Beiträge von Ette

    Zitat von Linde66

    Ich behaupte mal, daß das gar nicht geht, jemandem eine Chance zu geben. Ich als Mensch habe es nicht in meiner Hand, jemand anderem eine Chance zu geben. Das Leben selber bietet mir jeden Tag jede Menge Chancen, die ich annehmen oder nicht annehmen kann. Wie seht ihr das?

    Hallo und guten Abend,

    ich glaube, wir haben uns hier von der Ursprungsfrage entfernt. Denn letztendlich geht’s hier nicht um Arbeitgeber oder die eigene Chance, die wir vielleicht irgendwann in der Lage sind, zu erkennen.

    Es ging darum, aus welchem „Größenwahn“ heraus wir Co´s uns anmaßen, einem anderen Menschen, dem Betroffenen nämlich, meinen eine Chance geben zu können.

    Ich kann nur von mir sprechen und da kann ich ganz klar sagen, dass die Chancen, die ich „meinem Alki“ gab, ganz klar nur mein eigenes Bedürfnis befriedigten, selbst nichts unternehmen zu müssen. Ein Ultimatum stellen – drei, vier nette Sätze, drei, vier Tage ohne Alkohol – eine Chance hat er noch. Erneutes Trinken – ein neues Ultimatum – drei, vier nette Sätze, ein paar Tage verhielt er sich so, wie ich es mir gewünscht habe – na guuuut, eine Chance hat er noch.....so ging das eine ganze Weile.

    Ich bin der Überzeugung, dass wir Co´s mit unserm „Chance geben“ doch nur uns selbst die Legitimation dafür geben, uns und unsere Lebensumstände nicht verändern zu müssen.

    LG
    Ette

    Hallo,

    selbst auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole – wer sind wir Co´s, dass wir uns anmaßen, einem anderen Menschen eine Chance zu geben? Ich habe versucht, mich mit „meinem Alki“ zu vereinbaren, dass wir gemeinsam sehen, unsere dysfunktionale Beziehung auf eine gesunde Basis zu stellen, indem jeder versucht, sein Leben alleine klarzubekommen.

    Das hieß für mich, dass ich allein wohnen wollte, weil ich lernen musste, dies auszuhalten. Genau das Gleiche war für ihn wichtig. Wir haben uns darauf verständigt, dass wir dann gucken, wie wir uns damit fühlen und wie es weitergehen kann. Es war eine gleichberechtigte, gemeinsame Vereinbarung.

    Wer seinem Partner eine Chance gibt, will nach meinem Empfinden Macht demonstrieren. Die Macht, es in der Hand zu haben, dass der Andere sich verändert. Und genannt wird es Liebe.....

    LG
    Ette

    Zitat von n i c i

    Stimm ich Matthias voll zu. Es zeigt, wie schwer es doch ist, den Weg zur eigenen Zufriedenheit zu finden.
    "Drum prüfe, wer sich ewig bindet", und noch mehr überprüfe, wer sich weiterhin bindet.
    Liebe Grüße,
    nici :wink:

    Hallo nici,

    dass meine eigene Zufriedenheit nichts mit einer Bindung zu haben muss, habe ich in den letzten Jahren gelernt.

    Inzwischen ist eine Partnerschaft nicht mehr dafür erforderlich, damit ich zufrieden leben kann. Sie ist eher so eine Art Sahnehäubchen. Aber sie darf nicht die Voraussetzung für ein zufriedenes Leben sein.

    Wenn ich hier lese, ist es aber scheinbar oft so. Denn kaum hat frau sich vom trinkenden Partner getrennt, ist allzu oft erst wieder gute Stimmung, wenn eine neue Partnerschaft auftaucht.

    Ich kann das gut nachvollziehen, da ich früher ähnlich gehandelt habe. Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriff, dass ich damit nur meiner eigenen Weiterentwicklung aus dem Weg gehe. Als erwachsener Mensch kann ich nicht davon abhängig sein, mich nur in einer Beziehung ganz und wertvoll zu empfinden.

    LG
    Ette

    Hallo Hexi,

    ich denke, die Klinik am Kronsberg ist so gut oder schlecht wie alle Entwöhnungskliniken. Sie ist noch relativ neu. Wenn bei der Entgiftung dazu Meinungen laut werden, denke ich, dass dies Betroffene sind, die es nicht geschafft haben, trocken zu werden. Ansonsten könnten sie sich ja keine Meinung über eine Klinik bilden, wenn sie nicht dort gewesen wären. Da eine Klinik ohne die Eigeninitiative des Betroffenen überhaupt nix erreichen kann, ist eine Klinik immer so gut oder schlecht, wie die Menschen die dort an ihrer Abhängigkeit arbeiten wollen.

