Franzi - Ehemann trinkt

  • Hallo Franzi,

    Und natürlich auch, wie wichtig es sei, dass die Familie hinter einem steht…

    Bingo, da hat er dann jetzt schon mal wieder vorsorglich ein Großteil der Verantwortung an die Familie abgetreten. Es gibt nur einen der für seine Trockenheit verantwortlich ist, dass ist er selbst.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Und natürlich auch, wie wichtig es sei, dass die Familie hinter einem steht…

    Das klingt nach Co-Falle. Wenn die Familie sich nicht genug anstrengt, dann bleibt ihm ja quasi nichts übrig als wieder zu trinken….,
    Lass dir keine Verantwortung aufdrücken.
    Ich habe als Teenie gesagt bekommen, daß wenn ich nicht so aufmüpfig wäre, müsste die Mutter nicht so viel trinken…

    Als Teenie habe ich mich verunsichern lassen, aber als Erwachsene kann ich Manipultionsversuche erkennen und mich abgrenzen.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Und danach hat er dann „ernsthaft“ aufgehört?

    Nein, erstmal nicht. Es wurde noch schlimmer.

    Wir hatten dann nach ca 5-6 Wochen oder so ein Gespräch. Er dachte, dass ich ihm sage, dass er wieder nach Hause kommen kann. Ich hab ihm da aber gesagt, dass ich mich definitiv trenne, wenn er weiter trinkt. Er war dann wirklich geschockt davon und wollte mir auch erzählen, dass er sich sicher wäre, dass er zuhause schafft, wenn er bei uns ist, wir ihn unterstützen, etc. Da hab ich mich nicht drauf eingelassen.

    Er hat dann auch für sich eingesehen, dass er aufhören muss. Er ist selbstständig und seine Arbeit hatte auch schon sehr gelitten, er hat zum Glück gemerkt, dass es so nicht weitergeht.

    Im September ist er dann drei Jahre trocken.

  • Hallo ihr lieben,

    schon wieder habe ich lange nicht geschrieben. Danke nochmal für eure vielen Antworten und Rückmeldungen.

    Mein Nochehemann hat mittlerweile einen zweiten Entzug hinter sich. Wie leider zu erwarten war, hat er nach dem ersten immer wieder mal „getestet“, hat schließlich sich wieder getrunken und ist dann von sich aus erneut in die Klinik.
    Seitdem ist er, was den Alkohol angeht, ziemlich geläutert und meiner Einschätzung nach auch nach wie vor nüchtern (trocken?).

    Allerdings erwartet er nun von mir ganz klar eine Wiederaufnahme der Beziehung. Nun sei ja passiert, was ich immer wollte, die Ursache unserer Probleme beseitigt, er hat’s kapiert.
    Aber in mir ist zuviel kaputt gegangen. Vertrauen zerstört. Ich fühle mich wie ein Holzklotz oder wie ein Roboter, der funktioniert.
    Ich denke an Panama und ihren Mann oder die Geschichten bei den Alkoholiker, wo mit der Trockenheit die Paare wieder zueinander finden.
    Und dann aber an Auroras Geschichte - und gestehe mir ein: er hat außer dem weglassen des Alkohols eigentlich nichts geändert. Und denke, dass ich wohl endlich KOMPLETT los lassen muss. An manchen Tagen fällt mir das so schwer - trotz allem was passiert ist.

  • Guten Morgen Franzi,

    Aber in mir ist zuviel kaputt gegangen. Vertrauen zerstört. Ich fühle mich wie ein Holzklotz oder wie ein Roboter, der funktioniert.

    Das Gefühl kenne ich zugut. Ich fühle mich immer, wie in einer Rüstung, die ich über die Jahre als Schutz angelegt habe und nun nicht mehr ablegen kann. Man funktioniert, aber man ist auch irgendwie abgestumpft.

    Und dann aber an Auroras Geschichte - und gestehe mir ein: er hat außer dem weglassen des Alkohols eigentlich nichts geändert. Und denke, dass ich wohl endlich KOMPLETT los lassen muss. An manchen Tagen fällt mir das so schwer - trotz allem was passiert ist.

    Das wird der richtige Weg für dich sein. Mein Noch-Mann hat es noch nicht geschafft den Alk aus seinem Leben zu verbannen , aber mich. Selbst wenn er nun eine erfolgreiche Therapie gemacht hätte und geläutet wieder vor mir stehen würde. Es ist kein Vertrauen mehr da, statt dessen viele Scherben. Und dann kommt noch seine Gesundheit hinzu. Ich bin nicht mehr bereit diesen Ballast mit mir rumzutragen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich nun auch nüchterner alles sehen kann und die rosarote Brille abgenommen habe.

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

  • Mein Nochehemann hat mittlerweile einen zweiten Entzug hinter sich. Wie

    Allerdings erwartet er nun von mir ganz klar eine Wiederaufnahme der Beziehung. Nun sei ja passiert, was ich immer wollte, die Ursache unserer Probleme beseitigt, er hat’s kapiert.

    Hallo Franzi,

    auch den 2. Entzug hat er anscheinend nur gemacht, um seine bequeme Co nicht zu verlieren.

    "Kapiert" hat er offenbar gar nichts, auch kein einziges Problem beseitigt.

