Beiträge von jean

    Und noch ein Argument für Krisenzeiten:

    Das war eine ziemliche Überraschung, was ich im Fachbuch über die Veränderungen gelesen habe, die Alkohol im Gehirn bewirkt. Diverse Hirnregionen werden geschädigt, das Schlafmuster wird verändert, Alkohol greift in diverse Neurotransmittersysteme ein, verändert die Rezeptoren, verändert das Zellgleichgewicht, es kommt zu Wechselwirkungen mit.... Die Auswirkungen von Alkohol sind vielfältig, das meiste ist noch gar nicht richtig erforscht.

    Saufen scheint ein großes Selbstexperiment am eigenen Gehirn und am Körper mit ungewissem Ausgang zu sein.
    Nun würde ich mich ja auch nicht für Experimente der Pharma-Industrie zur Verfügung stellen, nicht fürviel Geld würde ich Experimente erlauben, die mein Gehirn und meinen Stoffwechsel nachhaltig verändern können.

    Was hat mich bloß veranlasst, das mit mir selbst anzustellen?

    Pfui Teufel, nie wieder Alk.

    Jean

    Und noch ein Argument:

    In der Selbsthilfegruppe bei den AA waren Menschen mit folgenden Erfahrungen versammelt:

    - einen hatte der Alk aggressiv und verkehrsuntauglich gemacht und für längere Zeit ins Gefängnis gebracht

    - derselbe lag mit Vergiftungserscheinungen auf der Intensiv

    - derselbe sagte, er hätte in der Nacht halluziniert, das Bett hätte sich unter ihm bewegt

    - ein anderer berichtete von den Entzugserscheinungen schon während der Nacht, dem Aufschrecken, den Schweißausbrüchen

    - wieder ein anderer vom Skandal am Arbeitsplatz, den es gegeben hatte, Alk war der Grund, warum er seinen sicheren Job verlor....

    Gefängnis, Krankenhaus, Intensivstation, letztendlich auch Straße sind (Wohn-)Orte für Alkoholabhängige. Kneipe und, für mich konkret, Blockhütte meines ehemaligen Saufkumpanen sind Übergangsstationen dorthin. Na dann, prost und schp....b.


    PS: Mein Posting bitte ja nicht als Angriff verstehen - schon gar nicht auf Menschen, die keine Arbeit haben... Betrifft ja viele, heutzutage, und ist eine Folge der sozialen Kälte in unserer Gesellschaft.

    So und noch eine negative Assoziation für das Suchtgedächtnis, die ich aus meinem Tagebuch rüberkopiert habe.

    Sollte ich zur Flasche greifen wollen, weil ich Druck und Schmerzen habe, lohnt es sich, mir auch vor Augen zu halten: Der Alk bewirkt Nervenschädigungen und hat wahrscheinlich mein Schmerzproblem mit schlimmer gemacht. Kurzfristig mag der Alk von den Schmerzen ablenken; längerfristig führt er zu mehr Nervenschäden und schwer therapierbaren Schmerzen.... Pfuuuuii Teufel. Da kann das Suchtgedächtnis noch so schönreden, ich weiß woran ich bin.


    Facit: Trinken macht Schmerzen, statt sie zu reduzieren. Alk ist - eine Gefahr für die Gesundheit, den Magen, die Leber etc. - und ein Verursacher von Schmerzzuständen. Prost Mahlzeit, mich ekelt schon beim Gedanken an das Glas.

    Hallo Meni!

    Wenn ich richtig verstanden hab, wartest Du ja auf einen Therapieplatz...

    Weißt Du schon, wann Du eventuell in eine Langzeittherapie gehen kannst? Gibts da einen konkreten Termin? Bist Du denen schon lästig genug gefallen? Gebs eventuell noch Alternativen an einem anderen Ort, die sich übers Web recherchieren lassen?


    Hast Du auch eine reale Selbsthilfegruppe, die Dich unterstützt?