    Du kannst aber dort anrufen und fragen, ob es die Möglichkeit einer Besichtigung gibt. Ich weiß sicher, dass es dies für SHG´s gibt. Allerdings habe ich keine Erfahrung, wie mit Einzelpersonen verfahren wird.

    LG
    Ette

    Zitat von knutscherl

    ...dann ist es so, dass wenig hier schreiben, die mit einem trockenen partner oder trocken werdenden partner leben....und daher schreibe ich hier, denn ich seh uns nicht als ertrinkend sonder in der ähnlichen situation und wenn ich bedenke, wo ich im juli stand und wie es mir jetzt geht, hat das bla bla wie du es nennst, mich sehr weit gebracht...

    Hallo Kerstin,

    ich schreib jetzt mal in deinem thread, denn es geht ja um dich und da sollte nicht janebas thread "missbraucht" werden.

    Ich kenne „meinen Alki“ seit 10 Jahren. Fünf davon ist er nun trocken. Und in diesen fünf Jahren hat sich jeder ein eigenes Leben aufgebaut. Wir sind uns nach wie vor gegenseitig sehr wichtig. Aber wir haben beide gelernt, dass es für uns wichtig ist, dass wir uns miteinander aber auch alleine wohlfühlen können. Ein symbiotische Beziehung, in der es in erster Linie um ein „wir“ geht, ist für uns ungesund. Ein jeder von uns beiden braucht sein „ich“. Das ist der Preis, den jeder von uns seiner Krankheit zollen muss.

    Diese Erkenntnis habe ich jedoch nicht im gemeinsam Wein wegkippen oder beim Baden bei Kerzenschein bekommen. Da hat es schmerzhafte, ehrliche Blicke auf meine eigene innere Beschaffenheit gebraucht. Und therapeutische Unterstützung, denn sonst wäre ich, genau wie viele Andere hier, davon ausgegangen, dass meine Co-Abhängigkeit vorbei ist, sobald er nicht mehr trinkt.

    Dein Partner trinkt gerade nicht. Noch ist nicht klar, ob dies lediglich eine Trinkpause ist oder ob er wirklich den Weg aus der Sucht gehen will. Alk-Flaschen haben wir damals immer wieder mal gemeinsam ausgeschüttet – die nächste Tanke war schließlich nicht weit, um neue einzukaufen.

    Und was deine in diesem thread eingangs formulierte Angst vor einem Rückfall betrifft – damit wirst du leben müssen, wenn du mit dem Mann leben willst. Du kannst nicht nur den dir angenehmen Teil eines Menschen bekommen. Seine dunklen Seiten gehören genauso dazu.

    Ich wünsch dir die Kraft, WIRKLICH an DEINER Abhängigkeit zu arbeiten.

    LG
    Ette

    Ja, Renate, das meine ich, weil ich es so erfahren habe. Nicht nur bei mir selbst, sondern auch am Verhalten von Gruppenmitgliedern in meiner gemischten, realen SHG.

    Lies dich hier durch. Du wirst feststellen, dass bei ganz Vielen der trinkende Partner im Mittelpunkt der Postings steht. Auch noch nach Monaten, in denen hier gelesen und geschrieben wird.

    LG
    Ette

    Zitat von Hartmut

    Hallo Susanne,

    ich bin zwar sucht krank jedoch nicht CO. Einige Verhaltensmuster sind da sehr ähnlich und das möchte ich nun für mich erfahren.

    Hallo Hartmut,

    genau die gleiche Erfahrung habe ich auch gemacht. Es gibt Parallelen bei Co- und Alkoholabhängigen. Nur ist bei Alkoholabhängigen oder anderen stofflich Abhängigen das Suchtmittel leichter auszumachen. Wir Co´s in unser nichtstofflichen Abhängigkeit sind ja viel sozialkompatibler. Deshalb ist es so schwer, diese Abhängigkeit überhaupt wahrzunehmen und sich daraus zu befreien.

