Beiträge von EinNeuer

    Eines möchte ich noch hinzufügen: Ich hatte mal ein Erlebnis – ich habe es hier, so glaube ich, schon mal erzählt – in der Ambulanz des Suchtkrankenhauses. Ich bin mit einer jungen Frau ins Gespräch gekommen. Sie war schon recht gut wiederhergestellt (also keinen körperlichen Entzug mehr) und berichtete mir von den Dingen, die sie jetzt leider nicht mehr voll auskosten kann. Da war dieses Weinfest und jene Veranstaltung und da hatte sie es doch immer so lustig und hat viel getrunken und wenn sie wieder dahingeht (was sie auch vorhatte), und die ganzen Freunde und so. Das wird sicher hart werden, und so weiter und so fort.
    Da war also die Reide von "leider", "voll auskosten", ....
    Hier verhät es sich natürlich anders. Wenn jemand das erste Mal mit seiner Krankheit konfroniert wird, mehr oder minder "nur" einen körperlichen Entzug hatte und derjenige oder diejenige dann recht unbedarft wieder losgeht, ist der Rückfall sicher nicht so weit weg.
    Ich möchte hier nur klarstellen, dass ich auch nur für mich sprechen und schreiben kann. Wenn jemand das erste mal mit seiner Sucht konfroniert wird, ist es wahrscheinlich wirklich besser, wenn er alle Risiken meidet.

    Obwohl ich leider noch kein Langzeitrockener bin, beschäftigt mich meine Krankheit (inkl vieler Therapiestunden) schon seit mehreren Jahren. Ich versuche reflektiert und klar darüber nachzudenken und auch danach zu handeln. Meistens gelingt mir das gut und ich trinke nicht. Das Ziel ist natürlich die absolute und lebenslange Trockenheit und die damit verbundene Stärke und Freude.

    LG EinNeuer

    Lieber Hoppegarden,

    Deinen Schreibstil möchte ich nicht kritisieren. Du schreibst stilistisch sehr gut.
    Inhaltlich kann ich mich aber Kaleu nur anschließen.

    Jeder hat mit seinem eigenen Lebenstil zu brechen. Was um alles in der Welt bewegt Dich, HansHa und auch Hartmut, von Unbelehrbarkeit, drohenden Rückfällen und anderen waghalsigen Voraussagen zu sprechen, wenn ein anderer trockener alkoholkranker Mensch, der seine eigene (Trink-)Geschichte, seine eigenen Fallen und seine eigene Wahrnehmung hat, eine Hochzeit, eine Weihnachtsfeier oder eben einen Weihnachtsmarkt
    besucht?

    Die eigene Erfahrung? Das ist ein gutes Argument. Aber eben nicht die universelle ganze Wahrheit, die auf jeden zutrifft. Früher schon oft hier diskutiert: Ich zb weiß, wo mein Risiko liegt. Und das finde ich nicht auf zb besagten Weihnachtsmärkten vor.

    Um jetzt hier nicht wieder ein Streitgespräch zu starten, möchte ich Dir sagen, dass ich einige Deiner Gedanken und Deiner Argumente sehr gut nachvollziehen kann.

    Das "Mit-sich-selber-alleine-klar-kommen" zum Beispiel. Das hat was und trifft auch auf mich zu. Oder auch Deine Gedanken zum Kern jeden Weihnachtsmarktes. Das Trinken. Da hast Du, was den Großteil der Bevölkerung angeht, sicher nicht ganz unrecht. So nach dem Motto: Freitag, später Nachmittag, man geht mit den Arbeitskollegen nach Büroschluss noch auf den Markt und 99% trinken dann ein, zwei Tassen Glühwein. Ich jetzt nicht. Wenn ich mal dort bin, denke ich tatsächlich in erster Linie an die kulinarischen Köstlichkeiten. Und Tee gibt es an den Ständen ja auch zu trinken. Außerdem, auch wenn mir letzten Freitag der Weihnachtsrummel noch zu früh war, mag ich die Stimmung grundsätzlich schon. Ich lebe bei einer mittlelalterlichen Kleinstadt. Und wenn zwischen den alten Häusern die Weihnachtsbeleuchtung hängt, viele regionale Bauern selbstgemachte Konfitüren, Honig, Speck, Käse und Kekse verkaufen, wenn es nach geschmolzenem Käse und gebrannten Mandeln duftet, wenn (ich weiß nicht, wie man dazu in Deuschland sagt: bei uns heißt das Lebenshilfe, also Heime, in denen geistig Gehandicapte leben) die Lebenshilfe Selbstgebasteltes ausstellt, finde ich das schon schön. Und es bedarf meiner Meinung nach schon einer großen Portion Zynismus, um das alles als reines Massenbesäufnis zu bezeichnen.

    LG EinNeuer

    Hallo zusammen,

    ich mal wieder :)

    Ging mir am Wochenende auch so. Mit meiner Freundin Besorgungen in der Stadt gemacht und dann noch durch den Markt gelatscht. Wie schon öfter geschrieben: Habe früher nie auf solchen Märkten gesoffen. Hatte auch keinen Saufdruck. Aber diese Atmosphäre! Noch nicht mal Dezember und schon rennen Dir die ersten mit Weihnachtszipfelmützen vor die Beine.

    Gut, man kann jetzt sagen, dass es dort immer was Leckeres zu essen gibt. Stimmt. Raqulette- oder Speckbrote, gebrannte Mandeln, etc. Schon was Feines ...

    Sonst brauch ich das auch nicht. Den Vergleich mit Oktoberfest und Weihnachtsmarkt finde ich allerdings schon ein wenig gewagt. War noch nie auf dem Oktoberfest aber zumindest am späten Nachmittag/frühen Abend habe ich auf dem Weihnachtsmarkt noch keine Betrunkenen gesehen. Und für Kinder ist es ja ganz nett, so Karusellfahren und das ganze Programm.