    Schau gut auf Dich, Meni, Du bist eine starke Frau!

    Lieben Gruß von
    Jean

    PS: Bis es so weit ist, mit der neuen Therapie:
    Einfach weitergehen im neuen Leben ohne Alk. Aus dem Stolpern kein Fallen machen. Trockenheit bist Du nur Dir selbst schuldig. Nur trocken kannst Du gut für Dich kämpfen - lernen!

    Deine Lebensgestaltung am Abend - so mit Buch, das langsam den Saufdruck ersetzte, klang ja gut... Mach so weiter, nimm Dir Auszeiten!

    Zitat von Meni

    Ich hatte gestern einen Rückfall. Hab mir beim Laufen einen Flachmann mit Wodka gekauft und ihn getrunken, einfach so. Ich möchte mich am liebsten innerlich ausscheuern, es ekelt mich. Ich schreibe heute Abend nochmal, muss jetzt zur Arbeit.

    Hallo Meni!

    Oooooops, wenn das nicht Schuldgefühle und Selbstzweifel gibt. Ekel, sagst Du ja.

    Akzeptiere es. Es ist passiert. Du musst Dich nicht ausscheuern, der Alk ist bald wieder draußen aus dem Körper.

    Da gibts nur eins: Heulsuse (*streichel) bei der Hand nehmen, aufstehen, weitergehen...

    Verhindern, dass aus dem Stolpern ein Sturz wird.

    Wissen: Wenn ich jetzt den Alk lasse, kann jahrelange Trockenheit die Folge sein.

    Wissen: Wenn ich jetzt meine Probleme im Alk ertränke, dann sind sie morgen noch da. Und sind größer und schlimmer geworden.


    :( Es war ein Stolpern :o und Du darfst weitergehn. Erlaub es Dir. :?:)

    Du schuldest niemandem Ekel, Selbstzweifel, ein schlechtes Gewissen. Trockenbleiben und ein neues Leben schuldest Du Dir selbst.

    Liebe Grüße von
    Jean

    Zitat von Scrooge

    Alles ist besser als saufen. Glaube mir, eine verstärkte Nussschale ist zwar nicht für die Hochsee geeignet, aber für die Küstenschifffahrt allemal tauglich. Ich wünsche dir einen schönen und trockenen Tag.

    Liebe Grüße
    Scrooge(Alkoholiker)

    Ach ja, Scrooge, und ich seh auch, wie schnell Du die Art der Konfliktregelung im Forum hier begriffen hast, wie sie - allerdings nicht gestern - sondern üblicherweise geschieht und sie hier auch vorbildlich praktizierst:

    Fühlt man sich hilflos oder angegriffen, so bleibe man auf der Alk-Ebene.
    Man stelle einfach die Stabilität der Trockenheit des Gesprächspartners in Frage, um vom eigentlichen Konflikt abzulenken. Die eigene Ohnmacht wird dann wunderbar kaschiert.

    So jetzt trolle ich mich aus Deinem Thread und hoffe, ich lass Dich nicht in gereizter Stimmung zurück. Aber das passiert Dir ja nicht.

    Einen schönen, trockenen Tag. In a nutshell - happy sailing wünscht Dir

    Jean

    Dieses Statement wurde von der Autorin annuliert: Freund.

    Zitat von Scrooge

    Hallo jean,

    Wenn du dir hier tatsächlich selbst eine Standpauke gehalten hast, stelle ich mich gerne mit dir vor den Spiegel und sage dir: "Warum, jean, sollten wir uns über eine Rückfall Gedanken machen, wo wir eigentlich über viel wichtigere Dinge nachdenken müssen, über den Aufbau einer stabilen zufriedenen Trockenheit. Soll es nun doch um das Thema "Rückfall" gehen, dann lassen wir uns eben einfach vertrauensvoll zurückfallen, irgendwelche freundlichen Hände werden uns schon auffangen. Fürs Zurückfallenlassen brauchen wir doch keinen Alkohol!!!"
    Mir ist an deinen Beiträgen gestern insgesamt aufgefallen, dass du in sehr gereizter Stimmung gewesen zu sein schienst. Dann ist schreiben auch richtig. Alles ist besser als saufen. Glaube mir, eine verstärkte Nussschale ist zwar nicht für die Hochsee geeignet, aber für die Küstenschifffahrt allemal tauglich. Ich wünsche dir einen schönen und trockenen Tag.

