Merle - noch etwas zögerlich…

  • Guten Morgen,

    Mein Name ist Merle, ich bin Alkoholikerin und bin gekommen in der Hoffnung hier Austausch und Unterstützung zu erhalten. Ich habe seit 9 Tagen nicht getrunken und fühle mich gerade nicht so toll. Hatte in der Vergangenheit immer mal wieder Trinkpausen in denen ich mich großartig gefühlt habe (aber nur so lange bis ich wieder angefangen habe).
    Jetzt ist das gerade anders, ich fühle mich eher gerädert und nicht besonders siegessicher. Ich glaube, ich brauche Unterstützung und schon das stille Mitlesen in Eurem Forum hat mich etwas bestärkt. Deshalb habe ich mich jetzt angemeldet und stehe nun hier etwas verloren…

  • Guten Morgen Merle,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Du hast die richtigen Entscheidungen getroffen. Einmal mit dem Saufen aufzuhören und zum zweiten Dich hier bei uns zu melden.

    Hier bist Du nicht allein und verloren, Du hast eine Gemeinschaft gefunden, die sich gegenseitig unterstützt.

    Der körperliche Entzug ist noch nicht ganz durch und es dauert seine Zeit, bis es Dir wieder richtig gut geht. Bleibe geduldig. Die erste Zeit ist schwierig, aber danach geht es bergauf!

    9 Tage bist Du jetzt schon abstinent, sehr gut!

    Magst Du ein wenig mehr erzählen?

    Hast Du ärztliche Unterstützung und was willst Du jetzt anders machen, damit Du nicht wieder "nur" eine Trinkpause machst, wie zuvor?

    Du willst eine lebenslange Abstinenz?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ach-so eine schnelle Reaktion-danke Elli!

    Ich war bei einer Ärztin, die war, sagen wir mal, sehr gelassen. Fand es gut, dass ich nicht mehr trinke, hat Blut abgenommen und mich gefragt, was ich nun bräuchte. Ob ambulante Therapie reiche oder stationäre Entwöhnung/Behandlung. Es war eine „fremde“ Ärztin, ich habe keinen Hausarzt. Danach war ich etwas ratlos. Ich glaube, ich wirke recht fit.
    Eine lebenslange Abstinenz ist das Einzige, was für mich in Frage kommt. Ich finde den Gedanken daran befreiend und gut. Ich kann mir einen alkoholfreien Lifestyle sehr gut vorstellen, hatte auch in den alkoholfreien Phasen nie Probleme damit, vor anderen heraus zu posaunen, dass ich nicht trinke und fühle mich bei geselligen Anlässen ohne zu trinken durchaus wohl. Aber: ich habe auch nie in Gesellschaft groß getrunken. Im Gegenteil: ich fand es eher schick, mich ganz bescheiden und clean mit einer Limo dahin zu stellen („seht her! Bin ich nicht diszipliniert und unabhängig?“)

    Ich bin die, die abends allein auf dem Balkon sitzt (saß) und in windeseile große Mengen konsumiert hat. Jeden Abend, um zur Ruhe zu kommen. Ich bin die, die in Gesellschaft ohne Probleme hausgemachte limo für 6€ das Glas trinkt und auf dem nachhause Weg zum Supermarkt rennt und einen Liter Fusel für 2,25 kauft und den dann runter gulpt. Ich bin auch die, die Zusammenkünfte aus dem Grund zunehmend abgesagt hast, weil ich mich lieber sofort und schnell alleine betrunken habe als meine Zeit mit nüchternen Konversationen zu verschwenden. (Das letzte war bittere Ironie).

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (28. Juli 2024 um 10:14) aus folgendem Grund: Firmenname editiert

  • Das kenne ich, auch ich habe mich meistens in Gesellschaft sehr zurückgehalten und dann zu Hause gesoffen, Merle.

    Und auch, wenn ich meist zu Hause "konsumiert" habe, wie Du es beschreibst, mag ich heute noch nicht auf Feste oder Partys gehen, wo getrunken wird.

    Es ändert sich einiges mit der Abstinenz. Und das ist auch gut so, es rückt vieles wieder ins richtige Licht.

    Hast Du Dir schon unsere Grundbausteine durchgelesen?

    Die neue Ärztin kann die nicht Deine Hausärztin werden? Wie seid Ihr verblieben, hast Du Dir überlegt, ob Du eine Therapie machen möchtest?

