Beiträge von Merle

    Ich denke du wirst bald auch merken, dass du die Abende entspannt angehst, sobald die Sucht Routine verblaßt.

    Hallo Kopffuessler, vielen Dank für Deine ermunternden Worte. Ich hoffe das sehr und glaube es auch. Die Routine oder Gewohnheit verblasst gibt Raum für neue und (hoffentlich) gesündere Verhaltensweisen die dann zu Gewohnheiten werden können.

    Auch wenn es wahnsinnig allgemein klingt, für mich hat dieser inflationäre Konsum von Alkohol was mit Stressbewältigung oder, anspruchsvoller formuliert: mit Emotionsregulation zu tun.
    EINE Reaktion auf alles: Angst, Anspannung, Trauer, Freude,Ärger, Wut etc.

    Ich habe es gestern gemerkt: ich habe eine sehr erfreuliche Nachricht ( beruflicher Kontext) erhalten. Es war Samstag, 16 Uhr.
    1. Gedanke:“oh, jetzt ein Glas Wein“. Als mir dann einfiel, dass ich ja nicht mehr trinke, bin ich erst mal ziellos hin u her gelaufen, weil ich einfach nicht wusste, wohin mit meiner Freude. Das Verlangen war da sehr stark. Bin dann zum Briefkasten gelaufen, da musste ich eh hin. Dann ging’s.

    Schwieriger ist: wenn ich nach einem Arbeitstag nach Hause komme: Gestresst, manchmal genervt, Kopf voll mit tausend Dingen die ich noch machen muss, will, sollte. Wie komme ich da zur Ruhe? Meine bisherige Strategie? Kennt ihr. Was macht ihr da? Wie reguliert ihr Euch?

    Wissen sie es nicht, wird es immer wieder sein, dass Du gefragt wirst und, dass manches persönlich genommen wird

    Genau, es wird persönlich genommen und als Zurückweisung interpretiert.
    Aber es fällt mir schwer, gerade der Familie gegenüber. Ich habe so lange darum gekämpft von ihnen ernst genommen zu werden. Ein Alkohol-outing wäre (für sie) ein Ausdruck maximaler Schwäche und Willenlosigkeit. Denke ich.

    Gerade frage ich mich aber auch, ob das stimmt, dass sie das denken. Oder ob mir das egal sein kann.

    dass es recht unerheblich ist, ob Du das vorher getrunken hast, oder nicht. Wenn Suchtdruck aufkommt, wird so ziemlich alles getrunken

    Ja, das denke ich eigentlich auch.

    Ich scheue mich davor, meinen Mann zu nötigen, das Zeug zu entfernen. Aber eigentlich wäre es ein deutliches Eingestehen meiner Sucht, verbunden mit der Bitte nach Unterstützung. Ich glaube, ich war nie deutlich genug, weil ich es so wirklich richtig auch nicht wahr haben wollte.

    Hast Du schon etwas von den Grundbausteinen umgesetzt? Was fehlt Dir denn noch so

    Was mir fehlt: mein Zuhause ist nicht alkoholfrei. Mein Mann hat Bier (hab ich nie getrunken)und es gibt Wein und Sekt und so. Von den Sachen habe ich nie was getrunken, das waren die „guten“. Ich habe für meine Zwecke immer billigen Wein aus dem Supermarkt gekauft. Ja, klingt furchtbar, ich bin nicht stolz drauf.

    Wenn mein Mann wieder da ist, werde ich mit ihm darüber sprechen, was mit dem Zeug passiert.

    Was noch fehlt: Niemand (außer meinem Mann und meiner Freundin) wissen, dass ich mich als Alkoholikerin sehe. Die beiden finden, dass es soooo schlimm nicht ist, weil ich ja funktioniere. Allen anderen (z.b erweiterte Familie) will ich es nicht sagen. Meine Befürchtung ist, dass sie es mit launigen Sprüchen runterspielen würden.

    Vielen Dank sue und Alex, dass ihr mich willkommen heißt, es ist so schön, gleich so freundlich aufgenommen zu werden.