    Aufjedenfall haben meine Freundin und ich uns dann in ein Café geflüchtet, um dort einen Tee zu trinken.

    LG, Ein Neuer

    Hallo zusammen,

    Ich mal wieder! Uff, ich habe langsam das Gefühl, dass ich "schuld" an diesen Diskussionen bin. :wink:

    Kann es sein, dass wir von verschiedenen gastronomischen Einrichtungen sprechen? Mir kommt das so vor ...

    Ich habe auch das Gefühl, Ihr redet von verrauchten Bierkneipen. Dunkle Räume, wo sich in Ecken Trinker zusammengesellen, um ihrem Lebensinhalt, dem Saufen, nachzugehen. Holzschwangere Gasthöfe auf dem Land. In denen am Stammtisch schon am vormittag aufgeschwemmte und rote Gesichter zu jedem Bier einen Schnaps kippen. Bahnhofskneipen, die armen Obdachlosen zumindest zeitweise Unterschlupf bieten – und den wärmenden Stoff gleich dazu. Betriebsfeiern, bevölkert von unreifen saufenden "Kollegen", bei denen man sich nicht sicher ist, ob sie einem heimlich Alkohol in den Saft schütten und das dann lustig finden. Promilleveranstaltungen, wie die meisten Dorffeste, Karnevalssitzungen und dergleichen mehr.

    Ich meinte moderne, gehobene Straßencafés, wo viele Gäste Kaffeespezialitäten, frischgepresste Säfte oder das Teeangebot genießen. Pizzerias, die ein Mittagsmenü anbieten. Kaffeehäuser, in denen die Käsesahnetorte noch selbstgemacht ist, und in denen der beste Cappuccino der Stadt angeboten wird. Familientreffen, auf denen kein "saufender Onkel Alfons" anzutreffen ist, sondern reflektierte, kultivierte und sehr nette Menschen einen schönen Sommertag im Garten oder einen feinen Abend bei einem guten Abendessen verbringen.

    Natürlich wird an allen Orten, die ich jetzt aufgezählt habe, auch Alkohol getrunken. Aber eben nicht gesoffen.

    Und wenn ich 4 Tische weiter einen sehe, der mit glasigen Augen Gleichgewichtsstörungen hat und nur noch lallen kann, törnt mich das nicht an, sondern schreckt mich ab.

    Ich habe niemandem im Freundeskreis, der Alkoholprobleme hat. Und wenn ich was merken würde, wäre ich der Erste, der denjenigen darauf anspricht. Allerdings habe ich auch niemanden im Freundeskreis, der grundsätzlich keinen Alkohol trinkt.

    LG, EinNeuer

    Hallo Xenica, hallo Karsten,

    Ja, das war widersprüchlich. Gebe ich zu.
    Bin übrigens seit über drei Monaten nie mehr in den Kontakt mit Salaten im Restaurant gekommen. Nicht, weil ich nicht dort war, sondern weil ich keinen gegessen habe. Und das mit den Gaststätten hatten wir ja schon. Habe das ganze im Thread "individueller Weg" nochmal versucht, für mich zu vertiefen.

    LG, EinNeuer

    Hallo zusammen,

    Zitat von Charlie

    Hallo,

    die, von denen Du vielleicht meinst, sie leben ihre Krankheit zu sehr (fanatisch war Dein Ausdruck) sind zufriedene Langzeittrockene.

    Was schliesst Du daraus???????????

    LG
    Charlie

    Naja, ob alle zufrieden sind, weiss ich jetzt nicht. Ich denke, es gibt auch zufriedene Langzeittrockene, die das nicht tun. Aber: der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel! Besser so und trocken als anders und saufend. Keine Frage ...

    Danke für Eure Antworten!
    Atmen, Essen, Trinken ... ja klar, überlebenswichtig.

    Vielleicht nochmal zu dem einen Satz:

    Stärken stärken, Schwächen schwächen.

    Ich denke, Ihr wisst schon, was ich meine. Es gibt die Theorie, und an die glaube ich auch, dass man, umso mehr man sich auf ein Thema konzentriert, dieses verstärkt. Lege ich alle Kraft, alles Denken und alle Energie auf das Positive, wächst dieses. Konzentriere ich mich nur auf das Negative, wächst dieses. Wobei sich hier beim Alkoholismus keine einfache Antwort finden lässt. Die Krankheit ist negativ, die Trockenheit positiv.
    Ist vielleicht auch einfach theoretisches "Geschwafel", aber es interessiert mich. :D

    Vom "Ich darf nicht" zum "Ich will nicht". Bei mir ging das auch immer sehr schnell. Nur hat sich das anscheinend in den letzten Jahren nicht wirklich verinnerlicht. Sonst hätte ich nicht immer wieder angefangen.
    Wenn es mir halbwegs oder überhaupt gut geht, denke ich klar "Ich will nicht!". Ich finde es dann richtig gut und wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich dann manchmal auch ein wenig den anderen trinkenden überlegen, wenn ich alkfrei und klar durch die Sommerhitze komme. Denke mir dann oft: "Um Gottes willen, stell Dir vor: Jetzt am Morgen total am Sand und zum Start in den tristen, traurigen Alki-Alltag Whiskey und Bier runterwürgen!" Bei dieser Vorstellung bin ich wirklich dankbar für meine Nüchternheit und kann mir ein saufendes Leben gar nicht vorstellen. Das ist natürlich nicht der einzige Vorteil, der mir bewusst ist.

    Und manchmal, in schwachen Momenten, überkommen mich dann die anderen Gedanken. Zb während eines Abendgewitters. Draußen auf dem Balkon sitzen und sich langsam wegbeamen. Einfach mal für ein paar Stunden dem Alltag entfliehen und trinken. Das sind dann die Momente, in denen ich mir sage: "Denk an den Morgen, denk an Dein Leben, wenn Du das tust, stirbst Du." Übertragen gemeint jetzt. Beruflich, persönlich ... und irgendwann dann durch Alk wirklich. Da lenke ich mich dann ab. Gehe raus oder arbeite, oder surfe im Netz (auch gerne hier), oder gehe einfach früher schlafen und lese noch ein gutes Buch.

