber" werden kann. Danke nochmal für die lieben Worte.
LG,
Lia