Beiträge von Rollo36

    Hallo maibisjuni

    Die sogenannte Co-Abhängigkeit beruht auf unbewusst erlerntem Verhalten. Das verlernt man nicht einfach durch den Wegfall des Abgängigen.

    Ich würde an Eurer Stelle versuchen, das Thema mit einem Psychologen aufzuarbeiten oder zumindest in einer SHG für Angehörige von Alkoholikern zu thematisieren. Wichtig ist auf jeden Fall, offen darüber zu sprechen. Denn das Aussprechen ist die Voraussetzung für das Verstehen und letztlich auch das Verarbeiten.

    Auch ich hatte vor 15 Jahren die "grandiose Idee" einfach nichts mehr zu trinken.

    Ich ernährte mich von Bachblüten Notfalltee und pendelte mit meinem Moped zwischen Fernseher und Caritas, PC und Kreuzbund hin und her, während ich immer nervöser und ängstlicher und kaltschweissiger wurde. Ich hatte Prädeliranfälle, Wahnvorstellungen und massive Herzrhythmusstörungen. Meine Lebensgefährtin war völlig überfordert und meinen Stimmungsschwankungen hilflos ausgesetzt (wie zuvor meiner Sucht).

    Schließlich nach drei Wochen fiel einem anderen Gast in der Selbsthilfegruppe auf, daß in meinen Erzählungen nie das Wort stationäre Entgiftung vorkam und fragte mich ganz entsetzt ob ich denn nicht wüsste wie gefährlich das sei.

    Daraufhin fuhr ich umgehend zur Bezirksklinik und lieferte mich selber ein.

    Das war buchstäblich Rettung in letzter Minute.

    Ob Dein Mann Dich manipulieren will weiß ich auch nicht. Aber aus Erfahrung gehe ich mal davon aus, daß inzwischen völlig wurscht ist, was Er will. Was aus Deinem Man spricht, ist die Sucht. Und der Sucht bist Du als eigenständige Person egal. Für die Sucht bist Du entweder nur Lieferant oder Bedrohung und ansonsten bedeutungslos.

    Mache eine Trennung nicht davon abhängig was er sagt. Schreibe ihm die Adressen und Telefonnummern von der Suchthilfe auf und dann bringe Dich mit Deiner Tochter in Sicherheit.

    Was für Deine Tochter unter Garantie nicht gut ist, ist es, mit einem suchtkranken Vater aufzuwachsen.

    Du wirst hier bestimmt viele andere Mütter finden, die auch schon mal vor dieser Entscheidung standen. Und Du wirst hier bestimmt auch einige Töchter finden, die vermutlich heute noch an den Nachwirkungen eines Suchtverseuchten Elternhauses zu knabbern haben.

    Suche die Unterhaltung mit diesen Menschen. Vertraue ihrer Erfahrung.

    Ich bin nur ein trockener Alkoholiker der sich beschämt an sein nasses Ich erinnern kann und in diesem Zusammenhang froh ist, keine Kinder gehabt zu haben. Es reicht schon was ich meiner Lebensgefährtin antat.

    Das hört sich für mich sehr toxisch an. Manipulativ. So lange Du das weiter zulässt, wird er so weiter machen. Dabei kannst Du nur verlieren.

    Ich kenne ihn nicht. Nicht seinen Charakter. Nicht seine Beweggründe neben der Sucht. Aber ich kenne mich als Süchtigen und kann mich sehr gut an meine nasse Zeit erinnern. Die Sucht holt immer die schlechtesten Seiten unserer Persönlichkeit an die Oberfläche. So lange der Süchtige weiter seine Sucht bedienen kann, wird er dich weiter beherrschen. So lange wirst Du nie den Menschen hinter der Sucht kennenzulernen und herausfinden ob Du ihm vertrauen kannst.

    (Gollum. Mein Schatzzsss... Böse verschlagene Hobbitse... Wollen mir Ihn stehlen.... Was kann ich nur tun... Armer Smeagol)

    Entschuldige die Analogie ais dem "Herrn der Ringe". Aber ich kenne kaum eine Geschichte, die besser beschreibt, was die Sucht aus einem Menschen macht.