    So, jetzt schweife ich ab ...

    Jedenfalls kann ich momentan sagen: "Ich will nicht. Ich brauch nicht." Und wenn ich meine, ich möchte, dann sage ich mir auch: "Ich kann nicht und es bringt nichts."

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    Hallo zusammen,

    Diesen Thread wollte ich schon lange eröffnen. Mir fällt auf, dass einige von Euch den Umgang mit der Alkoholkrankheit als oberste Priorität im Leben setzen. Oder zumindest habe ich bei vielen Beiträgen diesen Eindruck. Ich will mal hier eine Aussage platzieren:

    Stärken stärken, Schwächen schwächen.

    Kann es sein, dass man, wenn man sich täglich intensiv mit seiner Krankheit auseinandersetzt, die ganze Energie auf das Kranksein legt anstatt auf die anderen (schöneren) Dinge im Leben? Kann es sein, dass man Gefahr läuft, seine Krankheit fast schon zur (fanatischen) Religion zu erheben, alles, was man tut und wie man lebt, um sie aufbaut und ihr somit viel mehr Platz und Kraft gibt, als einem letztendlich gut tut?

    Klar ist, dass unsere Krankheit in alle Bereiche unseres Lebens eingreift. Seien es Vorurteile von anderen, sei es bei der Auswahl an Lebensmitteln, beim Verlassen der sogenannten geschützten Bereiche, bei Stimmungstiefs und Stimmungshochs. Bei Schicksalsschlägen oder einfach nur bei sogenannten (gefährlichen!) Flashbacks, wenn man sich an die schönen Zeiten mit Alkohol erinnert und diese wieder hochleben lassen will. Denn wenn man ehrlich zu sich ist: Klar, bevor man abhängig war, gab es ja auch durchaus gute Erlebnisse, bei denen Alkohol eine gewisse Rolle gespielt hat. Bei mir zumindest.

    Was mich interessiert ist, wie ihr, wenn ihr mal aus Euch raustretet und versucht, Euch von Außen neutral zu beobachten, einen komplett anderen Blickwinkel einnehmt, Eure Krankheit in Verbindung mit Eurem Denken und Handeln seht.

    Mir fällt auch auf, dass einige den Alkohol allgemein als etwas zutiefst verabscheuungswürdiges sehen. Jeder, der etwas trinkt, wird als Säufer tituliert usw. Kann es sein, dass diese Betrachtungsweise ein Selbstschutz ist? Und jeder Objektivität entbehrt?

    Klar ist, dass es eine (oft am Ende tödliche) Krankheit ist. Für uns ist das klar. Für viele Nicht-Abhängige nicht. Vom Zusammenreissen, vom Charakter, vom Verzicht ist dann die Rede.

    Aprospos Verzicht: Auch so ein doppeldeutiger Begriff. Ich habe mal in einem Buch gelesen: „Verzichte ich auf etwas, wenn ich mir kein Gift mehr zuführe?“ Alkoholische Getränke sind ja rein chemisch gesehen irgendwie trinkbar gemachter Ethanol. Und Ethanol ist ein hochtoxischer Stoff. Dreht man das um und konzentriert sich auf die chemische Toxität, könnte man fast schon sagen: „Verzichtet man auf etwas, wenn man keine Blausäure zu sich nimmt?“ Eigentlich paradox.
    Was mich auch sehr interessiert: Wie habt ihr es geschafft, vom „ich darf nicht“ zum „ich will nicht“ zu kommen?

    Eure Meinungen würden mich sehr interessieren,
    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    Hallo Xenica,

    Ich meinte damit, dass in Fertigprodukten oft Alkohol enthalten ist. Also jetzt nicht bei einer Tiefkühlpizza, aber eben in Kuchen, Saucen usw. Wie schon geschrieben: Früher habe ich da kaum drauf geachtet. Diesmal will ich es echt schaffen. Und ich bin auf einem guten Weg. :D Darum bin ich momentan sehr, sehr vorsichtig.

    Das mit den chemischen Zusätzen meine ich allgemein. Hat nix mit der Krankheit zu tun.

    Den Rest sehe ich so wie Du. Ich esse auch Senf, Ketchup, etc. Wenn ich auswärts esse, drücke ich beim Balsamicoessig auch mal ein Auge zu. Wenn ich aber selber koche (was meistens der Fall ist), dann verwende ich eben keine Lebensmittel, die Alk enthalten. Nicht, weil ich Angst vor einem Rückfall durch Balsamico-Essig hätte. Ich rieche und schmecke da auch keinen Alk. Das nicht. Das ist eher eine mentale Sache.

    Ich habe auch noch nie von jemandem gehört, der von Essig einen Rückfall hatte. Haben mir auch die Ärzte bestätigt. Man kann es auch übertreiben. Ich denke, alles ist gut und erlaubt, was einem die Trockenheit einfacher macht. Wie weit man da geht (trinkendes Umfeld, Brot selber backen, Essige verwenden ...), muss jeder für sich entscheiden. Und wenn man in sich hineinhört, weiss man die Antwort eh.

    Weiters denke ich, dass es schon einen kleinsten Nenner gibt. Eben Tiramisu, Rumkugeln, Schwarzwäldertorte – einfach alle Lebensmitteln, in denen klar Alk enthalten ist. Kirschpralinen, Fertig-Käsefondue, etc. Alkoholfreies Bier natürlich auch.

    Und alles andere geht ins Detail. Finde ich.