    Für den Austausch im offenen Bereich mit den anderen trockenen Alkoholikern klicke den Link an:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Bitte anklicken und ganz kurz etwas dazu schreiben.

    Danach werden wir Dein Thema in den offenen Bereich zu den "Erste Schritte für Alkoholiker" verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Mein Problem ist aktuell, dass mir wahnsinnig langweilig ist. Das klingt banal, aber ich merke deutlich, dass der Alkohol soviel Raum eingenommen hat, dass ich regelrecht leer bin. Ich kenne keine befriedigenden sozialen Kontakte, ich war von sozialen Aktivitäten schnell genervt und wollte nach Hause- zu meinem Wein. Jetzt wo der weg ist, weiß ich gar nicht wohin mit mir. Ich bin nicht traurig, nicht froh- einfach leer. Dazu bin ich kraft- und antriebslos, kann mich zu wenig aufraffen.

    Daher mein erster Plan: Finde Aktivitäten, die Du anstelle des Trinkens setzen kannst. Ich bin also in den letzten Tagen viel zum Sport (Fitnessstudio) gegangen, war viel und lange mit dem Hund draußen (das hilft gut!) und habe mich wellnessmäßig um mich gekümmert (Friseur, Pediküre, neue Klamotten etc.)

    Ich habe die Grundbausteine gelesen und festgestellt, dass der Punkt "Therapie und Selbsthilfe" bei mir ein Knackpunkt sein könnte. Ich habe mich in den vergangenen Trinkpausen darauf beschränkt, nicht zu trinken, aber keine weiteren Maßnahmen eingeleitet. Ich dachte:" Och, das ging aber leicht" und dachte ich wäre das Problem los. Nach mehreren Trinkpause-Weitertrinken-Schleifen denke ich das nun nicht mehr.

    Also frage ich mich wirklich, was MEINE Maßnahme sein könnte. Stationär? Bitte nicht! Ambulant eher, aber in welcher Form? Gespräche bei der Suchtberatung? Psychotherapie? Kann ich mir vorstellen. Selbsthilfegruppen? Ja, das kommt mir entgegen, obwohl ich großen Respekt davor hätte, da persönlich irgendwo aufzuschlagen. Daher erst einmal online.

    Vielen Dank für den link Elly, ich bewerbe mich da jetzt.

  • Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet, Merle.

    Jetzt kannst Du überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich bin nicht traurig, nicht froh- einfach leer. Dazu bin ich kraft- und antriebslos, kann mich zu wenig aufraffen.

    Gib Dir etwas Zeit. Dein Körper und Deine Seele brauchen erstmal Erholung von einer schweren Krankheit.

    Sobald Du Dich etwas erholt hast, wirst Du bestimmt mehr Elan haben, mit anderen in Kontakt zu treten. Und Deine Zeit wieder gern mit nüchterner Konversation füllen.;)

    Du hast dann mehr Energie, zwischenmenschliche Beziehungen auf- oder auszubauen.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Daher mein erster Plan: Finde Aktivitäten, die Du anstelle des Trinkens setzen kannst. Ich bin also in den letzten Tagen viel zum Sport (Fitnessstudio) gegangen, war viel und lange mit dem Hund draußen (das hilft gut!) und habe mich wellnessmäßig um mich gekümmert (Friseur, Pediküre, neue Klamotten etc.)