    LG
    Ette

    Zitat von Laurina5

    Als ich damals sehr krank war, bekam ich eine Verhaltenstherapie verschrieben. Wurde nach meiner Kindheitsgeschichte befragt und
    mein Selbstwert sollte aufgebaut werden, indem ich mir ein Kästchen
    zulegen und auf Zettel meine positiven Eigenschaften aufschreiben sollte.
    Als ich mich von meinem alkoholabhängigen Partner getrennt hatte, galt ich als geheilt und wurde als stabil und gefestigt entlassen. Antidepressiva habe ich abgelehnt, weil ich an die Ursache wollte. Dennoch blieb ich co.-abhängig und ließ mich danach nochmals auf einen alkoholabhängigen Partner ein.

    Laurina :wink:

    Hallo Laurina,

    was machst du denn jetzt, um aus deiner Co-Abhängigkeit zu kommen?

    LG
    Ette

    Hallo Linde,

    ich glaube, dass diese Äußerungen vom Chance geben von Co´s deshalb auf diese Art gemacht werden, weil die Alkoholabhängigkeit immer noch in weiten Teilen der Bevölkerung als Willensschwäche und nicht als Krankheit angesehen wird.

    Für mich sagen diese Äußerungen aber auch etwas über Macht aus. Und zwar eine ganz versteckte, subtile Macht. Die genau deshalb in meinen Augen auch umso schlimmer ist, weil sie sich allzu oft hinter der Opferrolle der ach so gebeutelten Co´s versteckt.

    Ja, es ist schlimm, mit einem alkoholabhängigen Partner so leben. Aber vielleicht sollten wir uns, wenn wir in einer solchen Situation leben, mal die ganz ungeschminkte Wahrheit dahinter ansehen.

    Da wird der Alkoholiker oft als der nicht richtig Funktionierende betrachtet, der Schlechte, dem man/frau noch letzte Chancen geben muss. Und noch eine und noch eine, denn – keine Chance mehr zu geben würde ja auch heißen, selbst aktiv am herrschenden Zustand etwas zu ändern. Man müsste seine Opferrolle verlassen, die doch auch immer Aufmerksamkeit und Zuwendung von Dritten zur Folge hat.

    In meiner tiefsten Co-Zeit habe ich definit noch Chance und noch eine deshalb gegeben, weil ich nicht selbst etwas verändern wollte. Ich wollte, dass ER sich ändert. Darauf hatte ich jedoch keinen Einfluss auch nicht mit noch so viel Manipulation und emotionaler Erpressung. Die Sucht war stärker und konnte erst gestoppt werden, als ER selbst es wollte. Was ich in dieser Situation von ihm wollte, wurde immer nur kurzfristig für ein paar Tage erfüllt.

    Jemanden eine Chance geben – entweder aus einem Machtgefühl heraus, weil ich mich als der bessere Mensch fühle. Oder aber, um selbst nichts ändern zu müssen, weil ich mir selbst nicht genügend Wert beimesse. Beides keine sehr sympathischen Gründe – aber in Suchtbeziehung an der Tagesordnung.

    Wobei es natürlich etwas anderes ist, wenn wir in gesunden Beziehungen leben. Aber dazu sind wir, die wir hier schreiben, m. E. erst nach einer ganzen Weile der Persönlichkeitsentwicklung in der Lage.

    Hallo Renate

    Zitat von RenateO

    Denn wenn ich so lese und langsam begreife,ist der Alk der Egoist und der Co,derjenige der sich anpasst ,richtig?

    Als Co in meiner Hoch-Zeit war ich mindestens so egoistisch wie „mein Alki“. Schließlich gab er mir die Möglichkeit, meine innere Leere nicht spüren zu müssen. Er gab meinem Leben einen Mittelpunkt, um den sich alles drehte und somit einen Sinn. Seine Saufereien machten mein Leben unberechenbar, aufregend, alles andere als langweilig. Meine Anpassung war nichts anderes als die Angst, ohne ihn allein zu sein. Besser eine schlechte Beziehung als gar keine. Und ich glaube, mit dieser Art von Egoismus bin ich nicht allein. Um es nicht Egoismus oder Abhängigkeit nennen zu müssen, nannte ich es Liebe. Und auch hier, denke ich, bin ich nicht allein.

    LG
    Ette

    Zitat von Emma2010

    Eines jedoch verstehe ich hier im Forum tatsächlich nicht.
    Warum wird jedes Tohuwabohu, jede Gefühlsanwandlung, jede
    Anhänglichkeit unter dem Deckmal Co-Abhängigkeit weiter getragen?
    Es könnte ja manches auch ein Persönlichkeitsdefizit sein.
    Aber das lässt sich gut und gerne beheben, ist auch gar keine Schande.