    Liebe Grüße
    Scrooge(Alkoholiker)

    Hallo Scrooge,

    was für ein Klassiker im herablassenden Umgang mit Frauen, unangenehme Sachargumente der angeblich "gereizten Stimmung" zuzuschreiben... Es gibt noch jede Menge anderer Platitüden, die Dir gegebenenfalls zur Verfügung stehen, die gegen die Person gehen und zur Sache nichts beitragen. Aber die kennst Du sicher selbst, Du bist ja Deinen Postings nach um keine Antwort verlegen und meine Hilfe brauchst Du dazu sicher nicht.

    Auch Dir einen schönen, trockenen Tag - Du hast Dir hier sicher Freund-e gemacht. In a nutshell - happy sailing!

    Lieben Gruß von
    Jean

    Dieses Statement wurde von der Autorin annuliert: Freund.

    Liebe Meni!

    Alte Kummerknoten... Ganz klar, dass es die bei Dir gibt, nach dem was Du so erzählst und erlebt hast.

    Gut dass Du Deine Gefühle wiederfindest; lass Dir Zeit... Es besteht keine Verpflichtung immer und überall "zu funktionieren". Die Kummerknoten dürfen sich langsam lösen...

    Alles Liebe
    Jean

    Vielen Dank an Freund und Timster für die Ratschläge!

    Ich werd darüber nachdenken...

    So, heute hab ich mich zwar hauptsächlich von den Strapazen der letzten Woche erholt.

    Aber auch eine Anti-Alk-und-Notfall-Mappe erstellt, mit Ausdrucken aus dem Forum, Telefonnummern etc..

    Jetzt noch mein persönlicher Suchtdruck-Notfallplan:

    A) NOTFÄLLEN VORBEUGEN
    - Sport, Abbau vom Druck im Vorfeld
    - positive Lebensgestaltung
    - Auslösereize/Gefahrensituationen erkennen und ihnen aus dem Weg gehen
    - Entspannen, Ausgleich
    - Viel Kräuter- und Früchtetee trinken

    B) IM NOTFALL
    - das erste Glas nicht nur stehen lassen, das erste Glas gar nicht bestellen, die Flasche nicht im Haus haben, gar nicht erst auf die Idee kommen, ins Auto zu steigen
    - die einseitige Wahrnehmung - Alk = Belohnung und Euphorie - mit Gegenargumenten vervollständigen, mit der Realität konfrontieren: z.B. Trinken macht mich zur Marionette, ich kann den Alk nicht kontrollieren, er kontrolliert mich, kontrolliertes Trinken gibts nicht für mich, Trinken wäre Rückfall, Rückfall schafft Probleme ohne Ende, ein böses Erwachen morgen, Schuldgefühle, Versagensgefühle, Arbeitsplatz gefährdet, Gefahr, alles verspielt zu haben, was ich schon gewonnen hab... Will ich mir das wirklich antun?
    - viel viel Kräutertee etc. trinken
    - Druck durch Atemübungen rausatmen, ev. Druck akut abbauen durch Sport
    - in die Gemeinschaft gehen, statt abkapseln: Forum, Chat, Telefongespräche...

    Zitat von Scrooge


    Gestern abend hatte ich leichten Saufdruck, den ich aber durch eine lange Dusche, leicht überwinden konnte. Ich hatte das Gefühl, dass er durch vermehrte Rückfallgeschichten, die ich hier im Forum las, ausgelöst wurde. Soviel für heute.