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    Achja und nochwas:

    Wegen Grillsaucen selber machen. Weil in manchen Fertig-Saucen Alkohol enthalten ist. Ich finde, gerade Grillsaucen eignen sich hervorragend zum Selbermachen. Auch wenn ich nicht alkoholkrank wäre, würde ich das tun. Geht wirklich schnell, einfach und man muss kein Haubenkoch sein, um das hinzukriegen. Das Internet bietet hier ja 1000ende Rezepte (auch ohne Alk).

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    Hallo zusammen,

    Ich mariniere die Menschen, die ohne Alkohol nicht grillen können, in etwas Paprika, Ziebeln ... :lol: Nein, Scherz ....

    Also ich habe noch nie gesehen, dass man Grillfleisch in Alk tunkt? Vielleicht ist das in Österreich nicht so populär ...
    Und wie Karsten sagt: Viel Gerede! Das ist wie beim Schweinebraten, bei dem manche auf einen Schuss Bier zum Überbacken schwören. Das braucht es wirklich nicht ... Habe eher den Verdacht, diese Köche suchen eine Möglichkeit, schon beim Zubereiten Bier zu trinken.

    Ich finde: Umso hochwertiger das Grillgut, umso weniger Würze. Sprich: Steaks, etc ... einfach nur mit Salz und Pfeffer. Ansonsten sind hier der Phantasie ja wirklich keine Grenzen gesetzt: Curry, Paprika, Olivenöl, Chilli, ... Tja, und jetzt die Frage ob Senf und Ketchup. Einige verzichten ja darauf. Dann kann man sicher auch mit Majo eine leckere Sauce machen. Ansonsten Ketcup-Senf-Zwiebelsauce und sowas. Aber wie gesagt: Auch zu einer guten Wurst brauche ich eigentlich nur Salat und Brot.

    Mahlzeit!
    EinNeuer

    Hallo zusammen,

    Wie schon geschrieben: Ich achte heute verstärkt auf das, was ich zu mir nehme. Und wie gesagt: Also LIKÖR-Eis ... ??? Da kann ich ja gleich Rumkugeln essen ...
    Klar gibt es viele leckere Desserts und Gerichte, in denen Alk enthalten ist. Diverse Eissorten, Wildgerichte mit dunkler Weinsauce ... Aber man kann halt nicht alles haben.

    Allerdings gibt es bei mir schon einen Punkt. Ich habe hier gelesen, dass manche sogar Brot selber backen. Das finde ich super. Aber aus geschmacklichen und hobbytechnischen Gründen. Also Brot esse ich schon ... Auch Senf und Ketchup. Aber eben div. Essige, Süssigkeiten, Gerichte und vor allem Fertigprodukte, da lass ich die Finger davon. Ist für uns Alkoholkranke klar und sowieso gesünder. :D
    Bei dem ganzen Chemiezeugs da drinnen ....

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    Hallo Matthias,

    So kann man es auch sehen. Mit dem Erinnern an die Tiefpunkte.
    Aber nichts für ungut! :D

    Ja, das hoffe ich auch. Für dieses Jahr ist das mein Rekord. Klingt nach nicht viel, ich weiß. Aber immerhin ... ist ein guter Anfang.

    Und ich habe richtig zu tun. Jobs und so. Hätte ich trinkend nie machen können bzw könnte ich trinkend gar nicht bewältigen ...

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    ps: Habe mich getränketechnisch während der Hitzeperiode mal an die hitzegewöhnten Araber gehalten: Tipp: Warmer Minztee mit Zitrone und Honig!
    Super! 8)

    Hallo Karsten,

    Ja, finde ich auch. Nicht gerade motivierend, aber Matthias hat es sicher nicht so gemeint. Denke ich jetzt mal. Oder er hat nicht die ganzen Threades zu dem Thema gelesen ...

    Aber die Betrachtung von Matthias hat theoretisch schon was. Ist ja immer wieder zu beobachten. Zb beim Rauchen. Man hat Ausreden, man sagt sich: "wenn ich mal soweit bin, dass ich es körperlich (Raucherhusten) spüre, höre ich auf, ich hör dann schon mal auf, jetzt noch nicht, ..." Man schlägt alle Warnungen in den Wind. Bis dann mal der Arzt kommt und sagt: "So, da ist der und der Schaden, und wenn Sie weiterrauchen, dann sterben sie in den nächsten Jahren." Dann hört jeder wundersamer Weise auf. Obwohl man es vorher ja eigentlich auch schon wusste. Ich nehm mich da nicht aus ...

    Viele Menschen scheinen so gebaut zu sein, dass es erstmal einen ordentlichen "Schlag" braucht, bis sie sich ändern. Ob das nun der Herzinfarkt, der Zusammenbruch oder eben beim Saufen die Leberschäden, der soziale und materielle Verlust bis hin zur Obdachlosigkeit oder sonstigen schlimmen Zuständen ist.

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    ps: Bewege mich im 3. Monat!

    :D

    Hallo Matthias,

    Mit Tiefpunkt meinte ich eben "obdachlos, alles verloren, etc..."
    Für mich hatte ich schon meine Tiefpunkte. Also mir hats gereicht.

    Finde ich ein wenig vermessen, mir zu sagen, dass ich es nicht schaffen werde.

    Wünsche Euch allen noch einen schönen, trockenen Tag!
    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    Hallo zusammen,

    Zitat von Karsten

    Hallo EinNeuer,

    sicherlich hatte ich es leichter, weil ich eben nichts aufgeben brauchte, denn außer Schulden hatte ich ja nichts.
    Wenn man wie ich auf der Strasse gelebt hat, fragt man nicht, wohin die Hilfe führt, sondern schaut, wie jemand lebt, der einen die Hilfe anbietet.

    Ich wollte nicht sagen, dass Du es leichter gehabt hast. Im Gegenteil! Ich finde es unglaublich, wenn man den Mut und die Kraft aufbringt, aus so einer Situation wieder rauszukommen. Klar, dass man dann nach allem greift und keine "Kompromisse" mehr eingeht. Ich kann das gut verstehen.