    Hallo Emma,

    Co-Abhängigkeit IST ein Persönlichkeitsdefizit. Und ja, es ist keine Schande, ein solches Defizit zu haben. Aber es ist schwierig und langwierig, sich daraus zu befreien. Persönlichkeitsentwicklung ist nie einfach und überhaupt dann, wenn dazu letztendlich Verhaltensweisen gehören, die gemeinhin als gesellschaftlich angesehen gelten.

    LG
    Ette

    Hallo Silberkralle,

    natürlich ist das Gebrauchtwerden im Arbeitsleben etwas anderes als in einer dysfunktionalen Beziehung.

    Ich stehe auf dem Standpunkt, dass es mir mit meinem Partner aber auch ohne gut gehen kann. Dieses Empfinden hatte ich früher nicht. Da fühlte ich mich nur wohl, wenn jemand um mich war. Inzwischen kann ich Alleinzeit genießen und sie mir auch gezielt nehmen.

    Und ich kann den Anderen seine Probleme selbst lösen lassen, ohne ständig helfen zu wollen. Das ist nicht immer leicht, aber wichtig für beide Seiten.

    Leider lese ich hier immer wieder, dass zwar erzählt wird, dass man/frau sich aus ihrer Co-Abhängigkeit gelöst hat, die Verhaltensweisen jedoch genau das Gegenteil erzählen. Aber das muss eben jeder für sich selbst regeln.

    LG
    Ette

    Zitat von Emma2010

    .

    Ich glaube nur die Co`s opfern sich auf, aber wenn ich mich in der Lage fühle, aus meiner Mitte zu handeln, und alles dafür gebe um mich nie wieder selbst zu verlieren, dann kann ich auch einen Weg einschlagen, der steinig und holprig ist

    Hallo Emma,

    ja, ja, Co´s sind immer die Anderen! So wie die meisten Alkis andere Alkis als solche bezeichnen, ihre eigenen Abhängigkeit aber übersehen. Co-Abhängigkeit ist nicht dadurch weg, wenn ich nicht den ganzen Tag an den trinkenden Partner denke.

    In deinem Beitrag vom 12.11. lese ich nichts anderes als Co-Abhängigkeit. Aber es ist deine Entscheidung. Warum bist du überhaupt dahin gefahren? Wegen des Hundefutters? Wohl kaum. Und Post, die dort noch sein könnte, nun, er kann sie dir doch hinterher schicken. Ich weiß, dass ich damals in der ersten Zeit nach der Trennung auch alle möglichen Gründe gesucht habe, wieder Kontakt zu haben. Wie ein Alkoholiker, der immer wieder Gründe findet, weiter zu trinken.

    Na ja, es ist dein Leben.

    LG
    Ette

    Hallo Perle,

    willkommen hier im Forum. Du fragst, was du tun sollst, um nicht co-abhängig zu werden?

    Die Beine in die Hand nehmen und laufen. Dir einen Therapeuten suchen und dich mit deiner eigenen Persönlichkeit auseinander setzen. Das Glück, das dir jeden Tag begegnet, lernen zu erkennen. Dir deine Zukunft vielleicht ohne diesen Mann ausmalen?

    Es ist deine Entscheidung - es ist dein Leben. Eine Abhängigen kannst du nie ohne seine Abhängigkeit haben. Er hat diese Seite immer in sich und sie kann immer wieder zu Tage treten. Genauso wie deine Abhängigkeit. Die ist schon in dir - oder warum lässt du dich auf jemanden ein, der abhängig trinkt?

    Es tut mir leid, dir kein Patentrezept für eine glückliche Zukunft liefern zu können. Das muss nämlich jeder für sich selbst finden. Und dafür ist auch das Trinken oder nicht Trinken eines Partners nicht verantwortlich.

    LG
    Ette

    Hallo Hartmut,

    wieder mal danke für deine Frage!

    Meine Co-Abhängigkeit – lange wollte ich sie nicht wahrhaben. Ich hab nicht für ihn gelogen, ihm keinen Schnaps gekauft und nicht auf heile Welt gemacht. Trotzdem wurde mir von Fachleuten immer wieder gesagt, dass mein Verhalten co-abhängig sei. Gezankt hab ich mich mit denen, sie für absolut doof empfunden. Bis es dann einfach alles zuviel wurde und ich den Ex vor die Tür setzte. Das, was danach für Gefühle in mir auftauchten, war einfach nur der blanke Entzug.