    Und die Sucht (der Ring) wird ihren schädlichen Einfluss auf jeden Menschen ausdehnen, der sich von dem Süchtigen (Ringträger) angezogen fühlt.

    Gib Deine eigene Wohnung nicht auf. Ganz im Gegenteil. Bringe Dich in Sicherheit. Rede mit anderen Menschen, so wie Du es hier tust. Suche Dir professionelle Hilfe, Du wirst sie brauchen. Ich kann in diesem Zusammenhang die Caritas oder die Diakonie sehr empfehlen. Die Beziehung zu einem Süchtigen zehrt Dich aus und macht Dich auf lange Sicht selber süchtig. Co-abhängig.

    Hallo Laila,

    Ich schließe mich meinen Vorrednern an. Ein suchtkranker Mensch ist nur an einer Sache interessiert: In Ruhe weiter konsumieren zu können.

    Dafür lügt und betrügt und jammert und verspricht unf droht und schmeichelt und manipuliert er was das Zeig hält. Hauptsache Du funktionierst und er kann in Ruhe weitermachen wie bisher.

    Du hast schon den Auszug aus der gemeinsamen Wohnung geschafft. Jetzt musst Du nur noch Deine Angst überwinden und alle restlichen Brücken abbrechen.

    Klingt hart, aber so lange Du ihn unterstützt, hat er keinen Grund eine Veränderung zu wollen.

    Hallo Liesl,

    glaube mir, Du brauchst Dir keine Vorwürfe machen, nichts gemerkt zu haben. Suchtkranke Menschen sind Erstens sehr gut darin ihre Sucht zu verstecken und Zweitens genauso geübt ihre Mitmenschen zu manipulieren.

    Das war bei mir einst nicht anders.

    Das Beste was Angehörige tun können, ist, sich selbst Hilfe zu holen, einen Zettel mit Adressen für Entgiftung und Suchthilfeeinrichtungen an den Kühlschrank zu pinnen und dann Sich und besonders die Kinder in Sicherheit zu bringen.

    Erst wenn der Süchtige auf sich selbst gestellt ist und nicht mehr auf die Unterstützung seiner Bezugsperson bauen kann, wird er die Erfahrung machen können, hilflos zu sein. Und erst wenn er sich hilflos erlebt, kann er den Wunsch entwickeln sein Leben zum Besseren ändern zu wollen.

    Hallo Marli,

    Meinen Respekt für Deine mutige Entscheidung. Das war genau richtig.

    Erst wenn er alleine auf sich angewiesen ist und merkt, daß er es nicht schafft, wird er sich ernsthaft um Hilfe bemühen.

    Und erst wenn er wirklich ärztlich begleitet entgiftet und eine Entwöhnungstherapie angetreten hat, kannst Du zumindest mal davon ausgehen, daß es diesmal nicht nur leere Versprechungen sind.

    Hallo Berta,

    Respekt, daß Du die Hilfe in der SHG suchst. Das ist der richtige Schritt.

    Auch wenn's natürlich das gewohnte Leben wieder durcheinander bringen dürfte, würde ich dir raten auf Deine Erfahrung zu hören und noch einmal den Weg über die stationäre Entgiftung und anschließende Entwöhnung zu gehen. Ist ja schließlich Deine Gesundheit um die es hier geht.

    P.s. Ich kenne natürlich nicht Deinen Musikgeschmack, aber mich begleitete die ersten Jahre meiner Abstinenz ein Stück von Motörhead "Stay clean".

    Das hämmerte mir immer recht eindrücklich ein, wofür ich eigentlich kämpfe.

    Du wirst es schaffen.

    Hallo Lara,

    Auf jeden Fall hast Du schon mal sehr viel richtig gemacht.

    Du hast Dir Hilfe gesucht. Du hast Dich informiert. Du hast sogar geschafft, bei Deinem Partner einen Hauch Bewusstsein für das sein Alkoholproblem zu wecken. Und Du setzt den Schutz Deines Kindes und Dir an erste Stelle. Auch wenn das die Trennung bedeuten sollte. Respekt.

