Fühl Dich zutiefst verstanden, Ella. Das alles kommt mir so bekannt vor.
Beiträge von hiiumaa
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Liebe Foxi,
ich lese hier regelmäßig mit, habe aber selbst gerade so viel in meinem Leben, dass ich wenig schreibe.
Deine letzten Nachrichten hier - und auch die der anderen - haben mich sehr berührt. Wahrscheinlich, weil ich das Thema gut von mir selbst kenne: Dieses Gefühl, dass immer noch was oben drauf kommt und man das nicht mehr tragen kann - gleichzeitig aber auch die Realität aus den Augen verliert.
Ich kann Dir den folgenden Text schreiben, weil ich selbst schon durch solche Phasen gegangen bin und weiß, wie es sich anfühlt - nicht, weil ich eine große Heldin im Umsetzen des Ganzen bin. 😉
Wo fange ich an? Vielleicht damit, dass Verlust in unserer Gesellschaft grundsätzlich ein schwieriges Thema ist. Wir werden damit groß, dass wir lernen, dass wir alles irgendwie halten, „retten“, anhäufen müssen. Alles wird hundert mal abgesichert. Materielles und Beziehungen. Menschen ( und Tiere ) dürfen im Alter nicht gehen, sondern müssen zwanghaft so lange wie möglich am Leben erhalten werden etc.
Das führt dazu, dass Abschiede für uns kaum zu ertragen sind. Egal, ob es das Loslassen eines Kindes, eines Elternteils, eines Partners, eines Tieres etc. ist - manchmal nicht mal durch Tod, sondern durch die Tatsache, dass die entsprechende Person eigene Wege gehen will, die wir nicht gut finden. Es geht da oft darum, dass wir dazu neigen, Fremdverantwortung zu übernehmen - vielleicht, weil das leichter, als bei uns selbst hinzuschauen.
Eine Traumatherapeutin hat mir mal ein Bild gezeichnet. Ein buntes Mosaik aus herrlichen unterschiedlichen Farben. Jede Farbe stand für etwas in meinem Leben. Manche Farben haben geleuchtet. Andere waren grau, schwarz, düster… Sie hat mir gesagt: „hiiumaa, es fällt oft sehr schwer, aber Übung hilft mit der Zeit: Wenn eins Deiner leuchtenden Mosaiksteinchen im Leben sich dunkel verfärbt, decke eine Decke darüber. Sag Dir und dem Steinchen: Okay, ich sehe, hier ist gerade ( oder nie mehr ) etwas zu machen. Ich und mein Leben bestehen aber noch aus vielen anderen leuchtenden Steinen, und ich wende mich diesen jetzt zu. Alles andere ist nicht in meiner Hand.“
Foxi, ich betone noch einmal: All das hat mich Jahre an Therapie gekostet. Inzwischen kann mein Verstand das sehr gut erfassen und verstehen. An der Umsetzung hapert es oft genug noch gewaltig. Aber es ist tatsächlich so: Üben hilft, auch wenn es oft genug verdammt schwer ist.Ich wünsche Dir viel Kraft auf Deinem Weg und alles Liebe, hiiumaa
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Ich kann mich den anderen nur anschließen, Krümel. Ich denke auch, es ist ein Prozess und habe mir auch nicht an den Kopf gefasst.
Alles Gute!hiiumaa
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Liebe Sonnenschein,
was Deinen Noch-Mann angeht, fällt mir sofort Blame-Shifting bei seiner Reaktion auf die Unterhaltsforderung ein. Er scheint in keinster Weise in der Lage und / oder Willens zu sein, mal ein bisschen Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen. Meine Therapeutin hat in Bezug auf das - extrem ähnliche - Verhalten meines xy gesagt, dass das im Grunde genommen das Verhalten eines Kleinkindes ist: „Neeeeiiiin, ICH war‘s nicht! DU warst es!“
Leider kommt mir der Behörden-Wahnsinn sich sehr bekannt vor. Nicht wegen dem jetzigen xy, aber wegen des Vaters meines Kindes. Der hatte sich damals zu einem Job im Hochgebirge abgesetzt und war einfach für niemanden mehr erreichbar. Da haben sämtliche Behörden nur ratlos die Achseln gezuckt.
Ich wünsche Dir weiterhin ganz viel Kraft!
Alles Liebe, hiiumaa -
Hallo liebe Simsalabim,
ich bin ein bisschen neugierig… möchtest Du von dem Gespräch gestern erzählen? Hat es Dich - abgesehen davon, dass es Dir gut getan hat, Dein Herz auszuschütten ( was ich seeehr gut verstehen kann ) - irgendwie weiter gebracht?
