Hallo zusammen,
erst Mal Danke für das herzliche Willkommen.
Zur ambulanten Therapie kann ich nur sagen: empfehlenswert! Es geht ja nicht nur darum, das Trinken aufzuhören, sondern auch um die Frage, warum trinke ich? Am Anfang der Therapie dachte ich nur, oh Gott, ich darf nie wieder trinken und hab das Ganze als furchtbaren Zwang empfunden. Aber schon bei unserem ersten Treffen (wir waren 10 Personen) hat jeder sofort von seinem Werdegang erzählt und jeder war froh, es vor den anderen gesagt zu haben. Die Therapie ging genau ein Jahr, war teilweise vom Zeitlichen her sehr stressig, da Mittwochs die Hautgruppe stattgefunden hat und dann kamen noch die Zusatzgruppen dazu, teilweise hatten wir drei Termine die Woche. Natürlich hatten wir auch mal "Ferien". In der Hauptgruppe wurden zuerst immer aktuelle Themen angesprohen, wenn jemand ein größeres Problem hatte, z.B. einen Rückfall, hat man sich viel Zeit genommen, um die Sache zu besprechen und herauszufinden, wie man damit das nächste Mal umgeht. Bei jedem wurde versucht herauszufinden, woher das Alkoholproblem kommt, bei fast allen von uns lag es in der Kindheit/Familie. Ich kann jetzt leider gar nicht alles beschreiben, aber es ist so, dass ich Dinge jetzt mit anderen Augen sehe, ich akzeptiere Dinge, ich finde mich damit ab. Sind jetzt vielleicht sind die richtigen Worte, aber mir geht es wirklich so, dass ich mit bestimmten Themen in Ruhe abgeschlossen habe, ich habe meinen Frieden damit gemacht, akzptiere sie so wie sie sind. Von unserer Gruppe haben es 7 geschafft, einer ist freiwillig gegangen, weil es nichts für ihn war, zwei sind wegen zu vieler Rückfälle rausgeflogen. Ich habe gelernt, mit meinem Problem offen und ehrlich umzugehen. Jetzt glaubt bloß nicht, dass ich nicht manchmal denke, mensch, jetzt ein schönes kaltes Bier, aber ich weiß, entweder nichts oder alles und ich weiß, welche Folgen nur ein Bier für mich hat. Mit der Zeit wird das aber auch immer weniger, Alkohol in der Werbung zum Beispiel nehme ich gar nicht mehr wahr, ich kann jederzeit irgenwo Essen gehen, wenn meine Tischnachbarn Alkohol trinken, schön, wenn es ihnen schmeckt, mir schmecken dafür andere Sachen. Ich denke auch sehr oft an die Zeit, als ich noch voll drauf war, wie schlecht es mir ging, wie fertig ich war, wie mir alles egal war, Hauptsache, was zu trinken und wehe, es war nicht genug da, das war der Horror. Diese Zeit werde ich nie vergessen und will sie auch nicht vergessen. Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber man muss selbst an den Punkt kommen, an dem man weiß, ich muss jetzt was ändern oder ich gehe kaputt. Ich konnte niemanden um Hilfe bitten, also hab ich es eben auf meine Art gemacht und es hat geklappt. Vor meiner Therapie habe ich ca. 2 Jahre getrunken und die 7 Jahre davor war ich trocken, ohne jede Hilfe. Warum ich nach 7 Jahren wieder angefangen habe, weiß der Geier, aber wahrscheinlich so in der Art "ich hab doch alles im Griff, ich kann doch aufhören, wenn ich will!" Schöne Träumerei. Ich habe relativ früh mit dem Trinken angefangen, so mit 12/13 Jahren. Als ich die 7 Jahre aufgehört habe, habe ich zwar nichts getrunken, aber das "Grundproblem" war ja immer noch da. Deshalb meine ich, dass auf jeden Fall nach der Ursache, den Ursachen gesucht werden muss. Bei mir hat es jedenfalls geholfen.
Gruß Yagi