    Hallo Merle,

    Ich habe mich zum Schluss meiner glanzlosen Trinkerkarriere auch mehrheitlich allein betrunken und bei gesellschaftlichen Begegnungen am Riemen gerissen (meistens, so gut es eben geklappt hat). Wahnsinn, wenn ich überlege, dass ich mir schon auf der Feier im Kopf zurechtgelegt habe, wo ich auf dem Nachhauseweg noch eine Flasche Wein oder diskret einen Flachmann besorge. Es war der reinste Irrsinn.
    Ich kann das sehr gut nachvollziehen, dass einem „langweilig“ ist, sobald man trocken ist. Und meine gescheiterten Versuche aufzuhören hatten alle gemeinsam, dass ich keinen Plan für ein trockenes Leben hatte, sprich für das eigentliche Leben danach. Bei mir war das so, dass ich durch das Trinken nach und nach Aktivitäten vernachlässigt habe oder ganz eingestellt habe. Als Trinker hatte ich auch immer wieder versucht, den Faden aufzunehmen, neue Dinge zu lernen aber da der Alkohol immer #1 war, bin ich nie dran geblieben, hatte keine skalierenden Erfolgserlebnisse und somit keine Motivation weiter zu machen.
    Diesmal habe ich das anders herum gemacht. Ich habe mich früher immer gern kreativ bestätigt und damit habe ich diesmal schon vor dem Aufhören angefangen. Ich habe mir ein Tagebuch zugelegt und dort meine Erfolge und nur Erfolge festgehalten, aber eben kreativ mit Zeichnungen, Zitaten, Collagen etc. Daraus entwickelten sich kleinere Projekte, Fortbildungen usw. usf. Shoppen und Konsum-Aktivitäten sind cool, aber für mich bieten sie nichts langfristig Befriedigendes.
    Was ist es bei dir? Was hast du früher, vielleicht als Kind oder Jugendliche gern gemacht? Du wirst dich wundern, wie viel Zeit aber vor allem Energie und Spaß du bald für deine Herzensdinge haben wirst. Es kommt mit der Zeit, der Nebel wird isch lichten. Ich kann nur empfehlen, die alten Hobbys wieder aufzunehmen oder neue Sachen auszuprobieren. Ich fand es super, mich nicht ausschließlich mit dem Trinken auseinanderzusetzen, sondern aktiv mein neues Leben aufzubauen und Dinge auszuprobieren. Ich habe zB eine Flugmesse besucht, obwohl ich mit Fliegen gar nichts am Hut habe. Und bin ich nun ein Fliegerass? Nope. Das Thema ist nach wie vor nix für mich. Aber es ist so lustig und inspirierend Dinge einfach mal zu machen. Ich wollte ja nicht einfach nur aufhören, sondern ein gutes, gelungenes und erfülltes Leben haben.

  • Wahnsinn, wenn ich überlege, dass ich mir schon auf der Feier im Kopf zurechtgelegt habe, wo ich auf dem Nachhauseweg noch eine Flasche Wein oder diskret einen Flachmann besorge. Es war der reinste Irrsinn.

    Ja, so war es bei mir auch. Ich hatte auch immer die Öffnungszeiten der Supermärkte im Kopf, so dass ich es pünktlich schaffe. Sonst hätte ich zur Tanke gemusst- auch kein Vergnügen.

    Ich glaube, ich könnte Dinge finden die mir Spaß machen, aber im Moment fühle ich mich wie im Vakuum- die Trinkerwelt noch nicht ganz verlassen obwohl ich dort nicht mehr sein will- und in der trockenen Welt noch nicht angekommen.

    Danke dass ihr mir schreibt, dass tut gerade so gut!!

  • Ja, so war es bei mir auch. Ich hatte auch immer die Öffnungszeiten der Supermärkte im Kopf, so dass ich es pünktlich schaffe. Sonst hätte ich zur Tanke gemusst- auch kein Vergnügen.

    Und als Profi hat man gleichzeitig im Kopf, wo man die Woche bei welcher Kasse schon welchen Alk geholt hat, um es zu verteilen und nicht aufzufallen. Die Kassiererin weiß doch eh irgendwann, was los ist. Lächerlich.

    Habe Geduld und Vertrauen. Es wird besser. Du musst morgen nicht auf den Mt. Everest steigen. Lass einfach deine Gedanken schweifen, probiere Dinge aus und las dich inspirieren. Du hast Zeit und sie wird immer besser werden.

  • Und als Profi hat man gleichzeitig im Kopf, wo man die Woche bei welcher Kasse schon welchen Alk geholt hat, um es zu verteilen und nicht aufzufallen. Die Kassiererin weiß doch eh irgendwann, was los ist. Lächerlich

    Und in welches Gesamtkonzept man den Alk einbaut. Weißwein, Rucola, Tomaten und 3 Baguettes? Ahhh! Das ist die Dame, die immer so viele Gäste hat!

  • Und in welches Gesamtkonzept man den Alk einbaut. Weißwein, Rucola, Tomaten und 3 Baguettes? Ahhh! Das ist die Dame, die immer so viele Gäste hat!

    Auch ein Klassiker, dass ich mir eine Weinsammlung aufgebaut habe, oder vielmehr wollte. Zu jedem Essen der passende Tropfen mit edlen Importen aus Hassenichgesehen mit Merkmal, Prädikat..XY. Witz war nur, das Regal zu Hause war immer leer. Ich habe sogar mal einen Frankreich-Roadtrip gemacht, um Weine zu kaufen. Der Urlaub war auch schön, nur waren die Kisten schneller weg, als ich merci sagen konnte. Aber auswärts beim Essen, da war ich erster AP für Wein. Ich bin so froh, dass dieses Theater vorbei ist. Unglaublich.