Fühl Dich aber bitte nicht gedrängt. Nur, wenn Du erzählen möchtest.
Liebe Grüße, hiiumaa -
Dieses Verhalten kenne ich von meinem Partner auch… nach dem Ausbruch einfach so tun, als wäre nichts gewesen.
Sind klärende Gespräche mit ihm überhaupt möglich? -
Liebe Pilatesqueen,
gut, dass Du den Weg hierher gefunden hast.
Deine Geschichte liest sich erschreckend und kommt mir doch so bekannt vor.
Der Mann, mit dem ich die letzten drei Jahre zusammen war, ist Quartalstrinker und hat eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.
Er rastet auch nüchtern aus, beschimpft und beleidigt mich, wirft Dinge durch den Raum und nach mir - aber betrunken ist er noch hemmungsloser und da wurde er zweimal auch handgreiflich.
Ich verstehe Deine Ängste sehr gut und finde, sie sind berechtigt.
Ich bin selbst mitten im Loslösungsprozes und kann Dich nur bestärken, gut auf Dich aufzupassen, Dich zu distanzieren und Selbstfürsorge zu betreiben.
Alles Liebe,hiiumaa
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Liebe Simsalabim,
ich wollte Dir sagen, dass ich Dein Bild mit der Boje ganz großartig fand. Ich denke dauernd daran und es hat mir schon zweimal geholfen, mich im Kontakt mit xy zurückzuhalten… denn jedesmal hab ich überlegt: „Möchte ich wirklich weiterhin eine Boje an mir…?“
Liebe Grüße,
hiiumaa
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Leider muss ich euch aus den Erfahrungen, die ich bei der Begleitung meines Partners gemacht habe sagen, dass es für den betroffenen Alkoholiker wirklich extrem schwer sein kann, sich durch den Bürokratie-Dschungel zu quälen.
Die Sozialarbeiter in der Klinik waren völlig überlastet und konnten nicht ausreichend unterstützen.Es gab zwar kurze Beratungen, aber für meinen Partner war das viel zu viel auf einmal und bei den Antragstellungen war er auf sich allein gestellt und trotz mehrfacher Nachfrage war niemand mehr verfügbar zur Unterstützung.
Insofern kann ich die Frau von Foxi‘s Sohn verstehen.Dauerhaft würde ich auch keine Unterstützung geben, aber um ihm den Einstieg in die Therapie zu erleichtern und ihm Sicherheit zu geben, dass er existenziell abgesichert ist während der Therapie, finde ich das nicht verkehrt.
Man muss nur wirklich gut aufpassen, wo man sich dann wieder rausnimmt, um den Betroffenen in die Selbstverantwortung zu bringen , denke ich.
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Ach so - ich weiß gar nicht, ob es um ALG 1 geht. Davon bin ich jetzt einfach ausgegangen. Beim Bürgergeld ( Jobcenter ) ist es aber ähnlich. Wenn er stationär in der Klinik oder Reha ist, steht er dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung und hat deswegen keinen Anspruch auf Zahlungen.
Es gibt Härtefall-Regelungen, in denen Miete etc trotzdem übernommen werden können, wenn es finanziell sehr knapp ist. Manchmal auch in Form eines Darlehens.
Das wird allerdings individuell ausgerechnet.
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Hallo Foxi, das ist ein bisschen verzwickt.
Um ALG 1 zu bekommen muss man dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Sprich: Gesund und mehr als drei Stunden am Tag arbeitsfähig sein.
In der Zeit, in der Dein Sohn Entzugsklinik ( stationär ) und Reha ( stationär ) macht, steht er dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. In der Zeit bekommt er kein ALG 1.Es wäre sinnvoll, sich vor dem Entzug beim Arbeitsamt zu melden und die Situation zu schildern, damit Dein Sohn nach der Reha nahtlos ALG 1 bekommen kann - vorausgesetzt, er ist danach arbeitsfähig. Dann kann man euch den günstigsten Zeitpunkt mitteilen, wann Dein Sohn am besten den ALG 1- Antrag stellen sollte.
Liebe Grüße, hiiumaa
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P.S.: Ich merke beim zweiten Lesen, dass der Schluss missverstanden werden kann. Ich meine, dass DU Dir bewusst bist, was Deine Themen sind, an die Du ran musst. ER sich das aber offensichtlich nicht eingestehen kann oder will und deswegen Schuldverschiebung betreibt.