    Trotzdem wird er sein Verhalten natürlich erst ändern, wenn ihm schmerzhaft oder besser emotional bewusst wird, wie sehr die Sucht sein und Euer Leben zerstört.

    Da sind Deine Einflussmöglichkeiten begrenzt, das muß aus ihm selber kommen.

    Ich konnte übrigens Deinen Ausführungen nicht entnehmen, ob er jemals fachliche Hilfe in Anspruch genommen hat. Du schriebst von einer 6-wöchigen Trinkpause. Das klingt für mich gefährlich nach Entzug. Und das ist etwas, wo immer ein Arzt mit eingebunden werden sollte. Da spreche ich aus leidvoller Erfahrung.

    Aber bevor ich mich hier verzettele... Ich möchte Dich auf jeden Fall im Forum willkommen heißen und würde mich freuen, gerne mehr von Dir zu lesen.

    Hallo Broti,

    bewahre Dir die Stimmung und laß Dich nicht wieder von irgendwelchen Co-abhängigen Gewissensbissen ausbremsen. Chancen hat Dein Mann bestimmt genug gehabt - so lange er nicht die Konsequenzen seines Handelns kennenlernt, wird er auch keinen Wunsch zur Änderung verspüren.

    Ich war selbst einmal so ein Säufer und kann von Glück sagen, daß meine Partnerin mir die Verantwortung für meine Gesundung schön selbst überlassen hat. So hatte ich wenigstens die Chance zu kapieren daß ich krank bin und ohne fremde Hilfe da nicht mehr rauskomme.

    Also lebe Dein Leben und laß Ihn für das Seine selbst die Verantwortung übernehmen.

    Und suche Dir eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alkoholikern! (Kreuzbund, AA, oder Blaues Kreuz, etc.) Das kostet zu Beginn zwar etwas Überwindung, hilft aber ungemein.

    ein paar Dinge sind mir noch auf-. bzw. eingefallen:

    1.) Immer schön wachsam bleiben! Denn wenn Alles leicht fällt, dann fällt man leicht.

    2.) Gefährlich ist oft nicht das Offensichtliche. Es sind die kleinen Dinge, die Gefühle, die unbewußten Schlüsselreize. Die perfide Eigenart des Suchtgedächtnisses, dich positiv über die Droge denken zu lassen. Es sind Deine Schwächen, schamgefühle und Ängste aufgrund derer Du einst der Verlockung Alkohol auf den Leim gegangen bist.

    Darum

    3.) Beschränke Dich nicht auf ein bischen Therapie alle 2 Wochen + SHG, sondern bilde Dich weiter! Lerne die Fallstricke kennen BEVOR Du darüber stolperst.

    und

    4.) Versuche besser >nicht die Tage zu zählen<, sondern lebe bewußt jeden Tag neu abstinent. Wenn du die Tage zählst, dann besteht die Gefahr daß dein Unterbewußtsein den naheliegenden Schluß zieht: "Also jetzt muß die Knastzeit doch irgendwann mal vorbei sein".

    5.) Sei sehr achtsam mit Deinem eisernen Willen. Suchtverhalten und willentliche Beeinflussung sind zwei ziemlich gegensätzliche Dinge. Und sich die Mär von Willensstärke oder -schwäche einzureden kann arg ins Auge gehen.

    Tach Frucht,

    ich seh das recht pragmatisch.

    Gehen wir einfach mal davon aus, daß Du erfolgreich auf Therapie warst und dann wieder hinter der Theke stehst.

    Auf Therapie wirst Du sicherlich auch die Problematik der Co-Abhängigkeit kennenlernen. Und spätestens wenn Du wieder am Zapfhahn stehst und die Gäste mit Stoff versorgst, wenn Du den ein oder anderen Rama springen läßt um die speziellen Schluckspechte zu belohnen, wenn Du Bierfässer wuchtest und Wodkaflaschen wechselst, dann - spätestens dann wirst Du wahrscheinlich mit deinem Gewissen in Konflikt geraten. Denn auf Therapie hast Du ja gelernt, daß der Trinker ja eben doch nicht "alt genug" ist um selbst zu wissen was ihm gut tut.

