hallo angi,
ich habe es mir zur aufgabe gemacht, allen für mich
gefährlichen situationen aus dem weg zu gehen.
(weggehen, einladungen, die nicht unbedingt sein müssen, etc.
wenn mich aber dieses gefühl überfällt - dieses "jetzt
möchte ich gerne etwas trinken - oder, in dieser situation
habe ich doch immer was getrunken (vor allem zu einem
schönen abendessen) - lenke ich mich nicht ab - wie es
viele hier im forum machen - sondern gehe dieses problem
psychologisch an. ich versetze mich z.b. ganz bewusst
in die situation, in der ich damals ganz verzweifelt
meine suchtberaterin der caritas angerufen habe, weil
ich so nicht mehr weiterleben wollte und konnte.
mir hilft auch sehr, dass ich mich ganz konzentriert daran
erinnere, dass der alkohol für mich speziell ein betäubungs-
mittel war. ( ich habe vor ca. 10 jahren angefangen
abends wein zu trinken, weil ich wegen der damals
aufkommenden depressionen nicht mehr schlafen
konnte). ich sage mir dann, wie schön es doch ist, wieder
wach zu sein, alles ganz bewusst jetzt erleben zu
können, nicht mehr durch diesen entsetzlichen
künstlichen schleier!
ich freue mich so DASS ICH NICHT MEHR TRINKEN MUSS!!!
ich habe mein leben wieder - und das leben hat mich
wieder.
ich muss dir dazu sagen, dass ich eine achtwöchige
langzeittherapie gemacht habe und dass ich dort
sehr viele informationen über die krankheit alkoholismus
bekommen habe.
ganz besonders wichtig für mich war die erkenntnis,
dass es sehr wichtig ist, DEN KAMPF GEGEN DEN ALKOHOL
ZU BEENDEN, denn es ist absolut sinnlos,
gegen jemanden zu kämpfen, DER SO UNGLEICH STÄRKER
IST!
als ich das begriffen hatte, spürte ich, dass ich ruhiger
werde.
ganz wichtig dabei war mir, dass ich spürte, dass mit
dieser erkenntnis auch die gedanken an einen VERZICHT
zeitgleich verschwanden.
von besonderer bedeutung war für mich weiterhin, dass
ich mich in den monenten des "drucks" auch sofort daran
erinnere, dass diese krankheit eine chronische krankheit
ist, die man nur zum stillstand bringen kann, dass sie
NICHT HEILBAR ist. in diesen monenten denke ich dann
daran, dass ich während dieser LZT eine frau kennengelernt
habe, die kaum noch laufen kann, weil sie durch den alkohol
ihre nerven so stark geschädigt hat oder an den mann,
dessen händezittern trotz abstinenz nie mehr verschwinden
wird, ebenfalls ein nervenschaden.
an all diese dinge denke ich ganz intensiv und bewusst,
wenn ich im sonnenschein auf der terasse stehe am abend
und mich wie ein blitz der gedanke durchfährt: mensch,
wäre es toll, jetzt ein glas wein zu trinken.
dabei fällt mir dann auch sofort ein und das ist ganz wichtig
für mich, dass ich mir das in diesem moment deutlich
bewusst mache, dass ich schon sehr lange nicht mehr
nur EIN glas wein trinken KANN. diese kontrolle habe ich
verloren! ich weiss heute genau, dass ich nach dem ersten
glas nicht mehr stoppen kann und dass ich dann genau dort
lande, wo ich vor meinem entzug aufgehört habe.
das suchtgedächtnis und der alkohol sind einfach zu grosse
gegner, als dass ich gegen sie ankommen kann!!!
und so masochistisch möchte ich nicht mehr sein, dass
ich einen so ungleichen kampf auf mich nehme!
ich habe auch schon probiert, mich abzulenken, aber egal,
was ich dann auch tat, verfolgten mich diese suchtgedanken.
deshalb habe ich für mich diese methode der bewusst-
machung gefunden und sie hilft mir.
ich wünsche dir alles, alles ganz liebe
ich finde, das hört sich alles sehr positiv an, was du schreibst.
du schaffst das!
LG nina