    Zitat von Maria

    Ich lese häufiger im Forum, dass es blauäugig ist, sich dem Alkohol ganz und gar entziehen zu können. Das sehe ich auch so. Denn dafür hat er in unserer Gesellschaft einen zu hohen Stellenwert.

    Aber ich muss ihm nicht hinterherlaufen. In meinem eigenen Handlungsspielraum liegt, wie wieviel Zugang ich ihm noch erlaube.

    Eben. Ich laufe ihm ja nicht hinterher. Bin ich ihm auch nie. Habe in meiner nassen Zeit ja sowieso Saufgelage wie Zeltfeste gemieden. Habe ja "nur" zuhause gesoffen. Das mache ich natürlich heute auch noch so. Also nicht das Saufen, sondern das Meiden von solchen Veranstaltungen. Gehe auch nicht mehr in Clubs und Discos. Bin auch älter geworden. 8)
    Aber ich kann dem Alkohol eben nicht ganz aus dem Weg gehen. Werbeplakate, Inserate, TV, Supermarkt, Geschäftsessen, Straßencafé, Familienfeier, Tankstelle, ... eigentlich schon wahnsinnig. Wir leben echt in einer Alkohol-Gesellschaft! Klar, man kann jetzt sagen: Familienfeier, Straßencafé – das könnte man weglassen. Könnte man, aber ich ... das haben wir eh schon ausführlich besprochen.

    Zitat von penta

    Eine Allergie zum Beispiel gegen Haselnüsse ist ja wohl was ganz anderes als die Alkoholsucht.
    Ich bin doch als Allergiker nicht süchtig nach den Nüssen.
    Es reicht eben nicht, nur nicht zu trinken. Bei der Allergie reicht es, die Haselnüsse einfach weg zu lassen.
    Für mich ist dieser Vergleich weder hilfreich noch sinnvoll.

    Ja, klar. Das war als Mittel im Moment gedacht. Also wenn mal Suchtdruck auftaucht. Gut fande ich auch das Beispiel, mit dem Alkohol in den Dialog zu treten. Pathetisch: Engelchen/Teufelchen. Ich mache schon mehr, als nur nichts zu trinken. Hinterfrage, versuche aufmerksam und wachsam zu leben, Situationen, die für mich kritisch sind, aus dem Weg zu gehen, Psychotherapie ...

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    Hallo Karsten,

    Danke für Deine Antwort.
    Hm, Du bringst mich schon zum nachdenken. Nicht nur Du, auch Maria, Hoppegarten, Matthias und die anderen. Obwohl Matthias das ähnlich sieht wie ich.

    Eines muss ich auch sagen: Ich hatte so einen Tiefpunkt nicht. Also für mich hat es gereicht. Schon klar. Ich hatte nie Probleme mit dem Gesetz (auch keine Führerscheinprobleme), hatte immer einen vollen Kühlschrank, Menschen, die sich gekümmert haben (mehr noch, Menschen, die sogar vom Fach waren – Psychologen, Arzt – sind in meinem Freundeskreis), war nie in einer Ausnüchterungszelle, geschweige denn obdachlos. Habe keine gesundheitlichen Probleme (also keine großen), will aber die nächste Zeit eh mal einen Check machen – Leberwerte und so. Bin jetzt gut zwei Monate trocken und hoffe, dass ich keine bleibenden Schäden davongetragen habe. Aber die Ärzte meinten, dass sich durch mein Trinkverhalten (eher Rausch- und Quartalssäufer, anstatt Spiegeltrinker), meine nicht sooo lange andauernde Sucht, hier nichts Gröberes rausstellen wird. Also hatte immer Regenierungsphasen ...

    Sicher, momentan läuft es geschäftlich nicht besonders. Bin froh um jeden Job und käme ohne die Hilfe meiner Partnerin auch nicht über die Runden.
    Lebe sehr sparsam im Moment. Die größten Ausgaben sind echt mal ein Mittagsmenue oder ein Kaffee mit einem Kunden. Und das muss ich halt ab und zu mal. Ansonsten Finanzamt und sonstige Steuern – das Leiden der Selbständigen IchAGs halt.

    Ach ja, Tiefpunkt: Hier mal ein großes Kompliment an Dich (habe ich Dich jetzt schon richtig verstanden? Du warst obdachlos?) und alle, die sich aus so einer Situation wieder hochgerappelt haben! Das ist wirklich bewundernswert. Ich wüsste nicht, ob ich die Kraft hätte.

    Klar, es gibt für alles eine andere Lösung. Vielleicht nicht grad für alles, aber für die meisten Sachen. Vieles mache ich schon anders als früher. Wenn zb eine geschäftliche Veranstaltung mit einer Weindegustation verknüpft ist (das ist jetzt im Tourismus- und in der Hotelbranche nicht so selten), gehe ich nicht hin. Dann denke ich mir: Was soll ich da? Bringt mir nichts und ich habe Besseres zu tun, als mir von anderen die Vorzüge dieses oder jenes Jahrganges erklären zu lassen. Man glaubt ja nicht, wie man, auch wenn man offen mit der Krankheit umgeht, immer wieder vor komischen Situationen steht.
    Da stellt der befreundete Geschäftspartner (obwohl er über die Krankheit Bescheid weiss!) Rumkugeln auf den Tisch. Nicht aus Trotz oder Gemeinheit, einfach, weil viele nicht daran denken. Da muss man die eigene Schwiegermutter daran erinnnern, bitte doch keinen Eierlikör über das Eis zu kippen, etc. Was für uns mit unserer Krankheit normal ist, wird von anderen einfach übersehen oder nicht so ernst genommen. Schon komisch, manchmal.

    Ein Tipp, wie ich es manchmal für mich sehe (vielleicht hilft das jemandem anders auch): Ich denke mir oft: ich bin eben allergisch. Allergisch. Punkt. Wie wenn jemand auf Nüsse allergisch reagiert, und seine Reaktion tödlich enden kann, bin ich es auf alle Arten von Alkohol. Das hilft mir oft.