    Natürlich von mir immer als eine abgrundtiefe Liebe etikettiert. Schließlich war ich nicht abhängig. Ich liebte nur sehr stark – meinen Seelenbruder, den Mann, den ich immer gesucht hatte usw., usw. Es dauerte noch eine ganze Weile mit schlechten Gefühlen bis hin zu Suizidgedanken, bis ich mich auf den Weg machte, an meiner eigenen Abhängigkeit zu arbeiten. Genauso wie viele SchreiberInnen hier, war ich der Meinung nur der Alki ist krank und ich würde mich in der Beziehung nur liebevoll treusorgend verhalten.

    Seltsamerweise war es mir manchmal bewusst, dass das Zusammenleben mit „meinem Alki“ sich so anfühlte, als hätte ich ständig einen minderjährigen, lebensunerfahrenen Menschen um mich, für den ich Vieles regeln musste. Der Ansatz für mich war aber immer der, dass das nur am Trinken läge und vorbei sei, wenn das Trinken vorbei wäre. Pustekuchen! Als ich dann nämlich allein war, stellte sich kein Gefühl von Erleichterung oder Befreiung ein. Nein, eher ein tiefes Loch, eine Leere, die ich vorher so nicht wahrgenommen hatte.

    Diese Leere zu füllen, mein eigenes Leben sinnvoll und lebenswert zu gestalten, galt es zu lernen. Und ich lerne immer noch. Denn all die Jahre, in denen ich von einer Beziehung in die nächste wanderte, waren das Umsorgen, das Lieben, das sich um die Probleme Anderer kümmern, meine Mittel zum Zweck. Sie halfen mir, die Leere nicht zu spüren, so, wie der Alkohol den trinkenden Partnern hilft, ihre schlechten Gefühle nicht wahrnehmen zu müssen.

    Für mich kein angenehmes Gefühl! Aber die einzige Möglichkeit, etwas zu verändern, war einfach, diese meine Abhängigkeit als zu mir gehörend anzuerkennen. Als ich sie als meine Abhängigkeit akzeptiert hatte, konnte ich mich daraus lösen. Dieser Prozess dauert bis heute an und wird mich wohl mein Leben lang begleiten.

    Kein Alkoholiker ist jemals in seinem Leben wieder ein Nicht-Alkoholiker. Er kann seine Krankheit nur zum Stillstand bringen. Genauso geht es wohl mit meiner Abhängigkeit. Ich kann sie nur im Auge behalten. Die Grundvoraussetzung für abhängiges Verhalten im Umgang mit Menschen werde ich immer in mir tragen.

    LG
    Ette

    Guten Morgen Renate,

    doch ja, das kenne ich auch. Und die Parallelwelt ebenso. Es ist seine Welt und wenn du keine eigene hast, sprich ein eigenes Leben, wirst du immer leiden, wenn er in seine verschwindet.

    Ansonsten ist das einfach die Art und Weise, mit der du dich abfinden musst, wenn du mit einem nassen Alkoholiker leben möchtest. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich noch so sehr drängeln, reden und argumentieren kann, er wird sich nur dann anders verhalten, wenn er es selbst möchte.

    Ich habe damals die Konsequenzen gezogen und genau wie du, mir gleich ein anders „Suchtmittel“ gesucht. Einen neuen Mann nämlich. So, wie ich mein Leben lang immer wieder von einer Beziehung in die nächste gegangen bin. Mit mir selbst klar zu kommen, brauchte ich deshalb nicht zu lernen. Inzwischen kann ich es.

    Also, wie gesagt, es ist, wie es ist. Und das, was du beschreibst, ist einfach das Leben, wie es ist mit einem nassen Alkoholiker. Es ist deine Entscheidung, ob dein Leben so aussehen soll.

    LG
    Ette

    Zitat von kaltblut


    Coabhängigkeit ist die Unfähigkeit das Leben zu meistern

    Hallo Karl,

    in manchen Situationen weiß ich deinen Pragmatismus wirklich zu schätzen. Hier aber muss ich dir ganz vehement widersprechen. Co-Abhängigkeit ist alles andere als die Unfähigkeit dein Leben zu meistern. Überleg mal, was du im Laufe deines Lebens alles bewegt hast – ist das Unfähigkeit?