  • Hallo Merle,

    herzlich Willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.

    Ich war auch die, die immer heimlich und für sich alleine getrunken hat. Und Unmengen Vorräte angehäuft hat, um die Weinflaschen auf dem Band etwas zu verdecken oder 3 Pizzen bestellt hat, damit 2 Flaschen Wein nicht so blöd aussehen…..

    Die neu gewonne nüchterne Zeit zu füllen, scheint erstmal schwierig. Fand ich anfangs auch und weil ich nicht so wirklich Hobbys hatte und jetzt auch nicht die Ambitionen hatte, zur Sportskanone zu mutieren, habe ich angefangen, mir meine Wohnung wieder schön zu machen….die Schränke aufräumen, wo ich jahrelang immer nur alles reingestopft hatte, war mir eine große Hilfe, die erste nüchterne Zeit sinnvoll zu füllen.
    Und ich konnte meine Erfolge jeden Tag sehen. Naja, das war nicht so schwer….Erfolge zu sehen, wenn man ,einen Schweinestall ausmistet‘, aber was mir viel wichtiger war: Das hat mir gezeigt, dass ich lebe. Und das war etwas sehr wertvolles für mich. Und so habe ich weitergemacht….jeden Tag ein Stückchen Schrank…bis jedes Ding in meiner Wohnung, was ich nicht weggegeben oder entsorgt hatte, seinen Platz gefunden hat. Dann konnte auch ich meinen Platz finden.

    Ich wünsche dir, dass du viele hilfreiche Berichte in diesem Forum findest und ich wünsche dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Stern, vielen Dank für Deinen Willkommensgruss!

    Naja, das war nicht so schwer….Erfolge zu sehen, wenn man ,einen Schweinestall ausmistet‘, aber was mir viel wichtiger war: Das hat mir gezeigt, dass ich lebe

    Ich habe in der letzten Woche angefangen, abends mein Gesicht abzuschminken und mir die Zähne zu putzen…nachdem ich jahrelang einfach irgendwann betrunken eingeschlafen bin- ohne jede abendliche Körperpflege. Das zeigt mir, dass ich lebe. Und zwar in Selbstachtung.

  • Hallo Merle,


    herzlich willkommen hier bei uns im Forum!

    Die ersten Schritte hast Du ja schon in die Wege geleitet. Das mit der Langeweile kenne ich auch. Ich bin auch Alkoholikerin, hatte immer nur abends nach der Arbeit (am Wochenende ab mittags) alleine zu Hause getrunken.
    Diese Zeit dann zu füllen, war am Anfang gar nicht so einfach. Hobbies hatte ich im Prinzip keine, da ich ja nur getrunken hatte. Da war es schwer am Anfang, etwas zu finden.

    Ich habe sehr viel hier im Forum gelesen und auch geschrieben, hab irgendwann das Spazierengehen für mich entdeckt und nach und nach herausgefunden, was mir Spaß macht und womit ich die „schwierigen“ Zeiten am Anfang überbrücken konnte.

    Das kommt nicht von heute auf morgen - mach Dir keinen Stress, am Anfang steht das Nüchternwerden an erster Stelle. Wichtig ist natürlich das komplett alkoholfreie Zuhause. Lebst Du allein?
    Wie viel Zeit hast Du denn zu „füllen“? Arbeitest Du oder bist Du auch tagsüber zu Hause? Dann wäre eine feste Tagesstruktur wichtig.

    Hier im Forum findest Du auf jeden Fall viele Tipps und Erfahrungsberichte, die Dich unterstützen können.

    VG Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Willkommen Merle,

    in Deinen Ausführungen habe ich mich an vielen Stellen gut wiedergefunden. Das mit dem Abschminken vielleicht nicht. ;)

    Zu Deiner Frage.

    Suchtberatung? Psychotherapie? Kann ich mir vorstellen. Selbsthilfegruppen?

    Also. Ich hatte bereits viele Jahre vorher Psychotherapie. Eigentlich wegen anderen Dingen. Doch es hat mir dann jetzt sehr geholfen, da viele Dinge hochkommen, wenn sie nicht mehr durch den Alkohol verdrängt werden. Uns so war das, was hochkam, schon größtenteils verarbeitet.

    Dann war ich nach ca. 3 Wochen hier. Hier habe ich eigentlich alles gelernt, was es braucht. Siehe Grundbausteine.