    Rückfallgefahr/Suchtgedächtnis: Für mich gefährlich sind zb bestimmte Musik, Bücher, Filme. Ich bin ein sehr sensibler und manchmal auch Vorbild-suchender Mensch. Trotz meines Alters ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich mich an manchen fiktiven Helden klammere. Das war für mich komischerweise immer schon so. Auch in meiner Jugend. Ich fand Charles Bukowski, William Faulkner, Tom Waits, Jonny Cash, Miles Davis oder Serge Gainsbourgh immer besser als irgendeinen "gesunden" Sportler. Der Mythos Alkohol und Drogen hat mich immer fasziniert. Und da weiss ich noch heute: Da halte ich mich fern von! Ich mag mich damit nicht mehr auseinandersetzen. Diese Literatur und diese Musik hat mich immer wieder zum Trinken gebracht. Und eben irgendwann nicht mehr "nur" Bier, sondern Whiskey.
    Das animiert mich stärker als wenn ich neben jemanden Normalem sitze, der was trinkt. Etwas pubertär, ich weiss. Aber das sind zb für mich absolute Trinkfallen. Also die Romantisierung des Alkohols. Alkohol, den u.a. schon Jack London und Hans Fallada mit ihren Büchern "König Alkohol" und "Der Trinker" behandelt haben. Einem befreundeten Singer/Songwriter erkläre ich immer, dass es sich mit dem romantischen Mythos des einsamen Trinkerheldens um eine reine Lüge handelt. Denn morgens trockenkotzend über der Schüssel zu hängen, ist nicht sexy.

    So, jetzt schweife ich ab,
    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    Hallo Maria,

    Danke für Deine Antwort.
    Eines ist klar: Wenn es hilft, ist es gut.

    Eines würde mich schon noch interessieren: Karsten oder Hartmut (ich weiss jetzt nicht mehr, welcher) hat geschrieben, dass es nicht einfach ist, sich ein alkoholfreies Umfeld aufzubauen. Aber es geht.
    Mich interessiert jetzt: Wie? Indem man zb eine reale SHG besucht, und dort neue Freunde kennenlernt, mit denen man eine Beziehung, die über die SHG rausgeht, ausbaut?

    Hier mal ein paar Stichworte zu meinem Leben: (ist jetzt nicht immer genau so, aber so in der Art stimmt es.)
    Ich bin selbständig. Montag morgen einen Termin mit einem Partner für einen Kunden. Dann ins Büro (zuhause), arbeiten am Computer, telefonieren, dann am Abend eine Veranstaltung – nennen wir es eine Präsentation, eine Vernissage. Ich muss hin, weil ich federführend für das Projekt war. (Also ich muss wirklich hin – vielleicht muss ich ja noch was sagen in einer Ansprache). Die Leute trinken teilweise Sekt und Wein. Am Dienstag normales Arbeiten ohne Termin. Am Mittwoch vormittag Termin bei einem Kunden, danach noch Mittagessen. Er trinkt ein Glas Wein. Am Nachmittag noch ein Treffen mit einem befreundeten Grafiker in einem Cafe. Wir treffen uns in der Mitte der Wege auf neutralem Boden). Abstimmungsmeeting. Am Nebentisch trinkt einer Bier. Am Donnerstag nachmittag mit einer Auftraggeberwerbeagentur zu einem Termin zu einem großen Hotelier. Es wird Weisswein getrunken. Ich trinke Kaffee und Wasser. Freitag terminfrei. Am Freitag abend feiert ein langjähriger Freund seinen 40er. Er ist Psychologe und arbeitet in der Suchtberatung. Es sind ca. 40 Menschen da. Ich kenne nicht alle persönlich. Die Jungs trinken Limo, Kaffee und Bier. Am Samstag vormittag ins Schwimmbad. Am Nebentisch sitzt einer schon um die Zeit an einem gespritzten Weisswein. Ok, vielleicht nicht ins Schwimmbad sondern an den Baggersee, aber da trinkt einer auf der Wiese Dosenbier. Am Sonntag Grillen bei den Schwiegereltern. Der Schwiegervater trinkt zum Essen ein Bier. Dann am Montag ...

    Ok? Soll ich meinen Job über Bord werfen, meine Selbständigkeit aufgeben, Privatkonkurs anmelden (Das wäre wirklich so! Der Wochenablauf ist jetzt sehr dicht dargestellt. Aber innerhalb von zwei, drei Wochen kann sich das schon so abspielen), arbeitslos auf eine Sozialwohnung warten, meine Freunde nicht mehr sehen, aufs Existenzminium gepfändet, (habe nämlich noch Schulden und solange der Umsatz halbwegs passt, spielen die Banken mit) ...

    SUPER! DANN BIN ICH SICHER VOR RÜCKFÄLLEN GESICHERT! DANN GEHT ES MIR SICHER SEHR GUT!

    Auch wenn das jetzt drastisch formuliert ist, aber es macht vielleicht die Situation klarer. Und wenn jemand jetzt entgegnet: Wenn Du wieder trinkst, wirst Du sowieso die Kunden verlieren und dann ist alles noch schlimmer. Stimmt. Aber wie schon gesagt: Mich animiert niemand zum trinken. Mein Suchtgedächtnis springt manchmal an. Aber nicht, wenn ich mich in solchen Situationen (auch nicht danach) befinde. Das hat andere Gründe. Und da bin ich sehr vorsichtig!

    Nichts für ungut,
    Liebe Grüße und ein superschönes, sonniges und trockenes WE,
    EinNeuer

    Hallo zusammen,

    Ich bin mit dem Thema früher auch zu locker umgegangen. Heute achte ich verstärkt auf die Inhaltsangaben von Lebensmitteln. Letzthin stand ich vor so einem Fertigkuchen im Supermarkt. Natürlich kein Punschkuchen oder sowas. Einfach eine Art Marmorkuchen. "Besser liest de mal", dachte ich mir. Und in der Tat: 1,3 % Alkohol war da drin. Habe ich dann stehen gelassen. Früher hätte ich ihn gekauft und mir dabei gedacht, dass das sooo schlimm nicht sein könne.