    Was Co-Abhängigkeit in meinen Augen aber immer beinhaltet, ist die Unfähigkeit das Leben ALLEIN, ohne Partner, zu meistern. Die Leere, die übrig bleibt, wenn der trinkende Partner weg ist, wird im Allgemeinen schnell wieder gefüllt. Mit Aktionismus, mit leicht zu bekommendem Sex, mit Arbeit, mit neuen Projekten, mit Sport bis zum Abwinken, mit immer neuen Interessen. Alles, alles, um nur die Leere nicht spüren zu müssen.

    Ich muss mein Co-Verhalten kontrollieren, genauso wie ein Alkoholabstinenter seinen Saufdruck kontrollieren muss. Seit fünf Jahren trinkt der Mann an meiner Seite nicht mehr – meine Aufgabe ist es, meine Unabhängigkeit zu bewahren. Mein eigenes Leben genauso gut auf die Reihe zu bekommen im Alleinleben wie in Partnerschaft. Und das ist nicht immer leicht. Genauso, wie ein trockener Alkoholiker immer wieder in die Situation kommen kann, dass er Suchtdruck bekommt, komme ich in Situationen, wo die Menschen um mich herum wichtiger zu sein scheinen als ich. Kontrolle meiner eigenen Defizite, deren größtes das für Andere da zu sein ist, ist der einzige Weg, um umzulernen. Genauso, wie ein Alkoholkranker immer latent gefährdet ist, bin ich es auch.

    LG
    Ette

    Hallo Frozen Tears,

    ja, ich denke schon, dass Frauen durch Erziehung und das Bild der Frauen, das so gern in der Gesellschaft gezeigt wird, leichter in eine Co-Abhängigkeit geraten als Männer.

    Frauen werden, auch heute noch, erzogen, dass sie die Sorgenden, die Behütenden, die Verständnisvollen sind. Guck dich um in den Ehrenämtern, in den Schulen, in den Kommunen und in den Kirchengemeinden. Helfen, beistehen, für Andere da sein, erzieherische Berufe von kleinen Kindern, Grundschulen – überall wirst du mehr Frauen als Männer finden, die hier tätig sind.

    Eigenständige, eigenwillige Frauen sind nach wie von nicht sehr angesehen in unserer Gesellschaft. Die würden womöglich ihre eigenen Grenzen viel mehr ziehen, als die treusorgenden. Und sie wären sicherlich nicht so leicht in eine Co-Abhängigkeit zu verstrickt.

    Die Übergänge sind fließend, je nach dem mit welchen Menschen eine Frau zu tun hat. Bei mir war es immer so, dass ich die Verantwortliche war. Als große Schwester, als Mutter, als Ehefrau, die den Haushalt und das Zusammenleben organisierte. Ich bin so aufgewachsen und erzogen worden, dass mein eigener Wille hinten anzustehen hat. Vernünftig sein, anständig sein und fürsorglich, das waren die Schlagworte, die mein Leben prägten. Dafür zu sorgen, dass es den Menschen in meinem Umfeld gut geht. Nicht mein eigenes Wohlergehen durfte im Mittelpunkt stehen.

    Und wenn ich mir angucke, in welchem Alter hier die Frauen sind, die schreiben, dann denke ich, dass dies nicht nur ein Problem meiner Generation ist. Hier wird schon ein Frauenbild vererbt. Und es ist richtig, in erster Linier erziehen Frauen. Also ihr jungen Mütter, ihr könnt es ändern. Fangt an, euch selbst in den Mittelpunkt eueres Lebens zu stellen. Nur wenn sich jeder Einzelne ändert, kann sich auch das Ganze ändern.

    Wenn ich hier lese, denke ich oft, es ändert sich nichts! Die Männer, die Verwandten, die Kinder, die Nachbarn – alle sind wichtiger als die einzelne Frau. Romantische Ergüsse, Sehnsucht und das Gefühl der Leere, wenn der Mann weg ist. - Und täglich grüßt das Murmeltier......

    LG
    Ette

    Zitat von n i c i

    Tja wär garnicht so schlecht oder ?!!! Wenn man jeder Alk sich grün verfärben würde...kein Vertuschen nach außen möglich, kein Ablenken,
    selbst der Alki hätte keine Ausreden oder Erklärungsversuche ausdenken müssen.
    Aber leider ist das keine Nebenwirkung.

    Na, so eine Verfärbung wäre für Co´s auch nicht schlecht. Da würde es auch da viel leichter sein, die eigene Abhängigkeit anzuerkennen und nicht nur am trinkenden Partner festzumachen.

    LG
    Ette