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Liebe Krümel,
Du hast schon viele tolle Nachrichten bekommen. Ich lese schon eine Weile mit und kann aus verschiedenen Gründen mitfühlen.
1. Ich habe ein Kind aus einer Partnerschaft vor meinem Partner mit Alkoholproblem. Der Vater meines Kindes hatte kein Alkoholthema - dafür andere. Er hat mich noch während der Schwangerschaft verlassen. Mein Kind ist inzwischen ein Teenager. In all den Jahren hat es seinen Vater nur wenige Male gesehen. ABER! Diese wenigen Male haben gereicht, dass mein Kind erfasst hat, dass sein Vater „Themen“ hat. ( Ich will nicht sagen, dass ich frei von „Themen“ bin - weiß Gott nicht! Aber ich bin mir dessen bewusst und seit Jahren in Therapie. ER war und ist es nicht. Es sind IMMER die anderen Schuld. ) Mein Kind hat heute psychische Probleme. Angst, nicht gut genug zu sein. Es hat aus eigenen Stücken entschieden, dass es keinen Kontakt mehr zu seinem Vater möchte.
Ich will damit sagen, dass ich heute sehr froh bin, dass ich nicht mit diesem Mann zusammen bin. Der Einfluss auf die Gesundheit meines Kindes wäre vermutlich über die Jahre fatal gewesen.
Ich möchte Dir das als Denkanstoß geben. Deine Kinder bekommen mit, welche Spannung in regelmäßigen Abständen zwischen euch herrscht. Egal warum. Es bräuchte beide Partner, die bereit wären, an sich zu arbeiten. Es reicht nicht, wenn das nur einer macht.
2. Die Beziehung, die ich über die letzten drei Jahre geführt habe, war mit einem Mann, der Quartalstrinker ist und eine Persönlichkeitsstörung. Ich habe lange Zeit versucht, ihn zu einer Therapie zu bewegen. Seine Reaktion darauf war nicht unähnlich zu der Deines Mannes: Der Spieß wurde schlicht und ergreifend umgedreht und plötzlich war ich diejenige, die ihm Böses will.
Ich denke, es spielt keine Rolle, wer von euch die schlimmere Krankheit hat. Wichtig wäre eher, ob auf beiden Seiten ein Bewusstsein für die eigenen Themen da ist. Ein ehrliches sich Eingestehen: „Ja, hier habe ich ein Thema.“
Und momentan liest es sich so, als wäre dieses Thema nur bei Dir vorhanden.Erfahrungsgemäß führt das auf Dauer zu einer Abwärtsspirale. Es ändert sich nur etwas zum Positiven, wenn BEIDE an sich arbeiten. Im Moment stehst Du alleine da.
Alles Liebe,hiiumaa
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Hallo Franzi,
ich habe in den letzten Tagen Deinen kompletten Thread gelesen und kann gut mit Dir fühlen.
Mein Partner hat ist Quartalstrinker und hat eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.
Letztes Jahr hat er es für fast ein Jahr geschafft, trocken zu bleiben. In der Zeit war er einige Wochen in einer Suchtklinik und wöchentlich in Psychotherapie. Er war für eine Weile wirklich motiviert, sich den Wurzeln seiner Problematik zu stellen.
Leider ist er seit Anfang diesen Jahres rückfällig. Spätestens alle sechs Wochen trinkt er wieder für ein bis vier Wochen täglich bis zur Besinnungslosigkeit.
Er ist jetzt immerhin wieder in Therapie, aber ich bezweifle, dass er trocken bleibt. Theoretisch wäre Ende des Monats wieder der Sauf-Zyklus dran…
Mir geht es ähnlich wie Dir. Ich habe mich vor Monaten von ihm getrennt. Dann hat er erst mal richtig gesoffen ( um alles zu „verarbeiten“ ) und hat mich anschließend wissen lassen, dass er wieder in Therapie ist. Er sucht immer wieder Kontakt zu mir. Und ich merke, dass ich eigentlich überhaupt keine Kraft und keine Lust mehr auf diese Beziehung habe. Ich habe ähnlich wie Du schlimme Beschimpfungen, Beleidigungen, silent treatment und irrsinige Überhäufung von Kontaktversuchen im Wechsel, sogar Handgreiflichkeiten mitgemacht.