    Ich esse auch sehr gerne Salat. Früher war Balsamico-Essig selbstverständlich. Heute nehme ich Apfelessig (da ist kein Alk drin) oder Zitronensaft.

    Mir geht da auch nichts ab. Mir fehlt nichts. Meine Freundin macht genau gleich leckeres Tiramisu jedoch eben ohne Alkohol. Und Risotto schmeckt ohne Weisswein auch gut.

    Ich frage mich manchmal schon, warum in sovielen – auf den ersten Blick harmlos erscheinenden – Lebensmitteln Alkohol enthalten ist. Muss das sein? Geschmack? Haltbarkeit? Wäre mal interessant zu erfahren.

    Zum Anfang des Themas: Liköreis sollte absolut tabu sein. Sicher, man kann mal unbewusst etwas zu sich nehmen, indem Alk enthalten ist. Gerade am Anfang, wenn man noch nicht soviel Erfahrung hat. Für mich ist das dann kein Rückfall. Wenn ich aber weiss (wie zb beim Likör-Eis), dass ordentlich Alk drinnen ist, und es trotzdem esse, dann spiele ich schon mit dem Feuer. Würde ich nicht tun ...

    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    Hallo zusammen,

    Einleitend: Ich werfe hier nicht alle Empfehlungen, Ratschläge und Tipps über den Haufen (hat auch keiner behauptet, ich weiß). Im Gegenteil: Vieles ist sehr nützlich, aufbauend, nachdenklich machend und für mich sinnvoll.
    Es geht hier speziell um das Thema "trinkendes" Umfeld. Oder wie manche sagen: "nasses" Umfeld.

    Maria: Rückfall: Ich bin nach der Zeit meiner stationären Therapie sehr viel ausgegangen. War solo. Habe mich nach langen Beziehungen "ausgetobt." Und nie kam mir in den Sinn, Alk zu trinken. Im Gegenteil: Ich fand es ausgesprochen amüsant, einer der wenigen komplett nüchternen zu sein, der um 3 Uhr morgens einen Club betritt, klar sieht und die besten Frauen kriegt. (Entschuldige bitte den Chauvinismus, bin auch reifer geworden 8)
    Tja, der Rückfall war ein Zusammenspiel aus (heutiger Sicht) wirklich nicht besonders schlimmen Faktoren: Eine neue Frau kennengelernt, sie lebte 800 km weiter weg. Der erste Besuch bei ihr stand an. Nachtzugfahrt, dann Taxi, dann irgendwie schlecht gelaunt (ich mag weder lange Zugfahrten noch mag ich die Stadt, in der sie lebt), Zahnschmerzen und dann war da diese Wohnung. Die Frau musste am Vormittag noch arbeiten, hatte mir den Schlüssel gelegt. Sie wusste nichts von meiner Krankheit. Ich war zu feige, es einzugestehen. Ein Fehler, den ich heute nicht mehr machen würde. Ich komme rein, ganz alleine, übernächtigt, schlecht gelaunt, nervös, eben Zahnweh und dann stehen da einige Alkoholika rum. So eine Art Hausbar. Tja, geduscht, umgezogen und dann einen ordentlichen Schluck Wodka getrunken. Das hat gereicht, um – zumindest als ich wieder zu Hause war – wieder ab und zu zu trinken.

    Hoppegarten: Der Vergleich mit den Junkies hinkt schon. Alleine die Illegalität der Droge Heroin zwingt Abhängige (und sogenannte "Nur-Wochenend-Schnupfer" sind wirklich die Ausnahme, eine ganze Ansammlung davon auf einer Party wirklich fiktiv), in eine eigene soziale Umwelt abzutauchen. Und das bedeutet, dass – zumindest kenne ich das von früher: ich hatte Bekannte, die heroinsüchtig waren – sich dort alles nur ums Fixen dreht. Das ist schon ein Unterschied. Kurz: Die Junkie-Szene bleibt unter sich und ihr Zusammenhalt ist oft nur die Droge.

    Wenn man zu mir sagen würde, ich solle eine Party besuchen, bei der nur Säufer anwesend sind, würde ich auch nicht hingehen.

    Deine Bemerkung über den objektive Blickwinkel auf die frühere subjektive Wahrnehmung hat was. Was aber, wenn die objektive Sicht auf sein eigenes Trinkverhalten einen eher raustreibt anstatt sich auszuklinken. Ob Ihr es glaubt oder nicht: Ich habe seit 2005 nie in der Öffentlichkeit getrunken. Nie. Da die Menschen in meinem Umkreis Bescheid wussten und ich mich geschämt hätte. Der Alkohol hat die Macht über mein Leben übernommen. Gerne wäre ich beim Geburtstag meines Neffen dabeigewesen, gerne wäre ich an einem schönen Samstagvormittag bei einem Kaffee in der Stadt gesessen, gerne hätte ich mit guten Freunden gegrillt. Aber ich lag besoffen zuhause. Heute will ich leben. Ich will am Leben teilhaben, mich freuen und vieles nachholen.
    Klingt jetzt so pathetisch, ich weiß.

    Ergo: Ich kann gut für mich alleine sein (arbeite auch alleine selbständig von zuhause aus), aber ich brauche als Ausgleich die Gesellschaft.
    Sobald ich merken würde, dass es mir nicht guttut, oder mich antriggern würde, wenn ich andere trinken sehen würde, würde ich gehen.
    Natürlich ist meine Einstellung nicht der Weisheit letzter Schluss. Mein Blickwinkel, meine Erlebnisse, mein früheres Trinkverhalten, meine Psyche. Bis jetzt.