    Ca. zwei Wochen, nachdem ich mich hier angemeldet habe, bin ich noch in eine reale SHG. Ich hatte unglaublich Bammel davor. Dachte, ich falle gleich vom Stuhl, als ich vor versammelter Mannschaft "Ich bin Alkoholiker" gesagt habe.

    Ich bin nicht vom Stuhl gefallen, mich hat nicht der Blitz getroffen und ich wurde auch von keinem verurteilt. Wie auch? Wir sind ja alle wegen des Gleichen da.

    Dort und auch hier habe ich gelernt, dass ich absolut kein Einzelfall bin. Das all dieses Verstecken, Ausreden, Lügen, Beschaffen und Entsorgen, zu dieser Krankheit gehört und das für alle praktisch ein alter Hut ist, wenn ich das von mir erzählt habe.

    Ich war nicht mehr alleine.

    Inzwischen bin ich fast nur noch hier und nicht mehr real unterwegs. Aber mindestens das erste Jahr habe ich beides gebraucht.

    Ich persönlich bin der Meinung, dass z. B. eine Tiefenpsychologische Therapie nicht unbedingt gleich stattfinden sollte. Erst mal in Ruhe trocken werden. Es sind ja doch einige Veränderungen im Leben. Aus dem Grund, nicht gleich zu sehr Vollgas geben. (hat bei mir übrigens nicht geklappt ;) )

    Hast Du schon etwas von den Grundbausteinen umgesetzt? Was fehlt Dir denn noch so?

  • Vielen Dank sue und Alex, dass ihr mich willkommen heißt, es ist so schön, gleich so freundlich aufgenommen zu werden.

    Lebst Du allein?
    Wie viel Zeit hast Du denn zu „füllen“? Arbeitest Du oder bist Du auch tagsüber zu Hause?

    Ich lebe mit meinem Mann, 2 aufgeregten Teenager-Töchtern und einem noch aufgeregteren Hund zusammen. Im Moment ist die ganze Bagage aber woanders (Jugendreise u Familienbesuch) und ich habe Zeit für mich. Ich arbeite 35 Std und bin normalerweise ziemlich ausgelastet. Mir ist nicht grundsätzlich langweilig, es geht mir aber darum, Frei- und Erholungszeit sinnvoll zu füllen. Ich finde mein Arbeits-Ich funktioniert gut, also ich funktioniere; eher kommt mein privates oder persönliches Ich zu kurz. Ich möchte hier eine Balance finden und rausfinden, was mir gut tut und Spaß macht und wie ich mein Leben füllen möchte.

    Ca. zwei Wochen, nachdem ich mich hier angemeldet habe, bin ich noch in eine reale SHG

    Ich glaube, dass würde auch für mich passen. Auch um neue, alkoholfreie Sozialkontakte herzustellen. Ich brauche aber noch einen Moment, traue mich noch nicht.
    Bin gerade ganz überwältigt von diesem Forum und den freundlichen Menschen hier.

  • Da hast Du ja dann zum Glück einen Großteil des Tages automatisch schon gefüllt mit Arbeit, Familie, etc.

    Weiß Deine Familie Bescheid? Wie sieht es mit dem alkoholfreien Zuhause aus? Trinkt Dein Mann Alkohol?

    Neue Gewohnheiten zu etablieren für Deine Freizeit ist jetzt wichtig - so, dass Du die Saufzeit ersetzt durch neue Gewohnheiten.

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Hast Du schon etwas von den Grundbausteinen umgesetzt? Was fehlt Dir denn noch so

    Was mir fehlt: mein Zuhause ist nicht alkoholfrei. Mein Mann hat Bier (hab ich nie getrunken)und es gibt Wein und Sekt und so. Von den Sachen habe ich nie was getrunken, das waren die „guten“. Ich habe für meine Zwecke immer billigen Wein aus dem Supermarkt gekauft. Ja, klingt furchtbar, ich bin nicht stolz drauf.

    Wenn mein Mann wieder da ist, werde ich mit ihm darüber sprechen, was mit dem Zeug passiert.

    Was noch fehlt: Niemand (außer meinem Mann und meiner Freundin) wissen, dass ich mich als Alkoholikerin sehe. Die beiden finden, dass es soooo schlimm nicht ist, weil ich ja funktioniere. Allen anderen (z.b erweiterte Familie) will ich es nicht sagen. Meine Befürchtung ist, dass sie es mit launigen Sprüchen runterspielen würden.

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