    Und wenn die erhoffte "Belohnung" ausbleibt, hängt er schneller wieder an der Flasche, als Du gucken kannst.

    Denn ein Entzug ist ja nur der Anfang. Alkoholisnus ist eine schwere psychische Erkrankung, mit der wir Alkoholiker uns bis ans Lebensende auseinandersetzen müssen, egal, ob nass oder trocken, die bleibt.

    Und darum lautet eine goldene Regel:

    Nur nicht trinken reicht nicht.

    Nach dem Entzug fängt die (Trocken)Arbeit erst an - dazu gehört zuallererst die Krankheitseinsicht: dass man süchtig geworden ist, dass die Sucht nie mehr weggeht und allenfalls gestoppt / zum "Schlafen" gebracht werden kann; durch lebenslange Abstinenz. Das sehe ich hier nicht und darauf kannst und solltest Du nicht warten, zumal bei Dir schon so viel kaputtgegangen ist.

    Also lass Dich nicht kirre machen und sorge für Dich und die Kinder! Denn

    1. Bist Du niemandem Gefühle oder Vertrauen schuldig, entweder hast Du's oder nicht.

    2. Hat sich bei ihm nicht viel getan, sonst wäre er erst mal mit sich selbst beschäftigt.

    Alles Gute!

    Einmal editiert, zuletzt von Rennschnecke (20. September 2025 um 10:31)

  • Hallo Franzi,

    ich habe in den letzten Tagen Deinen kompletten Thread gelesen und kann gut mit Dir fühlen.

    Mein Partner hat ist Quartalstrinker und hat eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.

    Letztes Jahr hat er es für fast ein Jahr geschafft, trocken zu bleiben. In der Zeit war er einige Wochen in einer Suchtklinik und wöchentlich in Psychotherapie. Er war für eine Weile wirklich motiviert, sich den Wurzeln seiner Problematik zu stellen.

    Leider ist er seit Anfang diesen Jahres rückfällig. Spätestens alle sechs Wochen trinkt er wieder für ein bis vier Wochen täglich bis zur Besinnungslosigkeit.

    Er ist jetzt immerhin wieder in Therapie, aber ich bezweifle, dass er trocken bleibt. Theoretisch wäre Ende des Monats wieder der Sauf-Zyklus dran…

    Mir geht es ähnlich wie Dir. Ich habe mich vor Monaten von ihm getrennt. Dann hat er erst mal richtig gesoffen ( um alles zu „verarbeiten“ ) und hat mich anschließend wissen lassen, dass er wieder in Therapie ist. Er sucht immer wieder Kontakt zu mir. Und ich merke, dass ich eigentlich überhaupt keine Kraft und keine Lust mehr auf diese Beziehung habe. Ich habe ähnlich wie Du schlimme Beschimpfungen, Beleidigungen, silent treatment und irrsinige Überhäufung von Kontaktversuchen im Wechsel, sogar Handgreiflichkeiten mitgemacht.

    Das ist in seiner fast 12monatigen Trinkpause zwar wirklich besser gewesen - aber nicht weg. Sein brutales Verhalten befürfte einer ehrlichen Selbsterkenntnis seinerseits unabhängig vom Trinken. Und diese Selbsterkenntnis hat er nicht. Doch, manchmal. Wenn er so betrunken ist, dass er nur noch lallen kann.

    Und das wirft mich immer wieder an den selben traurigen Punkt zurück: Ich vermisse ihn. Die schönen Momente. Aber ich habe keine Kraft mehr, mich mit seinem mißbräuchlichen Verhalten auseinandersetzen. Und doch komme ich immer noch nicht ganz los.


    Alles Liebe,

    hiiumaa

  • Als sie mit dem Rücken zur Wand stand und sich endlich Hilfe holte - etwas, worum ich sie so lange bat - habe ich für mich festgestellt, das der Zug abgefahren ist. Ich konnte und wollte nicht mehr. Noch eine Runde zu drehen, wieder in die Hoffnung gehen schien für mich nicht leistbar. Genauso war der Gedanke fern, es zu schaffen, wieder Vertrauen aufzubauen. Und das ist ein zentrales Element in einer Beziehung.

    Das habe ich grade in einem anderen Thread gelesen, und es passt auf meine Situation so gut, dass ich es hier rein kopieren wollte. Auch für mich selbst zum Nachlesen. Und um mich daran zu erinnern, dass das auch ok ist, so zu fühlen. Mein Ex akzeptiert es nämlich nach wie vor nicht und lässt nicht locker

  • Und ich merke, dass ich eigentlich überhaupt keine Kraft und keine Lust mehr auf diese Beziehung habe. Ich habe ähnlich wie Du schlimme Beschimpfungen, Beleidigungen, silent treatment und irrsinige Überhäufung von Kontaktversuchen im Wechsel, sogar Handgreiflichkeiten mitgemacht

    Entschuldige, huiiumaa,

    Ich habe gar nicht mehr geantwortet. Dein Zitat oben beschreibt ebenfalls die Situation hier treffen. Und ich habe keine Kraft und Lust mehr, einen weiteren Versuch zu starten. Es ist vieles im Argen, aber mit geht es definitiv besser als in dieser kaputten Beziehung.

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