    Lebst Du allein?
    Wie viel Zeit hast Du denn zu „füllen“? Arbeitest Du oder bist Du auch tagsüber zu Hause?

    Ich lebe mit meinem Mann, 2 aufgeregten Teenager-Töchtern und einem noch aufgeregteren Hund zusammen. Im Moment ist die ganze Bagage aber woanders (Jugendreise u Familienbesuch) und ich habe Zeit für mich. Ich arbeite 35 Std und bin normalerweise ziemlich ausgelastet. Mir ist nicht grundsätzlich langweilig, es geht mir aber darum, Frei- und Erholungszeit sinnvoll zu füllen. Ich finde mein Arbeits-Ich funktioniert gut, also ich funktioniere; eher kommt mein privates oder persönliches Ich zu kurz. Ich möchte hier eine Balance finden und rausfinden, was mir gut tut und Spaß macht und wie ich mein Leben füllen möchte.

    Ca. zwei Wochen, nachdem ich mich hier angemeldet habe, bin ich noch in eine reale SHG

    Ich glaube, dass würde auch für mich passen. Auch um neue, alkoholfreie Sozialkontakte herzustellen. Ich brauche aber noch einen Moment, traue mich noch nicht.
    Bin gerade ganz überwältigt von diesem Forum und den freundlichen Menschen hier.

    Hallo Stern, vielen Dank für Deinen Willkommensgruss!

    Naja, das war nicht so schwer….Erfolge zu sehen, wenn man ,einen Schweinestall ausmistet‘, aber was mir viel wichtiger war: Das hat mir gezeigt, dass ich lebe

    Ich habe in der letzten Woche angefangen, abends mein Gesicht abzuschminken und mir die Zähne zu putzen…nachdem ich jahrelang einfach irgendwann betrunken eingeschlafen bin- ohne jede abendliche Körperpflege. Das zeigt mir, dass ich lebe. Und zwar in Selbstachtung.

    Und als Profi hat man gleichzeitig im Kopf, wo man die Woche bei welcher Kasse schon welchen Alk geholt hat, um es zu verteilen und nicht aufzufallen. Die Kassiererin weiß doch eh irgendwann, was los ist. Lächerlich

    Und in welches Gesamtkonzept man den Alk einbaut. Weißwein, Rucola, Tomaten und 3 Baguettes? Ahhh! Das ist die Dame, die immer so viele Gäste hat!

    Wahnsinn, wenn ich überlege, dass ich mir schon auf der Feier im Kopf zurechtgelegt habe, wo ich auf dem Nachhauseweg noch eine Flasche Wein oder diskret einen Flachmann besorge. Es war der reinste Irrsinn.

    Ja, so war es bei mir auch. Ich hatte auch immer die Öffnungszeiten der Supermärkte im Kopf, so dass ich es pünktlich schaffe. Sonst hätte ich zur Tanke gemusst- auch kein Vergnügen.

    Ich glaube, ich könnte Dinge finden die mir Spaß machen, aber im Moment fühle ich mich wie im Vakuum- die Trinkerwelt noch nicht ganz verlassen obwohl ich dort nicht mehr sein will- und in der trockenen Welt noch nicht angekommen.

    Danke dass ihr mir schreibt, dass tut gerade so gut!!

    Mein Problem ist aktuell, dass mir wahnsinnig langweilig ist. Das klingt banal, aber ich merke deutlich, dass der Alkohol soviel Raum eingenommen hat, dass ich regelrecht leer bin. Ich kenne keine befriedigenden sozialen Kontakte, ich war von sozialen Aktivitäten schnell genervt und wollte nach Hause- zu meinem Wein. Jetzt wo der weg ist, weiß ich gar nicht wohin mit mir. Ich bin nicht traurig, nicht froh- einfach leer. Dazu bin ich kraft- und antriebslos, kann mich zu wenig aufraffen.