    Matthias: Naja, da hast Du irgendwie recht. Ich persönlich habe mit Heroin keine Erfahrungen. Gottseidank. Ich kenne eben Menschen, die abhängig waren. Eines kann ich voll unterschreiben: Alkohol ist mindestens so eine harte Droge wie H. Nur macht er nicht so schnell abhängig. Das ist schon ein Unterschied. Ich kenne eben viele Menschen, die A konsumieren, aber nicht süchtig sind. Ich kenne aber niemanden, der H konsumiert und nicht süchtig ist.

    Wünsche Euch einen schönen Abend,
    Liebe Grüße,
    EinNeuer

    Hallo Maria, hallo Karsten, hallo Matthias!

    Karsten, da hast Du schon recht: Ich bin kein Langzeittrockener. Leider.
    Allerdings: ich hatte schon mal eine fast einjährige Trockenphase nach meiner stationären Therapie. Das soll jetzt nicht als Rechtfertigung dienen, aber aufzeigen, dass ich jetzt nicht ganz neu mit dem Thema konfrontiert werde.

    Matthias, ja so sehe ich es auch. Interessant finde ich, dass ich hier das erste Mal in der Art und Weise auf das Thema "trockenes oder trinkendes Umfeld" hingewiesen werde. In der stationären Therapie wurde sogar bewusst Wert darauf gelegt, zu lernen, wie man sich unter "Trinkenden" auch ohne Alkohol wohl fühlt. Sogar eine Kneipe/Restaurant zu besuchen, war Teil der Therapie.

    Maria, das ist jetzt schwer zu sagen:
    Auch ich habe mich vor meiner stationären Therapie 2005 so gefühlt.
    Hm, ich hätte Dir geraten, erstmal einen Arzt aufzusuchen, dann einen überwachten Entzug zu machen und dann mit den entsprechenden Fachpersonen das weitere Vorgehen zu besprechen. Stationäre Therapie oder ambulant? Und ganz wichtig: Psychotherapie! Ich weiss, dass es sehr viele "schlechte" Therapeuten gibt. Aber wenn Du den Richtigen (ich schreibe hier zur Vereinfachung einfach in männlicher Form, ok?) gefunden hast, dann kann das Gold wert sein. Es würde dann darum gehen, den tieferen Grund Deines Suchttrinkens herauszufinden. Und damit ist automatisch eine Veränderung des Verhaltens, evtl. der Lebensstruktur etc. notwendig.

    Dann hätte ich Dir geraten, auf jeden Fall ein alk-freies Zuhause zu schaffen. Auch keine Kompromisse mit dem Partner, wenn er zuhause trinken will.

    Weiters hätte ich Dir geraten, Menschen und Situationen zu meiden, die dich unweigerlich ans Saufen erinnern. Also wenn Du gesellschaftlich schon etwas "abgerutscht" wärst und mit Menschen aus "niedereren sozialen Schichten" getrunken hättest (und Dich nur des Saufens wegen mit diesen Menschen abgegeben hättest), hätte ich Dir geraten, diese Kontakte zu meiden.

    Auch von Feiern, bei denen Du ein ungutes Gefühl gehabt hättest, weil dort Menschen Alkohol trinken, hätte ich Dir abgeraten. Wenn Du ein gutes und sicheres Gefühl gehabt hättest, hätte ich Dir nicht abgeraten.

    Und dann hätte ich Dir geraten, Deine Ernährung (die ja meistens bei Alkoholkranken nicht gerade die gesündeste ist) umzustellen, Dir alk-freie Lieblingsgetränke zu suchen, ein Hobby, etwas Sport, etc.
    Und vor allem: Step by Step. Ein Schritt nach dem Anderen.

    Reale SHG oder virtuelle? Das ist dann jedem seine eigene Sache.

    Tja, was gibt es noch? Hm, die Lebensmittel: Da hätte ich Dir geraten, genauer hinzusehen. Also Schwarzwäldertorte, Rumkuglen, Likör-Pralinen, "alkoholfreies" Bier, etc. – das versteht sich von selbst, denke ich. Ich würde jetzt nicht hinter jedem Stück Brot oder Käse gleich den Rückfallteufel sehen. Aber aufpassen! (Fertigkuchen, Eis, Desserts im allgemeinen, Saucen, usw.)

    Dann die Sache mit dem Outing. Ich hätte Dir geraten, vorerst den engsten Kreis einzuweihen. Auch der direkte Vorgesetzte und vielleicht die unmittelbaren Arbeitskollegen. Aber jetzt nicht mit einem "Ich bin Alkoholikerin"-Schild durch die Strassen laufen, und jeden missionieren wollen.

    Und dann: Stärken stärken und Schwächen schwächen!
    Ich hätte Dir geraten, Deine Trockenheit mit all den daraus verbundenen Umstellungen genau im Auge zu behalten und daran zu arbeiten. Gefühle, negative wie positive, nüchtern und klar auszuhalten. Aber ich hätte Dir auch geraten, nicht alle Deine Energie und Dein Streben auf Deine Krankheit zu richten, sondern auf Deine positiven Eigenschaften. Denn Maria ist in erster Linie ein wertvoller Mensch. Und nicht in erster Linie Alkoholikerin. Du verstehst, was ich meine?

    Und im Übrigen: Mit einem guten Therapeuten (die meisten werden das kennen: Sitzungen über 50 Minuten, kann auch wirklich einige Zeit beanspruchen, also einige Sitzungen, beanspruchen), durch den Austausch mit Betroffenen, durch Reden, durch Zuhören, durch Fühlen, durch Sensibillität (und die Eigenschaft haben die meisten Suchtkranken oft sogar zu stark) wirst Du merken, in welche Richtung es sich bewegt. Wichtig nur: Saufen bringt nichts.

    So, das ist mir jetzt so auf die Schnelle eingefallen.

    Liebe Grüße,
    EinNeuer