Das ist in seiner fast 12monatigen Trinkpause zwar wirklich besser gewesen - aber nicht weg. Sein brutales Verhalten befürfte einer ehrlichen Selbsterkenntnis seinerseits unabhängig vom Trinken. Und diese Selbsterkenntnis hat er nicht. Doch, manchmal. Wenn er so betrunken ist, dass er nur noch lallen kann.Und das wirft mich immer wieder an den selben traurigen Punkt zurück: Ich vermisse ihn. Die schönen Momente. Aber ich habe keine Kraft mehr, mich mit seinem mißbräuchlichen Verhalten auseinandersetzen. Und doch komme ich immer noch nicht ganz los.
Alles Liebe,hiiumaa
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Hallo ihr Lieben! Ich danke euch für eure Motivation und eure Unterstützung! Es hat mir sehr gut getan, von euch zu lesen. Danach musste ich das alles erst mal eine Weile sacken lassen. Ich habe bei den anderen hier in der Zwischenzeit mitgelesen und auch ein paar ältere Threads.
Die Ähnlichkeit der Geschichten erschüttern mich immer wieder auf`s Neue. Es ist, als wäre das Verhalten der Alkoholiker und das Verhalten der Co`s wie aus ein und demselben Textbuch entsprungen.
Manchmal macht mich das alles so fassungslos, dass ich das Gefühl habe, ich kann kaum mehr atmen. Dann kommen aber auch wieder Tage, an denen es mir ganz gut geht.
Ich habe es nicht geschafft, den Kontakt abzubrechen. Allerdings habe ich es immerhin geschafft, in den letzten Wochen nur dreimal auf Nachrichten von ihm zu antworten, und jedesmal nur ganz kurz und möglichst neutral.
Das löst unterschiedliche Gefühle in mir aus:
1. Ich bin stolz auf mich, dass ich nicht gleich wieder zu ihm zurück gerannt bin, wie ich das früher getan habe, und damit den gewohnten Kreislauf wie üblich in Gang gesetzt habe. Zumal er es doch tatsächlich fertig gebracht hat, mich nur wenige Tag nach der Info, dass er wieder in Therapie ist, zu einer gemeinsamen Unternehmung einzuladen! So war das während unserer ganzen Beziehungszeit: Nach dem großen Knall mit Sauf-Absturz gab es eine Weile Schweigen, und dann wurde ich wieder zu irgendeiner Unternehmung eingeladen und gelovebombt als wäre nichts gewesen. Und ich hab jedesmal mitgemacht. Das immerhin habe ich diesmal nicht gemacht. Ich habe ihm geschrieben, dass ich dazu nicht bereit bin und nach wie vor erst deutliche Verhaltensänderungen auf Dauer erleben muss.
2. Ich schäme mich. Die Tatsache, dass ich es nicht schaffe, den Kontakt abzubrechen, obwohl ich davon ausgehen kann, dass sich nichts wirklich ändern wird, und ich manchmal wirklich Verachtung ihm gegenüber empfinde, beschämt mich zutiefst. Ich klammere mich immer noch an die Illusion von dem verletzlichen Kern, den ich in ihm zu sehen glaube, und den ich hervorholen und gesundpflegen möchte, damit anschließend alles gut wird - nicht nur für ihn persönlich, sondern zwischen uns. Ich habe eure Beiträge gelesen, und bin euch so dankbar für eure Worte. In meinem Kopf ist nach wie vor alles absolut nachvollziehbar, was ihr sagt, und mein Kopf würde auch sofort sagen: "Genau! Da liest Du es von den anderen! Sie haben so recht. Lass es endlich gut sein." Und ich würde jedem anderen, der in ähnlicher Situation ist wie ich, das gleiche sagen wie ihr mir sagt. Aber es geht noch immer nicht ganz.
3. Dadurch, dass inzwischen mehr Tage ohne Kontakt da sind, als Tage mit Kontakt ( es geht nur um Textnachrichten ), merke ich auf der einen Seite, wie die Erschöpfung mich einholt nach drei Jahren Kampf. Aber ich merke auch, wie ruhig mein Leben inzwischen ist ( mal abgesehen von den massiven Problemen in der Schule, die mein Teenager hat ). Und diese Erkenntnis tut mir immer wieder gut. Ich versuche mir das immer wieder bewusst zu machen und das in den Vordergrund zu rücken.
Wieder mal danke ich euch, dass ihr da seid, und dass ihr mich begleitet.
hiiumaa
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xy hat sich heute bei mir gemeldet und geschrieben, dass er wieder in Therapie ist. Diesmal hat er angeblich einen Therapeuten gefunden, der ihn versteht und bei dem er sich gehört fühlt. Er wird alles geben bei diesem neuen Anlauf.