    Ich habe selbst lange genug an beiden Seiten des Tresens verbracht um ebenso wie Du zu wissen, daß man dann den besten Umsatz macht, wenn man den Gast immer schön bei Laune hält. Wenn man ihn reden läßt bis er eine trockene Kehle bekommt, wenn man ab und zu Einen ausgibt, wenn man fürsorglich salziges Knabberfutter bereitstellt um den Durst zu fördern, oder den Würfelbecher in Reichweite hält weil ja jede Runde bekanntlich mit einer Runde Kurzem abgeschlossen wird.

    Kurz wenn man den Gast immer schön am Trinken hält. Und natürlich klar; wenn man die Sucht seiner Kundschaft befördert, bedient und benutzt.

    Glaubst Du, Du bekommst das gebacken ohne mit Deinem Selbstwert in den Clinch zu geraten?

    Ah, O.K.

    Und ich Dackel habe bislang auch um alle Lebensmittel mit Sorbit einen Riesenbogen gemacht.

    Heißt das, daß Fishermens Friend, Kaugummis etc. jetzt wieder erlaubt sind (vorausgesetzt sie enthalten natürlich kein ethanol)?

    Zitat von Xenica

    ich kanns mir schlecht vorstellen, daß in Tabletten Alkohol drin sein sollte. In welche Form sollte das denn sein? Gepulvert? Ich meine das im Ernst..

    Seltsam, aber wahr.

    Alkohol gibts auch in Trockenform. Nehmen wir z.B. Fishermens Friend: Wenn wir die Inhaltsangaben lesen fällt uns noch nicht viel auf. Gucken wir aber auf die Nährwerttabelle, dann steht da unter Kalorien auf 100g = 93,4g mehrwertige Alkohole.

    Hups.

    Oder denken Wir an den guten alten Esbit-Kocher. Auch Esbit ist nichts anderes als Alkohol in Trockenform.,.,

    Ach und bevor ichs vergesse.

    Seit einer Woche trinke ich nur noch koffeinfreien Kaffee. Das bremst die Gier nach Nikotin ziemlich.

    Habe gelesen dass bei Rauchern das Koffein doppelt so schnell abgebaut wird wie bei Nichtrauchern. Das hat zur Folge, wenn bei Beendigung des Rauchens der Kaffeekonsum gleich bleibt, dass sich ein extrem ueberhoehter Koffeinspiegel aufbaut. Und je mehr koffein desto nervoeser - und je nervoeser desto mehr Gier nach Zigarette.

    Habe feststellen duerfen dass dies stimmt. Folglich fliegt Koffein auch vom Speiseplan :)

    Morgen ist der letzte Tag des Blocks. Den Goettern sei Dank.
    Und ich freue mich regelrecht auf Therapeut und SHG.

    Ich bin fuer mich selbst zu dem Schluss gekommen, den Vorfall nicht als Rueckfall zu betrachten. Denn erstens wollte ich es nicht, zweitens war mir die Wirkung unangenehm, und drittens habe nicht ich den Vorfall herbeigefuehrt, sondern ein anderer obwohl ich ziemlich deutlich machte dass ich dies nicht moechte.

    Oder ganz einfach gesagt:

    erst wenn die koerperlichen, seelischen oder Sozialen Auswirkungen der Sucht so schmerzhaft werden dass sie auch Mit der "Medizin Suchtmittel" nichtmehr vertrieben werden koennen, erst dann wird der Suechtige allmahlich daran denken sich Hilfe zu holen.

    Bei mir wars klassisch: Beziehung am Ende, Hirn beinahe Hops, Arbeit verloren, und zum Schluss nen Unfall mit fast 4 Promille.

    Das war dann endlich schmerzhaft genug.

    Ich hatte dann uebrigens auch nen kalten Entzug hingelegt. Und gluecklicherweise ueberlebt. Aber nach 3 Wochen war ich schon alleine durch die psychosomatischen Beschwerden reif fuer die Klinik.