    Scrooge(Alkoholiker)

    Hallo Scrooge!

    Möglicherweise:

    Rückfall beobachten plus ...................... = Saufdruck?

    Rückfall beobachten plus Irreführung durch Suchtgedächtnis = Saufdruck?

    Meinst Du, ein Rückfall würde irgendein Problem lösen? Du wirst wieder nüchtern, und die Probleme sind noch da - plus mindestens ein zusätzliches: Selbstverachtung, Versagensgefühle.....

    Sieht so die Belohnung aus, die Du für Dich vorgesehen hättest? Am nächsten Tag im A......... sein?

    ---- Ömmmm, ich stelle fest, dass ich mir grade selbst eine Standpauke halte.

    Nichts für ungut, bitte.

    Lieben Gruß
    Jean

    Noch etwas möchte ich nicht vergessen.

    Der Alkohol machte mich zum gewissenlosen Schw........ . Hab selber Freunde zum Saufn animiert, obwohl ich wusste, das schadet ihnen. Wollte Komplizen meiner Sucht. War nur mehr der Saufkumpan. Eine Schande ist das. Und ich hab mir was auf meine Freundschaften eingebildet... Dabei wurde ich langsam unfähig, Freundschaften einzugehen.... Hätte problemlos den Menschen meiner Sucht geopfert - in manchen Momenten.

    Dann ist da auch dieses Gefühl, Marionette gewesen zu sein, ohnmächtig, der Verlust jegelicher Freiheit, der durch die Sucht kommt. Der Saufdruck erinnert mich noch dran und ich finde ihn scheußlich.

    Grüße von
    Jean

    Hallo Gloria!

    Nur eine zusätzliche Idee: Auch Depressive sehen manchmal aus wie Penner, wenn es ihnen schlecht geht.

    Ist Dein Mann nun in erster Linie depressiv, oder ist er Alkoholiker, oder ist er beides?

    Am besten wäre, er ginge zum Arzt, und der würde herausfinden, was ihm eigentlich fehlt.

    Je nachdem, was wirklich los ist, könnten Deine oder seine Schritte ganz unterschiedlich aussehen.

    Lieben Gruß
    Jean

    Eines meiner stärksten Argumente ist für mich der nächste Tag, der nächste Morgen. Alkohol - ein Problemlöser? Weit gefehlt.

    Bei einem Rückfall würde ich wieder nüchtern werden und nichts wäre besser geworden. Im Gegenteil, ich hätte wieder ein akutes Suchtproblem mehr... Und meine Fähigkeit Probleme zu lösen wäre stark eingeschränkt.
    Es zahlt sich nicht aus, einen Meter gewonnenes Land, das ich der Sucht abgerungen habe, wieder herzugeben.

    Grüße von
    Jean

    Hallo!

    Hab einen interessanten Artikel über das Suchgedächtnis gelesen. Darin wurde sinngemäß gesagt: Das Suchtgedächtnis lässt einen quasi die Realität sehr einseitig wahrnehmen. Dem Alkoholkranken geht es wie im Zustand des Verliebtseins, er blendet alle Fehler der begehrten Person aus. (Nur endet diese Liebesbeziehung halt früher oder später tödlich. Der begehrte Partner - Alk - ist auch ein Dieb, der einen ums Leben bringt.)

    Fälschlicherweise erinnert man sich in Saufdruckattacken nur an die Glücksmomente, nicht an die Zerstörung, die der Alk in der eigenen Psyche, im eigenen Körper, in den Beziehungen angerichtet hat. Das liegt am Suchgedächtnis, das den Blick trübt und einen einseitig wahrnehmen lässt. Zeitlebens bleibt das leider so.

    Ich hab mir vorgenommen, für Krisenzeiten mal Argumente zu sammeln, was der Alk anrichtet. Vielleicht fällt Euch auch was dazu ein?

    Lieben Gruß
    Jean