Ich habe ihm geantwortet, dass ich mich freue, dass er wieder in Therapie geht.Ich bin gespannt, wie lange es diesmal dauert, bis er den Therapeuten verteufelt. Das ist Therapeut Nummer drei. Die anderen waren jedesmal dann unten durch, wenn sie NPD oder Emotionsregulationstörung als Ursache für seine Alkohol-Abstürze angesprochen haben.
Für mich stellt sich jetzt die Frage, wie weit ich ihn wieder in mein Leben lassen kann und will. Wiederaufnahme der Therapie war ja meine Bedingung, dass überhaupt Kontakt stattfinden kann. Ich habe nicht geglaubt, dass er es macht. -
Ich muss nochmal kurz nachschieben…
Lebenskünstler, ich glaube, da spielt ( zumindest bei mir ) auch dieser Gedanke mit rein, dass man ja weiß, es ist eine Sucht und es gäbe Hilfe.
Mein Partner hat immer wieder eine Art Kreislauf durchlebt:
Phase 1: Euphorie. Er hat alles im Griff. Er packt das Leben an. Er macht jetzt endlich die Karriere, die er wollte. Therapie? Was? Nein. So ein Quatsch. Er hört doch jetzt ein für alle mal auf und macht stattdessen Extrem-Fitness und Extrem-Bewerben. Er liebt mich, er will unbedingt mit mir zusammen sein.
Phase 2: Erschöpfung. Beginnende Frustration. Reizbarkeit. Wutausbrüche und Rage. Das Leben ist Sch… Die Menschen sind das Letzte. Die Welt ist ein übler Ort. ER ist der Einzige, der Frieden und harmonisches Miteinander möchte.
Phase 3: Extrem-Trinken für etwa 14 Tage. Alltag liegt komplett brach, es geht gar nichts mehr. Der Spruch kommt, dass ich etwas besseres verdient hätte und einen besseren Mann finden werde.
Phase 4: Eigenmächtiger Entzug. Etwa ein bis zwei Tage zugänglich und einsichtig. Ja, er braucht Hilfe. So kann es nicht weitergehen. Er will nicht trinken. Das ist schrecklich und zerstört alles.… und zurück zu Phase 1.
Zwischen Phase 3 und 4 ist der Punkt, an dem mich die Wut packt. Ich will mit diesem Menschen zusammen sein. Er will es ja offensichtlich auch. Warum es dann nicht angehen sondern jammern?
Verstehst Du, was ich meine? -
Hallo Lebenskünstler, da hast Du natürlich recht. Ich hatte meinen Anteil genauso, indem ich geblieben bin, obwohl er immer wieder weitergetrunken hat.
Für mich war es sehr schwierig, weil er Quartalstrinker ist und es durchaus manchmal Monate ohne Alkohol geschafft hat. In der Zeit habe ich sehr wohl gesehen, wie es sein könnte, wenn er es schaffen könnte aufzuhören und die Hoffnung wurde durch diese längeren Trinkpausen stark geschürt.
Mich hat es wütend gemacht, dass er zwar auf der einen Seite gesagt hat, ich wäre sein Engel, er würde mich so sehr lieben und ohne mich könnte er nicht überleben, und auf der anderen Seite aber sagte, ich würde einen besseren Mann finden. Das sind Doppelbotschaften, die einen an den Rand der Verzweiflung treiben.
Ja, ich hätte jederzeit aussteigen können. Mein Anteil, dass ich es so lange nicht getan habe. Nichtsdestotrotz - wenn er die Beziehung auch so sehr möchte, dass er ohne mich nicht leben kann, dann muss er ebenfalls etwas ändern und sich nicht nur als den armen bedauernswerten Wurm darstellen, der einfach ein Nichts ist gegen andere Männer.
Ich wollte doch gar keinen anderen Mann. Ich wollte ihn.
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Mir ist gerade noch etwas aufgefallen… Sogar die Aussage, dass er Dich so liebt und Dich schützen will und Dich deswegen zurückweist, kommt mir bekannt vor.
Ich habe immer gesagt bekommen: „Du wirst einen besseren Mann finden als mich.“Das hat mich immer wieder schier zur Weißglut getrieben, weil er damit in die totale Ablehnung von Verantwortungsübernahme für sich selbst geht, und auch noch das Opfer und den Empathen spielt.
Warum handelt er nicht selbstverantwortlich und ändert ernsthaft etwas und holt sich konsequent Hilfe an professioneller Stelle? Damit würde er sich selbst helfen und damit automatisch seinem Kind und auch eurer Beziehung.