    Daher mein erster Plan: Finde Aktivitäten, die Du anstelle des Trinkens setzen kannst. Ich bin also in den letzten Tagen viel zum Sport (Fitnessstudio) gegangen, war viel und lange mit dem Hund draußen (das hilft gut!) und habe mich wellnessmäßig um mich gekümmert (Friseur, Pediküre, neue Klamotten etc.)

    Ich habe die Grundbausteine gelesen und festgestellt, dass der Punkt "Therapie und Selbsthilfe" bei mir ein Knackpunkt sein könnte. Ich habe mich in den vergangenen Trinkpausen darauf beschränkt, nicht zu trinken, aber keine weiteren Maßnahmen eingeleitet. Ich dachte:" Och, das ging aber leicht" und dachte ich wäre das Problem los. Nach mehreren Trinkpause-Weitertrinken-Schleifen denke ich das nun nicht mehr.

    Also frage ich mich wirklich, was MEINE Maßnahme sein könnte. Stationär? Bitte nicht! Ambulant eher, aber in welcher Form? Gespräche bei der Suchtberatung? Psychotherapie? Kann ich mir vorstellen. Selbsthilfegruppen? Ja, das kommt mir entgegen, obwohl ich großen Respekt davor hätte, da persönlich irgendwo aufzuschlagen. Daher erst einmal online.

    Vielen Dank für den link Elly, ich bewerbe mich da jetzt.

    Ach-so eine schnelle Reaktion-danke Elli!

    Ich war bei einer Ärztin, die war, sagen wir mal, sehr gelassen. Fand es gut, dass ich nicht mehr trinke, hat Blut abgenommen und mich gefragt, was ich nun bräuchte. Ob ambulante Therapie reiche oder stationäre Entwöhnung/Behandlung. Es war eine „fremde“ Ärztin, ich habe keinen Hausarzt. Danach war ich etwas ratlos. Ich glaube, ich wirke recht fit.
    Eine lebenslange Abstinenz ist das Einzige, was für mich in Frage kommt. Ich finde den Gedanken daran befreiend und gut. Ich kann mir einen alkoholfreien Lifestyle sehr gut vorstellen, hatte auch in den alkoholfreien Phasen nie Probleme damit, vor anderen heraus zu posaunen, dass ich nicht trinke und fühle mich bei geselligen Anlässen ohne zu trinken durchaus wohl. Aber: ich habe auch nie in Gesellschaft groß getrunken. Im Gegenteil: ich fand es eher schick, mich ganz bescheiden und clean mit einer Limo dahin zu stellen („seht her! Bin ich nicht diszipliniert und unabhängig?“)

    Ich bin die, die abends allein auf dem Balkon sitzt (saß) und in windeseile große Mengen konsumiert hat. Jeden Abend, um zur Ruhe zu kommen. Ich bin die, die in Gesellschaft ohne Probleme hausgemachte limo für 6€ das Glas trinkt und auf dem nachhause Weg zum Supermarkt rennt und einen Liter Fusel für 2,25 kauft und den dann runter gulpt. Ich bin auch die, die Zusammenkünfte aus dem Grund zunehmend abgesagt hast, weil ich mich lieber sofort und schnell alleine betrunken habe als meine Zeit mit nüchternen Konversationen zu verschwenden. (Das letzte war bittere Ironie).

    Guten Morgen,

    Mein Name ist Merle, ich bin Alkoholikerin und bin gekommen in der Hoffnung hier Austausch und Unterstützung zu erhalten. Ich habe seit 9 Tagen nicht getrunken und fühle mich gerade nicht so toll. Hatte in der Vergangenheit immer mal wieder Trinkpausen in denen ich mich großartig gefühlt habe (aber nur so lange bis ich wieder angefangen habe).
    Jetzt ist das gerade anders, ich fühle mich eher gerädert und nicht besonders siegessicher. Ich glaube, ich brauche Unterstützung und schon das stille Mitlesen in Eurem Forum hat mich etwas bestärkt. Deshalb habe ich mich jetzt angemeldet und stehe nun hier etwas verloren…